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Wie plottet ihr und wie habt ihr es gelernt?

Begonnen von Janika, 11. Dezember 2012, 14:10:52

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Aphelion

Zitat von: Sprotte am 15. April 2014, 02:13:56Mal ab von dem Begriff an sich, denke ich, daß jeder Schreibende vor dem ersten geschriebenen Wort weiß, wo er oder sie hinwill.
Ich kann mir zwar vorstellen, dass diese Aussage auf *viele* Schreibende zutrifft; sie trifft aber nicht auf alle zu. Ich habe zum Beispiel eine Zeit lang wirklich so geschrieben, wie ich lese: ohne mehr zu wissen als das, was ich gerade zu Papier gebracht hatte.

Dadurch habe ich viele Anfänge produziert, die ich nicht alle weiter verfolgt habe. Das ist der Nachteil. Die Schreiberfahrung ist aber eine ganz andere.

Inzwischen schreibe ich weitestgehend mit Planung - aber Kurzgeschichten und auch eine Art Kurzexposé (v.a. über die Handlung des ersten Aktes) schreibe ich heute noch oft so: Ich habe den Anfang im Kopf, sobald ich ihn aufschreibe, nicht das Ziel.

Plotten hilft imho vor allem, effizienter zu schreiben - siehe die überschüssigen Anfänge, die ich nie weiter verfolgt habe; und man spart sich einen Großteil der inhaltlichen Überarbeitung.

Nirahil

Ich stimme Sprotte zu. Die grobe Geschichte hat bestimmt jeder schon im Kopf, wenn ihm eine Idee kommt. Plotten ist für mich vor allem das Ausarbeiten der Idee - also beispielsweise Nebenstränge, bestimmte Ereignisse, die zwischendurch passieren und von einem Punkt am roten Faden zum nächsten führen. Quasi das Auffüllen des Dazwischen. Wobei ich auch finde, dass nicht jedem liegt, vollständig zu plotten. Ich merke immer wieder, dass es mich einschränkt, wenn ich von Anfang an alles mehr oder minder plane, weil ich mich dann viel zu sehr an die Vorlage halte und es langweilig finde. Außerdem kann ich nicht mehr vernünftig reagieren, wenn etwas geschieht, das mein akribischer Plot nicht vorsieht, wie zickende Gastwirte zum Beispiel.  :P Gleichzeitig habe ich viele, viele Anfänge, die ich nie weiter schreibe, weil mir ein Plan fehlt, wo das überhaupt hinführen soll. Dafür brauche ich das Plotten wieder. Und Aphelion war schon schneller. :)
Für andere ist es aber eine Wohltat, sich von Handlung zu Handlung hangeln zu können, das bleibt am Ende jedem selbst überlassen. Ich denke, dass Plotten helfen kann, aber nicht immer muss. Sprich, wer nicht ausgiebig plottet, kann trotzdem eine tolle, tiefe Geschichte schreiben, wenn er es schafft, alles im Kopf zu behalten. Und selbst wenn nicht - sich nebenzu Notizen zu machen ist doch auch irgendwo "nachplotten". Schreiben kann man dabei trotzdem aus dem Bauch heraus.
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

Sprotte

Zitatohne mehr zu wissen als das, was ich gerade zu Papier gebracht hatte.
Das habe ich auch getan. Eine Szene aufgeschrieben, überlegt, was dann passieren kann, nächste Szene geschrieben. Das war am Ende aber keine Geschichte, sondern eine Aneinanderreihung von Szenen.

Siara

Zitat von: Nirahil am 15. April 2014, 07:42:39
Ich stimme Sprotte zu. Die grobe Geschichte hat bestimmt jeder schon im Kopf, wenn ihm eine Idee kommt. Plotten ist für mich vor allem das Ausarbeiten der Idee [...]
Als ich den ersten Roman begonnen habe, den ich auch beendet habe, hatte ich nicht mal eine Vorstellung vom Protagonisten, geschweige denn von Handlung oder Nebensträngen, als ich angefangen habe. Der erste Satz war einfach das Erstbeste, was mir eingefallen ist und hätte sich in so ziemlich alles verwandeln können. Das war nicht nur ohne Plot, sondern auch noch ohne Plotidee.

So habe ich zuvor auch immer geschrieben, also als Kind. Dabei sind, wie Aphelion es auch beschrieben hat, eine Menge Anfänge herausgekommen, die nirgendwo hinführten. Eine Idee hat sich mit der Zeit schon entwickelt, aber die ließ sich zumeist nicht auflösen oder ausarbeiten. In diesem einen Fall habe ich verdammten Glück gehabt, der Plot ist komplett aus dem nichts gewachsen, Probleme waren immer aus der Welt zu schaffen und es hat sich wunderbar ineinander gefügt. Ich schätze, hätte ich mir zu Anfang eine Kapitelübersicht oder sogar einen Szenenplan überlegte, wäre das Ganze niemals so verstrickt und vielschichtig geworden. (Dass es trotzdem mit einem guten Buch nichts zu tun hat, ist mehr mit mangelnder Schreiberfahrung zu begründen, die Geschichte finde ich weiterhin gut :rofl: ). Ich glaube schon, dass es Autoren gibt, die so schreiben können, alles im Voraus planen und auch dabei schon eine gute Geschichte zusammenstellen, die sie beim Schreiben nur noch ausarbeiten und gegebenenfalls an einigen Stellen anpassen.

Ich könnte das auf jeden Fall nicht, mir würde es da gehen wie Nirahil. Es würde langweilig werden, und wenn doch mal was Unerwartet passiert, würde es mich vollkommen aus der Bahn werfen. So wie früher gehe ich allerdings auch nicht mehr vor, ich will nicht nur jeden zwanzigsten Roman, den ich beginne, auch beenden. Außerdem habe ich inzwischen genug Ideen und muss nicht mehr mit leeren Worten beginnen ;D Heute mache ich es wie Sprotte, Anfang, Ende, einige Zwischenstationen und Figuren samt Motivation sind da, alles andere ergibt sich (hoffentlich).

Um noch mal was Neues einzubringen: Es ist mir auch schon passiert, dass ich für einen fertigen Plot eine Idee hatte, die recht umfangreich war und die ich trotzdem unglaublich gerne einbringen wollte. Dann habe ich drei volle Tage damit verbracht, sie einzuweben, die Geschichte anzupassen, mir (im Nachhinein betrachtet viel zu komplizierte) Erklärungen für dieses und jenes Geschehen ausgedacht... um dann festzustellen, dass es einfach nicht passt. Das Problem an der Sache ist, dass ich mich in dieser kurzen Zeit schon so sehr in den "neuen" Aspekt der Handlung hineingedacht hatte, dass es unglaublich schwer war, zur alten Variante zurückzufinden. Seitdem bin ich beim Plotten auch äußerst vorsichtig mit spontanen, (unglaublich genialen :hmhm?: ) Ideen.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Malinche

Zitat von: Drachenkrieger am 15. April 2014, 02:04:56
Kann mir gut vorstellen, dass es bei vielen Geschichtssträngen schwieriger wird, alles in einem harmonischen Einklang zu bringen, ohne dass man sich verzettelt.

Japp, da kann ich zustimmen. Bzw. kann das schon bei wenigen, z.B. nur zwei Strängen, schwierig sein, wenn es darum geht, zu koordinieren, was wann geschieht, wer wann etwas erfährt, entdeckt oder herausfindet. Gerade, wenn sich beide Stränge gegenseitig beeinflussen, ist das mitunter nicht einfach, und ohne Plotten würde ich mich an so etwas niemals wagen.

Ich habe übrigens gerade wieder festgestellt, dass Plotten bei mir ein dynamischer Prozess ist und kein Korsett. Gestern habe ich den ganzen Nachmittag damit verbracht, das letzte Drittel meines Romans neu zu plotten, und das war nicht das erste Mal, dass die Handlung eine gründliche Faltenkur verpasst bekam.  Dadurch, dass sich beim Schreiben gewisse Dinge anders entwickeln als geplant - und ich das auch zulasse, weil lebendige Figuren für mich das Beste sind, was einer Story passieren kann, auch einer geplotteten! -, verändert sich bei mir der ganze Plot ein bisschen.
Interessant war für mich, dass ich in meinem jetzigen Plot alle wesentlichen Elemente behalten konnte, sie aber zeitlich und kausal teilweise neu angeordnet habe. Jetzt ist es rund und ergibt Sinn, aber solange ich den Plot quasi nur auf dem "Reißbrett" hatte und nicht aus der Geschichte heraus betrachtet habe, konnte ich nicht wahrnehmen, dass es bei Timing und beim dramaturgischen Aufbau ein wenig hakte.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Nirahil

Das finde ich spannend, und es zeigt mir, dass ich beim Plotten noch extrem viel zu lernen habe. Für mich ist der Plot quasi die Vorlage, die sich nicht mehr ändert, und selbst wenn meine Figuren in andere Richtungen wollen, kann ich nicht aus meiner Haut und den Plot ändern. Als wäre aus Stein gemeißelt, was ich mir da fix aus den Fingern gezogen habe. Gleichzeitig fehlt mir irgendwie der Überblick darüber, sodass ich, wenn ich den Plot betrachte, zwar manchmal schon sehe, dass am Spannungsbogen etwas ganz massiv quer liegt, ich es aber aus unerfindlichen Gründen nicht ändern kann oder will, weil ich den Finger nicht drauf legen kann. Es stört mich, dass meine Figuren quasi ständig auf Achse sind und von hierhin nach dorthin reisen - ich hasse es, Reisen zu schreiben, weil ich mir immer denke, niemand will den Leuten dabei zusehen, wie sie einen Fuß vor den anderen setzen. Und trotzdem besteht mein halber Plot aus Reisen und ich schaffe es nicht, da irgendwas Vernünftigeres einzusetzen. Argh. ;D

Gleichzeitig hatte ich auch schon Momente, wo es mir überhaupt nicht schwer gefallen ist, umzuschwenken oder etwas einzubauen. Allerdings hat das bisher nichts bahnbrechend am Plot geändert, sondern eher ergänzt. Dann bin ich immer ganz überrascht, dass ich es doch irgendwie "kann" - und gleichzeitig wieder nicht, weil es Pillepalle ist. Vielleicht sollte ich meine Plots einfach öfter mal so umschreiben, einfach aus Jux, und dann gucken, was dabei raus kommt.
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

HauntingWitch

Zitat von: Sprotte am 15. April 2014, 02:13:56
Mal ab von dem Begriff an sich, denke ich, daß jeder Schreibende vor dem ersten geschriebenen Wort weiß, wo er oder sie hinwill.

Hm, jein. Wenn ich eine Idee habe, weiss ich ungefähr, wo ich hin will, ja. Aber vor dieser Idee sind da erst einmal Charaktere und da beginne ich bereits zu "schreiben". Ich schreibe dann zwar noch nicht die eigentliche Geschichte, sondern eher so Szenen zum Kennenlernen, aber es kann durchaus sein, dass eine dieser Szenen dann später in der eigentlichen Geschichte Platz findet. Da wusste ich beim ersten geschriebenen Wort noch nicht einmal, dass es überhaupt eine ganze Geschichte geben wird.  ;) Auch kenne ich das Ende nicht immer genau, meistens nur ungefähr. Aber das ist wahrscheinlich genauso individuell wie der Prozess des Plottens selbst.  ;D

Liliane

#52
Ich denke, wenn man seine Geschichte genau kennt und sie nicht zu komplex ist, dann muss man keinen Plot schreiben.
Aber wenn man sich in manchen Punkten noch gar nicht so sicher ist, und es viele verschieden Handlungsstränge gibt, dann sollte man das doch schon machen, weil einem sonst Fehler unterlaufen können, die man später schlecht noch ändern kann. Außerdem hat man mit einem Plot einen Überblick über die Geschichte. Je nach dem, wie man gerade mag, kann man sich ja auch nur ein paar grobe Stichpunkte machen zu den wichtigsten "Stationen" oder genau schon formulieren, was wann in welchem Kapitel passiert. Das kann einen beim Schreiben behindern, weil man dann ständig meint, sich an den Plot halten zu müssen, weil man sonst durcheinander kommt und der Plot nicht mehr stimmt, und wenn die Figuren sich verselbstständigen, dann stimmt es auch nicht mehr, oder es kann einem sehr helfen, weil man dann weiß, wie die Geschichte wird und worauf man genau hinarbeitet mit dem, was man schreibt.
So geht es mir zumindest. Also je nachdem, wie sicher man sich zu Anfang der Geschichte mit der Handlung ist und dem, was passiert, sollte man entscheiden, ob und wie genau man einen Plot verfasst, finde ich.

Mist, jetzt ist mir HauntingWitch zuvor gekommen xD

Cairiel

Zitat von: Malinche am 15. April 2014, 10:44:08
Ich habe übrigens gerade wieder festgestellt, dass Plotten bei mir ein dynamischer Prozess ist und kein Korsett. Gestern habe ich den ganzen Nachmittag damit verbracht, das letzte Drittel meines Romans neu zu plotten, und das war nicht das erste Mal, dass die Handlung eine gründliche Faltenkur verpasst bekam.  Dadurch, dass sich beim Schreiben gewisse Dinge anders entwickeln als geplant - und ich das auch zulasse, weil lebendige Figuren für mich das Beste sind, was einer Story passieren kann, auch einer geplotteten! -, verändert sich bei mir der ganze Plot ein bisschen.
Interessant war für mich, dass ich in meinem jetzigen Plot alle wesentlichen Elemente behalten konnte, sie aber zeitlich und kausal teilweise neu angeordnet habe. Jetzt ist es rund und ergibt Sinn, aber solange ich den Plot quasi nur auf dem "Reißbrett" hatte und nicht aus der Geschichte heraus betrachtet habe, konnte ich nicht wahrnehmen, dass es bei Timing und beim dramaturgischen Aufbau ein wenig hakte.
Genauso geht es mir auch immer wieder, bestes Beispiel: meine Winterchroniken. Der zweite Teil wurde am Ende ganz anders, als ich ihn geplottet hatte, aber es hat sehr gut gepasst und gefällt mir jetzt auch wesentlich besser. Nur war es für mich trotzdem nötig zu plotten, weil ich aufgrund meiner großen Welt eine ganze Menge Handlungsstränge aufeinander abzugleichen habe, immerhin spielen noch andere Bücher zur selben Zeit in derselben Welt.  :d'oh:  Trotz meiner spontanen Änderungen ist es mir wie Malinche gelungen, alle nötigen Elemente und Eckpunkte beizubehalten, aber die Ausarbeitung ist eine ganz andere geworden.  :)  Für mich ist es generell am besten, immer ausführlich zu plotten, dabei aber die meisten sich beim Schreibprozess ergebende Änderungen zu akzeptieren.

Nirahil, einen Plot als in Stein gemeißelt zu betrachten, kann glaube ich wirklich schwierig werden - vor allem, wenn die Figuren nicht so wollen, wie man sie eingeplant hat.  ;D  Aber ich kenne das Gefühl in einer anderen Hinsicht, nämlich beim Überarbeiten, das ich gar nicht kann. Der ganze Roman erscheint mir dann immer schon wie fix und unabänderlich, daran muss ich noch arbeiten. Gib mir Bescheid, wenn du ein Mittel gegen dieses Gefühl gefunden hast!  ;)

Klecks

Wenn ich mir eure Beiträge gerade so durchlese, dann glaube ich wirklich, dass ich mich trotz meines festen Bauchschreib-Vorsatzes mal wieder ans Plotten machen sollte. Zumindest, was dieses eine neue Projekt betrifft, das ich so gerne anfangen würde, wenn ich mit meiner Überarbeitung fertig bin. Ein Plot wäre mal wieder nicht schlecht. Andererseits sollte ich sowieso ganz generell damit aufhören, mich schon vor dem Schreiben an sich unter Druck zu setzen. Aber das kann ich ja so gut. :pfanne:

HauntingWitch

@Liliane: Nicht, dass man mich jetzt falsch versteht, ich schreibe schon auch einen Plot. So ein gutes Gedächtnis habe ich nicht, dass ich mir alles merken kann. ;D Aber nicht in allem Detail, sondern nur, damit ich den Faden nicht verliere und später auch leichter nachsehen kann, wenn es etwas nachzusehen gibt. Also eigentlich geht es mir gleich wie dir, merke ich gerade. Was ich z.B. nie könnte, sind Kapitelplots oder Fitzelplots für einzelne Sequenzen. Da würde ich mich eingeengt fühlen.

Liliane

@HauntingWitch: Sich so seine ganze Geschichte in allen Einzelheiten merken zu können, wäre aber schon ganz praktisch  ;D Aber das dachte ich jetzt nicht. Du hast Recht, der Plot hilft einem, nicht den Faden zu verlieren und man kann immer wieder nachsehen, was als nächstes etwa kommt.
Und so genaue Plots engen einen ein, das stimmt.
Allerdings macht es mir manchmal sogar Spaß, so genaue Plots zu schreiben. In Szenen, in denen ich noch nicht genau weiß, was kommt, da kann ich mir die Handlung dann ganz genau ausdenken, die Dialoge etc. und sie in Stichpunkten mitschreiben, als Plot. Das mache ich total gerne.
Aber wenn ich dann daran sitze, die Geschichte wirklich zu schreiben, merke ich, dass ich ständig auf diese Stichpunkte schaue, die die Szene so genau beschreiben und fühle mich dann auch gedrängt, es genauso zu schreiben, wie es da steht, das ist dann immer blöd.
Also das prinzipiell so zu machen halte ich für wenig bis überhaupt gar nicht sinnvoll. Zumindest für mich.

Eine andere Frage: Plottet ihr in Stichpunkten oder in kurzen Absätzen oder in kapitelweisen Texten, oder wie macht ihr das?
Und markiert ihr euch wichtige Punkte farbig oder ähnliches?

Pandorah

Zitat von: Liliane am 15. April 2014, 11:41:58
Plottet ihr in Stichpunkten oder in kurzen Absätzen oder in kapitelweisen Texten, oder wie macht ihr das?
Und markiert ihr euch wichtige Punkte farbig oder ähnliches?

Ich bin zur Plot-Königin geworden. ;D Vor zwei Jahren habe ich festgestellt, dass ich wesentlich effektiver, schneller und logischer schreibe - und viel lieber! - wenn ich plotte, und zwar ganz, ganz genau.

Ich fange mit einer groben Idee und Figuren an. Ich lege fest, wie das Ziel aussehen soll - wo stehen die Figuren jetzt (z.B. 2. Jahr der Ausbildung), wo wollen sie sie hin (Plan der Figur, z. B. Ausbildung beenden, Job finden) und wo will ich sie hinschicken (mein Plan, z. B. sie findet ihren Platz in einer magischen Geheimorganisation und gibt zwangsweise die Ausbildung auf) und was ist das Gesamtziel (Welt ist vor dem bösen Oberbösewicht des Bösen gerettet).

Das mache ich auch für den Antagonisten, denn daraus ergibt sich bei mir sehr viel, wenn ich weiß, was der so alles vorhat und wo er ganz und gar nicht mit den Helden übereinstimt.

Von da aus fasse ich erst mal in Stichpunkten die Handlung zusammen - sehr grob und in vier Akte geteilt, ich liebe nämlich die Schneeflockenmethode.

Und von dort ausgehend verfeinere ich das ganze immer weiter - was brauche ich an Punkt A um zu Punkt B zu gelangen? Was muss passieren, bis ich zu Höhepunkt C gelange? Was müssen meine Figuren erfahren (und wie), damit sie überhaupt die nötigen Handlungen ergreifen können, um von C nach D  zu kommen?

Ich habe im Endeffekt einen ziemlich detaillierten Szenenplan, wo ich je nach Komplexität der Szene einen Satz bis zu einem ganzen Absatz stehen habe, was passieren soll.

... und dann kommen die Figuren ins Spiel. Ich habe schon Szenen wieder gestrichen und andere eingefügt, weil meine Lieben einen eigenen Kopf haben. Dann wird der Rest des Szenenplans einfach angepasst. Das betrifft aber meist keine umwerfenden Plotdetails.
Es bleibt sozusagen stehen: Um die Prinzessin zu retten, muss der Prinz trotzdem erst mal wissen, dass sie gefangen wurde.
Es wird geändert: Der Prinz weigert sich, allein loszuziehen, weil er auf seinen kleinen Bruder aufpassen muss. Also wird der Bruder mitgeschleppt.
Doofes Beispiel, ich weiß. :rofl:

Farbig markiere ich mir, welche Personen in welcher Szene vorkommen - ich hab den Szenenplan in einer Tabelle.
Und was ich mir auch immer, immer, immer dazuschreibe, ist, welchen Tag wir haben, weil ich es ganz prima schaffe, da die Übersicht zu verlieren. 2 km von Dorf A nach Dorf B? Meine Helden sind sieben Wochen unterwegs. Der komplette Kontinent wird zu Fuß durchquert? Och, auch sieben Wochen. Oder wann macht Held A etwas, damit Held B darauf reagieren kann. Wenn A das magische Schwert noch nicht gefunden und gestohlen hat, kann B noch keinen Herzklabaster bekommen, weil das Schwert weg ist. Nicht, dass mir das nicht auch so klar ist, aber meine Zeitangaben leiden manchmal, wenn ich die einstreue und nicht genau weiß, wann was geschah.

Nandriel

Wow, Pandorah - das ist genau das, was ich auch bräuchte, genau so ticke ich! Ich würde ja liebend gerne mal einen Blick auf deine Tabellen werfen um deine Methode kennenzulernen - bin nämlich auch so ein Listenmensch und ohne komme ich grundsätzlich durcheinander (was mir gerade jetzt im Camp auch tatsächlich schwer zu schaffen macht, da vom Plot nur der Anfang stand, und damit bin ich mehr oder minder durch :().

Deine Methode mag nicht jedem liegen, und ich kenne einige Leute, die sich dadurch fürchterlich eingeengt fühlen würden - aber für mich klingt das wie das Plotparadies schlechthin... denn im Nachhinein mache ich das ja bei der Analyse einer Geschichte ganz genauso, also würde ich meine eigene gerne ähnlich aufziehen (können). Ist nur glaub ich nicht ganz so leicht, wie es klingt ;)

Liliane

@Pandorah: Wow, so strukturiert würde ich auch gerne vorgehen, aber so strukturiert kann ich ja nicht einmal denken  :(
Bei mir kommt eine Szene da ganz detailliert, da habe ich den allgemeinen Knackpunkt noch gar nicht; dann kommt die Person und will irgendeine Rolle spielen und da weiß ich über den Protagonisten noch kaum was. Da würde die Schneeflocken-Methode nicht so gut funktionieren.
Hört sich aber gut an, wie du das machst. Dass du dir die zeitlichen Abläufe genau notierst, muss ich mir mal merken. Das kann ja ziemlich leicht zu logischen Problemen führen, woran ich seltsamerweise noch nie gedacht habe.

Einen Blick auf so eine Tabelle würde ich auch gerne mal werfen. In was für Spalten teilst du dann denn ein? Wie kannst du eine Szene über eine Tabelle strukturieren? Verstehe ich nicht ganz.
Hört sich aber praktisch an, an so etwas dachte ich auch schon öfter, kam aber nie darauf, wie das funktionieren könnte.