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Dinge, die ein*e Autor*in nicht hören will

Begonnen von Nika, 20. Dezember 2012, 12:35:55

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Sascha

Naja ... mein Computerjob wird auch gerade von den eher handwerklich Ausgerichteten gerne nicht als richtige Arbeit akzeptiert. Die meisten Leuts haben halt einen eher engen Horizont.

Phea

@Schneerabe ich kann dich da so gut nachvollziehen. So langsam bekomme ich wirklich das Gefühl, dass es gerade als Neuautor nicht gerade einfach ist sich da irgendwie durchzusetzen.

@Natascha Exakt diese Aussage habe ich tatsächlich bekommen. "Es tut uns leid, Ihnen derzeit keinen Vertrag anbieten zu können, aber wir sind absolut ausgelastet." Ich habe sogar schon einmal ein Empfehlungsschreiben bekommen.
Und genau deswegen probiere ich es einfach mit den Ausschreibungen. Vielleicht bringt das ja was.

Es nervt wirklich extrem. Ich gönne es jedem Autor und jeder Autorin, aber irgendwann habe ich aufgegeben, weil ich mir denke: "Aha. Qualität ist super. Aber einen Vertrag bieten sie mir nicht an. Dann muss ja doch irgendwas dran sein, was nicht gefällt, was falsch ist oder nicht gut genug. Also ist genau dieser Satz das, was ich nicht mehr hören kann, weil ich langsam wirklich sauer werde, wenn ich das lese. Nein, eigentlich eher frustriert. Weil ich mir nicht erklären kann, warum man mich dann einfach links liegen lässt.

Tasha

@Phea Das kann ich auch sehr gut nachvollziehen muss ich sagen. Das würde mir glaube ich auch so gehen. Wenn es noch nicht gut genug wäre was man schreibt, könnte man ja zumindest noch daran arbeiten. So fühlt man sich halt einfach machtlos.
Ich denke, Ausschreibungen sind da eine gute Möglichkeit. Ich habe mir auch vorgenommen bei einigen mitzumachen. Gib nicht auf!  :knuddel:
We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars (Oscar Wilde)

Coppelia

#453
In letzter Zeit wieder oft gehört: "Dann lass es doch einfach."
Meist mit der Erklärung verbunden, dass es mir besser gehen würde, wenn ich endlich aufhören würde, Dinge zu wollen, die ich doch nicht bekommen kann. :P Ja, ich würde ja gern aufhören, sie zu wollen, aber so einfach ist das nicht.

Und immer wieder: "Du kannst doch auch gut zeichnen, da bist du doch ohnehin viel erfolgreicher, mach doch stattdessen einfach das!" Wieso verstehen die Leute nicht, dass es große Unterschiede zwischen verschiedenen Kunstformen gibt? Dass Bilder nicht so gut Geschichten erzählen können wie Bücher (also meiner Ansicht nach; lasst das jetzt keine bildenden Künstler hören!)? Dass mir meine Bilder fast komplett egal sind, aber meine Geschichten sehr wichtig? ::)
Tatsächlich nervt mich aber auch, dass ich häufig als Zeichnerin, aber nie als Autorin angefragt werde. Dabei weiß ich, dass mein professionelles Schreib-Level viel höher ist als meine Fähigkeiten als Zeichnerin, wo ich das, was ich darstellen möchte, aufgrund meiner begrenzten Fähigkeiten oft nicht darstellen kann.

Argh, all dieses "Lass doch das Schreiben, mach doch "einfach" was anderes oder gar nichts, das ist doch nicht schwierig und du wirst viel zufriedener sein."

Tasha

Ich glaube, die Menschen, die einem raten das Schreiben doch einfach sein zu lassen, wenn es einem schwer fällt oder mal nicht so gut läuft begreifen nicht, was für ein tiefes inneres Bedürfnis das Schreiben sein kann. Ja, es ist manchmal frustrierend. Ja, manchmal denke ich es wäre leichter, wenn ich einfach aufhören würde. Aber wenn ich nicht mehr schreiben könnte, wäre ich auch nicht mehr ich selbst.
We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars (Oscar Wilde)

Ary

Argh. Wenn mir jemand sagen würde, ich soll das schreiben lassen, wenn ich mal in einem Tief stecke, dann kann dieser Mensch mir genauso gut sagen, ich soll aufhören zu atmen oder zu essen.  :wums:
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Siara

Ich kann mir vorstellen, dass diese "Lass es einfach"-Aussage auch aus Sorge herrühren kann. Manchmal kann einen das Schreiben nunmal fertigmachen, einen frustrieren und teils wirklich leiden lassen. Menschen, die den Drang danach und die Leidenschaft, die es in anderen Zeiten weckt, nicht nachvollziehen können, sehen dann nur den Preis, den man als Autor bezahlt. Unverständnis darüber, dass sich ein Mensch an etwas klammert, das ihm weh tut, ist nachvollziehbar.

Aber unter anderem deswegen gibt es ja schließlich Orte wie diesen, wo ein ganzer Haufen genauso Besessener sitzt, die das nachfühlen können und die wissen, dass es die Sache trotzdem wert ist. Fußballfans brauchen andere Fans, die verstehen, warum eine Niederlage gerade Tränen wert ist. Und Autoren brauchen Autoren. ;D

Speziell zu der zitierten Aussage am Ende noch, Coppi, es wäre ja viel leichter, wenn du es einfach lassen würdest: Ja, stimmt vermutlich. Aber leicht macht nicht automatisch glücklich. Manchmal habe ich das Gefühl, Leute wollen einen von bestimmten Träumen abbringen, um sich selbst besser zu fühlen. Weil sie selbst nie Ausdauer bewiesen haben und in schwierigen Zeiten bei ihrem Ziel geblieben sind, fühlen sie sich besser, wenn andere auch aufgeben.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Trippelschritt

#457
@ Coppelia und viele andere hier

Andreas Eschbach hat einmal einen schönen Satz gesagt, über den nachzudenken sich wirklich lohnt:

"Wer nicht schreiben muss, soll es sein lassen."

Den kann ich nur unterschreiben, weil er gleichzeitig aussagt, dass es Menschen gibt, die schreiben (oder erzählen) müsse und ohne nicht können. Und die sollen sich selbst in einem schwachen Moment nicht davon abbringen lassen. Wer ihnen das rät, hat keine Ahnung, wie Schreibbesessene ticken.

Seine Produkte auf dem Markt unterzubringen, ist eine ganz andere Sache. Der Andreas ist ein Bestsellerautor, der seinen Durchbruch einem einzigen, ganz besonderen Roman verdankt. Seine Frau schreibt auch. Nach Andreas Meinung (er ist Partei ;), aber das macht nichts) schreibt sie nicht schlechter als er, verkauft aber zu wenig als davon zu leben.

Und wer herausfinden möchte, ob er schreiben kann oder nicht, kann sich ja mal bei den vielen Ausschreibungen von Kurzgeschichten versuchen. Wenn es dort auch nie klappt, dann fehlt noch etwas. Wenn man hin und wieder etwas unterbekommt, ist man auf einem guten Weg. Wenn man fast jedes Manuskript unterbringt - manches vielleicht auch erst in zweiten oder dritten Versuch - dann hat man es geschafft. Zumindest bei Kurzgeschichten. Dann ist noch nicht sicher, ob man auch einen Roman schreiben kann, aber zumindest ist man ausdrucks- und stilsicher. Das ist schon mal was, worauf man aufbauen kann.

Auf Ratschläge oder Empfehlungen von Nichtschreibern höre ich schon lange nicht mehr, wohl aber auf Kommentare von Lesern zu den Texten. Obwohl das auch einige manchmal etwas befremdlich sein können. ;)

Nicht entmutigen lassen!!!
meint der Trippelschritt

EDIT: Hat sich mit Siaras Beitrag überschnitten

cryphos

Egal was man macht, immer wieder kommt man an Tiefpunkte.
Wenn einem eine Sache am Herzen liegt macht man dann weiter, kämpft sich durch. 

Bei Manchen ist es das Schreiben, dass sie benötigen, bei Anderen der Sport, bei wieder Anderen was ganz Anderes. Aber wer noch nie so eine Leidenschaft kennengelernt hat, kann das nicht nachvollziehen.

Also lasst euch von den Leidenschaftslosen nicht berauben, haltet durch, macht weiter.

Windröschen

Ich denke, das Ziel irgendwann einen Bestseller zu landen, hat jeder Autor insgeheim. Klar - das ist frustrierend, weil eben viel zu viele Faktoren mit rein spielen, ob man erfolgreich ist oder nicht. Und das ist leider nicht nur das schreiberische Talent...
Für Nicht-Schreiber ist das klar nicht nachvollziehbar, warum man trotzdem weiter macht, obwohl man immer wieder scheitert. Meiner Meinung nach muss man über dieser Kritik stehen, speziell wenn man seine Charaktere und Geschichten nicht aus dem Kopf bekommt und einfach zu Papier bringen muss.
Aber ist es nicht auch in anderen Bereichen so? Mir würde spontan keine große wissenschaftliche Errungenschaft einfallen, die ohne vorherige Fehlversuche und mehr als genug Frustration zustande gekommen ist (außer es war eine Zufallsentdeckung bei der Erforschung etwas komplett anderes, das passiert ja auch mal gerne). Wenn jeder Mensch bei ein bisschen Frustration aufgeben würde, seinen Zielen entgegen zu streben, wäre die Menschheit bei weitem nicht so weit entwickelt, wie sie heute ist.
Das einem Nicht-Schreiber verständlich zu machen, ist allerdings schwer. Wir müssen wahrscheinlich immer mit der Kritik der "Außenwelt" leben. Dabei darf man sich nur nicht unterkriegen lassen. Denn vielleicht klappt es ja doch irgendwann mit dem Erfolg, gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet  ;D
Search all things, Hold fast that which is true,
Take heed of many, the advice of few,
And always paddle your own canoe.
- Favorite Proverbs compiled by J. Goodfellow
(Goodfellow Chronicles von J.C. Mills)

Coppelia

Vielen Dank für eure Worte. Das tut gut. Und ich fühle mich nicht mehr so allein und so seltsam. :vibes: Wobei es eigentlich schade ist, dass viele von euch auch ähnliche Erfahrungen machen mussten.
Ich glaube auch, dass diese Äußerungen von anderen nach bestem Wissen und Gewissen getätigt werden. Wobei ich oft nicht verstehen kann, wie andere Leute so gut ohne Schreiben klarkommen, aber das ist eine andere Sache.

cryphos

Zitat von: Antoine de Saint-Exupéry,,Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer. "
Jeder der rät, das Schrieben sein zulassen sammelt Holz.
Alle - die trotz allem nicht aufhören zu schreiben - haben die Sehnsucht nach dem Meer kennen gelernt.
Alle ohne diese Sehnsucht, werden uns nie verstehen, bis sie die Sehnsucht selbst kennen lernten.

Coppelia

Nur dass ich noch bisher jedes Mal Schiffbruch erlitten habe, um bei der schönen Metapher zu bleiben. ;) Vermutlich wird das auch in Zukunft nicht anders sein. Aber aufhören ist halt keine Option. Wie du sagst!

Trippelschritt

@Coppelia
Ich weiß aus kundiger Quelle, dass Du gut schreibst. Ich weiß nicht, was Du als Schiffbruch bezeichnest. Vielleicht alles, was kein angenommener Roman bei einem Publikumsverlag ist? Oder die Stufe darunter die einsatzfreudige Agentin?

Wäre es das, dann ist es kein Schiffbruch, sondern ein unerfüllter Traum, den viele träumen

Liebe Grüße
Trippelschritt

Feuertraum

Ich glaube, der entscheidende Punkt bei den "Dann lass es doch einfach", "Dann hör doch auf", "Reite doch kein totes Pferd"-Aussagen ist der, dass viele ein abgeschlossenes (und erfolgreiches, wobei erfolgreich auf unterschiedliche Weise definiert werden kann) Projekt erwarten.
Und wenn der Erfolg ausbleibt, dann ist es für sie ein Grund zu sagen "Dann lass es halt bleiben".

Vielleicht lehne ich mich jetzt weit aus dem Fenster, aber ich glaube, dass liegt irgendwo dadran, dass der (zivilisierte) Mensch nach einem Optimum strebt, nach einem "Ich mache etwas, was garantiert zu einem Erfolg führt, und wenn dies nicht der Fall ist bzw sein wird, fange ich es gar nicht erst an".

Irgendwo kann ich auch beide Seiten verstehen: Einerseits den Künstler, der für seine Kunst lebt und sie immer weiter betreiben "muss", weil einfach der Drang in einem steckt, andererseits aber auch den "Nichtkünstler", der bei immer wieder negativen Erfahrungen sagt: "Warum das noch weitermachen? Hat doch eh keinen Sinn."

Wir, die wir schreiben (oder anderen Künsten) nachgehen müssen, sollten es so halten, wie es schon "Die Ärzte" gesungen haben "Lasse reden" ...;)
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...