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Handwerkliches => Autorenhard- und Software => Thema gestartet von: Christopher am 10. Februar 2024, 12:56:56

Titel: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Christopher am 10. Februar 2024, 12:56:56
Moin!

Ich sitze gerade wieder beim Überarbeiten eines Textes. Einer der - für mich - nervigsten, zeit- und energieraubendsten, Schritte ist die reine Korrektur. Also konkret Änderungen von Groß- und Kleinschreibung wo ich die Shift-Taste nicht erwischt habe ohne es zu merken (oder wo ich den Schreibfluss nicht für Korrekturen unterbrechen wollte), Buchstabendreher usw. das Übliche halt.

Um das zu korrigieren muss ich meinen gesamten Text in der Regel mehrere Male konzentriert lesen und übersehe trotzdem noch so einiges. Die Betriebsblindheit für den eigenen Text kennt man ja.


Da kam mir die Idee, doch einfach mal zu probieren, was chatGPT da machen würde. Also habe ich ein paar Absätze von der KI korrigieren lassen. Ich musste hier und da einschreiten, da sie zunächst auch ein paar Wörter geändert hat, aber nach 1-2 Anweisungen, das zu unterlassen, korrigiert die KI inzwischen tatsächlich nur Groß- und Kleinschreibung und Satzzeichen, alle Änderungen hebt sie brav in Fett hervor, sodass ich sie nachverfolgen kann. Ich müsste also nur über den korrigierten Text drüberlesen und quasi einmal abnicken, danach könnte ich ihn übernehmen. Das würde mir sehr viel Arbeit sparen und ist unabhängig von bei mir nachlassender Konzentration oder ähnlichen Faktoren.


Allerdings fühlt es sich komisch an. Ich weiß nach wie vor nicht, ob ich der KI trauen würde, den Text tatsächlich nicht zu verändern. Bei den ersten Tests musste ich sie, wie gesagt, darauf hinweisen, das zu unterlassen (die Änderung war meiner Meinung nach auch eher eine Verschlimmbesserung).

Also:
Wie seht ihr das? Was haltet ihr davon? Habt ihr das selber schon mal ausprobiert?
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Golden am 10. Februar 2024, 13:08:14
Das kann man großartig zum Transkribieren nutzen bzw zur Überarbeitung eines Transkripts. Spart Zeit und ist natürlich günstiger, als wenn man es extern an einen Dienstleister vergibt (wenn man überhaupt den Playground nutzt).

Benutzt du die normale Homepage-Version oder den Playground? Mit dem fetten Markieren habe ich es noch nicht hinbekommen und schaue immer über die überarbeitete Version drüber.
Ist allerdings bisher nur ein First-Draft, mit dem ich arbeite. Ob ich eine überarbeitete Version für einen Korrekturdurchlauf durchjagen werde, weiß ich noch nicht - denke aber, einmal zu Testzwecken ist nicht verkehrt.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Valentina am 10. Februar 2024, 15:27:13
Moinmoin!

Für Textkorrekturen gibt es auch andere coole Softwares (Grammarly, Language Tool, o.ä.), denen man nicht sagen muss, dass sie den Text nicht umschreiben dürfen. Es sei denn, man mag das, dann haben manche AIs auch Stilkorrektur.
Bei der GPT3 Version hatte ich schon viele Probleme mit Ungenauigkeit (auf die man hinweisen und selbst korrigieren muss, auch bei Recherche) und dass er den Text verändert. Selbst, wenn man die richtigen Befehle eingegeben hat, dann haut er je nach Textlänge wieder Fehler rein. GPT4 ist da auf jeden Fall besser, aber trotzdem funktioniert er immer nur so gut, wie man ihm Befehle gibt.

GPT nutze ich vor allem für Recherche (muss man natürlich auch aufpassen, ob es komplett richtig ist) und Outlining, da er Ideen und Gedanken gut strukturieren kann. Das 4er Modell macht auch schöne Bilder, die bei Szenenbeschreibungen helfen können. Midjourney ist da viel schwerer zu bedienen, auch wenn die Ergebnisse beeindruckender sind.


Ich glaube, man muss für sich herausfinden, welche AI für welchen Schritt am besten funktioniert, ohne dass man dahinter sein muss, dass sie auch wirklich tut, was man will.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Christopher am 10. Februar 2024, 20:25:38
Ja, ich hab mal etwas weiter probiert und den Großteil des Kapitels korrigiert. Er erwischt definitiv nicht alle Fehler (selbst Groß- und Kleinschreibung nicht alles) und 100% zuverlässig mit der Hervorhebung seiner Änderungen, damit ich es überprüfen kann, ist er auch nicht.

Er findet aber Dinge und macht sie richtig, die z.b. der eingebaute Duden-Korrektor in Papyrus Autor nicht erkennt. Vielleicht muss ich da noch ein bisschen rumprobieren, was für Anweisungen ich ihm gebe. Vielleicht soll er mir die Schreibfehler nur anzeigen? Das würde mir einen Schritt der Überarbeitung wesentlich vereinfachen/beschleunigen.


Nach wie vor steht aber die Frage im Raum, ob das in Ordnung ist. Gibt ja viele Diskurse z.Z. zum Thema Nutzung von KI.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Zit am 10. Februar 2024, 22:53:12
Geht denn das, was man der KI gibt, immer noch in den allgemeinen Lern-Pool ein? Wenn ja, würde ich davon Abstand nehmen.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Maubel am 11. Februar 2024, 06:40:56
Ich habe sowohl Grammarly als auch ProWritingAid ausprobiert und beide fangen ... Teile, aber bei weitem nicht alles. ChatGPT war da besser, auch mit merkwürdigen Formulierungen, aber unheimlich inkonsequent. Mal hat's mir alles angestrichen (durchaus richtig) und manchmal kaum was. Ich habe dazu eine Vergleichsseite benutzt, so dass ich die Änderungen zwischen Originaltext und korrigierter Version immer gesehen habe (wusste gar nicht, dass man das auch anstreichen lassen kann).

Inzwischen arbeite ich aber mit DeepL Write. Damit arbeite ich schon bei den Übersetzungen viel und ich finde ihren neuen Write Editor ziemlich gut, weil er dir auch alles anzeigt und du aber reinklicken kannst und Sachen verändern etc. Es fängt auch nicht 100% alles, aber ist konsequent in der Qualität und besser als ProWritingAid und Grammarly meines Erachtens nach, hat aber nicht deren Tools in Bezug auf "Sticky Words" oder Wortwiederholungen und die anderen drölfzig Analysetools. Also als reine AI-Korrektur mein klarer Gewinner. Wenn es mit Line Lektorat sein soll, dann würde ich mit PWA gehen.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Valentina am 11. Februar 2024, 09:38:02
Zitat von: Zit am 10. Februar 2024, 22:53:12Geht denn das, was man der KI gibt, immer noch in den allgemeinen Lern-Pool ein? Wenn ja, würde ich davon Abstand nehmen.

GPT speichert angeblich nicht deine Anfragen und Infos, nur um sie in deinem Gespräch wiederzuverwenden. Aber man weiß ja nie  ;D
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Fianna am 11. Februar 2024, 09:40:46
Das wollte ich auch ergänzen - meine Kolleg*innen, die Deutsch als Fremdsprache gelernt haben, benutzen DeepL Re-Write.
In der Desktop Version kann man auch Stil ein- und ausschalten (das schalten sie immer ein). Die Texte haben Probleme mit der Gross-/Kleinschreibung von Sie / Ihnen, aber sonst sah das immer korrekt aus.

(Aber bei Prosa und Umgangssprache kann es Schwächen geben, manchmal hat DeepL Sachen falsch übersetzt, die meine Kollegin in den Translator eingegeben hat, weil sie es nicht verstanden hat...)
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Maubel am 11. Februar 2024, 10:59:04
Zitat von: Fianna am 11. Februar 2024, 09:40:46Das wollte ich auch ergänzen - meine Kolleg*innen, die Deutsch als Fremdsprache gelernt haben, benutzen DeepL Re-Write.
In der Desktop Version kann man auch Stil ein- und ausschalten (das schalten sie immer ein). Die Texte haben Probleme mit der Gross-/Kleinschreibung von Sie / Ihnen, aber sonst sah das immer korrekt aus.

Also bei Deepl Write kann man nichts einschalten und der ist auch größtenteils korrekt (solange es aus dem Kontext ersichtlich ist)
Deepl Translate hat da mehr finetuning, da kann man im Stil einstellen, ob man formell oder informell benutzen möchte und dann ist zu 90% auch richtig verwendet - aber da kann man sich auch Wörterbücher einstellen (für Fantasy sehr sinnvoll) etc in der Pro-Version. Das Write ist ja noch in der Beta, aber finde ich jetzt schon um Längen besser als ChatGPT in der Hinsicht auf Korrektur.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Golden am 11. Februar 2024, 11:37:48
Was ChatGPT angeht wurde ja schon die Inkonsistenz erwähnt. Z.B. wechselt Chat zwischen hohen und niedrigen Anführungszeichen an Satzanfängen (merkt man bei der Überarbeitung von Transkripten; liegt daran, dass es mit Texten mit hohen Anführungszeichen gefüttert wurde und selbst bei direktem Befehl die teilweise nicht mehr ändert ;D). Speziell die Anführungszeichen kann man zum Glück direkt in Papyrus anpassen lassen, sodass es nur wichtig ist, dass überhaupt welche gesetzt wurden.

Ich würde logischerweise für jedes Projekt einen eigenen Chat empfehlen, damit Namen gelernt werden können (irgendwie klar) und der Chat nicht irgendwann langsam wird, wenn zuviel Text generiert wurde.

@Fianna Sicher, dass es die Desktop-Version ist? In meinem Programm habe ich kein Write, sondern kann das nur über die Webseite direkt verwenden.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Fianna am 11. Februar 2024, 11:40:32
Sie hat das als Lesezeichen gespeichert, das ist wohl eine Beta Version.

Es gibt über dem rechten Textfeld einen Schiebe-Button für "Stil", ansonsten steht daneben "Nur Korrekturen".

@Golden
Ich meine die normale Website...
Wenn ich die Seite jetzt suche, werde ich immer auf "Mobile" umgeleitet, weil ich vom Handy aus tippe.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Golden am 11. Februar 2024, 11:45:11
@Fianna Da habe ich dich wohl falsch verstanden. Dachte du meintest das Programm für den PC.
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Maubel am 11. Februar 2024, 11:48:05
Zitat von: Fianna am 11. Februar 2024, 11:40:32Es gibt über dem rechten Textfeld einen Schiebe-Button für "Stil", ansonsten steht daneben "Nur Korrekturen".

Faszinierend. Ich starre da gerade drauf und da ist nichts außer einem Schieberegler für Änderungen anzeigen (wobei beide Modi Änderungen anzeigen. der zweite nur im Detail wie bei Word mit allen Streichungen und Ersetzungen)
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Fianna am 11. Februar 2024, 13:09:00
Mein Kollege meinte, er will es nicht für (englische) Texte verwenden weil es nur eine Beta Version wäre.

Keine Ahnung, wo sie das gefunden hat   ;D
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Nante am 28. Februar 2024, 02:35:56
Zitat von: Maubel am 11. Februar 2024, 06:40:56Inzwischen arbeite ich aber mit DeepL Write. Damit arbeite ich schon bei den Übersetzungen viel und ich finde ihren neuen Write Editor ziemlich gut, weil er dir auch alles anzeigt und du aber reinklicken kannst und Sachen verändern etc. Es fängt auch nicht 100% alles, aber ist konsequent in der Qualität und besser als ProWritingAid und Grammarly meines Erachtens nach, hat aber nicht deren Tools in Bezug auf "Sticky Words" oder Wortwiederholungen und die anderen drölfzig Analysetools. Also als reine AI-Korrektur mein klarer Gewinner. Wenn es mit Line Lektorat sein soll, dann würde ich mit PWA gehen.
Das ist ja spannend. Wie setzt du denn DeepL Write praktisch ein? Kopierst du dein Kapitel in das Programm oder gleich das gesamte Buch? Bei der Übersetzung ist es ja möglich auch das gesamte Dokument auf einen Schlag übersetzen zu lassen. Und funktioniert es deiner Meinung nach für dt & engl gleich gut?
... da kommt mir noch eine Frage: Ich hatte bisher immer angenommen, dass PWA nur mit englischem Text arbeiten kann. Also entweder habe ich das Programm falsch eingeschätzt oder dich missverstanden :D
Titel: Re: chatGPT - nur zum korrigieren?
Beitrag von: Maubel am 29. Februar 2024, 01:57:24
Zitat von: Nante am 28. Februar 2024, 02:35:56Das ist ja spannend. Wie setzt du denn DeepL Write praktisch ein? Kopierst du dein Kapitel in das Programm oder gleich das gesamte Buch? Bei der Übersetzung ist es ja möglich auch das gesamte Dokument auf einen Schlag übersetzen zu lassen. Und funktioniert es deiner Meinung nach für dt & engl gleich gut?
... da kommt mir noch eine Frage: Ich hatte bisher immer angenommen, dass PWA nur mit englischem Text arbeiten kann. Also entweder habe ich das Programm falsch eingeschätzt oder dich missverstanden :D

Ich schreibe tatsächlich auf englisch und übersetze auf deutsch. PWA habe ich tatsächlich nur mit meinen englischen Texten benutzt. DeepL Write ist noch in der Beta, so dass man nur 500-700 Wörter gleichzeitig reinkopieren kann, aber ja, ich kopiere es rein und nehme dann die Änderungen an, bevor ich es wieder zurückkopiere. Sprachenmäßig sind beide gleich gut, wobei ich dem deutschen mehr traue.

Einzig eine Sache muss man beachten. DeepL verschluckt gerne mal das zweite Anführungszeichen. also unter 10 auf einem Buch, aber es passiert eben, wenn man nicht drauf achtet.