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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Blaurot

Thali, manchmal fühle ich mich auch so... Lasst den Kopf nicht hängen.

Coppelia

@ Thaliope
Keine Ahnung, ob's weiterhilft hast hier genau das beschrieben, wie ich mich selbst auch fühle. Schon eine ganze Weile. Ich kann auch nicht sagen, was dagegen hilft, aber ich hoffe, wenn es mal insgesamt irgendwann besser läuft, verschwinden auch allmählich diese Gedanken, und man glaubt wieder mehr an sich und auch an das Schreibtalent, das man irgendwann mal zu haben hoffte.
Freundliche Worte helfen mir persönlich leider nicht, weil ich dann genau diese Gedanken habe, was du da beschreibst - dass die Leute dir einfach was Nettes sagen wollen, dass das an der Talentlosigkeit aber nichts ändert.
Du bist mit dem Problem also nicht allein.

Aljana

Tja, dafür ist es wichtig selbstkritisch zu bleiben. Außenstehende zu fragen. Immer wieder zu schauen, ob es passt. Wenn man fürchtet, einen vorgeflunkert zu kriegen, sollte man seinen Lieben klar machen, wie essenziell Ehrlichkeit ist. Es bringt dir ja auf dauer nichts, wenn sie dir das sagen, weil du dann in diesem Loch steckst und nicht rauskommst, weil du nicht siehst, dass es eine Sackgasse ist.
Glaub mir, bei uns daheim dreht es sich auch immer wieder um genau das Thema. Mein Job als Tierärztin verdient uns die Brötchen, während mein Mann versucht seine Selbstständigkeit aufzubauen. Dabei sehe ich ihn immer wieder mit Projekten scheitern, die eigentlich gut sind. aber die Umstände sind oft nicht die richtigen. Er selbst kann in wenigen Monaten aus fast nichts ein tolles, episches Spiel machen, das wirkt, als hätte ein ganzes Studio daran gesessen. Wenn aber der Partner, der für Grafiken und PR verantwortlich ist, ne Nulpe ist, dann ist sowas von vornherein zum Scheitern verurteilt. Hat aber nichts mit seinen Fähigkeiten im Gamedesign zu tun. Auch ich bin gegen solche Gedanken nicht immun. Ich schreibe, und es ist das, was mich wirklich beflügelt. Positive Kritik kann mir einen ganzen Tag retten. Negative zieht mich mehr runter als mir lieb ist. Dann muss man sich immer wieder ein Stück weit selbst aufbauen. Wie Münchhausen am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen.
Man muss sich vor Augen halten, bis wohin man gekommen ist. Manchmal ist Durchhalten das einzige was man tun kann, aber es ist auch das einzige, was die Erfolgreichen von den Erfolglosen trennt.

Wer von euch gut englisch spricht dem kann ich dazu das Buch 'The Dip' empfehlen.
Das Tal an Frustration, durch das man muss ist umso länger, je größer das Ziel ist, das man sich gesteckt hat. Wer sich aber immer wieder selbst hinterfragt, Sackgassen rechtzeitig erkennt, der wird am Ende da ankommen wo er hin will.

Thaliope

An Selbstkritik mangelt es mir nicht. Wenn ich eines mit ziemlicher Gewissheit sagen kann, dann das :)

Aber man muss auch unterscheiden lernen, was wirklich eine Sackgasse ist, und wann man einfach nur vor der letzten Hürde zurückscheut und es wieder auf einem ganz anderen Weg versucht.
Und irgendwie (nur wie?) muss man wohl davon loskommen, es allen recht machen zu wollen. Aber das sagt sich so leicht.

@Blaurot und @Coppelia und allen, denen es auch so geht: :gruppenknuddel:

Feuertraum

#709
Zitat von: Thaliope am 05. Juli 2015, 09:14:40
Und wenn es vielleicht doch daran liegt, dass man es einfach nicht draufhat? Dass man ich eingebildet hat, was zu können, auf dem richtigen Weg zu sein, aber eigentlich doch alles nur bemühter, peinlicher Murks ist? (Und das mein ich jetzt nicht auf Sie bezogen, Feuertraum ;), sondern auf mich.) Und dass die Leute, die was anderes behaupten, nur Mitleid haben und nicht wissn, wie sie es einem beibringen sollen?

Ich kann mich an einen Dialog via PM erinnern, den wir beide miteinander geführt haben (ist allerdings schon ein paar Tage her). Ich ging damals irrtümlich davon aus, dass Sie schon eine Übersetzung auf den Buchmarkt brachten, und Sie korrigierten mich, dass es schon ein paar mehr waren (5? 7? Ich habe es leider nicht mehr genau im Kopf, ich neige aber dazu, dass es in diese Richtung ging).
Bleiben wir bei den 7. Wow, 7 Übersetzungen. Ich mein, nicht nur, dass Sie dafür verdammt gut die englische Sprache beherrschen müssen, nein, Sie müssen auch noch ein schriftstellerisches Talent mitbringen, um die Sätze behutsam und trotzdem so werksgetreu wie möglich niederzuschreiben, damit der Leser sich nicht daran stößt.
Ganz ehrlich: wenn Sie es nicht draufhaben, wenn Sie sich bloß einbilden, Sie hätten was drauf, glauben Sie dann wirklich, Sie hätten schon viele Bücher übersetzt, hätten immer wieder neue Aufträge bekommen und wurden dafür bezahlt?

Ich bezweifele - und das sage ich ganz ohne Mitleid ... ;) -, dass Sie nichts draufhaben. ich bezweifele, dass Sie Murks abliefern.
Es ist halt nur bescheiden, wenn andere Menschen Entscheidungen fällen aufgrund von Wörtern auf Papier, aufgrund irgendwelcher Dokumente, die zwar besagen, dass Kandidaten zwar etwas mitgemacht und auch erlernt haben, was aber in meinen Augen kein Garant dafür ist, dass sie auch das Talent und die nötige Umsetzung dafür mitbringen.


Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Aljana

Zitat von: Thaliope am 05. Juli 2015, 09:46:40

Aber man muss auch unterscheiden lernen, was wirklich eine Sackgasse ist, und wann man einfach nur vor der letzten Hürde zurückscheut und es wieder auf einem ganz anderen Weg versucht.
Und irgendwie (nur wie?) muss man wohl davon loskommen, es allen recht machen zu wollen. Aber das sagt sich so leicht.

@Blaurot und @Coppelia und allen, denen es auch so geht: :gruppenknuddel:

Das ist genau der Punkt um den es in dem Buch The Dip geht. Was ist die Sackgasse und was ist dieses berühmt berüchtigte Tal der langen Durststrecke vor der letzten Hürde? Es ist wirklich gut und es hat uns auch so viel Mut gemacht einfach nicht aufzugeben.

btw. verstehe ich den Post von Feuertraum richtig und du übersetzt Bücher ins Englische Thaliope?

Thaliope

#711
Danke, Feuertraum, das ist nett von Ihnen. Manchmal ist es auch gut, wenn man von jemandem daran erinnert wird, was man schon erreicht hat, weil man selbst das ja als selbstverständlich und "das ist ja wohl das Mindeste" ansieht. Inzwischen sind es über 20 Bücher, die ich übersetzt habe. Und ich glaube schon, dass ich einigermaßen mit Sprache umgehen kann (allerdings habe ich auch beim Übersetzen noch unendlich viel zu lernen). Aber es ist einfach etwas ganz anderes, ob meine eigenen Ideen und Geschichten, meine Art zu erzählen, die ach so klugen Gedanken ... ob das vielleicht irgendwann mal irgendwo ankommt und ob ich überhaupt schon den richtigen Weg eingeschlagen habe. Oder ob einer der früheren Wege der richtige war, die ich verlassen habe.

@Aljana: Nein, ich übersetze aus dem Englischen ins Deutsche. :)

EDIT: Danke für die Geschichte, Feuertraum. Ihr letzter Satz stimmt mich nachdenklich. Und gibt mir Hoffnung. Ich kann nichts erzwingen. Ich kann nur rausfinden, was wirklich meins ist, und daran festhalten. Ob das dann Anklang in der Öffentlichkeit findet, habe ich letztendlich nicht in der Hand. Der kreative Prozess ist für mich da, nicht für Anerkennung von außen. Sagt es, und tief im Bauch sitzt ein anerkennungshungriges kleines Monster, trommelt gegen die Wände und widerspricht aufs Heftigste :D

HauntingWitch

Zitat von: Thaliope am 05. Juli 2015, 09:46:40
Und irgendwie (nur wie?) muss man wohl davon loskommen, es allen recht machen zu wollen. Aber das sagt sich so leicht.

Das stimmt, damit habe ich in meinem Brotjob jetzt lange gehadert. Aber letztendlich zerstört man sich selbst, wenn man sich nach den vermeintlichen Erwartungen anderer richtet. Man kann es nur sich selbst recht machen. Ich habe vor einigen Monaten diesen Spruch gelesen, der mir wirklich die Schuppen von den Augen genommen hat.
Zitat"Be who you are and say what you feel, because those who mind don't matter, and those who matter don't mind." ― Bernard M. Baruch
Ich habe keine Ahnung, wer der Typ ist, aber der Spruch hilft mir seit dem durchs Leben und hat mich um einiges mutiger gemacht.

Zitat von: Feuertraum am 05. Juli 2015, 09:53:56
Es ist halt nur bescheiden, wenn andere Menschen Entscheidungen fällen aufgrund von Wörtern auf Papier, aufgrund irgendwelcher Dokumente, die zwar besagen, dass Kandidaten zwar etwas mitgemacht und auch erlernt haben, was aber in meinen Augen kein Garant dafür ist, dass sie auch das Talent und die nötige Umsetzung dafür mitbringen.

Das Problem ist halt auch, dass es nicht nur um Talent geht. Es geht auch um Verkaufszahlen, um Trends, um Business. Darum, was die Lektoren aufgrund der Statistiken der CFOs glauben, was die Leute wollen. Ein Manuskript kann genial sein, wenn es von den Verlagen als nicht verkaufbar eingestuft wird, nützt das nichts. Und wenn es sich etwas verkaufen lässt, kann es auch handwerklich schlecht sein. Das ist ein bisschen wie im Beruf, wo sie immer Erfahrung auf dem gewünschten Gebiet/Branche erwarten, aber keiner gibt einem die Chance, diese Erfahrungen zu sammeln. Traurige Tatsachen sind das.

Das mit dem Glauben an sich selbst: Ja, es ist verdammt schwierig. Aber ich befasse mich ja sehr viel mit dem Leben berühmter Leute (also derer, die ich selbst bewundere) und es ist erstaunlich, wie viele das sagen. Man darf nie aufhören, an sich selbst zu glauben. Und manche von ihnen wurden auch einst von den meisten Entscheidungsfällern als unverkaufbar eingestuft und haben es trotzdem geschafft, haben den einen gefunden, der sagte: Okay, ich gehe das Risiko ein, versuchen wir es. Ich würde echt gerne wissen, wie all diese anderen später geguckt haben.  ;D

Blackhat

#713
Zitathaben es trotzdem geschafft, haben den einen gefunden, der sagte: Okay, ich gehe das Risiko ein, versuchen wir es

Und genau das ist der Punkt, ich kenne das aus eigener Erfahrung. Die Lektorin eines Publikumsverlags, der mein Manuskript (Fantasy) auf der Frankfurter Buchmesse angeboten wurde, war wohl sehr davon angetan und da bahnte sich schon etwas an. Dann verließ sie aus welchen Gründen auch immer den Verlag und als ihr Nachfolger mein Projekt bekam, war ich mit einer 0815-Absage raus. Was sagt uns das?

Alana

#714
Da ich gerade mal wieder dabei bin, mich genüsslich selbst zu zerfleischen, kann ich dazu nicht viel Schlaues sagen, aber ich kann euch alle feste drücken. Immerhin sind wir nicht allein, wir sind alle gemeinsam bekloppt und paranoid und das hat doch auch was. :gruppenknuddel:

@Aljana das Buch schau ich mir an!

Edit: ich frage mich immer: warum nimmt man eine schlechte Rezi sofort als wahr an, während man.Lob nicht glaubt und sofort als freundliche Gefälligkeit abtut.
Alhambrana

Blackhat

#715
Weil wir sonst alle vor Lob überschnappen würden ;D

HauntingWitch

Zitat von: Alana am 13. Juli 2015, 18:57:44
Edit: ich frage mich immer: warum nimmt man eine schlechte Rezi sofort als wahr an, während man.Lob nicht glaubt und sofort als freundliche Gefälligkeit abtut.

Ich vermute, das ist gesunde Selbstkritik. ;) Wobei man schon darauf achten muss, dass man auch die schlechten Rezis nicht zu sehr glaubt bzw. sich zumindest nicht davon aufhalten lässt. Was natürlich auch wieder leichter gesagt als getan ist. Ach, Alana, fühl dich auch mal ganz fest gedrückt. :knuddel: Und ich sage noch etwas, weil ich ja dir ja zu deinem einen Buch eine mittelmässige Rezi geschrieben hatte: Du kannst doch nichts dafür, wenn dein LI einfach nicht meinem Typ entspricht! Du hast den Chara erschaffen, den du erschaffen musstest und wenn ich mich mit dem nicht verstehe, stört mich das zwar beim Lesen ein wenig, aber das liegt an mir, an meinen Erfahrungen und meinem Weltbild. Das ist nicht, weil du als Autorin etwas falsch gemacht hast, es kann unmöglich allen passen. Und es macht auch nichts, denn ich möchte ja die Fortsetzung trotzdem lesen. :knuddel:  ;D

Jetzt habe ich noch etwas in eigener Sache (schon wieder, ich weiss), nicht direkt Zweifel in dem Sinn, aber ein Gedanke, der mich gestern überkommen hat. Ich habe gestern heimlich im Büro geschrieben, ich habe auf dem Heimweg in der S-Bahn geschrieben und ich habe zuhause geschrieben, noch bevor ich gegessen habe. Mir kam das ein bisschen verrückt vor, aber mir platzte fast der Kopf und dann kam ich auf diesen fiesen Gedanken. Ohne das, wäre ich nichts. Ich habe nichts, ich habe keine anderen Hobbys und ich habe keine Ahnung, ob mein nächster Brotjob befriedigender sein wird als mein jetziger, was ich zwar hoffe, aber nicht wirklich glaube. Ich denke manchmal, das Schreiben ist das einzige, was ich wirklich kann (oder hoffe zu können :rofl:) und überall sonst bin ich bloss unbeholfen und bekomme Probleme. Kennt ihr das? ich weiss, es ist sehr persönlich, aber ich komme mir manchmal so allein vor damit.

Thaliope

@Alana: Bei mir ist es manchmal sogar so, dass negative Rückmeldungen die Aufnahme von positiven total blockieren. Da ist dann gar kein Platz mehr für was anderes. Keine Ahnung, was man dagegen machen kann.

@Witch: :knuddel:

@me: Mir gehts wieder besser. Danke nochmal für euren Zuspruch. Ich habe übel mit mir gehadert, meinen Stil furchtbar gefunden, neidisch auf andere geguckt, etwas ganz anderes schreiben wollen, und dann einen Weg entdeckt, mit dem Vorhandenen weiterzuarbeiten. Damit bin ich gerade recht zuversichtlich. Mal sehen, wie lange das hält :)

Moni

Zitat von: Blackhat am 13. Juli 2015, 19:57:14
Weil wir sonst alle vor Lob überschnappen würden😃

@Blackhat Bitte beachte: nur Forensmileys verwenden. Danke!
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Coppelia

@ Thaliope und Alana
ZitatBei mir ist es manchmal sogar so, dass negative Rückmeldungen die Aufnahme von positiven total blockieren. Da ist dann gar kein Platz mehr für was anderes. Keine Ahnung, was man dagegen machen kann.
Geht mir ganz genau so. Früher hatte ich wirklich mal einen Rezensionen-Filterer, der mir nur die guten zugespielt hat. Das war für mich das Richtige. Leider war das nur während meiner DSA-Zeit so. Wenn ihr herausfindet, was man dagegen machen kann, würde mich das auch sehr interessieren.

Ich finde total klasse, dass du das geschafft hast, Thaliope! Das freut mich sehr für dich. Darf ich fragen, wie lange du gebraucht hast und was dir geholfen hat?
Die Probleme kenne ich nämlich auch nur zu gut. Sie können das Schreiben, was für mich noch immer zu den tollsten Sachen überhaupt gehört, zur schlimmsten Sache machen und haben das in letzter Zeit auch getan. :versteck:

@ Witch
Obwohl mir das auch etwas vertraut vorkommt, denke ich, dass wir eigentlich Glück haben, falls wir nicht mal wieder gerade dabei sind, es uns selbst zu verderben: Wir haben diese Begeisterung für die Kreativität, fürs Schreiben, für eine bestimmte Sache, die uns nichts kostet und die man nicht so leicht verliren kann. Viele Leute bringen Begeisterung für irgendetwas auf, was sie mehr ausfüllt als ihr Beruf, andere tun das nicht und begeistern sich für nichts besonders (ich kenne solche Leute) und denken wohl, dass sie überhaupt nichts gut können. Ich glaube, die, die etwas im Leben haben, was sie wirklich lieben und was nur sehr wenig von äußeren Umständen abhängt, haben einen Vorteil.