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Schreiben - "nur" ein Hobby?

Begonnen von Runaway, 09. Oktober 2011, 11:09:00

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Klecks

Das Schreiben ist für mich nicht nur ein Hobby und gleichzeitig das einzige "Hobby", mit dem ich mich beschäftige, weil ich keine anderen habe - und ganz bewusst keine anderen möchte. Das Schreiben ist mein kompletter Lebensinhalt. Ohne das Schreiben geht nichts, gar nichts. Ich frage mich immer, wie die Nichtautoren um mich herum das ertragen, wie sie diese Leere aushalten, die ich ohne das Schreiben auf jeden Fall hätte und die mich innerlich auffressen würde.  :d'oh:

Zum Veröffentlichungsdruck: Da ich sehr jung war bei meiner ersten Veröffentlichung, begleitet mich dieser Gedanke - dieser Druck, du musst bald wieder ein Buch veröffentlichen! - ganz extrem. Trotzdem schreibe ich in erster Linie für mich, schreibe hin und wieder Szenen an Schubladenprojekten, um mich entspannen zu können. Manchmal bremst mich der Druck aus, aber nicht immer. Manchmal kann ich ihn in etwas Positives umwandeln und ihn als unbändigen Wunsch sehen, dass jemand meine Geschichten liest, und diese Leidenschaft dann in meine Geschichten einbringen.  :vibes:

THDuana

#61
Eine lange Zeit habe ich mich auch mit denau diesem Problem herumgeschlagen. Ich konnte nicht mehr so frei schreiben wie zuvor und wurde immer unzufriedener, weil ich mir einbildete, dass ich früher viel besser geschrieben habe (was vielleicht auch so ist), das aber nicht gut genug für den Markt war. Ehrgeiz ist gut und bringt einen auch weiter, nur kann er manchmal auch in die falsche Richtung gehen. Bei mir resultierte das darin, dass ich mit dem Schreiben aufgehört habe, alle Notizbücher und Ideen in Kisten gepackt und versteckt habe. Dass ich nicht dazu zurückkehren will, wurde für mich dann immer klarer, je mehr ich mich mit Literaturwissenschaft beschäftigte und die "Mechanismen" hinter dem Erzählen erlernte. Ich kann das alles analysieren und bin begeistert davon, nur zerbrach der Zweifel, dass ich das auch kann, meine Freude am Schreiben zusätzlich. In den Jahren, in denen ich nicht geschrieben habe, fehlte mir etwas und es ging mir auch nicht unbedingt besser, weil ich diesen Druck nicht mehr hatte. Es dauerte lang, bis ich verstanden habe, dass Schreiben für mich ein wichtiges seelisches Ventil ist, das aber nicht heißen muss, dass irgendwann ein Ergebnis in Form eines gedruckten Buches vorliegen muss.
Das Schreiben nur ein Hobby ist, würde ich aber nicht sagen. Es ist ein Teil meines Lebens, mehr als ein Hobby wie Sport treiben oder tanzen gehen. Seit einigen Monaten schreibe ich wieder und habe Spaß an meinen Ideen. Die Geschichten würden bei keinem Verlag genommen werden, ich erzähle nicht einmal meinen Freunden viel über den Inhalt, weil ich weiß, dass es Logiklücken und vieles anderes gibt. Aber das stört mich nicht mehr. Ich habe noch Zeit, diese Lücken zu füllen, aber ich will mich deswegen nicht vom tatsächlichen Schreiben abhalten lassen.
Wie gesagt, das "nur" stört mich ein wenig an der Aussage, weil es dann so klingt, als wäre das Geschriebene nichts wert, wenn man es nicht mit einer Veröffentlichung im Hinterkopf schreibt.


Edit: Klecks hat es treffender formuliert als ich! :)

HauntingWitch

@Joel und Sprotte: Danke euch, das ist sehr aufheiternd.  :knuddel:

Zitat von: Joel am 11. Juni 2014, 10:36:47
Das Wichtigste ist aber, dass du dich "wohl" damit fühlst. Und ob du dann in ein paar Wochen, Monaten - oder irgendwann - doch noch einmal sagst: "Hey, ich versuche es noch einmal!" ist dir ja auch offengestellt.

Ja, ich denke auch, dass ich es auf jeden Fall wieder versuchen würde, wenn ich ein nächstes Manuskript fertig habe. Wieder ein Exposé schreiben und wieder an einen Verlag schicken. Doch während dem Schreibprozess selbst sollte dieser Gedanken nicht die Überhand nehmen, was er in letzter Zeit irgendwie getan hat. Und dann sollte es auch nicht von universeller Bedeutung sein, ob das dann angenommen wird oder nicht. Das ist etwa das:

Zitat von: SternsaphirNichtsdestotrotz: Wenn man nur noch für die Leser schreibt und sich selbst dabei vergisst, dann würde ich diese Art von Schreiben eher als Prostitution empfinden.

Und man merkt das noch nicht einmal. Beziehungsweise, ich merke es ja zum Glück jetzt, aber ich habe mich jetzt so lange gefragt, wieso das nie was wird und was ich alles falsch mache - muss man wirklich erst auf dem Boden aufprallen, um zu merken, das man sich verloren hat? Sieht so aus, im Moment.  ::) Ich verdrehe meine Geschichten schon nicht total, aber ich erlaube ihnen halt auch keine Freiheiten mehr.

@Moni und Klecks: Das Problem ist, ich habe dieses Gefühl zu müssen sowieso. Obwohl ich keinen Verlagsdruck habe, keine Agentur und auch meine Ausschreibungen frei wählen kann, habe ich das Gefühl, dass ich muss. Mir geht es richtig schlecht, wenn ich nicht schreibe oder nicht kann, da spricht Klecks mir aus der Seele. Es ist nicht nur ein Hobby, es ist das Hobby und Lebensinhalt, ebenso ein Teil von mir wie mein Charakter oder meine Erfahrungen.

Zu diesem inneren Drang kommt mein Erfolgsbedürfnis (das ich auch in anderen Bereichen des Lebens habe, liegt wohl in meiner Natur) und daraus entsteht dieser Krampf. Ich habe das Gefühl, es hat keinen Wert, wenn ich keinen Erfolg habe, obwohl ich rational weiss, dass der Wert nicht im Erfolg besteht. Mensch, das klingt wirr... Jedenfalls hatte ich das nicht, bevor ich angefangen habe, Verlage zu suchen und an Ausschreibungen teilzunehmen. Weil es das schlicht nicht gab. Ich möchte zu diesem inneren Zustand zurück, in dem alles keine Rolle spielt und der einzige Wert im Sinn besteht - dass es mir besser geht dadurch. Ich möchte, dass es mir wieder besser geht durch das Schreiben und nicht schlechter, dass es mich sozusagen heilt und nicht zusätzlich belastet.

Sprotte

Definiere Erfolg, kann ich da nur sagen.
Für mich ist es ein Erfolg, einen Roman beendet zu haben. Wenn eine Betaleserin an genau der richtigen Stelle ein *kicher* schreibt, wenn meine Mama am Ende der Geschichte vor Freude weint. Ja, natürlich möchte ich, daß mehr Leute meine Geschichten lesen, und jede Veröffentlichung ist ein weiterer Erfolg. Aber der erste Höhenflug kommt bei obigen Punkten. Beim Schreiben selbst, wenn ich mich ertappe, grinsend vor dem TFT zu sitzen, wenn ich Herzklopfen bekomme, weil ich das gerade selbst so spannend, tragisch oder aufregend finde.

Auch ich will ("muß" vermeide ich bewußt) schreiben, um glücklich zu sein.

Daß selbstgemachter Druck zur Veröffentlichung sich in einer Gemeinschaft wie dem Tintenzirkel aufbauen kann, ist leider eine mögliche Nebenwirkung. Andere haben Erfolg - ich "muß" auch ... Falsch. Definiere Erfolg, siehe oben. Vielleicht ist es bei mehr Leuten so wie bei mir: Sobald der Krampf des Müssens von mir abfiel, schrieb ich wieder besser und sammle auch meine kleinen Veröffentlichungen, die ein Sahnetupf auf meinen eigenen Erfolgen sind.

Sternsaphir

Zitat von: HauntingWitch am 11. Juni 2014, 11:32:09
Zu diesem inneren Drang kommt mein Erfolgsbedürfnis (das ich auch in anderen Bereichen des Lebens habe, liegt wohl in meiner Natur) und daraus entsteht dieser Krampf. Ich habe das Gefühl, es hat keinen Wert, wenn ich keinen Erfolg habe, obwohl ich rational weiss, dass der Wert nicht im Erfolg besteht. Mensch, das klingt wirr... Jedenfalls hatte ich das nicht, bevor ich angefangen habe, Verlage zu suchen und an Ausschreibungen teilzunehmen. Weil es das schlicht nicht gab. Ich möchte zu diesem inneren Zustand zurück, in dem alles keine Rolle spielt und der einzige Wert im Sinn besteht - dass es mir besser geht dadurch. Ich möchte, dass es mir wieder besser geht durch das Schreiben und nicht schlechter, dass es mich sozusagen heilt und nicht zusätzlich belastet.

Jeder Mensch hat ein Erfolgsbedürfnis. Man möchte doch auch Anerkennung für seine Mühen und Arbeiten haben, oder? Das geht jedem so, denke ich.
Um wieder zu Deinem Urzustand (vor den Verlagsanschreiben) zurückzukehren: Vielleicht solltest Du Dich einfach mal mit ein paar Freunden zusammensetzen und einfach drauflosspinnen.
Oder Du brauchst einfach nur eine neue Eingebung. Mach etwas völlig anderes als Schreiben, um diesen Schreibzwang in Dir zu lockern und Deine Gedanken auf etwas anderes zu focussieren.
Manchmal muss man einen Schritt zurücktreten, um zu erkennen, woran man überhaupt arbeitet, also etwas Abstand zum Ganzen gewinnen.

Tinnue

ZitatDaß selbstgemachter Druck zur Veröffentlichung sich in einer Gemeinschaft wie dem Tintenzirkel aufbauen kann, ist leider eine mögliche Nebenwirkung. Andere haben Erfolg - ich "muß" auch ... Falsch. Definiere Erfolg, siehe oben. Vielleicht ist es bei mehr Leuten so wie bei mir: Sobald der Krampf des Müssens von mir abfiel, schrieb ich wieder besser und sammle auch meine kleinen Veröffentlichungen, die ein Sahnetupf auf meinen eigenen Erfolgen sind.

Ja, ja und ja! Besser hättest du es nicht zusammenfassen können, liebe Sprotte. Und es macht dich einfach nochmal sympathischer, zu lesen, dass du so auf dem Teppich geblieben bist (du hast ja jetzt nicht nichts veröffentlicht  ;D).
Das mag vielleicht kein einfacher Weg sein, aber m.E. ist es vielleicht der einzig richtige für diese Art von Druck. Ich hatte ihn lange, und einen Teil davon trag ich noch immer in mir. Aber ich war irgendwann so wütend darüber. Dass ich eigentlich irgendwie irgendwo schreiben kann, aber doch nicht kann, weil ich es mir selbst mit diesem Druck kaputt mache. Weil ich mir den Freiraum nehme, den ich im KOpf zum Schreiben brauche und - was viel viel schlimmer ist - den SPAß (!) an der Sache. Was nützt es mir, wenn ich mit viel Kampf und Schweiß mein Ziel erreiche, aber keine Freude mehr dabei empfinden kann. Im Moment bin ich auf einem besseren Weg. Bevor es bald wieder an den Roman geht, schreibe ich eine KG. Genre? Hatte ich so noch nie. Gefühl? Absolut keins. Aber ich WILL sie schreiben, weil ich Spaß daran habe. Es WILL raus. Und das ist ein viel schöneres Gefühl als das, sich den Kopf an die Wand schlagen zu müssen, weil man ja so doof ist und zu schlecht für alles ...

Sprotte sagt es, wie es ist. Natürlich will niemand für die Schublade schreiben, es ist unser Wesen, dass wir gelesen werden wollen. Aber es gehört auch zu uns wie die Luft zum Atmen, dass wir schreiben wollen, dass es kitzelt, bizelt, dass es uns Freude bereitet. Und das geht mit einem Müssen nur halb so gut.

Siara

#66
Zitat von: Tinnue am 11. Juni 2014, 11:50:47
Natürlich will niemand für die Schublade schreiben, es ist unser Wesen, dass wir gelesen werden wollen. Aber es gehört auch zu uns wie die Luft zum Atmen, dass wir schreiben wollen, dass es kitzelt, bizelt, dass es uns Freude bereitet. Und das geht mit einem Müssen nur halb so gut.
Und das möchte ich noch mal eben hervorheben, weil es sehr schön gesagt ist. ;)

Außerdem halte ich das vollkommen zwanglose Schreiben, fern von Regeln und "Muss", eine gute Entscheidung. Denn Witch, immerhin hast du nichts zu verlieren. Nichts außer den Druck. Dafür aber eine Menge zu gewinnen, nämlich ein Hobby, das tatsächlich entspannt und Spaß macht, anstatt noch mehr zu stressen. Die meisten fangen wohl mit dem Schreiben an, weil die Geschichten einfach im Unterbewusstsein wachsen, um irgendwann erzählt zu werden. Und das Unterbewusstsein hält sich nun mal äußerst ungern an Regeln und es fragt sich auch nicht, ob Lesern das Ganze gefallen könnte. Aber genau dieses Schreiben, das einfach von der Hand geht, ist es schließlich, dessentwegen wir mal angefangen haben. (Auch wenn ich da nur für mich sprechen kann). Selbst wenn das Schreiben innerhalb der Konventionen letztendlich zu einer Veröffentlichung führen würde - was würde das schon bringen, wenn der Spaß auf der Strecke bleibt? Wie Tinnue sagt, den Wunsch nach Veröffentlichung hat wohl fast jeder, weil die Geschichten eben nach außen wollen. Aber gelesen werden wollen die Geschichten, die aus der Seele kommen und nicht aus Regelwerken.

Viel Erfolg beim Loslassen. Das ist sicher auch nicht leicht, aber wenn du den Spaß an der Sache wieder findest, hat es sich gelohnt. :knuddel:
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

pink_paulchen

Ein paar Gedanken zum Schreiben als Hobby habe ich übrigens hier gefunden. Wobei es hier eher um die Darstellung seiner Selbst gegenüber anderen geht. Ich teile die Meinung der beiden Podcaster nicht und glaube, dass sie den Begriff Hobbyschreiber zu negativ belegt sehen. Aber ich denke an dieser Stelle passt es vielleicht als Gegengewicht gut in die Diskussion :)
http://www.dieschreibdilettanten.de/folge-88-bin-ich-ein-hobbyautor/

Snöblumma

Oh, Tinnue, wie schön du das gesagt hast!

Schreiben nur als ein Hobby zu bezeichnen finde ich irgendwie ein wenig abwertend, wie alles, das man "nur als Hobby" betreibt. Als ob es nichts wert wäre - aber das stimmt doch gar nicht. Alles, was einem Spaß macht und Ausgleich zum Job bringt und den Alltag erleichtert, ist doch einfach aus diesem Grund etwas wert. Nicht, weil es etwas einbringt oder Erfolge zeichnet, sondern einfach, weil es gut ist.

Klar, der Wunsch nach einer Veröffentlichung ist da. Weil Geschichten gelesen werden wollen, weil wir eine Botschaft haben, die raus will, weil wir Feedbackjunkies sind und auch mal ein lobendes Wort von Fremden hören wollen, weil wir uns selbst beweisen wollen, es zu können, weil wir so unser Hobby rechtfertigen wollen - was auch immer dahinter steckt, das kann jeder nur selbst und für sich beantworten. Ist ja auch auf seine Art und Weise richtig, finde ich. Wenn man etwas gerne macht, will man es auch gut machen, und um "gut" zu definieren, brauchen wir auch externe Maßstäbe. Gut, okay, es gibt Leute, die alles, was sie fabrizieren, für gut befinden, aber das ist ein ganz anderes Thema. Wer ein klein wenig Selbstkritik besitzt, der wird immer auch externe Bestätigung haben wollen, der eine mehr, der andere weniger, je nach Veranlagung.

Für mich persönlich ist das Schreiben tatsächlich "nur" ein Hobby, um in der Dikition zu bleiben. Ja, ich habe veröffentlicht. Ja, ich habe eine Agentur. Aber davon leben kann ich sowieso nicht, mein sogenannter Brotjob füllt mich aus, und vor dem Schreiben kommen bei mir noch etliche andere Dinge, die mir wichtiger sind. Die Familie, die Freunde, der Sport, ein schöner Tag am See, ein Nachmittag auf der Skipiste, da gibt es tausend Dinge, die ich weniger wegstreichen wollen würde als das Schreiben. Ja, ich "muss" schreiben - weil sonst die Figuren in meinem Kopf durchdrehen und meine Kreativität überbordet und mich von meinem Brotjob ablenkt. Aber das ist das einzige "Muss" dabei für mich - ein rein internes Muss, um mein Seelenheil zu finden. An die VÖ denke ich erst, wenn ich die Story so weit habe, dass ich das Ding abgeben könnte. Dann baue ich ein Exposé und gebe es der Agentur - und entweder es wird was draus oder halt nicht. Ich schreibe auch gerne High Fantasy (gut, okay, im Augenblick nicht, weil einfach zu wenig Zeit ist und mein Kopf zu sehr in anderen Dingen steckt - aber nächstes Jahr, wenn ich mal wieder frei habe, da ist was in Planung, was richtig großes) oder Steam, auch wenn man da nahezu keine Chance auf eine ordentliche VÖ hat und mir die Option Kleinverlag zu viel Stress bedeutet. Ich habe eben das Glück, dass das, was ich gerne schreibe, derzeit auf dem Markt ankommt. Das nutze ich aus, solange die Welle hält, wenn die Welle mal abebbt, dann sehen wir halt weiter. Derzeit kann ich mir nicht vorstellen, dann umzuschwenken auf etwas anderes, aber vielleicht habe ich in ein, zwei Jahren einfach auch selbst keine Lust mehr auf Romance. Ich plane nicht, ich orientiere mich nicht am Markt, ich schreibe, worauf ich Bock habe.

Was, nur um das kurz anzufügen, natürlich nicht bedeutet, dass ich mich nicht auch mit Spannungsaufbau etc. auseinandersetze ;). Auch das ist wichtig, keine Frage, und selbst wenn ich Steam im NaNo nur für mich selbst schreibe, will ich, dass es eine runde, in sich stimmige Geschichte wird, die sich spannend liest und tolle Charaktere bietet. Aber auch nur für mein Ego, nicht für das Publikum (das sich für Steam ja eh nicht so wahnsinnig interessiert). Mit einer schlecht komponierten, hahnebüchenen Story könnte ich einfach selbst nicht leben. Solange ich meien Storys also gut finde, ist meine Welt in Ordnung. Ob mit VÖ oder ohne.

Aber wie man sich selbst von dem Druck freimacht, den du beschreibst, Witch? Keine Ahnung, ehrlich. Wahrscheinlich, indem man sich mit sich selbst beschäftigt, herausfindet, warum man unbedingt die VÖ will und an diesem Punkt dann arbeitet. Oder sich tatsächlich auf die Reise VÖ mit allem Druck und Zwang und Korsetts einlässt - wobei ich das, wie gesagt, einfach nicht machen würde. Die VÖ ist für mich nur das Zuckerl, ich brauche weder das Geld noch das Buch, um zu wissen, dass Schreiben an sich zu meienm Leben gehört. Aber diese Entscheidung kann man nur für sich allein treffen.  :knuddel: Und wie man sie auch trifft, es ist sicher gut, solange man sich wohl dabei fühlt, und kein Weg ist dabei schlechter als der andere.

HauntingWitch

Zitat von: Sprotte am 11. Juni 2014, 11:41:21
Daß selbstgemachter Druck zur Veröffentlichung sich in einer Gemeinschaft wie dem Tintenzirkel aufbauen kann, ist leider eine mögliche Nebenwirkung. Andere haben Erfolg - ich "muß" auch ... Falsch. Definiere Erfolg, siehe oben. Vielleicht ist es bei mehr Leuten so wie bei mir: Sobald der Krampf des Müssens von mir abfiel, schrieb ich wieder besser und sammle auch meine kleinen Veröffentlichungen, die ein Sahnetupf auf meinen eigenen Erfolgen sind.

Es trägt natürlich dazu bei, ja.  ;) Man sieht halt immer die VÖs der anderen und fängt an selbst zu träumen... Aber ich glaube, ich hätte das Problem auch ohne den Zirkel. Nein, es wäre vermutlich ein noch grösseres Problem, weil ich mit niemandem darüber reden könnte. Es ist einfach so, dass ich zielstrebig und ehrgeizig bin und das Bedürfnis nach Bestätigung von aussen entsprechend vorhanden ist. Snö hat das  gerade sehr schön erklärt.

Zitat von: Siara am 11. Juni 2014, 12:15:47
Die meisten fangen wohl mit dem Schreiben an, weil die Geschichten einfach im Unterbewusstsein wachsen, um irgendwann erzählt zu werden. Und das Unterbewusstsein hält sich nun mal äußerst ungern an Regeln und es fragt sich auch nicht, ob Lesern das Ganze gefallen könnte. Aber genau dieses Schreiben, das einfach von der Hand geht, ist es schließlich, dessentwegen wir mal angefangen haben. (Auch wenn ich da nur für mich sprechen kann). Selbst wenn das Schreiben innerhalb der Konventionen letztendlich zu einer Veröffentlichung führen würde - was würde das schon bringen, wenn der Spaß auf der Strecke bleibt? Wie Tinnue sagt, den Wunsch nach Veröffentlichung hat wohl fast jeder, weil die Geschichten eben nach außen wollen. Aber gelesen werden wollen die Geschichten, die aus der Seele kommen und nicht aus Regelwerken.

Du triffst genau ins Schwarze.  :knuddel: Das stimmt schon, doch irgendwann kommt der Verstand und versucht, einem etwas anderes einzureden. Vor allem den letzten Satz finde ich sehr schön, das ist ja bei aller Kunst so. Ich lese ja auch keine Malen-nach-Zahlen Bücher.

Ja, das Loslassen ist so eine Sache. Es ist nicht leicht und ich war noch nie besonders gut darin. Aber alles in mir sagt mir, dass ich das tun soll und dieses neue Projekt bestätigt es nur. Bisher war ich immer der "bloss nicht aufgeben"-Typ, der hoffnungslose Fall, der sich garantiert nicht unterkriegen lässt. Soweit sollte es noch kommen! Ihr wisst schon, was ich meine. Doch ich weiss auch, dass aufgeben manchmal besser ist, wenn einem das Festhalten nur noch weh tut. Nicht das Schreiben an sich, aber einfach diesen wahnwitzigen Traum von Veröffentlichung und Ruhm.

Moni

#70
Ganz kurz noch was zum Thema Hobby =  abwertend. Das sehe ich absolut nicht so. Wenn man etwas als ein Hobby bezeichnet, muß das ja nicht abwertend gemeint sein (so sehe ich zb das "nur" hier im Threadtitel ja auch nicht als abwertend, es steht schließlich in Anführungszeichen!), es soll lediglich ausdrücken, dass man diese Tätigkeit nicht als Beruf und zum Broterwerb ausübt. Es bedeutet in meinem Fall ganz konkret, dass ich das Schreiben immer meinem Brotjob unterordnen muß, denn ich verdiene mit dem Hobby Schreiben ja effektiv nichts.
Was es mir an anderen schönen Dingen gibt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und ich denke, die meisten, die das Schreiben als ihr Hobby bezeichnen, meinen das damit. Es ist nicht ihr Beruf, von Berufung will ich jetzt gar nicht sprechen, aber es ist eine Beschäftigung, die einen großen Teil der restlichen Freizeit (die je nach Beruf ja nun mal arg spärlich sein kann) für sich vereinnahmt und der man diese Zeit dann gerne zugesteht. Also kann es ja kaum abwertend gemeint sein, wenn man sagt "Mein Hobby ist Schreiben.".  8)

Noch ein Nachtrag:

@Witch: du bist Mitte Zwanzig, das ist noch sehr jung (ich darf das sagen, ich bin über 40  8) ). Du hast noch immens viel Zeit vor dir, um den Weg der Veröffentlichung doch noch irgendwann einzuschlagen. Ich würde jetzt nicht von Aufgeben sprechen, eher von Reifen. Es läuft dir jetzt doch nichts davon, nur wenn du nicht innerhalb der nächsten zwei oder drei Jahre veröffentlichst. Lass dich nicht von diesem Ehrgeiz auffressen, das macht nur kaputt.  :knuddel:
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol