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Dialekte

Begonnen von Maja, 23. Februar 2006, 15:16:25

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Drachenfeder

Manchmal merke ich beim Überarbeiten, dass ich ins Hessische aus Versehen verutscht bin. Das ist mir oft peinlich. Aber ich bin numal aus dem Hessenland und in der Familie wurd auch immer platt gebabbelt. Aber beim Schreiben ärgert es mich das ich manche Wörter so schreibe wie ich sie spreche. In Büchern sollte lieber Hochdeutsch geschrieben sein.

Wie Steffi auch erwähnte finde ich bestimmte Ausdrucksweisen von Charakteren klasse. Hat einen gewissen Wiedererkennungswert. Eine meiner Hauptcharaktere hat solch eine Ausdruckweise (eher etwas Kindlich und frech) - aber genau deswegen wird sie von fast allen die es gelesen haben abgöttisch geliebt.



Luisa

ZitatIch mag Dialekte in Fantasygeschichten gar nicht.
In Fantasygeschichten? Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Wenn ich einem Chara einen Dialekt gebe (und ich kann ihn ja nur berlinern lassen), dann nur in realen Geschichten.

Ein paar Silben zu verschlucken finde ich dagegen auch bei den anderen Charas in Ordnung, das passiert in jeder Sprache.

ZitatIch finde, wirkliche Dialekte in Büchern nicht nur oft unfreiwillig komisch
Ich finde die meisten Dialekte sehr lustig, auch da ich selbst keinen spreche. Ich könnte auch jedes Mal lachen, wenn man von älteren Leuten in Platt angesprochen wird, es hört sich einfach komisch an.
Ich würde niemals, auf keinen Fall einer Person, die vom Leser wirklich ernst genommen werden soll, einen Dialekt geben. Das wirkt lächerlich.


Lisande

#62
Zitat von: Steffi am 08. Oktober 2008, 11:40:30
Das Ruhrdeutsche hat sich in den letzten Jahr sehr verflüchtigt, aber eigentlich ist es schon ein Dialekt mit sehr vielen eigenständigen Begriffen, die leider nur mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Und die Grammatik ist nicht bloß verkorkst, sondern stammt unter anderem noch aus dem Gotischen (das allseits beliebte "dem Hans sein Fahrrad" ist so in Überbleibsel ;) ). Auch so Sachen wie "wat" und "dat" sind nicht bloß genuscheltes Hochdeutsch, sondern tatsächlich uralte Variationen die sprachgeschichtlich (ich meine durch die Nähe zu den Niederlanden) begründet sind.



Einverstanden - aber meine Kernaussage bleibt: nach heutigem Sprachgebrauch ist Ruhrdeutsch nur noch schlechtes und grammatikalisch verdrehtes Deutsch, ganz egal, wo es herkommt, und damit kann man damit noch halbwegs was anfangen. Selbst wenn Ruhrdeutsch ursprünglich das einzig wahre Deutsch gewesen wäre - heute ist es nicht mehr so, es klingt falsch und verkorkst.

Maja

Zitat von: Manja am 07. Oktober 2008, 14:25:55
Da noch nichts dazu erwähnt wurde - wie haltet ihr es mit Dialekten und Akzenten?


Noch nichts dazu erwähnt  UNGLEICH das Wort "Dialekte" in der Forensuche ausprobiert...
Da wir längst einen Thread zu dem Thema haben, und das im passenden Board, habe ich mal verschoben und zusammengeführt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Leon

#64
Guten Morgen allerseits,

also ich finde Dialekte nicht schlecht. So lange sich diese auf Figuren beschränken, die nur eine Nebenrolle im Roman spielen. In meinem Roman zum Beispiel spricht der Drachenpfleger ein gepflegtes Plattdeutsch. :) Was sich übrigens auch gut ausmacht, ist Deutsch mit eingefärbten Akzent.

Gruß
Leon

Churke

Das Platt muss aber schon sehr gepflegt sein, sonst versteht *man* es nämlich nicht.  :hmmm:

Leon

#66
Hallo Churke

Das ist es! In der Tat, das ist es wirklich!
Denn würd aisch im allerbreitesten Plattdütsch quasseln, würd mir ja kan Daifel verstehe! ;D

Von daher spricht mein Drachenpfleger sozusagen ein "Platt-Hochdeutsch". So dass man ihn problemlos verstehen kann, und dennoch ein unverkennbarer Charme nicht verloren geht.

Gruß
Leon

Schreiberling

Zitat von: Churke am 09. Dezember 2008, 10:06:00
Das Platt muss aber schon sehr gepflegt sein, sonst versteht *man* es nämlich nicht.  :hmmm:

Auch für Leute die Platt können (verstehen), gibt es immer wieder Ausdrücke, die man nicht kennt.
Bei uns z.B. liegen zwei Dörfer nahe beieinander, aber zum einen unterscheidet sich die Aussprache  schon voneinander und zum anderen gibt es generell immer wieder Ausdrücke, die es nur in einer bestimmten (Landes-)Region gibt und meist nur von der Generation 70+ verstanden werden.
Manchmal haben meine Großeltern Sachen gesagt, wo ich nicht im entferntesten wusste, was sie bedeuten und die haben sich dann angehört...  :rofl:

Liebe Grüße
Schreiberling

hima

Ich erinnere mich mit Schaudern an ein Buch mit sehr viel Platt drin. Was war das nochmal... Schloss Gripsholm?

Jedenfalls, mit Dialekten in Büchern kann ich absolut rein gar nichts anfangen. Sie stören den Lesefluss, und wenn man den Dialekt nirgends zuordnen kann, macht das Lesen erst recht keinen Spass. Sinn machen Dialekte, wenn der Schauplatz auch stimmt, z.B. ein Krimi, der in München spielt, darf ruhig viel Dialekt enthalten, da passt es schliesslich gut hin. Aber in einem Fantasyroman? Niemals.

Ich bin Schweizerin und spreche ich 3 von 26 Dialekten (mindestens!), die sich jedoch vermischt haben und der Zürcher Dialekt dominiert leider ganz schön. Lustigerweise verstehen wir uns untereinander manchmal selbst nicht, was dann zu abstrusen Wortwechseln und Missverständnissen führt  ;D
Wir schreiben zum Teil auch Dialekt, jedenfalls die unter 30-jährigen. SMS, E-Mail, Notizgekritzel. Alles andere natürlich in Hochdeutsch, wobei sich da öfters die berüchtigten Helvetism reinschleichen (z.B. Velo statt Fahrrad, Spital statt Krankenhaus, tönen statt klingen ect ect.)


Hm... ich müsste mal eine meiner Kurzgeschichten in Dialekt übersetzen. Wär bestimmt lustig zu lesen  ;D

RockSheep

Hallo zusammen.
Aus aktuellem Anlass würde ich dieses Thema hier gerne aus der Versenkung holen.
In meinem NaNo-Roman verlässt der Protagonist das erste Mal sein ländliches Tal und wird schon in der ersten Taverne als Fremder abgestempelt, weil man es deutlich an seinem Dialekt hört.
Nun stellt sich die Frage, wie setze ich das um? Ich bin eigentlich der selben Meinung, wie die meisten hier, und finde es absolut unschön, Dialekt zu lesen/schreiben. Wie könnte ich das sonst verdeutlichen? Es einfach als Beschreibung erwähnen? Oder gibt es da vielleicht andere Möglichkeiten?

Sprotte

Ich würde es beschreiben, vielleicht, daß die Figur sich ihres Dialekts im Vergleich zu der Aussprache der anderen bewußt wird, daß diese z.B. keine Endsilben verschlucken.

Berjosa

Lass ihn zwei, drei Sätze im Dialekt sagen, den Rest der Welt drüber lachen und blöde Bemerkungen machen, und von da an wird definiert, dass er sich Mühe gibt und weitgehend verstanden wird. Das sollte reichen, um die Situation deutlich zu machen, und keine Leser verständnislos zurücklassen.

Wenn du willst, kannst du vielleicht später eine kurze Erinnerung daran einbauen, dass er in den Ohren der anderen doch noch nicht perfekt spricht. Er könnte z.B. bei einer wichtigen, offiziellen Gelegenheit etwas sagen müssen und aufgeregt sein, ob er alles richtig herausbringt. Eventuell haut er bei dem einen oder anderen Laut tatsächlich daneben.
Oder er erwischt ein Wort aus der Kategorie "Gibt es diese Wörter eigentlich überall?", das es in der Gegend, wo er sich gerade aufhält, eben nicht gibt oder etwas ganz anderes bedeutet.


RockSheep

Danke für die Tipps!

Ich denke ich werde es in etwa so handhaben, wie ihr sagt. In der bestimmten Szene vielleicht ein paar Dinge einbauen, die dem Leser auch auffallen und danach beschreibend weiterfahren. Und dann halt immer wieder ein paar Worte einflechten, die es nur in bestimmten Gegenden gibt.
Ich seh schon, ich muss mir wohl das Buch zulegen, dass meine ehemaliger Schulrektor geschrieben hat: Ein Wörterbucht für den Dialekt, der bei uns gesporchen wird ;)