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Dialog-Grammatik-Frage

Begonnen von Feuertraum, 14. September 2009, 13:12:07

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Feuertraum

Ich hoffe, es ist okay, dass ich diese Frage in einem neuen Thread eröffne, aber als ich im "Dialoge lebensecht" las war mir so viel zum Thema Dialekt aufgefallen, dass ich dachte, da paßt mein Anliegen nicht mehr hinein.

Es geht um eine Figur von mir, die sehr kurze Dialoge hat. So 2 - 4 Wörter. Seine Charakter ist so angelegt, dass er ziemlich...hm...ich sage einmal vorsichtig beherrschend/bestimmend ist. Um das zu verdeutlichen, wollte ich jeden seiner Sätze mittels einem Ausrufezeichen beenden.
Ist das grammatikalisch/stilistisch erlaubt ?

Lieben Gruß und dankeschön im voraus

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Immortal

Hallo Feuertraum,

Ich denke grammatikalisch ist das auf jeden Fall erlaubt, auch wenn ich kein Ass darin bin.
Stilistisch...  :hmmm:
Ich weiß nicht, ich benutze das bei meinen Rollenspielen auch oft eben weil ich die Aussage bekräftigen will, aber besonders schön sieht es eben leider nicht aus. Ich würde in einem Roman versuchen das irgendwie anders herüber zu bringen. Wobei es auch darauf ankommt ob die Sätze direkt hintereinander sind oder ein wenig "verteilter" im Dialog. Wenn sie nicht direkt aufeinander folgen glaube ich schon, dass man das noch stilistisch vertreten kann  :)
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Luciel

Das sieht so ein wenig nach dem stilistischen Holzhammer aus ....
Ich denke, als Autor sollte man da versuchen, eine andere Lösung zu finden. Jemanden konsequent in Sätzen mit nur wenigen Worten sprechen zu lassen ist schon mal eine Herausforderung.
Wenn jemand statt: "Bitte reich mir mal den Zucker." nur "Zucker reichen." sagt, spricht das schon ziemlich für sich.
Ich habe in meinem Buch auch jemanden, der von sich selbst immer im Plural spricht (wir) - was seine Wichtigkeit unterstreichen soll. Also, ich denke, es gibt eine Menge anderer Möglichkeiten, als das Ausrufezeichen zu bemühen.

Maja

Da das hier ein sprachliches Thema ist, und wir zum Thema "Sprache" seit geraumer Zeit ein eigenes Board haben, schubbel ich das mal hier rüber. Und nächstes Mal bitte gleich dran denken. Danke!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Angelus Noctis

Ich stimme Luciel zu. Mich als Leser würden seitenweise Ausrufezeichen irgendwann nerven. Oder ich begönne mich zu fragen, ob der Druckerei wohl die Punkte, ja gar die Fragezeichen ausgegangen seien.
Luciels Beispiel finde ich ganz treffend, obwohl ich es soagr noch stärker kürzen würde:
"Zucker." Plus eine wedelnde Handewegung / herrische Geste ... was auch immer.

Maja

Getreu dem Motto "Ich spiele einen König nicht, indem ich mich besonders königlich verhalte, sondern indem sich andere vor mir verbeugen" möchte ich mich Luciel und Angelus Noctis anschließen. Das mit den Ausrufezeichen klingt mir wie eine ziemlich billige Lösung. Ich würde es auch über eine besondere Ausdrucksweise lösen - und durch die Reaktionen derer, mit denen der Charakter umspringt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Bisou

Ich schließe mich ebenfalls an. Das ist in etwa so, wie wenn man (uah...schreckliche Satzkonstellation) im Chat mit haufenweise überflüssigen !!! und ?*?*? und ?!?!?!?! angeschrieben wird. Dann kommt man sich gleich angegriffen vor.
Genau dasselbe ist meines Erachtens hier der Fall. Ausrufezeichen halte ich persönlich für etwas unverzichtbares, aber wenn man zuviel Schokolade isst, wird einem schlecht. ;D
Demübrigen glaube ich, dass man Durchsetzungsfähigkeit noch ganz anders und vielleicht sogar noch passender ausdrücken kann. Mit entsprechender Wortwahl, kurzen, bestimmenden Sätzen und ab und an ein Ausrufezeichen als Sahnetüpfelchen.  ;)

Smaragd

Sie können ja auch durch eine Beschreibung des Tonfalls, des Gesichtsausdrucks und der Gesten zeigen, wie dominant sich der Charakter verhält. Wenn das am Anfang klar gestellt wird, muss es ja auch nicht ständig wiederholt werden, irgendwann merkt sich der Leser ja auch bestimmte Charakterzüge, auch wenn gelegtnlich nochmal eine Bemerkung darüber als Erinnerung nicht schaden kann ;)

Churke

Guter Stil ist, wenn man ohne Ausrufezeichen auskommt, wenn sich aus dem Zusammenhang erschließt, dass der Mann mit Nachdruck redet.

Feuertraum

Guten Morgen,

erstmal an dieser Stelle vielen lieben Dank für die Antworten. Erstmal möchte ich die Ausrufeziechen beibehalten; nicht aus Trotz oder weil ich die Meinungen der Tintenzirkler ignorieren will.
Vielmehr weil die Figur Sam Spät (eine Anspielung auf Sam Spade aus dem Buch/Film "Der Malteser Falke") eine Figur des Hard Boild-Genre ist.
Und eben deswegen will ich das Ausrufezeichen als Verdeutlichung zum Harten nehmen. Es ist zugegebenermaßen ein Balanceakt: Einerseits soll man beschreiben, die Figut agieren lassen, um den Charakter besser darzustellen, andererseits geht man nach dem Motto: Weniger ist mehr. Und hier kann ein "!" fünf, sechs Wörter ersetzen (Ja, ich weiß, ich bin sehr sehr merkwürdig... :laken:)

Aber bevor ich jetzt von allen  :pfanne: bekomme: es kann natürlich sein, dass sich im Laufe des Buches die ganze Vorgehensweise ändert, und das "!" eines Tages ersetzt wird durch andere Satzzeichen beziehungsweise durch Gestik/Mimik etc.pp.
Man(n) weiß es nicht.
Trotzalledem finde ich es lieb und bedanke mich für die Hilfe.

LG
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Maja

Gerade Sam Spade war ja einer, der nie die Stimme erhoben hat - er drückt sich knapp und forsch aus, aber er bellt nicht. Deswegen würde ich gerade die Ausrufezeichen weglassen. "Schick sie rein, Effie, schick sie rein."
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Feuertraum

Das stimmt allerdings. Ich glaube, ich muss mir den Film doch noch mal ansehen...

LG
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Maja

Buch. Das Buch müssen Sie lesen. Dann sehen Sie auch die Satzzeichen ;)
Einer der wenigen Fälle, wo Buch und Verfilmung sich nahezu 1:1 entsprechen. Und beide unheimlich gut gelungen sind.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Rigalad

Ich würde die Ausrufezeichen auch weglassen.
Eine dominanter Charakter muss sich nicht unbedingt dadurch auszeichnen, dass er schreit/schimpft/laut wird etc. Man kann Dominanz durchaus auch mit einer gewissen kalten, ruhigen Art, die keinen Widerspruch duldet, transportieren. Die gefährliche, leise Variante. Die ich persönlich viel interessanter und auch respekteinflößender finde.
Ich hätte mehr Respekt, wenn ich lesen würde:
"Geh mir aus dem Weg", verlangte er und unterstrich seine Worte mit einer herrischen Handbewegung.
statt:
"Geh mir aus dem Weg!"
Letzteres klingt zu gewollt und zu wenig gekonnt. :)

Joscha

Ständige Ausrufezeichen würden mich bei seiner Rede auch stören. Da wäre es meiner Meinung nach passender, einen Punkt zu verwenden. Normalerweise sprechen schon Wortwahl und Formulierung Bände, der Leser hat die Sprechweise des Charakters schon im Kopf und braucht nicht durch Satzzeichen daran erinnert zu werden. So geht es jedenfalls mir.

Deswegen würde ich sagen: Eher weglassen, wenn du hin und wieder ein paar Worte dazu fallen lässt, wie er das sagt oder seine Aussage mit einer Geste verbindest. (So etwa, wie meine Vorposterin schon geschrieben hat: "Aus dem Weg", verlangte er mit einer herrischen Handbewegung)

Grüße
Joscha