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Das Happy End

Begonnen von Nightingale, 23. Dezember 2009, 21:15:31

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Klecks

Mir geht es bei einem glaubwürdigen Happy End nicht unbedingt um Verluste, aber es muss genau das sein: glaubwürdig. Alles andere, wie es zum Beispiel auch in der Biss-Reihe ist, wirkt aufgesetzt und ist unrealistisch. In der Realität haben Happy Ends doch auch meistens einen bitteren Beigeschmack oder werden von irgendetwas getrübt.  ;)

Takara

ZitatIn der Realität haben Happy Ends doch auch meistens einen bitteren Beigeschmack oder werden von irgendetwas getrübt.

So hab ich das ungefähr auch gemeint^^ Ich finde nur das man irgendwas auf dem Weg zum Happy End verloren haben sollte... Einen Menschen, sein Geld etc. Sonst ist es wirklich unrealistisch und auch langweilig.

Eleanor

#107
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Roman zu gut ausgeht :seufz: Zwar stirbt am Ende der Bruder meines Protas, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass das ein bisschen ein Quotentoter ist. Ich hatte immer beim Schreiben im Gefühl, dass er sterben wird, aber ich habe eine ganze Weile gebraucht bis ich wirklich wusste, warum das so ist. Muss ich bei einem Ende auf biegen und brechen darauf achten, das jeder auf seine Art einen Verlust erleidet? Und dann kommt mir manchmal der Gedanke, dass es wohl eine schlechte Geschichte ist, wenn sie alle "viel zu locker" davon kommen. Wahrscheinlich sollte ich der ganzen Bande noch eine hübsche Prise Elend in den Schluss reinmischen, aber bisher hatte ich nicht das Gefühl, dass sich das ganze relativ rund abschließt  :wums:
Gibt es so etwas? Ein erzwungenes very sad ending?

Alana

#108
Dass du dir diese Frage stellst, finde ich sehr logisch, solche Gedankengänge hab ich auch manchmal. Ich denke, man sollte sich dann fragen: Warum geht die Geschichte "so gut" aus? Passt das Ende zum Rest? (Wenn ja, perfekt.)
Ist die Geschichte so düster, dass ein gutes Ende eher ein Kontrast ist, als ein zu viel? (Dann auch gut.)
Oder hast du deshalb das Gefühl, dass das Ende nicht ganz stimmig ist, weil an der Geschichte schon was hakt? Das könnte ja auch gut möglich sein. Spiel doch mal im Kopf durch, wie die Geschichte wäre, wenn du ihn nicht sterben lässt.
Dass man prinzipiell jedem einen Verlust verschaffen muss, finde ich nicht. Es ist aber einfach meistens so, dass es viele Probleme gibt, die am Ende der Geschichte nicht gelöst sind. (Zum Beispiel hasst der Prota immer noch seine Eltern oder was weiß ich.) Das finde ich einfach realistisch. Wenn das aber mal nicht so ist, und das so zur Geschichte passt, finde ich das auch völlig in Ordnung.
"Zu gut" ist ein Ende für mich dann, wenn alle Stränge mit Gewalt positiv aufgelöst werden. Wenn jeder Nebencharakter seine große Liebe findet etc.
Alhambrana

Eleanor

Ich bin da immer ein bisschen hin und her gerissen. Mir spukt das mit dem Ende schon ziemlich lange im Kopf herum und ich möchte eigentlich auch fest damit planen, weil das sonst dem Mittelteil ziemlich schaden würde. Die Geschichte startet eigentlich nicht sehr düster, aber es kommt dann klassischerweise eines zum anderen und die Lage wird verzwickt. Die Schwierigekeiten sind nicht so unüberwindbar, dass man etwas total abwegiges aus dem Hut zaubern muss, damit sich alles auflösen kann. Ich glaube, ich spiele wirklich noch mal seine Optionen durch und dann entscheide ich mich fest. Wenn ich mir erstmal sicher bin, was wem zum Schluss passiert, dann fühlt sich das auch wieder richtig für mich an.  Danke für deine Hilfe  :knuddel: jetzt mach ich mich erstmal wieder ans Schreiben

Sternsaphir

Das hängt immer von der Story ab, finde ich.
Es gibt Geschichten, wo alles seinen Abschluss gefunden hat, egal ob nun alle zufrieden sind oder nicht, da braucht es kein Happy End.
Manchmal passiert in der Geschichte soviel Schlimmes und der Protagonist hat mit Schicksalsschlägen zu leben, da wäre zumindest ein Happy End angebracht, aber bitte kein kitschiges "Alle Toten leben wieder" oder "alle Probleme sind aus der Welt". Das ist nicht realistisch. Das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein.

Eine Geschichte und auch das Ende muss Ecken und Kanten haben, damit sich der Leser besser hineinversetzen kann und sich auch mal über eine Ungerechtigkeit empört oder mit dem Protagonisten um einen verlorenen Freund/Verwandten heult.

Ein zu schlechtes Ende wiederum macht den Leser vielleicht unzufrieden. Er soll ja das Buch vielleicht später noch einmal lesen wollen.
Ein zu großes Happy End wirkt unglaubwürdig und langweilig. Ich persönlich habe oft das Problem dass ich beim Lesen meist Sympathie für die etwas dramatischen Charaktere empfinde (die nicht selten die böse Nebenrolle oder Opferrolle haben). . . und die ohnehin irgendwann sterben. Das frustriert mich manchmal richtig, wenn ein sehr interessanter Char stirbt, weil er vielleicht auf der falschen Seite stand, aber der eher stereotype Held dann sein Happy End erhält.


@ Eleanor

Ich denke, Du musst keinen Quotentoten hinbiegen. Wenn es keine Gelegenheit gibt, dass jemand sterben könnte, dann ist es eben so. Ich hatte auch überlegt, ob aus meiner kleinen Reisegruppe jemand sterben sollte, aber es hat sich nichts ergeben und die einzige Person, die hätte sterben können, stand etwas außerhalb der Gruppe und wäre dann so ein "Quotentoter" geworden.
Ein Buch kann auch spannend sein ohne dass jemand stirbt. Mann muss es nur so hinbiegen, dass der Leser ständig um das Leben der Protas bangt und am Ende auf den letzten Seiten dann erleichter aufatmen kann.

canis lupus niger

"Quotentoter"
:rofl:

Das ist mein TiZi-Wort des Jahres!!!

AlpakaAlex

Ich bin ein Mensch, der Happy Endings braucht. Deswegen haben meine Geschichten auch immer ein Happy End oder zumindest ein Bittersweet Ending. Das gehört für mich halt einfach mit dazu. Das heißt nicht, dass die Geschichten nicht zwischendurch düster werden können oder das prinzipiell alle überleben, aber zumindest alles in allem gehen meine Geschichten eigentlich gut aus. (Und ja, die meisten Figuren überleben bei mir, was unter anderem auch daran liegt, dass die meisten meiner Figuren nun einmal marginalisiert sind und ich mich nicht wohl dabei fühle, marginalisierte Figuren umzubringen. Isso.)