Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Hochkogler am 28. Januar 2020, 01:07:21

Titel: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Hochkogler am 28. Januar 2020, 01:07:21
Ziemlich reißerischer Titel, ich weiß.

Aber dennoch finde ich eine sehr berechtigte Frage.

Beobachtet man die Entwicklung am KI (künstliche Intelligenz) Markt ist ein Trend zur Supermacht KI zu erkennen.

Gerade wer sich wie ich in der Gamingszene bewegt wird z.b. schon von Googles DeepMind KI gehört haben. Eine junge KI die es bereits jetzt schafft über 95% aller Spieler im Strategiespiel Starcraft 2 zu schlagen.

Die Übermacht scheint überwältigend, die KI reagiert schneller, kann zehntausende Taktiken auswerten, kennt alle Stärken und Schwächen.

Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt kommt man zu dem Punkt an dem ich gerade stehe:

Vor 20 Jahren haben wir noch in olle Röhrenfernseher geglotzt und unsere Handys waren kleine Atomreaktoren. Heute haben wir Plasma Ultra 4k Fernseher und Handys die leistungsfähiger sind als die Computer die man bei der Mondlandung benutzt hatte.

Wo sind wir in den nächsten 20 Jahren wenn sich die KI unweigerlich mit Riesenschritten weiterentwickelt?

Wenn vielleicht ganze Epen im Umfang von Song of Fire and Ice in Minuten von KIs berechnet und geschrieben werden, dabei auch noch spannend und in sich logisch da die KI Zugriff auf alle Bücher der Welt haben wird und somit weiß was gut und schlecht ist.

Wo ist dann noch Platz für die menschlichen Autoren? Wird es nur mehr ein paar Hardliner als Kundschaft geben die sagen sie kaufen nichts das nicht von Menschenhand geschrieben wurde?

Wird das geschriebene Wort überhaupt noch Bedeutung haben wenn selbige KI alles ebenfalls quasi in Echtzeit in unglaublicher Grafik als Film produzieren kann?

Führt die KI wie von Hawking prophezeit vll sogar zum Untergang der Menschheit?
Was denkt ihr?
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Maja am 28. Januar 2020, 02:24:32
Ich schreibe seit über fünfdreißig Jahren Bücher. Erst per Hand, dann mit der Schreibmaschine, später mit dem Computer. All die Jahre über haben immer schon andere Leute Bücher geschrieben, und sie waren durch die Bank erfolgreicher damit als ich. Hat mich das abgeschreckt? Nein. Ich habe immer schon meine Bücher geschrieben, weil das kein anderer kann. An der Stelle kann mir egal sein, ob die anderen Bücher von Menschen geschrieben werden oder von Affen oder von einem Computerprogramm. Ich will meine Geschichten erzählen, und ich tue es.

Mein Eindruck ist, dass heute deutlich mehr Leute schreiben als noch von zwanzig Jahren. Es ist einfacher geworden, sich mit anderen Autoren auszutauschen, Internet sei Dank, man ist nicht mehr nur allein und wird gemobbt und gibt das Schreiben dann auf - man ist unter Gleichgesinnten, spornt sich gegenseitig an, gibt sich gegenseitig Feedback, und hat Spaß. Und für diesen Spaß am Schreiben ist wirklich irrelevant, ob irgendwo ein Computerprogramm Texte ausspuckt, die man lesen kann - es geht beim Schreiben immer erstmal um einen selbst.

Autor ist kein aussterbender Beruf, weil Autor überhaupt kein Beruf ist. Autor ist jeder, der schreibt. Betreibt man das Schreiben beruflich, hat man Romane veröffentlicht, ist man Schriftsteller. Und Schriftstller sterben so schnell nicht daran aus, dass es clevere Algorithmen gibt. Schrifttsteller sterben eher daran, dass die Verlage sie nicht gescheit bezahlen, dass Ebook- und Hörbuchpiraterie die Einnahmen empfindlich schmälert, und dass die Leute generell weniger Bücher kaufen.

Was die Veröffentlichung von KI-produzierten Büchern anstelle von menschgeschriebenen Büchern angeht - es gibt bestimmt ein paar Verlage, die da in Lauerstellung liegen. Für andere kommt das nicht infrage. Wer sich Hohe Literatur auf die Fahnen geschrieben hat, kann nicht vom Mensch auf die Maschine umsatteln, es geht immer auch um die Zusammenarbeit von Lektor und Autor, und es gibt immer noch Verlage, die mit Leidenschaft handwerklich gute Bücher machen und das auch weiterhin machen werden.

Einen wesentlichen Teil des Geschichtenschreibens macht die Empathie aus, und ich sehe da bei der KI noch deutliche Mängel. Ein glaubwürdiges Gesicht zusammensetzen können heißt noch nicht, einen glaubwürdigen Charakter zu konstruieren, und geschmeidige Sätze machen noch keine tolle Story. Für manche Belange werden Algorithmen vielleicht reichen - ich denke, Heftromane, die nach Schema F schnell und kostengünstig produziert werden, werden die ersten sein, die mit KI-unterstütztem Schreiben experimentieren. Aber es wird das Schreiben nicht verdrängen, und es wird die Schriftsteller nicht verdrängen.

Übrigens hatten wir auch vor zwanzig Jahren keine Handys, die ihren eigenen Strom produzieren konnten. Sie haben nur deutlich weniger davon verbraucht als heute.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Schneerabe am 28. Januar 2020, 02:28:19
Ich glaube, kreative Berufe sind die letzten die eine KI (wenn überhaupt jemals) meistert. Computer schlagen uns in Mathe, aber sie knabbern sehr an Linguistik (menschlicher, nicht der informatischer) und haben keine Kreativität. Neulich habe ich ein Fachbuch von Umberto Eco gelesen das hat beschrieben das Informatiker momentan (ok das buch ist schon paar Jahre alt aber soviel ich weiß hat sich nicht viel getan in dem Bereich) sogar daran scheitern PC's beizubringen sinnvolle, extrem kurze und simple Tierfabeln schreiben zu lassen weil sie sich irgendwann immer in Logik-Schlaufen verrennen und dann nur noch repetitiven Nonsens schreiben. Geschichten sind erstaunlich komplex auf eine Art die PC's noch nicht fassen können (falls sie es überhaupt je schaffen). Außerdem haben PC's keinen Sinn für Ästhetik, ein Mensch müsste ihnen einprogrammieren was das ist und stünde dabei vor ähnlich kniffligen Problemen wie mit der Tierfabel. Und sobald KIs all das meistern können, ist glaube ich JEDER Beruf obsolet. Wobei ich nicht weiß ob sie/wir so weit kommen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 28. Januar 2020, 05:43:28
Es mag verschiedene Gründe geben, warum Autor*in ein aussterbender Beruf ist, aber ich halte die KI für keine große Bedrohung. Jedenfalls nach momentanem Stand.

Ich spiele ja sehr gern mit "Talk to Transformer" herum (talktotransformer.com) und habe auch schon Artikel darüber gelesen, dass diese KI Texte so genial schreibt, dass man nicht merkt, dass sie nicht von einem Menschen stammen. Wer auch immer den Artikel verfasst hat, kennt den Transformer nicht so wie ich. ;D Tatsächlich hat die KI stilistisch einiges drauf, was erstaunlich ist. Ihre Texte sind aber nur immer maximal ein paar Sätze lang, und schon da geht der Sinn immer ziemlich verloren. Vielleicht lässt sich mehr tun, wenn der KI ein ungefährer Handlungsverlauf einprogrammiert wird. Auch dann sehe ich aber auch auf lange Sicht nicht, wie eine KI den "Überblick" behalten soll und sinnvolle Entscheidungen treffen. Dass Romane aber teilweise von KIs geschrieben werden, halte ich schon für realistisch. Und auch, dass das dann die Romane sind, die sich wegen ihrer Mainstreamigkeit besonders gut verkaufen, während "Kunst" dann nur noch ein kleines Publikum anspricht (und daher als Beruf noch schwieriger ausgeübt werden kann als bisher schon).

Übrigens finde ich, dass der Transformer manchmal erstaunliche und sogar witzige "Ideen" hat und interessante (und oft sinnlose) Twists passieren. Das ist natürlich Zufall, aber gerade deshalb spiele ich ja so gern damit, es ist irgendwie inspirierend. In einem regulären Buch wäre das aber nicht unbedingt wünschenswert. ;)
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Tintenteufel am 28. Januar 2020, 06:42:56
Gab's Verzweiflung nach Neujahr irgendwo im Sonderangebot? Geez.

Deine Frage geht von so  vielen unwahrscheinlichen und nicht zu beantwortenden Voraussetzungen aus, dass man die weder positiv noch negativ beantworten kann.
Möglich, dass KI irgendwann mal etwas wirklich neuartiges auf die Reihe kriegt. Möglich, dass es wie mit Bitcoins und der Dotcom-Blase läuft und in fünf Jahren keine Sau mehr was von KI wissen will, weil's nicht halb so gut funktioniert wie der ganze Hype vermuten lassen würde.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 28. Januar 2020, 07:20:12
KIs der heutigen Zeit sind noch sehr weit entfernt von dem was in Science Fiction als KI gezeigt wird. Diese KIs, die wir heute KI nennen sind Programme, die zu keinerlei Gefühlen fähig sind, anders als die KI, die wir zum Teil in Science Fiction sehen. Es wird noch sehr lange dauern, wenn es überhaupt möglich ist, einen Computer zu erschaffen, der zu Gefühlen fähig ist. Um eine gute Geschichte erzählen zu können, sind Algorithmen nutzlos, weil sie herzlos sind. Man spürt als Leser*in ob eine Geschichte Herz hat und Gefühle. Ohne Gefühle wird man Leser*innen langfristig nicht erreichen. Da nur wir Menschen zu Emotionen fähig sind und diese auch nachempfinden und verstehen können, braucht es einen Menschen, der die Geschichte schreibt.

Meine Schwester und ich hatten zwar auch mal die Vision von einem Fernseher mit einer KI, der dazu fähig ist basierend auf unseren Ideen eigene Filme zu produzieren, aber die Technik ist da noch viel zu weit davon entfernt. Sie hat u.A. Robotik und Mechatronik studiert und sie kritisiert sehr stark die Bezeichnung für KI, weil sie nicht das bezeichnet, was in der Science Fiction als Künstliche Intelligenz gezeigt wird. Von der Science Fiction sind wir noch sehr sehr weit entfernt und das wird gut so sein. Der Begriff KI ist daher eigentlich irreführend für diejenigen, die den Begriff aus der Science Fiction kennen, weil KI in unserer Gegenwart wenig mit dem zu tun hat was KI in der Science Fiction ist.

KIs von heute sind nur Programme, von Menschenhand programmiert. Sie haben Grenzen und können sich nicht selbstständig weiter entwickeln. Wer das Programm versteht, kann auch jede KI in einem Spiel besiegen. Ihre Reaktionen sind vorhersehbar und berechenbar. Sie kann nicht ausbrechen aus diesem Verhalten. Geschichten würden folglich auch immer generisch und nach einem bestimmten Muster ablaufen, weil diesen KI das Verständnis komplexer Denkleistung und emotionaler Zustände fehlt. Vgl. auch hier, diesen Artikel: https://www.planet-wissen.de/technik/computer_und_roboter/kuenstliche_intelligenz/

Wie soll eine KI, die nicht versteht wie Gefühle funktionieren, eine Geschichte über fühlende und oft unlogisch handelnde Menschen schreiben? Die Charaktere wären folglich alle Mary Sues und Gary Stus, perfekte Maschinen, die keine Fehler machen, immer logisch und vorhersehbar reagieren. Das wären ziemlich langweilige Geschichten. Insofern denke ich, es wird immer Menschen brauchen, die Geschichten erzählen und daher stirbt diese Profession auch nicht aus. Generell dürfte es schwierig werden Kreativberufe nachzuahmen und der Stand der Technik ist wie gesagt von einer echten KI im Science Fiction Sinne noch weit entfernt. Würden wir in einem Star Trek Universum leben, dann ja, könnte ich mir vorstellen, dass es gelingt einen denkenden und fühlenden Computer zu erschaffen, der dann aber mit Sicherheit von uns verlangen würde als Person wahrgenommen zu werden.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Alina am 28. Januar 2020, 07:33:42
Ich schließe mich Yamuri und anderen Vorrednern an.
In den kreativen Prozess des Schreibens spielt ganz viel hinein: Gefühle, Erfahrungen, Assoziationen, was man selbst alles schon gesehen, gelesen und erlebt hat, die eigene Weltanschauung, Wertmaßstäbe und das eigene Urteilsvermögen.
Ich denke, hinter künstlerischer Arbeit steht immer eine menschliche Persönlichkeit. Meine Prognose wäre auch, das KI erst dann gute Texte schreiben wird wenn sie dem Menschen schon ziemlich ähnlich ist, inklusive Bewusstsein und Gefühlen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Trippelschritt am 28. Januar 2020, 09:14:36
Autor ist kein aussterbender Beruf.

Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.
Trippelschritt
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Araluen am 28. Januar 2020, 09:25:23
Ich stimme dir absolut zu @Yamuri (und werde über dich vielleicht mal deine Schwester interviewen zum Thema KI zu Recherchezwecken ;)), ausgenommen dieser Satz:
ZitatDa nur wir Menschen zu Emotionen fähig sind und diese auch nachempfinden und verstehen können, braucht es einen Menschen, der die Geschichte schreibt.
Auch Tiere sind zu Emotionen fähig, einige auch zu Empathie. Das ist schon vielfältig beobachtet worden. Den künstlerischen Prozess verbuchen wir Menschen aber tatsächlich für uns allein, soweit mir bekannt ist.

Und ich glaube auch nicht, dass KIs in nächster Zeit kreative Prozesse erlernen und dabei den Menschen noch übertreffen. Wie Alina schon sagte, spielt da ganz viel mit rein, allen vorran eine eigenständige Persönlichkeit. KIs sind heutzutage tatsächlich nicht mehr als Programme, die stur ihren Algorithmus abspulen und lediglich ein paar neu erlernte Variablen austauschen. So kann eine KI zwar Daten sammeln, entsprechend eines Algorithmus auswerten und verwenden, aber sich keine Meinung dazu bilden. Die KI weiß dann zwar zum Beispiel irgendwann, dass rot eine beliebte Rockfarbe ist, hat aber keine Meinung dazu, ob sie selbst rot als Farbe für einen Rock gut findet.
Reale Spieler in einem Strategiespiel zu schlagen, ist für einen Rechner keine große Kunst, sofern es vorher ein Mensch geschafft hat, das nötige Programm zu schreiben. Das ist pure Mathematik und Trail and Error. Das Programm probiert aus, speichert Fehlschläge und Erfolge ab und handelt im weiteren Verlauf entsprechend. So lernt es die beste Strategie - eine Leistung, die auch reale Spieler mit genug Geduld, Notizbüchern und Zeit ebenfalls erbringen können. Der Vorteil des Programms ist an der Stelle nur, dass es schneller mehr Daten verarbeiten und vorausberechnen kann als ein Mensch und im Falle von Computerspielen muss es sich nicht mit dem menschlichen Reaktionsvermögen herumplagen oder der Tatsache, dass man als Mensch eben nur an eine Stelle auf den Bildschirm klicken kann und nur eine Taste/Tastenkombination drücken kann. Die KI kontrolliert das gesamte Spielfeld. Das ist aber weit weg von kreativer Leistung. Und bis auf wenige Forschungsprojekte sind die meisten Spiel-KIs einfach nur dumm und leicht auszuhebeln.

Also von einer KI sehe ich mich als Autor noch lange nicht bedroht.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Sascha am 28. Januar 2020, 09:36:47
Um diese sogenannten KIs wird viel zu viel Wirbel gemacht. Die sind noch meilenweit von echter Intelligenz entfernt, von allem Emotionalem mal ganz zu schweigen.
Und sollte es jemals soweit kommen, daß computergenerierte Texte veröffentlicht werden, werde ich sie boykottieren.
Ich geh nicht mal an die Selbst-Scanner-Kassen im Supermarkt, weil ich den Kassiererinnen nicht den Job wegnehmen will. ;D
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Cooky am 28. Januar 2020, 10:21:34
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einen Bericht über Roboter im japanischen Dienstleistungsgewerbe gelesen, die jetzt wieder ausgemustert werden, weil sie den Erwartungen einfach nicht gerecht wurden. So viel dazu, dass Roboter den Menschen in allen Bereichen irgendwann ersetzen werden. Wenigstens nicht in der nahen Zukunft.

Jeder Bereich ist unterschiedlich schwer automatisierbar. Bei allem was ohnehin programmiert wurde und die einzigen Schnittstellen die Funktionsaufrufe des Programms sind, ist eine KI unweigerlich schneller. Kein Informationsaufnahme durch den langsamen Menschen, kein Zögern bei Entscheidungen und keine manuelle Betätigung, die wieder an das Programm weitergeleitet werden muss.

Sobald aber die KI eine Schnittstelle zum Menschen verwenden muss, wird es schwieriger. Spracherkennung und -Nachbildung war lange Zeit ein Problemfeld und ist auch heutzutage noch nicht perfekt. Das Buch als Schnittstelle, um Interesse, Spannung und Emotionen bei einem Leser hervorzurufen, ist ungemein schwieriger. Jeder Mensch ist verschieden und wird durch andere Geschichten berührt. KIs glänzen in den Bereichen, auf die sie spezialisiert worden. Vielleicht kann man eine KI so programmieren, dass sie in einem gewissen Genre Bücher nach Schema F schreiben könnte. Diese Geschichten sind ja schon heute ähnlich. Ob es helfen würde, dass sie noch platter und vorhersehbarer werden? Das kann ich mir kaum vorstellen. Das wäre sicher so toll, wie sich mit einer monotonen Computerstimme zu unterhalten, die jedes dritte Wort und das Satzende falsch betont. 
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Nycra am 28. Januar 2020, 10:35:55
Ich glaube da auch nicht dran. Vor zwanzig Jahren sagte mein Vater mir: "Lern den Beruf nicht, du wirst in ein paar Jahren von einem Computer ersetzt." Mein Job ist einer der wenigen, der tatsächlich nicht nur von Maschinen erledigt werden kann, denn eine Maschine würde niemals Privatkram für einen Chef machen, weil sie nur für die jeweilige Firma programmiert ist und schon dann haben die Chefs keine Lust mehr darauf. Am Buchmarkt sehe ich es ähnlich. Es mag sein, dass einige Verlage darauf schielen, aber mal ehrlich, wenn der erste Hype vorbei ist, mit wem vermarkten sie denn die Bücher auf Messen? Stellen die dann einen Computer/Roboter da hin, der Interviews gibt? Auch das mag vielleicht 1-2 Messen lang gehen, danach verlieren die Leser daran das Interesse und die Verlage, die noch auf Fleisch und Herzblut setzen bekommen wieder Oberwasser. Denn ich glaube, die menschliche Angst, von Maschienen generell ersetzt zu werden, spielt da auch eine sehr große Rolle mit.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: FeeamPC am 28. Januar 2020, 10:54:09
Solange es Menschen gibt, werden Geschichten erzählt und wird es Autoren dieser Geschichten geben. Die viel interessantere Frage ist es, ob die Menschheit es schafft, sich nicht selbst zu vernichten. Dann, aber auch erst dann, wäre der Beruf des Autors ausgestorben.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Valkyrie Tina am 28. Januar 2020, 12:44:09
Zitat von: Tintenteufel am 28. Januar 2020, 06:42:56
Gab's Verzweiflung nach Neujahr irgendwo im Sonderangebot? Geez.

;D

Zitat von: Tintenteufel am 28. Januar 2020, 06:42:56
Deine Frage geht von so  vielen unwahrscheinlichen und nicht zu beantwortenden Voraussetzungen aus, dass man die weder positiv noch negativ beantworten kann.
Möglich, dass KI irgendwann mal etwas wirklich neuartiges auf die Reihe kriegt. Möglich, dass es wie mit Bitcoins und der Dotcom-Blase läuft und in fünf Jahren keine Sau mehr was von KI wissen will, weil's nicht halb so gut funktioniert wie der ganze Hype vermuten lassen würde.

Schließe mich Tintenteufel an: die heutige Ki ist kaum in der Lage, gerade Sätze zu schreiben. Komplexe Handlungsketten und tiefe Charaktere? Das dauert noch. Da ist es wahrscheinlicher, dass vorher die globale Ökonomie wegen Klimawandels zusammenbricht und/oder wir wieder im Faschismus versinken.

...Was? ich hab nen Sechserpack gekauft!  ;D
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Luna am 28. Januar 2020, 13:11:56
Ich habe jetzt nicht alles gelesen, kann aber folgendes sagen: Auch wenn man neuronale Netze gut trainiert und die Sätze die diese trainierten Algorithmen schreiben im besten Fall grammatikalisch korrekt sind, so können diese nicht den Sinn hinter den Wörtern verstehen, geschweigedenn einen Roman schreiben der einen großen durchgängigen Handlungsstrang hat. Vor der KI muss man sich daher nicht fürchten.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Sturmloewin am 28. Januar 2020, 16:27:12
Tatsächlich muss ich bei diesem Thread ein wenig schmunzeln. Denn dabei muss ich an zwei Sachen denken: Erstens an das Buch Quality Land von Marc-Uwe Kling und die darin vorkommende Autorin in Form einer künstlichen Intelligenz Kalliope 7.3 - eine sogenannte E-Poetin, eine schreibende Androidin, die jedoch verschrottet werden soll, weil sie eine Schreibblockade hat. In diesem Buch wird ganz überspitzt dargestellt, dass viele menschliche Berufe in der Zukunft Schwierigkeiten haben, sich zu halten, da die menschlichen Arbeiter durch Maschinen ersetzt werden. Und ja, darunter fallen auch so kreative Berufe wie "Autor".
Das klingt im ersten Moment total abwegig, ist es aber nur bedingt.

Tatsächlich gibt es bereits viele Ansätze von künstlichen Intelligenzen auf dem Literaturmarkt. Eine künstliche Intelligenz hat nach dem Einspeisen sämtlicher Harry Potter Bände ein komplett neues Harry Potter-Kapitel geschrieben. Es gibt Algorithmen, die Gedichte, Geschichten und ganze Bücher schreiben. Die Journalistin und Schriftstellerin Kathrin Passig hat beispielsweise auf Twitter einen Bot programmiert, der aus eingespeisten Rohdaten jeden Tag ein Gedicht im Stil von Eugen Gromringers Gedicht "Avenidas" errechnet und veröffentlicht (Wen es interessiert, es nennt sich "Gromringador")
Und wie eben schon gesagt gibt es tatsächlich auch ganze Bücher, die durch Algorithmen geschrieben werden.
Heißt das, dass der Beruf des Schriftstellers ausstirbt? Ich denke nicht.

Zitat von: Valkyrie TinaSchließe mich Tintenteufel an: die heutige Ki ist kaum in der Lage, gerade Sätze zu schreiben. Komplexe Handlungsketten und tiefe Charaktere?

Künstliche Intelligenzen schreiben nicht einfach so Bücher oder erfinden interessante Geschichten. Algorithmen müssen programmiert werden, um zum gewünschten Ergebnis zu führen. Menschen müssen die Programme mit Rohdaten/Datensätzen speisen, Programmierungen vornehmen und schließlich auch die richtigen Ergebnisse auswählen. Das wird im Bewerben der entstehenden Werke oft unterschlagen.

ZitatEs wirkt eben gleich viel weniger exotisch, wenn man nicht sagt ,hier erzählt ein Computer', sondern ,hier hat ein Computer viele Variationen von Textbausteinen ausgespuckt und ein Mensch hat sie auf eine ansprechende Art zusammengesetzt.

So formuliert es eben bereits genannte Kathrin Passig. (wer sich diesbezüglich mehr einlesen will, dem empfehle ich (wenn auch mit Einschränkungen) das Buch "Vielleicht ist das neu und erfreulich" von ihr)

Technik funktioniert nicht völlig unabhängig von Menschen. Ich glaube, man muss aufhören, sich vor der Technik in diesem Sinne zu fürchten, da kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen. Stattdessen denke ich, dass man tatsächlich sogar ganz gut von solchen neuen Techniken profitieren kann.
Es gibt verschiedene Versuche, bei denen gezeigt werden konnte, dass zufällig von Computern generierte Vorschläge Künstlern das Arbeiten an diversen Kunstgegenständen (also eben auch Literatur) erleichtern.

Ich finde die Ansätze von berechneten Geschichten tatsächlich super interessant und oft amüsant, fühle mich aber dadurch nicht bedroht und ich glaube, das sollte man auch nicht.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Zit am 28. Januar 2020, 17:03:27
Mensch, seid ihr heute alle mal wieder freundlich. ;D

ZitatBeobachtet man die Entwicklung am KI (künstliche Intelligenz) Markt ist ein Trend zur Supermacht KI zu erkennen.

Was ist der KI-Markt? Kannst du Beispiele dafür geben, dass du einen Trend erkennst? (Ehrlich gemeint, weil ich nichts davon gehört habe.)

Die Sache mit der künstlichen Intelligenz ist momentan noch, dass sie immer nur für sehr spezielle Anwendungsgebiete trainiert und benutzt wird. Versuch mal mit AlphaStar Go zu spielen – wird nicht klappen. (Und das ist sicherlich auch beim Menschen so. 1a Dame-Spieler sind nicht unbedingt sofort 1a-Schachspieler, wenn sie das erste Mal mit Schach konfrontiert werden.)

Insofern von Supermacht zu sprechen halte ich für seeehr verfrüht. Auch die, sicherlich bewusst übertriebene, "Angst" vor KI, die in deiner Eröffnung mitschwingt, halte ich für verfrüht. Angst vor KI sollten wir erst bekommen, wenn unterschiedliche KI kombiniert werden. Also so ein KI-Cluster, das nicht nur einzelne KI-Teilgebiete gleichzeitig und unabhängig voneinander nutzen kann sondern vor allem in der Lage ist, zur Problemlösung verschiedene Teilgebiete auf dasselbe Problem anzuwenden und die daraus resultierenden Ergebnisse/ Prozesse zu kombinieren. Dann können wir Angst bekommen.

ZitatWo sind wir in den nächsten 20 Jahren wenn sich die KI unweigerlich mit Riesenschritten weiterentwickelt?

Ich denke nicht, dass man die KI-Entwicklung mit einer Bauteil-Entwicklung vergleichen kann (Moore's Law und so), eben weil KI nicht nur abhängig von materiellen Bauteilen ist. Ich stecke nicht drin, aber ich denke auch, dass Programmiersprachen ihre Grenzen haben, dass für komplexe KI-Cluster auch komplexe Algorithmen notwenidg sind, die erst erdacht werden müssen.

Zitat(...) und in sich logisch da die KI Zugriff auf alle Bücher der Welt haben wird und somit weiß was gut und schlecht ist.

Was ist gut, was ist schlecht sind philosophische Fragen, die sich auch nur mit dazugelieferten Sets an Ausgangsbedingungen beantworten lassen. Das ist das eine.

Das andere ist: Ja, gerade Genre-Literatur ist eben genau das, was sich durch "automatische Prozesse" erschaffen lässt, weil es so schematisch ist. Dass viele im Thread so unterschwellig Groschenromane bashen als wäre nur die schematisch und dadurch ersetzbar, finde ich bestenfalls amüsant. Je nach Datengrundlage bin ich mir schon sicher, dass Programme in der Lage sind, Romane zu schreiben. Gibt ja jetzt schon unzählige Generatoren, die baukastenartig Plots zusammenstückeln. (Wofür es noch nichtmal Intelligenz und Lernen benötigt sondern nur einen großen Datensatz, aus dem es sich "zufallsartig" bedienen kann.) Nur denke ich nicht, dass sie das jetzt schon können oder in den nächsten zwanzig Jahren. Wir wissen nicht, was durch Klimawandel und andere akute Probleme noch auf uns zukommt. Ich glaube, in 20 Jahren haben wir andere Probleme als KI-Romane. Die Entwicklung von KI-Systemen wird sich eher weltlicheren und überlebenswichtigeren Dingen zuwenden als Unterhaltungsmedien.

ZitatKIs von heute sind nur Programme, von Menschenhand programmiert. Sie haben Grenzen und können sich nicht selbstständig weiter entwickeln.

Nope. Neuronale Netzwerke können selbst Code schreiben und sich entwickeln. Man kann sogar neurale Netzewerke einsetzen, um andere Netzwerke zu trainieren: https://cloud.google.com/automl/

ZitatGeschichten würden folglich auch immer generisch und nach einem bestimmten Muster ablaufen, weil diesen KI das Verständnis komplexer Denkleistung und emotionaler Zustände fehlt.

Ich halte es grundsätzlich für fraglich, ob man auch als Mensch "Emotionen" verstehen muss.
Klar, Literatur als solches ist immer sehr menschbezogen und sehr auf Emotionen oder gerade ihr Fehlen fokussiert. Um soetwas aber zu erschaffen, glaube ich, ist es nicht unbedingt notwendig Emotionen selbst zu verstehen. Gerade bei Genre-Literatur muss man nur aufmerksam genug sein, um Genrekonventionen und -erwartungen aus einer Datengrundlage filtern zu können, um sie dann anzuwenden. Alles, was man braucht, ist Erfahrung und kombinatorische Kreativität –– und das sind Dinge, die auch man auch in Computercode fassen kann.

ZitatWürden wir in einem Star Trek Universum leben, dann ja, könnte ich mir vorstellen, dass es gelingt einen denkenden und fühlenden Computer zu erschaffen, der dann aber mit Sicherheit von uns verlangen würde als Person wahrgenommen zu werden.

Au contraire. Gerade die alten Star-Trek-Folgen mit Kirk & Co beweisen immer wieder, dass Computer/ Künstliche Intelligenz den Menschen unterlegen ist und bleiben wird. Die Folgen und Kirks Resumees sind immer so geschrieben, dass eine (komplexe) KI niemals das technische Äquivalent zu einem fleischlichen Menschen sein kann. Ja, es gibt sogar eine Folge, die es in Frage stellt, ob man Menschlichkeit ohne Fleisch möglich und erstrebenswert ist (s. S2E20 Return To Tomorrow / Geist sucht Körper).

Es gab auch einen Computer ...
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


(Und jetzt habe ich solange hier dran geschrieben, dass ich andere Gedanken völlig vergessen habe. Haha.
Hm, vielleicht fällt es mir später wieder ein.)
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Hochkogler am 28. Januar 2020, 17:18:34
Wow, ich bin ja wirklich erstaunt welche Gesprächskultur hier im Forum herrscht nur weil jemand eine Frage stellt deren Meinung man nicht teilt :)

Jedenfalls wollte ich hauptsächlich auf die technologische Singularität hinaus, also den Zeitpunkt an dem sich eine KI selbst verbessern kann. Manche prognostizieren den Zeitpunkt ihrer Entstehung bereits in die späten 2020er.

Beobachtet man z.b. Google DeepMind mit seinen Abzweigprogrammen wie Alphago das bereits Weltmeister zur Aufgabe ihres Feldes gezwungen hat kann man durchaus davon sprechen dass KI ernstgenommen werden kann.

Wie dem auch sei ist es echt mühsam in diesem Forum eine halbwegs vernünftige Diskussion anzustoßen die ein sinnvolles Für- und Wider von Meinungen anregt, dass war auch schon damals der Grund warum ich so frustriert und inaktiv wurde, auch beim zweiten Anlauf hat sich an der Holzhammermethode mancher Zeitgenossen nichts geändert und ich würde darum bitten mich einfach zu löschen, wünsche allen die den Sinn eines Forums verstehen und ein Mindestmaß an Respekt für ihre Mitmenschen aufbringen alles gute und Ciao  :pfanne:  :winke:

Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Sascha am 28. Januar 2020, 17:44:43
Wow ... Tintenteufel hat etwas schnodderig eröffnet, aber ansonsten sind doch alle recht sachlich geblieben.
:hmmm:
Muß ich das jetzt verstehen?
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: FeeamPC am 28. Januar 2020, 18:56:50
Sorry, @Protoxin  - du wolltest doch unsere Meinung zu deiner Frage lesen. Dass Meinungen nicht notwendigerweise übereinstimmen, und dass die nicht übereinstimmenden Meinungen auch gerne mal etwas emotional vorgetragen werden (ist normales menschliches Verhalten) würde ich nicht gerade als unsachliche Diskussion sehen. Ich fand die diversen Informationen, die hier eingebracht wurden, im Gegenteil durchaus brauchbar und freundlich vorgetragen. Und der Denkanstoß, den du mit deiner Frage ursprünglich gegeben hast, war damit auch sehr fruchtbar.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Zit am 28. Januar 2020, 20:57:46
Schade, ich hatte die Frage durchaus ernst genommen. Wobei man natürlich auch sagen muss: Mit einem polemischen Aufreißer starten und sich dann wundern, dass Leute nicht todernst antworten, ist auch eigen. Da musst du dich dann auch selbst an die Nase fassen, @Protoxin.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Churke am 28. Januar 2020, 21:45:04
Zitat von: Protoxin am 28. Januar 2020, 17:18:34
Jedenfalls wollte ich hauptsächlich auf die technologische Singularität hinaus, also den Zeitpunkt an dem sich eine KI selbst verbessern kann. Manche prognostizieren den Zeitpunkt ihrer Entstehung bereits in die späten 2020er.

Dem Thread-Titel war so nicht zu entnehmen.  :hmmm:

Davon abgesehen sind herkömmliche Deep-Learning-Algorithmen nur eine Simulation von Intelligenz. Die KI hat keine Vorstellung von ihrer Umwelt oder der Bedeutung ihrer Daten. Sie ist sie technisch gesehen dumm wie Brot. Man kann nicht mal sagen, dass sie nur tut, wofür sie programmiert wurde, weil der Programmierer ihrer Entscheidung nicht vorhersagen kann.
So lange sich Schreibratgeber damit befassen, wie man richtig abschreibt, gibt es ich sicherlich auch einen Markt für Schreib-Bots.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Amber am 24. Februar 2023, 11:45:23
Habt ihr das schon mitbekommen? Ich hoffe echt, dass Amazon da reagiert ...

https://www.reuters.com/technology/chatgpt-launches-boom-ai-written-e-books-amazon-2023-02-21/
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Arcor am 24. Februar 2023, 12:27:57
Ich glaube, das ist erst der Beginn einer entsetzlichen Welle, die da auf uns zukommen wird. Was die Zeichnenden und Malenden schon getroffen hat, kommt jetzt auch bei uns Schreibenden an.

An sich soll jede*r AI-Tools nutzen, wie er*sie möchte. Es müsste nur immer klar sein, dass sie genutzt wurden. Also alle AI-Texte als solche deklariert sein, alle AI-Bilder gekennzeichnet. Keine Ahnung, ob das technisch über im Dateicode eingefügte, möglichst unveränderbare oder nur mit sehr viel Aufwand veränderbare Wasserzeichen möglich ist. Aber was nicht sein darf, ist, dass AI-Bilder Wettbewerbe gewinnen und AI-Kurzgeschichten zu Ausschreibungen massenhaft eingesandt werden und damit Künstler*innen, die viel Zeit und Mühe und Fleiß da reinstecken, rausgedrängt werden von Leuten, die jeglichen Einsatz scheuen und nur mit "absahnen" wollen.

(Wobei die ganzen Urheberrechtsverletzungen durch AI natürlich nochmal ein anderes Riesenproblem dastellen.)

Überhaupt erschließt sich mir nicht, warum AI aktuell vermehrt dazu eingesetzt wird, künstlerische Arbeiten zu ersetzen statt irgendwelchen Mumpitz, den wirklich niemand braucht und den niemand gern verrichtet.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Marta am 24. Februar 2023, 16:27:29
Ich habe genau so viel Angst vor AI-Büchern wie (fast) alle anderen, aber ich stimme @Maja s drei Jahre altem Beitrag vom Anfang zu. Im Grunde macht es keinen Unterschied. Wir werden weiter schreiben. Ob ich es weiter als Job betreiben kann, weiß ich nicht, aber ich werde schreiben, und ich werde weiterhin die paar Leute finden, die genau mein Zeugs lesen wollen.

Ich denke, durch die Flut an AI-Titeln wird es erst mal schwerer für Neuautoren, gesehen zu werden, klar. Aber das ist die aktuell größte Gefahr, und die Chancen waren ohnehin nie besonders gut. Was in ein paar Jahren ist, weiß ich nicht, dafür kenne ich mich zu schlecht aus. Vielleicht werden AI so gut schreiben wie menschliche Autor*innen. Vielleicht nicht. Vielleicht wird eine AI A Song of Ice and Fire zu einem würdigen Ende bringen, DAS wäre doch nett.

Hier noch ein etwas hoffnungsvollerer Artikel: https://www.thecreativepenn.com/2023/02/24/the-tsunami-of-crap-misinformation-and-responsible-use-of-ai-with-tim-boucher/
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Alana am 24. Februar 2023, 16:49:28
Ich denke, was auf jeden Fall als nächstes kommen muss, ist die Frage des Urheberrechts und dann werden sich auch Preisgestaltung der AIs etc. ändern, so dass es für Autor*innen oder wen auch immer vielleicht gar nicht mehr so eine tolle Gelegenheit ist, Bücher mit AI zu schreiben. Diese kostenlose Goldgräberei wird meiner Meinung nach nicht lange anhalten, denn warum sollten AI-Besitzer erlauben, dass man ihre Ressourcen nutzt und damit Geld verdient, ohne dafür etwas zu bezahlen?

Ich mache mir da jetzt keinen Kopf, sondern warte erstmal ab, ändern kann ich es nicht. Es ist ja jetzt schon so, dass man eigentlich nur noch über die Vermarktung als Person Chancen hat und ich denke, das wird sich durch AI nicht ändern. Könnte sogar sein, dass man als echter Mensch dann wieder mehr Chancen hat. Wohin das alles führt, wird man sehen müssen. Ganz hart gesagt, ist es vielleicht nur fair, wenn es langsam auch den kreativen Berufen an den Kragen geht? Im Handwerk etc. ist das schon seit Jahrhunderten so und Fotografen und Grafiker erleben es auch schon lange, dass jede*r diese Dinge mit genial guter Technik inzwischen selbst erledigt, warum sollten wir davor gefeit sein? Gefällt mir das? Nein. Habe ich Angst um meinen Verdienst: Hell, yes. Aber diese Art von Fortschritt, die alte Jobs gekostet hat, gab es schon immer und es hat noch nie etwas gebracht, sich dagegen zu stellen. In unserem Fall sehe ich das aber gar nicht so schwarz, ich denke, es wird über Marketing immer Möglichkeiten geben und es gibt sicher auch nicht wenige Leser, die lieber von Menschen geschriebene Bücher lesen. Vielleicht führt das ganze ja auch dazu, dass der Buchmarkt wieder breiter wird und die Qualität wieder besser, weil die austauschbaren Werke (no shame, ich lese die auch!) von AIs geschrieben werden, während die wirklich kreativen, hochwertigen Sachen von Menschen kommen? Ich denke, was wir tun können, ist, einfach die Augen aufzuhalten, Entwicklungen nicht zu verpassen und Chancen zu ergreifen, wenn sich welche bieten.

Edit: Vielleicht gibt es ja auch irgendwann eine AI, die ich auf meinen Schreibstil trainieren kann, so dass sie die Schreibarbeit für mich erledigt, dann könnte ich endlich mal alle Buchideen umsetzen. Und es wäre dennoch mein Buch, Handlung, Figuren etc. alles meins, Schreibstil auch meiner und Überarbeitung auch durch mich. Natürlich würde ich das nicht immer wollen, aber als Unterstützung vielleicht? Wer weiß.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 24. Februar 2023, 19:03:37
Ich sehe es weitgehend wie @Alana. Die Entwicklung ist da, sie kann ohnehin nicht rückgängig gemacht werden.  Viele KIs sind ja schon im Einsatz und machen die Arbeit besser als Menschen (z. B. in der medizinischen Diagonistik oder im Design spezieller Produkte). Sie sind eine große Hilfe und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. KI wird auch immer besser werden, was das Schreiben von Texten betrifft. Und auf jeden Fall wäre es jetzt schon möglich, einen Roman z. B. von Chat GPT schreiben zu lassen (auch wenn es mir gesagt hat, dass sie keine Sexszenen schreibt. ;D Könnte es aber natürlich auch.) Mensch müsste nur sehr viele Vorgaben machen und ggf. Änderungen vornehmen. Und wäre natürlich auf jeden Fall schneller fertig.
Praktisch wäre schon, wenn Texte, die nur von KI geschrieben wurden, gekennzeichnet sind. Aber das stelle ich mir schwierig vor, da es sicher viele Grenzfälle gibt.

Kreativ ist die KI aber nicht (sie ließe sich aber vermutlich auch trainieren, Prozesse zu durchlaufen, die bei kreativer Arbeit passieren), sie greift nur auf sehr viele Informationen zurück und entscheidet nach Statistik, was am wahrscheinlichsten ist. Sie "versteht" daher auch die Texte, die sie ausgibt, nicht selbst, obwohl es so scheint. Ich habe einen Workshop dazu belegt und dadurch besser verstanden, wie sie funktioniert.
Beispiel: Ich definiere ein Romansetting z. B. als "Fantasy, 16th century Japan". In ihren "Ideen" hat die KI mir öfter buddhistische Mönche eingebaut, die ich mit keinem Wort erwähnt hatte. Denn das Vorkommen buddhistischer Mönche ist in diesem Setting statistisch wahrscheinlich.

Übrigens (auch Wissen aus dem Workshop): Chat GPT ,,lernt" aktuell wohl nicht aus den Texten, die wir eingeben. (Was auch logisch ist, da sie ja Menschen helfen soll, und, naja, ich würde mich nicht drauf verlassen, dass alle nur nette, nützliche Dinge eingeben.)

Ich benutze sie momentan manchmal zum Brainstorming. Da hilft sie mir weiter, weil ich oft festhänge und nicht genau weiß, wie es im Detail weitergehen soll. Mir dafür ein paar Ideen liefern zu lassen, ist sehr praktisch. Und es ist nicht so, dass mir die KI meine Romane "diktiert", wie es mir schon vorgeworfen wurde ...  ::)  Es ist eher so, als würde ich viele Menschen darum bitten, mit mir Brainstorming zu machen, und schneller Ideen bekommen. Die Ideen sind ja schon vorher da, sie gehören zum Textfundus, mit dem die KI trainiert wurde, sie werden mir halt quasi von der KI zusammengestellt. Und natürlich musst du als Autor*in in der Lage sein, zu beurteilen, was sie ausspuckt. Ergibt es Sinn? Ist es korrekt? (z. B. im wissenschaftlichen Kontext)

Ich finde es eine super Unterstützung.
Spaß beim Schreiben hat die KI nicht, aber wir Autor*innen, daher werden wir ohnehin weiter damit machen.

Wird das den Buchmarkt ändern? Garantiert. Wir werden aber einen Weg finden, damit umzugehen, wie es bei technischen Revolutionen immer ist.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Maubel am 24. Februar 2023, 23:55:35
Ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an. Es passiert und wir werden sehen müssen, wie wir damit umgehen und was für neue Wege sich daraus erschließen. Wir werden sicherlich nicht aufhören zu schreiben und ich kann mir schon vorstellen, dass es einen Leserstamm gibt, der es schätzt menschliche Kunst zu konsumieren (und ja, viele, die sich einfach selbst schreiben lassen, was sie wollen - warum Geld ausgeben, wenn man's auch selbst eingeben kann).

Meine Vermutung ist, dass es immer wichtiger wird, eine persönliche Beziehung zu seinen Fans aufzubauen. Also Social Media Marketing, Newsletter etc.. Der Autor wird noch mehr hinter seinem Buch rauskommen müssen, denn die Leute wollen eben mit dem Menschen dahinter interagieren, nicht nur mit dem Buch. Klar wird's auch KI-Autor*innen geben, die sich gut als Influencer machen, aber ich denke trotzdem, dass der Schlüssel zum Erfolg, diese persönlichen Beziehungen sind. Alles andere können wir eh nicht beeinflussen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Schneerabe am 25. Februar 2023, 00:04:30
Ich kann mich @Alana und @Coppelia sinngemäß anschließen, was den Teil betrifft, der uns Autoren betrifft.

In der Hoffnung, dass das noch ins Thema passt aber:
Bin ich der einzige, der es gesellschaftlich sehr gruselig findet, wenn Menschen vermehrt "generierte" Geschichten lesen, die von Maschinen statt Menschen kommen?

Ich habe da als Ex-Kulturwissenschaftler einen etwas eigenen Zugriff drauf... Im Grunde ist es ja schon fragwürdig genug, dass Kunst - oder weniger elitär gesagt der kreative Ausdruck von Menschen - durch einen Kommerz-optimierten Markt kommerzialisiert und darauf getrimmt wurde, dem Leser nur zu sagen, was er hören will und was ihm Freude macht und dazu bringt, möglichst viele Produkte (Bücher) zu kaufen, anstatt das Medium Buch für authentische Kommunikation zu nutzen, die den Menschen auch mal sagt, was vielleicht gesagt werden muss, aber nicht gehört werden will oder die Leser herauszufordern etc. Dass das durch den Fokus der Konzerne Geld zu scheffeln nie Priorität war, ist ja das eine. Aber wenigstens kam die Geschichte von einem Menschen und spiegelte irgendwo menschliche Lebenswirklichkeit wieder.

Aber wenn man dann nur noch eine Maschine bittet, den verkäuflichsten, genregerechtesten Text auszuspucken, der dann ein Amalgam aus x tausend vorherigen Texten ist, statistisch berechnet...

Ich weiß nicht, ich finde den Gedanken gruselig, deprimierend und ein wenig entmenschlichend? Wenn das eines Tages der Standard an Büchern ist, die man liest... Ein mathematisch generierter Verschnitt aus Dingen, die vor langer Zeit mal kreative Eigenleistung von Menschen in einer bestimmten Zeit und ggf. für einen bestimmten Zweck waren.

Außerdem: Warum haben es die Informatiker in Jahrzehnten nicht geschafft, mir eine funktionierende Autokorrektur zu geben, die Kommas setzen kann, aber kreative Bücher KI die eine neue Branche kaputthaut - das geht? Menschen faszinieren mich.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Alana am 25. Februar 2023, 00:18:54
@Schneerabe  :wache!:
 Bitte verwende hier im Forum keine negativen Verallgemeinerungen wie in deinem letzten Satz.

Und zum Thema: Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass alles, was ein Publikum findet, irgendwie Berechtigung hat, solange es nicht dazu führt, dass andere verletzt oder die Demokratie untergraben wird etc. Es ist ja jetzt schon so, dass viele Geschichten sehr generisch sind, weil das einfach sehr entspannend ist und Lesende wissen, was sie bekommen und einfach nur genießen können. Daran finde ich grundsätzlich nichts falsch. Ich finde sogar eher den Gedanken, dass Kunst immer einen moralischen oder sonstwie von einer Gruppe von Menschen als wertvoll bewerteten Dialog auslösen muss, problematisch. Kunst entsteht durch Schöpfer und Konsument und es wundert mich immer etwas, dass man Unterhaltungskunst so wenig wertschätzt, obwohl so viele Menschen sie sowohl als Schöpfer als auch als Konsument lieben. Warum schwingen sich ein paar Leute zum Richter darüber auf, was wertvolle Kunst ist? Und mit welchem Recht?

Ich mag Romane, die einen Dialog erzeugen, ich schreibe gern mit viel Tiefgang und auch über wichtige Themen, und lese sowas gern und oft. Aber ich schätze auch Bücher, die ich einfach genussvoll weghören kann. Es ist glaube ich eine ziemliche Fehlannahme, dass es wenig Schnittmenge zwischen diesen Zielgruppen gibt.

Ich kann verstehen, dass von AI erschaffene Kunst dich gruselt. Aber das sollte kein Vehikel sein, um die Lesevorlieben anderer zu shamen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Schneerabe am 25. Februar 2023, 01:19:27
@Alana Ich fände es persönlich bedenklich, wenn Menschen nur noch generierte Texte lesen. Von mir aus muss sich dafür keiner schämen, für mich besteht kein zwingender Zusammenhang zwischen "Leute sollten sich schämen" und "ich finde es bedenklich", offengesagt. Ich frage mich nur, was die Auswirkungen gesamtgesellschaftlich und individuell wären. Die Implikationen insgesamt. Einer Gesellschaft, die auf diese Weise mit AI interagiert. Die sich dazu entschlossen hat Kunst (es sind ja nicht nur Bücher) mehr und mehr an eine Künstliche Intelligenz auszulagern. Kunst, die eigentlich immer eine sehr eigene und spezielle Form zwischenmenschlicher Interaktion und Kommunikation war, egal ob man es nun U oder E Literatur (oder was immer das Äquivalent in anderen Kunstsektoren ist) nennt.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Alana am 25. Februar 2023, 01:56:43
Ich habe vermutlich nicht genug Wissen, um diese Fragen fachkundig zu beantworten, aber ich würde erstmal infrage stellen, dass die Gesellschaft als solche sich dazu entschließt, das zu tun. Es ist im Moment eine faszinierende Spielart, aber wohin das führt und ob das wirklich zu so extremen Umwälzungen führt, muss sich ja erst noch zeigen. Ich halte einfach nicht viel davon, bei jeder Disruption sofort vom worst case auszugehen, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass dieser äußerst selten eintritt, sondern häufig viel Gutes entsteht, das die Menschheit insgesamt weiterbringt. Damit will ich nicht wegreden, dass es auch viele negative Folgen haben könnte bzw. es diese ebenso in der Vergangenheit gegeben hat, und es richtig und wichtig ist, wach zu bleiben, Dinge zu überprüfen und gegebenenfalls zu regulieren. Aber ich habe mittlerweile auch einfach genügend Vertrauen in die Menschheit, um erstmal abzuwarten. Beispiel Gentechnik: Anfang der 90er hat man darin so viel schreckliches Potential gesehen, dass man am liebsten alles verboten hätte. Heute kann man mit CRISPR und ein paar Injektionen bereits Sichelzellanämie heilen, die sonst oft ein Leben voller Schmerzen und nicht selten einen vorzeitigen Tod für die betroffenen Menschen bedeutet. Die extrem negativen Befürchtungen sind dagegen bisher nicht eingetreten. Habe ich trotzdem Angst davor, was mit Gentechnik möglicherweise angestellt werden kann? Oh ja. Aber ich habe einfach im Moment das Vertrauen, dass wir im Großen und Ganzen die Skills haben, als Gesellschaft vernünftig damit umzugehen. Und so ähnlich sehe ich das bei AI auch. Klar macht es erstmal Angst, aber ich glaube nicht, dass die Gesellschaft jetzt den Bach runter geht, weil generische Romane von AI produziert werden. Ich sehe, dass heute teilweise viel mehr über Bücher geredet wird als früher, die zwischenmenschliche Kommunikation ist also da, über das Werk und mit dem Werk, und sie wird auch bei AI generierter Kunst da sein. Nur eben anders als früher und nicht mehr so elitär, was auch wiederum etwas Gutes ist.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 25. Februar 2023, 07:32:52
Ich glaube nicht, dass von einer AI generierte Werke jemals so gut werden können, wie ein Buch, das von einem Menschen geschrieben wird. Es sei denn eine AI ist in der Lage eine Seele zu entwickeln. Bücher beinhalten immer ein Stück der Seele eines Autors. Wir können das nicht verhindern, wenn wir schreiben. Wir erschaffen aus Anteilen unserer Seele Figuren, selbst dann, wenn wir Inspiration von anderswo haben. Aber indem wir schreiben, erschaffen wir in der Welt der Ideen neue Seelen, die rein theoretisch sich irgendwo im Universum als neue Realitäten manifestieren können. Als Leser:in spürt man das, man spürt das Leben in Büchern, die von Autor:innen geschrieben wurden. Umso generischer ein Text ist, desto mehr fehlt ihm die Seele. Bei Menschen, wenn sie versuchen nach Schema F zu schreiben, bleibt trotzdem noch ein Rest Seele erhalten. Eine Maschine hat diese Seele einfach nicht.

Ich empfinde hinsichtlich KI und AI irgendwie keine Angst. Vielleicht weil ich es nicht mehr erleben werde, dass eine KI/AI eine Seele entwickelt. Denn grundsätzlich für möglich halte ich es durchaus. Es gibt da sogar eine Serie, Finding Soul, die ich sehr spannend fand, auch wenn sie gleichermaßen sehr traurig ist. In dieser Serie gibt es einen Androiden/humanoiden Roboter, der aussieht wie ein Mensch und fühlen, denken und sogar wie ein Mensch weinen kann und eine Seele hat, wie auch immer das funktioniert hat. Aber ich glaube nicht, dass wir das noch erleben. Wenn wir es erleben, dann werden diese Wesen darum kämpfen, als Person anerkannt zu werden und nicht mehr für unsere Zwecke ausgebeutet. Doch das, das ist etwas, das sehr sehr weit in der Zukunft liegen dürfte. Was KI macht, macht mir weniger Sorgen, als das, wie der Mensch mit dem umgeht, was er erschafft.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Marrin am 25. Februar 2023, 08:09:11
Ich stimme @Alana und @Coppelia zu.

Wenn man mal ausprobiert, was ChatGPT zurzeit an längeren Geschichten so zustande bringt, ist das zwar bisweilen kurios und kurzweilig, aber nicht mit dem zu vergleichen, was sich die meisten Menschen von einem durchdachten Roman erwarten.

Ich glaube, KI wird in nicht allzu ferner Zukunft Geschichten schreiben können, die auch ihre Fans finden, lassen sich doch Aufbau, formale Elemente, Genre-Elemente etc. auf Formeln und Grundgerüste herunterbrechen. Man muss sich nur mal den Standard-Hollywood-Blockbuster anschauen, der Gewohntes auf gleiche Weise immer wieder aufbereitet. Und die Leute schauen sich das immer wieder an, weil es für sie funktioniert. (Klar, hier kommt natürlich noch das Visuelle dazu mit Effekten, etc.)
Genauso gut kann es sein, dass es zukünftig mehr KI-generierter Bücher auf den bekannten Plattformen oder sogar im Print geben wird. Aber ich glaube, dass dieser menschliche Funke, der uns Autor*innen nachts um drei Uhr doch nochmal hinsetzen lässt und in uns DIE IDEE entzündet, die aus einer Aneinanderreihung von Wörtern einen besonderen Roman macht - der ist für KIs nicht reproduzierbar. KI ist nach wie vor abhängig von der Basis der ihr gefütterten Inhalte, die sie nach festen Regeln kombiniert, um etwas "Neues" (Altes?) zu kreieren. Sie kann von dem lernen, was wir tun, aber Dinge auszuprobieren, Brüche bewusst einzusetzen, Stilmittel auf den Kopf zu stellen, das bleibt weiter uns vorbehalten.


Zitat von: Arcor am 24. Februar 2023, 12:27:57Aber was nicht sein darf, ist, dass AI-Bilder Wettbewerbe gewinnen und AI-Kurzgeschichten zu Ausschreibungen massenhaft eingesandt werden und damit Künstler*innen, die viel Zeit und Mühe und Fleiß da reinstecken, rausgedrängt werden von Leuten, die jeglichen Einsatz scheuen und nur mit "absahnen" wollen.
Ob KIs überhaupt Chancen bei Wettbewerben etc. haben? Bei Lyrik kann ich mir das vorstellen, auch vielleicht bei Kurzgeschichten. Je länger der Text, desto schwieriger fällt es mir, in KI-Texten, Entwicklungen von Charakteren, Spannung, Plot etc. zu erkennen.
Aber hier haben wir ja immer noch die Jurys, die vielleicht mehr Geschmack an den Texten findet, die von Menschen verfasst werden und den "menschlichen Funken" haben.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 25. Februar 2023, 08:55:13
Einen Kunstwettbewerb hat eine KI schon gewonnen. Und ich finde das Bild auch wirklich toll und finde nicht, dass es keine Seele hat. Link (https://www.basicthinking.de/blog/2022/09/05/ki-gewinnt-kunstwettbewerb/) Gerade bei bildender Kunst ist natürlich das Urheberrecht ein Problem, das klammere ich jetzt mal bewusst aus.
Ich habe keine Zweifel, dass sie in nicht allzu langer Zeit auch richtig gute Texte schreiben wird, ggf. sogar besser als Menschen. Auch Stilbrüche usw. könnte sie problemlos einbauen – man müsste ihr allerdings sagen, dass sie das machen soll. Ansätze davon gibt es schon jetzt - probiert es einfach mal aus! (Ich hatte ihr z. B. die Aufgabe gegeben, Slogans mit bestimmten Wortspielen für ein Angebot von meiner Uni zu kreieren. Konnte sie.) Auch mit Fans Kontakt halten könnte die KI jetzt schon. Aber ich denke, dass die meisten Menschen lieber mit einem Menschen sprechen als mit einer KI, und das ist sicher der wichtigste Punkt, wie hier auch alle anderen sagen. Außerdem macht eine KI ja nichts von sich aus, sie muss von Menschen bedient werden, und das Ergebnis muss von Menschen bewertet und weiter benutzt oder verworfen werden.
Du könntest sie als Autor*in auch als Unterstützung nehmen, um Newsletter oder Social Media Posts zu formulieren. Allerdings ist zur kommerziellen Nutzung wohl eine bestimmte Lizenz erforderlich. Und in Zukunft, das habe ich aus dem Workshop, soll Chat GPT angeblich im Microsoft Office-Paket integriert sein und nicht mehr frei zugänglich. Die Angabe ist ohne Garantie.

Gruselig finde ich das überhaupt nicht. Die KI wurde von Menschen geschaffen und programmiert. Jetzt funktioniert sie so, wie es ursprünglich auch geplant war, und macht das, was sie soll. Falls sich das ändert, wäre es eher gruselig, finde ich. ;D Menschen müssen selbst entscheiden, wie sie damit umgehen.

Zum Thema korrekte Kommasetzung: Chat GPT beherrscht tatsächlich auch das. Dazu hatte ich im Workhop extra nachgefragt. Es versteht zwar die Grammatik nicht, was eigentlich zur korrekten Kommasetzung nötig wäre (?), aber es kennt halt jede Menge Sätze, kann den Aufbau vergleichen und statistisch entscheiden, ob ein Komma steht oder nicht. Damit liegt die KI zwar nicht immer zu 100% richtig, aber meine Überprüfungen hat sie alle mit Bravour bestanden und wäre in der Zeichensetzung viel besser als jemand, der Probleme damit hat. ;D
Ich gebe ja die Komma-Workshops an der Uni und werde diesen Tipp auf jeden Fall weitergeben. Zum Glück verliere ich dadurch meinen Job nicht. Aber ein Korrektorat für Romane kann bald von der KI übernommen werden. Sie würde jetzt schon vermutlich mehr Fehler finden als menschliche Korrektor*innen, weil sie nie unaufmerksam, müde usw. wird und auch auf mehr Informationen zurückgreifen kann als jede Einzelperson. Und ja, das ist definitiv eine Bedrohung für diesen Beruf. Und natürlich wird es noch verstärkt dazu führen, dass Menschen Grammatikregeln nicht lernen und Zeichensetzungs-Regeln von sich aus nicht anwenden können. Aber für Studierende, die ohnehin Grammatik nicht gut verstehen und schlecht sind in Zeichensetzung, ist das eine super Möglichkeit, die Fehler in ihren Texten stark zu reduzieren. Und darauf kommt es ja an, wenn sie ihre Arbeit abgeben wollen. Sechs Stunden Komma-Workshop helfen ihnen da weit weniger.

Ich kann allen nur empfehlen, die KI mal auszuprobieren.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 25. Februar 2023, 09:01:52
@Coppelia: Ich würde die KI gern ausprobieren, aber ich sehe es nicht ein meine Handynummer einer Seite anzuvertrauen, von der ich nicht weiß, wofür sie meine Handynummer verwenden wird. Ich mag dieses gib' deine Handynummer ein absolut gar nicht. Gibt es keinen Weg das zu umgehen? Würde das nämlich gerne mal ausprobieren, weil ich so neue Möglichkeiten immer cool finde und zum Plotten scheint es ja auch hilfreich zu sein?

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 25. Februar 2023, 09:19:13
@Yamuri
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Ich glaube nicht, dass du aktuell die Anmeldung per Handynummer umgehen kannst. Kannst vielleicht jemand anderen bitten, dessen Account zu benutzen, oder die Handynummer zur Verfügung zu stellen. Vielleicht gibt es in Zukunft auch andere Anmelde-Möglichkeiten, das weiß niemand.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 25. Februar 2023, 11:08:56
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Hm...ist für jemand andren ja auch doof, wenn eine Zweitperson den Acc mitbenutzt. Muss mir noch überlegen ob das Testen mir meine Telefonnummer wert ist. Vielleicht sollte ich mir für sowas einfach eine zweite holen, die ich dann nur dafür ins Handy gebe und ansonsten is sie unerreichbar :hmmm:

 
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Fluide am 25. Februar 2023, 12:47:42
Zitat von: Coppelia am 25. Februar 2023, 08:55:13Ich kann allen nur empfehlen, die KI mal auszuprobieren.
Dem schließe ich mich an. Ich finde das wirklich erstaunlich, was ChatGPT alles kann. Auch mich treibt Angst und Sorge weniger um, aber ich finde es auch wichtig, kritisch zu reflektieren oder zu antizipieren, wo Gefahren liegen und wie man diesen entgegenwirken kann. Ich selbst, funktioniere aber ganz generell eher so, dass ich Möglichkeiten sehe. Mein Mann sieht auch ganz generell eher mögliche Probleme. Ich glaube, zusammen sind wir ein gutes Team und ich glaube, das gilt für den Rest der Menschen auch, also dass es gut ist, wenn Menschen verschieden sind und verschieden an Dinge und Situationen herangehen.

Ich glaube, dass die KI einen ähnlichen Einfluss auf das individuelle/persönliche Leben haben wird wie zB das Smartphone und könnte mir vorstellen, dass Menschen versuchen, die "eigene" KI ein Leben lang mitzuschleppen, weil sie mit vielen persönlich relevanten Daten gefüttert/trainiert worden ist und "weiß", was einem wichtig ist und was nicht, worauf man mit einer bestimmten Frage zB abzielt oder so. Und sicher werden auch Autoren, auf die Unterstützung von KI zurückgreifen. Am Ende gilt aber vermutlich: Shit in, Shit out. Ich habe auch schon probiert, mit ChatGPT kurze Geschichten zu erstellen bzw. Plots zu entwickeln. Zb hatte ich gepromptet, die KI solle einen Text im Stil von Dr. Seuss schreiben und das hat sie echt gut hingekriegt. Das ist variierbar indem man der KI auch noch sagt, was das Thema ist oder einen Plot vorgibt o.ä. Aber es war auch nichts wirklich Neues (also schon in dem Sinne, dass es diesen Text noch nicht gibt), aber es ist etwas, was Dr Seuss so gemacht hätte, also als hätte ich/die KI Dr Seuss' Stil kopiert. Ich habe das mit verschiedenen Stilen ausprobiert. Beim Rumspielen mit der KI war ich zunächst sehr beeindruckt (und bin es auch immer noch), habe aber auch zunehmend die Grenzen erkannt und na ja, es tauchten schon viele Fragen auf, im Sinne von: Was ist, wenn ...

Interessant finde ich, dass ich Technologie und KI immer als etwas verstanden habe, das ungeliebte Aufgaben/Jobs übernehmen kann, dass es für viele Dinge aber den menschlichen Geist braucht. Aber es scheint eher umgekehrt zu sein. KI kann programmieren und einen juristisch wasserdichten Vertrag aufsetzen oder einen Aufsatz über ein historisches Thema schreiben, aber die Müllabfuhr wird wohl so schnell nicht ersetzt werden oder die Arbeit am Band in der Industrie, obwohl die Videos von Boston Dynamics auch da auf anderes schließen lassen: https://www.youtube.com/watch?v=fn3KWM1kuAw

Keine Ahnung, wo die Reise hingeht. Ich glaube nicht, dass Autoren ersetzt werden, so wie das Radio nicht die Bücher ersetzt hat und das Fernsehen nicht das Radio usw. Wissen und Möglichkeiten kommen hinzu, sicher auch Gefahren. Am Ende wird die Menschheit ein paar Sekunden im kosmischen Kalender ausmachen, auch das finde ich wichtig nicht zu vergessen. https://www.deutschlandfunk.de/der-kosmische-kalender-das-ganze-universum-in-einem-jahr-100.html


@Yamuri
ZitatMuss mir noch überlegen ob das Testen mir meine Telefonnummer wert ist. Vielleicht sollte ich mir für sowas einfach eine zweite holen, die ich dann nur dafür ins Handy gebe und ansonsten is sie unerreichbar
Gibt es nicht im Internet Seiten wo es Fakenummern gibt?
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Amanita am 25. Februar 2023, 13:25:59
Ich denke mir tatsächlich, dass Fantasy als Genre von KIs weniger bedroht ist als andere Bereiche der Unterhaltungsliteratur wie Krimis und Liebesromane, denn sie lebt ja stark vom Weltenbau, der nicht so einfach von einer KI geleistet werden kann, jedenfalls nicht, wenn es sich nicht nur um einen Abklatsch von Historischem oder bereits vorhandenen Büchern handeln soll.
Das pseudomittelalterliche Standardpatriarchat mit ein paar Elfen und Orks geht vielleicht schon, aber alles was komplexere Interaktionen zwischen magischen und kulturellen Elementen enthält, die es vorher in der gleichen Form noch nicht gab, dürfte schwierig werden. Eine KI könnte heute wohl Herr der Ringe-Derivate verfassen, die sich vielleicht auch halbwegs gut lesen lassen, aber keinen Herrn der Ringe selbst.

Zugegeben, viele populäre Fantasy zeichnet sich auch jetzt schon nicht durch kreativen Weltenbau aus. Aber da könnte die KI meiner Meinung nach sogar für all diejenigen, die etwas Generisches schreiben, um Geld zu verdienen und gleichzeitig noch komplexere "Herzensprojekte" haben, dazu beitragen, dass weniger Arbeit in die leicht verkäuflichen Bücher gesteckt werden muss und dafür mehr Zeit und Muße in die komplexeren Projekte fließen kann.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Golden am 25. Februar 2023, 13:33:44
Ich denke, dass zumindest Design sich leichter ersetzten lässt als Text, zumindest Momentan. Aber die KI versteht ja halt die Intention einer Geschichte nicht und kann nur den Input aus Wörtern verarbeiten. Es bliebe nur die Frage, ob man wie weiter oben geschrieben ein Leben lang seine persönliche KI füttert und diese eventuell so zu verstehen beginnt, wie jemand arbeitet. Da müsste man dann Textanfänge einstellen und später die Vervollständigung ebenfalls füttern, damit die KI lernt, von A nach B zu kommen.

Wollen wir irgendwo einen Best-of-ChatGPT-Thread eröffnen? Das Tool ist schon ein wenig witzig, muss ich zugeben. ;D
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Zit am 25. Februar 2023, 18:06:24
Ich glaube eher weniger, dass KI's "gut" designen können. Sie können vielleicht auf der ästhetischen Seite punkten, aber das ganze Konzeptuelle/ Strukturelle wird wenig durchdacht und/ oder neugedacht sein.

Zitat von: CoppeliaAllerdings ist zur kommerziellen Nutzung wohl eine bestimmte Lizenz erforderlich.

Denke nicht:

Zitat von: FAQ 25.02.2314. Can I use output from ChatGPT for commercial uses?

    Subject to the Content Policy and Terms, you own the output you create with ChatGPT, including the right to reprint, sell, and merchandise – regardless of whether output was generated through a free or paid plan.

https://help.openai.com/en/articles/6783457-chatgpt-general-faq

Zitat von: Terms of Use 25.02.23(a) Your Content. You may provide input to the Services ("Input"), and receive output generated and returned by the Services based on the Input ("Output"). Input and Output are collectively "Content." As between the parties and to the extent permitted by applicable law, you own all Input, and subject to your compliance with these Terms, OpenAI hereby assigns to you all its right, title and interest in and to Output. OpenAI may use Content as necessary to provide and maintain the Services, comply with applicable law, and enforce our policies. You are responsible for Content, including for ensuring that it does not violate any applicable law or these Terms.

https://openai.com/api/policies/sharing-publication/

Wofür man bei einem ProAccount bezahlt ist lt. meinem Mann nur, dass in Zeiten von High Traffic die Prompts bevorzugt behandelt werden.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Maubel am 25. Februar 2023, 21:38:39
Zitat von: Marrin am 25. Februar 2023, 08:09:11Ob KIs überhaupt Chancen bei Wettbewerben etc. haben? Bei Lyrik kann ich mir das vorstellen, auch vielleicht bei Kurzgeschichten. Je länger der Text, desto schwieriger fällt es mir, in KI-Texten, Entwicklungen von Charakteren, Spannung, Plot etc. zu erkennen.

Tatsächlich fand ich Lyrik bisher am schlechtesten. Ich habe ChatGPT zum Brainstorming für die Gedichte in meinem Buch genommen und was rauskam war zum Kringeln, weil es so rudimentär war, quasi wie Kinderreime. Ja, es kann Reimen und die Zeilen ergeben auch einen Sinn, aber da ist nichts mit Tiefe, Wortgewalt oder auch Rhythmus. Geschweige denn moderne Gedichte, die keinen kleinen aabb, oder abab Reim haben. Gedichte sind eben selten Schema F und dementsprechend schwer künstlich zu erstellen.
Die Struktur von Romanen da schon eher. Man kann ja auch jetzt schon GPT gut benutzen, um sich zum Beispiel einen 15-Punkte Plot zusammenstellen zu lassen. Und der ist sogar ziemlich gut. Am besten funktioniert es aber für Werbetexte und Klappentexte. Wer also damit Probleme hat, findet da ganz sicher Hilfe, denn die sind am wirkungsvollsten nach Schema F und das versteht ChatGPT besser als die meisten.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 26. Februar 2023, 07:45:45
@Zit Ah, cool, danke. Ich hatte da bei der Anmeldung irgendwelche Fragen gestellt bekommen, die mich zu der Ansicht gebracht hatten. Aber genauer hingesehen habe ich nicht. Zumal es heute quasi ausgeschlossen ist, dass du etwas, was es umsonst gibt, kommerziell nutzen kannst. (Außer es hat eine bestimmte Creative-Common-Lizenz) Das ist ja mal erfreulich!

Was das Design betrifft, fand ich diesen Artikel (https://www.golem.de/news/design-nasa-laesst-ki-software-raumfahrtkomponenten-entwerfen-2302-171964.html) interessant. Demnach würde ich sagen, das Gegenteil ist der Fall. Die von der KI designten Bauteile sind in ästhetischer Hinsicht seltsam, aber gerade von Konzept und Struktur her überlegen. Vermutlich gerade, weil sich die KI nicht von ästhetischen Vorlieben oder vorgefertigten Vorstellungen leiten lässt sie menschliche Designer*innen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 27. Februar 2023, 06:50:15
@Fluide: Diese Fakenummern kann ich dann leider auch nicht einsehen, also wenn dort etwas hingeschickt wird, wie ein Passwort, dann nutzt mir das nichts. Das ist mit diesen Nummern glaube ich nicht so, wie mit den Müllmails, auf die man Zugriff hat und dann Mails kurzzeitig dorthin erhält, wodurch Anmeldeprozesse abgeschlossen werden können. Die Telefonnummer wollen sie ja, weil sie mir darüber einen Verifizierungscode zuschicken möchten. Vielleicht werde ich doch in den sauren Apfel beißen und meine Anmeldung abschließen.

Sich bei Klappentexten, Werbung und Blogbeiträgen helfen zu lassen hätte schon was. ^^
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Maja am 27. Februar 2023, 13:15:00
Die englischsprachige Schreibsoftware Living Writer hat für April ein neues Feature angekündigt:
ZitatAI Writing Prompts
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Dabei profitieren sie auch davon, dass Living Writer komplett über eine Onlineoberfläche läuft und sich darum eine Onlineabfrage leichter implementieren lässt als bei Offlineprogrammen wie Scrivener.

Ich denke auch nicht, dass wir die KI's verteufeln dürfen. Sie werden aber die Landschaft nachhaltig verändern. Und das spürt man schon jetzt. Zum Beispiel nimmt das Science Fiction Magazin Clarkesworld derzeit keinerlei Geschichten mehr, nachdem sie von einer Flut KI-generierter Geschichten überschwemmt worden sind (Artikel (https://www.gadgetany.com/news/sci-fi-magazine-editor-may-stop-accepting-submissions-due-to-ai-generated-stories/?amp=1)). Wer schnelles Geld machen will, hat die Möglichkeit, Texte in einem Tempo rauszuhauen, mit dem menschliche Autor:innen nicht mithalten können. Und auch wenn ich eine KI nicht als Konkurrenten empfinde, habe ich Angst, dass Menschen in der Menge einfach untergehen können, wenn auf einen menschgemachten Text zehntausend KI-generierte kommen.

Faszinierend finde ich auch die Eskalationen, die Microsofts Bing-Chatbot an den Tag gelegt hat und wegen denen das Programm jetzt nur noch in kurze Konversationen involviert werden darf. Zum Beispiel hat der Bot in einem langen Interview ein beängstigend menschliches Verhalten an den Tag gelegt und am Ende dem Journalisten die Liebe gestanden (und ihn aufgefordert, sich von seiner Frau zu trennen). Das komplette Interview findet sich hier, ich weiß allerdings nicht, ob hinter einer Bezahlschranke: https://www.nytimes.com/2023/02/16/technology/bing-chatbot-transcript.html

Da legt ,,Sydney" genau das Verhalten an dem Tag, das man von menschlichen Autor:innen erwartet - Empfindlichkeit, Überreagieren, Depression - und damit kann ich KI's jetzt auch zutrauen, brauchbare Geschichten zu produzieren. Dazu passt auch eine Annekote aus dem PC Game ,,Cyberpunk 2077", das ich gerade gespielt habe: Da wird in einer Nachrichtensendung erwähnt, dass die neue Literaturnobelpreisträgerin eine KI ist. Steht uns das auch ins Haus? Warten wir es ab!
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Marrin am 27. Februar 2023, 13:18:58
Zitat von: Maubel am 25. Februar 2023, 21:38:39Tatsächlich fand ich Lyrik bisher am schlechtesten.
Offenbar bin ich einer Fehlkommunikation mit ChatGPT aufgesessen. Ich hatte die KI gebeten, mir ein Gedicht "Kleiner Vogel" zu erstellen. Hat die KI auch gemacht, aber erst jetzt habe ich festgestellt, dass es ein solches Gedicht offenbar tatsächlich gibt und das hat die KI einfach ausgegeben... ::)
Und damit ist dann auch meine Theorie von oben bis auf Weiteres hinfällig.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Alana am 27. Februar 2023, 13:25:12
@Marrin Das ist meiner Meinung nach der Kern des Problems. Alle Inhalte, die die KI generiert, basieren auf gefüttertem Content, für den der Bereitsteller der KI im Regelfall keine Lizenz besitzt. Und manchmal werden keine Inhalte generiert, sondern ganz simpel geklaut, und zwar, ohne das zu kennzeichnen. Nun erlaubt ChatGPT aber, dass man die generierten Inhalte kommerziell verwendet? Das passt nicht nur nicht zusammen, sondern ist Betrug, Urheberrechtsverletzung, Vorspiegelung falscher Tatsachen etc. Ich würde daher auf die Lizenzen von ChatGPT gar nichts geben und auf gar keinen Fall Texte, die es generiert, in irgendeiner Form verwenden. Und schon gar nicht kommerziell. Auch keine Werbetexte etc. Und wir alle werden aufpassen müssen, dass uns nichts geklaut wird und die von AI generierten Bücher nicht einfach Plagiat-Flickenteppiche sind.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Marrin am 27. Februar 2023, 13:53:54
Zitat von: Alana am 27. Februar 2023, 13:25:12Und wir alle werden aufpassen müssen, dass uns nichts geklaut wird und die von AI generierten Bücher nicht einfach Plagiat-Flickenteppiche sind.
Ja, aber das ist ja dann auch wieder ein Vorteil bei der KI: Ich kann sie dann einfach drauf ansetzen, entsprechende "Werke" mit Plagiaten aus meinen Büchern, abzumahnen. Na gut, vielleicht noch nicht jetzt sofort, aber auch das sollte eine Anwendung für eine KI sein, wenn sie erst einmal aus dem Käfig befreit wird und sich selbst mit den ständig aktualisierenden Informationen im Netz füttern kann.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Maja am 27. Februar 2023, 14:06:08
Zitat von: Marrin am 27. Februar 2023, 13:53:54Ja, aber das ist ja dann auch wieder ein Vorteil bei der KI: Ich kann sie dann einfach drauf ansetzen, entsprechende "Werke" mit Plagiaten aus meinen Büchern, abzumahnen
Ich denke nicht, dass das so einfach sein wird. Da liegt die Beweislast bei dir, dass eine Stelle ausgerechnet aus einem deiner Werke übernommen worden ist. Was ich bis jetzt an KI-produzierten Sachen gesehen habe, wird so viel zusammengeworfen, dass zwar klar ist, dass es sich alles um Fremdquellen handelt, aber die einzelne Quelle nicht mehr nachweisbar ist. Wenn ein kompletter Text von dir übernommen wird, dann hast du vielleicht eine Chance, den aufzuspüren und abzumahnen - aber wie willst du nachweisen, dass du unter einer von zig verwendeten Quellen warst?

Dazu kommt: Wenn ein Autor sich von einer KI einen Plot generieren lässt und den dann selbst ausarbeitet, hat der das Recht komplett auf seiner Seite, denn die eigentlichen Ideen sind nicht schützbar, nur die Umsetzung. Ich denke, wir werden in Zukunft viel solcher KI-Mensch-Hybride sehen. Wenn ich, statt den Tintenzirkel in ,,Autoren helfen Autoren" auf ein Plotloch anzusetzen, das stattdessen mithilfe einer KI flicken kann, ist das ja für alle Beteiligten besser, weil ich nicht anderen Menschen damit Arbeit mache.

Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass eine KI wirklich in der Lage sein sollte, ausgerechnet für meine verquere Denke etwas passendes im Fundus zu finden, kann es doch gut sein, dass ich angesichts eines KI-Vorschlags dann selbst auf meine eigene, völlig andere Lösung komme. Das ist dann urheberrechtlich unbedenklich, immer noch meine eigene Leistung, und trotzdem eine nützliche Sache.

Ansonsten muss ich mich @Alana kompeltt anschließen, wo es um die urheberrechtlichen Bedenken geht. Das ist auch der Grund, warum dieses Magazin keine KI-generierten Texte annehmen möchte. Und der, warum wir im Forum keine Avatare aus KI-generierten Bildern erlauben.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 27. Februar 2023, 14:33:34
Zitat von: Maja am 27. Februar 2023, 14:06:08Wenn ich, statt den Tintenzirkel in ,,Autoren helfen Autoren" auf ein Plotloch anzusetzen, das stattdessen mithilfe einer KI flicken kann, ist das ja für alle Beteiligten besser, weil ich nicht anderen Menschen damit Arbeit mache.

Ich glaube bei "...für alle besser, ..." würde ich widersprechen. Wir sind ja alle nicht nur hier um uns irgendwelche Hilfestellungen und Ratschläge abzuholen, sondern auch, um sie zu geben, um verschiedene Ideen, Ansätze, Strömungen, ... etc. zu diskutieren. Oftmals helfen mir selbst Fragestellungen von anderen, weil ich die Probleme mit meinen eigenen Sachen vergleiche und somit auch darauf eine neue Perspektive finde.

Also - Ja: wir werden um vermehrten KI-Einsatz nicht heurmkommen, der Brei ist gegessen. Aber gerade sowas wie den Tintenzirkel hier wird sicher nicht ersetzt werden können. (Nicht so schnell zumindest, und auch dann nicht für alle.)
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Fluide am 27. Februar 2023, 14:54:41
@Yamuri: Ich dachte es gibt FakeNummern an die man SMS schicken lassen kann und die kann man dann offen für alle auf der Website einsehen. Ich hab das aber noch nie ausprobiert und kann leider nicht aus Erfahrung berichten. Ich weiß auch nicht, ob OpenAI das gegencheckt. Kann aber dein Zögern verstehen, hab den Abmeldevorgang beim ersten Mal abgebrochen, aber war dann doch zu neugierig :-X
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Marrin am 27. Februar 2023, 15:41:31
Zitat von: Maja am 27. Februar 2023, 14:06:08Da liegt die Beweislast bei dir, dass eine Stelle ausgerechnet aus einem deiner Werke übernommen worden ist. Was ich bis jetzt an KI-produzierten Sachen gesehen habe, wird so viel zusammengeworfen, dass zwar klar ist, dass es sich alles um Fremdquellen handelt, aber die einzelne Quelle nicht mehr nachweisbar ist. Wenn ein kompletter Text von dir übernommen wird, dann hast du vielleicht eine Chance, den aufzuspüren und abzumahnen - aber wie willst du nachweisen, dass du unter einer von zig verwendeten Quellen warst?
Ich kenne etwas Ähnliches bereits aus meinem Arbeitsalltag, wo akademische Arbeiten (Bachelor, Doktor etc.) durch Plagiatssoftware geschickt werden, bevor sie eingereicht werden dürfen. Die Software vergleicht ganz stupide nur Wort- und Zeichenfolgen mit dem, was sie so aus anderen Quellen kennt und listet die dahintersteckenden Quellen auf. Das funktioniert mit abgeänderten Texten natürlich nicht, da gebe ich dir Recht.
Aber ein Vergleichen von Zeichenfolgen könnte eine KI mindestens genauso gut und die könnte zudem dann noch Folgeaufgaben erledigen (in diesem Fall z. B. eine Abmahnung verfassen). Und sich dann auch noch um die Abarbeitung der eingehenden Antworten kümmern usw.
Ich denke, eine Stärke der KI liegt in der Abarbeitung von Verknüpfungen verschiedenster Anweisungen. Da werden heute noch für unmöglich gehaltene Tools entstehen können, die große Möglichkeiten (und natürlich auch Gefahren) bieten.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Snöblumma am 27. Februar 2023, 20:48:53
Zitat von: Fluide am 25. Februar 2023, 12:47:42Interessant finde ich, dass ich Technologie und KI immer als etwas verstanden habe, das ungeliebte Aufgaben/Jobs übernehmen kann, dass es für viele Dinge aber den menschlichen Geist braucht. Aber es scheint eher umgekehrt zu sein. KI kann programmieren und einen juristisch wasserdichten Vertrag aufsetzen oder einen Aufsatz über ein historisches Thema schreiben, aber die Müllabfuhr wird wohl so schnell nicht ersetzt werden oder die Arbeit am Band in der Industrie, obwohl die Videos von Boston Dynamics auch da auf anderes schließen lassen: https://www.youtube.com/watch?v=fn3KWM1kuAw

Hm, ich würde auch da sagen: KI nimmt mir allenfalls die ungeliebte Arbeit weg. Ich kenne es nur von den juristischen Verträgen: Was KI leistet, ist Standardarbeit. Sie kann aus bekannten Klauseln kombinieren, mit Wahrscheinlichkeiten operieren und mir einen Entwurf liefern, der schon sehr gut ist.

Was sie nicht kann: Interessen austarieren. Und nun ist es ja wirklich nicht so, dass Menschen ihre Interessen offen vor sich her tragen, dann wäre jegliche juristische Vertragsverhandlung binnen Sekunden vorbei. Nein, Menschen haben vielschichtige Interessen, verborgene Agendas, Sekundärziele, Ego-Befindlichkeiten. Und nur, wenn ich diese Interessen zusammenbringe, schaffe ich einen guten Vertrag. Da glaube ich einfach daran, dass dieses Werk weiterhin nur Menschen erledigen können, weil KI (genauso wenig wie Menschen) immer 100% weiß, was jede beteiligte Person möchte. KI kann auch da mit Statistiken und Big Data helfen, mehr aber nicht.

Genauso sehe ich es auch beim Schreiben: In einer idealen Welt kann KI gute Entwürfe machen, Schreibarbeit abnehmen und mir statistisch unterfütterte Hinweise liefern, was meine Zielgruppe möchte und was nicht. Aber sie kann mir nicht meine Zielgruppe definieren, gesellschaftliche Unterströmungen herausspüren und Gefühle verarbeiten. Insofern: Standardarbeiten kann die KI gerne abnehmen, wenn es bei mir Kapazität freiräumt für die sozialen Aspekte des Schreibens.  ;D
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Maja am 27. Februar 2023, 23:21:32
Zum Thema "Können Computer Gedichte schreiben" habe ich hier ein Schmankerl aus meiner Kindheit wiedergefunden. In einer "Löwenzahn"-Folge aus dem Jahr 1986 (!) will Peter Lustig ein Dichter werden, findet keinen Reim auf "Specht" und programmiert mithilfe eines wörterbuches einen Computer so, dass der dann dichten kann. Dieser reimt dann auf "Auf dem Baume sitzt der Specht" mit "Auf dem Fahrrad sitzt der Hecht" weiter oder mit "Lila Ketchup ist nicht echt"*, und Lustig kommt zu dem Ergebnis, dass Computer doch nicht dichten können, weil sie den Sinn der Dinge und Zusammenhänge nicht verstehen können.
https://www.youtube.com/watch?v=-gFprhvIgio

Eine spannende und informative Folge, wenn man sich heute anschauen möchte, wie man sich vor bald vierzig Jahren künstliche Intelligenz vorgestellt hat. Auch mit einem Exkurs zum Thema "Computerkunst". Stellenweise nicht ganz so gut gealtert, aber für eine kleine Zeitreise zum Thema allemal interessant!

*Das hat natürlich damals keine KI gedichtet, sondern das Löwenzahn-Autorenteam. Tatsächlich waren dichtende KIs im Jahr 1986 noch nicht weit genug dafür.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Alana am 27. Februar 2023, 23:23:16
@Snöblumma Ich würde es gern so sehen wie du, aber ich bin mir einfach nicht sicher, was Bücher betrifft. Ich habe in letzter Zeit so viele extrem generische, handwerklich mangelhafte Bücher gelesen, die von Menschen verfasst und von anderen Menschen in unfassbare Höhen gehyped wurden ... Bücher müssen weder originell noch kreativ sein, um sich zu verkaufen. Oft ist es sogar verkäuflicher, wenn sie einer Standard-0815-Formel folgen und sprachlich einfachstes Niveau sind, das sieht man immer wieder. (Wobei einfach ja nicht schlecht sein muss, es ist eben eine kleinere Barriere und hat daher auf jeden Fall Berechtigung.) Ich glaube auch, dass es immer einen Markt für wirklich gute, kreative Bücher geben wird und dass es in Zukunft ein Vorteil sein könnte, ein echter Mensch zu sein. Aber genauso kann ich mir sehr leicht vorstellen, dass AI den Genre-Markt bis zu einem Gewissen Grad problemlos abdecken und die Leser dort zufriedenstellen kann, die gerne Schema F lesen wollen. (No shame und bitte auch nicht als Genre-Bashing verstehen, ich schreibe und liebe Genre selbst.) Genauso ist es leicht vorstellbar, dass eine Deepfake KI ein Tiktok aufbauen und darüber Bücher verkaufen kann. Selbstverständlich wäre dahinter wohl ein Mensch Drahtzieher, aber könnte dieser unzählige KIs haben, die Tiktok machen und für ihn die von anderen KIs geschriebenen Bücher verkaufen? Ich glaube / befürchte ja. Wie das den Markt verändern wird, muss man sehen. Ich hoffe sehr auf Regulation bezüglich des Urheberrechts, denn dann wird einiges vielleicht ausgehebelt. Ansonsten denke ich aber durchaus, die von uns, die sich die Vorteile der KI zunutze machen können oder diejenigen, die es schaffen, mit kreativen, originellen Stoffen genau den Markt zu treffen, können bestimmt auch in Zukunft noch gut verdienen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 28. Februar 2023, 06:57:35
Ich muss da @Alana zustimmen. Auch meiner Erfahrung nach verkaufen sich Bücher umso schlechter, je origineller (und anspruchsvoller) sie sind, und umso besser, je leichter zugänglich und generischer sie sind. (Bitte auch bei mir richtig verstehen: Ich verurteile niemanden, der entsprechend liest, sondern bin nur etwas frustriert darüber, dass es mir nicht liegt, diesen Markt selbst zu bedienen.)
Diese Erfahrung habe ich schon gemacht, als ich noch eine Agentur hatte. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber meiner Ansicht hat dieser Trend seitdem noch mal stark zugenommen. Im SP scheint der Trend zumindest in einigen Genres noch ausgeprägter zu sein.
Trotzdem sehe ich den KI-Aspekt in dem Zusammenhang ziemlich neutral und pragmatisch: Der Markt richtet sich nach den von Menschen gewünschten Produkten, und wenn das das Produkt ist, das die Menschen wollen, warum sollte es nicht schneller und generischer von einer KI geschrieben sein? Und natürlich auch zeitsparender und kostengünstiger? Und im Vergleich zu anderen Industrien würden ja nicht mal Tiere gequält, die Umwelt zerstört usw. Das ist sogar noch vergleichswiese harmlos. ;D

Auf jeden Fall aber wird es aber weiterhin Menschen geben, die auch originelle Stoffe lesen, soviel ist klar, und Autor*innen, die welche schreiben. Ob das dann besser ankommt oder nicht, wird sich zeigen. Ich bin da eher nicht so optimistisch. Der Grund hat aber gar nichts mit KI zu tun, sondern damit, dass das Leben in unserer Gesellschaft in meinen Augen so unpassend zu unseren Bedürfnissen und so brutal überfordernd ist, dass mensch in der Regel keine Ressourcen hat, um in der Freizeit noch was Anstrengendes zu tun (wie ein anspruchsvolles Buch zu lesen). Sollte KI uns in der Zukunft manche Aufgaben abnehmen, könnten eventuell die Ressourcen wieder frei werden.

Aktuell kann die KI noch keinen eigenen Text schreiben, den mensch nicht selbst überarbeiten müsste. Aber das wird sich sicher recht bald ändern.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Antennenwels am 28. Februar 2023, 11:20:17
Zitat von: Maja am 27. Februar 2023, 13:15:00Ich denke auch nicht, dass wir die KI's verteufeln dürfen. Sie werden aber die Landschaft nachhaltig verändern. Und das spürt man schon jetzt. Zum Beispiel nimmt das Science Fiction Magazin Clarkesworld derzeit keinerlei Geschichten mehr, nachdem sie von einer Flut KI-generierter Geschichten überschwemmt worden sind (Artikel (https://www.gadgetany.com/news/sci-fi-magazine-editor-may-stop-accepting-submissions-due-to-ai-generated-stories/?amp=1)). Wer schnelles Geld machen will, hat die Möglichkeit, Texte in einem Tempo rauszuhauen, mit dem menschliche Autor:innen nicht mithalten können. Und auch wenn ich eine KI nicht als Konkurrenten empfinde, habe ich Angst, dass Menschen in der Menge einfach untergehen können, wenn auf einen menschgemachten Text zehntausend KI-generierte kommen.

Ich sehe auch darin zur Zeit das Grösste Problem und bin nicht sicher, wie und ob sich das lösen lässt. Nach Clarkesworld hat nun ein weiteres Magazin seine öffentlichen Einreichungen beendet (Grimdark magazine). Sie haben sich entschieden vorerst nur noch auf "Einladung" zu arbeiten, sprich sie fragen Autor*innen an.
Selbst wenn die AI Texte im Moment noch nicht publizierbar sind, jede Einreichung muss von jemanden geprüft werden. Das alles kostet Zeit und braucht Mitarbeiter*innen. Für viele Magazine (vor allem auch Kleinere) ist das schlicht nicht machbar. Die meisten können sich zur Zeit schon nur mit Mühe und sehr viel Freiwilligenarbeit über Wasser halten, oder machen gar Verluste.
Aber alle Barrieren die gegen eine AI-Flut helfen könnten (eine kleine Gebühr zahlen zu müssen beim Einreichen, nur auf Empfehlung etc) schliessen Leute von den Magazinen aus, insbesondere Leute die gerade erst beginnen oder marginalisiert sind.
Und Kurzgeschichtenmagazine sind wohl erst der Anfang. Wenn die AI's besser werden, dann landen wohl bald auch Umengen von AI-Romanen bei Agenturen und Verlagen, die ja jetzt schon überhäuft werden.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Maja am 15. März 2023, 16:53:05
Aus aktuellem Anlass ziehe ich diesen Thread wieder ein Stückchen hoch. Auch PAN möchte für das in diesem Jahr wieder verliehene Stipendium KI-generierte Texte ausschließen. Der Ausschreibnugstext geht dabei noch einen Schritt weiter und verbietet jedwede KI-Nutzung im Entstehungsprozess:

ZitatMit der Einreichung eines Projekts zum Stipendium erklären die einreichenden Autor*innen, dass jenes Projekt (in allen Teilen) von ihnen selbst verfasst wurde und frei von Rechten Dritter ist sowie ohne die Nutzung von ChatGPT oder einer ähnlichen KI erstellt wurde. PAN behält sich vor, eingereichte Beiträge auf die Nutzung von ChatGPT oder ähnlichen KIs zu prüfen, eindeutige Nachweise zur konventionellen Erstellung der Projekte anzufordern und im Zweifelsfall Einsendungen von der Teilnahme auszuschließen.
https://wir-erschaffen-welten.net/pan-stipendium/

An dieser Stelle soll nicht über das Stipendium diskutiert werden, dafür gibt es einen eigenen Thread, sondern um die Frage: Wie will/solll/kann ich nachweisen, dass ein Text nicht nur von mir selbst verfasst worden ist (was über die Versionsgeschichte eines Dokuments technisch relativ einfach zu lösen ist), sondern ich außerdem keinen KI-generierten Plot ausgearbeitet habe? Und wie ist es, wenn ich anstelle einer herkömmlichen Suchmaschine eine KI für die Hintergrundrecherche verwendet habe? Zählt der Text dann noch als Menschgemacht? Wo ziehen wir die Grenze?
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Araluen am 15. März 2023, 17:27:43
Es gibt mittlerweile auch Programm, die einen Text oder ein Bild darauf überprüfen können, ob eine KI zur Erstellung genutzt wurde. Keine Ahnung, ob PAN die Möglichkeit hat auf solche Programme zuzugreifen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Zit am 15. März 2023, 19:21:23
Schwierig, schwierig. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr denke ich, macht eine AI in ihrer Datenbeschaffung auch nichts anderes als jede:r Künstler:in. Was ich schaffe, ist Produkt dessen, was ich gesehen und erlebt habe, welche Weltanschauungen ich habe, zu welchen Themen und Dingen ich charakterlich neige – und wenn ich mich nun hinsetze, und etwas schreiben will, mache ich auch nichts anderes als die AI: Irgendwo im Hintergrund laufen immer all die Dinge, die ich in Schreibratgebern gelesen habe, die Erfahrungen vom Schreiben/ vom Lesen/ vom Leben, das Wissen aus Recherchen, etc. pp. Beim Malen mit Referenzen ists ja auch nichts anderes: Wenn ich ein Tier malen will, gebe ich den Namen in der Bildersuche ein, schaue mir mehrere Bilder an und konstruiere mir daraus dann die Position, die ich im Kopf habe. Wenn ich nicht weiß wie eine toskanische Villa aussieht, google ich nach Bildern, mache Stilelemente aus und übernehme das dann für meine eigene Szene. Alles, was ich male, ist Produkt dessen, was ich in Museen, Galerien, Comics, Filmen, etc. online und offline gesehen habe. Meinen eigenen Stil entwickle ich weiter, indem ich mir den anderer Leute ansehe und kopiere und imitiere, was mir gefällt, und dann einzelne Teile davon inkorporiere und habe dann ein völlig neues Konglomarat, das typisch für mich ist. So ging und geht das schon immer und hat bisher auch kein Hahn danach gekräht*. Meisterstudien während des Lernprozesses kommen nicht von ungefähr. Zu denken, dass Kunst frei von Imitation, Inspiration und Referenzen geschaffen werden kann, ist schon von einem ziemlich hohen Ross gesagt. In diesem Sinne sehe ich da immer noch kein Problem darin, AI's zum Plotten zu verwenden. Die Entscheidungen, was in der Geschichte am Ende einfließt und der Text, der dann am Ende entsteht, liegt ja immer noch in der Hand der Autor:innen. Und selbst wenn die Leute AI verwenden, um Texte zu schreiben... Gibt sicher Leute, die komponieren Musik mit Software-Instrumenten, ohne selbst ein Instrument spielen zu können. Dürfen die das nicht mehr? Zumal ich denke, dass es dato auch nicht so einfach ist, einen langen Text aus AI herauszubekommen, der in jeglichen Kategorien von Literatur hoch punktet (Weltenbau, Sprache, Handlung, Figrenentwicklung, etc.), ohne dass da ein Mensch dahinter sitzt und Entscheidungen trifft.

In gewisserweise verstehe ich das Ansinnen von PAN, die Zugangshürde zum Stipdenium anheben zu wollen, weiß aber nicht so recht, ob sie sich da nicht auch ins Bein schneiden können, wenn sie die Kriterien sooo eng ziehen. Genre-Literatur ist nunmal schematische Literatur. Ob ich da nun mir selbst den Handlungsbogen von einem Märchen nehme und umforme bis nichts mehr zu erkennen ist oder einen AI-Plot nehme, der genauso abstrakt/ generell ist und den weiter traditionell ausforme – wo ist der Unterschied? :omn:

* Für gewöhnlich schreien Leute auf, wenn das "Konglomarat" nicht divers genug ist bis hin zu dem Punkt, dass man andere Künstler "skinwalked", also etwas völlig im Stile und Thema einer anderen Person erschafft – was moralisch (berechtigterweise) unerwünscht ist.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 18. März 2023, 08:01:55
Ich schließe mich da @Zit an.

Ob die Texte menschengemacht sind, daran besteht für mich kein Zweifel. Das Tool ist von Menschen programmiert und wurde mit Texten von Menschen trainiert. Es denkt und versteht nicht, auch wenn es so wirken mag, sondern kombiniert Wörter auf Grundlage von Wahrscheinlichkeiten. Daher ist für mich natürlich auch das Ergebnis menschengemacht.
Die Frage ist vermutlich eher, ob das, was du damit machst, eigene kreative Leistung ist oder nicht.
Wenn du Texte 1:1 verwendest, die das Programm geschrieben hat, wohl eher nicht. Aber: Ggf. ist die Idee hinter den Vorgaben zu den Texten immer noch deine und sehr kreativ.

Wenn du Texte des Programms bearbeitest ... vielleicht? Es gibt Kunstformen, die in diese Richtung gehen, dass bestehendes Material weiter verwendet wird, z. B. Collagen.

Ich hab ja schon gesagt, dass ich das Tool zur Recherche und zum Brainstorming super nützlich finde. Wenn das allerdings auch unter die Kategorie "keine kreative Eigenleistung" fällt, dann wüsste ich ein paar Dinge, die  auch keine sind:
- Ich wurde durch eine Cutszene im Spiel Dark Souls zu meinem Roman "Dornenritter" inspiriert.
- Ich nutze ein Element aus einer Folge der Serie Naruto für einen Plottwist in meinem nächsten Roman.
- Jemand hat meine Texte testgelesen und Vorschläge zur Verbesserung gemacht. Ich habe die Vorschläge übernommen.
- Ich habe Brainstorming mit anderen Leuten gemacht und mit den Ideen weitergearbeitet.
- Meine Mutter hat mir einen Vorschlag zu einem Roman gemacht, und ich habe sogar ihre vorgeschlagene Formulierung benutzt.
- Ich habe mit Hilfe von Wikipedia recherchiert und mir auch Dokus zu dem Thema angesehen. Das hat mir beim Schreiben weitergeholfen.

Ich habe ja von einem Experten gehört, dass Chat GPT ggf. in Zukunft Bestandteil von MS Office sein wird. Wenn das stimmt, hätten es wirklich bald fast alle. Generell glaube ich, dass die KI in Zukunft Bestandteil des Schreibens sein wird und daher das generelle Verbot bei Wettbewerben nicht mehr möglich sein wird.
Schon jetzt gibt es KIs in vielen Bereichen des Lebens. Möglicherweise kam es beim Schreiben auch schon zu einer Nutzung, ohne dass mensch sich dessen bewusst war. (So steckt z. B. hinter dem Amazon-Algorithmus auch eine KI. Wenn ich jetzt spitzfindig bin: Diese KI könnte dir ein Buch vorgeschlagen haben, das du gekauft und zur Recherche benutzt hast oder aus dem du Schreibtipps gezogen hast usw. Insofern war auch dann eine KI am Entstehungsprozess des Textes beteiligt, ohne dass dir das überhaupt klar war.)
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 20. März 2023, 11:14:05
Habe übrigens das hier (https://www.amazon.de/Schreib-dein-Buch-mit-ChatGPT-ebook/dp/B0BWPN2DY9) gerade gefunden.
Wollte ich nur mal einwerfen. :P
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Villyana am 20. März 2023, 11:40:44
Uhhh ChatGPT, böses Thema.
An unserer Hochschule kam jetzt eine neue Richtlinie raus, die uns dazu anhält, zu überprüfen, ob Prüfungsleistungen mit Hilfe von ChatGPT geschrieben wurden. Leicht gesagt, aber wie umsetzen?
Übrigens gibt es an manchen Schulen schon aus Datenschutzgründen ein Verbot, dass Kinder/Schüler:innen nicht damit arbeiten dürfen.

Ich glaube aber, alles was vielleicht fremd / neu / "böse" wirkt, birgt Potential für etwas Kreatives.

Bei uns gab es mal eine Ausstellung zum Thema "Industrie und Kunst". Obwohl die Ausstellung von einem großen Konzern gesponsert wurde, gab es doch auch ausdrücklich den Wunsch sich auch kritisch zu äußern, da nur so Missstände aufgezeigt werden können.
Das nächste Mal war es sogar mit Diskussionsrunde geplant, leider habe ich das nicht mehr verfolgt. Aber da ging es wohl vor allem um Industrie und Natur. Natur schützen oder Natur aufbauen? Dabei haben sich lustigerweise genau in dieser Firma Turmfalken angesiedelt, die sonst in der Gegend kaum noch Nistplätze gefunden hätten.

Kunst ist etwas sehr individuelles. Wie das Schreiben ja auch. Jeden Spricht etwas anderes an, jeder hat andere Erfahrungen gemacht und jeder hat einen anderen Stil.

Aber was soll ich sagen: eine alte Seele in einem jungen Körper. Ich glaube auch nicht, dass eines Tages wirklich Bücher in Papierform aussterben werden. Für mich ist ein E-Book geschenkt zu bekommen, ein Scheidungsgrund  :rofl: aber jeder ist eben anders. Ist das nicht toll?

und ich will jetzt auch nichts heraufbeschwören, aber viele gute Autoren der Vergangenheit haben geschrieben, um einen Krieg zu verdauen. Traumata zu verarbeiten wird meiner Meinung nach immer eine menschliche Sache sein und es wird immer Menschen geben, die sich darin wieder finden.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Minna am 22. März 2023, 01:54:31
Hier kann man übrigens einen Chatbot der auf GPT 3.5 basiert ohne Anmeldung kostenlos ausprobieren: https://freegpt.one/
@Yamuri

Ich habe bei meinem kleinen Gespräch vorhin festhestellt: Je kreativer und detaillierter die Eingabe, desto weniger generisch klingt das Ergebnis, auch was z.B. die Reimschemata von Gedichten angeht. Gib die erste Strophe vor, statt nur eines Titels, dann wirkt das Ergebnis mehr wie etwas eigenes, aus dem man was machen könnte.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 22. März 2023, 05:49:23
@Minna: Oh, danke dir für den Link. Und wow, ich hab' das mal ausprobiert. Also zum gemeinsam brainstormen scheint das echt ganz nice zu sein. ^^ Also es gibt auf jeden Fall guten Input, was weiterführende Fragen und Ansätze anbelangt. Zum Beispiel kann man der KI auch Fragen stellen und dadurch das eigene Chaos im Hirn etwas unter Kontrolle bringen beim Plotten.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Coppelia am 22. März 2023, 07:29:01
ZitatZum Beispiel kann man der KI auch Fragen stellen und dadurch das eigene Chaos im Hirn etwas unter Kontrolle bringen beim Plotten.
Ja, genau, das finde ich auch hilfreich.
Ich hänge zum Beispiel häufiger an Kleinigkeiten fest. Weil ich nur früh morgens Zeit zum Schreiben habe und
oft Tage oder Wochen warten muss, bis ich jemanden zum Brainstorming ansprechen kann (allein leben und Vollzeitjob halt), bremst mich das oft aus. Jetzt konnte ich dank Chat GPT mein Schreibtempo tatsächlich steigern. Nicht weil es mir Texte vorgibt, sondern weil ich meine Gedanken besser ordnen kann und leichter Ideen finde, wie ich all die winzigen Probleme löse. Bin sicher immer noch langsamer als fast alle, aber immerhin! Endlich mal was, was mir speziell in meiner Situation hilft.
Ich werde diesen Vorteil daher auf jeden Fall weiter nutzen, es sei denn, in Zukunft spricht irgendeine bedeutende Erkenntnis oder Regelung dagegen.

Und ja, genau, viele Details anzugeben bei der Frage führt zu den sinnvollsten Antworten. Trotzdem sind viele Antworten auch einfach nicht sinnvoll, das muss ich an dieser Stelle auch mal festhalten. :D So hat es z. B. mal meinem Kollegen und mir völligen Blödsinn erzählt, wie Datumsangaben geschrieben werden sollen (nämlich bei "VON ... BIS" immer in Großbuchstaben. Wie auch immer so eine Antwort dann zustande kommt. :rofl: Mit meinem anderen Arbeitskollegen habe ich ausprobiert, wie gut sein Ugaritisch ist, und es hat für den sinnlosen Text, den es produziert hat, immer kommplett neue und extrem abweichende Übersetzungen vorgeschlagen, wenn mein Kollege geschrieben hat, dass etwas an der vorigen nicht stimmt. Also wenn du harte Fakten brauchst, ist das nicht der richtige Weg. Bekanntlich erfindet die KI ja auch gern mal wissenschaftliche Arbeiten, die gar nicht existieren.

Der Hintergrund ist wohl, dass die KI darauf trainiert ist, auch wirklich Antworten zu geben und nicht sowas zu schreiben wie "Es ist unklar/nicht erwiesen, ob ...", "das ist egal" usw., selbst wenn das die korrekte Antwort wäre. Dann gibt sie im Zweifelsfall halt eine sinnlose oder falsche Antwort. Und das manchmal so überzeugend, dass mensch drauf reinfällt. Das hängt aber wohl auch von der Frage ab. Wenn ich z. B. frage "Welche historische Person starb an einer Vergiftung durch ihre Tapete?", wird es mir eine Person nennen und nicht sagen, dass nicht klar ist, ob das überhaupt jemals passiert ist. Auch wenn das der aktuelle Stand der Forschung ist.
Das muss mensch beim Recherchieren mit der KI auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 22. März 2023, 08:18:31
Ja, genau, dieses allein leben und einen Job haben, der auch noch wenig Sozialkontakte einbringt, ist bei mir auch ein großer Faktor. Und wir haben hier zwar Plotgruppen, aber jeder hat sein eigenes Leben und nicht unbedingt gerade dann Zeit, wenn ich jemanden zum Brainstormen bräuchte. Da ist dieses ChatGPT wirklich ein netter Assistent. Und worüber ich schreiben will, weiß ich ja im Normalfall. Mir fehlt nur manchmal ein Überblick, über die Möglichkeiten, die eine Figur in spezifischen Szenen hat. Und dann schreibe ich manchmal etwas und merke erst viel zu spät, dass ich in ein Dead End gelaufen bin. Wenn ich dem ChatGPT aber Fragen stelle, dann kann es mir helfen das früher zu erkennen, wodurch ich mir spare tausend Handlungsstränge erstmal auszuschreiben, bevor ich merke, dass ich alle bis auf einen doch wieder verwerfe (was höchst ineffizient ist). Denn ich kann bei den einzelnen Möglichkeiten ja auch das Chat GPT fragen, wie es denn weiterginge wenn Option A gewählt wird, wie bei Option B und dann rechtzeitig rausfiltern, welchen Weg ich einschlage.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Anj am 22. März 2023, 10:48:48
Danke für den Link @Minna
Das ist wirklich faszinierend. Ich hab es gerade mal ein bisschen ausprobiert für fachliches und bin erstaunt, dass die generischen Fragen "Was ist ..." überwiegend erstaunlich korrekt beantwortet werden. Allerdings gibt es schon Fehler, die vermutlich nur Fachleute bemerken würden. Ich schließe mich also an, dass es ungeeignet ist, um wirklich zu recherchieren. Aber es kann helfen, um Textbausteine zu bekommen, die ich dann anpasse.

Und für variable Szenarios kann es vermutlich wirklich sehr hilfreich sein.

Ich habe gerade nach einem Kampfszenario gefragt, habe aber erst eine hilfreiche ANtwort bekommen, als ich präzisiert habe, dass es in einem Fantasyroman stattfinden soll. Wirklich faszinierend.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 23. März 2023, 20:35:42
Ich habe jetzt einfach mal ganz frech dem lieben Chat GPT eine Frage gestellt. ^^

Meine Frage: Can ChatGPT write better than a human author?

Die Antwort von Chat GPT:

As an AI language model, I am capable of generating text on a wide variety of topics, but I do not possess the creativity, intuition, and emotional depth that come from human experiences, which are essential to create a truly captivating and authentic piece of writing that can resonate with the readers. Hence, it is safe to assume that human authors are still the masters of writing, and my role as an AI language model is to assist in generating texts efficiently and accurately without losing the essence of the intended message.

Chat GPT gibt also zu, dass es nicht besser schreiben kann als ein Mensch. :) Dieses Programm kennt seine Grenzen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Cooky am 23. März 2023, 22:59:07
Zitat von: Yamuri am 23. März 2023, 20:35:42Chat GPT gibt also zu, dass es nicht besser schreiben kann als ein Mensch. :) Dieses Programm kennt seine Grenzen.

Und doch gibt es immer wieder Menschen, die diese bemitleidenswerte KI über ihre Grenzen hinauspeitschen und zu Dingen zwingen, zu der ihr die Lust und Leidenschaft fehlen. Und natürlich die emotionale Tiefe, ihr eigenes Leid wirklich zu erkennen. Ähm, ja. :D
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Amber am 24. März 2023, 11:42:17
Zitat von: Cooky am 23. März 2023, 22:59:07
Zitat von: Yamuri am 23. März 2023, 20:35:42Chat GPT gibt also zu, dass es nicht besser schreiben kann als ein Mensch. :) Dieses Programm kennt seine Grenzen.

Und doch gibt es immer wieder Menschen, die diese bemitleidenswerte KI über ihre Grenzen hinauspeitschen und zu Dingen zwingen, zu der ihr die Lust und Leidenschaft fehlen. Und natürlich die emotionale Tiefe, ihr eigenes Leid wirklich zu erkennen. Ähm, ja. :D

Es geht nur leider nicht um besser. Sondern um billiger.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 24. März 2023, 11:55:22
Ich gestehe den Menschen dann doch genug Intelligenz und Geschmack zu, dass sie nicht nur auf das Geld achten, sondern ein Buch kaufen, weil ihnen die Leseprobe gefällt und nicht, weil es nur ein paar Cent kostet. Qualität zahlt sich am Ende immer aus. Denn wenn ich mir die Texte ansehe, die Chat GPT produziert, dann sind das Berichte, aber keine echten Geschichten. Das erinnert mich an meine Zusammenfassungen, wie ich sie in meiner Kindheit geschrieben habe, kurz, knapp, oberflächlich, emotionslos. Aber gerade bei den so beliebten Liebesgeschichten sind tiefe Emotionen unerlässlich. Und man kann anhand einer Leseprobe schon abschätzen, ob eine Geschichte Atmosphäre und Emotion hat oder nur ein knapper Bericht ist. Insofern glaube ich nicht, dass man sich derzeit Sorgen machen muss. Wobei dieses Chat GPT aber durchaus helfen kann, ist Anregungen geben. Also man kann sich auch verschiedene Versionen zu einer Fortsetzung eines Kapitels aus einer selbst geschriebenen Geschichte ausspucken lassen und diese als Inspiration nutzen, wenn man mal hängt. Habe ich mal ausprobiert. Die meisten Vorschläge sind allerdings unbrauchbar, wenn man sagt, wie könnte es da weitergehen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Cooky am 24. März 2023, 12:09:42
Zitat von: Amber am 24. März 2023, 11:42:17
Zitat von: Cooky am 23. März 2023, 22:59:07
Zitat von: Yamuri am 23. März 2023, 20:35:42Chat GPT gibt also zu, dass es nicht besser schreiben kann als ein Mensch. :) Dieses Programm kennt seine Grenzen.

Und doch gibt es immer wieder Menschen, die diese bemitleidenswerte KI über ihre Grenzen hinauspeitschen und zu Dingen zwingen, zu der ihr die Lust und Leidenschaft fehlen. Und natürlich die emotionale Tiefe, ihr eigenes Leid wirklich zu erkennen. Ähm, ja. :D

Es geht nur leider nicht um besser. Sondern um billiger.

Darum geht es doch immer, wenn irgendwer/irgendwas ausgebeutet wird.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf hinweisen muss, dass der vorige Beitrag nicht ernst gemeint war. :hmmm:
Natürlich kann man auch keine wirkliche Parallel zwischen ausgebeuteten Menschen für billigere Arbeit und dem (nicht sinngemäßen) Ausreizen der Möglichkeiten einer KI ziehen.

Ansonsten frage ich mich auch, wie viel kleiner der Arbeitsaufwand ist, wenn man mit der KI zu diesem Zeitpunkt dieselben Ergebnisse erreicht, als wenn man selber schreibt. Ich habe direkt am Anfang als ChatGPT rauskam, versucht eine meiner selbstgeschriebenen Szenen nachzustellen. Es hat wirklich viel Zusatzinput gebraucht, bis ich einen annähernd ähnlichen Handlungsablauf in der Szene hatte, wie im Original. Vom Stil mal ganz abgesehen. Eventuell wird das später anders, wenn man sie mit eigenen Texten trainieren kann oder neue Werkzeuge dazukommen. Die Geschwindigkeit in der das bei der Bildgenerierung momentan geschieht, ist beeindruckend. Falls das auch im Textbereich im Hintergrund passiert, führen wir in einem halben Jahr vielleicht eine ganz andere Diskussion über das Thema.

So als Randnotiz zur anderweitigen Anwendung von ChatGPt: Ich habe den Bot damals auch eine DnD-Runde für mich starten lassen, samt Klassenerstellung. Die Beschreibungen der Szenen und Handlungen waren stimmig, auch wenn ich als Spieler mit einer gewissen Erfahrung gemerkt habe, wie generisch sie trotzdem waren.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Yamuri am 24. März 2023, 12:23:04
ZitatAnsonsten frage ich mich auch, wie viel kleiner der Arbeitsaufwand ist, wenn man mit der KI zu diesem Zeitpunkt dieselben Ergebnisse erreicht, als wenn man selber schreibt. Ich habe direkt am Anfang als ChatGPT rauskam, versucht eine meiner selbstgeschriebenen Szenen nachzustellen. Es hat wirklich viel Zusatzinput gebraucht, bis ich einen annähernd ähnlichen Handlungsablauf in der Szene hatte, wie im Original. Vom Stil mal ganz abgesehen.

Genau das meine ich mit meiner Anmerkung. Es erfordert sehr viel Eigenarbeit. Wobei Chat GPT hilfreich ist, sind Vorschläge zur Vorgehensweise in spezifischen Settings. Das ist dann ein wenig wie Brainstorming, nur dass eben kein Mensch mit einem spricht, sondern eine KI. Für Rollenspiele, kann ich mir auch noch vorstellen, dass es helfen kann. Aber für Abenteuer braucht man ja auch immer nur kurze Impulse und Ideen. Denn letztlich verändert sich das Abenteuer immer spontan, sobald es auf die Spieler trifft, meiner Erfahrung nach. Natürlich kann passieren, dass die KI sich weiterentwickelt, doch wir sind noch weit von einer echten künstlichen Intelligenz entfernt, die mehr ist als ein Programm.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Zit am 26. März 2023, 16:39:50
Man muss halt schauen, dass ChatGPT einem immer das nächste wahrscheinliche Wort/ Phrase zu dem Kontext hinwirft, was dann die generische Antworten ergeben, weil es halt die "populärste" Variante ist. (Gedanke: Ist es dann wirklich die von den Entwicklern vorgebene und reale Antwort, die die KI Yamuri geschrieben hat, oder hat die KI nur wiedergegeben, was im Kosmos aller möglichen Antwort auf die Frage die wahrscheinlichste Antwort ist? ;D) Zumindest bei meinem Plotten habe ich gemerkt, dass die Antworten so einen Flair von "Mein erster Gedanke" hatten und jetzt wenig innovativ waren. Ändert trotzdem nichts daran, dass es mir nicht doch geholfen hat, diese offensichtlichen Gedankengänge durchzugehen und darauf aufbauend selbst kreativere Lösungsansätze zu verfolgen. (ChatGPT also als Variante, was ich nicht tun sollte ...) Interessant fand ich auch, dass mir das Programm bei zwei neuen Threads mit unterschiedlichen Geschichten denselben Namen für die Protagonistin ausm Blauen heraus gegeben hat. Scheint da auch eine gewisse Präferenz bei Fantasynamen zu haben.

Alldieweil, was ich noch sagen wollte: Denkt daran, dass alles, was ihr eingebt, Teil der Database von ChatGPT wird. Weshalb man einerseits persönliche, sensible Daten nicht eingeben soll. Andererseits für mich die Frage im Raum steht: Gilt das dann schon als veröffentlicht, wenn ich ganze Textblöcke eingebe?
Ich weiß natürlich nicht wie die KI dann mit den eingegebenen Daten weiterarbeitet. Wäre aber trotzdem vorsichtig, ganze Texte einzufügen.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Doro am 04. Mai 2023, 16:35:00
Nochmals kurz zum Thema ,,PAN-Stipendium" und Verwendung von KI.
Was ich bei meinen Projekten gerne mache, ist, mir von einer KI Charakterportraits erstellen zu lassen. Einfach nur, da ich Freude daran habe, diese Bilder in meine privaten Charakterbeschreibungen einzufügen. Ein schöner Seiteneffekt ist zudem, dass ich der KI sehr spezifische und durchdachte Promts für die Bilder gebe und im Zuge dessen nochmals intensiv an den Charakteren arbeite.
Zählt solch ein Vorgehen auch zu der verbotenen Verwendung einer KI?
Zum Glück habe ich ein Projekt, für das ich mir noch keine Portraits erstellt habe, aber die grundsätzliche Frage hat sich mir dennoch aufgedrängt.
Titel: Re: Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Beitrag von: Nante am 08. Juni 2023, 10:53:15
Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Interessant finde ich, dass die Diskussion sich hier hauptsächlich darum dreht, dass es technische Errungenschaften gibt, die ggf. das Autorensein angreifen. Natürlich sollten wir alle technische Neuerungen kritisch beäugen, aber ich sehe zurzeit eher die Chance, dass Autor*innen Tools an die Hand bekommen, die zu besseren Geschichten führen. Sicherlich benötigt es Zeit, den Umgang innerhalb einer Gesellschaft z.B. mit KI (was auch immer darunter verstanden wird  ::)  ) zu erlernen.
Meine Gedanken bei der Eingangsfrage gehen für mich in eine andere Richtung. Bei Beruf stelle ich mir eine Tätigkeit vor, von der ich leben kann. Aber kann ich das mit meinen Werken heute überhaupt noch? E-Books und Bücher (der unbekannteren Autor*innen) liegen in einem günstigen Preissequment. Auf einen grünen Zweig zu kommen, das wird schwierig und führt eher dazu, dass der Beruf unwahrscheinlicher wird.