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Zeitensystem: Präteritum und/oder Konjunktiv

Begonnen von Churke, 19. März 2011, 22:23:26

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Churke

Hallo,

kann/darf man Ereignisse, die in er Zukunft liegen, im Präterium schreiben? Immerhin ist die Erzählzeit ja keine exakte Zeit.
Vom Zeitensystem her korrekt wäre der Konjunktiv Futur, aber das wirkt mir oft zu schwerfällig.

Beispiel:
Baldered freute sich schon auf die Früchtchen, die dieser Verbindung entspringen würden.
(Konjunktiv, die Früchtchen gibt es noch nicht)

oder

Baldered freute sich schon auf die Früchtchen, die dieser Verbindung entsprangen.
(Präteritum)

oder vielleicht ganz anders: Kann man auch einen Konjunktiv II (Irrealis) verwenden?

Baldered freut sich schon auf die Früchtchen, die dieser Verbindung entsprängen.


Bin da irgendwie gerade etwas ratlos. Wäre schön, wenn wir das für alle Zukunft klären könnten.

der Rabe

Hallo Churke,

von meinem Sprachgefühl her kann ich dir nur sagen, dass sich die erste Version "am richtigsten" anhört.

Tor 2 wäre Gegenwart in deiner Geschichte, sprich  die Früchtchen entspringen gerade wem oder was auch immer. (dann passt das schon nicht mehr.)

Und Tor 3 würde sich für mich richtig anhören, wenn das Entspringen der Früchtchen auch für Baldered nicht nur Zukunftsmusik sondern auch relativ unwahrscheinlich wäre. Im Sinne von, "wenn sie entsprängen, würde er sich darauf freuen".

Öhm, ja. Mehr fällt mir gerade nicht ein. Hilft dir das?

Gruß
vom Raben
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Rigalad

Ich tendiere immer stark zu Konjunktiv, weil ich finde, dass man die Zeitenfolge, in der erzählt wird, auch sprachlich so wiedergeben muss.
Über die Nutzung von Präteritum würde ich ständig stolpern und Konjunktiv II... Mh, kommt auf den Stil des Textes an. Wenn er sowieso sehr anspruchsvoll ist, würde ich ihn nehmen, ansonsten bei I bleiben, um den Lesefluss nicht unnötig zu stören.

Antigone

Kommt es nicht auch auf den Grad der Wahrscheinlichkeit an, mit dem das Ereignis eintreten wird? Demnach würde dieser Satz

ZitatBaldered freute sich schon auf die Früchtchen, die dieser Verbindung entspringen würden.
noch ein wenig unsicher erscheinen.

Wohingegen dieser Satz

ZitatBaldered freute sich schon auf die Früchtchen, die dieser Verbindung entsprangen.
so gut wie sicher ist.

Oder verwechsle ich da grad was mit dem Englischen? Die 3. Version ist m. E. falsch.

lg, A.

Churke

Ah ja, danke, sehe jetzt etwas klarer.  :) Es ist immer gut, seine Optionen zu kennen.

Die dritte Variante war so ein Hirnfurz, der mir beim Schreiben gekommen ist.


Romy

Hm, gute Frage. Also ich denke, dass Version 1 und 3 beide richtig sind. Konjunktiv kann man mit Verb+würde bilden (entspringen würden), oder halt in einem Wort (entsprängen)
Soviel ich weiß ist beides richtig, wobei die Form mit "würde" in der Umgangssprache sehr viel häufiger verwendet wird.
Ich hasse dieses Wort (ich verwende sowieso viel mehr Konjunktiv, als mir lieb ist  :wums: ), aber in vielen Fällen klingt alles andere auch blöd. Entspränge z.B. würde ich niemals schreiben, weil es in meinen Ohren einfach nicht gut klingt ...

moonjunkie

Ich nehme meistens sowas wie Beispiel 1, also den Konjunktiv. Das finde ich als Leser auch am besten.


caity

Es kommt imho auch ein bisschen darauf an, welche Erzählstimme du haben möchtest.
Persönlich klingt für mich Version 1 eher flotter und moderner, Version 3 dagegen schwerfälliger und ein wenig altmodisch, eventuell würde ich das nutzen, um einen mittelalterlichen Charakter zu stilisieren.

Was Version 2 anbelangt, ich glaube, hier ist dir deine Formulierung auch ein wenig im Weg. Mit deiner Version könnte ich mich zeitentechnisch nicht so anfreunden, hiermit hingegen schon:
Baldered freute sich schon auf die Früchtchen, die diese Verbindung mit sich brachte.
Wobei die Aussage natürlich eine andere ist, mmh  :hmmm:
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)