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Typische Wörter

Begonnen von zDatze, 07. Januar 2008, 16:24:41

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zDatze

Meine Frage betrifft Formulierungen, dich ich schon oft in Büchern gelesen habe. Ich wollte einfach mal wissen, wie ihr zu diesen für mich "typischen Wörtern" steht und ob ich raten würdet diese zu vermeiden oder absichtlich einzubauen.

Beispiele:
- fesch ... ein Wort, das ich automatisch mit der österreichischen Mundart verbinde
- pulen ... ich typisch deutsches Wort, für mich als Österreicherin klingt es immer komisch sowas zu lesen

Ihr seht vielleicht schon auf was ich hinaus will. Wenn in einem Buch "pulen" vorkommt, nehme ich an es ist von einem deutschen AutorIn/ÜbersetzerIn. Bei dem Wort "fesch" wär es ein/e ÖsterreicherIn. Natürlich hat so ein Wort keine Auswirkungen auf die Qualität des Romans, trotzdem stolpere ich immer wieder über diese Formulierungen weil sie eben ungewohnt sind.

Warlock

Meiner Meinung nach, würde ich solche Wörter vermeiden. Vielleicht bedeuten sie z.B. in der Schweiz etwas ganz Anderes.
Auch würde ich mit der Umgangssprache vorsichtig sein.

THDuana

Hallo zDatze,

ich weiß jetzt nicht, was du genau fragen willst ::)
Vielleicht, ob man mit bestimmten Worten einen bestimmten Stil erzeugen will/soll? Oder ob es uns auch so vorkommt?

Bei ersterem muss ich sagen: Ich denke da nicht gleich an "typisch Deutsch" oder "typisch Österreichisch", viel mehr, wenn diese Worte öfter im Roman vor kommen, "Aha, der Autor hat eine Vorliebe für dieses Wort", und versuche so seinen Stil für mich frei zu legen. Wie baut er die Sätze auf und wie füllt er sie.

Bei zweiterem würde ich ein klares "Jein" geben. Ich finde, man kann nicht sagen, wenn man als Deutsche/r eine Geschichte in Österreich ansiedeln will, das Wort fesch gebrauchen sollte, anstatt eines "deutscheren" Synonyms. Genauso wenig würde ich es umgekehrt sagen.
Dass sich die eigene Sprache und vielleicht auch der Sprachraum des Autors widerspiegelt, ist wohl sehr wahrscheinlich und das finde ich auch ganz gut - das gehört schließlich auch zum Stil!

Aber ob man bestimmte Wörter gezielt verwenden sollte oder nicht, halte ich irgendwie für nicht richtig. Denn für manche Menschen ist es typisch, dass sie fesch gebrauchen und für manche nicht. Bei einigen würde es erzwungen wirken, bei anderen würde etwas fehlen.

@ Warlock
Zitat von: Warlock am 07. Januar 2008, 16:47:15Meiner Meinung nach, würde ich solche Wörter vermeiden. Vielleicht bedeuten sie z.B. in der Schweiz etwas ganz Anderes.
Auch würde ich mit der Umgangssprache vorsichtig sein.
Da stimme ich nicht zu. In der Schweiz bedeuten fesch und pulen mit Sicherheit dasselbe, wie in Deutschland und Österreich, nur ist es da nicht so verbreitet und bekannt und es gibt andere Wörter dafür. Dass der Leser dann vielleicht unwissend und sich fragend vor dem Text sitzt ist aber nicht nur im deutschsprachigen Ausland möglich, sondern auch im Inland, da wir hier auch einige Dialekte haben.
Wobei ich sagen muss: Dialekt finde ich nicht verwerflich, keinem schadet es, ein Wort nach zu schlagen oder ein neues dazu zu lernen, nur sollte es in die Geschichte passen. Wenn ein Bayer Bayrisch spricht, während er sein Motiv erläutert, ist es autentischer, als wenn ein Elf auf Sächsisch einen Zauberspruch in einer ganz anderen Welt murmelt (Parodien ausgeschlossen ;)).

Antigone

Ich würde sagen, das hängt davon ab, was du möchtest. Möchtest du dich als österr. Autorin darstellen, oder möchtest du ein Millieu im Roman schaffen, das typisch Österr. ist, na dann verwende solche Ausdrücke. Wenn nicht, dann nicht.

Ich habe übrigens mal das Wort: sich ausgehen verwendet im Sinne von: dafür war noch Zeit. Das wurde mir promt angestrichen als etwas, was Deutsche so nicht verstehen.

Auch da musste ich mir überlegen: steh ich zu meinen österr. Wurzeln, oder will ich, dass sich alle deutschsprachigen Leser auch auskennen.

Pulen kenne ich übrigens hauptsächlich in Verbindung mit "Erbsen pulen", und würd ich so auch verwenden.

Lg, A.

saraneth

#4
Hallo zDatze,

gab es nicht schon mal ein ähnliches Thema? Also zum Wort pulen findest du hier sicherlich auch eine Menge. (http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=2347.0)

Ansonsten... ich stamme aus dem norddeutschen Raum und mir ist pulen genauso wie fesch bekannt. Letzteres würde ich nicht unbedingt einem/r Österreicher/in zuordnen.  Ehrlich gesagt stolpere ich auch nicht darüber, weil ich mit beiden Wörtern "groß geworden" bin. Sie haben also nicht wirklich etwas "typisches" für mich, sondern sind einfach in die Sprache integriert.
Deshalb würde ich sie auch nie weglassen, so wie Warlock es vorschlägt. Natürlich sollte man überlegen, ob man nur regional verwendete Begriffe in seine Geschichte einbaut, aber diese zwei Wörter sind, davon gehe ich jedenfalls aus, von größerer "Berühmtheit". :)

Ratzefatz

"Fesch" ist wirklich Mundart und würde mich in einem Buch eher irritieren, außer der Stil ist generell sehr mundartlich.
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

zDatze

#6
@Duana:
Zitat
ich weiß jetzt nicht, was du genau fragen willst Roll Eyes
Vielleicht, ob man mit bestimmten Worten einen bestimmten Stil erzeugen will/soll? Oder ob es uns auch so vorkommt?

Mich interessiert genau das was du da geschrieben hast, ich habs wohl nicht so gut ausgedrückt wie du. ^^

Wie gesagt, ich stolpere immer wieder über derartige Ausdrücke, die für mich persönlich ein bisschen fehl am Platze sind. Sie stechen einfach total aus dem sonstigen Stil heraus. Also irgendwie unpassend, meinem Empfinden nach.
Ich will hier nicht Dialekte schlecht machen, aber ich versuche immer einen Stil zu schreiben, der nicht von "örtlichen Begriffen" geprägt ist. Natürlich habe ich trotzdem meine (Lieblings-)Wörter drinnen, die ich immer wieder unbewusst setze. ^^

Wobei ich aber ehrlich sagen muss, dass ich noch nie einen Fantasy-Roman im Dialekt gelesen oder auch nur irgendwo gesehen habe. Also warum dann solche vereinzelte Wörter einbauen, wenn man im ganzen Roman nicht ein wirklich andere Dialektwörter findet? Kann man das als Stilbruch bezeichnen?

Lisande

Ich finde, das kann man nicht an einzelnen Worten festmachen. Es ist vielmehr die Frage, wie der Autor insgesamt schreibt. Wenn es sich um einen roman in gestochenem Hochdeutsch handelt, der Autor dann eine Schrotflinte nimmt, mit "fesch" lädt und einmal abdrückt - oder der Text zumindest so aussieht - dann ist das sicherlich fehl am Platze und stößt beim Lesen sauer auf.

Wenn es aber zum allgemeinen Stil passt - warum nicht? Es kommt ja auch immer ganz auf den Zusammenhang an. Den sächselnden Elfen will in einem "ernst gemeinten" Fantasyroman wohl wirklich keiner lesen, weil es nicht passt.

Dann ist aber auch wieder die Frage, wo diese Worte auftauchen - im erzählenden Teil, oder in der wörtlichen Rede? Das kann ein himmelweiter Unterschied sein.

Also eine wirklich grundsätzliche Aussage kann ich zu dieser Frage nicht machen - es kommt halt immer drauf an.

gefion

Eigentlich liebe ich solche >typischen< Ausdrücke. Ich vermische sie auch hemmungslos, weil ich wie ein Schwamm bin, wenn es um sowas Wunderbares wie eigenwillige Wörter geht. Da darf die Fesche dann am Zagel pulen. Wie pikant.
Aber wenn ich drüber nachdenke, sollte man sich sehr genau überlegen, ob diese Wörter zum Text passen - dies die Erfahrung mehrerer Jahre Schriftstellerei.
Und nebenbei: was assoziiert ihr eigentlich mit schlackern? Ist das ein Synonym für schütteln a la Er schüttelte den Kopf. Er schlackerte mit dem Kopf??
LG
Gefion

Ary

Ich kenne das in diesem Zusammenhang: "Mit den Ohren schlackern". Also wackeln oder schütteln - ich stelle mir da immer ein Tier mit großen Ohren vor, das den Kopf schüttelt - einen Esel oder einen Hasen.
"Da hab ich ganz schön mit den Ohren geschlackert" = Da war ich ganz schön erstaunt.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

caity

Felis meinte neulich zu mir, dermaßen anstatt so "Sie war dermaßen schüchtern" sei ein typisch süddeutscher Ausdurck ... tja, und so hatte ich wieder etwas neues gelernt  :-[
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Coppelia

Also hier in Kiel im höchsten Norden kenne ich das auch. Scheint mir ein ganz normales Wort zu sein, nicht mal umgangssprachlich, meint der Duden.

Lisande

Dermaßen ist nicht mundartlich, ich kenne das auch (Ruhrpott). Vielleicht als nicht ständig gebrauchtes Wort, aber einSatz wie "sie war dermaßen schüchtern" würde mir nicht im Geringsten als ungewöhlich auffallen.