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Artikel vor Planetenbezeichnungen verwenden?

Begonnen von Ryadne, 07. Januar 2015, 18:53:30

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Ryadne

Hallo zusammen,

ich versuche mich gerade an einem Weltraum-Setting und bin dabei auf das Problem gestoßen, dass ich nicht so recht weiß, ob ich, wenn ich von Planeten spreche, deren Artikel mitverwenden oder besser weglassen soll.
Einerseits sprechen wir normalerweise davon, dass wir "von der Erde" kommen und "auf den Mars" fliegen wollen. In medialen Werken wird der Artikel aber oft ausgespart. Da heißt es dann z.B. nur noch "er kommt aus Tatooine". Selbst dann, wenn Planeten nach Göttern mit eindeutigem Geschlecht benannt werden, wird der Artikel weggelassen. In Firefly z.B. fliegen sie "nach Persephone", nicht "zur Persephone". Da es außerhalb der Realität offenbar gängiger ist, den Artikel wegzulassen, tendiere ich dazu. Andererseits gibt es auf den Planeten auch wieder einzelne Länder oder Stadtstaaten; evtl. wäre da eine sprachliche Abgrenzung sinnvoll, um zu sagen, dass jemand nach X auf der Y reist.

Was meint ihr? Hattet ihr das Problem schon mal? Wie klingt es für euch angenehmer?




Churke

Ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Ich denke, das hat etwas damit zu tun, wie man einen solchen Ort wahrnimmt. Das gibt es ja auch bei Ländernamen auf der Erde: Man sagt "die USA", "die Vereinigten Arabischen Emirate", "die BRD" oder "die Ukraine".
Und wenn ich recht überlege... ich mache das in meiner Space Opera auch mal so oder so, ohne groß darüber nachgedacht zu haben. Ich würde mich jedenfalls nicht daran stören, das in einem Buch unterschiedlich und einzelfallbezogen zu handhaben.

Veldrys

Für mich klingt es ohne Artikel besser.

Meine Geschichten spielen, obwohl sie Fantasy sind, auf einem Planeten. Die früheren Bewohner dieses Planeten bereisten auch den Weltraum.

Bei mir heißt es dann immer ,,auf Centaurus",  ,,auf Twinion" etc.. Meine Charaktere leben zum Beispiel auf Centaurus, reisen nach Centaurus oder kommen von Centaurus oder von Malan Daar (einem nunmehr zerstörten Stadtstaat) auf Centaurus.

,,Vom Centaurus", ,,vom Tatooine" etc. klingt für mich etwas merkwürdig, egal ob davor noch etwas kommt oder nicht.

Nur bei Planeten in unserem Sonnensystem nehme ich den Artikel, weil es in der deutschen Sprache so üblich ist.

Windstoß

Ich sehe das genauso wie Veldrys.
Selbst in Fantasyromanen ist das so, wenns verschiedene Welten gibt.

Bloß wir kommen von der Erde. Sobald die Erde aber irgendwo mit einem anderen Namen bezeichnet wird, kommt man von xy, ohne Artikel.

KaPunkt

Mach wie du meinst und es am besten klingt.
Schließlich komme ich aus 'Deutschland', mein Kumpel aber aus 'der Schweiz'.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Ryadne

Stimmt, an so etwas wie "die Schweiz" hatte ich gar nicht gedacht.
Danke für eure Einschätzungen. Ich denke mal, ich werde bei der artikelfreien Variante bleiben; die geht beim Schreiben doch flüssiger von der Hand.

Entropy

Ich habe zur Zeit ein ähnliches Problem und bin auch zu dem Schluss gekommen, dass es ohne Artikel besser klingt. Bei den Planeten in unserem Sonnensystem ist mir allerdings aufgefallen, dass sie zum großen Teil einen Artikel besitzen würden. Hättest du einen Protagonisten, der auf einer Marskolonie aufgewachsen ist, würde er niemals sagen: "Ich stamme aus Mars." Stattdessen: "Ich stamme vom Mars." Ähnlich verhält es sich mit dem Jupiter, dem Saturn, dem Merkur und dem Pluto. Ich denke aus diesem Grund haben sich einige Science-Fiction-Autoren für die Variante mit dem Artikel entschieden.

Für mich selbst habe ich entschieden, einfach nach Gefühl zu urteilen. Es kann schließlich nicht schaden ein bisschen Abwechslung in die eigenen Ausdrucksweisen zu bringen. Dadurch könnte man unter anderem auch zwischen verschiedenen Völkern unterschieden, die ihren Planeten unterschiedlich betiteln. Oder würde das wiederum den Leser zu sehr verwirren? Andererseits wäre es vielleicht besser sich klipp und klar für eine Variante zu entscheiden, die man dann im gesamten Universum durchzieht, wie das anscheinend bei Star Wars der Fall ist. Wie seht ihr das? Ich bin mir in dieser Hinsicht ein bisschen unschlüssig. In unserem eigenen Sonnensystem geht es jedenfalls bunt durcheinander. Du wurdest auf dem Mars (männlicher Artikel), auf der Erde (weiblicher Artikel), auf Europa (kein Artikel) geboren. Bei Letzerem meine ich übrigens den Jupitermond. ;) Eine schwierige Angelegenheit...

Zit

#7
Vll. haben einige Planeten (und deren Monde) einen Artikel, weil ihre Namen eigtl. von Göttern herrühren? Vergleich: Der Mars, aber die Venus, weil erster Gott männlich und zweiter Gott weiblich ist. Der Erdenmond hat vll. auch einen Artikel, weil wir lange nur diesen einen Mond kannten. (Wobei unser Mond ja auch in verschiedenen Kulturen eine Gottheit war.) :hmmm:

Was Länder anbelangt, mal ein Artikel aus der Zwiebelfischkolumne. Deutschland hat also tatsächlich auch einen Artikel, nur fällt der eben oft weg.  :D
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Entropy

Das mit den Göttern könnte stimmen! Aus diesem Grund assoziieren die Menschen von Anfang an eine Art Persönlichkeit und damit einen bestimmten Artikel mit dem Planeten. Pluto, der Gott der Unterwelt. Mars, der Gott des Krieges. Hat demnach ein fiktives Volk seinen Planeten oder die Planeten seines Sonnensystems nach Gottheiten benannt, müsste man die Artikel in Betracht ziehen. Das ist eigentlich eine schöne Variante kulturelle oder religiöse Hintergründe miteinander zu verknüpfen, wenn man auf ausgiebigen Weltenbau achtet. Dennoch wird bei Europa der Artikel weggelassen, obwohl sie eigentlich auch eine weibliche Sagengestalt der griechischen Mythologie ist.

Der Artikel zu den Ländern ist echt interessant. Der Witz unter dem Tschad-Bild - ein echter Schenkelklopfer. :snicker:

Layka

Gefühlsmäßig würde ich ohne Artikel eher an ein Land denken. Bei "Ich stamme aus Mars/Jupiter/Tatooine" hätte ich also die Assoziation eines Staates oder eines anderweitig eine gesellschaftliche / politische Einheit bildenden Planten, wohingegen "Ich stamme vom Mars" sich eher nach einer groben Bezeichnung anhört. Wie das in einem Roman umgesetzt wird, ist wohl wirklich Geschmackssache, wobei man sich an die einzelnen Variationen sicher genausogut gewöhnen kann wie an sonstige seltsame sprachliche Gebilde, wie sie in Fantasy und Science Fiction bisweilen auftauchen. Nur zu stark willkürlich variieren würde ich nicht. Dagegen könnte man das vielleicht sogar als Mittel benutzen, um die Herkunft von Charakteren abzutrennen. Das wäre dann so ähnlich wie die Nutzung von Artikeln vor Namen, bei uns heißt es immer der Hans und die Anna, in anderen Gegenden stehen die Namen für sich alleine. Für die jeweiligen Leute hört sich auch das jeweils Gewohnte vollkommen richtig, das andere dagegen total komisch an.

Die Artikelnutzung bei unseren Ländern sind ja gefühlt eher willkürlich - wie dein Beispiel, Entropy, zeigt. Wenn Europa überhaupt ein Artikel spendiert wird, dann das Neutrum... Armes Mädel ;D
lights out.

Zit

Naja, vom ist ja auch eine Zusammensetzung mit einem Artikel. Ohne Artikel wäre wohl eher "von Mars", vll. auch im Sinne von "von Mars (dem Gott) abstammen" -- und da verwendet man ja auch keine Artikel. Während bei "aus" wieder die Geschlechtsfrage greift, da es sich um geografische Angaben handelt. Vergleich: Ich komme aus der Eiffel/ dem Hunsrück/ dem Westerwald. Ähnlich entsprechend auch: Ich komme von der Küste. ("der Küste" gemeint als eine der beiden deutschen Küsten.)

Was Europa anbelangt... Bei Wikipedia heißt es: "(...) dass sich der Begriff ,,Europa" nicht in der geographischen Definition erschöpft, sondern sich auch auf historische, kulturelle, politische, wirtschaftliche, rechtliche, ideelle und identitäre Aspekte bezieht." Der Begriff Europa ist also eher ein "Ideenkonglomerat" und entsprechend lässt sich so etwas nicht mit einem einzigen Artikel ausstatten.
Ansonsten gibt es ja auch eben die Europäische Union.

Ich weiß allerdings nicht, warum dann ausgerechnet Arktis mit einem Artikel daher kommt und die anderen Kontinente alle nicht. xD Manchmal muss man vll. auch einfach die Dinge so hinnehmen wie sie sind. (Oder es gibt bei der Arktis nur den geografischen Aspekt und sonst keinen kulturellen, politischen, etc.?)
In Romanen würde ich zumindest die Artikelfrage den Gepflogenheiten anpassen, die wir heute haben.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Sternsaphir

Ich muss gestehen, ich habe mir über Artikel vor Planetennamen bis jetzt weniger Gedanken gemacht. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich die Artikel meist weggelassen.
Da hieß es dann: "vom Mars" oder "von Venus".
Allerdings bleibe ich dieser Handhabung nicht immer ganz treu, denn "auf dem Mars" klingt irgendwie harmonischer als "auf Mars".
Das mit den projezierten Persönlichkeiten bei Götternamen stimme ich somit zu. Man sieht den Planten grammatikalisch als Person an und wendet entsprechende Formulierungen an.

Gwee

Ich würde den Artikel auch eher verwenden. "Vom Mars" ist "von dem Mars" und ansonsten würde es mich auch eher an ein Land erinnern. Und Sternsaphirs Beispiel "von Venus" klingt für mich schrecklich falsch. Ich denke, es kommt auf die Situation an, wann wir den Artikel verwenden. In solchen Fällen wie "von..." gehört er definitiv dazu, wenn auch nicht zwingend ausgeschrieben. Ich finde es übrigens fast grausam bei einem Planeten zu sagen, dass man "nach ..." reist. Das hört sich einfach nicht flüssig an und ich denke am besten ist es für den Leser, wenn es unauffällig ist. Was Veldrys meinte mit "auf Planet A" finde ich okay, aber das hat sich glaube ich, auch eingebürgert bei gewissen Planeten. Ich denke, das kommt einfach auch ein wenig drauf an. Ich würde nie "der Pluto" sagen, aber "die Erde" oder "der Mars" kommen mir flüssig über die Lippen.
Aber solange du dich am Wohlsten mit deiner Bezeichnung fühlst, ist es ohnehin das Wichtigste!
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel