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Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?

Begonnen von Debbie, 05. Februar 2013, 17:38:55

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Wintersturm

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Mann oder Frau ist mir an sich recht egal und mit anderen Ausrichtungen hatte ich bis jetzt in der Hauptrolle noch keine Berührungspunkte. Beide Geschlechter haben für sich genommen ihre Vor- und Nachteile aus Lesersicht.
Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Nihal aus "Die Drachenkämpferin". Ich habe die Reihe in der Grundschule gelesen und habe sie nach etwas Eingewöhnung gemocht. Klar, man kann Nihal als Mary Sue bezeichnen, aber was soll´s. Sie macht keinen auf stummes Mauerblümchen, sondern geht ihren Zielen offen entgegen, strengt sich wirklich an, auch wenn es vielleicht nicht ganz freiwillig ist. Und das merkt man auch. Daneben ist sie als Kämpferin und Magierin natürlich sowieso cool. ;) Vor allem aber bleibt sie trotz all dem immer noch weiblich und mutiert nicht zum kompletten Mannsweib, wenn man das so sagen will.
Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Cersei Lannister aus ASOIAF. Noch Fragen?
Ok, ich erkläre, warum mir der Charakter durch die ganzen Bücher und die ganze Serie hinweg auf den Geist ging und ich alle Kapitel/Szenen mit ihr gerne übersprungen hätte. Verlogen, arrogant, intrigant, selbstsüchtig, untreu, blind gegenüber ihren Fehlern und denen ihrer Familie und noch ein Haufen anderer Fehler, für die ich gerade nicht die richtigen Worte finde. Und damit meine ich nicht den Inzest. Das ist mir tatsächlich ziemlich egal und würde den Braten auch nicht mehr fett machen. Mir fällt jetzt gerade wirklich kaum eine gute Eigenschaft für sie ein. Höchstens, dass sie ihre Kinder liebt, aber das sollte sowieso selbstverständlich für Eltern sein.

Guddy

#31
Schwieriges Thema für mich je nach Bubble. Laut Definition so mancher bin ich nonbinary oder genderfluid, sehe das (also das ganze Themenspektrum rund um Geschlecht/errollen etc.) aber persönlich anders. Ich versuch's aber mal!

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Ich achte da nicht auf das Geschlecht. Solange die Figur gut geschrieben ist und mir die Themen der Figur zusagen, habe ich da keine Vorlieben.  :)

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Die beiden Fragen schiebe ich mal zusammen.
Ich verstehe die Frage ehrlich gesagt nicht.  ;D Es liegt ja nicht am Geschlecht der Figur, weshalb ich sie mag oder nicht, sondern daran, wie sie geschrieben ist.
Grundsätzlich mag ich es gar nicht, wenn Geschlechterklischees im Cast Überhand nehmen und man merkt, dass die Figuren mit einer bestimmten Vorstellung der Geschlechter geschrieben worden sind. "Frauen sind so und so, also sind alle Frauen im Roman so und so!"
Habe da aber kein konkretes Beispiel, da ich die Romane dann in aller regel einfach abbreche da es mich zu sehr ankotzt. Entsprechende Romane vergesse ich dann einfach.


Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?
Projektionsfläche.
Das ist auch der Grund, weshalb ich von heterosexuellen Autor*innen geschriebenen Gay-Romane eher kritisch gegenüber stehe. Habe den Eindruck, dass LGBTQ+-Menschen fetischisiert werden und das steht eher gegen eine echte Repräsentation. Hetero über Hetero sehe ich da weniger kritisch.

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet, hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Naja, oft fehlt es an charakterlicher Tiefe und der LI verkommt als Wichsvorlage. Das finde ich je nach Genre nicht schlimm, da es da eben auch primär darum geht. Um Träume.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ja, glaube ich persönlich schon. Sieht man ja allein schon an "männlichen" Fandoms, wenn da plötzlich eine weibliche Hauptrolle auftaucht. (siehe Rey in Star Wars).
Menners* sind es noch nicht so gewohnt, dass nicht mehr nur sie im Mittelpunkt stehen, die armen.

*Menners steht für mich für all jene Männer unter dem Schirm des Patriarchats, all jene Machos etc. Es steht nicht für aufgeklärte und reflektierte Männer. Und "Menner" ist auch nur in diesem Kontext zu lesen. Sie sind nicht per se schlecht, nur diesbezüglich zu gestrig

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Glaubwürdigkeit. Tiefe. Facettenreicher als "klischee-weiblich" und "klischee-männlich".

Zitat von: AlpakaAlexWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Ähm, ja, "das andere Geschlecht". Hier merkt man, wie alt dieser Thread ist. Es gibt so viele Geschlechter.

Naja "anderen Geschlechts" heißt ja grammatikalisch nur, dass nicht das eigene gemeint ist. "anderer Haarfarbe" kann ja auch blond, schwarzhaarig etc beeinhalten. Sonst hieße es ja "des anderen Geschlechts"

NatNat

Oh, ich will auch!


Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Öh, ich schau jetzt nicht explizit, welches Geschlecht der Protagonist in einem Buch hat?  ??? Es ist mir tatsächlich relativ egal.
Wenn ich selbst schreibe, dann schreibe ich meist aus der weiblichen Sicht - ich weiß nicht einmal genau, weswegen. Weiblich,
das ist aber auch das Einzige, was gleich bleibt. Sie sehen immer völlig unterschiedlich aus.
Was das Lesen angeht ... Da ist es mir Tatsache ziemlich gleich, was der Prota für ein Geschlecht hat. Ich finde auch nicht, dass
das eine Rolle spielt - zumindest fällt mir nichts ein, wobei das eine Rolle spielen könnte.

Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Äh. Ich wollte gerade Harry Potter sagen, weil das Tatsächlich das einzige Buch ist, was mir grad einfällt  :rofl:
Aber ich mochte Harry nicht, der war mir immer unsympathisch.
Halt ... da gibt es doch ein Buch. Der war zwar nicht der Protagonist, aber es wurde ab und an aus seiner Sicht erzählt.
Raphael, also Erzengel Raphael, aus den Nalini Singh Büchern fand ich immer ganz cool! Ein Warum gibt es da nicht einmal,
ich glaube, ich mag einfach seine direkte Art :D


Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Harry Potter - hier passt er, Ha!  ;D Ich fand ihn so un-fass-bar langweilig. Ich meine ... ja, er sollte langweilig und normal sein,
damit man sich mit ihm identifizieren kann - aber ich fand ihn völlig unsympathisch. Hermine war toll. Fred und George waren toll -
aber Harry? Wäh.
Ansonsten mag ich Spade aus der Jeaniene Frost Reihe nicht wirklich - er ist kein Prota, aber eine der Hauptrollen ... je nach Buch.
Und er ist ein unheimlicher Chameur, noch dazu besitzergreifend und immer darauf aus, die Frau zu beschützen - irgendwie nervt mich das.

Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Dazu kann ich gar nichts sagen ... ich kenne echt keinen, der da Unterschiede macht?

Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Äh. Ääääh.  ??? Ich denke, man muss sich allgemein mit dem Protagonisten identifizieren können - völlig gleich, welches Geschlecht er hat.
Ich reite da eigentlich auch gar nicht soo massiv drauf herum, in meinen Büchern steht der Mensch (oder das Wesen :D ) im Vordergrund,
daher kann sich theoretisch jeder mit diesem Wesen befassen.
[/quote]

Der Inspektor

#33
Ich glaube auch, dass das Geschlecht für die meisten Leser bei den allermeisten Büchern keine Rolle spielt. Wenn es im Roman tatsächlich sehr stark um das Geschlecht geht (wenn es z.B. ein feministischer Roman ist, der genau das Thema im Zentrum hat) ist das natürlich etwas anderes. Dann verschiebt sich die Zielgruppe sicherlich zu einer vor allem weiblichen, aber ansonsten ist für die meisten Leser das Geschlecht doch eher uninteressant... solange sich die Protagonisten nicht wie Klischees anfühlen. Und das kommt vor.
Ich habe vor ein paar Monaten "Artemis" von Andy Weir gelesen und fand die Protagonistin grauenhaft. Sie war hypersexualisiert, total rotznäsig und asozial und wurde im Laufe des Buches auf jeder erdenkbaren Ebene immer unsympathischer. Eine Femme Fatale war sie dadurch nicht, denn dafür war sie geradezu peinlich naiv und so simpel wie ein Kleinkind. Sie war ein extremes Klischee, und das, obwohl der Autor augenscheinlich im Namen der Diversity unbedingt eine Frau mit nicht-weißem Hintergrund schreiben wollte. Hätte er besser mal gelassen. Von Weir kannte ich bis dahin nur den Film zum Buch "Der Marsianer", und den fand ich wirklich gut. Aber da ist der Protagonist auch ein Mann, und die kann Weir scheinbar besser schreiben.
"Ich habe die Schlimmste aller Sünden begangen, die ein Mensch begehen kann. Ich war nicht glücklich." -Jorge Luis Borges, Die Reue

Brillenkatze

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Für mich ist das Geschlecht bei der Auswahl tatsächlich nicht so wichtig.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Schwierige Frage, da haben sich einige angesammelt. Aus den zuletzt gelesenen Büchern würde ich Peter Grant aus der Buchreihe Die Flüsse von London nominieren. Warum? Uff... Er macht so tolle Kommentare über Architektur. Er ist nicht über alle Fehler erhaben. Gleichzeitig ist er aber auch ein Geek mit Geek-Witzen. Er ist auf der einen Seite engagiert, aber gleichzeitig drückt er sich auch vor anderen Dingen. Er ist komplex. Er lernt dazu und steht dazu.
Nicht Protagonist, aber erhält von mir einen Oscar als Nebenfigur: Lord Vetinari von der Scheibenwelt. Introvertierte Durchsetzungskraft, dezenter Sinn für Humor, hart aber fair.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Protagonisten anderen Geschlechts fallen mir jetzt keine ein. Die gab es wahrscheinlich auch, ich habe es nur verdrängt.
Gleichen Geschlechts hat mich Rachel Morgan aus der gleichnamigen Serie schon manchmal ziemlich irritiert. Wahrscheinlich hatte sie für mich einfach zu viel Energie - sowohl emotionale, aggressive wie auch sexuelle. Ihr Verhalten war manchmal für mich schwer nachvollziehbar. Und gefühlt jeder Mann, mit dem sie zu tun hatte, war wunderhübsch oder zumindest sehr anziehend (so gesehen gingen diese Männer mir daher doch auf die Nerven - und Kisten hat mich beim lesen immer vom Namen her irritiert - Kisten, was für Kisten? Ach, ups!). Rachel konnte ich gar nicht verdrängen, weil sie die Ich-Erzählerin ist. Die Bücher habe ich trotzdem gelesen, Ivy und Jenks zuliebe. Die konnte ich mit ihren Problemen doch nicht einfach alleine lassen.  :buch:

"But have you ever noticed one encouraging thing about me, Marilla? I never make the same mistake twice."
"I don't know as that's much benefit when you're always making new ones."
- Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery

Malou

#35
Ich wollte hier auch mitmachen. Bin aber heute gedanklich nicht ganz bei mir, also ist es ein wenig unstrukturiert  :rofl:

Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Mein erster Impuls war es, ja zu sagen. Dann aber fiel mir ein, dass so einige meiner liebsten (Jugend-)Bücher männliche Protagonisten haben. Bartimäus etwa, Harry Potter und Eragon, Gwydion usw. Warum mein erster Impuls bei "Ja"? Weil ich gern Love Storys lese und das überwiegend aus der Perspektive der Dame. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich bisher noch wenige Love Story aus Sicht der Dame gefunden habe, die mir wirklich zusagen. Ich bin weg von den Young Adult Büchern, da sie mir so langsam alle gleich scheinen, vermutlich zu Unrecht. Und noch ein Gegenbeweis meines ursprünglichen Impulses: Dannyl und Tayend aus "die Gilde der schwarzen Magier" mochte ich sehr.
Fazit: Nee, ist mir doch eigentlich egal.

Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Oben schon einige genannt. Da fallen mir spontan eine ganze Menge mehr männliche als weibliche ein, was aber glaub ich eher daran liegt, dass ich noch nicht so viele wirklich gute Frauencharaktere gefunden habe und ich das aus irgendeinem Grund einfach noch nicht so oft zu lesen bekam. Ich bin sicher, es gibt sie, nur landeten sie noch nicht bei mir. Ein paar männliche Charaktere, die ich besonders mochte (ich nehme auch Filme hinzu, das sind ja auch Charaktere):


  • Tintenherz: (1) Mortimer --> eine tolle und spannende Vaterfigur, die nicht nur im Hintergrund bleibt, sondern aktiv alles mitgestaltet. Ich finde es unnötig und oft auch unlogisch, wenn die Eltern von Protas so passiv bleiben. Die meisten Eltern würden sich zähnefletschend mit in den Kampf werfen und über 1000 Berge wandern, wenn es um ihr Kind ginge; (2) Staubfinger --> ein Eigenbrötler, der so viel Leid ertragen musste und eigentlich nur sein Glück zurückwill - und dieses Glück am Ende dann doch opfert für die, die er liebt  :schuldig:
  • Harry Potter: Hagrid --> ein unbeholfener und gutmütiger Charakter, der manchmal den Hang zur Realität verliert, aber eigentlich sehr talentiert in dem ist, was er tut. Ich hatte in Band 6 und 7 soooo viel Angst, dass Hagrid stirbt und manchmal schon beim kleinsten Anzeichen davon angefangen, zu heulen. Okay, die anderen Tode waren genauso schlimm  :'(
  • Phantastische Tierwesen: Newt Scamander --> Yes! Endlich ein starker introvertierter Charakter. Ich liebe Newt einfach nur, weil man sich endlich traut, ein anderes Männerbild zu zeigen und klarzumachen, dass darin sehr viel Stärke liegen kann.
  • Herr der Ringe: Samweis Gamdschie --> so treu und loyal, ein Freund, wie sich jeder das nur wünschen könnte. Ebenfalls nicht der typische "starke" Mann, aber er zeigt dennoch so viel Stärke
  • Bartimäus: Bartimäus --> ich hab mich die ganze Zeit schlappgelacht, der Charakter ist so genial und mal ernsthaft witzig. Gleichzeitig hat man gemerkt, dass er gar nicht so gleichgültig ist, wie er immer tut. Zu sehen, wie er und Nathanael sich zwar dauernd die Köpfe einschlagen und sich doch zu mögen beginnen, hat mir sehr gut gefallen. Am Ende hätte Bartimäus ihn ohne Weiteres töten können, aber er hat ihm nicht ein Haar gekrümmt und das Beste rausgeholt, echtes Teamwork. Hier hat mir also gefallen, dass auch ein so sarkastischer Charakter so viel Tiefe hat.
Jo ich könnte vermutlich ewig weitermachen. Das hier sind auch eher die klassischen, es gibt noch viele andere tolle Romane und Filme. Hab jetzt eher die rausgepickt, die jeder kennt.

Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Uff, gefährliche Frage um sich ins Wespennetz zu setzen  :d'oh: Spontan würde ich ja sagen, aber ohne das statistisch oder aufgrund meiner eigenen Arbeit belegen zu können. Ich glaube, dass Frauen tendenziell mehr lesen als Männer, sodass es sich in dem Fall schon natürlicherweise ergäbe, dass mehr Frauen Bücher mit männlichen Protas lesen als andersrum. Von meinem eigenen Bekanntenkreis zumindest kann ich berichten, dass mehr Frauen "alles" lesen als Männer. Also dass es den Frauen da eher wurscht ist, ob männlich oder weiblich usw.. Warum? Keine Ahnung. Vermutlich weil es nicht so "geächtet" ist, als Frau alles zu lesen als als Mann. Ein Mann, der Liebesromane liest (überwiegend Frauenperspektiven)? Das würden leider doch so einige belächeln... Und da die Frauenperspektiven noch nicht ganz so häufig außerhalb von Liebesromanen vorkommen, ist es denke ich auch normal, dass weniger Männer nach einem Buch mit einer Frau als Perspektivträger greifen. Ebenfalls finde ich Frauen oft nicht allzu gut geschrieben, selbst von Frauen  :rofl: Es wird besser! Aber die Diversität (ich meine den Charakter) lässt doch oft noch zu wünschen übrig. Viele Frauen haben gefühlt alle dieselben bissigen Sprüche drauf, um die helfende Hand des Mannes selbstbewusst auszuschlagen (und werden am Ende meist doch von ihnen gerettet oh Wunder - oder sind Kampfesmaschinen), sind zynisch / sarkastisch und müssen es am Ende dann unbedingt allein schaffen, obwohl sie ihre Fähigkeiten gerade mal 3 Monate haben, weil man ja zeigen muss, dass Frau ebenfalls "kann". Und auch, wenn ich das hier sage, habe ich keine Ahnung, ob meine weiblichen Charaktere wirklich anders sind. Ich glaube, das ist so tief in uns drin, dass das schwer rauszukriegen ist. Hier möchte ich auch differenzieren und klar sagen, dass es meiner Ansicht nach vollkommen in Ordnung ist, den eigenen weiblichen Charakter wie genannt zu schreiben. Es ist mehr die Masse an Charakteren, die heute so sind, die ein wenig nervig sind. Aber einen einzelnen Roman würde ich dafür nicht ankreiden.
Habe ich jetzt auf die Frage geantwortet? Keine Ahnung  :rofl:

Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Divers und das vor allem charaktermäßig. Andere Diversität (Hautfarbe, Sexualität usw.) ist für mich nur das Sahnehäubchen. Ich erwische mich beim Schreiben dabei, dass meine Charaktere oft weiß und hetero sind. Das rein aus Gewohnheit und ebenfalls aus Sorge, anders etwas falsch zu machen. Allerdings hatte ich ein paar für mich positive Erfahrungen gemacht, die mir verdeutlichen, dass die Charaktere als solches immer im Vordergrund stehen müssen. Ich hatte einen Charakter, den ich blödsinnigerweise unbedingt mit einer Frau verkuppeln wollte - also ebenfalls auf sexueller Ebene  ::) Irgendwie passierte es nicht, egal, wie sehr ich mich anzustrengen versuchte (jep, danach habe ich mal drüber nachgedacht, warum ich das eigentlich wollte und festgestellt, dass es nur doofe Gewohnheit war). Der Charakter selbst sagte immer nur nö, nö und nö. Dadurch fand ich heraus, dass er gar nicht "klassisch" hetero ist, ohne dass ich versuchte hatte, das aus ihm zu "machen". Und da glaube ich liegt das Geheimnis. Die Charaktere müssen komplex und vielfältig sein und sie müssen auch manchmal für sich selbst sprechen dürfen und nicht nur nach einer Checkliste "gebaut" werden. Dabei ist es egal, ob der Charakter nun ein Haudrauf oder kampfesscheu oder unsympathisch ist. Die Tiefe ist wichtig. Wenn man die erste Lage abzieht, muss es darunter noch eine geben. Und am besten noch eine. Wenn man zu sehr versucht, Charaktere zu schreiben, die alle mögen und die nirgends anecken, hat man am Ende nicht unbedingt was gewonnen. Frei nach dem Motto: Zehn Charaktere und ein Problem = zehn verschiedene Lösungen  ;)
»Anders als die Kultur, die die Unterschiede zwischen uns betont, die Menschen und Gruppen voneinander trennt, verbindet die Natur uns miteinander. In ihr sind alle Menschen gleich.« (Der Gesang des Eises, Bakic)