Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Arcor am 04. Juni 2015, 18:40:57

Titel: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Arcor am 04. Juni 2015, 18:40:57
Aus gegebenem Anlass eröffne ich nun diesen Thread. Mir ist es gerade zum ersten Mal passiert, aber ich bin mir sicher, dass ihr bereits ähnliche Erfahrungen gemacht habt.

Worum es geht? Um Geständnisse eurer Protagonisten oder Nebenfiguren. Geheimnisse, die sie über Monate oder vielleicht sogar Jahre vor euch verborgen gehalten haben, bis sie damit nicht mehr länger hinter dem Berg halten können und sich euch anvertrauen. Nur dass sie damit leider eure Planungen der Geschichte ebenso über den Haufen werfen wie vielleicht auch die Meinung oder die Gefühle, die er gegenüber der Figur bis dato gehegt habt.

Was habt ihr in der Hinsicht schon erlebt? Wie hat sich eure Sicht auf eure Figuren verändert, was musstet ihr umstellen? Oder hat euch so ein Geheimnis sogar schon einmal dazu gebracht, eine Geschichte abzubrechen?


So weit wird es bei mir nicht kommen, aber mir hat vor ein paar Tagen einer meiner Protas gestanden, dass er womöglich schwul ist. Nach drei Jahren, die ich ihn nun schon kenne.  :o Das verändert meine Meinung von ihm nur bedingt, aber ich hatte ihm doch schon eine Verlobte für den zweiten Band ausgesucht.  :d'oh: Schöner Schlamassel, vermutlich darf ich jetzt die ganze Zeit mit seinen Gefühlen oder seiner Bisexualität spielen - ganz davon abgesehen, dass der andere Mann vermutlich nicht schwul ist.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Lothen am 04. Juni 2015, 18:48:05
Witzig, Arcor, genau das ist mir mit einem Prota auch passiert! ;D

Anfangs dachte ich, das sei nur so eine jugendliche Experimentierphase gewesen, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher (er übrigens auch nicht ;) ). Das wirft dann ein ganz neues Licht auf die Beziehung zu seinem besten Freund ... 

Mir erzählen auch ständig Charaktere, dass sie meine Prota toll finden. Ja, sie ist ein taffes Mädchen, aber echt, Jungs (und Mädels!), es gibt doch einen Haufen Frauen da draußen, könnt ihr euch denn nicht mal in eine andere vergucken?!

Eigentlich passieren mir so späte Geständnisse ständig. Jugendsünden, dunkle Flecken in der Vita, schlimme Erfahrungen in der Kindheit ... meine Protas erzählen mir ständig solchen Kram.  :gähn:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: FeeamPC am 04. Juni 2015, 18:48:55
Bei mir war das eher umgekehrt. Ein junger Mann, von dem ich dachte, dass er schwul sei, und der dann doch eher der holden Weiblichkeit zugeneigt war.
Aber bei mir halten Figuren meist nicht mit einer gravierenden Sache hinter dem Berg, sondern mit ihrem ganzen Leben, das sie dann erst nach und nach für mich zu entblättern bereit sind.
So nach dem Motto: Du willst was von mir wissen? Schreib erst mal 50 Seiten, vielleicht bin ich dann bereit, dir mehr über mich zu verraten.
Und wenn nicht, schreibst du halt noch mal 50 Seiten...
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Arcor am 04. Juni 2015, 19:01:29
Zitat von: Lothen am 04. Juni 2015, 18:48:05
Witzig, Arcor, genau das ist mir mit einem Prota auch passiert! ;D
:rofl: Da ich immer noch am Lesen bin, musste ich gerade an Varek denken. Ähm ... ich glaube nicht.  ;D

Zitat von: Lothen am 04. Juni 2015, 18:48:05
Eigentlich passieren mir so späte Geständnisse ständig. Jugendsünden, dunkle Flecken in der Vita, schlimme Erfahrungen in der Kindheit ... meine Protas erzählen mir ständig solchen Kram.  :gähn:
Oh krass. Und wie gehst du dann mit so heftigen Umschwüngen um? Wie gesagt, kleinere Geheimnisse kenne ich natürlich auch, aber so fundamentale 180°-Wenden hatte ich bisher noch nicht. Die waren alle immer ganz brav bisher.  ;D

Zitat von: FeeamPC am 04. Juni 2015, 18:48:55
Aber bei mir halten Figuren meist nicht mit einer gravierenden Sache hinter dem Berg, sondern mit ihrem ganzen Leben, das sie dann erst nach und nach für mich zu entblättern bereit sind.
Das geht mir auch so. Aber das ist selten so gravierend, dass es halt alles umwirft und ich mir Gedanken darüber machen muss, ob ich Nebenfiguren oder Subplots wieder entfernen muss.  :gähn:

Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Malinche am 04. Juni 2015, 19:11:01
Toller Thread!
Figuren, die über Ewigkeiten etwas vor ihrem Autoren geheimhalten, davon kann ich einige Lieder singen!  ::)

Zitat von: Arcor am 04. Juni 2015, 18:40:57
So weit wird es bei mir nicht kommen, aber mir hat vor ein paar Tagen einer meiner Protas gestanden, dass er womöglich schwul ist.

Ja, genau das hatte ich auch schon mit zwei Herren, die es so ungefähr im vorletzten Kapitel für nötig hielten, mir ihr gegenseitiges Interesse zu gestehen. Meine Reaktion: "Äh, okay, aber das ist doch jetzt nicht plotrelevant!" Beide sehr ernsthaft: "Doch!" Sie hatten natürlich recht.
Beim Überarbeiten des Buches stellte ich dann auch witzigerweise fest, dass sich die Romanze eigentlich seit dem ersten Kapitel andeutete. Nur war ich als Autorin die letzte, die es erfahren hat.

Schön war es auch mit zwei Figuren, die ich als erbitterte Feinde konzipiert hatte und die sich auch wunderbar angifteten, bis ihnen irgendwann herausrutschte, dass sie vor langer Zeit mal allerengste Sandkastenfreunde waren. Und sich eigentlich beide wünschten, sich wieder miteinander zu versöhnen, aber pssst, bloß nicht dem anderen verraten, wo kämen wir denn da hin ... Sie haben dann ihren eigenen Roman bekommen, um sich wieder zusammenzuraufen. Half ja nichts.

Eine Nebenfigur in meinen "Kondorkindern" packte auch erst mitten in der Handlung aus, dass sie eigentlich aktiv in eine andine Widerstandsbewegung verwickelt war und darum nicht wie geplant nach zwei Kapiteln wieder verschwinden wird. Äh, ja, hallo?

Und schön auch: Figuren, die sich bei einem einschleichen, einen auf umgänglich und freundlich machen und nach einem Monat locker-flockigen Schreibens dann damit um die Ecke kommen, dass man ihnen jetzt einen dicken Gefallen schuldig ist, da sie einem ja nun lange genug den Wordcount gerettet haben. Dann wünschen sie sich einen extravaganten Sonderplot, der einem böses Kopfzerbrechen bereitet, aber man kann sie auch nicht einfach wegschicken und was anderes schreiben. Und dann stellt man fest, dass sie es von Anfang an darauf angelegt hatten, einen als Autor in moralische Abhängigkeit zu bringen.

Ich glaube, ich bin irgendwie prädestiniert dafür, dass meine Figuren mich anlügen, mir Dinge verheimlichen und mich dann im Moment der Enthüllung argumentativ schachmatt setzen ...
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Pandorah am 04. Juni 2015, 19:22:26
Mir hat ein Statist mal den Plot verhagelt. Ich wollte, dass der nur rein kommt und Hallo sagt, stattdessen kam er herein, sagte Hallo, kümmerte sich um meinen Protagonisten und war plötzlich aktiver Bestand der Handlung. Führte zum Tod eines Vampirs, den ich eigentlich mit dem Protagonisten hatte verkuppeln wollen, und der kam mit dem Ex-Statisten zusammen. So kann's gehen.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Aljana am 04. Juni 2015, 19:29:11
Meine Geschichte war so ein langweiliges Vorsichhingeplätscher. Jahrelang. Mein Mann (damals noch nicht) fand es fad. Ich habe überlegt und überlegt, wie man es spannender machen kann. Die Idee die Geschichte von hinten zu erzählen kam mir dabei schon recht früh. icch wusste nur nicht wie, ohne schon alle Pointen zu verraten. Dann kommt einer meiner Protas, den ich unter Tränen leider dem Tod anheim fallen lassen musste, und flüstert mir aus dem Grab in das ich ihn schrieb, ich könne doch auf seinen Zwillingsbruder zurückgreifen. Der lump der ihn damals im Stich gelassen hat, weil er hoffte, sein glück in der Welt der menschen zu finden.
Zwillingsbruder ... und das sagt der mir erst nach 5 jahren!!!
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Lothen am 04. Juni 2015, 19:43:09
Zitat von: Arcor am 04. Juni 2015, 19:01:29
:rofl: Da ich immer noch am Lesen bin, musste ich gerade an Varek denken. Ähm ... ich glaube nicht.  ;D
Äh ja, ne, andere Baustelle. :D Aber ich frag sicherheitshalber mal nach, man weiß ja nie.  :wart:

ZitatOh krass. Und wie gehst du dann mit so heftigen Umschwüngen um? Wie gesagt, kleinere Geheimnisse kenne ich natürlich auch, aber so fundamentale 180°-Wenden hatte ich bisher noch nicht. Die waren alle immer ganz brav bisher.  ;D
Also bisher ließ sich das noch alles wunderschön in den Plot verpacken. Mittlerweile bin ich vorsichtiger und quetsche die Charaktere schon zu Beginn über ihre dunklen Seiten aus. Ich fürchte zwar, da geht mir auch noch einiges durch die Lappen, aber ein paar Details kann ich dabei schon auffangen.

@Aljana, Malinche und Pandorah: Oh Mann, das klingt ... anstrengend! Aber cool! Hab ich schon mal gesagt, wie toll ich das finde, wenn Protas (oder Statisten ;) ), so etwas machen? Da spürt man dann wirklich, dass man eine Person erschaffen hat, nicht nur Worte auf Papier. :vibes:

Meine persönliche Nemesis war übrigens ein Charakter, den ich im ersten Teil meiner Reihe nur als Plotfiller eingebaut habe und der mir dann munter seine dramatische Lebensgeschichte erzählt hat, bis er im zweiten Teil plötzlich seine eigene Perspektive und seinen eigenen Handlungsstrang hatte. Der Junge macht mich echt fertig.  :pfanne:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Miezekatzemaus am 04. Juni 2015, 19:45:55
@Lothen: :rofl: Hach ja, Figuren, die selber eine Perspektive wollen. Furchtbar! Aber meistens ist es dann ja doch recht spannend. (Das ist aber auch der einzige Grund, wieso ich das bei mir dulde, wenn jemand eine Perspektive haben will! *zwinker*)

Neulich beim Schreiben kam meine Protagonistin zu mir, guckte mich an, weinte und sagte: "Okay, ich mach weiter, aber nur, wenn ich danach gehen darf. Du rettest meine kleine Schwester. Ich komme aus der Sache nicht lebend wieder raus."
Ich: "Wie bitte?! Moment, ich brauche dich aber noch!"
Sie: "Gut, ich mache noch ein paar Kapitel  mit - wenn sie gerettet ist, darf ich aber gehen, oder?"
Ich: "Ähm, du fieberst doch schon die ganze Zeit darauf, sie zu retten - willst du dann nicht etwas Zeit mit ihr verbringen?"
Sie: "Ich muss sie in Sicherheit wissen. Und ... Ach, verflixt. Außerdem hat die Antagonistin mir gesagt, dass sie sich vielleicht in den zweiten Protagonisten verlieben könnte."
Ich: "Moment, Moment, jetzt mal langsam und zum Mitschreiben. Sie liebt ihn, du willst nur deine Schwester retten und dann gehen und er will, dass sie deine Schwester freigibt. Habt ihr euch schon Gedanken darüber gemacht, was ihr danach machen wollt?"
Sie: "Ich gehe weg, vielleicht in eines der umliegenden Dörfer, die anderen sehen mich nie wieder und werden glücklich."
Ich: "Das passt so aber nicht in den Plot! Und was stellst du dir vor, was deine Schwester tun wird?"
Sie: "Dableiben, mit den beiden anderen eine Art Zweckgemeinschaft gründen und zusammen leben. Vielleicht kriegen sie ja auch noch die Eltern vom zweiten Prota befreit - dann sind alle glücklich und überhaupt."
Ich: "Ich hab aber immer noch nicht verstanden, wieso du wegwillst."
Sie: "Weil ich ausgebrannt bin von diesem Leben! Mann, das ist nichts für mich. Und außerdem hassen sie mich alle."
Ich: "Und warum klärt ihr das nicht einfach unter euch?"
Sie: "Wir schweben in Lebensgefahr, es ist gerade keine Zeit dafür."
Ich: "Okay, das ist ein Argument. Aber trotzdem, ich weiß nicht recht ..."
Sie: "Lass mich dann einfach gehen, ja? Ich mach auch noch weiter, bis du mich nicht mehr brauchst."
Ich: *hüstel* "Laut Plan brauche ich dich die ganze Zeit."
Sie: "Du lässt mich gehen oder ich mache gar nichts mehr. Oder ich entführe den Protagonisten."
Ich: "Sei nicht albern, das ist Unsinn. Aber bitte, dann gehst du eben. Kann ich deiner Schwester eine schöne Geschichte mit viel Drama andichten."
Sie: "Du verstehst überhaupt nichts! Und du wirst mich gehen lassen!" *dreht sich auf dem Absatz um und geht*

Protagonisten sind so kompliziert! :d'oh:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Aljana am 04. Juni 2015, 19:49:18
@Lothen Antrengend? so sehe ich das eher nicht. Dave war das beste, was meinem Roman je passieren konnte. Dank ihm muss ich jetzt  Meinen Romanen in der mehrzahl sagen. Bis dahin wärs in der alten Fassung nie gekommen.

klingt übrigens auch spannend, dass sich einer deiner Nebencharaktere bei dir so in den Vordergrund drängelt.

Übrigens ist dieses sich aus sich selbst raus entwickeln für mich immer ein Zeichen dafür, dass die Geschichte lebt und lebendig ist. Klar mag es auch gute Geschichten geben, die geplotet wurden, von vorne nach hinten durch, ohne Unwägbarkeiten und halt einfach grade runtergeschrieben. Doch ich bekomme immer wieder den Eindruck, dass die größten Geschichten solche Kopfbabys sind. Geschichten, die erzählt werden wollten, die 'Hier' geschrien haben, die nicht der autor aussuchen durfte, sondern die sich den Autor gewählt haben und die Manchmal Jahre brauchen um endlich aus dem Urschleim der Idee herauszukriechen.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: pyon am 04. Juni 2015, 21:04:12
Toller Thread! Schon während dem Lesen hörte ich eine mir nur allzu bekannte und lästige Stimme in meinem Ohr
"Du wirst doch nicht etwa mich hier anführen, oder? Wage es ja nicht. In welchem Licht lässt mich das vor all den hübschen Frauen denn dastehen? Lege zumindest ein gutes Wort für mich ein!"

Mein allerliebster Stoffhändler, der mir nie etwas sagt und sich langsam aber sicher in meine Geschichte geschummelt hat. Er sollte meinen Porta nur von A nach B bringen und hat sich dann regelrecht an ihm festgebissen und wurde zu seinem besten Freund und zur wichtigsten Nebenfigur. Als mein Porta sich schließlich eine bestimmte Fähigkeit anordnen musste und ich verzweifelt alles in die Wege geleitet habe, damit er jemanden trifft, der das kann und meinen Porta unterrichtet, meint mein Stoffhändler bei der ersten Übungsstunde einfach:" Ich kann das auch!" - Nachdem ich mir all die Mühe gemacht habe.  :wums:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Sipres am 04. Juni 2015, 21:21:44
Für einen meiner Romane hatte ich schon kurz nach Anfang jeden Charakter ausgearbeitet. Alles war akribisch geplant, jede Figur hatte eine spezielle Rolle. Und dann kommt plötzlich Sayo auf mich zu und sagt: "Runner ist ein Idiot. Lass mich den Vollhorst töten. Du brauchst ihn nicht." Natürlich brauchte ich ihn. Er war eine der Schlüsselfiguren für das perfekte Ende. Aber Sayo hatte Recht. Runner war ein Idiot. Also hat sie ihn erschossen und ich musste ein Drittel des gesamten Plots abändern.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: phoe am 04. Juni 2015, 22:15:10
Ein sehr schönes Thema, welches mich aktuell ziemlich auf Trab hält.
Die Idee für den Roman trage ich schon über ein Jahr mit mir rum. Vor ein paar Wochen hab ich angefangen zu schreiben, sollte eher eine Novelle werden, als ein großer Roman.
Und dann... Meine Protas sitzen tagelang auf ihrer Wiese und kommen nicht voran. Dabei haben die eigentlich keine Zeit rumzutrödeln. Plötzlich mosert mich einer an, sie bewegen sich nicht von der Stelle, solange sie nur so oberflächlich gehalten werden. Sie wünschen sich mehr Tiefe, mehr Charakter... häää? okay... und diese Welt, die ist viel zu farblos und zu nichtssagend, schließlich müssen sie hier leben, dann können sie auch mehr erwarten, oder? Spinn ich?
Ein was Gutes hatte das Ganze. Nachdem ich mich etwas intensiver mit ihnen beschäftigt habe, stellte ich fest - he, ich hab da Magier, allerdings heißen sie nur so, denn ihnen fehlten die magischen Kräfte.  ;D
Und ein Mädchen scheint mehr zu verbergen, als sie mir bisher bereit ist zu erzählen. (oder sie weiß es tatsächlich nicht, wie sie behauptet) Aber sie rückt immer mehr in den Mittelpunkt, wo eigentlich jemand anderes sein sollte. Ich lasse die alle jetzt einfach machen und guck dann mal, wie ich die Fäden zusammenknüpf. Hat bisher immer ganz gut funktioniert.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Klecks am 04. Juni 2015, 22:28:59
Ich komme auch oft in den Genuss solcher "Geständnisse".  ;D  Meistens sind diese Geständnisse genau die Infos, die mir noch gefehlt haben, um ein Plotloch zu stopfen. Mittendrin oder kurz vor dem Ende hatte ich das noch nie, aber durchaus des Öfteren irgendwann früher im Schreibprozess. Allerdings ging es mir schon öfter ähnlich wie Malinche. Ich habe über den Love Interest meines Erstlingsprotas - Jahre nach der Veröffentlichung und beim groben Planen der Fortsetzung - und dessen vorherige Beziehung etwas erfahren, auf das ich vorher nie gekommen wäre, aber der Erstling ist trotzdem voller Andeutungen darauf.  :hmmm:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Rhiannon am 04. Juni 2015, 22:54:07
Ich hatte ein Geständnis von diesen Ausmaßen bisher einmal, als eine Nebenfigur mir erklärte, dass sie mitnichten jetzt schon (im zweiten oder dritten Kapitel) sterben durfte, weil sie einen Pakt mit einer dunklen Macht hatte und dadurch letzten Endes die Einzige war, die das Unheil von der Hauptperson fernhalten konnte und weil letzten Endes ein großer Teil des Plottes von ihr getragen wurde.
Das Ganze endete damit, dass die Figur dann im letzten Kapitel tatsächlich starb, aber unter ganz anderen Umständen, als ich mir das gedacht hatte.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: canis lupus niger am 04. Juni 2015, 23:55:03
Der Prota aus meiner Reihe, den ich immer als fairen, sich um Objektivität bemühenden Menschen angesehen (und dargestellt) habe, hat tief in sich drin einen irrationalen, durch ein traumatisches Erlebnis hervorgerufenen aber nichtsdestoweniger pauschalen und daher ungerechtfertigten Hass auf alle Angehörigen eines verfeindeten Clans aus seiner Heimat. Am liebsten würde er jeden Einzelnen von ihnen umbringen. Gleichzeitig leidet er aber schon seit seiner Jugend darunter, dass er den Tod vieler Frauen und Kinder dieses verfeindeten Clans nicht verhindert hat. Konnte er auch nicht, weil er von der Gefahr für sie nichts wusste, aber er fühlt sich trotzdem verantwortlich.

Vier Manuskripte habe ich gebraucht, davon zwei fertig geschrieben, um zu erkennen, wie sehr diese Mischung aus Hass und Schuld seinen Charakter verzerren, wie wenig er in der Lage ist, diese Empfindungen zu reflektieren. Er reflektiert seine Gefühle überhaupt sehr wenig, wenn ich es genau überlege, versucht immer nur, sie unter seine Kontrolle zu bringen und alles, was ihm schädlich erscheint, zu verdrängen. Ich wünschte, ich hätte eher gewusst, wie (herrlich) wenig perfekt ihn das macht, um das von Anfang an angemessener darzustellen. Hätte der Geschichte gut getan! Zumindest in die zwei unvollendeten Manuskripte werde ich diesen neuen Aspekt auf jeden Fall noch einfließen lassen.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: HauntingWitch am 05. Juni 2015, 11:35:49
Da bin ich ja ein richtiger Aussenseiter, ich hatte das bisher noch nie. Geständnisse schon, aber so gravierende, dass sie den ganzen Plot über den Haufen werfen? Ich denke schon den ganzen Morgen darüber nach, aber mir fällt keines ein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich das selten als Störung sehe, sondern als Möglichkeit. Meistens, wenn mir Protagonisten mit solchen Geständnissen daherkommen, denke ich: Oh, gut, mehr Drama-Potenzial. :darth: Natürlich bin ich auch schon einmal überrascht oder weiss nicht, was ich damit anfangen soll, aber das stellt für mich kein Problem dar.

Wenn ich den Gedanken weiter spinne, glaube ich nicht einmal, dass es so etwas wie eine "Zerrüttung des Plots" gibt. Im ersten Moment empfinde ich das vielleicht so, aber ich gehe davon aus, dass dann am vorherigen Plot irgendetwas falsch war. Solche Geständnisse sehe ich daher eher als Entwicklungen. Ich sehe das wie Aljana, nicht ich denke mir die Geschichten aus, die Geschichten kommen zu mir und ich schreibe das, was geschrieben werden will. Wenn das etwas anderes ist, als was ich anfangs dachte, dann ist es eben so.  :)
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: DoroMara am 05. Juni 2015, 12:31:42
Der Neffe meiner Prota - den sie dummerweise zu Beginn der Geschichte aus Mitleid nicht umbrachte - wurde plötzlich zu ihrem grössten Gegenspieler.
(Meine Betaleserin meinte sogleich, ich soll ihn gefälligst etwas lieblicher darstellen, was wirklich nicht möglich ist.)
Nun überlegt sich aber meine Prota, ihren Neffen zu adoptieren, was ich ihr dringlich abrate, da dies meinen ganzen Plot über den Haufen schmeissen würde. Wie kann ich sie nur umstimmen?
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Lazlo am 05. Juni 2015, 12:51:10
@DoroMara: Hat Deine Prota eigene Kinder? Dann könnte sie herausfinden/entdecken, dass ihr Neffe, böse zu ihnen ist, ihnen vielleicht sogar etwas antun will.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Nebeldiener am 05. Juni 2015, 21:23:44
Ich habe auch so eine Geschichte von meinem Prota zu vermelden. Glücklicherweise ist er nicht schwul geworden, denn das hätte mir die ganze Geschichte zerstört, aber er wurde Vater. Einfach so. Ich hatte ihn mir immer als etwa 22 jährigen angehender Erwachsener vorgestellt und auch so die Geschichte geschrieben, bis er mir mitteilte, dass er einen Sohn von einer verstorbenen Frau hätte und eigentlich mehr so 35 Jahre alt ist und nicht 22.
Jetzt darf ich ein Kind einbauen, mit dem der Prota agieren muss und dann muss ich meinen Prota auch noch erwachsener erscheinen lassen.
Ich glaube wirklich, dass es unsere Protas extra machen, um uns zu ärgern :ätsch:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Simara am 06. Juni 2015, 12:18:46
Eines meiner liebsten "Geständnisse" habe ich ja beim Schreiben meiner "Raben" von Loki bekommen. Bestimmt ein halbes Jahr lang habe ich versucht ihm seinen großen Plan zu entlocken, schließlich muss ich den ja wissen um alles wieder auf zu lösen, und dann bekomme ich doch tatsächlich ein: "Also eigentlich hab ich keinen Plan. *Schultern zuck* Ich wollte nur mal sehen was passiert und ein bisschen Chaos stiften. Ist doch nicht meine Schuld wenn die Protagonisten das nicht rechtzeitig wieder geregelt bekommen." Wenn das nicht so furchtbar gut zur Figur passen würde, hätte ich wahrscheinlich eine Krise bekommen...   :rofl:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: DoroMara am 08. Juni 2015, 22:57:15
@Lazlo: Nein, meine Prota will keine Kinder, da sie Angst hat, dass diese so wahnsinnig werden können, wie der Rest ihrer Verwandtschaft. Aber danke für den Tipp.
Der Freund meiner Prota hat zum Glück schon Bedenken zur Adoption gemeldet. Er weiss aber, dass meine Prota gegenüber Ratschlägen sehr resistent ist. Wir müsse mal im stillen Kämmerchen einen Plan aushecken.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Sipres am 11. Juni 2015, 22:43:26
Ich werde schon seit Tagen von einem meiner Antas angebettelt, ihn bitte nicht so böse sein zu lassen. Er will einer der Guten sein, auch wenn es erst am Ende der Geschichte rauskommt. Also hab ich den Plot geändert, hier und da eine Anspielung fallen lassen und arbeite nun auf ein neues Ende hin, dass dem großen Finale allerdings nicht im Weg steht. Das ist durchaus tragbar und hat den Schreibfluss sogar verstärkt.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Kadeius am 11. Juni 2015, 23:32:12
Ja, ja ... die Antas betteln bei mir auch viel mehr als die Protas. Meiner bettelt, aus dem Gefängnis herauszukommen, dabei hat er die Karte vom Ereignisfeld gar nicht gezogen. :p
Nein, im Ernst, er sitzt zu Recht für eine ganze Weile in einem magiegesicherten Gefängnis. Das Schlimme: Ich glaube, er findet trotzdem einen Weg herauszukommen. Nach und nach gesteht er mir nämlich all seine Verbrechen, je mehr Inspiration ich für diesen Anta bekomme.  :zensur:
Noch schlimmer: Nicht nur meine Betaleser, sondern alle, denen ich es vorgestellt habe, gefällt der Kerl ausnahmslos.  :darth:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: SLis am 14. Juni 2015, 16:58:21
Geschichte war durchgeplottet, ich war so froh, beginne hochmotiviert mit dem Schreiben und Zack - kommt der Sidekick, mogelt sich vor den Helden und erkärt mir lang und breit, warum er der einzig wahre Hauptcharakter ist. Immerhin wüsste der Held ohne ihn nichts von seiner Bestimmung, und wenn er nicht den ganzen Weg über auf ihn Achtgeben würde, hätte der Held sich doch schon längst hoffnungslos verlaufen, bzw. wäre wahrscheinlich schon tot.  :hmhm?:

Immerhin war er ja so nett, mir das sehr ausführlich darzulegen und es auf den gesamten Plot auszuweiten, so dass es zwar dauerte, alles anzupassen, ich aber dankenswerter Weise kaum darüber nachdenken musste. ;)

Zum Dank für seine Hilfe, habe ich ihn dann fast umgebracht.  :d'oh: Aber hey, wer ganz vorne mitspielen will, bekommt eben die Dramakeule ab. Selbst schuld.  :darth:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: funkelsinlas am 19. August 2015, 23:04:21
Hach, ich kenn das mit dem Eigenleben der Charaktere!
Mein Bösewicht wurde plötzlich voll nett! Hatte so einen guten Grund, dass er mir fast nur noch Leid tut.
Beim Plotten der nächsten Geschichte das selbe! Ich hab mit ner Freundin drüber geredet und sie meinte nur: Kommen die dann zusammen? Und das als total Unromantische! Irgendwie hatte ich da wohl was übersehen. Mein Prota fand das Mädchen wohl hübscher als ich dachte. Als ich ihn dann mal gefragt hab, hat mir auch noch Vorhaltungen gemacht, dass sie wegen mir erst nen anderen heiratet und von dem ein Kind bekommt.  :wums: Was sagt man dazu?Eifersuchtspinsel! Jetzt bekommt er sie am Ende des Buches.
Aber ich finde schon beim Plotten gibt es immer wieder ne Seite bei meinen Charakteren, die ich nicht erwartet hätte.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Sipres am 22. August 2015, 10:51:14
Mir hat gerade der weibliche Prota einer KG ein erstaunliches Geständnis gemacht. Sie ist eine Prinzessin, aufgezogen von den beiden homosexuellen Königen ihres Heimatlandes. Eigentlich war es so geplant, dass einer der beiden eine Leihmutter geschwängert hat, aber das wollte Constance nicht. Sie hat mir gerade gestanden, nur adoptiert zu sein. Ihre leiblichen Eltern sind eine Prostituierte und ein unbekannter Freier.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: funkelsinlas am 25. August 2015, 00:59:24
Sipres, deine Gesellschaft ist ja noch aufgeschlossener als ich dachte. So was als Prinzessin? Das wird interessant.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Mithras am 25. August 2015, 01:41:00
@Sipres: Das klingt... eigenwillig. :o Die Gesellschaftsstruktur in deiner Welt würde mich wirklich mal interessieren!

Esfandiyân, mein heimlicher Protagonist, hat heute beschlossen, Vegetarier zu werden. Nicht, weil er es falsch findet, Tiere zu töten und zu essen, sondern weil ihn der Geruch von verbranntem Fleisch an einen Verrat erinnert, den er einst begangen hat. Macht ihn mir natürlich sympathischer, denn eigentlich ist er ein skrupelloser Utilitarist, der seinen Weg ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt. Dummerweise schicke ich ihn gerade auf eine Reise durch die Wildnis, in der er ohne Fleisch verhungern würde. Einfach macht er es sich (und damit mir) definitiv nicht.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Sipres am 25. August 2015, 02:02:05
Zitat von: funkelsinlas am 25. August 2015, 00:59:24
Sipres, deine Gesellschaft ist ja noch aufgeschlossener als ich dachte. So was als Prinzessin? Das wird interessant.

Zitat von: Mithras am 25. August 2015, 01:41:00
@Sipres: Das klingt... eigenwillig. :o Die Gesellschaftsstruktur in deiner Welt würde mich wirklich mal interessieren!

Ich denke mal, dass ich es ganz einfach löse. Das nette Königspaar möchte ein Kind adoptieren. Da sie sehr volksnah sind, wollen sie einem Kind aus einem normalen Waisenhaus eine Chance geben. Kaum haben sie Constance erblickt, sind die verliebt. Das goldene Haar, die smaragdgrünen Augen: Ein Bild von einem Baby. Dann erst erfahren sie, wer die Eltern sind, es ist ihnen aber egal. Und es muss ja niemand außer dem Königspaar, der Leiterin des Waisenhauses und Constance etwas davon wissen.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: FeeamPC am 25. August 2015, 09:35:30
Hach ja. Und dann kommt die Bild-Zeitung, zerrt das Geheimnis ans Tageslicht und ...   Babummm ... Riesen-Ärger!
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: chaosqueen am 25. August 2015, 14:16:59
Zitat von: FeeamPC am 25. August 2015, 09:35:30
Hach ja. Und dann kommt die Bild-Zeitung, zerrt das Geheimnis ans Tageslicht und ...   Babummm ... Riesen-Ärger!

Fee! :rofl:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Merlinda am 28. August 2015, 08:32:08
 :rofl: jaja die böse Bild. 
Aber ich hatte auch so ein tolles Erlebnis, bzw.  Offenbarung.
Meine Lichtkrieger haben mir neulich im Streit gebeichtet, dass ihre angespannte Beziehung zueinander aus Band 1 durchaus berechtigt ist. Aber ich muss sagen, dass ich ehrlich überrascht bin,  dass sie sich doch zu so einem guten Team entwickelt haben.  Nach der gemeinsamen Vorgeschichte wüsste ich ja nicht,  ob ich das so souverän hinkriegen würde.  BzW. Ich wüsste nicht,  ob ich an Jennys Stelle Rafe so vertrauen könnte. Und mit dem Wissen über meinen Guten bin ich ehrlich gesagt nicht besonders gut auf ihn zu sprechen.  :seufz:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Inea am 30. August 2015, 20:18:36
Vor einigen Tagen hatte ich auch so eine freundliche Offenbarung. Mein männlicher Protagonist besteht seit wenigen Tagen darauf, seine eigene Sicht auf die Dinge dem Leser darstellen zu dürfen. Sodass diese nicht nur die Perspektive meiner weiblichen Protagonistin kennen. Das bringt mich und meinen Plan nun sehr durcheinander, so war das Ganze von Anfang an nicht gedacht! Naja, wir streiten noch ;D. Aber eigentlich hat er schon gewonnen. Kennt ihr das auch?
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Akirai am 04. September 2015, 19:08:49
Och, Inea, jeder hat ein Recht auf freie Meinungsäußerung - auch dein Prota  ;)
Meine beiden Herren machen mich aber auch gerade fertig.

Mein Plan: Sie streiten sich um einen Love-Interest X, der sich dann für Prota B entscheidet. Prota A bekommt eine andere Herzensdame Y.
Der Plan der Herren: Herzensdame X wird komplett aus dem Konzept gestrichen, Prota A bekommt Herzensdame Y, Prota B möchte sein Herz gerade nicht verschenken. Immerhin ist Herzensdame Y seine Schwester, es gäbe ja noch genug Konfliktpotential mit Prota A.

Bitte? Familienzuwachs? Jungs, wie soll ich das mit dem Alter hinkriegen, wie soll ... *stöhn*
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Mithras am 04. September 2015, 19:40:29
Die Erfahrung, dass plötzlich Charaktere nach Aufmerksamkeit schreien, die man gar nicht auf dem Schirm hatte, hatte sicher jeder schon einmal. Ich gehe gerade eher den umgekehrten Weg, weil einige meiner Charaktere zu viel wissen, um gleich zu Beginn als Perspektivträger zu fungieren, was besonders bitter ist, da mein Lieblingscharakter unter ihnen ist... :'(

Neulich hat sich dann auch ein wichtiger Nebencharakter entschieden, eine Perspektive zu beanspruchen, und vorhin beim Joggen verkündete er mir, dass er mit dem opportunistischsten Ar******* in meiner Geschichte (ebenfalls ein Perspektivträger) kooperieren wird/muss, um die eigene Haut zu retten. Sie haben (leider) denselben Feind und und würden von ihrer Kooperation stark profitieren. Das stürzt mich natürlich in Gewissenskonflikte...
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: FeeamPC am 05. September 2015, 12:46:11
Merlinda, du solltest doch langsam wissen, dass dieser Rafe es faustdick hinter seinen hübschen Ohren hat ...
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Mithras am 06. September 2015, 17:53:50
Heute während des Joggens kam meine Lieblingsantaggonistin mit einem Geständnis an: Sie will doch nicht die Mutter meiner Hauptprotagonistin sein. Das stellt natürlich alles auf den Kopf - einerseits bin ich froh darum, weil es nicht nur die Familienverhältnisse entwirrt, sondern mir auch ermöglicht, meinen Lieblingscharakter Esfandiyân viel früher zum Perspektivträger zu machen, weil es nun kein Geheimnis mehr zu hüten gibt. Außerdem waren die Beziehungen zwischen Protagonistin und Antagonistin eh paradox genug...
Nur muss ich jetzt die ganzen Beziehungen zwischen den Charakteren neu überdenken, denn das Verhältnis zwischen Pro- und Antagonistin stand bislang im Zentrum von gut der Hälfte aller Beziehungsgeflechte. Das wird ein Spaß... :omn:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Sternsaphir am 06. September 2015, 18:17:05
Oje, Mithras. Das klingt anstrengend.

Meine Prota hat mir nur gesagt (typisch kleines Mädchen, das zum Glück bald erwachsen wird), dass sie unbedingt auf Papas Pferd durch die Geschichte reiten will. Gnaa. Na guuut. Aber ein weißes Pferd kriegt sie nicht. Niemals!!
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: jokergirl am 16. September 2015, 01:24:18
Die Big Bad einer meiner Stories ist nicht nur Schwester einer anderen wichtigen Figur, sie war ausserdem einmal in den Lehrer meiner Protagonistin verknallt. Uiui. All das hatte ich nicht geplant, bis sie es mir gesagt hatte. Aber sehr viel von ihrer Motivation scheint daher zu stammen, dass der Lehrer immer nur für ihre Schwester Augen hatte...
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Pestillenzia am 16. September 2015, 08:09:10
Meine Toni hat vor einigen Jahren komplett die Mitarbeit verweigert, weil sie ganz anders war, als ich sie mir anfangs vorgestellt hatte. Eigentlich sollte sie Anfang 20 sein, mit braunen schulterlangen Haaren, eher brav und angepasst. Das ging etwa dreißig Seiten gut, bis sie sich vor mir aufgebaut hat und meinte, ich solle endlich mit dieser dämlichen Maskerade aufhören. Sie sei kein braves, angepasstes Ding und schon gar nicht Anfang 20, sondern Ende 30, mit raspelkurzen schwarzen Haaren und "Konfrontation" sei ihr zweiter Vorname. Mann, war die sauer ...  :rofl:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: K a t e am 20. Oktober 2015, 21:35:00
Ich wäre aber auch sauer, wenn ich dreißig Seiten lang das komplette Gegenteil von mir selbst spielen müsste. :rofl:

Mein Prota Damon hat mich vor zwei Tagen ziemlich überfahren. Erstens mit der Beschwerde, dass ich endlich wieder an seiner Geschichten arbeiten solle (und das obwohl er sich stets geweigert hatte so mitzuspielen, wie ich es wollte) und zweitens mit der Offenbarung, dass er als Teenager in der Geschlossenen saß. Puh. Zumindest erklärt das jetzt einige seiner seltsamen Charaktereigenschaften.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: foxgirl am 22. Oktober 2015, 17:31:54
Ich steh mit meiner Geschichte noch recht am Anfang und hatte gerade stolz meinen groben Verlauf erarbeitet, da meldete sich plötzlich einer meiner Nebendarsteller mit der, zugegebenermaßen plausiblen, Anklage zu Wort seine Rolle ginge im Hinblick auf die Geschehnisse zu sehr unter. Das heißt im Klartext, dass ich mein angedachtes Ende so nicht stehen lassen kann. Aber was tut man nicht alles für seine Figuren ::).
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Mithras am 23. Oktober 2015, 22:29:02
Sieh's positiv: Es fällt dir jetzt auf und nicht erst später. Noch kannst du es ja gut einplanen.

Aber solche Erlebnisse hatte sicher jeder schon. Mein heimlicher Protagonist Esfandiyân war anfangs nur als Perpektivtäger für dn Prolog vorgesehen, bis er beschloss, ein Eigenleben zu entwickeln. Und was für eines - ich glaube, er ist der genialste Charakter, den ich je erfinden werde! :D
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: foxgirl am 25. Oktober 2015, 17:57:41
Ja ich muss auch ehrlich zugeben, den Charakter so außen vorzulassen wäre einfach nicht richtig und unschlüssig gewesen.Wenn ich so recht darüber nachdenke ist er mir auch einer meiner sympathischsten Nebenfiguren und hat seine tragendere Rolle ehrlich verdient. In dem Sinne hast du Recht, auch wenn ich sicher bin das wird nicht das letzte Mal bleiben, dass einer meiner Charaktere mir meine Geschichte wieder teilweise umschmeißt. :D
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: cryphos am 29. Oktober 2015, 14:05:28
Das wird wohl meine Schwester Grünspan freuen.
Ein gemeinsamer Freund hat mir letzte Nacht seine Hörner in den Hintern gebohrt und mir gesagt:
"Deine Plagen sind jetzt aus dem Gröbsten raus, du hast ein Haus und bald eine neue Küche, der Garten ist gemacht, du bist gesund - KANNST DU ARSCH JETZT ENDLICH DIE WELT RETTEN?!"

Ach Nycra, was hast du da für Monster erschaffen und wieso hast du die bei mir abgestellt?
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Nycra am 30. Oktober 2015, 11:55:59
Zitat von: cryphos am 29. Oktober 2015, 14:05:28Ach Nycra, was hast du da für Monster erschaffen und wieso hast du die bei mir abgestellt?
Ich bin Autor, ich muss Monster erschaffen. Und besser bei dir als bei mir.  :ätsch:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Ary am 30. Oktober 2015, 12:07:55
Als ich gestern unter der Dusche stand, kam Venya angetappst und verlangte eine heroische "Ich will meine Prinzessin retten und mich dabei fürchterlich in die Kacke reiten, damit alle zusammen dann mich retten müssen und endlich merken, dass sie gut zusammenarbeiten udn aufhören, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen"-Szene. Ein bisschen hat sie mir damit meinen Plot gerettet. Aber das zu schreiben wird... puh. Drama, Baby.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Akirai am 09. November 2015, 22:07:31
Mein zweiter Prota möchte einen heroischen Heldentod, damit seine Geliebte mit einem anderen glücklich werden kann.

Aber ich brauch ihn doch noch für die Folgegeschichten, das heißt, er muss überleben! Gnaaaaah!  :brüll:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Loki am 09. November 2015, 22:32:47
Oha @Akirai das hört sich etwas verzwickt an  ;D Hast du dir schon was überlegt?

Mein Protagonist ist momentan sowas von auf einem Egotrip - der macht überhaupt nicht mehr was ich von ihm will. Aber was soll ich sagen - bisher zieht er sich auch immer selber noch aus der Sch**ße raus also drücke ich noch ein Auge zu  :wache!:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Inea am 10. November 2015, 07:01:12
Zitat von: Akirai am 09. November 2015, 22:07:31
Mein zweiter Prota möchte einen heroischen Heldentod, damit seine Geliebte mit einem anderen glücklich werden kann.

Das ist wirklich eine doofe Zwickmühle, hehe! Kann er seinen Tod nicht vortäuschen?

Ich hatte auch die Tage eine wunderbare Begegnung mit zwei Charakteren :brüll:!
(In Spoiler-Tags, da es meinen aktuellen NaNo-Roman betrifft und nicht alle wissen wollen, wie es weiter geht)

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Akirai am 10. November 2015, 21:59:48
@ Inea:  :rofl: Na, aber deine Zwickmühle ist doch wohl schöner als meine!

Hm, ja, er könnte seinen Tod vortäuschen, allerdings will er gerne in der finalen Schlacht gegen den Erzbösewicht sterben. Und ich habe bislang keine bessere Idee, wie ich den Erzbösewicht um die Ecke bringe... *nachdenken geh*

@ Loki: Der Vorteil an einem Zweiteiler - ich habe noch mindestens einen Nano Zeit, um ihm diese dämliche Idee auszureden  *grins* . Aber dein Prota ist ja fast pflegeleicht - wenn meine auch nur so wären .... :d'oh:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Esora am 12. November 2015, 21:31:17
Unglaubich, was diese Protas alles von einem Verlangen... und auf welche Ideen sie kommen  :wums:

Meiner - ja okay, es gibt ihn noch nicht sooo lange und ich war zu diesem Zeitpunkt noch in der Planungsphase - hat mir neulich ganz plötzlich offenbart, dass er eine Statue ist  :wums:

Und er wollte und wollte sich nicht umentscheiden...

LG
Esora
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Akirai am 12. November 2015, 21:36:53
Zitat von: Esora am 12. November 2015, 21:31:17

Meiner - ja okay, es gibt ihn noch nicht sooo lange und ich war zu diesem Zeitpunkt noch in der Planungsphase - hat mir neulich ganz plötzlich offenbart, dass er eine Statue ist  :wums:


:rofl: Ich halts nicht aus, das ist ja zu göttlich!
Dann bist du ein sogenannter Steinflüsterer? Oder wie wurde die Statue lebendig?  ;D
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Esora am 14. November 2015, 10:45:03
Ja genau so ungefähr... ich kann jetzt mit Steinen reden... und alle die mein Buch lesen dann auch  :wums:

Ist ziemlich nützlich, Steine haben viel zu erzählen ^^

Wir fanden dann einen Kompromiss, der ihm zum Glück zugesagt hat. Er versucht es jetzt erst einmal als Mensch. Aber Steine müssen trotzdem vorkommen. Ganz viele Steine. Ich verstehe nicht was er so mit diesen Steinen und Statuen hat  ???
Ich solle ihm einfach vertrauen, es wird schon werden :'D Und somit ist es ganz plötzlich nicht mehr mein, sondern sein Buch.
Aber wie genau er als Statue lebendig werden wollte, das hat mir auch noch keiner verraten..

LG
Esora
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Inea am 14. November 2015, 10:51:30
Vielleicht ist es ja ein Steingolem? :hmmm:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Esora am 14. November 2015, 11:04:52
Hm, das könnte durchaus sein, Inea!  :D
Keine schlechte Idee...
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Sin am 14. November 2015, 11:15:20
Ach ja, das kenne ich auch.
Vor ein paar Jahren hatte ich so schön geplottet, alles war schon genau durchdacht und der Protagonist schwul. Und während er seinen LI langsam kennen lernt, gesteht er mir plötzlich, dass er sich in die Dame verliebt hat, die ihm nur heiße Suppe verkaufen sollte. Also aus ihr nicht nur Nebencharakter gemacht, sondern Rolle gegeben. Dummerweise ist sie Hehlerin und genau von dem ganzen Kram wollte er eigentlich weg. Nein, er will nur sie und nicht den netten Kerl. Blieb mir nicht viel anderes übrig, als den Plot komplett zu ändern, denn er hätte kein Wort mehr gesagt. Und sie wollte erst nicht in ihn verliebt sein, bis sie dann gemerkt hat, dass sie sich doch verliebt hat.  ::)
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: jokergirl am 20. November 2015, 09:48:49
Oh ja, einer meiner Charaktere (zumindest einer) ist anscheinend trans. Äh. Yay! :pompom:

(wer, wird natürlich nicht gesagt... und im Buch auch nicht beschrieben. Aber es gibt ein paar eingestreute Hinweise.)
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: LinaFranken am 05. Dezember 2015, 19:08:52
Solche Geständnisse liebe ich! Als gottgleicher, allwissender Herrscher über die eigene Roman-Welt hätte man ja sonst keine spannenden Überraschungen. Da ich an einem Epos schreibe, ist nur festgelegt, wie die Charas zu Anfang der Reise sind. Wie sie sich im Verlauf entwickeln, darauf habe ich keinen Einfluss mehr. Sollte ich das nicht als Autor? Irgendwie führen meine Charas alle ein Eigenleben. Vielleicht sollte ich zum Arzt?  :40°C: Immer diese Stimmen im Kopf, die alle machen was sie wollen... Das ist schon keine Kreativität, das ist vermutlich schon die Vorstufe einer Schizophrenie... Seid brav, sonst lässt die Mutti euch alle der Reihe nach sterben!  :pfanne:
Titel: Re: "Hallo Autor, ich muss dir was sagen ..." - Geständnisse eurer Figuren
Beitrag von: Araluen am 07. Dezember 2015, 14:30:24
Dass Charaktere ein Eigenleben haben, ist ganz normal. Mach dir da mal keine Sorgen. Da kann man nichts gegen machen.

Meine kleine Calio beichtete mir die Tage, dass sie sich neue Eltern ausgesucht hat. Dass ihre Halbschwester damit nicht mehr ihre Halbschwester ist und ich auch sonst einiges umstricken muss deswegen, interessiert sie nicht... achtjährige Kinder halt. Sie hätte gerne die verlorene Jugendliebe des Detektivs, dem sie auf die Nerven fällt als Mutter und ihn gleich als Vater. Zugegeben, die Konstellation hat was, macht es mir aber wirklich nicht einfach. Vielleicht kann ich sie ja noch überzeugen wenigstens ihren bisherigen Erzeuger zu behalten.