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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Verwirrter Geist

Ich stehe gerade auf dem Schlauch. Statt "Bühne" möchte ich gerne ein Synonym verwenden, um eine recht unnötige Wortwiederholung aufzulösen.

Zitat"Hinter ihr schlurfte ein älterer Mann auf die ... "

Ich habe mich für Kulisse entschieden. Aber "auf die Kulisse" klingt genauso falsch wie "in die Kulisse(n)", oder "zwischen die Kulissen".
Geht das alles nicht, oder doch? Oder bin ich gerade total bescheuert.  :-[

Sprotte

"vor die Kulisse"? Die Kulisse bezeichnet ja die Bühnenausstattung, also Hintergrundleinwand, Möbel/Büsche. Und ein Schauspieler sollte ja gerne zwischen Kulisse und Publikum stehen, damit er gut gesehen wird.

Maran

Geist, mir schwirrte irgendwo im Hinterkopf herum, daß eine "Bühne" noch weiter unterteilt ist. Also zog ich mal Tante Wiki zu Rate. Folgendes hat sie ausgespuckt:

http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BChne_%28Theater%29

Verwirrter Geist

Zitat von: Sprotte am 06. April 2013, 00:08:47
"vor die Kulisse"? Die Kulisse bezeichnet ja die Bühnenausstattung, also Hintergrundleinwand, Möbel/Büsche. Und ein Schauspieler sollte ja gerne zwischen Kulisse und Publikum stehen, damit er gut gesehen wird.

Danke. Aber ich hätte präziser sein sollen: Die Kulissen sind in diesem Falle nur ein paar Tische/Laken und die stehen/liegen vorne. Hinten gibt es nur Dunkelheit. Es ist auch kein normales Theater, sondern eine Art Vision.

Zitat von: Maran am 06. April 2013, 00:12:34
Geist, mir schwirrte irgendwo im Hinterkopf herum, daß eine "Bühne" noch weiter unterteilt ist. Also zog ich mal Tante Wiki zu Rate. Folgendes hat sie ausgespuckt:

http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BChne_%28Theater%29
:buch:

Da wiederum bin ich jetzt fündig geworden. Ich schreibe es so um, dass von Vornherein verschiedene Teile der Bühne unterschiedlich benannt werden. Dann entgehe ich gleich noch einem anderen Problem.

Dankö ihr 2!  :pompom:

Alana

#394
Jedesmal stolpere ich da drüber.

ZitatEr starrte den Tisch vor sich an.
oder
ZitatEr starrte den Tisch vor ihm an.

Ich tendiere zu sich, aber mein Gehirn hat sich schon wieder verknotet. :zombie: Ich frage mich, ob man da quasi die Probe mit dem Relativsatz machen kann.
Zitat
Er starrte den Tisch an, der vor ihm stand.

Dann wäre es ihm.  :hmmm:
Alhambrana

Amberle

Ich würde behaupten, dass beides geht. 'vor sich' ist aber m.M.n. üblicher und (vielleicht aus Gewohnheit) sprachlich angenehmer.

Verwirrter Geist

#396
Zitat von: Alana am 27. April 2013, 22:05:20
Jedesmal stolpere ich da drüber.
oder
Ich tendiere zu sich, aber mein Gehirn hat sich schon wieder verknotet. :zombie: Ich frage mich, ob man da quasi die Probe mit dem Relativsatz machen kann.
Dann wäre es ihm.  :hmmm:

Gehen tut grundsätzlich beides, nur ist die Bedeutung jeweils anders.
Ich mach's kurz mit einem Namen klarer:
"Hans starrte den Tisch vor ihm an." Dann sind "Hans" und "ihm" nicht unbedingt koreferent, sprich "ihm" und "Hans" müssen sich nicht auf die gleiche Person beziehen.
"Hans starrte den Tisch vor sich an." Hier sind "Hans" und "sich" immer koreferenten, es kann sich also nur auf einen Tisch beziehen, der sich vor Hans befindet.

Sollte es also wirklich ein Tisch vor "Hans" sein, dann musst du "sich" wählen.

Nachtblick

So. Hier is' gerade Terror. Meine Freunde und ich streiten um diesen Text, von dem ich sage, dass die Grammatik komplett verkorkst ist. Der Text ist in Präsens geschrieben. Es heißt:

ZitatDie meisten Soldaten werden kein Grab bekommen. Jakob wusste das. Er hat sich gemeldet, als es noch freiwillig war. Der Brief mit Bescheid und Fahrkarte kam schnell. Zusammen mit den Jüngsten vom Hof ist er abgereist. Jetzt liegt sein Körper unweit des Grabens in einer Senke.

Ich bin der Meinung, dass es heißen muss:

ZitatDie meisten Soldaten werden kein Grab bekommen. Jakob hat das gewusst. Er hat sich gemeldet, als es noch freiwillig war. Der Brief mit Bescheid und Fahrkarte ist schnell gekommen. Zusammen mit den Jüngsten vom Hof ist er abgereist. Jetzt liegt sein Körper unweit des Grabens in einer Senke.

Jakob ist tot. Meine Freunde behaupten, dass man hier Präteritum und Perfekt verwenden darf, weil es zwei unterschiedliche Ereignisse sind und das einen Zeitstrahl visualisieren soll. Ich lese es so, als hätte Jakob schon auf dem Hof gewusst, dass es keine Gräber gibt, aber angeblich soll man herauslesen können, dass Jakob das erst seit dem Schützengraben weiß.
Und liege ich richtig, wenn ich behaupte, dass die Vergangenheitsform von Präsens Perfekt ist?

Wir führen hier wirklich Krieg. Hilfe, Hilfe, Hilfe.

Debbie

#398
ZitatDie meisten Soldaten werden kein Grab bekommen. Jakob wusste das. Er hat sich gemeldethttp://forum.tintenzirkel.de/Themes/tintenzirkel25/images/bbc/bold.gif, als es noch freiwillig war. Der Brief mit Bescheid und Fahrkarte kam schnell. Zusammen mit den Jüngsten vom Hof ist er abgereist. Jetzt liegt sein Körper unweit des Grabens in einer Senke.

Richtig: Die meisten Soldaten werden (Zukunft) kein Grab bekommen. Jakob weiß (Präsens) das. Er meldete (Vergangenheit, umgangssprachl. wäre auch "hat sich gemeldet" möglich)sich, als es noch freiwillig war. Der Brief mit Bescheid und Fahrkarte kam (wieder Impferfekt, da chronologische Erzählung in der Vergangenheit) schnell. Zusammen mit den Jüngsten vom Hof reiste (Imperfekt - Perfekt ist auch möglich; siehe vorherige Erklärung)er ab. Jetzt liegt (Präsens) sein Körper unweit des Grabens in einer Senke.

Nachtblick

Bist du sicher? Das klingt völlig falsch. Abgesehen davon ist Jakob tot! Er weiß es also nicht, er hat es gewusst. Oder heißt es korrekt: Jakob wusste das?

Was ist die korrekte Vergangenheitsform von Präsens? Das ist doch nie und nimmer Präteritum.

Joel

Wenn ich mich nicht völlig täusche:
Präsens --> Präteritum
Perfekt --> Plusquamperfekt.

Debbie

#401
Zitat von: Nachtblick am 28. April 2013, 17:18:30
Bist du sicher? Das klingt völlig falsch. Abgesehen davon ist Jakob tot! Er weiß es also nicht, er hat es gewusst. Oder heißt es korrekt: Jakob wusste das?

Was ist die korrekte Vergangenheitsform von Präsens? Das ist doch nie und nimmer Präteritum.

Ja, zu 99% sicher. Und ja, grundsätzlich ist Präteritum/Imperfekt die Vergangenheitsform des Präsens, wird nur in der Umgangssprache selten angewendet. Umgangssprachlich ist das Perfekt als Ersatz fürs Imperfekt möglich - aber grammatikalisch absolut korrekt wäre hier das Imperfekt. Es hört sich "falsch" an, weil man Erzählungen im Imperfekt gewohnt ist  ;)

Ob er tot ist, oder nicht, spielt dabei keine Rolle - das was von ihm "übrig geblieben" ist, empfindet/denkt noch. Wir bekommen die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt.

Edit:
Zitat von: Joel am 28. April 2013, 17:22:45
Wenn ich mich nicht völlig täusche:
Präsens --> Präteritum
Perfekt --> Plusquamperfekt.

Das ist zu stark vereinfacht, da gibt es noch einige Zwischenstufen und "Mischungen"  ;)

Joel

ZitatDas ist zu stark vereinfacht, da gibt es noch einige Zwischenstufen und "Mischungen"
War auch nur eine grobe Unterteilung  :D Mischformen würde das ganze an dieser Stelle vielleicht noch etwas verkomplizieren  :)

Malinche

#403
Ich würde es auch eher so formulieren wie du es getan hast, Nachtblick, und auch Perfekt verwenden.

Das mit der Umgangssprache ist noch mal eine andere Geschichte, denke ich. Klar sagt man da meistens nicht "Ich ging gestern", sondern "Ich bin gegangen". Ich habe eine Freundin slowakischer Herkunft, die immer brav Präteritum nimmt, was sich für mich dann sehr ungewohnt anhört. :) Aber hier geht es, meine ich, um die Bezüge der Zeiten zueinander. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich das her habe, aber ich würde da Perfekt nehmen, weil es ja auch noch einen direkten Bezug zur Gegenwart hat ... hm, nur weiß ich nicht, ob ich die Begründung nicht grad aus einer anderen Sprache stehle. ???

Was mich verwirrt: Ab wann soll Jakob es gewusst haben? Für mich kommt das aus beiden Texten so heraus, dass er es schon auf dem Hof gewusst hat. (Dazu kommt ein süßer Bezugsfehler, weil es strenggenommen der Brief ist, der mit dem Jüngsten abreist, aber das ist nicht so wichtig.  ;))



»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Joel

ZitatLeider weiß ich nicht mehr, wo ich das her habe, aber ich würde da Perfekt nehmen, weil es ja auch noch einen direkten Bezug zur Gegenwart hat ... hm, nur weiß ich nicht, ob ich die Begründung nicht grad aus einer anderen Sprache stehle.
Also im Englischen ist das auf jeden Fall so: Perfekt --> Eine Handlung, die in der Vergangenheit begonnen hat und bis in die Gegenwart andauert. (Bsp.: I have gone to school for five years.)
Präteritum --> Eine Handlung, die in der Vergangenheit liegt. (Bsp.: I went to the cinema yesterday.)
Korrigiert mich, wenn ich es jetzt völlig verzapfe  ;)