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aktive Sätze vs. variable Satzanfänge

Begonnen von pink_paulchen, 12. September 2012, 17:49:29

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pink_paulchen

Hallo zusammen
Ich bin mir nicht sicher, ob mein "Problem" hier her gehört, ansonsten bitte Bescheid geben, damit ich endlich lerne, wo hier was hin gehört.
Ich schreibe gerade an einer Geschichte. Der Plot und das Setting zwingen mich kurze, spannende und vor allem super aktive Sätze zu schreiben. Es passiert sehr viel und ich will den Leser ganz nah am Prota.
Problem: dabei entstehen kurze Sätze, die im Satzbau immer so aussehen (hier zwei extreme Beispiele):
Er verließ eilig die Bühne und riss sich hinter dem Vorhang das Sakko vom Leib.
Er stolperte zum Handwaschbecken auf der Bühnentoilette und atmete tief durch.

Sie beginnen also meistens mit "Er" oder dem Namen des Protas und beschreiben dann was der grad macht. Wenn ich ganz schlecht drauf bin, kommt danach "dann rannte er" und ich fühle mich beim lesen dieser ersten Versionen wie früher in der zweiten Klasse oder mitten in einem Kochrezept ;)
Frage: habe nur ich das Problem? Bin ich nicht kreativ genug, beim Aufbau von Sätzen? Ich fummel mir dann bei der Überarbeitung total einen ab und kriege das meistens kaschiert. Aber ich habe dann in der finalen Überarbeitung das Gefühl, dass diese geänderten Stellen eben nicht mehr so aktiv, spannend und direkt sind, wie vorher.
Kennt das noch jemand? Was ist das Heilmittel?

Thaliope

#1
Wenn du eines der Adjektive ins Satzvorfeld ziehst, erhältst du die Nebensatzstellung und kannst trotz kurzer Sätze ein wenig variieren, also wir daus:

Er verließ eilig die Bühne und riss sich hinter dem Vorhang das Sakko vom Leib.
-->
Eilig verließ er die Bühne ...

Wenn deine Sätze nicht allzu knapp sind, findet sich oft ein Teil, der sich nach vorn ziehen lässt. Und ab und an - wohlgemerkt nicht allzu oft - ist auch das "Dann" am Satzanfang eine gute Methode, um Abwechslung durch die Nebensatzstellung zu erzielen.

Edit: Und du kannst deine Teilsätze natürlich auch anders als mit "und" verknüpfen, zB eine zeitliche Abfolge durch "als", "bevor", "nachdem", oder einen kausalen Zusammenhang durch "weil", "da" oder "obwohl" anzeigen.

Sprotte

Auch fragmentarische Sätze können die Eile betonen, lockern den Satzbau aber auf:
Er stolperte zum Handwaschbecken auf der Bühnentoilette und atmete tief durch.
-->
Er stolperte zum Handwaschbecken auf der Bühnentoilette. Ein tiefes Durchatmen.

Berjosa

Das gleiche wie Thali wollte ich auch gerade schreiben ...

Was mir noch einfällt: Eventuell kannst du seine Gedanken dazwischenstreuen, so in etwa:
Eilig verließ er die Bühne und riss sich hinter dem Vorhang das Sakko vom Leib. Widerlich, der Gestank! Er stolperte ...

Grey

Das ist doch ein ganz wunderschönes Thema fürs Sprachbastelboard. Vom Denkansatz her ist Workshop sicher auch nicht falsch, aber hier geht es ja wirklich um eine Sprachbastelei. Ich habs mal verschoben. :)

Aphelion

#5
Eine weiter Möglichkeit besteht darin, das Subjekt des Satzes auszutauschen oder allgemein die Wortstellung zu verändern.

(Im Folgenden nur ein verkürzter Beispielsatz jeweils.)

Das Subjekt des Satzes  auszutauschen wäre eine weitere Möglichkeit.

Der Austausch - des Subjekts des Satzes, vielleicht - wäre eine weitere Möglichkeit.

Der Satz könnte auch ein anderes Subjekt bekommen: inklusive anderer Wortwahl.

So könnte man noch ziemlich lange weiter machen, wenn der Satz ein neues Subjekt bekommen soll.

Und noch etwas ... Kleine "Erzählercharakteristische" Elemente ... Bevor der eigentliche Satz losgeht ...

;)

(Ja, in den Beispielen wurde nur einmal das SUbjekt ausgetauscht; sie beziehen sich eher auf die Wortstellung. :) )

pink_paulchen

Danke für eure Antworten. Sie haben dazu geführt, dass ich eine Art "Ideenliste" für meine Überarbeitung gewonnen habe. Das optimiert den Prozess und hilft. Aber scheinbar war niemand dabei, der spontan so etwas sagte wie "ah, das habe ich auch immer". Es ist also augenscheinlich ein persönliches Stilproblem und ich setze es zu den drölfzig anderen Punkten, an denen ich bezüglich meiner Texte immer mal arbeiten will  :d'oh:

Thaliope

Zitat von: pink_paulchen am 13. September 2012, 11:48:00
Danke für eure Antworten. Sie haben dazu geführt, dass ich eine Art "Ideenliste" für meine Überarbeitung gewonnen habe. Das optimiert den Prozess und hilft. Aber scheinbar war niemand dabei, der spontan so etwas sagte wie "ah, das habe ich auch immer". Es ist also augenscheinlich ein persönliches Stilproblem und ich setze es zu den drölfzig anderen Punkten, an denen ich bezüglich meiner Texte immer mal arbeiten will  :d'oh:

Als persönliches Stilproblem würde ich es eigentlich nicht bezeichnen, eher als "klassischen Anfängerfehler", der sich ziemlich leicht ausmerzen lässt, wenn man ein bisschen drauf achtet. Was meinst du, warum ich so schnell so konkrete Vorschläge parat hatte? Bestimmt nicht, weil ich das von Anfang an richtig gemacht habe   :knuddel:

Alessa

Eine Möglichkeit die Sätze variabler zu gestalten wäre auch noch ein weiteres kürzen.

Er verließ eilig die Bühne und riss sich hinter dem Vorhang das Sakko vom Leib.

-> Eilig verließ er die Bühne. Hinter dem Vorhang riss er sich das Sakko vom Leib.


Aber das müsste man an den betreffenden Stellen entscheiden, wie schnell man den Lesefluss haben möchte. Ich persönlich schreibe gerne kurze, knappe Sätze, um das - und - zu vermeiden.
Aber auch dadurch hast du das - Er - am Satzanfang ausgeblendet.