• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Angeben von Uhrzeiten

Begonnen von Hoellenpfau, 09. Dezember 2010, 16:22:40

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Guddy

#30
Zitat von: Pygmalion am 01. März 2014, 22:44:18
Meinst du die "Sonnenuhr" von Augustus? Ich dachte, der neueste Forschungsstand dazu wäre, dass es keine Sonnenuhr war :D
Prinzipiell sind die meisten archäologischen Forschungsergebnisse nur Annahmen und es gibt kaum ein Ergebnis, das nicht irgendwann einmal - ob gerechtfertigt oder nicht - angezweifelt wird ;)
Meine Dozenten jedenfalls sehen darin eine Sonnenuhr. Ich selber war noch nie in Rom und meine Interessen im Studium liegen nicht in den Uhren, sodass ich mich bei der Annahme auch nur auf die Meinung meiner Dozenten und mein eigens erschaffenes -nicht wirklich hochfundiertes - Bild durch Literatur und Bilder stützen kann :)

Fianna

Eigentlich ist es eher ein Meridian-Messinstrument - vermutlich. Da stimmt was mit dem Schatten nicht, stand in irgendeiner Ausgabe vom Gymnasium aus den 1990ern.

Interessant wäre zu der Fragestellung mal die astronomische Seite.

In der Ägyptologie gibt es z.B. ganz interessante Arbeiten von Physikern oder Ingenieuren; zwei haben z.B. etwas zu dem Bau der Pyramiden geschrieben und widersprechen sich komplett  ;D Der eine war für Seilwinden, der andere gegen.

Naja, bei Astronomie gibts nicht so große Konkurrenz, da könnte man mal sehen, worauf sich die Fachwelt geeinigt hat...

Guddy

Es vereint scheinbar einige Messinstrumentarien, unter anderem aus diesem Grund ist es eine ziemlich interessante Sache.

Fianna

Ich liebe interdisziplinäre Forschung. Leider hat das bei Naturwissenschaften/Technik den Nachteil, dass ich mich nicht entscheiden, was ich plausibler finde, weil ich einfach zu blöd bin, um die Hintergründe zu durchschauen.
Bei der Pyramidensache konnte ich mich nach beiden Vorträgen nicht entscheiden (die wurden nacheinander mit 2 Wochen Abstand zum Referieren eingeladen :D ), muss mir das mal in Ruhe durchlesen. (Und dabei vllt das eine oder andere vom Hintergrund erstmal nachlesen *hust*).
Bisher hab ich leider nur eines der Bücher, bei dem anderen ist mir immer was dazwischen gekommen.
Im Moment geht das Büchergeld immer zu schnell für Militärgeschichte und historische Krimis drauf...

~~~~~~~~~

Also mein Favorit sind Wasseruhr bzw. Kerzen. Kerzen sind weniger komplex zu warten, dafür ist die Wasseruhr natürlich ein Wahnsinns-Statussymbol für die religiöse Einrichtung/Herrscher/wer-auch-immer-es-besitzt.

Die Blumenuhr (ich find grad den Bezug nicht) ist übrigens von Terry Pratchett.

Guddy

Blumenuhren sind schon seit mindestens dem 18. Jahrhundert bekannt, unter anderem von Carl von Linné.
Zu Pratchetts Werken passt es natürlich so oder so hervorragend ;D

Fianna

Ich muss mal die supergeheimen Einstellungen von NoScript und dem Rest anpassen, was mein Freund mir hier eingestellt hat :D

Zuerst wollte ich nämlich schreiben "Das ist von Terry Pratchett, also gabs das irgendwann schonmal irgendwo", aber als ich den kleinen Google-Check gemacht habe, habe ich nur die Dekouhren gefunden.

FeeamPC

Ich gebe mal eine kurze Zusammenfassung.

Relative Uhrzeiten haben auch Menschen recht schnell verinnerlicht. Wer immer um Sonnenaufgang aufsteht, braucht keinen Wecker, auch nicht an bedeckten Tagen, weil unser Körper seine eigene innere Uhr dann befragt. Für das bäuerliche Leben reicht dann tatsächlich der Sonnenstand:
Sonnenaufgang, Sonnenhöchststand, Sonnenuntergang

Seefahrer und Kirchen/Tempel nutzen zumindest in der Nacht die Sternenuhr, weil Sterne zu sehr präzisen Zeiten auf- und untergehen. Tagsüber gab es natürlich die Sonnenuhr, die aber bei schlechtem Wetter ausfällt.

Jede andere Art der Zeitmessung vor der Erfindung einer rein mechanischen Uhr ist unpräzise und relativ, sei es die Sanduhr, die Wasseruhr, die Stundenkerze oder die Blumenuhr (meinetwegen auch die Vogeluhr, aber die ist noch ungenauer). Natur-Uhren regeln sich selbst (und fallen im Winter aus), Kerzen, Wasser- und Sanduhr müssen immer wieder am Sonnenstand nachjustiert werden.

Die Dauer eines Gebets ist nach jahrelanger Übung übrigens relativ genau, das weiß jeder, der mal beim Rosenkranzbeten in der katholischen Kirche zugehört hat. Allerdings ist diese Genauigkeit bei Nicht-Klerikern individuell, ein- und derselbe Vorbeter hat immer ein ähnlich schnelles Tempo. Bei Kloster-Insassen dürfte sich das individuelle Tempo bald angleichen.

Die Zeitgebung ist tatsächlich zuerst in den Tempeln und Klöster wichtig gewesen, für die Gebetszeiten, und die öffentliche Verkündigung der Zeiten für das Volk folgte. Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern, als die Kirchturmuhr für mich das Maß aller Dinge war, und auch die Pausenzeiten und Essenszeiten z.B. in der Landwirtschaft sich schlicht nach dem Glockenläuten richtete. So ein regelmäßiger Glockenschlag hat auch eine ziemlich beruhigende Komponente, so nach dem Motto, alles ist gut, alles ist friedlich.