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Gewalt, Blut und Gemetzel

Begonnen von Zealot, 31. Oktober 2006, 20:46:02

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LaMaga

*Ognon zustimmt*  Unmotivierte Grausamkeiten, die einfach nur ein paar Blutspritzer als Farbakzente in die Geschichte bringen sollen, müssen nicht sein.

Ich habe, storytechnisch bedingt, einige Figuren, deren ,,Job" es ist, zu ,,metzeln", daher gibt es bei mir öfter den Blick auf die Brutalität aus Sicht des Täters. Ich vermeide dabei aber weitestgehend detailverliebte und übertriebene Ausschmückungen - wie mein Vorredner sagte, das kann unappetitlich und billig wirken. Wenn bei mir gesplattert wird, dann mit emotionalem Abstand, nebenher oder off-page. Das sieht dann beispielsweise so aus:


Zitat von: "Unappetitlicher Todesfall (Wegblenden vom ,,Anblick" zum Geräusch als Analogie zum ,,nicht hingucken")"Sein Jubellaut verklang in seinem Schrei, (...)  erstickte in dem Geräusch aus brechenden Knochen und berstendem Metall, als Koloss (ein Pferd) ihn nieder sprang und, wie wahnsinnig, begann, den Ritter zu Tode zu trampeln.

Zitat von: "Andeutung von Folter (finstere Drohung, Spot aufs ,,Werkzeug", Abblende – alles weitere Off-Page)",,Dennoch... die Gelegenheit ist günstig. Es ist sehr ruhig, hier in den Dünen. Wollen wir doch einmal sehen, ob wir diesen erbärmlichen Feigling hier nicht doch etwas gesprächiger machen können."
Dabei nestelte er (der Schurke) an der Spange herum, die Osses Mantel vorn zusammen hielt. Es handelte sich um eine schlichte Fibel mit einer langen Nadel. Er betrachtete das Schmuckstück nachdenklich und tippte dann mit der Metallkuppe seines Rüstungshandschuhs auf die Nadel.
Das zarte Geräusch jagte Osse Entsetzen durchs Mark.  
(Das Beispiel hatte ich weiter oben schon einmal angeführt; ich weiß gar nicht, ob man das eigentlich unter "Folterszene" zählen kann...

Zitat von: "Metzel 1/ Splatter – beabsichtigt beiläufig und weitgehend emotionslose Reaktion der Figuren"Gunmar Lebrèoka selbst schien überrascht von seiner Tat. Der Prinz machte ebenfalls ein verdutztes Gesicht, während sein Kopf zu Boden fiel und ein Stück weit die abschüssige Wiese entlang rollte.
Der Ritter ließ seine Waffe los, und der Körper polterte zu Boden, sprudelndes Blut verspritzend. (...) Der Ritter warf einen verwirrten Blick auf den enthaupteten Prinzen und kniete dann rasch neben dem Schattentänzer nieder. Eine tiefe Wunde zog sich quer über dessen Bauch, und das Mondlicht spiegelte in seinem Blut, denn dieses war wie flüssiges Silber.(...)
,,Der ist hin," sagte Hakko und schob mit dem Fuß den Prinzenkopf wieder näher zum Körper hin.


Zitat von: "Metzel 2/ verschobener Fokus – Sorge um das Kleid im Vordergrund, nicht das schreckliche Blutbad ringsum (=Ignorieren durch Konzentration auf Nebensächliches)"Der Boden des Tunnels war glitschig, und sie musste acht geben, dass sie darauf nicht ausglitt. Aber es war gleichgültig. Ihr Gewand musste sie ohnehin waschen, und der, der es ihr zerrissen hatte – und sie würde einiges an feinen Nähereien aufbringen müssen, um den Schaden zu reparieren – hatte bereits bezahlt für seine Frechheit. Es war sein Blut, das den Boden so schmierig machte.


Die Beispiele sind nun natürlich alle aus dem Kontext gerissen und haben innerhalb des Erzählflusses eine ganz andere Effektwirkung; so in etwa sieht aber jedenfalls mein Umgang mit Gewalt und Gemetzel aus... benutzt ihr bestimmte stilistische Tricks?

Manja_Bindig

Ich macht das nicht mehr allzu detailliert.
Wie gesagt - ich kotze bei meinen eigenen Sachen...  :hmmm:
Ich mag es einfach nicht, wenn der Fantasie so viel weggenommen wird.
ZUm einen sind zu detaillierte Folterszenen ekelhaft.
Zum anderen - nichts ist grausamer als die menschliche Fantasie, so sie denn erst einmal korrekt angeregt wurde.

Tesla

Und das schöne an der Sache ist, das man sie Geistig so lang oder so kurz halten kann wie man will. Je nach Geschmack und Laune.

@manja: Auch ich mag es hin und wieder dezent. :seufz:

Kalderon

Zitat von: LaMaga am 13. Dezember 2006, 10:16:26benutzt ihr bestimmte stilistische Tricks?

Die Üblichen. Schreibe so, dass der Leser denkt, er wäre selbst der Protagonist. Und dann lasse ihn leiden... "As hard as you can!" (Ich hoffe, das war richtig geschrieben. ;D)

Hr. Kürbis

@LaMaga

hm, "nette" Beispiele, genau nach meinem Geschmack! :jau:

Was die "Tricks" angeht, da finde ich es immer wieder gut, wenn das Geschehen recht nüchtern daher kommt, ohne emotionale Wertung und rein auf den Vorgang reduziert. Das wirkt bei mir am besten! Wie ich den Vorgang zu bewerten habe, gibt ja schon die Rahmenhandlung wieder, das kann ich dann schon alleine. ;)

Tesla

@ Kalderon: Du bist ja so böse :darth:
 Das Mag ich :jau:

Aber man kann sich nur noch mal wiederholen und sagt: "Lasst eine Ablaufrinne für das Blut" Der Leser trägt ungern Gummistiefel.

Kalderon

Zitat von: Tesla am 14. Dezember 2006, 10:11:00Der Leser trägt ungern Gummistiefel.

Ich gebe ihm einen Regenmantel gratis... und stoße ihn ins Meer. :snicker:

Manja_Bindig

Ahja... aber keine detailierten Bettszenen mögen... Kaldi, du bist definitiv außergewöhnlich. ;)

Ha!

Shia hat soeben ihrer engsten Vertrauten das Gesicht zerkratzt. Sehr hübsch(var allem, als Shia zu Bewusstsein kommt und ihre blutigen Fingernägel sieht...)

caity

Bei mir kommt das 1. immer darauf an, für wen ich schreibe und 2. worum genau es sonst in der Geschichte geht.
Von Verniedlichungen halte ich gar nichts.
Ich möchte so viel wie möglich zeigen, der Leser soll mit meinen Protagonisten mitfühlen können, da darf ich ihm nicht zu viel enthalten, allerdings bekommen die ja auch nicht immer alles mit, was im Getümmel so passiert. Ich finde, wie bei so ziemlich allem, was das Schreiben anbelangt, muss man auch hier einen guten Zwischenweg finden!

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Kalderon

Zitat von: Manja am 15. Dezember 2006, 12:06:39Ahja... aber keine detailierten Bettszenen mögen... Kaldi, du bist definitiv außergewöhnlich. ;)

Ich halte es da wie die Amis: Bloß keinen Sex, aber Gewalt muss sein. :o

caity

Hallo Kalderon,

mmh. Amis und kein Sex??? Also wenn man da auf die amerikanischen Filme geht ...  ::)

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Manja_Bindig

Caity, er meinte die amerikanische Doppelmoral. ;) Da sind die ja wirklich so herrlich verquer, dass ich jedesmal in Tränen ausbreche.

Hr. Kürbis

*spricht Kalderon jetzt nur noch Kellderon aus*

Die spinnen, die Amis. Würden die es andersrum halten, kämen die vor lauter "Liebe" gar nicht mehr dazu,  Krieg zu führen!

caity

@ Kürbus: *auf dem Boden kugelt* Die Vorstellung ist echt verrückt ... erinnert miche in bisschen an "Das Parfum"  :rofl:
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Kalderon

Zitat von: Hr. Kürbis am 15. Dezember 2006, 20:56:52*spricht Kalderon jetzt nur noch Kellderon aus*

Wage es ja nicht. Sonst gibt es was auf den Kürbis. :pfanne: