• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

"Jugendsprache" - Junge TZler vor: Was geht gar nicht? Was ist gut?

Begonnen von serenade, 21. Oktober 2012, 19:06:31

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

serenade

Ich habe diese Woche gelesen, dass "episch" eines der beliebtesten Wörter der aktuellen "Jugendsprache" sein soll. Ich muss zugeben: Das ist bislang an mir vollkommen vorbeigegangen.
Von daher, meine Fragen an die U20er unter uns (bzw. an alle, die sich so fühlen): Gibt es Worte aus der "Jugendsprache", die ihr in (Jugend-)Büchern lieber nicht lesen wollt (ich meine jetzt nicht unbedingt Schimpfworte)? Habt Ihr Beispiele für Bücher, in denen Ihr Euch an bestimmten Worten/Ausdrucken gestört habt, die augenscheinlich eine junge Zielgruppe ansprechen sollten?
Andererseits: Welche Worte benutzt Ihr häufig und könntet Euch vorstellen, dass diese auch in Jugendbüchern verwendet werden (z.B. in der wörtlichen Rede)? Habt Ihr Beispiele für sprachlich gelungene Jugendbücher, die Ausdrücke aus einer eher jugendlichen Sprache verwenden.
Oder schreibt mir einfach alles, was Euch zum Thema "Jugendsprache" einfällt. Ich bin gespannt!

Sprotte

Es meldet sich Ü40 zu Wort: Jugendsprache ist nach allem, was ich bei meinen Nachbarkids erlebt und gehört habe, sehr kurzlebig. Schreibst Du heute ein Buch mit tagesaktuellen Ausdrücken, ist das nächstes Jahr spätestens überholt.

Naudiz

"Episch" habe ich jetzt so noch nie gehört, höchstens das englische Äquivalent "epic", aber das auch nur sehr selten. Allerdings sprechen weder ich noch mein Freundeskreis die Jugendsprache, oder zumindest nicht so schlimm wie andere in unserem Alter.

Was ich häufiger von Altersgenossen höre:

krass, geil, hammer, übelst, verf*ckt, boah ey, Alter (als universale Anrede), Keule (als Bezeichnung für einen meist befreundeten jungen Mann), Abkürzungen wie WTH (what the hell), WTF (what the f*ck), NP (no problem) und KP (kein Plan)

Aber wie Sprotte schon sagte, ändern sich diese Sachen ziemlich schnell.

Rynn

Ich glaube auch: Schon allein, um seinen Roman nicht zu sehr zu datieren, sollte man von extrem kurzlebigen Ausdrücken absehen. Solange deine Jugendlichen nicht eindeutig veraltete Wörter wie "Mannomann", "Sahneschnitte" oder "Penne" sagen und du dich eher an eine Art "jugendliches Universalwörterbuch" hältst, wirst du den jugendlichen Ton sicher schon ganz gut treffen.
Denn was bringt es dir, wenn du deine Protas jetzt "episch" sagen lässt – und bis dein Buch veröffentlicht ist, sagt das schon keiner mehr, geschweige denn im Jahr drauf?
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Serafina

"Episch" habe ich schon öfters gehört, aber zumindest in meinem Freundeskreis wird dieser Ausdruck eigentlich nicht besonders häufig verwendet.

Auf mich wirken Jugendbücher bei denen sich der Autor sichtlich bemüht hat, die Charaktere in Jugendsprache sprechen zu lassen, oft unfreiwillig komisch. Es ist aber auch wirklich schwierig, weil die beliebten Ausdrücke innerhalb meiner Altersgruppe stark zu variieren scheinen. Es herrschen oft sogar von Schule zu Schule, Stadt zu Stadt und besonders in den verschiedenen Bundesländern starke Unterschiede. Zum Beispiel sagt meine Cousine aus Norddeutschland oft Sachen, die ich als Hessin total ulkig finde und umgekehrt. Deshalb würde ich mich mit der Jugendsprache generell eher zurückhalten und einfach einen allgemeinen lockeren Umgangston anschlagen.

serenade

Danke für Eure ersten Kommentare :) Das sind ja schon einige Hinweise. Ja stimmt, ich wäre auch eher vorsichtig mit "neumodischen" Ausdrücken (wie "episch", wobei ich es bemerkenswert finde, dass Ihr diesen Begriff gar nicht so gängig findet. Das spricht dann auch für die lokal eingeschränkten bzw. kurzlebigen Modeerscheinungen).
Danke außerdem für die Negativbeispiele (Rynn) und die Zusammenstellung häufiger Worte (Naudiz). Vielleicht kommen ja noch einige mehr zusammen?

Shin

Zitat von: Naudiz am 21. Oktober 2012, 19:12:22
"Episch" habe ich jetzt so noch nie gehört, höchstens das englische Äquivalent "epic", aber das auch nur sehr selten. Allerdings sprechen weder ich noch mein Freundeskreis die Jugendsprache, oder zumindest nicht so schlimm wie andere in unserem Alter.

Was ich häufiger von Altersgenossen höre:

krass, geil, hammer, übelst, verf*ckt, boah ey, Alter (als universale Anrede), Keule (als Bezeichnung für einen meist befreundeten jungen Mann), Abkürzungen wie WTH (what the hell), WTF (what the f*ck), NP (no problem) und KP (kein Plan)

Aber wie Sprotte schon sagte, ändern sich diese Sachen ziemlich schnell.

Angst?

Ich benutze das Wort episch, ja, aber nicht die Wörter, die du so hörst.
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Janika

Abkürzungen wie "kP" (kein Plan) , "nP" (no problem), "kD" (kein Ding), "kA" (keine Ahnung) etc sind bei uns momentan sehr gebräuchlich, "episch" und Ausdrücke wie "BÄÄÄM!" auch. Aber in einem Buch würde ich die alle nur sehr ungern sehen, muss ich gestehen! :-\
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Shin

Ich glaube, wenn man so etwas im Buch benutzt, führt das nur zum Thema, ob die Jugendsprache verkommt, oder es zum langsamen Wandel der Sprache führt.

Nunja, ich höre eure Worter wirklich nicht oft, das würde ich als Ausnahme bezeichnen. Jugendsprache ist für mich das, was sich innerhalb einer Gruppe aufbaut. Bei meinen Freunden habe ich nun mal Insider, einfach Worte, die eine Bedeutung haben und mit einer Situation assoziiert werden.
Allumfassende Jugendsprache gibt es in meinen Augen nicht.

Wtf, kp, omg und so weiter sind auch nur Abkürzungen.
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Kati

Ich kenne "episch" genauso wie alle Wörter, die Naudiz aufgezählt hat. Allerdings würde ich mich unheimlich ärgern, sowas in Romanen zu lesen, ob Jugendliche nun so sprechen oder nicht. Man kann auch ohne Jugendsprache authentische Jugendliche schreiben, indem man sie einfach ein wenig lockerer sprechen lässt. Mir geht es immer total auf die Nerven, wenn Autoren versuchen, so zu schreiben, wie Jugendliche reden. Erstens klappt es meistens nicht und die Jugendlichen lachen sich still ins Fäustchen, oder es ist in ein paar Monaten, wenn das nächste Trendwort auftaucht, wieder einfach unmodern.

Ich hatte große Probleme mit dem Wort "Yeah" in einer deutschen Übersetzung. In englischen Romanen stört es mich nicht, es ist eine Abkürzung für "Yes, Äquivalent zu "Jo" oder "Jepp" oder so. Das kann man auch meiner Meinung nach gern schreiben. Aber wieso das englische "Yeah"? Mittlerweile habe ich es auch schon in deutschen Romanen gesehen und da stellen sich mir echt die Nackenhaare auf.  ::)

Zurvan

"Lol" (Laugh out loud) und "Rofl"(Rolling on the floor laughing) nicht vergessen. Aber oft mit so einer Gleichgültigkeit und Emotionslosigkeit ausgesprochen, dass das eigentliche Sinnbild entfremdet wird ->  :rofl:
Ein anderes Wort, dass sogar Unwort des Jahres wurde, war "Laser", was dann "cool" ersetzte. Sprich "Voll laser". Ich persönlich habe so einen Satz nie gehört, aber es muss wohl Beachtung gefunden haben, da es von einigen Spielen, die von Jüngeren gespielt werden (Zielgruppe 8-14 Jahren) übernommen wurde.
Episch sag ich im übrigen auch ab und an. "Voll episch" ist etwas, das ich ziemlich super finde, meist in Zusammenhang mit Medien. Einige Kommilitonen sagen "Voll toll" und "Oh my gosh!".

Ich bin zwar nicht U20, habe aber Kontakte zu jungen Volljährigen und auch wenn einige oben genanntes sagen, finden mindestens genauso viele, dass Chatsprache in der gesprochenen Sprache nichts zu suchen hat. Und das bei Informatikern.  ;)

Persönlich möchte ich keine Modewörter in Texten finden. Halte es aber im Fall eines rebellischen Jugendlichen durchaus auch für Charaktergebend, wenn auch heikel.

Simara

Bei uns kommt ja alles eher etwas verzögert an, aber "episch" wird hier durchaus benutzt. Oft natürlich in der englischen Version und dann meistens in der Verbindung "Epic fail". Hinter die Liste von Naudiz kann ich nen fetten Hacken setzen, nur "keule" kenne ich nicht. Ergänzen würde ich noch "hacke" für "total besoffen" (von "hacke dicht").

Mogylein

Episch ist tatsächlich in meinem Freundeskreis (20+- 2 Jahre) sehr stark verbreitet.

Ich würde diese ganzen Begriffe, die größtenteils aus dem Internet auf die Jugend schwappen, aber nur sehr begrenzt verwenden.
Mein aktuelles (irgendwie auf Eis gelegtes) Projekt befasst sich mit drei Blogger, eine davon hat ein schwerwiegendes Internetproblem und versinkt stundenlang in den englischsprachigen Seiten im Internet. Da finde ich es angebrachter, wenn sie mit "epic fails" hantiert, als wenn es einfach irgendwer in der Schule sagen soll. (Auch, wenn es bei mir in der Schule eigentlich alle gesagt haben...)

Episch hält sich bei uns übrigens schon ein Weilchen. Ich glaube, Anfang 2010 ist es aufgekommen. WTF, verfickt, lol und rofl sowieso. Die sind aus der heutigen Jugendsprache wohl nicht mehr wegzudenken, und das, obwohl sie schnelllebig ist. Manches bleibt einfach trotzdem.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Naudiz

Okay, "epic fail" kenne ich auch, aber episch an und für sich sagt in meinem Dunstkreis niemand. "Oh my gosh" war der Stammbegriff einer Freundin von mir, niemand anderen hat den benutzt, und als dann doch jemand damit ankam, ist sie auf "oh my goddess" umgestiegen.

"Keule" ist auch relativ veraltet, mittlerweile. Die Jungs in meiner alten Klasse haben das auch nur für sehr kurze Zeit benutzt.

Rosentinte

Episch kenne ich, wird aber in meinem Freundeskreis eher selten benutzt. Insgesamt muss ich sagen, dass ich die genannten Begriffe zwar durchaus kenne, aber längst nicht alle verwende. Ich muss da Serafina zustimmen: Jugendsprache unterscheidet sich überall. Schon meine Düsseldorfer und meine Aachener Freunde reden da teils ganz anders. Und Shin hat ebenfalls recht: Jugendsprache beinhaltet vor allem viele Insider, die eher in Kleingruppen reden. Deswegen unterscheidet sich die Art der Jugendsprache auch sicherlich bei jedem Einzelnen davon, mit wem er gerade zusammen ist.

Zitat von: Kati am 21. Oktober 2012, 20:21:40
Ich kenne "episch" genauso wie alle Wörter, die Naudiz aufgezählt hat. Allerdings würde ich mich unheimlich ärgern, sowas in Romanen zu lesen, ob Jugendliche nun so sprechen oder nicht. Man kann auch ohne Jugendsprache authentische Jugendliche schreiben, indem man sie einfach ein wenig lockerer sprechen lässt. Mir geht es immer total auf die Nerven, wenn Autoren versuchen, so zu schreiben, wie Jugendliche reden. Erstens klappt es meistens nicht und die Jugendlichen lachen sich still ins Fäustchen, oder es ist in ein paar Monaten, wenn das nächste Trendwort auftaucht, wieder einfach unmodern.
Das finde ich allerdings viel wichtiger. In Büchern will ich nicht Jugendsprache lesen, die wirkt eigentlich immer lächerlich. Wenn ich Jugendsprache lesen will, gehe ich zu Facebook  ;). Jugendliche können sich in Büchern in ganz normaler Sprache unterhalten, ich würde da eben höchstens einige altmodische Begriffe rauslassen. Ich muss jetzt zum ersten Mal Twilight als Positivbeispiel anführen, hier finde ich das gut gelungen, wobei man auch bedenken muss, dass die Figuren dort alle einen relativ hohen Bildungsstandart haben.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)