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Recherche: Wie korrekt sollten Bücher sein?

Begonnen von Cairiel, 30. Januar 2016, 11:09:33

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Kati

Wenn du dir sicher bist, dass du es richtig gemacht hast, hast du keinen Grund dich über solche Kritiken auch nur aufzuregen, finde ich.  :knuddel: Sollen sie doch glauben, sie wüssten es besser, wenn du dir sicher bist, dass es richtig ist, reicht das. Als Autor Quellen angeben halte ich für total unnötig. Quellen lesen ist unabdingbar, aber die muss man nirgendwo hinterher breittreten. Wir schreiben Romane und keine wissenschaftliche Fachliteratur und falls jemand mehr über die Epoche wissen will, ist es eigentlich nicht meine Aufgabe als Autorin, ihm da zu sagen, was er lesen soll. Ich gebe auf Anfrage gern Buchtipps, habe ich über mein Blog auch schon öfter gemacht, aber sollte ich mal was Historisches veröffentlichen, werde ich da nicht meine gesamte Literatur angeben. Nachwort ist schon eine schöne Idee, für mich aber persönlich auch nicht unbedingt nötig. Ich lese Nachworte ehrlich gesagt selten, es sei denn, im Roman ist wirklich etwas aufgetaucht, das ich erklärt haben möchte. Ich würde wahrscheinlich persönlich ein Nachwort schreiben um zu erklären, wieso ich gerade über diese Epoche und dieses Thema geschrieben habe, auch, wenn ich Nachworte selbst selten lese, aber es gibt ja durchaus viele Leute, die die Hintergründe interessieren.

Quellentexte lesen würde ich aber allen Autoren von historischen Romanen raten. Es müssen nicht zehn sein und man muss sie auch nicht von vorn bis hinten durcharbeiten, aber für mich gehören Quellen zur Recherche dazu, weil sie einen viel besseren Einblick in die Epoche geben, als reine Fachliteratur. Lesen ist aber beim Recherchieren auch nicht alles.

Fianna

Zitat von: Cailyn am 23. Juni 2017, 19:57:43
Aber mir gefällt sie nicht, weil es mir zu viel Aufwand generiert. Wenn man das richtig machen will, muss man mehrere Quellen für den gleichen Fakt vorweisen, denn sonst kommt irgendwer und sagt: "Aber dort habe ich es anders gelesen."
Es doch nicht um das Anführen von Quellen, schließlich schreibt man einen Roman. Es reicht auch schon, wenn man wenig Bücher liest, dafür aber die richtigen (da kann man sich ja etwas entsprechend empfehlen lassen) und quellenkritisch. Ich habe sehr viele Bücher zu Hause, die mir von Leuten der entsprechenden Fachrichtung als umfassend, guter Einstieg oder sonstwas empfohlen wurden. So eine Kaltstart Recherche ist schwieriger und langwieriger, aber das muss man ja nicht machen.

Oder es reicht schon, wenn man einen Kontakt an einer entsprechenden Fakultät hat, der die Sachlage (oder sogar den Roman) prüft und sagt: das ist durchaus eine verbreitete Ansicht, in dem Lager xyz, die ebenfalls folgenden Umstand als wahrscheinlich ansehen. Dann gibt es noch das Lager abc, die das anders sehen weil... Und dann kann man sich raussuchen, was man für historisch zutreffend bzw. passend für den Plot hält.
Wenn man nicht will, muss man sich doch nicht so elend tief hinein arbeiten. Man sollte in dem Fall nur eine Kontaktperson haben, die einem die recherchierten (für den Plot relevanten) Fakten einordnet und bewertet.

Zitat von: Cailyn am 23. Juni 2017, 19:57:43
Mir macht es so gar keinen Spass, Quellentexte aufzubereiten.
Wie gesagt, das ist nicht unbedingt erforderlich. Zudem kann man die meisten Primärquellen gar nicht richtig einordnen und bewerten, Primärquellen sind nicht der ideale Einstieg in ein Thema.

(Das nervt mich auch ein bisschen an dem Geschichtsforum, das immer jedermann auf die Primärquellen abzielt. Da denke ich mir immer: und was willst du dann damit anfangen?! Wer ist der Urheber, an wen richtet sich das, was ist der Zweck, wie glaubwürdig ist die Quelle.... steht da alles nicht bei. Aber ist bestimmt ganz unwichtig  ::)

Zitat von: Cailyn am 23. Juni 2017, 19:57:43
Ich bin Romanautorin und nicht Wissenschaftlerin.
Ja, aber wenn das Ausmass der Recherche ein gewisses Maß unterschreitet, denke ich mir: Mensch. Warum schreibst du keine historisch inspirierte Fantasy?
Da ich nicht weiß, wieviel Du recherchierst, ist das jetzt nicht auf Dich gemünzt.

Churke

Bei historischen Themen arbeite ich fast ausschließlich mit Primärquellen. Warum? Ein Autor liest eine Quelle unter anderen Vorzeichen als ein Historiker. Der Autor gräbt nach dem Skandal, dem Knall-Effekt. Er braucht die subjektive, vielleicht sogar falsche, Sicht der Zeitgenossen für seine Figuren. Als Autor interessiert mich nicht, ob Nero ein Opfer von Geschichtsfälschung wurde oder ob es wirklich Orgien im Vatikan gab. Wenn ich so eine Platte finde, dann lege ich sie auf und drehe die Lautstärke nach rechts. Bis zum Anschlag.

Zit

Wenn man die entsprechende Sprache kann, ist das toll. Ansonsten ist man ja nur doch wieder auf die Übersetzung angewiesen und da kann dann nochmal allerlei anderes schief gehen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Fianna

#94
Zitat von: Churke am 23. Juni 2017, 23:58:40
Bei historischen Themen arbeite ich fast ausschließlich mit Primärquellen. Warum? Ein Autor liest eine Quelle unter anderen Vorzeichen als ein Historiker. Der Autor gräbt nach dem Skandal, dem Knall-Effekt. Er braucht die subjektive, vielleicht sogar falsche, Sicht der Zeitgenossen für seine Figuren. Als Autor interessiert mich nicht, ob Nero ein Opfer von Geschichtsfälschung wurde oder ob es wirklich Orgien im Vatikan gab.
Die Quelle hat immer recht? Interessant.

Bei mir ist es genau umgekehrt, ich recherchiere sehr quellenkritisch. Wenn alle (eigentlich sehr heterogenen) Quellen sich in der Bewertung einer Person überraschend einig sind, mache ich mir Gedanken über den Grund. Und wenn diese Bewertung mir nicht so gut in den Plot passt, verwende ich einen oder mehrere dieser Gründe für eine abweichende Darstellung.
Man könnte also sagen, dass ich in gewissen Punkten eine alternative Geschichte erschaffe, allerdings immer in Übereinstimmung mit den Quellen.
Ich drehe Sachen ungern einfach um - ich glauhe, sowas habe ich bisher nie gemacht. Stattdessen gebe ich "in-time" eine Darstellung, die die abweichende Quellendarstellung erklärt.

Z.b. habe ich mal aus einem überlieferten Brand, der laut Quelle durch eine umgefallene Kerze verursacht wurde, eine unerkannte Brandstiftung gemacht.
Das passte zur Quellenlage. Eine Art terroristischen Akt oder ähnlich Aufsehen erregende Umstände hätte ich jedoch nicht ausgewählt, weil es der Quellenlage widerspricht.

Cailyn

Charlotte
Ja, ich halte es so wie du. Romane sind mir lieber als wissenschaftliche Exkursionen.  ;)

Fianna
Mit Fantasy hat mein Roman gar nichts zu tun. Es ist ein Historienroman, für den ich ausgiebig recherchiert habe. Ich bin auch gar nicht zu faul zum recherchieren, im Gegenteil. Ich bin nur zu faul (oder habe zu wenig Lust), meine Recherche in irgendeiner Form für Leser aufzubereiten. Das ist einfach nicht mein Ding und muss es meiner Meinung nach auch nicht sein. Ich lese viel, halte meine Recherchen auch fest, aber ich verpacke sie nicht für den Leser in ein schönes Packet - ausser eben im Roman selber.
Die Frage ist für mich also weniger, ob ich als Nachtrag Quellen wiedergeben oder meine Recherche erklären soll, sondern eher, ob ich im Buch selber etwas ändern sollte, damit keine Fragen offen bleiben. Doch ich glaube, das ist ein Fass ohne Boden. Man weiss ja nicht, welcher Leser an welcher Stelle irgendwas bezweifelt.

Churke
Deine Vorgehensweise finde ich gut. Nur gibt es natürlich Fakten, mit denen man nicht so verfahren sollte. Dazu gehören z.B. auch alle Belange, die in einer Epoche gesetzlich geregelt waren wie Erbrecht, Handhabung mit Delikten, Eheschliessung, Grundstückbesitz. Wenn da geschlampt wird, läuft das nicht mehr unter "künstlerischer Freiheit", sondern es ist einfach schlecht recherchiert.

Fianna

Schade. Auch wenn man kein Nachwort machen möchte, so etwas eignet sich doch gut als Bonusmaterial, auf dem Blog oder auf andere Art.

Churke

Zitat von: Fianna am 24. Juni 2017, 05:50:37
Die Quelle hat immer recht? Interessant.

Das heißt nicht, dass sie recht hat. Aber "toll trieben es die alten Päpste", historisch belegt, ist das, was die Leute lesen wollen. Da wäre ich schlecht beraten, den Augenzeugenbericht des Zeremonienmeisters als unglaubwürdig zu verwerfen und aus der Orgie einen Hausmusikabend zu machen.
Wo ich das noch wichtiger finde, ist die Wertung historischer Personen. Die heutige Geschichtswissenschaft ist extrem zurückhaltend und gibt nur Noten zwischen 2 und 4. Wie schön ist da Prokopios von Caesarea, der für das Kaiserpaar Justinian und Theodora jeweils die 6- vergibt. Davon lasse ich mich gerne inspirieren...  :D

Kati

Quellenkritik ist absolut wichtig, aber ebenso wichtig ist es auch kritisch mit Fachliteratur umzugehen, vielleicht am Ende sogar wichtiger, weil man da immer auf den Bias des Verfassers Acht geben muss. Wenn ich eine Quelle vor mir habe, habe ich zumindest eine zeitgenössische Interpretation vor mir, mit der ich arbeiten kann. Wie Churke schon sagte, es muss ja nicht wahr sein, was da berichtet wird, aber es ist zumindest eine zeitgenössische Meinung zu den Geschehnissen. Bei großen historischen Events kann man sich aus mehreren Quellen schöne Flickenteppiche zusammensetzen, die einen Überblick über verschiedene Meinungen und Interpretationen zu den Ereignissen ergeben. Es ist auch viel zu oft gar nicht möglich, wirklich herauszufinden, welche der Schilderungen jetzt der Wahrheit am nächsten ist, also finde ich auch Fiannas Herangehensweise richtig gut, einfach aufgrund der Quellen zu interpretieren, was gewesen sein könnte.

Fachliteratur finde ich oft viel schwerer umzusetzen, wie gesagt, wegen dem Bias. Confirmation Bias begegnet man da total oft: Der Autor hat eine Meinung, untermauert die mit Quellen und Fakten und lässt alles, was nicht dazu passt, unter den Tisch fallen. Ist normal, lernt man an der Uni ja auch teilweise so, wenn es ums wissenschaftliches Schreiben geht, man soll ja von seinem Standpunkt überzeugt sein und die meisten Bücher werden ja auch mit Fragestellung geschrieben, die man dann eben beantwortet. Für Autoren ist es aber nicht so toll, weil es sehr einseitig ist und man dann noch andere Werke mit Gegenposition dazuziehen muss (Ich habe hier im Moment zwei kurze Bände liegen, die komplett das Gegenteil von einander behaupten  ;D). Dazu kommt dann leider, dass man Probleme kriegt, wenn man über Minderheiten schreiben will, weil die besonders in älterer Fachliteratur gern mal vergessen werden, womit ich mich in letzter Zeit rumschlagen muss. Aber auch, wenn man das Problem nicht hat, schwingt bei Fachliteratur immer schon ganz stark die Interpretation des Autors mit, weshalb es nie verkehrt ist, sich die Originalquellen selbst auch nochmal kritisch anzuschauen, solang man das kann. Bei meinem momentanen Projekt kann ich das auch nur in der Übersetzung und muss halt darauf vertrauen, dass die Übersetzer mich da nicht im Stich lassen. Das ist halt manchmal so.

Churke

Der Bias ist regelmäßig mehr als eine persönliche Meinung. Die Karriere eines Historikers hängt seit jeher davon ab, politisch korrekte Geschichte abzuliefern. Auch wenn alle Fakten stimmen, kann man sie doch so oder so gewichten.

Barra

Wie korrekt sollten Bücher sein?
So korrekt es geht und der Autor es kann.
In den ganzen Seiten Diskussion hier, habt ihr alles schon genannt, was mir auch wichtig dabei ist. Vom Pferd und Reitsport angefangen, bis über back- und steuerbord, Bogenspannen und Kampftechniken sowie Aus-der-Puste-kommen.
Das sind tatsächlich so ,große' Punkte, die mir auch immer wieder auffallen. (Science Fiction lass ich da mal raus.) Das berühmte ,,Schußwaffenhand-Drehen" und dann abdrücken im ,,Gangster-Style" ist eines dieser markanten Beispiele, die fast schon zu einem modernen Mythos der Richtigkeit geworden waren. Jeder im Schützenverein kann da nur noch müde drüber lachen inzwischen. Rückschlag, Stabilisierung, Zielen - ach brauch' doch niemand.

Natürlich wird sich jemand, der sich in einem bestimmten Feld auskennt, die Nase rümpfen. (Bogenschütze, Reiter, Apotheker...) Die Frage ist also, wie viele der potentiellen Leser sind so spezifiziert? Fantasyromane: Da wird es einige Laien Schwertkämpfer und Reiter drin geben (müsste man mal statistisch erheben). Ärzte und Polizisten als Krimi-Leser könnten auch einige dabei sein.
Apropos Ärzte, ich persönlich habe ein ganz großes Problem mit einer ,guten' Darstellung/ Beschreibung von Heilmagie. Feuerball werfen? - Kein Ding, stell dir vor, du wirfst einen Ball. Aber ,Heilen' ist eine wirklich fiese Sache und ich kenne einige Sanitäter, Ärzte und den ein oder anderen Ersthelfer, die gern und viel lesen aber bei denen ,Heil-Magie' im ,,VulleVulle-HeileHeileGänschen"-Verfahren sehr sauer aufstösst. Da kannst du noch so viel recherchieren - wie will man auch zu Magie recherchieren? - du stößt unweigerlich auf Grenzen. In dem speziellen Fall finde ich es immer am besten, wenn man doch wieder fragt und sich rückbesinnt auf Naturheilkunde und Fachwissen. Nicht nur ,Handauflegen' sondern verstehen wie ein Körper aufgebaut ist und durch Magie eine Erleichterung schaffen, aber nicht das Wissen eines Arztes unter den Tisch fallen lassen. Und muss ich überhaupt Magie anwenden oder sind Kräuter/ Verbände ratsamer und was ist mit der Erholungszeit oder auch mit einer Reha? (Mutantenmäßige oder Vampirdurstmäßige Regeneration ist nun wirklich eher die Ausnahme.) Wie realistisch kann man in diesen Bereichen bleiben und was kann man recherchieren? (Das geht dann auch weiter mit Levitations-Zaubern und vielen anderen Dingen, über die wir nichts wissen können - ähnlich der technischen Entwicklungen im Bereich Science Fiction.)

Kleine Recherchen
Mal von diesen großen Kalibern weg, fängt bei mir die Korrektheit schon klein an. Nehmen wir als Beispiel: Eine Frau ist schwanger. Es stellt doch tatsächlich einen Unterschied dar, ob die Frau (wie hier schon mal erwähnt in einem der Beiträge) alleine im Wald wohnt oder in einem Dorf. Ob es eine Hebamme oder Magiekundige gibt. Aber damit ist es noch lange nicht getan. Was, wenn die Frau Zwillinge oder gar Drillinge erwartet? Es ist wahrscheinlich(er), dass ihre Niederkunft viel eher als beim Durchschnitt eintreten wird. So was kann und darf man ruhig berücksichtigen - egal in welchem zeitlichen Setting. Solche Dinge fallen aber oft unter den Tisch, schließlich macht man sich beim Schreiben einer solchen Kleinigkeit ja auch nicht gleich eine Notiz an den Rand zum Thema: ,,Check' noch mal Mehrlingsgeburten, europäischer Raum, 17. und 18. Jhd." Warum auch, was soll da groß anders gewesen sein? Hausgeburt, trockene Tücher und heißes Wasser! Ist doch nur eine Geburt, kommt doch nur kurz vor: ist doch nicht wichtig.

Für mich schon und ja, tatsächlich, nimmt ein Autor Rücksicht auf besondere Umstände bei vermeintlichen Kleinigkeiten imponiert mir das. Und ich bin noch nicht einmal bei Fachbegriffen.
Ich schließe mich euren Aussagen an, man kann sich in Recherchen (wie zB der hier genannten architektonischen Studentenlektüre) verlieren und viel zu viel Wissen anhäufen. Aber man stolpert in solchen Suchen ja auch über neues Wissen, das man später gut gebrauchen kann an anderer Stelle oder eben über Kleinigkeiten die alles abrunden. Dadurch muss weder der Charakter überschlau daherkommen oder der Autor als belehrend. Auch ein Autor kann nicht alles wissen und profitiert von Verbesserungen und Vorschlägen, wenn ein Spezialist daraufhinweist (ist aber natürlich schade, wenn die Feuerwehr sich zwecks korrekter Darstellung einer Sprengung nich zurückmeldet - Anmerkung: Vielleicht lieber gleich die Mythbusters fragen).

Aus eben jenen Gründen habe ich eine Geschichte, die ich schreiben wollte, gar nicht erst verwirklicht.
Es ging um einen Mythos. Einen überführten Missetäter lebendig einmauern? Soll ja vorgekommen sein (Ich kenn' da so einen Film...). War es in dem Fall nicht und ich sah nicht ein, diese ,,Lüge" (diese kleine Sage im Lokalkolorit) weiterzutratschen. Eine schöne Idee ist es, aber rein fiktiv. Da ich etwas realeres suchte, wanderte die Idee auf den: ,,Falls einer meiner Charaktere mal eine Gruselgeschichte erzählen will"-Stapel.

Das ist ein sehr großes Thema bei mir zur Zeit. Und ich freue mich immer über gute Recherchen. Klar, kann das auch mal anders sein als meine Informationen (wenn ich es überhaupt weiß). Nostradamus ist so ein Fall, als Person. Kann man viel zu recherchieren, erwischt man aber diese oder jene Übersetzung seiner Vorhersagen, dann reibt es sich schnell auf.

Eine Sache noch zum Abschluss: Wikipedia ist keine Quelle, die ich als Leser im Nachwort sehen will. Ich gebe gern zu, dass die Seite sich durchaus weiterentwickelt hat und für einen ersten Anlauf gut ist, wenn man so gar keine Ahnung hat was ein/e XYZ ist. Das war es dann aber auch. Wiki aufschlagen ist nicht gleich Recherchearbeit.

PS: Ich habe mir jetzt nicht die Namen herausgeschrieben, auf deren Beiträge ich verallgemeinert eingegangen bin - ich hoffe es ist so in Ordnung für euch.

AlpakaAlex

Recherche ist für mich so ein zentrales Thema. Da spielt auch ein wenig mein Autismus mit rein, dass ich dahingehend eventuell auch ein wenig übertreibe. Wer weiß auch welchen FBI-Listen ich stehe?  :rofl:

Nein, aber ehrlich: Ich recherchiere immer sehr viel und erwarte eigentlich auch von anderen Autor*innen - selbst wenn ich es natürlich nicht immer bewerten kann.

Da ich meistens Urban Fantasy schreibe, recherchiere ich üblicherweise solche Sache wie gesprochene Sprachen (Fakt ist: An vielen Orten sind es nicht nur die Landessprachen), Örtlichkeiten (Google Maps ist mein bester Freund), Verbindungen/Wege (again: Google Maps), lokale Traditionen und Umgangsformen (das ist häufig schwerer) und dann viel zu viel über etwaige bestimmte Orte. Und natürlich versuche ich halt mir ein Bild über die dargestellten Gruppen zu machen, um diese vernünftig repräsentieren zu können - spreche dahingehend auch gerne mit Menschen, die selbst Mitglieder der Gruppen sind. Außerdem natürlich so technische und mythologische Details (meine Geschichten tendieren dazu mit "Clap your hands if you believe" zu arbeiten - also sehr viel mythologische Einflüsse).

Und ja, so Standard der Witz auch ist: Bei der Recherche zu Mosaik habe ich wirklich teilweise den Eindruck, dass ich auf irgendwelchen Listen gelandet sein könnte. Ich meine, klar, ich habe halt viel mit Veteranen gesprochen, was eine Sache ist. Ebenso ist es eine Sache, dass ich die superlieben Menschen von Green Point in Kapstadt ausfragen durfte. Aber dann habe ich halt eben auch solche Sachen recherchiert wie: Wie funktionieren bestimmte Feuerwaffen? Woher bekommt man sie? Wie schmuggelt man sie? Wie funktionieren Granaten? Wie groß ist der Radius einer Granate? Wie baut man eine Bombe? Wie viel kostet ein Auftragsmord? Wie viel kosten in der modernen Welt Sklaven? As you do. Es ist halt ein Urban Fantasy Thriller, der in der kriminellen Unterwelt von Südafrika spielt.

Neuerdings schreibe ich auch sehr viel Solarpunk - zumindest Kurzgeschichten. Dafür muss ich allerdings weniger recherchieren, weil die Sachen, die ich dort fürs Worldbuilding brauch, kenne ich größtenteils aus dem Studium und weil ich mich mit so etwas eh sehr viel in meiner Freizeit beschäftige.

Was mich in Geschichten halt vor allem immer wieder stört, sind falsche Informationen über Computer (oder die Versuche Computer irgendwie aus Urban Fantasy herauszubringen). Oder falsche Informationen über Örtlichkeiten - vor allem natürlich, wenn ich diese Örtlichkeiten kenne. Und falsche Informationen über alles, was mit dem Stromnetz zu tun hat, weil ... Ugh. Die Informationen sind so leicht zugänglich. Und wenn ihr einfach nur "Sendung mit der Maus" schaut.

Eine Buchreihe, wo mich der Mangel an Recherche total aufgeregt hat, sind übrigens die Dresden Files. Es ist so, so deutlich, dass Butler absolut keine Ahnung von Chicago hat - und das zeigt sich vor allem auch darin, dass in den Büchern viel zu wenig marginalisierte Gruppen vorkommen. Tatsache ist: Illinois ist mit einer der diversesten Staaten in den USA. Grund dafür ist eben, dass sie lange Zeit die progressivsten Gesetze im Land haben. Da Chicago die größte Stadt dort ist, hat sich die Diversität vor allem da konzentriert. Das bedeutet: Fast die Hälfte der Bevölkerung der Stadt sind nicht-weiß. Von der weißen Bevölkerung ist fast die Hälfte slawischer Herkunft. Es gibt unglaublich viele queere Menschen. Und in den Büchern? Praktisch alle Figuren weiß. Nur eine Figur slawisch. Nur eine Figur queer. Und halt auch die Örtlichkeiten sind auch absolut falsch dargestellt.

Und genau solche Sachen stören halt.