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Zusammenhang zwischen dem Schreiben und dem Siebgedächtnis?

Begonnen von HauntingWitch, 20. Juni 2014, 10:31:49

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HauntingWitch

Seit einiger Zeit mache ich mir ein paar Gedanken über mein Gesichtergedächtnis. Es passiert mir mittlerweile regelmässig, ja, ich habe sogar das Gefühl immer häufiger, dass ich Gesichter oder auch Namen schnell wieder vergesse. Teilweise sind das auch Leute, die ich öfter sehe, nur halt nicht so engen Kontakt habe.

Ich bilde mir allerdings ein, früher als Teenager ein sehr gutes Gesichter- und Namensgedächtnis gehabt zu haben. Wenn ich einen Zeitpunkt festmachen müsste, ab dem es angefangen hat, würde ich fast sagen, seit ich angefangen habe, gezielt zu schreiben. Also, seit ich a) so intensiv schreibe und mich b) eingehend mit Charakterbau, Plot usw. befasse. Nun frage ich mich ein wenig, ob das vielleicht einen Zusammenhang haben könnte, wenn ich auch nicht wüsste, wie man einen solchen erklären sollte.

Deshalb ist meine Frage an euch: Wie ist das bei euch so mit dem Gesichter und Namen merken? Und was haltet ihr von der Theorie?

THDuana

So eine Phase hatte ich dieses Jahr auch, dass ich für mehrere Monate mir absolut keine Namen merken konnte oder sie zumindest nicht mit den dazugehörigen Gesichtern verbinden konnte. Erst dachte ich, das liegt daran, dass ich in der Uni so viele Menschen in kurzer Zeit treffe und auch oft nur flüchtig, aber im ersten Studienjahr habe ich das immer gut gemeistert. Wie aber schon erwähnt, war das bei mir eine Phase und jetzt, schätze ich, habe ich dieses Problem nicht mehr.

Dass du dir wegen des Schreibens Name nicht merken kannst, kann ich mir nicht vorstellen. Du benutzt ja ständig viele Namen für deine Charaktere und merkst diese dir auch. Ein "Limit" an Namen, die man sich merken kann, gibt es ja nicht (oder etwa doch?).
Dass es dir schwerer fällt, Namen mit Gesichtern zu verbinden, könnte damit schon in einer Art etwas damit zu tun haben. Wenn du keine Fotos für deine Figuren heraussuchst oder Zeichnungen von ihnen hast, kenne ich das von mir selbst, dass ich mir zwar ihre wichtigsten Hauptmerkmale merke, aber ein richtiges Gesicht haben sie für mich nicht.
Trotzdem denke ich nicht, dass das etwas miteinander zu tun hat.

heroine

Grundsätzlich hatte ich nie ein gutes Namensgedächtnis, außer für Figuren. Als sei es einfacher für mich geschriebene Namen aufzunehmen als gesprochene.
Irgendwann habe ich angefangen Geschichten und Informationen mit Personen zu verknüpfen, wenn das klappt, kann ich mir auch Name und Gesicht merken. Das ist nur teilweise sehr verstörend für die Person, wenn ich mich an zu viele Details ihres Lebens erinnere und dann entsprechend nachfrage.
Inzwischen mach ich mir nicht mehr so viel Mühe. Ich muss nicht mehr alles über eine Person aufsaugen. Niemand bringt mich um (oder nimmt es zu übel), wenn ich zwei oder drei Mal nach dem Studienfach fragen muss.

Joel

Also, einen kausalen Zusammenhang gibt es wohl nicht  ;D
Ich weiß aber von mir selbst, dass ich in aktiven Schreibphasen ziemlich viele kognitive Ressourcen verbrauche, die dann an anderer Stelle vielleicht fehlen (Aufmerksamkeit im Alltag; ich vergesse zum Beispiel sehr häufig, wo ich meine Wertsachen hingelegt habe  :engel:). Vielleicht verbrauchst du auch so viele Ressourcen, was sich bei dir dann in einer schlechten Gesichterwiederkennung spiegelt  ;)

HauntingWitch

Hm, okay, interessant.

@Joel: Ja, so etwas könnte ich mir etwa vorstellen. ;D Ich finde es nur komisch, dass es sich vor allem auf diesen speziellen Bereich von Namen und Gesichtern auswirkt, da wir es als Autoren ja dauernd mit Namen und Gesichtern (unserer Figuren) zu tun haben. Aber vielleicht achtet man gerade deswegen in der Realität weniger drauf, als gäbe es da keine Kapazität mehr. Naja, okay, vielleicht bin auch nur ein bisschen verrückt und mache mir zu viele Gedanken über irrelevante Sachen.  ;)

Esora

Die Sache mit dem Namen und Gesichter merken und verbinden geht mir ähnlich.
Aber wahrscheinlich liegt es bei mir daran, dass ich am Tag an die dreißig Kunden zu Gesicht bekomme, die ich noch nicht kenne...

Vielleicht haben wir als Schriftsteller aber auch so viele andere Gedanken im Kopf, dass da wenig Platz für immer neue Namen und Gesichter bleibt, vor allem da in unseren Geschichten ja auch oft neue Personen hinzukommen...

Es ist eine wirklich spannende Überlegung... aber ein konkreter Zusammenhang... Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen.

LG
Esora

Sternsaphir

Ich hatte schon immer ein grottenschlechtes Namensgedächtnis. Aber dafür konnte ich mir Gesichter gut einprägen.
Seitdem ich aber intensiver schreibe (verbunden mit dem zusätzlichen Alltagsstress), vergesse ich aber eher andere Dinge. z.B. Abmachungen, Informationen, Inhalte von Gesprächen, Listen etc.
Wichtige Sachen muss ich mir immer aufschreiben und dennoch vergesse ich Dinge, die erst vor zwei Tagen besprochen worden sind.
Ich schiebe es bei mir aber nicht direkt auf das Schreiben, sondern auf den vielen Stress, der mich daran hindert, mich richtig auf eine Sache konzentrieren zu können.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich durch das Schreiben sehr viel andere Dinge im Kopf habe und vielleicht sortiert mein Gehirn einfach unwichtig Erscheinendes aus, um mehr Kapazität fürs plotten zu haben.  ???

Pandorah

Ich kann mir Namen erst nach dem xten Anlauf merken. Gesichter kann ich mir merken - in einer Art "Hm, kenne ich die Person nicht von irgendwoher?" Aber bevor ich darauf komme, wer das ist ... nun ja, da habe ich schon dreimal nachgefragt. Termine kann ich mir auch nicht merken. Yay für Stickies, die haben mir schon oft das Leben gerettet.

Meine Vermutung ist auch, dass es damit zusammenhängt, was sonst noch so im Leben abläuft - und dazu gehört auch das Schreiben. Wenn ganz viel meiner Aufmerksamkeit, meiner Konzentration und meines Fokusses darauf ausgerichtet ist, wie ich die verschiedenen Plotstränge verknüpfe und wie ich Plotlöcher stopfe, wenn ich dann auch noch etwas Aufmerksamkeit übrig haben muss, meine Arbeit gut zu schaffen und nebenher noch mein Leben zu leben, Freunde zu treffen, ... dann ist einfach erst mal kein Platz mehr in meinem Kopf für Fremde. Oder Termine.

Miezekatzemaus

Also, Namen kann ich mir sehr gut merken, Gesichter nicht. Es ist schon vorgekommen, dass ich den Vater meines Nachhilfeschülers sprechen wollte, wegen dem Stoff der durchgenommen werden sollte, und ihn schlicht nicht erkannt habe. :versteck:

Na ja. Inzwischen schaue ich einfach, wer welche Person mit Namen begrüßt. Ich glaube nicht, dass mein Gedächtnis besser oder schlechter geworden ist, seit ich schreibe, aber ich habe verständlicherweise kaum Erinnerungen an die Zeit, weil ich mit acht angefangen habe.

Viele Grüße
Mieze

Coehoorn

Ich konnte mir Namen noch nie merken und wüsste auch nicht welchen Zusammenhang es da geben soll. Eigentlich müsste das genaue Gegenteil der Fall sein, dass du dir Dinge besser merken kannst, wenn du dich viel kreativ beschäftigst.

Witzigerweise vergesse ich manchmal sogar Namen von wichtigen Charakteren und muss dann immer Text zurück gehen um zu gucken wie der oder die jetzt eigentlich nochmal hieß :D

Franziska

Hm, also ich kann mir Gesichter und Namen gut merken, konnte ich immer, kann ich immer noch. Ich erinner mich auch an Namen von Leuten, die ich vor zehn Jahren einmal gesehen habe. Aber es kann schon sein, dass da bestimmte Areale im Gehirn irgendwie mit Plotten belegt sind. Wenn ich jetzt zum Beispiel für eine Klausur gelernt habe und gleichzeitig am Plotten für einen Roman war, konnte ich mir Sachen schon schlecher merken. Wahscheinlicher ist es aber, dass ich beim Plotten irgendwo gegenlaufe, weil ich so in Gedanken versunken bin und sonst nichts mehr wahrnehme.

Vic

Ich kann mir vorstellen, dass es auch mit steigendem Stress zu tun hat.
Also mir geht es wenigstens so - wenn ich total viel um die Ohren habe und den Kopf voller anderer Dinge, dann rauschen Namen und Gesichter nur so an mir vorbei.
Was manchmal ein Problem ist, weil ich ja beruflich bedingt jede Woche neue Patienten habe, die ich mir merken muss. ;)

Sternsaphir

Zitat von: Coehoorn am 20. Juni 2014, 19:10:22
Witzigerweise vergesse ich manchmal sogar Namen von wichtigen Charakteren und muss dann immer Text zurück gehen um zu gucken wie der oder die jetzt eigentlich nochmal hieß :D

DAS kenne ich auch!
Ich habe letztens eine alte Geschichte von mir ausgegraben und ich musste doch tatsächlich nachblättern, wer die eine oder andere Person war.
Und ganz ganz schlimm traf es mich, als ich vor einer Woche verzweifelt versucht habe, mich an den Namen einer im LARP bespielten Insel zu erinnern, wo ich selbst jahrelang groß mitgewirkt hatte und in Foren seitenlange Texte und Online-RPs mit anderen geschrieben hab.  :versteck: Das war soooo peinlich.

Eleanor

#13
Mein Problem ist, ich habe ein Gedächtnis wie ein Elefant - und zwar für Nebensächlichkeiten. Ich kann von allen RPGs, die ich spiele mir die Namen von haufenweise Nebencharakteren merken. Wenn mein Bruder Game of Thrones schaut bin ich dazu verpflichtet mitzugucken, um ihm die ganzen Namen, Häuser und Zusammenhänge herunterzubeten. Ich kann mich an absolut unwichtige Dinge erinnern, die vor sechs Jahren passiert sind...aber die Mitternachtsformel muss ich jedes mal neu nachblättern  :happs: Mein Hirn hat da ein ganz eigenes Speichersystem, das ich wohl nie wirklich kapieren werde. Nutzlose Infos sind jedenfalls immer präsent.

Vielleicht sollte ich mir wie Sherlock Holmes einen Gedächtnis Palast zulegen  :hmmm:

Mit dem Schreiben hat es bei mir denke ich nichts zu tun. Wenn dann, wie Vic schon gesagt hat, manchmal mit Stressbelastung. Mir ist es nur einmal passiert, dass ich beim Plotten eine Figur entworfen habe, für diesen einen Familiennamen ausdachte (auf den ich wirklich stolz war) und als ich dann mit dem Schreiben anfing ihm einfach eine neue Version dieses Namens gegeben habe, von dem ich überzeugt war, ich hätte ihn mir genau so aufgeschrieben. Ich war jedenfalls ziemlich erstaunt, als ich wieder meine Notizen durchlas und feststellte, dass ich den Kerl eigentlich ganz anders genannt hatte.

Mondfräulein

Zitat von: HauntingWitch am 20. Juni 2014, 10:31:49
Ich bilde mir allerdings ein, früher als Teenager ein sehr gutes Gesichter- und Namensgedächtnis gehabt zu haben. Wenn ich einen Zeitpunkt festmachen müsste, ab dem es angefangen hat, würde ich fast sagen, seit ich angefangen habe, gezielt zu schreiben. Also, seit ich a) so intensiv schreibe und mich b) eingehend mit Charakterbau, Plot usw. befasse. Nun frage ich mich ein wenig, ob das vielleicht einen Zusammenhang haben könnte, wenn ich auch nicht wüsste, wie man einen solchen erklären sollte.

Wenn du mehr darüber nachdenkst, fallen dir bestimmt noch andere Dinge ein, die zu diesem Zeitpunkt angefangen haben. Korrelative Zusammenhänge sind immer so eine Sache. Erinnerungen auch. Theoretisch kann es gut sein, dass du dir nur einbildest, dass es zu diesem Zeitpunkt angefangen hat. Man hat schon Versuchspersonen im Experimenten falsche Erinnerungen eingeredet, Kindheitserlebnisse, die nie passiert sind. Das Psychologiestudium schlägt durch, sorry. ::)

Ich würde sagen, das liegt vielleicht auch einfach daran, dass du älter geworden bist. Menschen verlieren bestimmet Eigenschaften im Laufe der Zeit. Außerdem war es vielleicht als Kind genauso, du erinnerst dich nur nicht daran.

Ich denke, dass man sich Charakternamen leichter merken kann, liegt einfach daran, dass man mit den Namen etwas verbindet. Wenn mir eine Person ihren Namen sagt, am besten am Anfang des Studiums oder so, wenn man oft neue Namen gesagt bekommt, dann vergesse ich den oft schnell wieder. Wenn ich allerdings erst mit der Person ein wenig rede, sie etwas kennen lerne, dann kann ich mir den Namen viel leichter merken, weil ich schon etwas damit verbinde. Figuren erschaffe ich, ich beschäftige mich intensiv mit ihnen, also verbinde ich mit ihnen auch etwas. Ich denke, es gibt kein allgemeines Namensgedächtnis oder so, Name kommt (egal wie) rein und wird gespeichert oder nicht. Es kommt darauf an, auf welchem Wege, in welchem Kontext eine Information aufgenommen wird, danach entscheidet sich dann, ob und wie lange sie gespeichert wird.