Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Feuertraum am 09. April 2011, 13:41:29

Titel: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Feuertraum am 09. April 2011, 13:41:29
Hallo an alle!  :D

Ja, ich weiß, wir hatten das Thema "Dialog" schon einmal im Workshop, aber davon abgesehen, dass seit dem letzten Eintrag Anfang März 2010  wieder einige neue Mitglieder zum Tintenzirkel gestoßen sind, möchte ich das ganze auch ein bißchen spezifischer angehen.

Der Dialog ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Säulen einer Geschichte.
Leider ist diese Säule sehr schwer zu erbauen. Wenn man einigen Webseiten glauben darf, ist der Dialog sogar das, wo man die größten Fehler machen kann (allerdings schwächt sich das Argument dadurch, das auf den Seiten Kurse und Bücher zu dem Thema verkauft werden wollen...)

Nichtsdestotrotz  möchte ich schon ganz gerne ein paar Tricks, Tipps und Kniffe von Ihnen abgreifen kennenlernen, wie Sie das mit den Dialogen handhaben.

Wie erschaffen Sie die Diktion für die einzelnen Charaktere?
Haben Sie für die Figuren Lieblingsworte?
Wie erreicht man die Balance zwischen Natürlichkeit und dem Aspekt, eben doch konzentriert zu schreiben?
Schreiben Sie auch mal einen Dialog, um eine Ruhepause drin zu haben oder sehen Sie den Dialog grundsätzlich als Infoquelle, die ruckzuck an den Leser gebracht werden soll?
Haben Sie grundsätzlich einen Kontrast im Dialog?

Ich bin gespannt auf Ihre Antworten.
LG
Feuertraum
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Sanne am 09. April 2011, 14:15:10
Hallo Feuertraum  ;)

ich versuch mal mein Glück mit einer Antwort.

Entweder ergibt sich die Art zu reden bereits aus der Charaktesierung im Text davor - oder ich führe die Personen mit ihrem Dialog ein. Auch dabei kann man gewisse Charakterzüge ganz gut einbringen. Jemand, der sehr sarkastisch oder ironisch spricht, den kann man sich gleich gut vorstellen. Sind die Personen schon eine Weile begleitet worden vom Autor/Leser, ergibt sich daraus eigentlich schon zwingend die Art, wie sie sprechen werden. Ein sehr zurückhaltender Mensch wird sich gewählter ausdrücken, oder auch stottern, ein flippiger Typ spricht auch locker, flockig, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Lieblingsworte sind möglich, allerdings würde ich das nicht überstrapazieren. Das würde leicht annerven - könnte ich mir jedenfalls vorstellen.

Ich versuche schon möglichst so zu schreiben, wie ich auch sprechen würde - allerdings verschlucke ich bei einem geschriebenen Dialog nicht so viele Silben. Ich finde das nicht schön, wenn ich es lese. Aber das ist sicher auch Geschmackssache. Mit Dialekt muss man sehr vorsichtig sein. Trifft man ihn nicht richtig ist es schlecht, aber versteht der nicht kundige Leser das nicht mehr - ist das auch nicht gut.

Einen Dialog nutze ich eigentlich immer, um Informationen schneller zu bringen. Als Ruhepause hatte ich das glaub ich noch nie genutzt.

Kontrast? Wenn es ein Streitgespräch ist, ja. Ist es eine Beratschlagung ist, kann man das auch einbauen. Aber es gibt auch einfache Wortgeplänkel, deren Sinn erst später aufgedeckt werden. Da muss kein Kontrast sein, sondern da sind die Teilnehmer sozusagen Kanonsänger.

Mehr fällt mir grad nicht ein - vielleicht können Sie sich da schon etwas rauspicken, was passt?

Liebe Grüße
Sanne^^
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Wollmütze am 09. April 2011, 14:24:32
Guten Tag Feuertraum,

Ehrlich gesagt schreibe ich Dialoge nach Gefühl, ich schreibe mir also vorher keine ganzen Drehbücher, sondern schreibe einfach drauf los. Das einzige Erfordernis dafür ist, dass ich die Charaktere kenne. Und zwar gut.
Lieblingsworte ergeben sich aus dem Charakteraufbau, aus seiner Bildung, seinem Umfeld usw.
Ruhepause? Was meinen sie genau damit? Meine sie einen Dialog der z.B. am Lagerfeuer stattfindet, nach einer langen Reise, und wo sich die Protagonisten auch mal über etwas anderes(Liebe, Vergangenheit usw.) als nur das Mainquest unterhalten? - dann ja. Wenn sie aber sinnloses Geblubbel meinen, das absolut nichts zu Charakteren oder Handlung beiträgt, - dann nein.
Kontraste habe ich meistens drinnen, natürlich gehts manchmal nicht, aber irgendjemand Schlaues hat doch mal gesagt, dass Dialoge von Konflikten leben. Und da ist einiges dran  :)

Ansonsten, auf das Gefühl für den Charakter verlassen, nicht too much versuchen ihm eine individuelle Diktion zu verleihen, denn meistens ließt man das heraus, das endet oft holprig und wirkt irgendwie unfreiwillig komisch, denke ich(wenn das zum Charakter passt, ist es natürlich wieder was anderes).  ;)

Liebe Grüße,
Wolli

Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Ary am 09. April 2011, 14:26:47
Hallo Feuertraum,


ZitatWie erschaffen Sie die Diktion für die einzelnen Charaktere?
Meistens muss ich da gar nicht groß was erschaffen, denn die Charaktere, die in mein Hirn platzen, bringen msit ihre ganz eigene Art, sich auszudrücken, schon mit. Bei meinem Magier Aryon wusste ich von Anfang an, dass ich ihn mit "Kodderschnauze" haben wollte. Er hat einen schrägen Humor und bringt oft unangebracht einen flapsigen Spruch, ist aber nicht oberflächlich - diesen Kontrast muss ich dann halt anders als im Dialog zeigen.

ZitatHaben Sie für die Figuren Lieblingsworte?
Nicht für alle, aber einige charaktereisiere ich schon hauptsächlich durch ihre Wortwahl.

ZitatWie erreicht man die Balance zwischen Natürlichkeit und dem Aspekt, eben doch konzentriert zu schreiben?
Mein schwierigstes Problem bei Dialogen. Ich leider nämlich unter fortgeschrittener Laberitis faseliosa, da werden die Dialoge schon mal zu lang und zu weitschweifig. Da muss am Ende der Betaleser ran. Ich bemühe mich schon, doe Figuren natürlich sprechen zu lassen - also ihrem Charakter entsprechend, wie auch Sanne das schon beschrieben hat. Ein Adliger spricht eben ganz anders als ein Mann aus der Gosse, eine Lady anders als eine Hure. Trotzdem versuche ich, nicht gewollt unbedingt die Figuren nur über die Sprache zu charakterisieren und benutze auch niemals Dialekte, um eine Figur zu beschreiben (ich hasse das).

ZitatSchreiben Sie auch mal einen Dialog, um eine Ruhepause drin zu haben oder sehen Sie den Dialog grundsätzlich als Infoquelle, die ruckzuck an den Leser gebracht werden soll?
Ruhepausendialoge - damit wäre ich vorsichtig, das wirkt leicht langweilig. Dialoge sollten schon etwas transportieren. Sie beschreiben das verhältnis von Figuren zueinander. Wie ist der Tonfall? Frendlich? Gereizt? Angespannt? Flapsig, lustig? Sie können durch das, was gesagt wird, Informationen an den Leser bringen, ohne dass man den Sachverhalt groß beschreiben muss. Statt eine Figur einen Zeitungsrtikel über einen Mord lesen zu lassen, kann ich sie auch mit einer anderen Figur über diesen Artikel oder den Mord reden lassen - viel spannender und lebendiger.

ZitatHaben Sie grundsätzlich einen Kontrast im Dialog?
Kontrast? Inwiefern Kontrast?
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Sven am 09. April 2011, 14:30:58
Hallo Feuertraum,

ich weiß nicht, ob Dialoge eine der wichtigsten Säulen in einer Geschichte sind, wie Sie sagen. Es gibt auch verdammt gute Geschichten, die ohne Dialoge auskommen. Auf jeden Fall sind Dialoge für mich ein prima Hilfsmittel.
Um Informationen zu vermitteln. Um zu charakterisieren. Um Figuren in ihrem sozialen Umfeld  zu definieren.

In meinen Geschichten versuche ich die Dialoge zu individualisieren. Man soll einen Charakter anhand der Sprache wiedererkennen. Manchmal sind es Kleinigkeiten, wie Kurzatmigkeit, die einen Dialog stakkatolastig werden lassen. Endlossätze können zur Charakterisierung beitragen.
Sehr viel arbeite ich mit Füllwörtern. Aber auch Fachsprache kann dazu beitragen, einen Charakter zu bilden.
Sagt jemand alles, was er denkt?
Sagt er das Gegenteil von dem was er meint?
Lässt er den Intellektuellen raus?
Schweigt er, wo er eigentlich etwas sagen sollte? (Das kann eine enorme Wirkung haben!)
Das Wichtigste und Schwierigste bei Dialogen ist meiner Meinung nach allerdings der Umgang mit der Realität. Wie redet jemand im wirklichen Leben und wie in einem Roman. Ich habe immer ein besonderes Bild vor Augen. Wenn ich in einem Film Regen darstellen will, muss ich das künstlich bewerkstelligen. Echter Regen sieht im Film unecht aus. So sehe ich das auch bei Dialogen. ein echter Dialog wirkt in einem Roman künstlich. 
Im Leben wiederholen wir oft das gesagte unseres gegenübers, oder uns fallen die Besten Argumente erst Abends ein. Würde ich das 1:1 in einen Roman übernehmen, wäre das fürchterlich langweilig. Dialoge sollten Spannend sein. Die Figuren, die miteinander sprechen haben im besten Fall völlig verschiedene Ansichten.

Darüber hinaus können Dialoge einen Text beschleunigen. Einen Dialog liest man schneller als einen Erzähltext. Das kann man nutzen. Ich kann damit aber auch Geschwindigkeit herausnehmen, indem ich die Figuren plaudern lasse, bis ein Stichwort fällt, bei dem die Geschwindigkeit wieder aufgenommen wird.
Schreibe ich einen Dialog als Infoquelle? Nein, zumindest nicht nur. Ein Dialog kann viel mehr sein.

Beste Grüße,
Sven
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Rakso am 09. April 2011, 15:17:17
Hallo Feuertraum

Seit gut einem Jahr gehen wir in der Schule an literarischen Texten mit den Grundlagen der Kommunikationspsychologie (KP, es ist doch ein ziemlich langes Wort ;) ) heran, die anderen finden es nervig, ich findes unheimlich interessant und versuche das in meine Dialoge einzubauen. Okay, ich bin kein Experte, aber manchmal ist das ganz schön hilfreich. Kann ich nur empfehlen.

Und zu Ihren Fragen:,

Dialoge entscheiden klar darüber ob eine Geschichte realistisch wirkt, meiner Meinung nach. Die Handlung und der Schreibstil kann noch so schön sein, wenn die Wortwechsel der Personen einfach flach wirken.

Zitat von: Feuertraum am 09. April 2011, 13:41:29
Wie erschaffen Sie die Diktion für die einzelnen Charaktere?

Das finde ich ist der schwierigste Punkt, bei dem es bei mir am meisten nicht immer rund läuft. Da ist die KP mit den verschiedenen Kommunikationstypen hilfreich, aber mir manchmal zu steriotypisch. Meist versuche ich Personen mit ähnlichen Eigenschaften aus Film und Fernsehen, aus Büchern und natürlich aus der Realität zum Vorbild zu nehmen. Meistens jedoch leite ich den Stil vom Typ der Figur ab.

Man sollte eine Figur schon über ihre Dialoga charaktersieren können.

Zitat von: Feuertraum am 09. April 2011, 13:41:29
Haben Sie für die Figuren Lieblingsworte?

Manchmal. Oft ist es einfach unpassend und wirkt manchmal vielleicht etwas aufgesetzt. Oft haben Figuren ganze Lieblingsphrasen.

Zitat von: Feuertraum am 09. April 2011, 13:41:29
Wie erreicht man die Balance zwischen Natürlichkeit und dem Aspekt, eben doch konzentriert zu schreiben?

Hier kann ich mich nicht auf die KP verlassen, da die Typen eindeutig konstruiert sind. Diese acht Arten des Kommunkationsverhaltens sind so allgemeingehalten, dass irgendwie jeder ihn jeden hinein passt aber doch nicht irgendwo so richtig. Meist lasse ich mich von der Realität oder Filmen inspirieren.

Zitat von: Feuertraum am 09. April 2011, 13:41:29
Schreiben Sie auch mal einen Dialog, um eine Ruhepause drin zu haben oder sehen Sie den Dialog grundsätzlich als Infoquelle, die ruckzuck an den Leser gebracht werden soll?

Dialoge sind immer Informationen. Sie geben Aufschluss über das Verhältnis der Sprechenden, wie sie sich fühlen, wie sie mit einander klar kommen, usw. Dialoge kommen für Ruhepausen für mich eigentlich nur selten infrage.

Zitat von: Feuertraum am 09. April 2011, 13:41:29
Haben Sie grundsätzlich einen Kontrast im Dialog?

Zu was? Zur Situation, zum Gegenüber oder zu der Handlung? Das kommt meist darauf an, welchen Effekt ich erzielen möchte. Meist unterscheiden sich z. B. bei mir die Stile des Antagonisten und des Protagonisten sehr, oder aber auch kaum, je nach dem.
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Alia am 09. April 2011, 19:00:48
Hallo,
Ich mag Dialoge - ich glaube fast ich mag sie etwas zu viel. Um nicht zu sagen: Meine Protas quasseln ständig.
Zitat
Wie erschaffen Sie die Diktion für die einzelnen Charaktere?
Das kommt irgendwie von allein. Maßgeblich beeinflusst wird das ganze von der Herkunft der Charaktere, ihrem Temperament, ihrer Bildung, etc. Wenn das steht, habe ich meist auch die Stimme im Kopf. Z.B. Anna. Die ist Bäuerin, trägt ihr Herz auf der Zunge. Redet eher einfache Sprache und kann sich aufgrund ihres überschäumenden Temperaments auch ganz gut in Rage reden. Gegenteil wäre z.B. Jolina. Adelige, eher etwas schüchtern, höflich und gebildet, sehr überlegt in allem. Im ganzen bisherigen Buch von ca. 350 Seiten nimmt sie einmal etwas ähnliches wie ein Schimpfwort in den Mund. Da steckt sie aber auch in einer verdammt verfahrenen Situation.
Zitat
Haben Sie für die Figuren Lieblingsworte?
Eher bestimmte Phrasen oder Redewendungen. Aber ich muss auch zugeben, dass ich da noch nie nach gesucht habe.

ZitatWie erreicht man die Balance zwischen Natürlichkeit und dem Aspekt, eben doch konzentriert zu schreiben?
Ich lasse sie meist einfach drauf los quasseln und streiche beim Überarbeiten viel. Im Zweifel lese ich die Stellen laut. Wo ich drüber stolper, wird nochmal geändert. So schreiben, wie man sich tatsächlich unterhält kann man nicht - das wird grauenhaft. Was ich auch gerne mache, ist z.B. Sätze, Wörter oder Phrasen klauen. Wenn ich irgendwo etwas höre, was ich gut finde, schreib ich es auf und ab und an verwurste ich es dann später auch tatsächlich.
Zitat
Schreiben Sie auch mal einen Dialog, um eine Ruhepause drin zu haben oder sehen Sie den Dialog grundsätzlich als Infoquelle, die ruckzuck an den Leser gebracht werden soll?
Unterschiedlich. Sowohl Infoquelle, als auch beeinflussen des Tempos - sowohl Ruhe oder auch Tempo reinbringen. In Dialogen kann man m.E. sehr gut Beziehungen zwischen Menschen - gerade auch Konflikte - darstellen.
ZitatHaben Sie grundsätzlich einen Kontrast im Dialog?
Die Frage verstehe ich auch nicht so recht...
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Feuertraum am 09. April 2011, 19:45:35
Heiho nochmal!

Ersteinmal vielen lieben Dank für die vielen Antworten  :D

Das mit dem Kontrast habe ich leider sehr sehr bescheuert ausgedrückt  :pfanne: :pfanne: :pfanne:
Mit dem Kontrast meinte ich, ob der Dialog zur vorherigen oder zur nächsten Szene einen Kontrast bildet.

Das war mein Fehler. Tut mir leid  :-[
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Sven am 10. April 2011, 11:02:21
Zitat von: Feuertraum am 09. April 2011, 19:45:35
Mit dem Kontrast meinte ich, ob der Dialog zur vorherigen oder zur nächsten Szene einen Kontrast bildet.

Ein Dialog muss nur in den Erzählfluss passen. Damit einen Kontrast erzwingen, ist nicht meine Absicht. Ich glaube auch nicht, dass der Leser so etwas bemerken würde. Außer man beabsichtigt die Geschwindigkeit herauszunehmen, zum Beispiel nach einer actionreichen Szene.
Aber ansonsten sollten Dialoge nicht erzwungen werden, denke ich.
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Luna am 11. April 2011, 09:43:24
Guten Morgen Feuertraum,

auch ich habe mir Gedanken über Ihre Fragen gemacht.

Zitat
Wie erschaffen Sie die Diktion für die einzelnen Charaktere?
Ich muss die Figur nur gut genug kennen. Ist sie eher schüchtern, ist sie ein Aufschneider, ist sie deprimiert, kommt sie aus reichem Hause, ist sie eher einfachen Gemüts... All die Eigenschaften, Wesensmerkmale einer Person, die Herkunft, der Bildungsstand, das Umfeld, etc. zeichnen sich in Dialogen ab.
Bei Charas, die ich nicht richtig kenne, insbesondere bei relativ unrelevanten Nebencharas, ist es mir gar schon passiert, dass die Dialoge dann dermaßen hölzern klingen.

Zitat
Haben Sie für die Figuren Lieblingsworte?
Lieblingsworte nicht, aber ich habe auch Redewendung und Phrasen. Meine Prota z. B. wartet mit der, meines Wissens bei Engländern sehr beliebten Satzendung ,,oder etwa nicht?" auf. Gut, sie ist auch ein klein wenig arrogant :d'oh:.

Zitat
Wie erreicht man die Balance zwischen Natürlichkeit und dem Aspekt, eben doch konzentriert zu schreiben?
Zunächst versuche ich so zu schreiben, wie es ihren Charakteren entspricht. Mein Söldnerhauptmann redet völlig anders wie meine verzogene Schreckschraube adeliger Herkunft :P.
Bei Dialogen orientiere ich mich nur bedingt an dem, wie im realen Leben gesprochen wird. Im wirklichen Leben sind die Sätze selten perfekt ausformuliert und der Mensch neigt zu Kürzungen. Manchmal lasse ich meine Personen einige Buchstaben auslassen, z. B. ,,ich werd´ gleich", statt ,,ich werde gleich" oder ich lasse sie hie und da Sätze nicht zu Ende führen, beides aber eher sparsam. Will man seine Dialoge wie ,,real life" Dialoge klingen lassen, müssten wir noch Umgangssprache, grammatikalisch falsche Sätze oder die falsche Benutzung von Zeiten mit einfließen lassen, beinahe jeden Satz mit ähs bereichern etc. Das würde in der Tat unnatürlich und aufgesetzt wirken.

Zitat
Schreiben Sie auch mal einen Dialog, um eine Ruhepause drin zu haben oder sehen Sie den Dialog grundsätzlich als Infoquelle, die ruckzuck an den Leser gebracht werden soll?
Der Dialog ist für mich eine reine Informationsquelle, wobei Ruhepause und Infoquelle sich nicht ausschließen müssen. Klar, vermieden werden sollte unnötiges Blabla, also das, was nicht zur Handlung beiträgt, nicht dazu dient, einem die Charaktere näherzubringen oder wichtige Infos zu transportieren. Ansonsten kann man dem Leser auch in einem ruhigen Dialog abends am Lagerfeuer nach der Schlacht zahlreiche Infos über seine Charas vermitteln.

Zitat
Haben Sie grundsätzlich einen Kontrast im Dialog?
??? :hmmm:
Ein Dialog muss zur Szene passen und stimmig sein. Ich denke, Szene und Dialog bedingen sich gegenseitig, da wäre zu viel Kontrast mMn verkehrt.
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Assantora am 01. Mai 2011, 10:59:28
Ich kann die im ersten Beitrag gestellten Fragen gar nicht richtig beantworten, weil ich es erstaunlich finde, dass man offenbar mit dem leichtesten Teil einer Geschichte hat, zumindest geht es mir so.
Ich kann zwei wildfremde Leute in einen Raum stellen, ihnen ein Tehma geben und der eine ist dafür, der andere dagegen. Da kann ich prompt einen halbe, wenn nicht eine ganze Seite schreiben.

Bei den Dialogen ist es aber wichtig, die Motivation der Personen zu kennen. Das klassische Beispiel einer Ratsversammlung kommt mir da in den Sinn, wenn darüber gestritten wird, ob ein neues Gesetz in der jetzigen Form in Kraft treten soll. Jedes Gesetz hat Nachteile und es gibt geldgierige Leute, aber auch solche, die tolerant zum Volk sind, und versuchen einen Ausgleich zu schaffen. Damit wird der Dialog auch zu einem Austausch von Informationen, nämlich den Überzeugungen der einzelnen Personen, ganz gleich, wie gut man sie vorher kannte, erst im Dialog bekommen sie ihre eigene Note.
Neben den Dialog ist aus meiner Sicht auch die Körpersprache wichtig. Schließlich haut man gerne auf den Tisch, wenn man mal ganz gegen einer Meinung ist etc.

Das ist mein Senf, hob's hilfreich ist, weiß ich nicht, aber das sind nun mal meine Erfahrungen.
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Sanjani am 01. Mai 2011, 15:30:06
Hallo,

auch meine Dialoge schreiben sich normalerweise von selbst. Wie stark ich die einzelnen Personen dabei über ihre Sprache charakterisiere, hängt u. a. vom Setting ab. In einem modernen Setting mache ich das eher als in einem mittelalterlichen, weil ich mich da etwas freier fühle auch mal moderne Wörter einzubringen, die vllt besonders hochgestochen oder umgekehrt besonders proletig klingen.

Dialoge als Ruhepause finde ich grundsätzlich schon ok, aber nur, wenn auch irgendetwas dabei transportiert wird. Ich denke da z. B. an einen Dialog, wo meine zwei Protas sich über die Zukunft unterhalten. Da steckt für mich viel drin, die Hoffnung auf ein gutes Ende, aber auch die Angst und auch so etwas wie eine gewisse Ratlosigkeit - wie sieht eine Zukunft aus, in welcher wir nicht mehr kämpfen müssen? Aber auch das alles muss natürlich ein Maß hhaben, damit es nicht langweilig wird.
Manchmal finde ich es schwierig einen Dialog zu beenden, v. a. wenn der eine dem anderen etwas erklären soll und ich das nicht anders rüberbringen kann. Aber für so was sind dann Betas ganz gut.

Manchmal muss ich aber auch knobeln, wenn die Szene sehr wichtig ist und ich eine ganz bestimmte Stimmung rüberbringen möchte. Da müssen dann alle Wörter stimmen und manchmal möchte ich etwas nicht schreiben, was mein Chara gern sagen möchte und so. Aber das ist eher selten. Ich probiere dann auch durchaus verschiedene Versionen aus und nehme das, was gut passt.

LG Sanjani
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Darielle am 08. Mai 2011, 20:19:57
Hei,

ich bin grade dabei einen besonders langen Dialog aus Hunting quiet shadows zu überarbeiten und stolpere über eine Sache, die ich nicht so recht einordnen kann:
Dr. Fauch ist ein Typ, der gern mal launisch sein und durchaus die Stimmung binnen Sekunden ändern kann - alles ok soweit. Jedoch scheint Ray diese Idee gut zu finden und ist hin und her gerissen zwischen Widerwillen, Neugier und Abneigung gegenüber Dr. Fauch. Mit jedem Satz, den er sagt, fällt er in eine andere Stimmungslage und beim durchlesen ist mir das grade total auf den Fuß gefallen. Das würde sicherlich jedem Leser ähnlich gehen.

Wie kann man verhindern, dass der Chara zu labil wird und erreichen, dass er im Gegensatz zum Autor eine stabile Stimmung halten kann? Bin da grad total überfordert, denn eigentlich ist ja grade das nicht-monotone Ja-sagen etwas, das den Chara "lebendig" macht, oder?
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Schommes am 08. Mai 2011, 20:54:22
Zitat von: Darielle am 08. Mai 2011, 20:19:57
Wie kann man verhindern, dass der Chara zu labil wird und erreichen, dass er im Gegensatz zum Autor eine stabile Stimmung halten kann? Bin da grad total überfordert, denn eigentlich ist ja grade das nicht-monotone Ja-sagen etwas, das den Chara "lebendig" macht, oder?
Hört sich für mich so an, als ob Du Ray noch nicht richtig kennst, wenn Du Dir seiner Reaktionen nicht sicher bist. Vielleicht willst Du ihn uns im Charakterthread einmal vorstellen. Gerne auch gemeinsam mit Dr. Fauch. :pompom:
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Darielle am 08. Mai 2011, 21:31:43
@ Schommes

Naja ich muss mich jetzt rausreden. Er sollte ja eigentlich auch nicht sooo hauptsächlich im Mittelpunkt stehen, sondern die Ratten. Aber einige Dialoge (kommen bei mir selten vor) sind eben doch drin und die sollten natürlich nicht aufgesetzt wirken.
Im grunde ist der ganze Roman ja nur dazu da, die Ratten näher zu beleuchten, nicht aber den Menschen, denn die Intention, dass der Mensch was falsch macht, soll sich ja am Ende dem Leser nur beiläufig aufzwängen. :D

Ein paar mal habe ich Charakterbögen auch schon versucht und bin noch nicht so vorwärts gekommen. Dr. Fauch besteht derzeit auch nur zur Hälfte *grübel*. Aber ok, ich schick sie heute oder morgen zu euch, bin gespannt, was ihr denen noch so andichtet.^^
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: caity am 05. Oktober 2022, 07:01:31
Ich hole den Thread mal wieder aus den Untiefen. Derzeit beschäftige ich mich viel mit Dialogen und der Frage, wie man sie in einem Jugendroman modern klingen lässt. Was ist dabei erlaubt / sinnvoll? Ich würde mal ein paar aus der Luft gegriffene Beispiele einstreuen, zu denen mich interessieren würde, was ihr als natürlicher/lebendiger empfindet:

- Füllwörter im Dialog (Beispiel: "Das geht ja mal gar nicht." vs. "Das geht nicht.")
- Apostroph (Beispiel: "Mach's richtig." vs. "Mach es richtig.")
- Wiederholungen von Satzformen und -anfängen (Beispiel: "Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ich fass es einfach nicht." vs. "Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Was passiert ist, macht mich fassungslos." [oder eine andere Option, um das doppelte "Ich" am Satzanfang zu vermeiden])
- Nebensätze in Dialogen (Beispiel: "Wir waren im Hauptgang. Sie sind durch die Hintertür gekommen." vs. "Wir waren im Hauptgang, als sie durch die Hintertür kamen.")
- Formen von "dabei", "damit", "dadurch", die nicht unbedingt notwendig sind. (Beispiel: "Was ich damit sagen will ..." vs. "Was ich sagen will ...")

Wie gesagt: es geht mir hauptsächlich darum, wie ihr das empfindet, was ihr eher sagen würdet, u. ä. Dass Figuren jeweils einen eigenen Dialogstil haben sollten, steht für mich nochmal auf einem anderen Blatt.
Ich bin schon gespannt auf eure Meinungen/Wahrnehmungen  ;D
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Mindi am 05. Oktober 2022, 08:39:02
Also, deine Beispiele sind für mich Beispiele für natürliche Dialoge. Und sofern es nicht zu viel "ja mal gar nicht" ist oder so viele Apostrophe, sodass der Satz wie ein Strickmuster aussieht, würde ich für einen "natürlichen" Flow des Dialoges häufiger deine ersten Beispiele nehmen, als die gestelzten zweiten.

Wer drückt sich schon immer so gewählt aus, wie in deinen jeweils zweiten Beispielen? Also klar, mein einer Prota macht das tatsächlich, dafür redet der andere eher so wie in den lockeren Beispielen.

Zitat"Das geht ja mal gar nicht." vs. "Das geht nicht."
Bei dem Beispiel würde ich es von der Bedeutung abhängig machen. Das erste hat auch einen eher sarkastischen Unterton, bzw. könnte es haben. Oder je nach Stimmlage könnte es auch sehr empört klingen. Während das zweite einfach ... eine Tatsache ist.

Zitat"Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ich fass es einfach nicht."
Das klingt definitiv "real" und würde ich auch so schreiben. Da die Satzanfänge umzustellen, erscheint mir nicht sinnvoll, nur um das doppelte "Ich" zu vermeiden.

dabei/damit/dadurch - auch hier würde es die Menge machen. Ich würde sie schon lassen, wenn es dem Dialog mehr Fluss gibt und sie streichen, wenn sie nerven. 

Also ja, in Dialogen können mich irgendwelche Stilregeln gern haben. Er sollte trotzdem gut lesbar sein und nicht "over the top" wie ein echter Dialog klingen, aber gerade immer wieder so Kleinigkeiten wie die oberen Beispiele lassen für mich Dialoge natürlich wirken.
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Rynn am 05. Oktober 2022, 08:47:46
Zitat von: Mindi am 05. Oktober 2022, 08:39:02Also, deine Beispiele sind für mich Beispiele für natürliche Dialoge. Und sofern es nicht zu viel "ja mal gar nicht" ist oder so viele Apostrophe, sodass der Satz wie ein Strickmuster aussieht, würde ich für einen "natürlichen" Flow des Dialoges häufiger deine ersten Beispiele nehmen, als die gestelzten zweiten.
Ich stimme Mindi da uneingeschränkt zu. Ich bin auch der Meinung, dass der große Anteil deiner "saloppen" Beispiele eher in Dialoge passt und die anderen Varianten schon sehr bewusst gewählt werden und zur Figur passen sollten. Erst recht im Jugendroman fände ich Sätze wie "Was ich damit sagen will ..." tendenziell befremdlich.

Man muss es mit Apostroph und Wiederholungen ja nicht übertreiben, aber natürlich klingende Dialoge funktionieren einfach anders als Fließtext. Und besonders beim Dialog empfiehlt sich lautes Vorlesen: Wenn es da rumpelt, merkt man das sofort.

Noch ein Tipp zur Form, nicht direkt zum Stil:
Was ich vor ein paar Jahren mal gelesen habe und was ich extrem erhellend fand: Gute Dialoge sind Dialoge, die nicht immer zielführend geführt werden. Wir sprechen im Alltag nicht immer strikt im Wechsel, wir gehen nicht brav auf alles ein, was der andere gesagt hat. Stattdessen springen wir assoziativ zu anderen Themen, übergehen mal etwas, schneiden ein anderes Thema an, sprechen gleichzeitig über mehrere Dinge, reden manchmal komplett aneinander vorbei (und merken es vielleicht gar nicht). Wenn man das wohl dosiert in seinen Dialogen nachzeichnet, werden die Dialoge deutlich lebendiger.
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Gizmo am 08. Oktober 2022, 08:13:33
Ich sehe das genau wie Mindi!

Meiner Ansicht stimmt es, dass Dialoge geschliffener sind als im wirklichen Leben. Ich sehe den Unterschied aber vor allem darin, dass die Unterhaltungen in der Regel zielführender geführt werden, nicht unbedingt in der Ausdrucksweise. Füllwörter und Umgangssprache machen den Dialog realistischer, und ich finde, als Leser merkt man das durchaus.

Zitat von: Rynn am 05. Oktober 2022, 08:47:46Und besonders beim Dialog empfiehlt sich lautes Vorlesen: Wenn es da rumpelt, merkt man das sofort.
Das kenne ich auch. Wenn ich meine Entwürfe vorlese, bleibe ich z.B. an manchen Stellen ohne Füllwörter ("geht ja mal...") regelrecht hängen.
Titel: Re: In den Mund gelegt - "Problemkind" Dialog
Beitrag von: Mondfräulein am 08. Oktober 2022, 17:04:16
Ich antworte jetzt mal, ohne die anderen Beiträge zu lesen, um meinen Eindruck unverfälscht wiederzugeben, dann lese ich die anderen Beiträge und gehe vielleicht noch darauf ein. Aber das ist ein spannendes Thema!

Zitat von: caity am 05. Oktober 2022, 07:01:31- Füllwörter im Dialog (Beispiel: "Das geht ja mal gar nicht." vs. "Das geht nicht.")

Ich lese beide Antworten anders. "Das geht ja mal gar nicht" klingt empört. "Das geht nicht" klingt nach einer sachlichen und bestimmten Aussage, aber viel neutraler. Insofern geht es da glaube ich darum, wie das Gesprochene rüberkommen soll. Beides kann ich mir in einem Dialog gut vorstellen und es kann in einem Dialog natürlich wirken, aber es transportiert eben je einen unterschiedlichen Tonfall und dadurch unterscheidet sich die Bedeutung auch in Nuancen.

Zitat von: caity am 05. Oktober 2022, 07:01:31- Apostroph (Beispiel: "Mach's richtig." vs. "Mach es richtig.")

Ich versuche, Apostrophe zu vermeiden, außer die Alternative ohne Apostroph klingt total unnatürlich. In diesem Fall würde ich die Variante ohne Apostroph bevorzugen. Das klingt sonst etwas zu umgangssprachlich, auch wenn es in einem echten Dialog eigentlich total normal wäre.

Zitat von: caity am 05. Oktober 2022, 07:01:31- Wiederholungen von Satzformen und -anfängen (Beispiel: "Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ich fass es einfach nicht." vs. "Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Was passiert ist, macht mich fassungslos." [oder eine andere Option, um das doppelte "Ich" am Satzanfang zu vermeiden])

Mir ist erst, als du es gesagt hast, aufgefallen, dass beide Sätze mit Ich beginnen. Die zweite Variante klingt total unnatürlich, das sagt so niemand. Das ist so ein Fall, in dem ich sagen würde, dass die "Regel" hier auf Dialoge und wörtliche Rede einfach nicht anwendbar ist. Wenn wir sprechen, bleiben wir viel lieber in denselben Satzmustern und variieren nicht so viel wie in geschriebener Sprache.

Zitat von: caity am 05. Oktober 2022, 07:01:31- Nebensätze in Dialogen (Beispiel: "Wir waren im Hauptgang. Sie sind durch die Hintertür gekommen." vs. "Wir waren im Hauptgang, als sie durch die Hintertür kamen.")

Ich finde beide Varianten okay. Kurze Sätze haben auch einen anderen Effekt als längere Sätze. Das erste klingt etwas hektischer. Die zweite Variante klingt ruhiger und entspannter.

Zitat von: caity am 05. Oktober 2022, 07:01:31- Formen von "dabei", "damit", "dadurch", die nicht unbedingt notwendig sind. (Beispiel: "Was ich damit sagen will ..." vs. "Was ich sagen will ...")

Ich finde beides okay. In Dialogen dürfen solche Wörter ruhig vorkommen.

Ich glaube, gesprochene Sprache in einem Roman sollte immer etwas förmlicher sein, als sie wirklich gesprochen wird. Ich habe mal ein Jugendbuch gelesen, in dem sich die Jugendlichen genauso unterhalten haben, wie ich es im Alltag getan habe (damals war ich auch noch wirklich jugendlich) und das ist mir sehr negativ aufgefallen. Außerdem kommen wir in Büchern sowieso nicht an gesprochene Sprache heran. Wir machen im echten Leben viele Grammatikfehler, weil wir erst beim Sprechen wirklich entscheiden, was wir sagen wollen, uns mitten drin umentscheiden, Sätze abbrechen und so weiter.

Sie sollte aber auch nicht zu förmlich sein, sonst wirkt es total unnatürlich. Außerdem finde ich, dass viele stilistische "Regeln" nicht auf gesprochene Sprache anwendbar sind, beispielsweise wenn es um Füllwörter oder Wortwiederholungen geht.