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Namen zum An-/Abgewöhnen: wie wichtig sind euch Charakternamen?

Begonnen von Lila, 25. März 2010, 15:57:03

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Schommes

Nein es sollte sicherlich nicht allzu offensichtlich sein und ist außerdem auch stark Genreabhängig. Die sprechenden Namen bei Harry Potter passen zum märchenhaften, leicht komischen Unterton. Aber die Figur bedingt auch irgendwie den Namen.
Wie würdest Du einen bärbeißigen, Bronxstämmigen, alkoholabhängigen, kautabakkauenden Police Detective eher nennen: Dionysius Honeywell oder Ed Baxter (vorausgesetzt, Du willst keine Persiflage)?

Malinche

Och. Eindeutig Dionysius Honeywell. Dann hat der Gute nämlich auch gleich eine namensbedingte Psychose, die für zusätzlichen Konfliktstoff innerhalb der Geschichte sorgt.  :snicker:

*hüstel* Ja, bin ja schon ruhig ...
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Schommes

Zitat von: Malinche am 04. Mai 2011, 19:58:59
Och. Eindeutig Dionysius Honeywell. Dann hat der Gute nämlich auch gleich eine namensbedingte Psychose, die für zusätzlichen Konfliktstoff innerhalb der Geschichte sorgt.  :snicker:

*hüstel* Ja, bin ja schon ruhig ...
Nicht doch. Das fängt gerade an Spaß zu machen. Und wie nennst du den verlorenen Prinzen der Mondelben: Aldurhàn oder doch eher Ed Baxter?

Rosentinte

Zitat von: Schommes am 04. Mai 2011, 17:34:03
Der Name enthält oft Hinweise auf den Charakter und ist daher extrem wichtig.
Na klar, aber seien wir doch mal ehrlich: Der 08/15-Leser braucht den Namen nur zur Idenfizierung der Person. Der liest einen Namen und der Name gefällt ihm vielleicht. Klar, Namen charakterisieren (siehe Jaqueline, Chantalle, Kevin und im Gegensatz dazu Theresa und Maximilian). Mrs. Rowling wäre bestimmt nicht so berühmt geworden, wenn Willi, Bertha und Manny gegen Herrn Osterglocke gekämpft hätten. Aber detailliertere Gedanken über den Namen, wie z.B. Bedeutung macht sich doch nur der Autor und im günstigsten Fall Hardcore-Fans oder jemand, der das interpretiert, z.B. für die Schule.
Namen müssen zum Setting und zur Person passen, aber den Leser interessiert nicht mehr.
LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Schommes

Zitat von: Rosentinte am 04. Mai 2011, 22:10:13
Namen müssen zum Setting und zur Person passen, aber den Leser interessiert nicht mehr.
Richtig. Aber das ist mitunter eben gar nicht so einfach. Das was der Leser vielleicht nur unbewusst als passend wahrnimmt, hat der Autor mit viel Gehirnschmalz ausgewählt. Außerdem ... wie der Volksmund sagt: Nomen est Omen.

Sven

Zitat von: Rosentinte am 04. Mai 2011, 22:10:13
Namen müssen zum Setting und zur Person passen, aber den Leser interessiert nicht mehr.

Aber das heißt ja nicht, dass sich der Autor keine Gedanken machen sollte. Die meisten Leser bekommen nicht mit, was der Autor mit diesem Satz, oder jenem Vergleich sagen will. Die meisten Leser überlesen wichtige Hinweise, aber das bedeutet doch nicht, dass man sie als Autor auch weglassen kann.
Wenn es einen Leser gibt, der den Namen nachschlägt und sich freut, dass er so raffiniert ist, hat es sich schon gelohnt.
Das ist wie mit Filmen und Nerds. Es macht Spaß, in Filmen Dinge zu stecken, die nur ein Nerd herausfinden kann. Wem ist aufgefallen, dass E.T. in Star Wars mitmacht? Bei Computerspielen wird es ja auch so gemacht.
Also: Das bemerkt der Leser eh nicht, ist kein Argument  :engel:
Beste Grüße,
Sven

sirwen

ZitatMrs. Rowling wäre bestimmt nicht so berühmt geworden, wenn Willi, Bertha und Manny gegen Herrn Osterglocke gekämpft hätten.
Och, aber Harry, Hermione und Ron sind jetzt auch nicht so aussergewöhnliche Namen. Na ja, Hermione ist ein bisschen nerdig. Und Herr Osterglocke wäre Mr. Daffodil, das hätte mir gefallen.  ;D

Meistens habe ich sowieso Namen, bevor ich Geschichten habe, aber ich schaue meistens nach, welchen Usprung die Namen haben (bei bereits existierenden), damit es sich nicht allzu sehr widerspricht, und wenn ja, dann gewollt. Versteckte Bedeutungen im Namen finde ich auch bei Parodien toll, weil es so dämlich ist.
Grundsätzlich würde ich einfach sagen, dass es vom Bauchgefühl her stimmen muss.

Erdbeere

Genau, das Bauchgefühl muss stimmen. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Charaktere irgendwie "schief" sind, wie Aryana so schön sagte, dann verhunzt mir das die halbe Geschichte. Vielleicht bin ich da etwas zu perfektionistisch veranlagt und auch etwas egoistisch. Wie die Leser dann die einzelnen Namen interpretieren, ist ihnen überlassen. Wenn einer der Leser die Bedeutung eines Namens (wenn denn da eine Bedeutung vorhanden ist) bemerkt und für passend befindet, haben wir Autoren ja bereits gewonnen.
Aber das wichtigste ist doch, dass die Namen zum Setting passen, mMn.

Romy

Also ich finde auch, dass Namen zu den Figuren passen müssen. Aber aus den Bedeutungen mache ich mir eher weniger. Ich gucke zwar oft nach den Bedeutungen, aber solange es etwas ist, was nicht sofort ins Auge sticht und der Figur komplett widerspricht, würde ich einen Namen trotzdem nehmen, solange der Klang gut passt, unabhängig davon, ob die Bedeutung nun passt oder nicht

Zitat von: Kati am 04. Mai 2011, 17:48:58
Ich mag es tendenziell eigentlich nicht, wenn Autoren ihren Figuren Namen geben, die den Charakter beschreiben. Ganz ehrlich, woher sollen denn die Eltern wissen, dass ihr Kind mal so wird, wie sie es nennen wollen?
Das geht mir genauso. Ich finde Namen sagen eigentlich eher was über den Charakter der Eltern aus, die den Namen ausgewählt haben, als über die Kinder, die diesen Namen dann lebenslang mit sich rumtragen müssen. ;)

Beispiel: Eine flippige, junge Frau, die den (grässlichen) Namen Marcella trägt, sich von ihren Freunden aber ausschließlich Marcy nennen lässt und sich nebenbei gerne über ihre Eltern und den echten Namen beschwert.
Der Name Marcella sagt in dem Fall was über den Charakter ihrer Eltern (überkandidelte Snobs). Marcy, der Name, den sie sich selbst gegeben hat, sagt was über ihren wirklichen Charakter (flippig, fröhlich, niedlich).

Schommes

Zitat von: Romy am 05. Mai 2011, 16:34:40
Beispiel: Eine flippige, junge Frau, die den (grässlichen) Namen Marcella trägt, sich von ihren Freunden aber ausschließlich Marcy nennen lässt und sich nebenbei gerne über ihre Eltern und den echten Namen beschwert.
Der Name Marcella sagt in dem Fall was über den Charakter ihrer Eltern (überkandidelte Snobs). Marcy, der Name, den sie sich selbst gegeben hat, sagt was über ihren wirklichen Charakter (flippig, fröhlich, niedlich).
Prima. Dann haben wir jetzt den perfekten Namen für eine flippige, fröhlich, niedliche Frau, deren Lebensgeschichte u.a. darin besteht, überkandidelt snobistische Eltern zu haben. Und damit wäre wieder bewiesen: Gute Namensauswahl für Romanfiguren ist wie gutes Bühnenbild für ein spannendes Stück. Wenn man herausgeht, kann man sich nicht mehr richtig daran erinnern, weil das Stück so spannend war. Aber irgendwie hat es gepasst.

Erdbeere

Zitat von: Schommes am 07. Mai 2011, 15:50:46
Prima. Dann haben wir jetzt den perfekten Namen für eine flippige, fröhlich, niedliche Frau, deren Lebensgeschichte u.a. darin besteht, überkandidelt snobistische Eltern zu haben. Und damit wäre wieder bewiesen: Gute Namensauswahl für Romanfiguren ist wie gutes Bühnenbild für ein spannendes Stück. Wenn man herausgeht, kann man sich nicht mehr richtig daran erinnern, weil das Stück so spannend war. Aber irgendwie hat es gepasst.

Klingt für mich etwas zu gewollt. Als halbwegs intelligente und aufmerksame Leserin steige ich sehr schnell hinter solche Absichten des Autors und frage mich dann, ob ihm nichts besseres eingefallen ist. Das Stück mag noch so spannend sein, aber irgendwie kann ich den Autor dann nicht mehr richtig ernst nehmen.

Nachtblick

Was gibt es andererseits Schöneres als einen Serienkiller mit einem vollkommen gewöhnlichen Kleinbürgernamen? Der Wert des Namens "Walther" ist für mich erst gestiegen, seit dieser Killer aus Silent Hill den Namen hat. :) Es kann meiner Meinung nach einen unglaublichen Reiz ausmachen, auch mal einen unpassenden Namen zu wählen. Und für Schurkennamen gilt erst recht, je böser und düsterer sie klingen, desto mehr neigen sie dazu, nichts als Gelächter hervorzurufen. Warum sonst hieß mein Oberschurke mal Vardur. Ich kann immer noch drüber lachen. :rofl:

Schommes

Zitat von: Erdbeere am 07. Mai 2011, 20:34:55
Klingt für mich etwas zu gewollt. Als halbwegs intelligente und aufmerksame Leserin steige ich sehr schnell hinter solche Absichten des Autors und frage mich dann, ob ihm nichts besseres eingefallen ist. Das Stück mag noch so spannend sein, aber irgendwie kann ich den Autor dann nicht mehr richtig ernst nehmen.

Ganz bestimmt nicht, wenn ich mir den Namen ausgedacht habe, Erdbeere. Meine von Dir zitierte Aussage triefte übrigens vor Ironie. Naja, wahrscheinlich muss ich sie das nächste Mal noch etwas dicker zwischen die Zeilen schmieren.  :snicker:

Zitat von: Nachtblick am 07. Mai 2011, 21:03:50
Was gibt es andererseits Schöneres als einen Serienkiller mit einem vollkommen gewöhnlichen Kleinbürgernamen? Der Wert des Namens "Walther" ist für mich erst gestiegen, seit dieser Killer aus Silent Hill den Namen hat. :) Es kann meiner Meinung nach einen unglaublichen Reiz ausmachen, auch mal einen unpassenden Namen zu wählen. Und für Schurkennamen gilt erst recht, je böser und düsterer sie klingen, desto mehr neigen sie dazu, nichts als Gelächter hervorzurufen. Warum sonst hieß mein Oberschurke mal Vardur. Ich kann immer noch drüber lachen. :rofl:
Aber Dr. Hannibal "the cannibal" Lecter war schon ein großer Wurf, gell.  :jau:

Nachtblick

So what? Inwiefern widerspricht/belegt das meine(r) Aussage?

Schommes

Zitat von: Nachtblick am 07. Mai 2011, 21:20:42
So what? Inwiefern widerspricht/belegt das meine(r) Aussage?
Weiß nicht. Ich hatte Dich so verstanden, als ob ein ernsthafter Name bei einem Schurken notwendig daneben gehen muss. Hannibal the cannibal finde ich düster und ich fand ihn weder im Buch noch im Film irgendwie lächerlich. Die Variante Walther bei Silent Hill kann ich nicht beurteilen, da ich den Film nicht kenne. Bei mir ruft das dann eine Assoziation zu Hanna Arends berühmtem Satz von der Banalität des Bösen wach. Das hat natürlich auch was. Schlimm wird's, wenn die Namensdüsterkeit zu "over the top" ist. Ich muss ehrlich sagen - bei aller Liebe zu HP - Lord Voldemort fand ich in diesem Sinne grenzwertig. Du auch?