Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Runaway am 09. Oktober 2011, 11:09:00

Titel: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 09. Oktober 2011, 11:09:00
Zitat von: Schommes am 09. Oktober 2011, 10:31:47
Das einzige, was es aus meiner Sicht vielleicht zu mäkeln gibt, ist der Stundenlohn, den man sich ausrechnen kann, wenn man mal seinen Vorschuss (denn in diesem Stadium kann wohl kaum jemand mit echten Tantiemen rechnen) auf die Arbeitsstunden umrechnet. Da fragt man sich dann schon, ob man seiner Familie und seinen Freunden gegenüber sein Hobby und die dadurch bedingte über den Hauptberuf hinausgehende zeitliche Beanspruchung rechtfertigen kann.
Weißt du, wenn ich so anfangen würde, müßte ich auf der Stelle mit dem Schreiben aufhören und nie wieder anfangen. Ich würd aber gar nicht erst auf die Idee kommen, mit Familie, Freunden und Beruf um das Schreiben zu feilschen. Wozu?
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Malinche am 09. Oktober 2011, 11:17:23
[OT]

Schommes: Hobbys hat man grundsätzlich nicht über den Stundenlohn zu rechtfertigen. Das ist doch albern. Dafür ist der Brotjob da. Wenn man das Glück hat, dass man mit seinem Hobby - in diesem Fall Schreiben - Geld verdient, ist das immer ein Plus. Was man bei kreativen Hobbys als Produkt schafft, hat im Normalfall einen immateriellen Mehrwert - seien es nun Bilder, Freundschaftsbänder oder eben Geschichten und Romane. Und deswegen kannst du diesen Gedankengang getrost vergessen und die Zeit lieber ins Weiterschreiben investieren. ;)

[/OT]
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Rigalad am 09. Oktober 2011, 11:43:31
[OT]

Zitat von: Dani am 09. Oktober 2011, 11:09:00
Weißt du, wenn ich so anfangen würde, müßte ich auf der Stelle mit dem Schreiben aufhören und nie wieder anfangen. Ich würd aber gar nicht erst auf die Idee kommen, mit Familie, Freunden und Beruf um das Schreiben zu feilschen. Wozu?

Naja, Dani, du hast aber vermutlich auch mehr Zeit. Im Studium kann man die sich anders einteilen und es gibt immer Phasen, die ruhiger sind. Ich meine, wenn man einen Brotjob hat, dafür minimum ohne acht Stunden ohne Mehrarbeit und ohne Fahrzeit unterwegs ist, dann bleibt neben diversen Besorgungen und anderen Terminen vom Tag wirklich nicht mehr viel. Als ich die Ausbildung gemacht und danach Vollzeit gearbeitet habe, war das manchmal schon anstrengend, alles unter einen Hut zu bekommen und die Prioritäten so zu setzen, dass man niemanden vernachlässigt. Ich kann es schon verstehen, wenn Partner/Kinder/Familie/Freunde auch Ansprüche stellen. Gerade die Familie.

Die Stundenlohnsache würde ich allerdings auch nicht so eng sehen. Ich habe in einem Kleinverlag veröffentlicht, wenn ich das umrechnen würde, läge ich vermutlich im Centbereich. Bisher sehe ich das noch als Hobby, für das ich ein bisschen Geld bekomme. Wenn ich ihn zehn Jahren immer noch keinen Erfolg habe, würde ich mir allerdings überlegen, mir ein Hobby zu suchen, das weniger mit Zweifel und Tiefschlägen verbunden ist.

[/OT
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Sven am 09. Oktober 2011, 11:53:04
Zitat von: Malinche am 09. Oktober 2011, 11:17:23
[OT]

Hobbys hat man grundsätzlich nicht über den Stundenlohn zu rechtfertigen.
[/OT]

Ich schätze mal, Schommes geht es da ähnlich wie mir. Das Schreiben ist für mich KEIN Hobby! Einem Hobby gehe ich nach, um mich zu entspannen. Ich wandere gerne. Ich habe einen geilen Wanderrucksack und Wanderschuhe. Ich fahre  zwei, drei Stunden, bis ich in Hessen bin, um da durch die Wälder zu streifen. Es ist ein Hobby. Ich käme nie auf die Idee, dabei 30, oder 40 Kilometer zu reißen. Ich will mich entspannen. Ich laufe zügig, genieße die Natur und gönne mir nach ein paar Kilometern ein Eis, falls ein Dörfchen in der Nähe sein sollte.
Das Schreiben ist eine ernste Sache, für die ich Freizeit beiseite schaufel. Für die ich auf mein Hobby verzichte. Ich mache es nicht nebenbei. Ich mache es gerne, aber bisher habe ich keinen Entspannungseffekt bemerkt. Im Gegenteil. Es ist nervenaufreibend. Deshalb ist es kein Hobby, und deshalb ist es durchaus okay, wenn man darüber nachdenkt, ob es sinnvoller wäre, etwas anderes zu machen. Das Problem ist nur, dass man innerlich weitergetrieben wird. Man KANN nichts anderes machen.
Ein Hobby kann ich auswechseln. Das Schreiben nicht.
Das wollte ich mal gesagt haben  ;)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Malinche am 09. Oktober 2011, 11:56:50
Ich finde das sehr spannend und würde das auch gern weiterverfolgen. Aber dann sollte das vielleicht einen eigenen Thread bekommen, schließlich sind wir jetzt schon lang nicht mehr sauer.  ;)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Sorella am 09. Oktober 2011, 12:18:24
Svens Post spricht mir aus der Seele. Ich hätte es nur nicht so treffend formulieren können. Allerdings - wenn meine Familie nicht damit einverstanden wäre, dass ich so viel Zeit ins Schreiben investiere, würde ich es lassen. Meine Familie hat Nr. 1 in meinem Leben. Das ist auch eine Antriebsfeder. Denn, wenn ich schon stundenlang in den Laptop starre oder geistig abwesend bin, muss auch was bei rum kommen. Sonst verbringe ich lieber die Zeit mit den Kindern.

*Wartet auf Threadverschiebung, damit diese interessante Diskussion weiterläuft*
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 09. Oktober 2011, 13:54:12
Ich hab mit 16 zu meinem damaligen besten Freund gesagt: Jemand, der mal mit mir zusammensein will, muß akzeptieren können, daß ich schreibe. Ich kann das nämlich nicht einfach an- und ausknipsen, wie ich möchte. Es müßte eher ein Mann gehen, als daß das Schreiben geht.
Naja... der beste Freund ist jetzt mein Freund und wir heiraten nächstes Jahr ;)
Ich spreche oft mit ihm darüber und frage ihn, ob es ihn stört. Tut es nicht, weil es ihm Freiraum für seine eigenen Hobbys gibt. Wir suchen auch nach einem Weg, wie das weiterhin so bleiben kann.

Davon abgesehen aber pauschal so zu tun, als sei ein Studium nicht mit Vollzeitarbeit zu vergleichen... naja! Ich muß sagen, ich persönlich hatte tatsächlich vergleichsweise viel freie Zeit im Studium, aber das auch nur, weil es mir nicht so schwer gefallen ist und ich es auch vorgezogen hab, die Dinge selbst zu lernen, die ich selbst lernen kann. Nicht jede Vorlesung ist es wert, besucht zu werden (das lernt man ja im ersten Semester ;) )
Aber ich habe Kommilitonen, die das ganz anders gehandhabt haben und auch welche, die es anders handhaben mußten, weil sie nebenher jobben mußten.
Wollte ich nur mal so sagen... und vernachlässigt hab ich wegen dem Schreiben auch noch nie jemanden. Es ist nicht so, daß ich lieber schreibe als mich mit Leuten zu treffen.

Vor allem aber betrachte ich das Schreiben nie, nie, nie als verlorene Zeit. Nie. Nicht bei den Dingen, die bei einer Überarbeitung rausfliegen. Nicht bei den Geschichten, die hinterher in der Schublade landen, egal ob ich sie da nun freiwillig reingelegt hab oder nicht. Nicht beim Plotten, nicht beim Überarbeiten, nicht beim Lesen - nie. Ich rechne das nicht mit Stundenlohn gegen. Ich halte dagegen, daß es die Sache im Leben ist, die mir am meisten Erfüllung bietet (bis jetzt!) und daß es mir dabei gut geht.
Mehr brauch ich nicht.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Sven am 09. Oktober 2011, 14:05:24
Zitat von: Dani am 09. Oktober 2011, 13:54:12
Ich halte dagegen, daß es die Sache im Leben ist, die mir am meisten Erfüllung bietet (bis jetzt!) und daß es mir dabei gut geht.

Das ist bei mir übrigens anders. Es geht mir nicht besser, wenn ich schreibe. Aber es geht mir schlechter, wenn ich es nicht tue  ;)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Schommes am 09. Oktober 2011, 14:06:46
Liebe Dani, das ändert sich aber alles noch einmal gewaltig, wenn ein Kind da ist. Da reicht dann der simple Kompromiss "Ich hab mein Hobby und Du hast Deins" nicht mehr aus. Außerdem wüßte ich gerne, ob Dein Freund wirklich weiß, dass er nur die Nummer Zwei in Deinem Leben ist. Meiner Frau würde das glaube ich nicht genügen und mir umgekehrt auch nicht.
Nein, es ist wie Sven sagt: Schreiben kann für mich kein Hobby sein. Nach 40 - 45 Stunden Job die Woche, Einkäufen, Erledigungen, Amtskram etc. kann ich meiner Frau und meinem Kind nicht zumuten, die komplette Restzeit hinter einem Bildschirm zu verbringen, ohne dass dabei für die Familie irgendwas positives rausspringt. So egoistisch konnte ich als Single oder in einer halbfesten Beziehung leben, aber jetzt nimmer. Und außerdem: Mein Vertrag mit Piper zum zweiten Buch sagt: Buch ist zu schreiben von Februar bis Ende Mai 2012. Vorher kann ich wegen Hauptjob nicht. Nachher braucht Piper das Manuskript, damit es rechtzeitig im Herbst wie geplant erscheinen kann. 500 Seiten Buch in vier Monaten in denen der Job zwar etwas abflaut, die Familie und alles andere aber bestimmt nicht. Und das soll dann natürlich möglichst auch noch schöner, besser, spannender werden als Asylon. So sieht ein Hobby für mich nicht aus. Versteh mich nicht falsch: Schreiben ist bei mir, genau wie bei Dir eine Leidenschaft. Aber irgendwann mag der Punkt kommen, wo ich feststellen muss, dass ich sie mir nicht mehr leisten kann, weil es Dinge gibt, die noch wichtiger sind, als dass, was man selbst gern möchte.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 09. Oktober 2011, 14:35:40
Irgendwie komm ich nicht umhin, das Gefühl zu haben, daß du dir aus meinem Beitrag etwas zimmerst, was da nicht drinstand und was ich auch nicht gemeint habe. Warum so ablehnend? Bin ich dir mit irgendetwas auf die Füße getreten? Ich meine das zwar so, wie ich das sage, aber das gilt natürlich alles nur für mich! Andere Leute schreiben anders, das hab ich schon gemerkt. Mich stört nur dieser ökonomische Gedanke hinterm Schreiben.

ZitatLiebe Dani, das ändert sich aber alles noch einmal gewaltig, wenn ein Kind da ist.
Kann ich jetzt nicht beurteilen, aber ich werd's sehen, wenn es soweit ist.

Die Anekdote, die ich da erzählt hab, ist passiert. Wenn du es nicht glaubst, schreib ihm eine Mail und frag ihn, die Adresse kannst du haben ;) (Er hat mir eben über die Schulter geguckt und ich hab nochmal gefragt: Ist das wirklich okay? Seine Antwort: Wenn es das nicht wäre, hättest du jetzt nicht den Ring am Finger.)
ZitatAußerdem wüßte ich gerne, ob Dein Freund wirklich weiß, dass er nur die Nummer Zwei in Deinem Leben ist.
Daß du jetzt draus machst, daß er die Nummer 2 in meinem Leben ist, ist nicht das, was ich meinte. Das steht aber in meinem Beitrag auch nirgends. Daß ich schreibe, muß jemand genauso akzeptieren wie die Tatsache, daß ich eine Frau bin, wie groß ich bin, daß ich braune Augen hab, wie alt ich bin etc. Daraus würde ich aber keine Hierarchie machen.

Zitatdie komplette Restzeit hinter einem Bildschirm zu verbringen
Und das tue ich auch nicht. Wir haben sehr wohl auch noch gemeinsame Freizeit und das ist auch wichtig.

ZitatSo egoistisch konnte ich als Single oder in einer halbfesten Beziehung leben, aber jetzt nimmer.
Wenn das eine allgemeine Aussage ist - ok. Solltest du dabei an mich gedacht haben, muß ich entschlossen widersprechen, denn wenn ich egoistisch wäre, würde ich lieber alleine leben und meine Beziehung besteht seit fast 8 Jahren, von denen wir 6 Jahre in gemeinsamen Wohnungen verbracht haben. So definiere ich halbfest jedenfalls nicht ;)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Schommes am 09. Oktober 2011, 14:54:31
Nee, sorry, so wars nicht gemeint. Ich rede mich nur damit selber in Rage, weil mich diese Hin- und Hergehopse zwischen verschiedenen Verpflichtungen oft genug schwindlig und verzweifelt macht und ich das Schreiben zwar liebe, aber es längst nicht mehr als Hobby empfinden kann.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 09. Oktober 2011, 14:59:25
Das kann ich gut verstehen. Das hat sich ja jetzt bei dir auch alles so getroffen - Kind und erstes Buch innerhalb weniger Wochen und wenn der Verlag erst mal Ansprüche stellt... Viele hier haben ja schon zum Ausdruck gebracht, daß sie sich diesen Druck gar nicht wünschen.
Mich würde im Gegenzug sogar sehr interessieren, wie sich das auswirkt, weil es ja oft so ist, daß man die Freude an einem Hobby verliert, wenn man es zum Beruf macht. Das wär so schade drum!! Bleibt nur, dir und uns allen die Daumen zu drücken, daß wir es hinkriegen!
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: HauntingWitch am 10. Oktober 2011, 09:22:11
Das finde ich ja spannend. Ich dachte bislang immer, Schreiben ist ein Hobby, weil man es ja macht, weil man es gerne macht. Obwohl es auch teilweise anstrengend ist, Energie und Zeit braucht und hin und wieder ganz schön an den Nerven nagt: Ich tue es in erster Linie, weil ich es will, deshalb ist es für mich ein Hobby, das nun eben zum "Nebenjob" in einem nicht-klassischen Sinn (also ohne Anstellungsvertrag und Lohn) wird. Natürlich ist Arbeit damit verbunden, aber es ist nicht die Art von Arbeit, die man nur macht, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Dafür gibt es Brotjobs und sind wir ehrlich: Welchen Brotjob macht man jemals wirklich gerne? Zumindest habe ich noch keinen gefunden (wobei ich auch noch sehr jung bin ;)). Wenn mein Hobby nun aber zum Brotjob wird, dann ist auch gut, weil ich dann einen Job habe, der mir wirklich gut gefällt. Aber solange das nicht der Fall ist, bleibt es Hobby, wenn ich es auch (gerade um mir Zeit freizuschaufeln) nach aussen manchmal als Nebenjob bezeichne.

Möglicherweise bin ich da auch in der glücklichen Situation, dass ich a) einen Bürojob habe, wo man gut mal schnell über Mittag ein paar Zeilen tippen kann und b) Single bin. In Bezug auf Mann kann ich Dani nur zustimmen. Ich frage mich auch immer, wie ist das denn bei Musikern? Die teilweise monatelang on Tour - also effektiv auch körperlich abwesend - sind? Deren Freundinnen/Familien müssen auch damit klarkommen, bei mir soll das Gegenüber eben damit klarkommen, dass ich Zeit für das Schreiben brauche. Ich könnte niemals das eine oder andere vorziehen, das muss einfach irgendwie einhergehen und wenn das nicht möglich ist, funktioniert die Beziehung nicht. Punkt.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Alia am 10. Oktober 2011, 10:04:36
Ich sehe es ähnlich wie Schommes. Wenn die Familie ein solches Opfer bringen soll, dann nur, wenn es sich "lohnt". Und im TZ gibt es doch einige, die mit Schreiben ihren Lebensunterhalt verdienen (wollen) oder zumindest einen guten Teil davon. Da muss man dann schon anfangen zu rechnen. Bei einem Stundenlohn im Centbereich wäre es meiner Ansicht nach nämlich auch "Hobby" und nicht "Job". Auch wenn der Lohn gering ist - wenn man einen Vertrag hat, muss man dann an den PC - ob man nun will oder nicht. Die Deadline steht. Die erste Zeit muss man investieren. Klar. Kaum ein Erstling wird ein Bestseller. Man muss sich erst hart einen Namen am Markt erarbeiten. Bloß wie lange und wie viel man investieren kann, hängt halt von den persönlichen Umständen ab.

Bei mir kippt schreiben immer schnell hinten unter, wenn der Zeitplan zu dicht wird. Mein anderes Hobby will halt jeden Tag gefüttert und versorgt werden und Kind, Ehepartner und Haushalt fordern auch unaufschiebbar ihre Zeit ein. Wenn ich einen Vertrag hätte, Geld für das Schreiben bekäme, dann würde es auf die Stufe "Job" aufsteigen und die Prioritäten sich verschieben. Da habe ich dann auch kein schlechtes Gewissen Kind und Mann auf den Spielplatz zu schicken, TK-Essen auf den Tisch zu stellen, den Ponys mal eben nur das Heu über den Zaun zu werfen und den Staubsauger mal Staubsauger sein zu lassen, wenn es enger wird. Aber wie gesagt: Nur weil ich "Spaß" habe, würde ich Partner und Kind nicht zusätzlich belasten wollen. Wenn es dabei um das Familieneinkommen geht, sieht es halt schon anders aus...
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Schommes am 10. Oktober 2011, 10:23:55
Ich möchte alles was Alia gesagt hat so unterschreiben und noch anfügen, dass ich als ich Anfang zwanzig war, meine Hobbies oft höher priorisiert habe als meine Beziehungen. Deswegen habe ich damals meine Beziehungen auch deutlich schneller gewechselt als meine Hobbies. Damals war das für mich so richtig. Wie bei vielen Leuten haben sich über zwanzig Jahre diese Prioritäten verschoben. Das hat letztlich etwas damit zu tun, dass ich mich irgendwann mit Mitte dreißig selbst überprüft und festgestellt habe, dass ich kein Leben als ewiger Junggeselle anstrebe (was im Übrigen völlig OK ist, einige Freunde von mir leben dieses Modell, aber eben nicht mein Weg). Ich habe dann eine Frau gefunden, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen will, die ich daher geheiratet habe und die mir nun völlig zu Recht die Ohren lang ziehen würde, wenn ich immer noch Sätze bilden würde, die nach "wenn Du mich dies oder das nicht tun lässt, funktioniert die Beziehung nicht. Punkt."

Im Übrigen ist es meiner Meinung nach falsch eigene Aktivitäten schwarzweißmalerisch in Hobby und Beruf zu unterteilen. Es gibt durchaus Anteile meines Hauptberufs, die mir großen Spaß machen. Ist er deshalb ein Hobby. Es gibt Anteile am Schreiben, die mir gar keinen Spaß machen. Ist es deswegen ein Beruf? Ich glaube, in Wahrheit ist der Übergang fließend. Und für jeden von uns Tintenzirklern hier liegt der Fall ein bisschen anders, je nachdem, was er mit dem Schreiben eigentlich anstrebt.
Beantworte Dir selber doch einmal folgende Fragen, liebe Hauntingwitch:
Schreibst Du nur für die Schublade oder möchtest Du Dein Werk gerne veröffentlicht sehen? Falls Du eine Veröffentlichung anstrebst, würde es Dir z.B. genügen, Dein Buch kostenlos im Internet zur Verfügung zu stellen? Wenn Du das nicht willst, strebst Du möglicherweise eine Veröffentlichung durch einen Verlag an? Falls ja, wärst Du auch mit einer Veröffentlichung zufrieden, bei der Du nichts verdienst, oder evtl. sogar noch ein bisschen reinsteckst? Strebst Du doch eher eine Veröffentlichung durch einen kommerziellen Verlag an, der Dir Vorschuss und Tantiemen zahlt? Welche Vorschuss- oder Tantiemenhöhe würdest Du dann für ein fünfhundertseitiges Werk als angemessen empfinden? Stell Dir vor, Dein Erstlingswerk ist veröffentlicht, hat Dir zwar keinen großen materiellen Gewinn erbracht aber der Verlag schreit nach einer Fortsetzung, allerdings unter der Bedingung, dass Du diese in einem Zeitraum fertigstellst, der so knapp bemessen ist, dass Du Dich entscheiden müsstest alle anderen Hobbies für einige Monate zu knicken, Deinen Partner und alle Freunde vorübergehend in die Wüste zu schicken und bei Deinem Hauptberuf halbtags zu gehen, würdest Du diese Opfer bringen? Sollte das Schreiben jemals soviel Geld abwerfen, dass es das Einkommen Deines Hauptberufs erreicht oder übersteigt, würdest Du Deinen Hauptberuf aufgeben und Dich nur noch auf das Schreiben konzentrieren?
Irgendwo zwischen Deinen Antworten auf diese Fragen liegt auch die Antwort auf die Frage, ob Schreiben für Dich eher ein Hobby oder eher ein Beruf oder irgendwie beides ist. Und ich schwöre Dir die Antwort auf diese Frage, wird sich über die Zeit verändern, je nachdem wie es mit Deiner Schriftstellerei vorangeht.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Alana am 10. Oktober 2011, 10:38:17
Ich habe ja schonmal an anderer Stelle gesagt, dass, so sehr ich mir eine Veröffentlichung wünschen würde, ich mir diesen Druck beileibe nicht wünsche.
Ich finde das ganz schön heftig.
Und wenn ich mir vorstelle, dass mein Mann nach seinem derzeitigen 10h Tag zu mir und den Kindern heimkommt und sich dann erstmal zum Schreiben verbarrikadiert, dann krieg ich ne Kriese. ;D
Ich selbst arbeite derzeit ja nicht, ich bin ja noch mit dem Kind zu hause.
Tagsüber schreiben ist nicht, ich kann das einfach nicht, wenn da ein Kind herumspringt.
Also mache ich es abends, in der Zeit, in der ich sonst eben Ferngesehen habe, nachdem alles andere erledigt ist.
Es macht mir Spaß, ich habe das Gefühl, dass es mich weiter bringt, egal, was ich da fabriziert habe.
Sollte ich irgendwann mal etwas mit dem Schreiben verdienen, dann wäre das ein Luxus-Plus und daher den Aufwand auf jeden Fall wert, solange ich nicht auch noch Vollzeit arbeite und es in rund-um-die-Uhr Stress ausartet.

@Schommes: In deinem Fall wäre mir persönlich die Chance zu wertvoll, um sie verstreichen zu lassen.
Du hast ein Buch veröffentlicht und der Verlag will noch eins.
Ich glaube, ich würde, sofern es denn finanziell und zeitlich möglich ist (und der Partner dahinter steht), das eine Mal den Versuch unternehmen und dann hinterher Bilanz ziehen.
Ein Dauerzustand kann das natürlich nicht sein, wenn man auch noch Familie hat.
Wobei es ja genug Schriftsteller und andere Künstler gibt, die da mit schlechtem Beispiel voran gehen.
Aber ich würde das nicht wollen.
Für mich persönlich muss der Beruf oder eben auch etwaige Hobbys immer hinter der Familie kommen. Stoßzeiten mal ausgenommen, schließlich muss der Beruf ja auch die Familie versorgen.





Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Lomax am 10. Oktober 2011, 10:56:29
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass Schreiben für mich auch nie ein Hobby war. Ein wenig kann ich mich Sven anschließen, aber nicht ganz. Es ist eine Berufung, ein Zwang - nicht einmal das Schreiben selbst, darauf kann ich sogar verzichten. Es ist das Erzählen von Geschichten, das Ausarbeiten, und sei es nur im Kopf; das Aufschreiben ist dann nur ein Handwerk, das man zwecks Vermittlung nun mal anhängen muss.
  Und der Stundenlohn fürs Schreiben ist nur insoweit ein Faktor, als er es einem erleichtert, seine Zeit mit dem Geschichtenerzählen zu verbringen. Ein wirklicher Faktor, der mich zum Schreiben treibt oder der das in Frage stellen könnte, ist es nicht, weil ich da keine Wahl habe. Was sich bei mir im Laufe der Zeit geändert hat, ist die Tatsache, dass ich das grübeln darüber und das Rechnen aufgegeben habe und einfach mit dem weitermache, was herauskommt.

Und ich denke mal, mit dem "an erste Stelle" oder "an zweite Stelle setzen" von Partner, Beziehung etc., ist eine Frage, die man so gar nicht stellen sollte. Es gibt einfach Dinge, die müssen nebeneinander existieren können, und damit müssen sich alle Beteiligten abfinden. Ich würde nicht sagen, dass mir das Schreiben wichtiger ist als Partnerin, Familie etc. - andererseits käme ja auch keiner auf die Idee, zu fragen, ob nun der Partner, die Luft zum Atmen oder der Lebensunterhalt wichtiger ist. Selbst wenn man eine Beziehung hat, muss man weiteratmen und weiteressen, und der Partner wird sich damit abfinden müssen, dass er alleine dastehen wird, sobald er jemals die Forderung stellt, man solle ihn wichtiger nehmen als das atmen und mit atmen aufhören, sobald man mit ihm zusammen ist.
  Man sollte also durchaus in der Lage sein, auch in einer Partnerschaft oder Familie die Dinge zu tun, die für das eigene Leben essentiell sind, ohne dass damit gleich eine Rangfolge aufgestellt, was einem denn "wichtiger" ist.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Alana am 10. Oktober 2011, 11:33:45
@Lomax: Ich weiß, was du meinst, aber trotzdem finde ich, dass der Vergleich hinkt.
Denn man kann atmen und sich gleichzeitig um das Kind kümmern.
Wenn es dir reicht, deinem Kind Geschichten zu erzählen, dann kann ich dir voll zustimmen.
Aber wenn man etwas schreiben möchte und gar eine Deadline hat, dann fällt meistens irgendwas hinten runter.
Und da muss man sich persönlich die Frage stellen, was man dafür opfern möchte und ob es einem selbst das Wert ist.
Das bedeutet nicht unbedingt nur, dass der Partner hinter einem stehen muss.
Gerade wenn man ein Baby hat, verpasst man in ein paar Monaten unheimlich viel.
Selbst wenn die Partnerin dann sagt: Ja, mach das, schreib das Buch, ich krieg das schon hin, dann muss man mit sich selbst ausmachen, ob es einem die verlorene Zeit mit dem Baby wert ist.
Natürlich kann man auch alles unter einen Hut bringen, zeitlich, dann leidet eben das Finanzielle.
Wie gesagt, wenn man keine Deadline hat oder nur für sich selbst schreibt, dann kann man ja das Schreiben weiter machen aber etwas einschränken, dann muss man sich die Frage sicher nicht so stellen.

Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Feuertraum am 10. Oktober 2011, 11:34:45
Zitat von: Lomax am 10. Oktober 2011, 10:56:29

Und ich denke mal, mit dem "an erste Stelle" oder "an zweite Stelle setzen" von Partner, Beziehung etc., ist eine Frage, die man so gar nicht stellen sollte. Es gibt einfach Dinge, die müssen nebeneinander existieren können, und damit müssen sich alle Beteiligten abfinden. Ich würde nicht sagen, dass mir das Schreiben wichtiger ist als Partnerin, Familie etc. - andererseits käme ja auch keiner auf die Idee, zu fragen, ob nun der Partner, die Luft zum Atmen oder der Lebensunterhalt wichtiger ist. Selbst wenn man eine Beziehung hat, muss man weiteratmen und weiteressen, und der Partner wird sich damit abfinden müssen, dass er alleine dastehen wird, sobald er jemals die Forderung stellt, man solle ihn wichtiger nehmen als das atmen und mit atmen aufhören, sobald man mit ihm zusammen ist.
  Man sollte also durchaus in der Lage sein, auch in einer Partnerschaft oder Familie die Dinge zu tun, die für das eigene Leben essentiell sind, ohne dass damit gleich eine Rangfolge aufgestellt, was einem denn "wichtiger" ist.

Das Problem daran ist, dass eben diese (in meinen Augen sehr schöne) Einstellung nicht von allzuvielen Menschen geteilt wird, ganz im Gegenteil: Eine - eigentlich gesunde - Portion Egoismus vervielfacht sich und wird zu einem umfassenden Netz, vollgepackt mit Forderungen.
Darum mag ich Ihre, Lomax', Argumentation, dass man keine Reihenfolge der Prioritäten setzen sollte, nicht unterschreiben.
Ich finde, ein jeder sollte sich schon fragen, was ihm wichtiger ist - und daraus die Konsequenzen ziehen.
Allerdings sollte die Person dann auch so fair sein und anderen Menschen gegenüber dann sagen, was ihm/ihr mehr bedeutet und somit den anderen die Chance geben zu entscheiden, ob sie sich darauf einlassen wollen oder nicht.
Natürlich muss es nicht bedeuten, dass sich Prioritäten nicht verschieben (wie sang schon die Band "Fix & Fertig": Bei Heirat ist eine spätere Zuneigung nicht ausgeschlossen), aber ich glaube, irgendwann fällt ein Mensch wieder in seine Gewohnheiten zurück und sein Egoismus gewinnt die Oberhand.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Alana am 10. Oktober 2011, 11:36:40
@Feuertraum: Da stimme ich zu.
Man muss auch in  einer Beziehung die Freiheit behalten können, sich zu verwirklichen.
Aber das muss für beide Partner gelten und darf nicht zulasten der Kinder gehen.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 10. Oktober 2011, 11:41:38
Ich kann Lomax mal wieder nur voll zustimmen. Einfach weil ich es genauso erlebe. Ich glaube auch, entweder das ist so und man empfindet das so, oder eben auch nicht.
Mir geht es auch um das Geschichtenerzählen, nicht um das Schreiben. Vielleicht würde ich jetzt auch Filme machen, wer weiß. Ich habe es auch nie als Hobby empfunden, sondern auch eher als Berufung - als Zwang. Ich kann das zu 100% nachvollziehen. Alles.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Antonia Assmann am 10. Oktober 2011, 11:58:31
Auch noch meinen Senf dazugeb....

Da habe ich nun Partner, zwei Kinder, ein Pony und einen Haushalt und alles und jeder will was von einem... Hm, was tun? Ich denke mal, man muss ein gesundes Gleichgewicht halten, man darf sich nicht seinen Freiraum nehmen lassen, den man nunmal für das Schreiben braucht, aber man darf auch nicht alles andere fallen lassen, weil man nur noch vor dem Computer sitzt.
Das ist ein täglicher Kampf, ein tägliches Planen, das dann doch ganz anders kommt. Aber ich habe so eine Art Prioritätenskala: Als erstes kommt das Pony (ich weiß schon jetzt kichern die Reiter), aber es kann sich nunmal nicht selbst versorgen und ich bin dafür verantwortlich, dass es ihm gut geht. Dann kommen die Kinder, die können mittlerweile ganz gut ohne mich, aber ein strenges Wort und ein aufmerksamer Blick einer Mutter tut Pubertiernden ganz gut. Dann kommt mein Freund. Dann das Schreiben, dann der Haushalt. Hmm. Manchmal dreht sich das auch völlig um- Kommt halt darauf an, wer überhaupt da ist.
Aber eines ist ganz sicher. Ich werde mir das Schreiben nicht nehmen lassen, auch wenn schon gemurrt wurde, weil es einfach zu mir dazu gehört. Und was habe ich auch davon, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind, der Freund vielleicht gegangen ist - dann habe ich nichts. So habe ich immernoch das für mich Schönste  der Welt, auch wenn es manchmal anstrengend, frustrierend und sogar langweilig ist. Aber das sind andere Beschäftigungen auch. Auf der anderen Seite ist es beflügelnd, aufbauend, gute Laune machend und aufregend.
So viele Abenteuer, wie durch das Schreiben, wird man in seinem kleinen, eingeengten Leben nie erfahren.
Für mich ist Schreiben kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung.

Liebe Grüße
Antonia :winke:
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Sven am 10. Oktober 2011, 12:06:43
Zitat von: Dani am 10. Oktober 2011, 11:41:38
Mir geht es auch um das Geschichtenerzählen, nicht um das Schreiben.

Aber darum geht es doch eh. In der Star Trek Welt würde ich auch nicht schreiben, sondern Holoabenteuer kreieren. Das Schreiben ist ja nur Mittel zum Zweck. Aber dennoch brauche ich die Zeit, um das zu tun. Völlig unabhängig davon, wie wichtig oder essentiell es ist. Man kann sich nicht teilen. Um eine Priorisierung kommt man nicht darum rum. Entweder ich verbringe den Abend mit meiner Frau, oder ich sitze im Arbeitszimmer und schreibe. Entweder gehe ich mit meiner Tochter in den Wald und sammel Kastanien, oder ich sitze im Arbeitszimmer und schreibe.
Wie ich schon geschrieben habe, muss ich schreiben, weil ich mich schlecht fühle, wenn ich es nicht tue. Aber wenn meine Familie dadurch leidet, muss ich Konsequenzen ziehen. Ohne einen starken Partner, der hinter einem steht, geht es nicht. Dadurch, dass ich schreibe, muss meine Frau den Haushalt alleine machen. Nach ihrer eigentlichen Arbeit. Würde ich ihr helfen, hätte ich keine Zeit mehr zum Schreiben. Könnte ich ihr das antun, wenn ich nicht die Chance hätte, mit dem Schreiben etwas Geld zu verdienen? Sicher nicht. Ich könnte meinen Job aufgeben, um tagsüber zu schreiben. Dann würden wir das Haus verlieren und meine Frau müsste mich durchfüttern. Ohne Priorisierung gehts also nicht. Erst die Familie, dann der Job, dann das Schreiben. Und wenn es bedeutet, dass ich weniger Schlaf bekomme, dann ist es so. Aber das geht an meine Substanz und nicht an die meiner Familie.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: HauntingWitch am 10. Oktober 2011, 12:16:04
Zitat von: Lomax am 10. Oktober 2011, 10:56:29
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass Schreiben für mich auch nie ein Hobby war. Ein wenig kann ich mich Sven anschließen, aber nicht ganz. Es ist eine Berufung, ein Zwang - nicht einmal das Schreiben selbst, darauf kann ich sogar verzichten. Es ist das Erzählen von Geschichten, das Ausarbeiten, und sei es nur im Kopf; das Aufschreiben ist dann nur ein Handwerk, das man zwecks Vermittlung nun mal anhängen muss.

Das unterschreibe ich und füge an, dass ich es trotzdem "Hobby" nenne. Aber @Schommes, ja da hast du mich erwischt. ;) Die Grenzen sind tatsächlich verschwimmend und ich sehe dein Problem jetzt auch klarer. Meine Haltung für mich ist einfach: Ja, ich strebe Veröffentlichung an, nein, ich will keinen Zuschuss-Verlag; Wenn ich damit Erfolg habe ist gut, wenn nicht, mein Pech, denn aufhören kann ich sowieso nicht. Der Drang ist immer da und die Inspiration auch und die muss raus. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie sich meine Situation je ändern kann. Entweder ich werde veröffentlicht und muss schauen, wie ich das mit dem Brotjob unter einen Hut kriege (und wenn ich weniger arbeiten muss und nicht mehr so viel ausgehen kann) oder alle diese Fragen erledigen sich durch meinen Tod (was ich nicht hoffe, schliesslich hat man Träume ;)). Es ist für mich aber völlig ausser Frage, dass Schreiben an erster Stelle steht, sofern es meine Existenz, das bedeutet finanziell und sozial, nicht gefährdet. Es wird aber an zweite Stelle rücken, wenn das passieren sollte. So zu deinen Fragen. ;)

Ich schätze, Sven bringt das gerade auf den Punkt in Bezug auf Familie. Als Single hat man natürlich auch den Vorteil, dass man der einzige ist, der mit dem Staub auf den Regalen leben muss. ;)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 10. Oktober 2011, 12:20:14
Vielleicht ist es auch wichtig, zu klären, wie lang überhaupt jeder von uns am Tag schreibt? Denn bei euch klingt das so nach "Schreiben eats World..."
Das ist es bei mir eh nicht. Wenn man mich läßt und ich genug Pausen mache, könnte ich den ganzen Tag schreiben. Mach ich aber meistens nicht, weil darunter die Qualität leidet.
Ich schreib meistens so um die drei Stunden am Tag, da krieg ich, wenn es gut läuft, 4000 Wörter rein. Alle 1000 Wörter gibt's eine Pause.
Das ist ja nun noch irgendwie halbwegs überschaubar.

Und davon abgesehen - wir tun unser Schreiben anderen Leuten nicht an. Ich tu das jemandem nicht mehr an, als ein Fußballfan seinen Liebsten seine Leidenschaft antut. Ich hab "nebenher" auch noch studiert und mache Hausarbeit und dies und das... ich gucke auch, daß ich alles unter einen Hut kriege. Das hat auch bisher in meinem Leben immer wunderbar geklappt. Aber das Schreiben zurückstehen lassen? Ich bin nicht sicher, was der Rest der Welt von mir hat, wenn ich dadurch unglücklich werde ;)

Habt ihr eigentlich alle immer schon geschrieben oder kam das irgendwann mal? Vielleicht sorgt das ja auch für den Wunsch nach einer Priorisierung. Den hab ich vielleicht schon deshalb nicht, weil das Schreiben seit dem Grundschulalter in mir festgewachsen ist. Ich kann mich halt nicht amputieren ;)

@ Sven: Ich glaub manchmal, manchen Leuten geht's mehr ums Schreiben als ums Geschichtenerzählen, aber das ist dann wieder eine andere Baustelle...
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Rigalad am 10. Oktober 2011, 12:25:18
Svens letzte Beiträge unterschreibe ich vorbehaltlos!
Für mich ist Schreiben schon etwas Schönes, etwas, das ich gerne tue - manchmal auch weniger gern - aber ich für mich habe im letzten Jahr die Entscheidung getroffen, dass dabei auch etwas herumkommen muss. Es ist Zeit, in der man andere Dinge vernachlässigen muss, wenn man seine Brötchen verdient und ein soziales Leben, in welcher Form auch immer, hat. Es ist ein Hobby, das nicht nur Freude und Spaß bringt, sondern auch viele Zweifel, Tränen und Tiefschläge. Ein ewiger Kreis aus Absagen und Rückschritten wäre für mich nichts.
Das bedeutet nicht, dass ich morgen den dicken Vertrag in der Tasche haben muss. Auch nicht übermorgen oder nächstes Jahr. Aber wenn ich in ein paar Jahren merke, dass ich nicht vorwärts komme, weiß ich nicht, inwieweit ich das weiterführe.

Ich finde es jedenfalls bewundernswert, wer um des Schreibens willen schreiben kann. Bei mir würde dabei wohl alle fünf Jahre einmal ein Roman herausspringen. :)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Grey am 10. Oktober 2011, 12:32:01
Zitat von: HauntingWitch am 10. Oktober 2011, 12:16:04
Als Single hat man natürlich auch den Vorteil, dass man der einzige ist, der mit dem Staub auf den Regalen leben muss. ;)

Es sei denn, es kommt tatsächlich mal jemand zu Besuch ... ;)

@Dani
Dann schreibst du aber echt schnell - ich kann das nicht. Also, wenn es gut läuft, mache ich in drei Stunden 3.000 Wörter. Aber überhaupt so viel an einem Tag zu schreiben, das kann ich nicht auf lange Distanz durchziehen. Das brennt mich aus - habe ich gerade erst wieder festgestellt. Aber das mag auch an meiner Arbeitsweise liegen. Ich lese viel zurück und überarbeite während des Schreibens. Und ich denke vor allem viel viel nach ... ;)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 10. Oktober 2011, 12:36:00
Es arbeitet ja sowieso jeder anders. Aber ich hab mittlerweile über die Jahre (wie sich das anhört ;D ) festgestellt, daß das so mein Ideal ist. Das waren früher sieben Seiten in AppleWorks, das entspricht 4000 Wörtern und nach einer gewissen Zeit ist einfach die Luft raus. Ich peile jeden Tag 4000 Wörter an. Manchmal mache ich länger, um die zu kriegen, manchmal läuft es nicht gut und dann hör ich auch früher auf.
Ich mein', wenn es besser läuft und ich Ideen hab, hör ich dann natürlich nicht auf. Aber ich schreibe ja schon seit vielen Jahren fast jeden Tag und das fließt dann einfach nur noch so in die Tastatur. Herrlich.  :vibes:
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Alia am 10. Oktober 2011, 12:42:31
@ Grey: Ist ja letztlich die Frage, wie lange du an dem druckfertigen Manuskript insgesamt gearbeitet hast. Wenn man während des Schreibens schon viel beachtet, was ansonsten später mit viel Arbeit ausgemerzt werden müsste, kann es sogar sein, dass deine Art unterm Strich schneller ist.  :hmmm: Von Klausuren kenne ich es jedenfalls so. Viel gute Vorarbeit und nur noch runterschreiben zahlt sich aus.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Alana am 10. Oktober 2011, 13:18:46
Zitat von: Sven am 10. Oktober 2011, 12:06:43
Und wenn es bedeutet, dass ich weniger Schlaf bekomme, dann ist es so. Aber das geht an meine Substanz und nicht an die meiner Familie.

Genau so sehe ich das auch.

Bei uns ist es auch so, dass mein Mann öfter mal die Kinder nimmt, damit ich schreiben kann.
Und abends schreibe ich, da hat er dann nicht so viel von mir, wie er vielleicht gern hätte.
Aber unserer Beziehung schadet das nicht. Solange ich mit dem Schreiben kein Geld verdiene, würde ich auch nicht von ihm verlangen, mehr Arbeit zu machen oder dergleichen, damit ich schreiben kann.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: HauntingWitch am 10. Oktober 2011, 13:45:48
@Dani und Grey: Ihr zählt während dem Schreiben die Wörter? Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie viele Wörter meine Skripts haben (vielleicht sollte ich zwischendurch mal diese tolle Wordfunktion nutzen, wenn es sie schon gibt).

Also bei mir ist es so, durchschnittlich schreibe ich, wenn ich frei habe zwischen drei und sechs Stunden pro Tag. Das hängt ein bisschen davon ab, wie viel ich sonst noch zu erledigen habe (ab und zu sollte man vielleicht den Kühlschrank füllen, wäre nicht ganz blöd ;)) und wie ich mich fühle. Es kommt ja auch ein bisschen auf die Tagesform an, manchmal fliesst die Inspiration besser und manchmal weniger gut. Wenn ich arbeite sind es ein bis zwei Stunden pro Tag, je nachdem, wie sehr mich die Arbeit schlaucht und ob ich über Mittag Zeit habe. So ewas wie Kollegialität mit gemeinsamem Mittagessen und so wird hier leider zu gewissen Anlässen mehr oder weniger erwartet.

Dann schwankt das aber auch sehr, denn ich habe auch noch andere Hobbies. Zum Beispiel lesen. Und ich merke jetzt ohne Verlagsdruck und Liefertermin schon, dass das mitunter verdammt eng werden könnte, also werde ich falls ich jemals einen Verlagsvertrag bekomme, wohl die ungelesenen Bücher länger liegen lassen müssen. Da merke ich schon auch ein bisschen etwas.

Aber das ist noch so ein Thema, ich bilde mir ein, bei einigen herauszulesen, dass sie Schreibzeit als "verlorene Zeit" wahrnehmen? Sagt, wenn ich mich irre. ;) Ich nehme es nie als verlorene Zeit wahr, auch wenn ich derweil anderes machen könnte, was mir auch Spass macht. Aber es ist immer eine Wohltat, zu schreiben, weiterzukommen, nur schon den Plot zu entwickeln. Es erfüllt mich einfach innerlich total, ich bin niemals glücklicher, als wenn ich schreibe und/oder wieder ein Stück geschafft habe. :)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 10. Oktober 2011, 14:21:00
Zitat von: HauntingWitch am 10. Oktober 2011, 13:45:48
Aber das ist noch so ein Thema, ich bilde mir ein, bei einigen herauszulesen, dass sie Schreibzeit als "verlorene Zeit" wahrnehmen? Sagt, wenn ich mich irre. ;) Ich nehme es nie als verlorene Zeit wahr, auch wenn ich derweil anderes machen könnte, was mir auch Spass macht. Aber es ist immer eine Wohltat, zu schreiben, weiterzukommen, nur schon den Plot zu entwickeln. Es erfüllt mich einfach innerlich total, ich bin niemals glücklicher, als wenn ich schreibe und/oder wieder ein Stück geschafft habe. :)
Hat sich für mich auch so angehört... manchmal. So würde ich das auch nie sehen - eher so, daß alles andere verlorene Zeit ist...
Bin ich süchtig?  :gähn:

Ich zähl übrigens während des Schreibens nicht, das macht mein Schreibprogramm für mich: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,5582.msg156107.html#msg156107
Schau da mal auf dem Bild, da ist oben ein Balken "Fortschrittsanzeige", den hab ich auf meine 4000 Wörter eingestellt und der wächst mit jedem Wort, bis er dann knatschblau ist. Find ich gut ;D
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Schommes am 10. Oktober 2011, 15:05:22
Ich greife mal das mit der verlorenen Zeit auf: Verloren ist die Zeit für das Schreiben nicht an sich, sondern aus der Perspektive der anderen Sachen, die man hätte machen können, wollen, müssen, dürfen. Schreibe ich, verliere ich Zeit für mein Kind, verbringe ich Zeit mit Jascha, verliere ich Zeit für mein echtes Hobby Gesang, singe ich, kommt meine Frau eventuell zu kurz, verbringe ich Zeit mit meiner Frau, gehe ich nicht zum Sport, stemme ich Hanteln komm ich nicht zum Schreiben. Den Hauptberuf habe ich jetzt noch ganz raus gelassen.
@Lomax und die anderen zum Thema Beziehung: Meine Frau unterstützt mein Schreiben voll und ganz. Aber das ist eben das große Ganze. Das ändert doch aber nichts daran, dass sie dann im Alltag in einer bestimmten Situation enttäuscht ist, wenn sie gern mehr von mir hätte. Wenn ich Ihr dann jedesmal entgegenhalten würde, na Du hast halt einen SchreiberSportlerSänger geheiratet, wird sie dieses Argument auf Dauer wohl kaum zufrieden stellen. Vielmehr geht es doch darum täglich und immer wieder aufs Neue Kompromisse zu schließen und dabei bei seinem Partner nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, dass er die Beschäftigung zweiter, dritter oder vierter Klasse ist, denn das hält keine Beziehung aus und schon gar nicht, wenn Kinder da sind.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Kaeptn am 10. Oktober 2011, 15:23:59
@Schommes: Weiß jetzt nicht aus welchem Thread diese Thematik ausgelöst wurde und was du da vorher geschrieben hast, aber erwägst du wirklich den zweiten Roman sausen zu lassen? Das wäre natürlich wirklich sehr schade. Und das man dir wenigstens bis Frühjahr 2013 Zeit lässt steht nicht zur Debatte?

@Topic: Beruf und Berufung liegen nah beieinander, ich denke man sollte eher Job/Lebensunterhalt oder Hobby fragen. Und da gibt es ja viele Dinge, nicht nur Schreiben. Eine eigene Webseite z.B., da sollte man auch nicht über den Stundenlohn nachdenken.

Mir ist auch erst über die Berichte von vielen von hier, die schon Agentur- oder Verlagsverträge haben, klargeworden, was für eine Ochsentour das professionelle Schreiben eigentlich ist, gerade in unserem, nach wie vor nur in Ausnahmen wirklich massentauglichen Genre, im Krimi-, Thriller- oder Historiengenre mag es mit den Auflagen und damit auch mit den Stundenlöhnen besser aussehen.

Für mich ist aber weniger das Geld als die Arbeitsweise entscheidend. In vier Monaten einen fertigen Roman abliefern, womöglich noch incl. Lektorat, das würde ich nicht schaffen, der Druck würde mich lähmen. Genausowenig hätte ich Lust und Zeit immer wieder nur Exposees und Leseproben zu schreiben, bis man endlich was findet, wo ein Verlag anbeisst. Für mich ist Schreiben Hobby und wenn meine Ergüsse ein Verlag veröffentlichen will, umso besser.

Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Schommes am 10. Oktober 2011, 15:44:27
Zitat von: Kaeptn am 10. Oktober 2011, 15:23:59
@Schommes: Weiß jetzt nicht aus welchem Thread diese Thematik ausgelöst wurde und was du da vorher geschrieben hast, aber erwägst du wirklich den zweiten Roman sausen zu lassen? Das wäre natürlich wirklich sehr schade. Und das man dir wenigstens bis Frühjahr 2013 Zeit lässt steht nicht zur Debatte?
Nein, natürlich nicht. Ich jammere nur auf hohem Niveau.  ;) Und so eine Verschiebung würde ich selber nicht wollen, denn dann wäre der Aufmerksamkeitserfolg, den ich jetzt mit Asylon erzielt habe, ja wieder verpufft, und ich würde beim Aufbau einer Stammleserschaft quasi von vorne beginnen. Es ist eher so, dass ich bei Piper gebettelt habe, dass sie mich noch kommenden Herbst ins Programm nehmen und der Preis war dann halt, dass ich im Mai fertig sein muss.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Kaeptn am 10. Oktober 2011, 15:54:58
Hm, das passt aber irgendwie nicht so zu deinen anderen Argumenten, die doch sehr danach klingen, als seiest du von der Relation Zeitaufwand/Erlös in Sachen Asylon desillusioniert. Letztlich aber hast du doch genau das richtige getan. Du hast dir Druck gemacht, um auf der bestehenden Leserschaft aufbauen zu können und damit die Relation beim zweiten Roman zu verbessern. Dafür musst du nun vorher in den sauren Apfel beißen und kannst hoffentlich später dann sagen, du hast es richtig gemacht.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: HauntingWitch am 10. Oktober 2011, 16:06:32
Zitat von: Schommes am 10. Oktober 2011, 15:44:27
Und so eine Verschiebung würde ich selber nicht wollen, denn dann wäre der Aufmerksamkeitserfolg, den ich jetzt mit Asylon erzielt habe, ja wieder verpufft, und ich würde beim Aufbau einer Stammleserschaft quasi von vorne beginnen.

Aber das ist ja noch total neu (wenn ich mich jetzt nicht total verrenne), wäre es da nicht eben deshalb auch eine Überlegung wert, sich mehr Zeit zu nehmen (oder notfalls zu erbetteln ;))? Denn einerseits muss es ja erstmal bei den Lesern ankommen, also in dem Sinn, dass es landet, wirkt, weiterempfohlen wird, wiederum wirkt... und wem es gefällt, der wird ein weiteres ohnehin lesen wollen und wer nicht, sowieso nicht. Aber klar, wenn du das selbst nicht willst und dich mit weniger (Abflau)Zeit wohler fühlst, ist es sicher besser so. Und dann ist das natürlich die Leser-Theorie und der Marketing-Strategist hat eine andere.  ::)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Schommes am 10. Oktober 2011, 16:29:55
Landläufiger Erfahrung nach beschränkt sich das Erinnerungsvermögen der Leser (Ahh, den kenn ich, der hat was gutes geschrieben, den will ich wieder lesen) auf eine Spanne von einem Jahr im Schnitt. Klingt blöd, scheint aber so zu sein. Du musst also in diesem Zeitraum nachlegen oder noch schneller. Die meisten Kollegen landen irgendwann bei zwei Büchern pro Jahr.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Feuertraum am 10. Oktober 2011, 16:38:10
Zitat von: Schommes am 10. Oktober 2011, 16:29:55
Landläufiger Erfahrung nach beschränkt sich das Erinnerungsvermögen der Leser (Ahh, den kenn ich, der hat was gutes geschrieben, den will ich wieder lesen) auf eine Spanne von einem Jahr im Schnitt. Klingt blöd, scheint aber so zu sein. Du musst also in diesem Zeitraum nachlegen oder noch schneller. Die meisten Kollegen landen irgendwann bei zwei Büchern pro Jahr.

Sorry fürs Off-Topic, aber zu dieser Aussage habe ich eine "dumme" Frage: Wäre es dann nicht sinnvoller zu sagen, ich schreibe erstmal auf Vorrat (also so, dass die Manuskripte wirklich druckreif sind), und wenn man dann einige Manuskripte auf Halde hat, sich erst dann auf die Suche nach einem Verlag machen?
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Schommes am 10. Oktober 2011, 16:43:11
Zitat von: Feuertraum am 10. Oktober 2011, 16:38:10
Sorry fürs Off-Topic, aber zu dieser Aussage habe ich eine "dumme" Frage: Wäre es dann nicht sinnvoller zu sagen, ich schreibe erstmal auf Vorrat (also so, dass die Manuskripte wirklich druckreif sind), und wenn man dann einige Manuskripte auf Halde hat, sich erst dann auf die Suche nach einem Verlag machen?

Korrekt. Nur die wenigsten Leute haben diese Geduld. Es könnte ja sein, dass man die ganze Zeit nur Ausschuss produziert.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Lavendel am 10. Oktober 2011, 17:12:09
Da es hier ja oft um Schreiben/Beziehung/Familie und die Zeitaufteilung dazwischen geht: Ich finde, in einer Partnerschaft (ob mit oder ohne Kind), sollte man  nicht nur gemeinsamen Raum zu schaffen (was nicht heißen soll, dass das nicht das wichtigste an Partnerschaft und Familie wäre), sondern man sollte auch versuchen, dem anderen den Raum zu freizuschaufeln, den er für sich selbst braucht. Zum Beispiel kann man als Partner ab und zu sagen, ich nehme am Sonntag den kleinen und fahre zu meinen Eltern/einer Freundin etc., dann kannst du in Ruhe schreiben (oder was auch immer, nicht nur zum Schreiben braucht man Zeit für sich). Dann lassen sich das Frühstück und der Abend für alle ganz entspannt gemeinsam verbringen.
Ansonsten kann es sehr hilfreich sein, sich feste Zeiten einzuplanen und die abzusprechen. Man muss als Schreibender da wohl selbst auch ein paar Opfer bringen, wenn man seine Ruhe haben möchte. Man kann eine Stunde früher aufstehen als sonst. Man kann aber auch mit dem Partner abklären, nach dem Abendessen eine Stunde im Arbeitszimmer zu verschwinden und dann zurückzukommen. Spricht man solche Regeln ab, kann das vieles leichter machen, auch wenn man wahrscheinlich trotzdem am Ende vor so vielen Ausnahmesituationen steht, dass die Regel zur Ausnahme wird (Schlachtpläne überleben nie den Feindkontakt ;) )

Im Großen und Ganzen denke ich, es ist weniger gut, sich zu sagen, wenn ich das eine mache, fehlt mir Zeit fürs andere, bzw. ich vernachlässige das andere. Damit macht man sich ein schlechtes Gewissen egal, was man gerade tut, und man produziert geradezu das Gefühl, es könne gar nicht alles unter einen Hut gehen. Besser wäre, sich zu sagen: Heute hatte ich jede Menge Zeit für mein Kind/meinen Partner/ ein gutes Buch/ zu schreiben etc.
Ich halte es für unglaublich wichtig, in einer Partnerschaft an einem Strang zu ziehen. Vorausgesetzt, man ist sich da einig, kann es ein echt tolles Gefühl sein, dem Partner auch seinen Freiraum zu ermöglichen, und sowas stärkt meiner Meinung nach auch die Beziehung. Es geht nicht darum, was zuerst kommt Hobby/Beruf oder Familie. 'Unter einen Hut bringen' ist meiner Meinung nach eine unglückliche Metapher, weil das klingt, als müsste man viele Dinge auf kleinem Raum zusammenquetschen. Für mich ist es wichtig, das man in einer Familie die Interessen der anderen Familienmitglieder als Teil des 'Organismus Famile' (kann man das so sagen? Mir fällt nichts besseres ein ...) sieht. Man gehört zusammen, und das bedeutet nicht unbedingt, dass der einzelne sich beschneidet, sondern dass man sich gegenseitig dabei unterstützt das zu tun, was einem wichtig ist. Für jemanden, der Schreibt und damit ein ziemlich beanspruchende Tätigkeit womöglich noch neben dem Beruf ausübt, gilt das ganz besonders.

Ich bin sicher in den allermeisten Fällen passiert das alles in euren Familien längst schon, aber ich finde, wenn man sich die Situation von dieser Seite aus klar macht, kann man manche Sachen einfach in einem anderen Bewusstsein angehen. Man sollte sich einfach gegenseitig gut finden. Man versuchen zu sehen, wie gut es ist, was der andere macht und wie gut es ist daran Anteil zu nehmen. Und durch das Anteil nehmen kommt das gemeinsam Erleben schon ziemlich von selbst, und wenn es dabei nur um Kleinkram geht (zum Beispiel, wenn ich mir den zehnten Internecomic durchlese, den mein Göttergatte so witzig findet, während ich von allein nie darauf kommen würde, mir sowas reinzuziehen).
Naja, jedenfalls sehe ich das so. Manche Paare denken ja, sie müssten ständig ganz großartige Dinge miteinander unternehmen. Das muss man eben nicht unbedingt.

Schreiben ist eben nicht nur ein Hobby. Es beansprucht einen mehr, als die Freizeitvergnügungen, denen andere Leute so frönen. Und da ist es ganz besonders wichtig, dass der Rest der Familie hinter einem steht und es gut findet, was man da macht.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: HauntingWitch am 10. Oktober 2011, 17:14:02
Zitat von: Schommes am 10. Oktober 2011, 16:29:55
Landläufiger Erfahrung nach beschränkt sich das Erinnerungsvermögen der Leser (Ahh, den kenn ich, der hat was gutes geschrieben, den will ich wieder lesen) auf eine Spanne von einem Jahr im Schnitt. Klingt blöd, scheint aber so zu sein. Du musst also in diesem Zeitraum nachlegen oder noch schneller. Die meisten Kollegen landen irgendwann bei zwei Büchern pro Jahr.

Echt?  :o Das habe ich nicht gewusst. In dem Fall scheint mein Lesergedächtnis besonders gut zu sein, wenn ich den Namen eines Autors sehe kann ich in der Regel festmachen, was ich wann von ihm gelesen habe und ob ich es gut fand (der Inhalt kommt mir teilweise abhanden, aber meine Empfindungen gegenüber der Sache nicht). Wobei ich aber auch noch keine 1'000 oder so Bücher gelesen habe. ;)

Zwei Bücher pro Jahr wäre mir vermutlich auch zu viel Stress. Das mit dem auf Vorrat schreiben ist so eine Sache. Ich habe zum Beispiel ein Skript so gut wie fertig, ein Konzept für eine mögliche Fortsetzung steht, ausserdem ein weiteres, neues Skript angefangen, an dem ich jetzt kontinuierlich dran bin. Insofern, wenn ich jetzt in absehbarer Zeit einen Verlag für das erste Skript fände, hätte ich erstens bis dahin und zweitens bis zur Veröffentlichung wiederum Zeit für das andere, was dann wieder reifer wäre, so dass es bald nachgeschoben werden kann. Das ist aber nur Theorie. Denn in Realität ist es dann so, dass das Skript beim Lektorat noch einmal überarbeitet werden muss und ich dafür auch Zeit brauche. Ausserdem habe ich ja dann möglicherweise noch Werbe-Aufwand usw., was bestimmt auch nicht zu unterschätzen ist. Dann sollte ich irgendwann an dem zweiten Skript weitermachen, wo ich aber gewissermassen blockiert sein werde, dadurch, dass das erste ja Überarbeitung verlangt. Das überlappert sich und schwupps, hat man keine Zeit mehr. So schön die Schreibtätigkeit an sich auch ist, das ganze Drumherum braucht auch Zeit.

Wenn ich warten würde mit der Verlagssuche für das erste, bis das nächste fertig ist, wie Schommes sagt, die Geduld. Ich würde durchdrehen, denn ich weiss, ich brauche noch mindestens ein Jahr (und geschätzte eher zwei) für das neue Skript. Da ich aber nun schon drei Jahre an meinem fast fertigen gearbeitet habe, drückte es mir ganz schön auf die Psyche... so gesehen verstehe ich es schon, nur ich würde vermutlich das Risiko des Vergessens eingehen. Aber wahrscheinlich sieht auch das in der tatsächlichen Realität dann wieder anders aus. ;)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Lomax am 10. Oktober 2011, 17:30:58
Zitat von: Alana am 10. Oktober 2011, 11:33:45Ich weiß, was du meinst, aber trotzdem finde ich, dass der Vergleich hinkt.
Denn man kann atmen und sich gleichzeitig um das Kind kümmern.
Ehrlich gesagt, finde ich nicht wirklich, dass der Vergleich hinkt. Man gleichzeitig atmen und sich um das Kind kümmern - aber schon wenn es darum geht, sich um das Kind zu kümmern und den Lebensunterhalt zu verdienen, fangen die Kompromisse an. Und das war in der Geschichte der Menschheit niemals anders. Auch wenn es durchaus möglich ist, Früchte zu sammeln und Feldarbeit zu machen und gleichzeitig ein Auge auf das Kind zu halten, heißt das halt auch, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr 100% beim Kind ist und das man halt irgendwie beides gleichzeitig tun muss. Das hieß aber niemals, dass den Eltern die Kinder weniger wert waren als Feldarbeit oder Essen sammeln. Es gehörte halt beides zum Leben und Überleben, und es musste beides gehen, weil es halt anders nicht ging.
Zitat von: Feuertraum am 10. Oktober 2011, 11:34:45Darum mag ich Ihre, Lomax', Argumentation, dass man keine Reihenfolge der Prioritäten setzen sollte, nicht unterschreiben.
... und darum mag ich mich auch Feuertraums Ansicht hier nicht anschließen. Es muss eben durchaus auch möglich sein, ein paar Sachen gleichzeitig und gleichwertig unterzubringen; die Prioritäten muss man setzten, wenn man entscheidet, was einem so überlebenswichtig ist, dass man es nicht zurückstellen kann. Eine weitere Abstufung zwischen diesen Dingen ist sinnlos. Wenn sich diese gleichermaßen nicht verzichtbaren Dinge nicht vereinbaren lassen, scheitert das Leben. Man kann das Problem nicht dadurch lösen, dass man eins davon als wichtiger einstuft und das andere zurückstuft - denn das würde auch auf das abfärben, was man retten will und am Ende alles vergiften.
  Wenn man allerdings Prioritäten setzen kann und das Schreiben beispielsweise zugunsten der Familie aufgeben und damit glücklich sein - dann war es halt nie ein lebenswichtiges Bedürfnis, sondern immer tatsächlich nur ein Hobby.

Es geht auch nicht wirklich um das "Aufteilen der Zeit". Was das betrifft, hätte ich beispielsweise keine Probleme, Partnerin oder Familie in jeder Einzelfallentscheidung Priorität zuzubilligen und mir halt für die Zeit zu nehmen. Ich bin eh leicht abzulenken. ;) Und wenn es schon so ist, dass ich in jedem konkreten Einzellfall, wo es wichtig ist, für die Familie dazusein, mir die Zeit für die Familie nehmen würde und mich gegen das schreiben entscheide, dann würde ich es auch für falsch halten, zu sagen, dass die Familie für mich eine niedrigere Priorität hat als das schreiben. Das wird dem Alltag nicht gerecht.
  Andererseits ist es halt auch so, wenn die Summe dieser Einzelfallentscheidungen dazu führen würde, dass ich gar nicht mehr zum Schreiben komme, dass ich beispielsweise mögliche Veröffentlichungen ausschlagen muss oder dass gar das Schreiben an sich prinzipiell durch Familie/Beziehung in Frage gestellt wird, dann weiß ich auch, dass dann auch die Beziehung nicht funktionieren wird. Ich habe selbst schon vor zwanzig Jahren erlebt, wie jeder soziale Kontakt, der dem schreiben wirklich im Weg steht, für mich vergiftet wurde. Ich merke, wie "das liebende Auge", mit dem man nahestehende Personen ja für gewöhnlich betrachtet, verloren geht, sobald ich sie als Bedrohung für mein Schreiben wahrnehme - und keine Beziehung, keine Familie kann ohne einen liebenden Blick bestehen. Ich merke, wie Widerwillen am Umgang in mir wächst.
  Das ist keine bewusste Entscheidung. Ich würde niemals in irgendeinem Einzelfall sagen, "ich hab jetzt keine Zeit für Familie/ich kann das jetzt nicht mit meiner Partnerin unternehmen, weil ich schreiben muss". Aber es verändert meine Haltung gegen Menschen, ganz langsam und unmerklich.
  Deshalb mein Vergleich mit dem atmen - und deshalb denke ich auch nicht, dass der Vergleich hinkt. Wenn einem Partner in der Beziehung buchstäblich die Luft zum atmen fehlt, erstickt er irgendwann, und damit ist die Beziehung auch zu Ende - selbst wenn derjenige gerne bereit war, seinem Partner die höchste Priorität einzuräumen und aufs atmen zu verzichten. Und wenn irgendwas bei mir verquer zum schreiben (Geschichtenerzählen  ;)) steht, dann vergiftet das über kurz oder lang mein Verhältnis zu diesem Menschen/diesen Umstand/was auch immer es ist.
  Und zwar selbst dann, wenn ich in jedem einzelnen Fall mich für dieses "andere" entscheiden würde, und wenn ich es gerne tue. Aber man kann halt nicht beides haben: Umgang mit mir pflegen und meinem natürlichen Bedürfnis im Weg stehen. Das ist kein Problem, dass man mit "Prioritäten" lösen kann. Wenn ich mich wirklich für einen Partner (oder für einen Kind, für eine Bekanntschaft) und gegen das schreiben entscheiden müsste, würde ich den betreffenden irgendwann hassen. Oder vielleicht nicht hassen, nicht bewusst, ich würde diese Person immer noch lieben und für meinen Freund halten oder was auch immer, aber ich würde im Umgang unbewusst Dinge tun, die dieser Person wehtun, bis sie irgendwann keine Lust mehr auf den Umgang hat und froh ist, wenn ich stattdessen was anderes tue, und bis auf diese Weise ganz von selbst der Umgang zum Schreiben entsteht.
  Hab ich alles schon erlebt und weiß, wie der Mechanismus funktioniert. Ich glaube also nicht, dass ich wirklich irgendjemandem einen Gefallen täte, wenn ich irgendwann bewusst entscheide, dass ich dieser Person die höchste Priorität in meinem Leben einräume und aufs Schreiben verzichte, um möchlichst viel Zeit für sie zu haben. Was für einen Wert hätte es also, so eine entweder/oder Entscheidung zu treffen und "klare Prioritäten" zu setzen?
Zitat von: Schommes am 10. Oktober 2011, 15:05:22Wenn ich Ihr dann jedesmal entgegenhalten würde, na Du hast halt einen SchreiberSportlerSänger geheiratet, wird sie dieses Argument auf Dauer wohl kaum zufrieden stellen.
Aber ich denke, genau so ist es nun einmal. Es ist, wie gesagt, nichts, was man dem anderen im Einzelfall entgegenhalten sollte. Würde ich auch nie tun - wie gesagt, ich denke mal, in jedem Einzelfall würde ich halt nicht zum schreiben kommen und mir Zeit für die Menschen nehmen.
  Aber im großen und ganzen ist dieser Satz genau das, was das Umfeld akzeptieren muss, wenn es funktionieren soll. Am besten unausgesprochen, oder wenn es gesagt wird, nicht unbedingt dann, wenn man tatsächlich mal seinem Partner eine Abfuhr erteilt. Aber ich denke, wer mit einem Künstler zusammen ist, egal auf welchem Gebiet, der muss genau das akzeptieren, oder es funktioniert nicht.
  Die Geschichte der Literatur und anderer Kunstfelder ist voll von Biographien, die das zumindest für viele Fälle belegen, und ich kann das aus meiner Sicht nur bestätigen.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Lomax am 10. Oktober 2011, 17:34:05
Zitat von: Schommes am 10. Oktober 2011, 16:29:55Landläufiger Erfahrung nach beschränkt sich das Erinnerungsvermögen der Leser (Ahh, den kenn ich, der hat was gutes geschrieben, den will ich wieder lesen) auf eine Spanne von einem Jahr im Schnitt. Klingt blöd, scheint aber so zu sein. Du musst also in diesem Zeitraum nachlegen oder noch schneller.
Das kann ich übrigens bestätigen. Genau das wurde mir auch so gesagt, bevor ich meinen ersten Roman rausgebracht habe.

Sobald mehr als ein Jahr zwischen zwei Büchern liegt (+/- ein paar Monaten, so exakt ist die Grenze auch nicht), fängt man wieder von vorne an. Jedenfalls in der Genreliteratur - die Hochliteratur mag ein besseres Gedächtnis haben, wenn man sich da den Output so manches Kollegen anschaut  ;)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Runaway am 10. Oktober 2011, 18:03:29
Zitat von: Lavendel am 10. Oktober 2011, 17:12:09
'Unter einen Hut bringen' ist meiner Meinung nach eine unglückliche Metapher, weil das klingt, als müsste man viele Dinge auf kleinem Raum zusammenquetschen.
Also genau so fühlt sich das für mich auch an. Es soll halt nix zu kurz kommen. Das ist ein ganz schöner Gewaltakt...
Dafür hab ich aber auch mal festgestellt, daß ich wesentlich weniger konsumiere als andere Leute, sondern viel mehr produziere. Während andere im Netz surfen, fernsehen, Spiele spielen, Bücher lesen oder sonstwas, schreibe ich. Ich kann mich nicht passiv berieseln lassen. Nur selten - nur zur Ablenkung oder zum Pause machen.

Zitat von: Lomax am 10. Oktober 2011, 17:30:58
  Deshalb mein Vergleich mit dem atmen - und deshalb denke ich auch nicht, dass der Vergleich hinkt. Wenn einem Partner in der Beziehung buchstäblich die Luft zum atmen fehlt, erstickt er irgendwann, und damit ist die Beziehung auch zu Ende - selbst wenn derjenige gerne bereit war, seinem Partner die höchste Priorität einzuräumen und aufs atmen zu verzichten. Und wenn irgendwas bei mir verquer zum schreiben (Geschichtenerzählen  ;)) steht, dann vergiftet das über kurz oder lang mein Verhältnis zu diesem Menschen/diesen Umstand/was auch immer es ist.
  Und zwar selbst dann, wenn ich in jedem einzelnen Fall mich für dieses "andere" entscheiden würde, und wenn ich es gerne tue. Aber man kann halt nicht beides haben: Umgang mit mir pflegen und meinem natürlichen Bedürfnis im Weg stehen. Das ist kein Problem, dass man mit "Prioritäten" lösen kann. Wenn ich mich wirklich für einen Partner (oder für einen Kind, für eine Bekanntschaft) und gegen das schreiben entscheiden müsste, würde ich den betreffenden irgendwann hassen. Oder vielleicht nicht hassen, nicht bewusst, ich würde diese Person immer noch lieben und für meinen Freund halten oder was auch immer, aber ich würde im Umgang unbewusst Dinge tun, die dieser Person wehtun, bis sie irgendwann keine Lust mehr auf den Umgang hat und froh ist, wenn ich stattdessen was anderes tue, und bis auf diese Weise ganz von selbst der Umgang zum Schreiben entsteht.
Ganz genauso empfinde ich das auch. Ich hatte nur irgendwie gerade nicht die passenden Worte, um das so zu beschreiben und so auf den Punkt zu bringen. Es klingt natürlich auch brutal und hart, aber so ist es gar nicht gemeint. Nicht wertend. Es ist eben einfach eine Tatsache.
Jetzt ist mir natürlich grad der Name entfallen, aber vor ein paar Jahren kam ein junger Autor mit Mitte 20 ganz groß raus, der kompromißlos nach dem Abi gesagt hat: Ich mach jetzt nix (kein Studium oder eine Ausbildung), sondern ich jobbe nur, um viel Zeit fürs Schreiben zu haben.
Diese Kompromißlosigkeit fehlt mir, obwohl ich ihn soooo gut verstehen kann... Vielleicht hat mich auch nur gerettet, daß ich auch noch andere Interessen hab, von denen ich mir vorstellen konnte/kann, sie zum Broterwerb zu nutzen. Sonst hätte ich vielleicht auch so etwas gemacht...

Zitat von: Lomax am 10. Oktober 2011, 17:30:58
Wenn man allerdings Prioritäten setzen kann und das Schreiben beispielsweise zugunsten der Familie aufgeben und damit glücklich sein - dann war es halt nie ein lebenswichtiges Bedürfnis, sondern immer tatsächlich nur ein Hobby.
Davon bin ich überzeugt. Uneingeschränkt.

Zitat von: Lomax am 10. Oktober 2011, 17:30:58
  Aber im großen und ganzen ist dieser Satz genau das, was das Umfeld akzeptieren muss, wenn es funktionieren soll. Am besten unausgesprochen, oder wenn es gesagt wird, nicht unbedingt dann, wenn man tatsächlich mal seinem Partner eine Abfuhr erteilt. Aber ich denke, wer mit einem Künstler zusammen ist, egal auf welchem Gebiet, der muss genau das akzeptieren, oder es funktioniert nicht.
Und deshalb fand ich es nur fair, meinem Freund das vorher zu sagen, weil das damals schon ein Thema für mich war. Ich hätte es akzeptiert, wenn er damit nicht klargekommen wäre - muß ich ja schließlich auch.
Aber er akzeptiert es, und das finde ich ganz großartig und dafür bin ich sehr dankbar!
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Kaeptn am 10. Oktober 2011, 19:45:14
Zitat von: Lomax am 10. Oktober 2011, 17:34:05
Das kann ich übrigens bestätigen. Genau das wurde mir auch so gesagt, bevor ich meinen ersten Roman rausgebracht habe.

Sobald mehr als ein Jahr zwischen zwei Büchern liegt (+/- ein paar Monaten, so exakt ist die Grenze auch nicht), fängt man wieder von vorne an. Jedenfalls in der Genreliteratur - die Hochliteratur mag ein besseres Gedächtnis haben, wenn man sich da den Output so manches Kollegen anschaut  ;)

Na dann kommt dein Ring der Elemente ja gerade noch rechtzeitig. Ich denke aber, dass ist auch vom Erfolg des Vorgängers abhängig. Ein Heitz oder Hennen könnten wohl locker mal 2 Jahre Pause machen - die sind ja eh dauerpräsent mit ihren alten Werken. Aber ist das nicht auch von der Kompatibilität von altem und neuem Werk abhängig? Bei Perplies frage ich mich z.B. ob da wirklich so viele Leser von Tarean zur Magierdämmerung mitgekommen sind, das sind ja nun doch sehr unterschiedliche Paar Schuhe.

Aber es zeigt: Trilogien haben auch für Autoren ihre Vorteile ;)

Andererseits: Wie passt dieser (1 Buch in 12Monaten +/- x) mit Pseudonymen zusammen. Autoren die in mehreren Genres mit mehreren Pseudonymen unterwegs sind, haben dann ja noch mehr Stress.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Lomax am 10. Oktober 2011, 20:27:10
Zitat von: Kaeptn am 10. Oktober 2011, 19:45:14Na dann kommt dein Ring der Elemente ja gerade noch rechtzeitig.
Was auch kein Zufall ist. Denn genau deswegen hab ich den Ring der Elemente noch vorgezogen, weil ich den deutlich umfangreicheren Styx innerhalb der Frist nicht in meinen Terminplan gekriegt hätte. Diese Regel ist für mich also nicht nur theoretisch, sondern hat mir dieses Jahr schon einiges Stress und Hektik bereitet, damit ich zumindest halbwegs noch in der Jahresfrist bleibe ;)
Zitat von: Kaeptn am 10. Oktober 2011, 19:45:14Ich denke aber, dass ist auch vom Erfolg des Vorgängers abhängig. Ein Heitz oder Hennen könnten wohl locker mal 2 Jahre Pause machen - die sind ja eh dauerpräsent mit ihren alten Werken. Aber ist das nicht auch von der Kompatibilität von altem und neuem Werk abhängig? Bei Perplies frage ich mich z.B. ob da wirklich so viele Leser von Tarean zur Magierdämmerung mitgekommen sind, das sind ja nun doch sehr unterschiedliche Paar Schuhe .... Andererseits: Wie passt dieser (1 Buch in 12Monaten +/- x) mit Pseudonymen zusammen. Autoren die in mehreren Genres mit mehreren Pseudonymen unterwegs sind, haben dann ja noch mehr Stress.
Ansonsten gibt es eben keine Regel ohne Ausnahme, und wenn Autoren sich einen Namen gemacht haben und Fans, die notfalls auch jahrelang auf das nächste Buch fiebern, dann kann man das sicher lockerer sehen. Und wie gesagt, ein zu großer Abstand zwischen den Büchern heißt halt nur, dass die Bücher nicht mehr voneinander profitieren und man von vorne anfängt - aber natürlich kann auch das neue Buch für sich schon erfolgreich genug sein und genug Leser finden.
  Ich würde das aber trotzdem nicht unbedingt riskieren wollen, wenn es anders geht.

Was Pseudonyme angeht, soll es ja sogar Autoren geben, die ein Pseudonym genommen haben, weil sie so viele Bücher schreiben, dass der Verlag befürchtet, es könne beim Leser als "Vielschreiberei" schlecht ankommen. Also ist es vermutlich nicht für jeden Autor gleich viel Stress, zwei Bücher und mehr im Jahr abzuliefern - und manch ein Autor bleibt ja auch ohne Pseudonym sichtbar über dieser Marke.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Schommes am 10. Oktober 2011, 21:38:17
Zitat von: Lomax am 10. Oktober 2011, 20:27:10
Was Pseudonyme angeht, soll es ja sogar Autoren geben, die ein Pseudonym genommen haben, weil sie so viele Bücher schreiben, dass der Verlag befürchtet, es könne beim Leser als "Vielschreiberei" schlecht ankommen. Also ist es vermutlich nicht für jeden Autor gleich viel Stress, zwei Bücher und mehr im Jahr abzuliefern - und manch ein Autor bleibt ja auch ohne Pseudonym sichtbar über dieser Marke.
Oder es ist wie bei Grey und der Autor veröffentlicht in zwei verschiedenen Untergenres bei zwei verschiedenen Verlagen. Dann geht es glaube ich eher um Glaubwürdigkeit beim potenziellen Leser nach dem Motto: Hä, die hat doch eben noch Vampis gemacht? Ob die jetzt wirklich auch Elfen kann?
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Alana am 11. Oktober 2011, 16:03:54
@Lomax: Danke dass du das nochmal ausgeführt hast. Jetzt verstehe ich besser, wie du es gemeint hast. Und natürlich, wenn das Schreiben für dich so ein Bedürfnis ist, dann musst du in einer Beziehung Gelegenheit haben, das auch zu tun. Deine Partnerin weiß das vorher und kann sich damit abfinden. Deinem Kind kannst du das aber nicht vorher sagen. Deswegen muss jeder, der Kinder haben will, sich darüber im Klaren sein, dass er sich auch mit seinem Kind beschäftigen muss und dass dafür höchstwahrscheinlich irgendetwas anderes hinten runter fällt, oder zumindest weniger wird. Im einfachsten Fall ist es lediglich deine tägliche Schlafzeit die kürzer wird ;D. Oder es führt dazu, dass du nur noch eine Stunde am Tag schreibst, statt drei. Das zu entscheiden, liegt dann bei dir.

Ich finde, das was du beschreibst, ist letztlich auch nichts Anderes, als Prioritäten setzen. Für dich sind Schreiben und Partnerin auf dem gleichen Level, aber auch du sagst ja, dass dann andere Beziehungen oder Hobbys hintanstehen bzw. keine Chance haben.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: zDatze am 11. Oktober 2011, 23:44:24
Irgendwie passt die Threadüberschrift nicht mehr zu all den Themen, die hier angesprochen werden.  :hmmm:

Wenn es darum geht die Balance zwischen Arbeiten/Familie/Hobbys zu finden, dann kann ich von mir selbst behaupten: ich suche noch. Und bis ich diese Balance gefunden habe, geht mir hoffentlich keiner der drei Parts verloren. Meine bessere Hälfte rührt sich jedenfalls, wenn ich zu viel vor meinem Netbook hocke und außer Schreiben nichts mehr im Kopf hab.
Mag sein, dass da der T12 nicht ganz unschuldig an dem Ungleichgewicht ist, mit dem ich gerade kämpfe. Dabei taucht auch ständig die Frage auf, ob das Schreiben jetzt nur ein weiteres Hobby ist, oder doch mehr. Für mich ist es schlussendlich eine Entscheidung, die ich für mich persönlich treffe. Etwas, das man nur als Hobby ansieht, kann man meiner Meinung nach nur als Hobby betreiben.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Arcor am 12. Januar 2013, 17:08:45
Ich glaube, ich habe für mich das Schreiben als "nur" Hobby endlich akzeptiert.

Vor ein paar Tagen bin ich spazieren gegangen und da ich eh gerade nicht so gut drauf war, habe ich mich gefragt, was das mit dem Schreiben eigentlich soll. Es fristt Unmengen an Zeit und Energie und was hat man davon? Frust, dass man immer noch nicht veröffentlicht ist? Auch.
Ich glaube, ich habe primär mit dem Gedanken angefangen zu schreiben, dass ich einfach eine Geschichte erzählen wollte. Doch sehr schnell habe ich den Anfänger-Gedankenfehler gemacht und geglaubt, dass die Geschichte bestimmt veröffentlicht wird und ein totaler Erfolg wird, ihr kennt das sicherlich.  ;) Ab da ging es dann primär um die Veröffentlichung. Nun ja, inzwischen habe ich eingesehen, dass gerade die Geschichte vermutlich unveröffentlichbar ist, jedenfalls solange ich nicht so dick im Geschäft bin, dass die Verlage quasi alles nehmen, wo nur mein Name drauf steht - und ehrlichweise bin ich davon glaube ich ungefähr so weit weg wie vom Mond. Ob meine anderen Projekte veröffentlichbar sind, wird sich vermutlich in diesem Jahr oder im nächsten herausstellen (vorausgesetzt, ich kratze meinen Mut für ein Agenturanschreiben zusammen).

Während ich aber so weiter spazieren ging, ist mir aber eines klar geworden: Ich kann gar nicht mehr anders. Ich schreibe nicht mehr nur und primär für eine Veröffentlichung, sondern wieder um der Geschichte willen. Und die Geschichten sind einfach in meinem Kopf. Da kann ich wenig dran machen, sie tauchen auf und wollen erzählt werden. Und da ich ungefähr so gut male und zeichne wie diese Schimpansen in Zoos, denen man einen Wasserfarbkasten und einen Pinsel in die Hand drückt, und absolut unmusikalisch bin, bleibt mir nur das Schreiben, um sie zu erzählen.

Ich hoffe immer noch auf eine Veröffentlichung irgendwann mal, aber solange kann ich das Schreiben glaube ich endlich als das Sehen, was es ist. Ein schönes Hobby. :)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Assantora am 12. Januar 2013, 19:06:50
@ Arcor
Du sprichst mir aus der Seele. So ähnlich ging es mir auch bei meiner allerersten Geschichte, die ich dieses Jahr ja komplett neu geschrieben habe. Ich wollte, nein musste diese Geschichte einfach erzählen und zwar nicht aus den Grund, dass es ein Bestseller ist, sondern weil sie mir, auch wenn sie sicherlich total klischeehaft und kitschig ist, sehr viel bedeutet. Es ist mein Baby. Ich habe die Geschichte jahrelang mit mir herum getragen, angefangen mit einer Szene, die ich nicht mehr aus den Kopf bekommen werde, vor allem, weil ich noch genau die Situation weiß, als mir die Idee in den Kopf eingepflanzt wurde.

Natürlich ist für mich das Schreiben in erster Linie ein Hobby. Andere fahren Skateboard, laufen Parcour, oder gehen einfach nur in die frische Natur. Ich hingegen schreibe. Nicht weil ich so ein guter Autor bin, nein, meine Texte stecken voller Fehler, aber die Geschichte wird einfach lebendiger, wenn ich sie schreibe. Das macht es für mich auch immer so schwierig zu plotten.
Und natürlich hilft mir das Schreiben in gewissen Situationen, mein eigenes Leben zu reflektieren und das, obwohl ich ausschließlich Fantasy schreibe.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Söfchen am 12. Januar 2013, 19:19:31
Tja, was ist das Schreiben für mich? Es ist schon mehr als Hobby, auch wenn ich noch nichts veröffentlicht habe. Ich habe schon immer geschrieben und kann nicht anders. Nicht unbedingt, weil ich Geschichten erzählen will, sondern einfach um des Schreibens Willen.
Ich kann das schwer erklären.

Das Gleichgewicht zwischen Beruf, Familie und dem Schreiben ist für mich wirklich schwer zu finden. Von daher wäre das schon schön, wenn ich mein Hobby eines Tages zum Beruf machen könnte. Aber momentan sehe ich das noch als einen Traum an.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Envo am 12. Januar 2013, 19:49:51
Zitat von: Sven am 09. Oktober 2011, 11:53:04
Ich schätze mal, Schommes geht es da ähnlich wie mir. Das Schreiben ist für mich KEIN Hobby! Einem Hobby gehe ich nach, um mich zu entspannen. Ich wandere gerne. Ich habe einen geilen Wanderrucksack und Wanderschuhe. Ich fahre  zwei, drei Stunden, bis ich in Hessen bin, um da durch die Wälder zu streifen. Es ist ein Hobby. Ich käme nie auf die Idee, dabei 30, oder 40 Kilometer zu reißen. Ich will mich entspannen. Ich laufe zügig, genieße die Natur und gönne mir nach ein paar Kilometern ein Eis, falls ein Dörfchen in der Nähe sein sollte.
Das Schreiben ist eine ernste Sache, für die ich Freizeit beiseite schaufel. Für die ich auf mein Hobby verzichte. Ich mache es nicht nebenbei. Ich mache es gerne, aber bisher habe ich keinen Entspannungseffekt bemerkt. Im Gegenteil. Es ist nervenaufreibend. Deshalb ist es kein Hobby, und deshalb ist es durchaus okay, wenn man darüber nachdenkt, ob es sinnvoller wäre, etwas anderes zu machen. Das Problem ist nur, dass man innerlich weitergetrieben wird. Man KANN nichts anderes machen.
Ein Hobby kann ich auswechseln. Das Schreiben nicht.
Das wollte ich mal gesagt haben  ;)

Das war mal ein Erkenntnisgewinn.
Ich saß schon so oft vor dem Bildschirm und versuchte verzweifelt, eine Geschichte zu Ende zu drücken. Und wenn ich es nicht tat, fühlte ich Unzufriedenheit. Da kann man wahrlich nicht von Erholung oder Entspannung sprechen.
Das war mir bis jetzt gar nicht bewusst. Andererseits schmälert der Begriff ,,Hobby" das Schreiben auch sowieso irgendwie, da es für mich existentiell ist. Denn wie du sagtest – ohne geht nicht.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Brigadoona am 11. Februar 2013, 16:06:18
Ist Schreiben "nur" ein Hobby?

Irgendwie ist es das schon lange nicht mehr. Leider! Denn gerade in dieser "Hobby-Phase" hat es mir besonders viel Spaß gemacht.
Zwischenzeitlich versuche ich gefühlsmäßig wieder auf den Level zurückzukommen, aber meist gelingt es mir nicht mehr und der "Frustfaktor" steigt wesentlich schneller als früher.
Ich hatte immer gedacht, wenn man veröffentlicht hat, wird es besser, aber es ist eher das Gegenteil eingetreten. Und zwar kam die Erkenntnis dazu, dass eine Veröffentlichung ein Buch leider nicht bekannt macht und einem keine Leser schenkt. Das war eine Erkenntnis, mit der ich nicht gerechnet hatte und die mich irgendwie (gefühlsmäßig) zurück auf den Nullpunkt gebracht hat.
Manchmal denke ich, dass ich die Schreiberei doch lassen solle, aber ich kann es einfach nicht. Aber das ist wohl der Unterschied zwischen Hobby und Leidenschaft. Oft merkt man nicht einmal, wenn man die Grenze überschreitet.

Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: HauntingWitch am 11. Juni 2014, 10:28:20
*Ausgrabungsarbeiten*

Nun, wo soll ich anfangen. Ich hatte ja in letzter Zeit ein wenig den Frust, weil es gefühlt nirgends richtig voranging. Letzte Woche kam dann - wieder einmal - eine Absage für eine KG, die mich ziemlich heruntergezogen hat. Irgendwie hat der Gedanke an diesem Tag begonnen, zu spriessen. Vielleicht sollte ich den Traum von der Veröffentlichung einfach aufgeben und sein lassen. Ich weiss nur nicht, ob ich das wirklich kann, so etwas entscheidet man ja nicht einfach so.

Aber ich plotte gerade an einem neuen Projekt herum und schreibe Hintergrundszenen und Stories. Das ist alles nicht weiter relevant, denke ich mir, also spielt es auch keine Rolle, wie ich es mache. Und es fühlt sich soo grossartig an. Diese Leichtigkeit, dieses Vergessen von allen Regeln und diesen brennenden Fragen, die einen blockieren: "Macht das Sinn?" - "Wie kommt das bei einem potenziellen Leser an?" - "Kann ich das bringen?" - "Ist das relevant genug?"

Kurzum: Ich mag nicht mehr. Ich mag diesen ständigen Krampf nicht mehr haben und auch nicht das schlechte Gewissen, wenn ich mal ein paar Tage gar nichts mache. Mir scheint, als mache ich mir mittlerweile mehr Gedanken darüber, wie es richtig ist und was ankommt, als über die Geschichten selbst. Würde mir das jemand erzählen, würde ich dem sagen, das genau das der Fehler ist. Ich habe diese fixe Idee, das mit dem neuen Projekt einfach zu versuchen, dieses "reine Hobbyschreiben", das irgendwo auf dem Weg verloren gegangen sein muss. Ohne nachzudenken, ohne zu viel zu überlegen, einfach nur drauflos arbeiten, wie ich es ursprünglich bei meinen Engeln getan hatte vor sieben Jahren, als noch alles in Ordnung war. Das einfach so als Gedanke. Danke fürs Zuhören.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Joel am 11. Juni 2014, 10:36:47
HauntingWitch, fühl dich gedrückt  :knuddel:

Ich kann deinen Standpunkt absolut nachvollziehen, weil mir manchmal ähnliche Gedanken kommen. Mittlerweile glaube ich, dass es umso weniger funktioniert, je krampfhafter man es versucht. Von daher ist die Entscheidung, so, wie du sie jetzt getroffen hast, mit Sicherheit richtig. Das Wichtigste ist aber, dass du dich "wohl" damit fühlst. Und ob du dann in ein paar Wochen, Monaten - oder irgendwann - doch noch einmal sagst: "Hey, ich versuche es noch einmal!" ist dir ja auch offengestellt.
Von daher wünsche ich dir jetzt erst einmal vor allem viel Spaß - und dass du ohne Krampf schreiben kannst  :)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Sprotte am 11. Juni 2014, 10:44:31
Ich befürworte das unverkrampfte Schreiben mit Spaß in erster Linie für den Schreibenden sehr. Selbst wenn ich bei einer Ausschreibung mitmache, schreibe ich voller Freude und Spaß und für mich. Daß die Geschichten trotzdem ankommen, zeigt mir, daß diese Einstellung nicht falsch sein kann.
Sich unter Erfolgszwang zu stellen, kann dem Schreiben wirklich schaden.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Sternsaphir am 11. Juni 2014, 10:58:40
@ Witch:

Ich kenne das Problem auch. Früher habe ich einfach drauflosgeschrieben, einfach so, wie es mir gefiel und was mir aus dem Herzen wuchs.
Nichts war ohne Sinn und Verstand, aber es war wirklich nur auf meine Welt fixiert und ich machte mir absolut keinen Kopf über eventuelle Leser. Erst später kam ich auf die Idee, diese Romane auch zu veröffentlichen, aber es gab nur Absagen. Dennoch misse ich keine einzige Minute, in der ich daran geschrieben hab.
Heute frage ich mich auch ständig: würde das beim Leser ankommen. Und ich musste mit Erschrecken feststellen, dass viele Leser eine Menge nicht verstehen und dass viele Bücher, die ich las, immer die gleichen festen Konzepte hatten, die ich eher langweilig fand.

Nichtsdestotrotz: Wenn man nur noch für die Leser schreibt und sich selbst dabei vergisst, dann würde ich diese Art von Schreiben eher als Prostitution empfinden. Klingt jetzt vielleicht etwas überzogen, aber Schreiben kommt nun mal von einem selbst, die Geschichten wachsen in Deiner Phantasie, sie jetzt ohne Rücksicht bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen und zu verdrehen, nur damit ein breites Publikum damit bedient werden kann, fände ich nicht in Ordnung.

Ich glaube, Dir fehlt einfach dieses unbesorgte Schreiben für Dich selbst. Leg einfach los und schreibe, so wie es gerade kommt. Mach Dir keine Gedanken um Verlage oder Leser, schreibe so, dass Du Dich dabei wohlfühlst. Nur wenn Du selbst Spaß dabei hast, dann fließt es auch aus der Feder.
Und wenn Du dafür eine Pause brauchst, egal ob Tage oder Monate, bis Dich die Muse wieder küsst, dann nimm Dir auch die Zeit.
Ich nehme auch regelmäßig Auszeiten, korrigiere derweil alte Arbeiten oder zeichne ein wenig, gehe spazieren und fotografiere . . . grad wozu ich Lust empfinde. Und dann irgendwann . . . kommt wieder die Schreiblust.

Drücke Dir ganz fest die Daumen, dass es bei Dir auch wieder leichter wird.  :knuddel:
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Moni am 11. Juni 2014, 11:02:14
Ich denke auch, ich kann (wenn meine Zeit es zulässt) definitiv mit mehr Spaß an die Sache (also das Schreiben) herangehen, weil ich keinen Erfolgsdruck habe. Schreiben ist für mich ein Hobby und wird es sicherlich auch immer bleiben. Ich habe einen Vollzeitjob und keine Chance, mit dem Schreiben annähernd das zu verdienen, was mir mein Brotjob gibt. Und mit Haus und geplantem Kind ist das mit dem Geld halt auch eine nicht unwichtige Sache, da mein Mann alleine nicht genug verdient, um all das ohne meine Gehalt zu stemmen. Darum ist das Schreiben eines meiner vielen Hobbies, allerdings eines, dem ich deutlich mehr Zeit einräume, als den anderen. Wobei jetzt der Garten auch einiges fordert und sich da mit dem Schreiben auf eine Stufe stellen möchte.  ;D

Manchmal gibt es auch Zeiten, wie Anfang diesen Jahres, als ich mit Hausrenovierung und Umzug neben dem Vollzeitjob völlig ausgebucht war, in denen ich gar nicht schreiben kann. Wochen-, Monatelang. Das geht für mich ohne Probleme, auch wenn ich dann irgendwann knötterig werde, weil ich gerne wieder schreiben möchte. Aber ich kann frei entscheiden, wann ich wieder starte. Hätte ich jetzt neben dem Job noch den Ehrgeiz, unbedingt dringend etwas zu veröffentlichen, oder hätte bereits etwas veröffentlicht, wäre da der Zwang, immer wieder nachzulegen und zu schreiben, weil ich es muß, nicht mehr, weil ich es möchte.

Von daher ist es sicherlich schöner, wenn man einfach zu seinem eigenen Vergnügen schreiben kann - Anspruchslos ist  das ja trotzdem nicht, aber unverkrampfter.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Klecks am 11. Juni 2014, 11:14:53
Das Schreiben ist für mich nicht nur ein Hobby und gleichzeitig das einzige "Hobby", mit dem ich mich beschäftige, weil ich keine anderen habe - und ganz bewusst keine anderen möchte. Das Schreiben ist mein kompletter Lebensinhalt. Ohne das Schreiben geht nichts, gar nichts. Ich frage mich immer, wie die Nichtautoren um mich herum das ertragen, wie sie diese Leere aushalten, die ich ohne das Schreiben auf jeden Fall hätte und die mich innerlich auffressen würde.  :d'oh:

Zum Veröffentlichungsdruck: Da ich sehr jung war bei meiner ersten Veröffentlichung, begleitet mich dieser Gedanke - dieser Druck, du musst bald wieder ein Buch veröffentlichen! - ganz extrem. Trotzdem schreibe ich in erster Linie für mich, schreibe hin und wieder Szenen an Schubladenprojekten, um mich entspannen zu können. Manchmal bremst mich der Druck aus, aber nicht immer. Manchmal kann ich ihn in etwas Positives umwandeln und ihn als unbändigen Wunsch sehen, dass jemand meine Geschichten liest, und diese Leidenschaft dann in meine Geschichten einbringen.  :vibes:
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: THDuana am 11. Juni 2014, 11:28:25
Eine lange Zeit habe ich mich auch mit denau diesem Problem herumgeschlagen. Ich konnte nicht mehr so frei schreiben wie zuvor und wurde immer unzufriedener, weil ich mir einbildete, dass ich früher viel besser geschrieben habe (was vielleicht auch so ist), das aber nicht gut genug für den Markt war. Ehrgeiz ist gut und bringt einen auch weiter, nur kann er manchmal auch in die falsche Richtung gehen. Bei mir resultierte das darin, dass ich mit dem Schreiben aufgehört habe, alle Notizbücher und Ideen in Kisten gepackt und versteckt habe. Dass ich nicht dazu zurückkehren will, wurde für mich dann immer klarer, je mehr ich mich mit Literaturwissenschaft beschäftigte und die "Mechanismen" hinter dem Erzählen erlernte. Ich kann das alles analysieren und bin begeistert davon, nur zerbrach der Zweifel, dass ich das auch kann, meine Freude am Schreiben zusätzlich. In den Jahren, in denen ich nicht geschrieben habe, fehlte mir etwas und es ging mir auch nicht unbedingt besser, weil ich diesen Druck nicht mehr hatte. Es dauerte lang, bis ich verstanden habe, dass Schreiben für mich ein wichtiges seelisches Ventil ist, das aber nicht heißen muss, dass irgendwann ein Ergebnis in Form eines gedruckten Buches vorliegen muss.
Das Schreiben nur ein Hobby ist, würde ich aber nicht sagen. Es ist ein Teil meines Lebens, mehr als ein Hobby wie Sport treiben oder tanzen gehen. Seit einigen Monaten schreibe ich wieder und habe Spaß an meinen Ideen. Die Geschichten würden bei keinem Verlag genommen werden, ich erzähle nicht einmal meinen Freunden viel über den Inhalt, weil ich weiß, dass es Logiklücken und vieles anderes gibt. Aber das stört mich nicht mehr. Ich habe noch Zeit, diese Lücken zu füllen, aber ich will mich deswegen nicht vom tatsächlichen Schreiben abhalten lassen.
Wie gesagt, das "nur" stört mich ein wenig an der Aussage, weil es dann so klingt, als wäre das Geschriebene nichts wert, wenn man es nicht mit einer Veröffentlichung im Hinterkopf schreibt.


Edit: Klecks hat es treffender formuliert als ich! :)
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: HauntingWitch am 11. Juni 2014, 11:32:09
@Joel und Sprotte: Danke euch, das ist sehr aufheiternd.  :knuddel:

Zitat von: Joel am 11. Juni 2014, 10:36:47
Das Wichtigste ist aber, dass du dich "wohl" damit fühlst. Und ob du dann in ein paar Wochen, Monaten - oder irgendwann - doch noch einmal sagst: "Hey, ich versuche es noch einmal!" ist dir ja auch offengestellt.

Ja, ich denke auch, dass ich es auf jeden Fall wieder versuchen würde, wenn ich ein nächstes Manuskript fertig habe. Wieder ein Exposé schreiben und wieder an einen Verlag schicken. Doch während dem Schreibprozess selbst sollte dieser Gedanken nicht die Überhand nehmen, was er in letzter Zeit irgendwie getan hat. Und dann sollte es auch nicht von universeller Bedeutung sein, ob das dann angenommen wird oder nicht. Das ist etwa das:

Zitat von: SternsaphirNichtsdestotrotz: Wenn man nur noch für die Leser schreibt und sich selbst dabei vergisst, dann würde ich diese Art von Schreiben eher als Prostitution empfinden.

Und man merkt das noch nicht einmal. Beziehungsweise, ich merke es ja zum Glück jetzt, aber ich habe mich jetzt so lange gefragt, wieso das nie was wird und was ich alles falsch mache - muss man wirklich erst auf dem Boden aufprallen, um zu merken, das man sich verloren hat? Sieht so aus, im Moment.  ::) Ich verdrehe meine Geschichten schon nicht total, aber ich erlaube ihnen halt auch keine Freiheiten mehr.

@Moni und Klecks: Das Problem ist, ich habe dieses Gefühl zu müssen sowieso. Obwohl ich keinen Verlagsdruck habe, keine Agentur und auch meine Ausschreibungen frei wählen kann, habe ich das Gefühl, dass ich muss. Mir geht es richtig schlecht, wenn ich nicht schreibe oder nicht kann, da spricht Klecks mir aus der Seele. Es ist nicht nur ein Hobby, es ist das Hobby und Lebensinhalt, ebenso ein Teil von mir wie mein Charakter oder meine Erfahrungen.

Zu diesem inneren Drang kommt mein Erfolgsbedürfnis (das ich auch in anderen Bereichen des Lebens habe, liegt wohl in meiner Natur) und daraus entsteht dieser Krampf. Ich habe das Gefühl, es hat keinen Wert, wenn ich keinen Erfolg habe, obwohl ich rational weiss, dass der Wert nicht im Erfolg besteht. Mensch, das klingt wirr... Jedenfalls hatte ich das nicht, bevor ich angefangen habe, Verlage zu suchen und an Ausschreibungen teilzunehmen. Weil es das schlicht nicht gab. Ich möchte zu diesem inneren Zustand zurück, in dem alles keine Rolle spielt und der einzige Wert im Sinn besteht - dass es mir besser geht dadurch. Ich möchte, dass es mir wieder besser geht durch das Schreiben und nicht schlechter, dass es mich sozusagen heilt und nicht zusätzlich belastet.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Sprotte am 11. Juni 2014, 11:41:21
Definiere Erfolg, kann ich da nur sagen.
Für mich ist es ein Erfolg, einen Roman beendet zu haben. Wenn eine Betaleserin an genau der richtigen Stelle ein *kicher* schreibt, wenn meine Mama am Ende der Geschichte vor Freude weint. Ja, natürlich möchte ich, daß mehr Leute meine Geschichten lesen, und jede Veröffentlichung ist ein weiterer Erfolg. Aber der erste Höhenflug kommt bei obigen Punkten. Beim Schreiben selbst, wenn ich mich ertappe, grinsend vor dem TFT zu sitzen, wenn ich Herzklopfen bekomme, weil ich das gerade selbst so spannend, tragisch oder aufregend finde.

Auch ich will ("muß" vermeide ich bewußt) schreiben, um glücklich zu sein.

Daß selbstgemachter Druck zur Veröffentlichung sich in einer Gemeinschaft wie dem Tintenzirkel aufbauen kann, ist leider eine mögliche Nebenwirkung. Andere haben Erfolg - ich "muß" auch ... Falsch. Definiere Erfolg, siehe oben. Vielleicht ist es bei mehr Leuten so wie bei mir: Sobald der Krampf des Müssens von mir abfiel, schrieb ich wieder besser und sammle auch meine kleinen Veröffentlichungen, die ein Sahnetupf auf meinen eigenen Erfolgen sind.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Sternsaphir am 11. Juni 2014, 11:45:33
Zitat von: HauntingWitch am 11. Juni 2014, 11:32:09
Zu diesem inneren Drang kommt mein Erfolgsbedürfnis (das ich auch in anderen Bereichen des Lebens habe, liegt wohl in meiner Natur) und daraus entsteht dieser Krampf. Ich habe das Gefühl, es hat keinen Wert, wenn ich keinen Erfolg habe, obwohl ich rational weiss, dass der Wert nicht im Erfolg besteht. Mensch, das klingt wirr... Jedenfalls hatte ich das nicht, bevor ich angefangen habe, Verlage zu suchen und an Ausschreibungen teilzunehmen. Weil es das schlicht nicht gab. Ich möchte zu diesem inneren Zustand zurück, in dem alles keine Rolle spielt und der einzige Wert im Sinn besteht - dass es mir besser geht dadurch. Ich möchte, dass es mir wieder besser geht durch das Schreiben und nicht schlechter, dass es mich sozusagen heilt und nicht zusätzlich belastet.

Jeder Mensch hat ein Erfolgsbedürfnis. Man möchte doch auch Anerkennung für seine Mühen und Arbeiten haben, oder? Das geht jedem so, denke ich.
Um wieder zu Deinem Urzustand (vor den Verlagsanschreiben) zurückzukehren: Vielleicht solltest Du Dich einfach mal mit ein paar Freunden zusammensetzen und einfach drauflosspinnen.
Oder Du brauchst einfach nur eine neue Eingebung. Mach etwas völlig anderes als Schreiben, um diesen Schreibzwang in Dir zu lockern und Deine Gedanken auf etwas anderes zu focussieren.
Manchmal muss man einen Schritt zurücktreten, um zu erkennen, woran man überhaupt arbeitet, also etwas Abstand zum Ganzen gewinnen.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Tinnue am 11. Juni 2014, 11:50:47
ZitatDaß selbstgemachter Druck zur Veröffentlichung sich in einer Gemeinschaft wie dem Tintenzirkel aufbauen kann, ist leider eine mögliche Nebenwirkung. Andere haben Erfolg - ich "muß" auch ... Falsch. Definiere Erfolg, siehe oben. Vielleicht ist es bei mehr Leuten so wie bei mir: Sobald der Krampf des Müssens von mir abfiel, schrieb ich wieder besser und sammle auch meine kleinen Veröffentlichungen, die ein Sahnetupf auf meinen eigenen Erfolgen sind.

Ja, ja und ja! Besser hättest du es nicht zusammenfassen können, liebe Sprotte. Und es macht dich einfach nochmal sympathischer, zu lesen, dass du so auf dem Teppich geblieben bist (du hast ja jetzt nicht nichts veröffentlicht  ;D).
Das mag vielleicht kein einfacher Weg sein, aber m.E. ist es vielleicht der einzig richtige für diese Art von Druck. Ich hatte ihn lange, und einen Teil davon trag ich noch immer in mir. Aber ich war irgendwann so wütend darüber. Dass ich eigentlich irgendwie irgendwo schreiben kann, aber doch nicht kann, weil ich es mir selbst mit diesem Druck kaputt mache. Weil ich mir den Freiraum nehme, den ich im KOpf zum Schreiben brauche und - was viel viel schlimmer ist - den SPAß (!) an der Sache. Was nützt es mir, wenn ich mit viel Kampf und Schweiß mein Ziel erreiche, aber keine Freude mehr dabei empfinden kann. Im Moment bin ich auf einem besseren Weg. Bevor es bald wieder an den Roman geht, schreibe ich eine KG. Genre? Hatte ich so noch nie. Gefühl? Absolut keins. Aber ich WILL sie schreiben, weil ich Spaß daran habe. Es WILL raus. Und das ist ein viel schöneres Gefühl als das, sich den Kopf an die Wand schlagen zu müssen, weil man ja so doof ist und zu schlecht für alles ...

Sprotte sagt es, wie es ist. Natürlich will niemand für die Schublade schreiben, es ist unser Wesen, dass wir gelesen werden wollen. Aber es gehört auch zu uns wie die Luft zum Atmen, dass wir schreiben wollen, dass es kitzelt, bizelt, dass es uns Freude bereitet. Und das geht mit einem Müssen nur halb so gut.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Siara am 11. Juni 2014, 12:15:47
Zitat von: Tinnue am 11. Juni 2014, 11:50:47
Natürlich will niemand für die Schublade schreiben, es ist unser Wesen, dass wir gelesen werden wollen. Aber es gehört auch zu uns wie die Luft zum Atmen, dass wir schreiben wollen, dass es kitzelt, bizelt, dass es uns Freude bereitet. Und das geht mit einem Müssen nur halb so gut.
Und das möchte ich noch mal eben hervorheben, weil es sehr schön gesagt ist. ;)

Außerdem halte ich das vollkommen zwanglose Schreiben, fern von Regeln und "Muss", eine gute Entscheidung. Denn Witch, immerhin hast du nichts zu verlieren. Nichts außer den Druck. Dafür aber eine Menge zu gewinnen, nämlich ein Hobby, das tatsächlich entspannt und Spaß macht, anstatt noch mehr zu stressen. Die meisten fangen wohl mit dem Schreiben an, weil die Geschichten einfach im Unterbewusstsein wachsen, um irgendwann erzählt zu werden. Und das Unterbewusstsein hält sich nun mal äußerst ungern an Regeln und es fragt sich auch nicht, ob Lesern das Ganze gefallen könnte. Aber genau dieses Schreiben, das einfach von der Hand geht, ist es schließlich, dessentwegen wir mal angefangen haben. (Auch wenn ich da nur für mich sprechen kann). Selbst wenn das Schreiben innerhalb der Konventionen letztendlich zu einer Veröffentlichung führen würde - was würde das schon bringen, wenn der Spaß auf der Strecke bleibt? Wie Tinnue sagt, den Wunsch nach Veröffentlichung hat wohl fast jeder, weil die Geschichten eben nach außen wollen. Aber gelesen werden wollen die Geschichten, die aus der Seele kommen und nicht aus Regelwerken.

Viel Erfolg beim Loslassen. Das ist sicher auch nicht leicht, aber wenn du den Spaß an der Sache wieder findest, hat es sich gelohnt. :knuddel:
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: pink_paulchen am 11. Juni 2014, 12:24:54
Ein paar Gedanken zum Schreiben als Hobby habe ich übrigens hier gefunden. Wobei es hier eher um die Darstellung seiner Selbst gegenüber anderen geht. Ich teile die Meinung der beiden Podcaster nicht und glaube, dass sie den Begriff Hobbyschreiber zu negativ belegt sehen. Aber ich denke an dieser Stelle passt es vielleicht als Gegengewicht gut in die Diskussion :)
http://www.dieschreibdilettanten.de/folge-88-bin-ich-ein-hobbyautor/
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Snöblumma am 11. Juni 2014, 12:29:26
Oh, Tinnue, wie schön du das gesagt hast!

Schreiben nur als ein Hobby zu bezeichnen finde ich irgendwie ein wenig abwertend, wie alles, das man "nur als Hobby" betreibt. Als ob es nichts wert wäre - aber das stimmt doch gar nicht. Alles, was einem Spaß macht und Ausgleich zum Job bringt und den Alltag erleichtert, ist doch einfach aus diesem Grund etwas wert. Nicht, weil es etwas einbringt oder Erfolge zeichnet, sondern einfach, weil es gut ist.

Klar, der Wunsch nach einer Veröffentlichung ist da. Weil Geschichten gelesen werden wollen, weil wir eine Botschaft haben, die raus will, weil wir Feedbackjunkies sind und auch mal ein lobendes Wort von Fremden hören wollen, weil wir uns selbst beweisen wollen, es zu können, weil wir so unser Hobby rechtfertigen wollen - was auch immer dahinter steckt, das kann jeder nur selbst und für sich beantworten. Ist ja auch auf seine Art und Weise richtig, finde ich. Wenn man etwas gerne macht, will man es auch gut machen, und um "gut" zu definieren, brauchen wir auch externe Maßstäbe. Gut, okay, es gibt Leute, die alles, was sie fabrizieren, für gut befinden, aber das ist ein ganz anderes Thema. Wer ein klein wenig Selbstkritik besitzt, der wird immer auch externe Bestätigung haben wollen, der eine mehr, der andere weniger, je nach Veranlagung.

Für mich persönlich ist das Schreiben tatsächlich "nur" ein Hobby, um in der Dikition zu bleiben. Ja, ich habe veröffentlicht. Ja, ich habe eine Agentur. Aber davon leben kann ich sowieso nicht, mein sogenannter Brotjob füllt mich aus, und vor dem Schreiben kommen bei mir noch etliche andere Dinge, die mir wichtiger sind. Die Familie, die Freunde, der Sport, ein schöner Tag am See, ein Nachmittag auf der Skipiste, da gibt es tausend Dinge, die ich weniger wegstreichen wollen würde als das Schreiben. Ja, ich "muss" schreiben - weil sonst die Figuren in meinem Kopf durchdrehen und meine Kreativität überbordet und mich von meinem Brotjob ablenkt. Aber das ist das einzige "Muss" dabei für mich - ein rein internes Muss, um mein Seelenheil zu finden. An die VÖ denke ich erst, wenn ich die Story so weit habe, dass ich das Ding abgeben könnte. Dann baue ich ein Exposé und gebe es der Agentur - und entweder es wird was draus oder halt nicht. Ich schreibe auch gerne High Fantasy (gut, okay, im Augenblick nicht, weil einfach zu wenig Zeit ist und mein Kopf zu sehr in anderen Dingen steckt - aber nächstes Jahr, wenn ich mal wieder frei habe, da ist was in Planung, was richtig großes) oder Steam, auch wenn man da nahezu keine Chance auf eine ordentliche VÖ hat und mir die Option Kleinverlag zu viel Stress bedeutet. Ich habe eben das Glück, dass das, was ich gerne schreibe, derzeit auf dem Markt ankommt. Das nutze ich aus, solange die Welle hält, wenn die Welle mal abebbt, dann sehen wir halt weiter. Derzeit kann ich mir nicht vorstellen, dann umzuschwenken auf etwas anderes, aber vielleicht habe ich in ein, zwei Jahren einfach auch selbst keine Lust mehr auf Romance. Ich plane nicht, ich orientiere mich nicht am Markt, ich schreibe, worauf ich Bock habe.

Was, nur um das kurz anzufügen, natürlich nicht bedeutet, dass ich mich nicht auch mit Spannungsaufbau etc. auseinandersetze ;). Auch das ist wichtig, keine Frage, und selbst wenn ich Steam im NaNo nur für mich selbst schreibe, will ich, dass es eine runde, in sich stimmige Geschichte wird, die sich spannend liest und tolle Charaktere bietet. Aber auch nur für mein Ego, nicht für das Publikum (das sich für Steam ja eh nicht so wahnsinnig interessiert). Mit einer schlecht komponierten, hahnebüchenen Story könnte ich einfach selbst nicht leben. Solange ich meien Storys also gut finde, ist meine Welt in Ordnung. Ob mit VÖ oder ohne.

Aber wie man sich selbst von dem Druck freimacht, den du beschreibst, Witch? Keine Ahnung, ehrlich. Wahrscheinlich, indem man sich mit sich selbst beschäftigt, herausfindet, warum man unbedingt die VÖ will und an diesem Punkt dann arbeitet. Oder sich tatsächlich auf die Reise VÖ mit allem Druck und Zwang und Korsetts einlässt - wobei ich das, wie gesagt, einfach nicht machen würde. Die VÖ ist für mich nur das Zuckerl, ich brauche weder das Geld noch das Buch, um zu wissen, dass Schreiben an sich zu meienm Leben gehört. Aber diese Entscheidung kann man nur für sich allein treffen.  :knuddel: Und wie man sie auch trifft, es ist sicher gut, solange man sich wohl dabei fühlt, und kein Weg ist dabei schlechter als der andere.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: HauntingWitch am 11. Juni 2014, 13:27:52
Zitat von: Sprotte am 11. Juni 2014, 11:41:21
Daß selbstgemachter Druck zur Veröffentlichung sich in einer Gemeinschaft wie dem Tintenzirkel aufbauen kann, ist leider eine mögliche Nebenwirkung. Andere haben Erfolg - ich "muß" auch ... Falsch. Definiere Erfolg, siehe oben. Vielleicht ist es bei mehr Leuten so wie bei mir: Sobald der Krampf des Müssens von mir abfiel, schrieb ich wieder besser und sammle auch meine kleinen Veröffentlichungen, die ein Sahnetupf auf meinen eigenen Erfolgen sind.

Es trägt natürlich dazu bei, ja.  ;) Man sieht halt immer die VÖs der anderen und fängt an selbst zu träumen... Aber ich glaube, ich hätte das Problem auch ohne den Zirkel. Nein, es wäre vermutlich ein noch grösseres Problem, weil ich mit niemandem darüber reden könnte. Es ist einfach so, dass ich zielstrebig und ehrgeizig bin und das Bedürfnis nach Bestätigung von aussen entsprechend vorhanden ist. Snö hat das  gerade sehr schön erklärt.

Zitat von: Siara am 11. Juni 2014, 12:15:47
Die meisten fangen wohl mit dem Schreiben an, weil die Geschichten einfach im Unterbewusstsein wachsen, um irgendwann erzählt zu werden. Und das Unterbewusstsein hält sich nun mal äußerst ungern an Regeln und es fragt sich auch nicht, ob Lesern das Ganze gefallen könnte. Aber genau dieses Schreiben, das einfach von der Hand geht, ist es schließlich, dessentwegen wir mal angefangen haben. (Auch wenn ich da nur für mich sprechen kann). Selbst wenn das Schreiben innerhalb der Konventionen letztendlich zu einer Veröffentlichung führen würde - was würde das schon bringen, wenn der Spaß auf der Strecke bleibt? Wie Tinnue sagt, den Wunsch nach Veröffentlichung hat wohl fast jeder, weil die Geschichten eben nach außen wollen. Aber gelesen werden wollen die Geschichten, die aus der Seele kommen und nicht aus Regelwerken.

Du triffst genau ins Schwarze.  :knuddel: Das stimmt schon, doch irgendwann kommt der Verstand und versucht, einem etwas anderes einzureden. Vor allem den letzten Satz finde ich sehr schön, das ist ja bei aller Kunst so. Ich lese ja auch keine Malen-nach-Zahlen Bücher.

Ja, das Loslassen ist so eine Sache. Es ist nicht leicht und ich war noch nie besonders gut darin. Aber alles in mir sagt mir, dass ich das tun soll und dieses neue Projekt bestätigt es nur. Bisher war ich immer der "bloss nicht aufgeben"-Typ, der hoffnungslose Fall, der sich garantiert nicht unterkriegen lässt. Soweit sollte es noch kommen! Ihr wisst schon, was ich meine. Doch ich weiss auch, dass aufgeben manchmal besser ist, wenn einem das Festhalten nur noch weh tut. Nicht das Schreiben an sich, aber einfach diesen wahnwitzigen Traum von Veröffentlichung und Ruhm.
Titel: Re: Schreiben - "nur" ein Hobby?
Beitrag von: Moni am 11. Juni 2014, 13:37:19
Ganz kurz noch was zum Thema Hobby =  abwertend. Das sehe ich absolut nicht so. Wenn man etwas als ein Hobby bezeichnet, muß das ja nicht abwertend gemeint sein (so sehe ich zb das "nur" hier im Threadtitel ja auch nicht als abwertend, es steht schließlich in Anführungszeichen!), es soll lediglich ausdrücken, dass man diese Tätigkeit nicht als Beruf und zum Broterwerb ausübt. Es bedeutet in meinem Fall ganz konkret, dass ich das Schreiben immer meinem Brotjob unterordnen muß, denn ich verdiene mit dem Hobby Schreiben ja effektiv nichts.
Was es mir an anderen schönen Dingen gibt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und ich denke, die meisten, die das Schreiben als ihr Hobby bezeichnen, meinen das damit. Es ist nicht ihr Beruf, von Berufung will ich jetzt gar nicht sprechen, aber es ist eine Beschäftigung, die einen großen Teil der restlichen Freizeit (die je nach Beruf ja nun mal arg spärlich sein kann) für sich vereinnahmt und der man diese Zeit dann gerne zugesteht. Also kann es ja kaum abwertend gemeint sein, wenn man sagt "Mein Hobby ist Schreiben.".  8)

Noch ein Nachtrag:

@Witch: du bist Mitte Zwanzig, das ist noch sehr jung (ich darf das sagen, ich bin über 40  8) ). Du hast noch immens viel Zeit vor dir, um den Weg der Veröffentlichung doch noch irgendwann einzuschlagen. Ich würde jetzt nicht von Aufgeben sprechen, eher von Reifen. Es läuft dir jetzt doch nichts davon, nur wenn du nicht innerhalb der nächsten zwei oder drei Jahre veröffentlichst. Lass dich nicht von diesem Ehrgeiz auffressen, das macht nur kaputt.  :knuddel: