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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Klecks

Tut mir leid, dass das bei dir gerade so akut ist, Witch.  :knuddel:  Ich kann leider nur sagen, dass man nicht aufgeben sollte, denn nur, wenn man aufgibt, hat man wirklich keine Chance darauf, selbst einmal erfolgreich zu sein. Bleib dran! Trotz aller Zweifel. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es viele berühmte, erfolgreiche Autoren gibt, die trotz diesem Erfolg noch an sich zweifeln. Aber das Wichtigste ist, dranzubleiben und seine Ziele nur wegen Selbstzweifeln nicht aufzugeben. *knuddel*

HauntingWitch

@Gamalda: Ja, in die Tonne kloppen wäre gut. Wenn es nur so einfach wäre. Aber ich habe das Gefühl, der findet immer wieder einen Weg da hinaus und kommt zurück.

@Czara: Ich arbeite zurzeit an zwei Projekten. Das ist nicht viel, ich hatte schon mehr.

@Klecks: Nein, ich gebe schon nicht auf. Ich brauche nur diese Öffentlichkeits-Pause, um zu schreiben, ich habe es ja andernorts schon erwähnt. Davon gehen aber diese Gedanken nicht weg. :(  :knuddel: Im Gegenteil, ich habe sogar das Gefühl, dass das vielleicht so eine Art Rückschritt ist, weil dann natürlich erst recht nichts mehr vorangeht (ausser die beiden Skripte).

gbwolf

#872
Zitat von: Witch am 17. Dezember 2016, 14:24:55
Aber ich frage mich, ob ich etwas falsch mache. Habe ich so ein schlechtes Karma? Liegt es an meinem Selbstbewusstsein, meiner Schüchternheit? Bin ich so ein schlechter Verkäufer? Habe ich zu wenig Antrieb? Zu wenig Energie, arbeite ich nicht hart genug? Oh ja, die Energie, das ist auch so etwas. Wenn ich sehe, was manche (hier oder auch im VSPA) für einen Output haben, falle ich fast vom Stuhl.
Ich habe zwar keine Ahnung, ob ich mitgemeint bin (Eher nicht, mit Fantasy bin ich ja wenig erfolgreich) oder was VSPA ist (Kann ich das essen?), aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass neben Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen, Flexibilität und Können noch ein Faktor sehr wichtig für den Erfolg ist: Der Zufall. Klar muss man Chancen ergreifen und sich bewerben, aber auch der Tüchtigste kann mit einem eigentlich gut verkäuflichen Buch im Aus landen, wenn das Cover Mist ist oder wenn der Roman falsch beworben wird, währen ein mäßig arbeitender Glückspilz einen Trend erwischt und sein Buch überall plakatiert wird und auf den Tischen am Eingang liegt.

Und: Nicht alles was glänzt ist Gold. Ich wette, wenn man viele Autoren näher kennt und beisammen sitzt, wird man sehr viel über Druck, Zeitmangel, Ängste, vernachlässigte andere Dinge und wenig Geld erfahren. Edit: Es steckt ja nicht nur eine immense Arbeit hinter dem Erfolg, sondern oft auch eine Passion, die einen innerlich auffressen kann.

Cairiel

Witch, ich kann dich wahnsinnig gut verstehen. Mir geht es im Moment ähnlich. Keine einzige Agentur will mich, meine Veröffentlichungen verkaufen sich schleppend bis gar nicht und ich bekomme mittelmäßige Rezensionen. So gerne ich ein supertolles, tiefgreifendes Epos schreiben will ... meine Geschichten kratzen immer nur an Oberflächen. Mehr als Novellen bekomme ich momentan nicht zustande. Oberflächliche Novellen ohne jeden Tiefgang. Die allermeisten Kurzgeschichteneinsendungen werden abgelehnt, selbst solche, bei denen ich ein gutes Gefühl hatte.

Aber ich kann Nadine nur zustimmen, auch wenn es mir selbst oft so scheint wie dir, Witch: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wie habe ich mich gefreut, als ein etwas größerer Verlag mein letztes in meinen Augen einigermaßen vernünftiges Manuskript angenommen hat! Der Vertrag war beschissen, aber hey, ich habe meine Chance gewittert! Bessere Promotion, mehr und neue Leser ... Das Ende vom Lied: Das (nicht nur in meinen Augen völlig überteuerte) Buch verkauft sich so gut wie gar nicht, Werbung gibt es entsprechend nur sehr wenig und von dem gewaltigen Batzen Geld, das so ein Buch oder E-Book kostet, bekomme ich ... ein paar Cent. Wenige Cent. Und das für die Dauer des gesetzlichen Urheberrechts. So viel zu der schicken, tollen Veröffentlichung, die bei mir im Schrank steht und verstaubt. Es war mir eine Lehre.

Was ich damit sagen will: Was auf Außenstehende wie ein toller schriftstellerischer Erfolg wirkt, kann auch mal in Wahrheit eine frustrierende Pleite sein. Das muss ich mir vor Augen halten, weil mich in dunklen Stunden das Gefühl beschleicht, das nur ich solche Pannen erlebe. Ist natürlich nicht so.

HauntingWitch

@Czara: Ich konnte gestern nicht näher auf deinen Post eingehen, ich war zu aggressiv drauf. Jetzt aber richtig. Ich glaube, da ist etwas dran, auch wenn ich abstreiten würde, dass ich ein negativer Mensch bin. Im Grossen Ganzen bin ich glücklich. Es ist nicht so, dass ich nicht an mich oder meine Schreiberei glaube oder dass ich mich die ganze Zeit für unfähig halte. Ich habe auch schon gedacht: Wow, wenn die das jetzt schafft, dann ist es für mich auch möglich und der Gedanke ermutigt mich. Aber während diesen Phasen kann ich nicht auf diese positiven Gefühle zugreifen.

Vielleicht bin aber wirklich zu negativ geworden in letzter Zeit, in Bezug auf die ganzen Veröffentlichungs-, Verlags- und Erfolgsgeschichten. Vielleicht bin ich zu frustriert, weil desillusioniert. Wenn es das ist, dann brauche ich erst recht Zeit, um mich wieder auf andere Dinge zu besinnen (zum Beispiel, warum ich einst mit dem Schreiben angefangen habe oder wie sehr mich meine jetzigen Projekte gerade einnehmen) und wieder auf ein entspannteres Grundlevel zurückzukommen.

@Nadine: VSPA ist Verein Schweizer Phantastikautoren. Entschuldigung, das hätte ich vielleicht ausschreiben sollen. Ja, ich denke, da hast du einen guten Punkt. Das muss man sich immer wieder bewusst machen, glaube ich, und dennoch ist es schwierig, das nicht wieder zu vergessen. Nun, ich sitze ja auch oft mit anderen Autoren zusammen und natürlich stimmt das, was du sagst. Aber man hat so einen vernebelten Blick und denkt: Mensch, du kannst doch froh sein... Dabei ist das ein Trugschluss und man merkt es nicht einmal.

@Cairiel: Genau das. Als ich meine erste Veröffentlichung hatte, dachte ich, dass die anderen Verlage mich nun eher nehmen würde und alles einfacher würde, weil so eine Veröffentlichung im Lebenslauf schon gut aussieht. Naja, sieht wirklich gut aus - für einen selbst. Aber die Verlage hat das nicht interessiert, keiner wollte mein Skript. Damit habe ich deshalb jede Menge Zeit verschwendet, wo ich schon länge hätte SP machen können, nur habe ich mich nicht getraut. Aber "hätte" und "wenn" machen auch unglücklich, und ich sollte vielleicht eher auf das schauen, was ich schon erreicht habe (allgemein im Leben, meine ich). Was viel mehr ist, als manche andere und die meisten, die mit mir zur Schule gegangen sind (soweit ich es weiss, jedenfalls). Ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass ich (und übrigens auch du  :knuddel:) bereits zu den erfolgreichen Menschen gehöre und die anderen die sehr erfolgreichen und jene, die ich am meisten bewundere, die supererfolgreichen sind.
Ich weiss nicht, was dieses Gefühl immer auslöst, wirklich. Nun ja, jedenfalls kann man immer besser und erfolgreicher werden und neidisch auf die schauen, denen es vermeintlich gelungen ist. Aber du hast recht, wir sehen nur einen Bruchteil davon und wissen nicht, was im Hintergrund alles passiert.

Und der Vergleich mit dem, was man gut findet, oder tiefgründig, oh... Ich habe soeben die letzten Seiten eines King-Buches gelesen. Ich musste in den letzten 200 oder so Seiten so oft Pause machen, weil es einfach so genial ist und man natürlich selber so ein guter Autor wäre. Und dann steht ihm Nachwort, dass die Geschichte über einen Zeitraum von Jahrzehnten entstanden ist. Natürlich ist sie gut, ist ja auch lange gereift. Und wir schreiben dann innerhalb von einem Jahr oder so etwas und sind frustriert, weil es nicht so tiefgründig ist, wie wir es gerne hätten? Geht nicht ganz auf, wenn du mich fragst. Ich lese halt auch gerne Sachen von Leuten, die ein paar Jährchen mehr Lebenserfahrung auf dem Buckel haben als ich und habe dann das Gefühl, ich möchte das auch können. Aber vielleicht ist das ein Irrtum, vielleicht kann ich das gar nicht, weil ich zu jung bin.

Ach, ich sehe einfach nicht durch im Moment. Ich habe gestern 900 Wörter geschrieben (in etwa mein in letzter Zeit übliches Pensum) und vor einer Weile, hätte ich mich total darüber gefreut, wieder etwas weiter gekommen zu sein. Aber gestern war da einfach so eine bösartige Stimme: "Und recherchiert hast du nicht, und die andere Szene in dem anderen Projekt hast du jetzt auch nicht geschafft und das King-Buch wolltest du heute fertiglesen." Vielleicht nehme ich mir zu viel vor. Ich wusste einmal, wie das geht, kleinere To-Do-Listen zu machen, aber ich habe wohl auch das vergessen.

Zit

#875
Ich glaube, dass das ein unausweichlicher Entwicklungsschritt jedes Künstlers ist. Da gibt es so eine magische Grenze zwischen Amateuer und Profi, die ich persönlich auch da ziehe, wo die Zweifel beginnen, die nie wieder weggehen. Sozusagen "die Geister, die ich rief" nur ohne Auflösung und ohne, dass man selbst dafür verantwortlich ist. Zweifel gehören, mMn, zum Standartreportoire (fast) jedes Künstlers, weil man den Blick für die eigenen Schwächen und Potentiale hat – und vor allem den Ehrgeiz, das zu ändern. Oder zumindest stört es einen und demnach muss man das dann ändern. Wobei die Krux ist, dass dieses "Mich stört was" nie aufhört, nur das, was stört, ändert sich. (Ich hoffe, ihr versteht mich. Habe heute wieder einen verschwurbelten Tag.)

Vermutlich wächst deine To-Do auch, weil du plötzlich mehr Potentiale und Schwächen siehst als früher? ;) Und wenn man etwas liebt und richtig machen will, fehlt einem doch immer die Zeit, selbst wenn man alle Zeit der Welt hätte. :knuddel:

Die Frustration, was die Verlagswelt angeht, kenne ich allerdings auch. Manchmal habe ich meine guten Tage und es macht mir nichts aus, weil ich weiß, dass eine Verlagsveröffentlichung nicht der allein seelig machende Weg ist, dass ich meine Ziele auf andere Weise erreichen kann. Und dann gibt es Tage, an denen ich zu tief im Zirkel stecke und so ein bisschen die Relation verliere und dann ein bischen neidisch auf die Erfolge anderer sehe.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

HauntingWitch

@Zitkalasa: :knuddel:. So habe ich das noch nie gesehen. Ja, vielleicht hast du recht. Das ist aber irgendwie beruhigend.

Lana

Ich stecke momentan absolut in der Zweifelkrise.
Alles was ich von mir lese empfinde ich als schlecht. Ich entdecke durch den Schreibkurs unendlich viele Fehler. Habe das Gefühl, das Handwerk einfach niemals beherrschen zu können.
Mein Kopf ist voller Ideen, Szenen und wunderbaren Geschichten, die mir so viel Spaß machen. Aber wenn ich sie aufschreiben will, wird es einfach nur noch stumpf.
Ich versuche die Anfängerfehler zu vermeiden. Meine Schwächen sind laut Kurs doppelte Beschreibungen, 2 Dimensionale Figuren und ein stolpernder Spannungsbogen. Das Schlimme: Ich hatte vorher schon die Befürchtung und es hat sich dadurch bestätigt.

Meine Parker Chronik mit der ich den NaNo gerockt habe, ist auch nicht fertig geworden. Ein paar Szenen haben mir unheimlich Spaß gemacht und dann gab es wieder Szenen die ich gerne übersprungen hätte.
Mitten drin habe ich mich auch noch entschieden die Perspektive komplett zu wechseln und müsste nun die ersten 2 Kapitel komplett umschreiben um die 3 verschiedenen personellen Perspektiven in nur eine von der Protagonistin umzuwandeln. Deswegen habe ich es weiterhin auf Eis gelegt und versuche mich an anderen Geschichten, die ich schon mal angefangen habe. Aber auch da klopft der Zweifel an. Fahre ich diese Geschichten dann auch in den Sand, genauso wie die Parkers..  :schuldig:

Dämmerungshexe

Lana - ich glaube bei dir trifft wieder genau das zu, was Zitkalasa gesagt hat: dass man unzufrieden ist und Fehler findet ist ein Zeichen dafür, dass man sich verbessert hat. Du hast durch den Schreibkurs offensichtlich dazu gelernt und siehst die Schwächen in deinen Texten jetzt deutlich. Das ist etwas Gutes, weil du dann weißt, was du ausbessern musst. Und theoretisch weißt du auch wie. Nur die Umsetzung, das ist immer das schwere. Da muss man sich erst dran gewöhnen und viel üben. Ist das Gleiche wie mit Mathe - an sich weiß man wie man rechnen muss, aber Kopfrechnen fällt nur denen wirklich leicht, die es jeden Tag tun. Also: weitermachen! Nutze dein neies Wissen, setze es um.

Ein fertiges Buch in der Hand zu haben ist natürlich immer schön. Aber die Arbeit daran - die Ideen finden, sie umsetzen, ausformulieren, überdenken, neue Wege, Bilder und Worte finden, das Lernen und Wachsen daran - dafür ist man Autor, oder?  ;)
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Czara Niyaha

Liebe Lana,

sieh den Zweifel vielleicht auch als etwas positives, herausforderndes an.
Durch Deinen Schreibkurs hast Du einiges dazu gelernt und Dich auch verbessert.
Du siehst Deine Worte aus einem ganz anderen Blickwinkel, Dein Anspruch an Dich selbst ist gestiegen.

Aber dadurch kannst Du wachsen!  :)

Ich glaube jeder hat mal die Phase des Hinterfragens und der Selbstzweifel.

Zitat von: Dämmerungshexe am 20. Dezember 2016, 08:57:29
Ein fertiges Buch in der Hand zu haben ist natürlich immer schön. Aber die Arbeit daran - die Ideen finden, sie umsetzen, ausformulieren, überdenken, neue Wege, Bilder und Worte finden, das Lernen und Wachsen daran - dafür ist man Autor, oder?  ;)

Die Aussage finde ich verdeutlicht recht anschaulich das Bild des Autoren(alltags).

Letzten Endes schreibt jeder Autor individuell, und verwebt seine Magie der Worte auf ganz eigene Art und Weise mit seiner Geschichte.
Aber nicht jeder Leser verfällt später diesem Bann!
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Katha

@Lana: :knuddel:

Zitat von: Lana am 20. Dezember 2016, 08:24:47
Mitten drin habe ich mich auch noch entschieden die Perspektive komplett zu wechseln und müsste nun die ersten 2 Kapitel komplett umschreiben um die 3 verschiedenen personellen Perspektiven in nur eine von der Protagonistin umzuwandeln. Deswegen habe ich es weiterhin auf Eis gelegt und versuche mich an anderen Geschichten, die ich schon mal angefangen habe. Aber auch da klopft der Zweifel an. Fahre ich diese Geschichten dann auch in den Sand, genauso wie die Parkers..  :schuldig:

Ich habe in meinem NaNo-Roman bisher drei Mal die Perspektive gewechselt. Angefangen mit Er/Sie, dann Ich, dann zurück zu Er/Sie, jetzt bin ich wieder bei der Ich-Perspektive gelandet. Noch hinzu kommt, dass ich ein wirres System für Anreden habe. Mal duzen sich zwei Figuren, zwei Sätze später siezen sie sich plötzlich. Ab und zu habe ich sogar das "Ihr" drin, einfach nur, weil ich zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt habe, die Geschichte in eine mittelalterliche Fantasywelt zu verlagern.

Was ich damit sagen will: Es ist absolut kein Problem, einen Roman mitten drin umzukrempeln. Ich denke, das macht jeder von uns so, wenigstens ab und zu. Und: Du hast unendlich viel Zeit, um deinen Roman zu überarbeiten. Dass dein Roman jetzt vielleicht vor Fehlern strotzt heißt doch noch lange nicht, dass es auch dabei bleiben muss. Es ist ganz egal, wie lange du an deiner Geschichte rumfeilen muss, und genauso egal ist es auch, ob andere Schreiber weniger Fehler machen als du. Denn am Ende des Tages fragt keiner mehr nach, wie lange und anstrengend die Überarbeitung war. Was zählt ist doch nur, dass die Geschichte gut wird. Und das kriegst du hin, da bin ich mir absolut sicher. :jau:

Angela

Ich hab beim Nano die Perseptive und auch noch die Grundstimmung einige Male geändert. Für mich fängt das richtige Schreiben erst nach dem Schreiben an, dann setzte ich mich hin und gehe über den Text, stelle um und ändere die flachen Stellen.
Doppelte Beschreibungen stehen schon in der Bibel, die habe ich regelmäßig in meinen Texten und da schmeiße ich dann raus, was überflüssig ist. Wir haben hier Leute, die tolle Erstfassungen schreiben können, ich gehöre absolut nicht zu dieser Sorte Schreiber, Lana, vielleicht geht es dir ebenso. Ich schreibe mit dem Hintern, sage ich immer  ;D.

Zit

Was auch sehr wichtig ist: Du kennst zwar deine Fehler, aber die musst du nicht gleich beim ersten Schreiben ausbügeln/ verhindern. Schreibe erstmal wie es heraus kommt. Doppelte Beschreibungenen und ähnliches sind Dinge, die mir auch passieren und die ich später streiche. Normalerweise passiert mir das, wenn ich die Szene selbst im Kopf nicht greifen kann. Aber ich brauch normalerweise auch drei Anläufe ehe ich wirklich das Gefühl für die Geschichte habe, wo sie sie her kommt und wohin sie gehen kann/ gehen will. Da schreibe ich dann auch erstmal viel für die Tonne.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Tejoka

Wenn ich als Neuling hier mitreden darf ...

@Lana, ich sympathisiere hier wirklich mit dir. Mir geht es grad auch so.
Und ich bin jetzt an dem Punkt, wo ich die erste Fassung meines Romans verbessern muss. Ich weiß, er ist schlecht, und teilweise, woran es liegt, aber ... :wums: Ich trau mir nicht mal zu, das konkret besser zu machen ... Und ich hab auch Angst, zu viel zu verändern, schließlich ist das schon eine komplett neu geschriebene Fassung und ein paar gute Dinge fehlen irgendwie aus dem ersten Versuch.  :'(
Also, du bist nicht allein!
Aber ihr habt recht, das zeigt ja nur, dass wir uns verbessert haben. Und weiter verbessern können!

Was noch jemand hier vorhin geschrieben hat, dass dauernder Zweifel eine Art Übergangspunkt ist, finde ich so nicht immer zutreffend. Ich kann mich eigentlich an keine Zeit erinnern, an der ich meine Schreibe immer super fand, sondern ich hatte schon immer Zweifel. Die kommen irgendwie schubweise, was hier sicher auch viele kennen ... Oder ist das bei euch anders?

Aber solche Sachen wie Perspektivwechsel und Beschreibungen kann man ja wirklich ändern. Zum Beispiel hatte ich mal Rückmeldung, ich muss mehr Sinne in meine Beschreibungen einbauen, und das scheint jetzt einigermaßen zu klappen. :prost:

Wie ist das mit euch, habt ihr die Erfahrung gemacht, dass es sozusagen eine "nächste Phase" gibt, wo man sich dann weniger mit so was rumschlagen muss? Sozusagen ein "Grundniveau" gefunden hat, wo auch die erste Fassung schon gut ist? Würde mich interessieren.

Liebe Grüße
Tejoka

traumfängerin

Ich weiß nicht, ob es das überhaupt gibt, ein Grundniveau, bei dem die erste Fassung schon gut ist. Und ich denke, von dem Gedanken muss man sich auch lösen, dass die erste Fassung gut sein kann. Zumindest nicht die ganze erste Fassung. Aber was ich inzwischen habe, sind Szenen, die schon in der ersten Fassung gut sind, so gut, dass ich an diesen auch bei späteren Überarbeitungen kaum etwas verbessern muss. Aber ich habe daneben auch Szenen, wo ich bereits beim Schreiben weiß, dass ich zu viel Info-Dump habe, zu wenig oder zu viele Beschreibungen, von Doppelungen wollen wir gar nicht sprechen, und was ich auch besonders gerne mache, ist, so schnell zu Ende kommen zu wollen, dass ich den halben 3. Akt vergesse.  ;D

Deswegen gibt es eine 1. Fassung (und eine zweite, dritte, und vierte...). Man kann und muss glücklicherweise auch nicht alles bereits beim ersten Mal perfekt machen. Doppelte Beschreibungen sind definitiv etwas, was bei der Überarbeitung herausfliegen kann. Zweidimensionale Figuren? Gut, wenn man es merkt. Dann kann man ihnen in der Überarbeitung mehr Tiefe verleihen. Das mache ich besonders bei Nebenfiguren eigentlich stets in der Überarbeitung. Es gibt Schreiber, die plotten im Vorfeld unglaublich viel (was auch unglaublich viel Zeit kostet) und können so die meisten Plotfehler vermeiden. Es gibt andere, die stürzen sich ins Schreiben hinein, und feilen danach am Plot. Und es gibt Schreiber wie mich, die am Anfang unheimlich viel plotten, während des Schreibens merken, dass das alles Mist ist (bis auf einige Szenen), alles in die Tonne kloppen, neu schreiben, und dann eine Geschichte haben, mit der es in die Überarbeitung hineingehen kann.

Jeder ist da anders. Und je länger man beim Schreiben dabei ist, desto mehr merkt man, wie viele individuelle Wege es gibt, die zum Erfolg führen. Man muss versuchen, seinen eigenen Weg zu finden - und sich dabei keinesfalls durch irgendwelche Allgemeinweisheiten verunsichern lassen. Das kann dauern. Vielleicht ein Leben lang. Aber das macht es schließlich auch so unendlich spannend.  :)