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Ist dieser Satz richtig oder gar verständlich?

Begonnen von Churke, 01. August 2009, 14:51:22

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Churke

Ich habe da einen Satz verbrochen, den ich, obwohl ich ihn selbst geschrieben, jedes Mal drei mal lesen muss, um ihn zu verstehen. Aber ich finde keinen Fehler, grammatisch scheint er mir völlig korrekt:

Die Amphitheater rufen nach dieser aus liederlichen und von aller Hoffnung verlassenen Menschen zusammengerotteten Bande von Bösewichtern.


Der Satz ist nach folgendem Zitat aus der 1. Rede Ciceros gegen Catilina gebildet:

Du hast eine aus liederlichen und nicht allein von allem Glück, sondern auch von aller Hoffnung verlassenen Menschen zusammengerottete Bande von Bösewichtern gefunden.


Jetzt frage ich mich: Kann man den so stehen lassen? Oder habe ich da gar was übersehen?

Alaun

Also ich habe ihn 2 x lesen müssen (davon 1 x laut), um ihn zu verstehen. Ich finde, das geht. Die Grammatik scheint mir auch in Ordnung zu sein.  Zugegeben, der Satz ist vielleicht etwas überladen für meinen Lesegeschmack. Aber begreifen kann man ihn.

Liebe Grüße!
*Alaun

Katharina

Grammatikalisch scheint der Satz in Ordnung zu sein, aber ich musste ihn auch mehrfach lesen bis ich ihn verstanden hab. Vielleicht solltest du ihn Umstellen (eventuell einen Relativsatz einbauen), damit der Leser nicht über den Satz stolpert.

Joscha

Verstanden habe ich den Satz beim ersten Lesen, um mich von seiner grammatikalischen Richtigkeit zu überzeugen, habe ich das ganze allerdings noch drei Mal wiederholt. Richtig ist der Satz, über die Verständlichkeit kann man streiten. Wenn diese Art der Formulierung wichtig ist, würde ich ihn drinlassen, wenn nicht durch einen Relativsatz auflockern, etwa so: Dia Amphitheater rufen nach dieser zusammengerotteten Bande von Bösewichtern, bestehend aus liederlichen und von aller Hoffnung verlassenen Menschen.

Lucien

Ich habe den Satz vom Sinn her auch gut verstanden, allerdings würde ich eher ein paar Kommas einsetzen, ungefähr so:

Die Amphitheater rufen nach dieser, aus liederlichen und von aller Hoffnung verlassenen Menschen zusammengerotteten, Bande von Bösewichtern.

Mir hilft das, Hauptsatz und Nebensatz zu unterscheiden: Die Amphiteater rufen nach dieser Bande von Bösewichtern.
Genaue Beschreibung der Bande: ... aus liederlichen und von aller Hoffnung verlassenen Menschen zusammengerotteten...

Aber wenn ich es mir recht überlege, erscheint mir "Menschen" und danach "Bösewichter" etwas doppelt gemoppelt. Oder nicht?

Der Vorschlag von Joscha ist aber auch nicht schlecht.




Feuertraum

@ Churke: der Satz ist sowohl von der Grammatik als auch vom Sinn her richtig. Was den Leser jedoch stolpern läßt, das ist meines Erachtens her die Sprachmelodie.
So ad hoc fällt mir jetzt nichts dazu ein  :-[, aber wenn ich einen zündenden Gedanken finden sollte, melde ich mich noch einmal

Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Angelus Noctis

Also, ich finde, mit Kommata oder umgestellt verliert der Satz etwas. Ich finde es nicht schlimm, dass man ihn zweimal lesen muss. Verständlich ist er auf jeden Fall.

Liebe Grüße!

Luciel

Ich mußte 3mal neu anfangen mit dem Satz, weil sich mein innerer Leser dauernd verhaspelt hat. Natürlich kannst du ihn so stehen lassen - man muss dem Leser ja nicht alles vorkauen  ;D

Ist aber schon mächtig altertümlich der Satzbau. Einfachere Kost wird es so:

Die Amphitheater rufen nach diesen liederlichen und von aller Hoffnung verlassenen Menschen, einer (dieser) zusammengerotteten Bande von Bösewichtern.

Churke

Das  Grundübel ist, dass sich die Partizipialkonstruktionen der lateinischen Vorlage im Deutschen nicht richtig nachbilden lassen. Bildet man aber Nebensätze, wie üblich, dann fehlt hier die rhetorische Wucht. Grübel... Normalerweise drückt man das von Cicero Gemeinte im Deutschen so aus:


Die Amphitheater rufen nach dieser Bande von Bösewichtern, die sich aus liederlichen und aller Hoffnung verlassenen Menschen zusammengerottet hat.


Mit einer Inversion geht es aber auch ohne Nebensatz:

Nach dieser zusammengerotteten Bande von Bösewichtern aus liederlichen und von aller Hoffnung verlassenen Menschen rufen die Amphitheater!

Es ist verblüffend, wozu die paar Jährchen Latein in der Praxis gut sind.  ;D

Jedenfalls danke für die Hilfe!  :engel:

Tenryu

Es ist immer schwer, einen Satz für sich allein zu bewerten. Ob es stilistisch paßt, hängt vor allem vom Kontekt und dem allgemeinen Sprachstil des Werkes ab.

Angelus Noctis

@ Churke:

Die zweite Version ohne Nebensatz gefällt mir besser! ;)

Leon

Hallo Churke

Gefallen und verstanden habe ich alle Versionen deines Satzes. Doch welche Satzkonstruktion Du letztendlich für die »gelungenste« erachtest, ist meiner Meinung nach von der Gesamtheit des Werkes und der Leserschicht, welche Du ansprechen möchtest, abhängig.

Gruß
Leon

Ratzefatz

#12
Vielleicht würden auch andere Satzzeichen (wahlweise statt der von Jenny vorgeschlagenen Kommas) helfen, ohne dass man Reihenfolge der Wörter ändern muss:

Die Amphitheater rufen nach dieser (aus liederlichen und von aller Hoffnung verlassenen Menschen zusammengerotteten) Bande von Bösewichtern.

Ich weiß, irgendwer - war's Mark Twain? - hat sich mal sehr abfällig über die Verwendung von Klammern in Sätzen geäußert, und ich persönlich mag sie auch nicht. Aber in diesem Fall denke ich, dass der Leser wahrscheinlich stocken und selbst imaginäre Satzzeichen einfügen würde, also könnte man ihm die Arbeit etwas erleichtern ...

Nur so'n Vorschlag.

LG
Ratzefatz
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

Coppelia

Partizipien in deutschen Sätzen sind generell nicht gern gesehen, ob verständlich oder nicht ...

Wenn du ein Partizip im Lateinischen hast, und du möchtest "wuchtig" übersetzen, versuch es am besten mit einer Substantivierung.

xadhoom

Lass den Satz da so stehen ... Erlaube dem Leser zu denken. Und vertraue ihm ... oder ihr. ;)
Vor dem Wein sind alle gleich! Und das gilt insbesondere dann, wenn sich der Wein nicht mehr vor, sondern in einem befindet ...