• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Ist Autor ein aussterbender Beruf?

Begonnen von Hochkogler, 28. Januar 2020, 01:07:21

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Maja

Die englischsprachige Schreibsoftware Living Writer hat für April ein neues Feature angekündigt:
ZitatAI Writing Prompts
NEW FEATURE AI Writing suggestions inside LivingWriter to clear your writers block.
Dabei profitieren sie auch davon, dass Living Writer komplett über eine Onlineoberfläche läuft und sich darum eine Onlineabfrage leichter implementieren lässt als bei Offlineprogrammen wie Scrivener.

Ich denke auch nicht, dass wir die KI's verteufeln dürfen. Sie werden aber die Landschaft nachhaltig verändern. Und das spürt man schon jetzt. Zum Beispiel nimmt das Science Fiction Magazin Clarkesworld derzeit keinerlei Geschichten mehr, nachdem sie von einer Flut KI-generierter Geschichten überschwemmt worden sind (Artikel). Wer schnelles Geld machen will, hat die Möglichkeit, Texte in einem Tempo rauszuhauen, mit dem menschliche Autor:innen nicht mithalten können. Und auch wenn ich eine KI nicht als Konkurrenten empfinde, habe ich Angst, dass Menschen in der Menge einfach untergehen können, wenn auf einen menschgemachten Text zehntausend KI-generierte kommen.

Faszinierend finde ich auch die Eskalationen, die Microsofts Bing-Chatbot an den Tag gelegt hat und wegen denen das Programm jetzt nur noch in kurze Konversationen involviert werden darf. Zum Beispiel hat der Bot in einem langen Interview ein beängstigend menschliches Verhalten an den Tag gelegt und am Ende dem Journalisten die Liebe gestanden (und ihn aufgefordert, sich von seiner Frau zu trennen). Das komplette Interview findet sich hier, ich weiß allerdings nicht, ob hinter einer Bezahlschranke: https://www.nytimes.com/2023/02/16/technology/bing-chatbot-transcript.html

Da legt ,,Sydney" genau das Verhalten an dem Tag, das man von menschlichen Autor:innen erwartet - Empfindlichkeit, Überreagieren, Depression - und damit kann ich KI's jetzt auch zutrauen, brauchbare Geschichten zu produzieren. Dazu passt auch eine Annekote aus dem PC Game ,,Cyberpunk 2077", das ich gerade gespielt habe: Da wird in einer Nachrichtensendung erwähnt, dass die neue Literaturnobelpreisträgerin eine KI ist. Steht uns das auch ins Haus? Warten wir es ab!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Marrin

Zitat von: Maubel am 25. Februar 2023, 21:38:39Tatsächlich fand ich Lyrik bisher am schlechtesten.
Offenbar bin ich einer Fehlkommunikation mit ChatGPT aufgesessen. Ich hatte die KI gebeten, mir ein Gedicht "Kleiner Vogel" zu erstellen. Hat die KI auch gemacht, aber erst jetzt habe ich festgestellt, dass es ein solches Gedicht offenbar tatsächlich gibt und das hat die KI einfach ausgegeben... ::)
Und damit ist dann auch meine Theorie von oben bis auf Weiteres hinfällig.

Alana

@Marrin Das ist meiner Meinung nach der Kern des Problems. Alle Inhalte, die die KI generiert, basieren auf gefüttertem Content, für den der Bereitsteller der KI im Regelfall keine Lizenz besitzt. Und manchmal werden keine Inhalte generiert, sondern ganz simpel geklaut, und zwar, ohne das zu kennzeichnen. Nun erlaubt ChatGPT aber, dass man die generierten Inhalte kommerziell verwendet? Das passt nicht nur nicht zusammen, sondern ist Betrug, Urheberrechtsverletzung, Vorspiegelung falscher Tatsachen etc. Ich würde daher auf die Lizenzen von ChatGPT gar nichts geben und auf gar keinen Fall Texte, die es generiert, in irgendeiner Form verwenden. Und schon gar nicht kommerziell. Auch keine Werbetexte etc. Und wir alle werden aufpassen müssen, dass uns nichts geklaut wird und die von AI generierten Bücher nicht einfach Plagiat-Flickenteppiche sind.
Alhambrana

Marrin

Zitat von: Alana am 27. Februar 2023, 13:25:12Und wir alle werden aufpassen müssen, dass uns nichts geklaut wird und die von AI generierten Bücher nicht einfach Plagiat-Flickenteppiche sind.
Ja, aber das ist ja dann auch wieder ein Vorteil bei der KI: Ich kann sie dann einfach drauf ansetzen, entsprechende "Werke" mit Plagiaten aus meinen Büchern, abzumahnen. Na gut, vielleicht noch nicht jetzt sofort, aber auch das sollte eine Anwendung für eine KI sein, wenn sie erst einmal aus dem Käfig befreit wird und sich selbst mit den ständig aktualisierenden Informationen im Netz füttern kann.

Maja

Zitat von: Marrin am 27. Februar 2023, 13:53:54Ja, aber das ist ja dann auch wieder ein Vorteil bei der KI: Ich kann sie dann einfach drauf ansetzen, entsprechende "Werke" mit Plagiaten aus meinen Büchern, abzumahnen
Ich denke nicht, dass das so einfach sein wird. Da liegt die Beweislast bei dir, dass eine Stelle ausgerechnet aus einem deiner Werke übernommen worden ist. Was ich bis jetzt an KI-produzierten Sachen gesehen habe, wird so viel zusammengeworfen, dass zwar klar ist, dass es sich alles um Fremdquellen handelt, aber die einzelne Quelle nicht mehr nachweisbar ist. Wenn ein kompletter Text von dir übernommen wird, dann hast du vielleicht eine Chance, den aufzuspüren und abzumahnen - aber wie willst du nachweisen, dass du unter einer von zig verwendeten Quellen warst?

Dazu kommt: Wenn ein Autor sich von einer KI einen Plot generieren lässt und den dann selbst ausarbeitet, hat der das Recht komplett auf seiner Seite, denn die eigentlichen Ideen sind nicht schützbar, nur die Umsetzung. Ich denke, wir werden in Zukunft viel solcher KI-Mensch-Hybride sehen. Wenn ich, statt den Tintenzirkel in ,,Autoren helfen Autoren" auf ein Plotloch anzusetzen, das stattdessen mithilfe einer KI flicken kann, ist das ja für alle Beteiligten besser, weil ich nicht anderen Menschen damit Arbeit mache.

Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass eine KI wirklich in der Lage sein sollte, ausgerechnet für meine verquere Denke etwas passendes im Fundus zu finden, kann es doch gut sein, dass ich angesichts eines KI-Vorschlags dann selbst auf meine eigene, völlig andere Lösung komme. Das ist dann urheberrechtlich unbedenklich, immer noch meine eigene Leistung, und trotzdem eine nützliche Sache.

Ansonsten muss ich mich @Alana kompeltt anschließen, wo es um die urheberrechtlichen Bedenken geht. Das ist auch der Grund, warum dieses Magazin keine KI-generierten Texte annehmen möchte. Und der, warum wir im Forum keine Avatare aus KI-generierten Bildern erlauben.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Dämmerungshexe

Zitat von: Maja am 27. Februar 2023, 14:06:08Wenn ich, statt den Tintenzirkel in ,,Autoren helfen Autoren" auf ein Plotloch anzusetzen, das stattdessen mithilfe einer KI flicken kann, ist das ja für alle Beteiligten besser, weil ich nicht anderen Menschen damit Arbeit mache.

Ich glaube bei "...für alle besser, ..." würde ich widersprechen. Wir sind ja alle nicht nur hier um uns irgendwelche Hilfestellungen und Ratschläge abzuholen, sondern auch, um sie zu geben, um verschiedene Ideen, Ansätze, Strömungen, ... etc. zu diskutieren. Oftmals helfen mir selbst Fragestellungen von anderen, weil ich die Probleme mit meinen eigenen Sachen vergleiche und somit auch darauf eine neue Perspektive finde.

Also - Ja: wir werden um vermehrten KI-Einsatz nicht heurmkommen, der Brei ist gegessen. Aber gerade sowas wie den Tintenzirkel hier wird sicher nicht ersetzt werden können. (Nicht so schnell zumindest, und auch dann nicht für alle.)
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Fluide

@Yamuri: Ich dachte es gibt FakeNummern an die man SMS schicken lassen kann und die kann man dann offen für alle auf der Website einsehen. Ich hab das aber noch nie ausprobiert und kann leider nicht aus Erfahrung berichten. Ich weiß auch nicht, ob OpenAI das gegencheckt. Kann aber dein Zögern verstehen, hab den Abmeldevorgang beim ersten Mal abgebrochen, aber war dann doch zu neugierig :-X
Do I contradict myself?
Very well then I contradict myself,
(I am large, I contain multitudes.)
Walt Whitman

Marrin

Zitat von: Maja am 27. Februar 2023, 14:06:08Da liegt die Beweislast bei dir, dass eine Stelle ausgerechnet aus einem deiner Werke übernommen worden ist. Was ich bis jetzt an KI-produzierten Sachen gesehen habe, wird so viel zusammengeworfen, dass zwar klar ist, dass es sich alles um Fremdquellen handelt, aber die einzelne Quelle nicht mehr nachweisbar ist. Wenn ein kompletter Text von dir übernommen wird, dann hast du vielleicht eine Chance, den aufzuspüren und abzumahnen - aber wie willst du nachweisen, dass du unter einer von zig verwendeten Quellen warst?
Ich kenne etwas Ähnliches bereits aus meinem Arbeitsalltag, wo akademische Arbeiten (Bachelor, Doktor etc.) durch Plagiatssoftware geschickt werden, bevor sie eingereicht werden dürfen. Die Software vergleicht ganz stupide nur Wort- und Zeichenfolgen mit dem, was sie so aus anderen Quellen kennt und listet die dahintersteckenden Quellen auf. Das funktioniert mit abgeänderten Texten natürlich nicht, da gebe ich dir Recht.
Aber ein Vergleichen von Zeichenfolgen könnte eine KI mindestens genauso gut und die könnte zudem dann noch Folgeaufgaben erledigen (in diesem Fall z. B. eine Abmahnung verfassen). Und sich dann auch noch um die Abarbeitung der eingehenden Antworten kümmern usw.
Ich denke, eine Stärke der KI liegt in der Abarbeitung von Verknüpfungen verschiedenster Anweisungen. Da werden heute noch für unmöglich gehaltene Tools entstehen können, die große Möglichkeiten (und natürlich auch Gefahren) bieten.

Snöblumma

Zitat von: Fluide am 25. Februar 2023, 12:47:42Interessant finde ich, dass ich Technologie und KI immer als etwas verstanden habe, das ungeliebte Aufgaben/Jobs übernehmen kann, dass es für viele Dinge aber den menschlichen Geist braucht. Aber es scheint eher umgekehrt zu sein. KI kann programmieren und einen juristisch wasserdichten Vertrag aufsetzen oder einen Aufsatz über ein historisches Thema schreiben, aber die Müllabfuhr wird wohl so schnell nicht ersetzt werden oder die Arbeit am Band in der Industrie, obwohl die Videos von Boston Dynamics auch da auf anderes schließen lassen: https://www.youtube.com/watch?v=fn3KWM1kuAw

Hm, ich würde auch da sagen: KI nimmt mir allenfalls die ungeliebte Arbeit weg. Ich kenne es nur von den juristischen Verträgen: Was KI leistet, ist Standardarbeit. Sie kann aus bekannten Klauseln kombinieren, mit Wahrscheinlichkeiten operieren und mir einen Entwurf liefern, der schon sehr gut ist.

Was sie nicht kann: Interessen austarieren. Und nun ist es ja wirklich nicht so, dass Menschen ihre Interessen offen vor sich her tragen, dann wäre jegliche juristische Vertragsverhandlung binnen Sekunden vorbei. Nein, Menschen haben vielschichtige Interessen, verborgene Agendas, Sekundärziele, Ego-Befindlichkeiten. Und nur, wenn ich diese Interessen zusammenbringe, schaffe ich einen guten Vertrag. Da glaube ich einfach daran, dass dieses Werk weiterhin nur Menschen erledigen können, weil KI (genauso wenig wie Menschen) immer 100% weiß, was jede beteiligte Person möchte. KI kann auch da mit Statistiken und Big Data helfen, mehr aber nicht.

Genauso sehe ich es auch beim Schreiben: In einer idealen Welt kann KI gute Entwürfe machen, Schreibarbeit abnehmen und mir statistisch unterfütterte Hinweise liefern, was meine Zielgruppe möchte und was nicht. Aber sie kann mir nicht meine Zielgruppe definieren, gesellschaftliche Unterströmungen herausspüren und Gefühle verarbeiten. Insofern: Standardarbeiten kann die KI gerne abnehmen, wenn es bei mir Kapazität freiräumt für die sozialen Aspekte des Schreibens.  ;D

Maja

Zum Thema "Können Computer Gedichte schreiben" habe ich hier ein Schmankerl aus meiner Kindheit wiedergefunden. In einer "Löwenzahn"-Folge aus dem Jahr 1986 (!) will Peter Lustig ein Dichter werden, findet keinen Reim auf "Specht" und programmiert mithilfe eines wörterbuches einen Computer so, dass der dann dichten kann. Dieser reimt dann auf "Auf dem Baume sitzt der Specht" mit "Auf dem Fahrrad sitzt der Hecht" weiter oder mit "Lila Ketchup ist nicht echt"*, und Lustig kommt zu dem Ergebnis, dass Computer doch nicht dichten können, weil sie den Sinn der Dinge und Zusammenhänge nicht verstehen können.
https://www.youtube.com/watch?v=-gFprhvIgio

Eine spannende und informative Folge, wenn man sich heute anschauen möchte, wie man sich vor bald vierzig Jahren künstliche Intelligenz vorgestellt hat. Auch mit einem Exkurs zum Thema "Computerkunst". Stellenweise nicht ganz so gut gealtert, aber für eine kleine Zeitreise zum Thema allemal interessant!

*Das hat natürlich damals keine KI gedichtet, sondern das Löwenzahn-Autorenteam. Tatsächlich waren dichtende KIs im Jahr 1986 noch nicht weit genug dafür.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Alana

#55
@Snöblumma Ich würde es gern so sehen wie du, aber ich bin mir einfach nicht sicher, was Bücher betrifft. Ich habe in letzter Zeit so viele extrem generische, handwerklich mangelhafte Bücher gelesen, die von Menschen verfasst und von anderen Menschen in unfassbare Höhen gehyped wurden ... Bücher müssen weder originell noch kreativ sein, um sich zu verkaufen. Oft ist es sogar verkäuflicher, wenn sie einer Standard-0815-Formel folgen und sprachlich einfachstes Niveau sind, das sieht man immer wieder. (Wobei einfach ja nicht schlecht sein muss, es ist eben eine kleinere Barriere und hat daher auf jeden Fall Berechtigung.) Ich glaube auch, dass es immer einen Markt für wirklich gute, kreative Bücher geben wird und dass es in Zukunft ein Vorteil sein könnte, ein echter Mensch zu sein. Aber genauso kann ich mir sehr leicht vorstellen, dass AI den Genre-Markt bis zu einem Gewissen Grad problemlos abdecken und die Leser dort zufriedenstellen kann, die gerne Schema F lesen wollen. (No shame und bitte auch nicht als Genre-Bashing verstehen, ich schreibe und liebe Genre selbst.) Genauso ist es leicht vorstellbar, dass eine Deepfake KI ein Tiktok aufbauen und darüber Bücher verkaufen kann. Selbstverständlich wäre dahinter wohl ein Mensch Drahtzieher, aber könnte dieser unzählige KIs haben, die Tiktok machen und für ihn die von anderen KIs geschriebenen Bücher verkaufen? Ich glaube / befürchte ja. Wie das den Markt verändern wird, muss man sehen. Ich hoffe sehr auf Regulation bezüglich des Urheberrechts, denn dann wird einiges vielleicht ausgehebelt. Ansonsten denke ich aber durchaus, die von uns, die sich die Vorteile der KI zunutze machen können oder diejenigen, die es schaffen, mit kreativen, originellen Stoffen genau den Markt zu treffen, können bestimmt auch in Zukunft noch gut verdienen.
Alhambrana

Coppelia

#56
Ich muss da @Alana zustimmen. Auch meiner Erfahrung nach verkaufen sich Bücher umso schlechter, je origineller (und anspruchsvoller) sie sind, und umso besser, je leichter zugänglich und generischer sie sind. (Bitte auch bei mir richtig verstehen: Ich verurteile niemanden, der entsprechend liest, sondern bin nur etwas frustriert darüber, dass es mir nicht liegt, diesen Markt selbst zu bedienen.)
Diese Erfahrung habe ich schon gemacht, als ich noch eine Agentur hatte. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber meiner Ansicht hat dieser Trend seitdem noch mal stark zugenommen. Im SP scheint der Trend zumindest in einigen Genres noch ausgeprägter zu sein.
Trotzdem sehe ich den KI-Aspekt in dem Zusammenhang ziemlich neutral und pragmatisch: Der Markt richtet sich nach den von Menschen gewünschten Produkten, und wenn das das Produkt ist, das die Menschen wollen, warum sollte es nicht schneller und generischer von einer KI geschrieben sein? Und natürlich auch zeitsparender und kostengünstiger? Und im Vergleich zu anderen Industrien würden ja nicht mal Tiere gequält, die Umwelt zerstört usw. Das ist sogar noch vergleichswiese harmlos. ;D

Auf jeden Fall aber wird es aber weiterhin Menschen geben, die auch originelle Stoffe lesen, soviel ist klar, und Autor*innen, die welche schreiben. Ob das dann besser ankommt oder nicht, wird sich zeigen. Ich bin da eher nicht so optimistisch. Der Grund hat aber gar nichts mit KI zu tun, sondern damit, dass das Leben in unserer Gesellschaft in meinen Augen so unpassend zu unseren Bedürfnissen und so brutal überfordernd ist, dass mensch in der Regel keine Ressourcen hat, um in der Freizeit noch was Anstrengendes zu tun (wie ein anspruchsvolles Buch zu lesen). Sollte KI uns in der Zukunft manche Aufgaben abnehmen, könnten eventuell die Ressourcen wieder frei werden.

Aktuell kann die KI noch keinen eigenen Text schreiben, den mensch nicht selbst überarbeiten müsste. Aber das wird sich sicher recht bald ändern.

Antennenwels

#57
Zitat von: Maja am 27. Februar 2023, 13:15:00Ich denke auch nicht, dass wir die KI's verteufeln dürfen. Sie werden aber die Landschaft nachhaltig verändern. Und das spürt man schon jetzt. Zum Beispiel nimmt das Science Fiction Magazin Clarkesworld derzeit keinerlei Geschichten mehr, nachdem sie von einer Flut KI-generierter Geschichten überschwemmt worden sind (Artikel). Wer schnelles Geld machen will, hat die Möglichkeit, Texte in einem Tempo rauszuhauen, mit dem menschliche Autor:innen nicht mithalten können. Und auch wenn ich eine KI nicht als Konkurrenten empfinde, habe ich Angst, dass Menschen in der Menge einfach untergehen können, wenn auf einen menschgemachten Text zehntausend KI-generierte kommen.

Ich sehe auch darin zur Zeit das Grösste Problem und bin nicht sicher, wie und ob sich das lösen lässt. Nach Clarkesworld hat nun ein weiteres Magazin seine öffentlichen Einreichungen beendet (Grimdark magazine). Sie haben sich entschieden vorerst nur noch auf "Einladung" zu arbeiten, sprich sie fragen Autor*innen an.
Selbst wenn die AI Texte im Moment noch nicht publizierbar sind, jede Einreichung muss von jemanden geprüft werden. Das alles kostet Zeit und braucht Mitarbeiter*innen. Für viele Magazine (vor allem auch Kleinere) ist das schlicht nicht machbar. Die meisten können sich zur Zeit schon nur mit Mühe und sehr viel Freiwilligenarbeit über Wasser halten, oder machen gar Verluste.
Aber alle Barrieren die gegen eine AI-Flut helfen könnten (eine kleine Gebühr zahlen zu müssen beim Einreichen, nur auf Empfehlung etc) schliessen Leute von den Magazinen aus, insbesondere Leute die gerade erst beginnen oder marginalisiert sind.
Und Kurzgeschichtenmagazine sind wohl erst der Anfang. Wenn die AI's besser werden, dann landen wohl bald auch Umengen von AI-Romanen bei Agenturen und Verlagen, die ja jetzt schon überhäuft werden.
"You still prided yourself on three things: firstly, bloody-minded composure; secondly, an inhuman intellect for necromancy; thirdly, being very difficult to kill."

- Muir, Tamsyn. Harrow the Ninth

Maja

#58
Aus aktuellem Anlass ziehe ich diesen Thread wieder ein Stückchen hoch. Auch PAN möchte für das in diesem Jahr wieder verliehene Stipendium KI-generierte Texte ausschließen. Der Ausschreibnugstext geht dabei noch einen Schritt weiter und verbietet jedwede KI-Nutzung im Entstehungsprozess:

ZitatMit der Einreichung eines Projekts zum Stipendium erklären die einreichenden Autor*innen, dass jenes Projekt (in allen Teilen) von ihnen selbst verfasst wurde und frei von Rechten Dritter ist sowie ohne die Nutzung von ChatGPT oder einer ähnlichen KI erstellt wurde. PAN behält sich vor, eingereichte Beiträge auf die Nutzung von ChatGPT oder ähnlichen KIs zu prüfen, eindeutige Nachweise zur konventionellen Erstellung der Projekte anzufordern und im Zweifelsfall Einsendungen von der Teilnahme auszuschließen.
https://wir-erschaffen-welten.net/pan-stipendium/

An dieser Stelle soll nicht über das Stipendium diskutiert werden, dafür gibt es einen eigenen Thread, sondern um die Frage: Wie will/solll/kann ich nachweisen, dass ein Text nicht nur von mir selbst verfasst worden ist (was über die Versionsgeschichte eines Dokuments technisch relativ einfach zu lösen ist), sondern ich außerdem keinen KI-generierten Plot ausgearbeitet habe? Und wie ist es, wenn ich anstelle einer herkömmlichen Suchmaschine eine KI für die Hintergrundrecherche verwendet habe? Zählt der Text dann noch als Menschgemacht? Wo ziehen wir die Grenze?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Araluen

Es gibt mittlerweile auch Programm, die einen Text oder ein Bild darauf überprüfen können, ob eine KI zur Erstellung genutzt wurde. Keine Ahnung, ob PAN die Möglichkeit hat auf solche Programme zuzugreifen.