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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Naudiz

Laut Duden bedeutet es einfach nur, dass etwas plötzlich eintritt. Das Wiktionary hingegen gibt dem Wort eine positive Konnotierung:

ZitatBedeutungen:
[1] nicht erwartbar, nicht erwartet, aber nicht ganz unerwünscht

Für mich kommt es darauf an, in welchem Kontext es verwendet wird; tendenziell sehe ich es aber auch als ein eher positives Wort. Ich würde aber auch über ein neutrales "unverhofft" nicht stutzen.

Christian

Zitat von: Lothen am 27. August 2015, 20:19:17
Hat "unverhofft" für euch eine positive Komponente (also etwas Gutes, das eintritt, ohne, dass man damit gerechnet hat).
Für mich persönlich schon, ja. Etwas passiert unvorhergesehen. Etwas, auf das man nicht zu hoffen gewagt hat. Ob deine Verwendung jetzt wirklich falsch ist, kann/mag ich nicht beurteilen. Stören würde es mich nicht.

Edit: Ich beuge mich mal Sprotte und dem Duden. ;D Für mich persönlich würde ich aber bei Bedeutung und Verwendung so verbleiben.

Layka

Ich schließe mich Christian und Naudiz an. Für mich ist "unverhofft" eindeutig positiv besetzt und ich würde vielleicht über eine negative Verwendung stolpern. Bei neutraler Nutzung hätte es wahrscheinlich einen positiven Klang, wäre aber nicht störend.
lights out.

Kerstin

Ich schließe mich euch ebenfalls an - für mich hat es auch eine leicht positive Tendenz.

Inea

Ich habe jetzt die halbe Nacht darüber nachgegrübelt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich es ebenfalls meistens mit einem positiven Ausdruck verknüpfen würde. Eventuell auch neutral, je nach Zusammenhang, aber niemals negativ.

Ein neutrales Beispiel wäre für mich "Das kam jetzt aber unverhofft." aber bei "Unverhofft kommt oft." könnte es schon fast wieder positiv sein.

Feuertraum

#905
Ich sehe das mit dem positiv auch so.

Ähem ... bitte nicht allzuverärgert sein, aber ich habe auch gerade ein grammatikalisches (?) Problem, das mich richtig ins Grübeln bringt und für das ich keine Lösung finde.
Es geht ums Thema "vor oder hinter".
Gehen wir einmal davon aus, dass A und B an einem Bach stehen und sich streiten.

A sagt: Wir stehen eindeutig vor dem Bach. Er ist ja vor mir. Wenn ich ihn überquere, stehe ich ja mit dem Rücken zu ihm, dann ist er eindeutig hinter mir.
B hingegen argumentiert mit: Nein, das stimmt nicht. Das gegenüberliegende Ufer ist ja die Stelle, die als vorne gilt. Da wir auf der anderen Seite stehen, stehen wir eindeutig hinter dem Bach.

So jedenfalls sind gerade meine Gedanken, und jedes Argument beansprucht, im Recht zu sein. Nur: wer ist es jetzt eigentlich: A oder B?



Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Thaliope

#906
Ich muss auch sagen, wenn ich einen Satz lesen würde wie "Völlig unverhofft bin ich in einen Hundehaufen getreten", oder "Ganz unverhofft wurde ich von einem Bus angefahren", käme mir das doch ironisch vor, weshalb auch ich eine positive Konnotation annehmen würde.

LG
Thali

EDIT: Hat sich mit Feuertraum überschnitten, sorry.

pyon

@Feuertraum
Ich musste dein Beispiel zweimal lesen und ich bin mir nicht sicher, ob ich es verstanden habe.

Generell wäre ich bei A. Aber wenn B auf dem anderen Ufer stehen würde, wäre von Bs Perspektive aus A hinter dem Bach.


Wenn aber beide am selben Ufer stehen.... Ich kann Bs Wortwahl verstehen, aber es hört sich für mich irgendwie falsch an, vor allem weil es ein Bach ist. Bei einer Mauer hätten beide für mich Recht, je nachdem, was als Ziel angesehen wird (für A die Mauer und für B das andere Ende) oder welche Intention dahinter steckt (für A die Mauer zu überqueren und für B sich dahinter zu verstecken)... Aber bei einem Bach würde ich eher A meine Stimme geben.

Aber irgendwie fühle ich mich nun selbst verwirrter als zuvor.  ???

Tigermöhre

@Lothen, für mich ist unverhofft auch leicht positiv bis neutral. Wie Thaliopes Beispiele zeigen, eine negative Aussage hört sich seltsam an.

@Feuertraum, ich glaube, dass ist eine Frage der Position. A sieht sich als Ausgangspunkt, B sieht das andere Ufer als Zielpunkt. Daher würde ich beides als richtig ansehen. Es sind einfach unterschiedliche Schwerpunkte, was wichtig ist.
Aber ich würde wohl auch A eher den Vorzug geben.

Atra

@ Lothen
Auch ich empfinde "unverhofft" als neutral bis positiv.

@Feuertraum
Ich schließe mich den beiden anderen an. A hat für mich recht, aber B nicht unbedingt unrecht, wenn man die Perspektiven berücksichtigt. Es ist schwerer, da ein Bach normalerweise kein vor und hinter besitzt (jedenfalls nicht so offensichtlich, dass man über diese Annahme nicht im ersten Moment stolpert).
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Inea

Huch, bereits drei neue Beiträge, während ich noch am Schreiben bin :D.
Aber Ich schließe mich ebenfalls an:

Bei einer Wegbeschreibung mit Richtung hat Person A recht: "Wenn du vor dem Bach stehst, biege rechts ab." oder "Hinter dem Bach siehst du eine große Eiche. Dort befindet sich die Kiste".

Aber auch Person B kann recht haben, zum Beispiel bei Sätzen wie "Wir befinden uns noch hinter der Mauer." Aber mit Bach klingt das irgendwie nicht hundertprozentig richtig.

Daher würde ich in diesem Fall ebenfalls A als schlüssiger empfinden.

Feuertraum

Hallo nochmal,

vielen lieben Dank für die Antworten  :D. Also kann man sagen: beides ist richtig. Dann lasse ich es in meinem Text so wie es ist.
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Shedzyala

Edit: Jetzt habe ich mich ganz oft überschnitten :(

Ich bin ganz klar auf As Seite. Denn sowohl der Bach als auch das andere Ufer des Bachs liegen vor ihnen. Aus der Perspektive des Bachs mögen sie vielleicht hinter ihm sein (wobei ich nicht verstehe, warum das gegenüberliegende Ufer da wichtiger sein sollte), aus ihrer Perspektive sind sie aber davor.

Anders wäre die Situation, wenn jeder auf einer anderen Bachseite stehen würde: Dann könnten sich beide wunderbar über vorne und hinten streiten.

Und unverhofft ist für mich auch positiv besetzt.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Aljana

Von der reinen Wortbedeutung sehe ich es auch neutral. Wenn ich mir aber meine eigene Schreibe ankucke stelle ich fest, dass ich es schon eher im positiven Kontext verwende.
-unverhofft hundert Euro zu gewinnen klingt für mich irgendwie 'richtiger' als zum Beispiel unverhofft einen Pfeil in die Schulter zu bekommen, unverhofft von der Klippe zu stürzen, unverhofft auf den Erzfeind zu treffen.

Es kommt doch irgendwie vom Wortstamm hoffen und der ist bei mir durchweg positiv belegt, wie auch bei vielen Betalesern, die ich kenne.

Vielleicht magst du aber mal die konkrete Formulierung hier reinschreiben, das macht es oft einfacher.

Aljana

hab auch grad ne kurze Frage. Eine meine Beta hat folgenden Satz muckiert:
ZitatStatt jedoch zuzuhören und zu lernen, das Kriegsgerät schweigen zu lassen, begannen die Menschen, ihre durch Magie verwandelten Brüder zu hassen.

Kurzer Zusammenhang: Der Einhornfürst erzählt die Geschichte der alten Zeit in aller Kürze, damit meine Prota es versteht. Meine Betaleserin meint da müsste eher 'Geschwister' stehen, weil es eindeutig beiderlei Geschlecht meint. Aber in 'alle Menschen werden Brüder' muss ich ja auch nicht mit der Alice-Schwarzer-Gleichberechtigungskeule kommen ... Oder wie seht ihr das?