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Albtraum und Alptraum

Begonnen von Cythnica, 22. Oktober 2009, 07:03:11

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Cythnica

Hallo,

Dies ist jetzt nicht direkt eine Frage nach Korrektur passt aber denke ich am besten hier ins Sprachbastelboard, da es ja sehr mit Sprachgeschichte zusamenhängt.
Es gibt ja 2 Möglichkeiten, das Word Albtraum zu schreiben, die beide vom Duden akeptiert werden, lange Zeit habe ich auch beide Möglichkeiten genutzt ohe es zu merken, nun habe ich mich aber im Laufe der Zeit mit mir selbst auf Albtraum geeinigt, da mir dieser Begriff auch schöner vorkommt.
Mein Geschichterlehrer hat auch einmal erklärt, dass "Alptraum" nur die Schreibweise der Ungebildeten sei, die das Word nicht herleiten könnten, aber er hatte wohl auch so einen leichten Tick mit sowas.

Albtraum kann man aber, da hat er ja recht, von Alben ableiten, also kleinen Wesen, denen nachgesagt wurde, dass sie sich auf den Brustkorb der Menschen setzten und so einen Nachtschaden verursachten. Ein anderes Wort für Albtraum ist darum auch Nachtschaden oder Nachtmahr.
Was ich jedoch nie ganz verstanden habe ist, wie kam es, dass "Alptraum" als anderes Wort fungieren konnte?
Was ist ein Alp? Oder kommt das eher einfach nur davon, dass die Schreibweise sich der Aussprache angepasst hat?

FeeamPC

Meiner privaten Meinung nach ist das nur ein Beweis, daß die Schriftsprache der gesprochenen Sprache nacheifert, verschlimmbessert von den obersten Priestern der neuen deutschen Rechtschreibung...

Judith

Ich müsste da nochmal genauer nachschauen, aber das ganze müsste mit der deutschen Auslautverhärtung zu tun haben. Im Übergang vom Alt- zum Mittelhochdeutschen wurden nämlich die Konsonanten b, d und g im Auslaut zu p, t und k verhärtet.
Dementsprechend finde ich im etymologischen Wörterbuch für das Althochdeutsche ein Nebeneinander von "alb" und "alp", im Mittelhochdeutschen hingegen nur "alp". Man hat im Mittelhochdeutschen dementsprechend z. B. auch "lîp" für heute "Leib" oder "berc" für "Berg".
Allerdings wurde diese Auslautverhärtung zumindest im Schriftbild im Übergang zum Neuhochdeutschen wieder aufgegeben (gesprochen wird sie hingegen in vielen Dialekten durchaus noch), wodurch dann seit ca. dem 16./17. Jh. "Alb" wieder die geläufige Schreibweise war.

Sprich: "Alb" und "Alp" bezeichnet beides dasselbe und lässt sich im Kontext von "Albtraum" auch beides sprachgeschichtlich herleiten.   

Shay

Und das erzählt ihr mir jetzt  :o
In einem meiner ersten Aufsätze so vor... *grübel* 25 Jahren, habe ich Alptraum geschrieben und das wurde mir als falsch angestrichen. Und jetzt erfahre ich, daß das richtig gewesen wäre?! Mein Leben wäre ja völlig anders verlaufen!  :rofl:

Hanna

Vielleicht war es vor 25 Jahren noch nicht richtig. Der Duden, der ja eigentlich auch nicht unsere Sprache bestimmt, nimmt Wörter ja nach und nach auf, wenn sie sich in unsere Sprache geschlichen haben. Ich habe es früher auch immer falsch gemacht und es rot angestrichen bekommen. Meine Mutter meinte irgendwann mal zu mir: "Albträume? Die hat man doch nicht nur in den Alpen!"

Seitdem habe ich es nie wieder falsch gemacht. Vielleicht wäre das ein guter Merksatz:

"Alben wohnen nicht in den Alpen."
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Shay

Den Spruch hab ich damals auch zu hören bekommen ;)

Lomax

Zitat von: Shay am 22. Oktober 2009, 18:44:46In einem meiner ersten Aufsätze so vor... *grübel* 25 Jahren, habe ich Alptraum geschrieben und das wurde mir als falsch angestrichen. Und jetzt erfahre ich, daß das richtig gewesen wäre?! Mein Leben wäre ja völlig anders verlaufen!
Da hat man es dir vor 25 Jahren falsch angestrichen - damals war nämlich der "Alptraum" die korrekte Dudenvariante, und der "Albtraum" galt als obsolet. Darum habe ich natürlich den "Albtraum" bevorzugt, weil er so romantisch-urtümlich ist ... aber, wie gesagt, Duden und korrekte Lehrer haben's nicht gebilligt ;D
  Die Rechtschreibreform hat sich dann ja wieder auf die Stammschreibung besonnen und den "Albtraum" wieder hervorgeholt, weil ja dieser Traum von den Alben kommt, nicht von den Alpen. So wurde dann aus der früher veralteten Schreibung plötzlich die neue, und ich fand mich unversehens vom Traditionalisten zum Modernisten verkehrt :o
  Und seit der letzten Überarbeitung der Reform stehen beide Formen wieder gleichberechtigt nebeneinander, und keine wird mehr als "falscher" angesehen. Aber dieser Traum hat in den letzten Jahren einiges Hin und Her erlebt ...

Hanna

Zitat von: Lomax am 22. Oktober 2009, 23:49:25
Aber dieser Traum hat in den letzten Jahren einiges Hin und Her erlebt ...

Das an sich ist ja schon ein Albtraum!  ;D
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

gefion

Da es (offenbar) eine Frage der Vorliebe ist - in meinem Bergthriller Bittere Saat, der in den Alpen spielt, habe ich den Alptraum bevorzugt, weil das einfach ein schönes Wortspiel war.
Ansonsten sind Albträume ja optisch ansprechender  ;) ... wobei meines Wissens die Alpen sich von den darin angeblich wohnenden Alben herleiten - früher ängstigten hohe Berge die Menschheit.

Aber das alles ohne Gewähr
LG
Gefion

Nycra

Zitat von: Gothanna am 22. Oktober 2009, 19:00:31
Der Duden, der ja eigentlich auch nicht unsere Sprache bestimmt, nimmt Wörter ja nach und nach auf, wenn sie sich in unsere Sprache geschlichen haben.

Auch wenn es OT ist:  ??? Mir hat meine Deutschlehrerin immer gesagt: Guckt in den Duden, da steht es richtig drin. Wenn es da nicht drin steht oder anders, dass ist es falsch.....

Ich sag nur: Lehrer sind doch auch nur Menschen - mit Fehlern wie wir alle.

Aber dank dem Threat ist mir gerade aufgefallen, dass ich die Albe falsch geschrieben habe  :pfanne: ... irgendwie lernt man nie aus.. dachte immer es wären Alpe *nachdenklichamKopfkratz*.

LG

Nyc