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Wo sind die Ideen?

Begonnen von Söfchen, 02. Februar 2012, 14:27:50

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Sunflower

Ich unterscheide zwischen Inspiration und einer wirklichen Idee. Mit einer Idee kann ich anfangen, zu plotten. Inspiration ist ... das unbestimmte Gefühl, schreiben zu müssen. Die Ahnung einer Straße, einer Person oder einer Szene.
Inspiration bekomme ich von überall. Meistens aber aus der Musik oder auch, wenn ich in einem Buchladen bin. Diese geballte Flut von Welten und Geschichten, vor der ich stehe, inspiriert ich unheimlich. Und ich denke mir dann, dass ich eines Tages auch etwas in einem der Regale vorzuweisen haben möchte.

Bis ich eine wirkliche Idee habe, kann es ewig dauern. Es ist möglich, dass ich Charaktere und Setting einer Geschichte habe, aber die Idee für einen brauchbaren Plot will einfach nicht kommen. Dann fange ich an, mir irgendetwas aus dem Hirn zu saugen. Egal, was. Mit irgendwas muss ich anfangen zu arbeiten, und wenn es noch so schlecht ist. Ich weiß, dass ich meinen Plot noch sehr oft abändern werde. Aber trotzdem dauert bei mir das Grobplotten ewig ... Diese Ideen wollen einfach nicht so richtig.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

zDatze

Wie groß meine Ideen sind? Puh, gute Frage. Wenn ich schon ein Plotgerüst, Figuren und ein paar Szenen im Kopf habe, notiere ich das alles entweder in Stichworten auf einem Zettel (falls ich unterwegs bin) oder direkt am PC um später meine Plotgruppe damit zu nerven überraschen. Das sind dann aber Ideen, die schon mehr "Fleisch" angesetzt haben und die ich zu den Großen zähle, die ich gerne schreiben möchte.

Nebenbei tummeln sich meistens noch ein paar einzelne Figuren und Szenen. Oder auch ein Setting ohne zugehörigen Figuren und Plot. Aber ein Plot liegt bei mir eigentlich nie herum, da ich normalerweise von den Figuren aus meine Projekte erarbeite. Diese Teilstücke würde ich unter "kleine Ideen" einordnen. Groß sind sie erst, wenn mehrere Elemente zusammenpassen.

@Ausgangsfrage
Seltsamerweise überfallen mich neue Ideen und Figuren immer, wenn ich ein Buch lese, das mich - aus welchen Grund auch immer - langweilt. Da macht es einfach *plop* und ich hab einen frischgebackenen Prota. ::)

Franziska

Ich wusste doch, dass es dazu schon einen Thread gab. Meine Frage ist ein bisschen anders, beziehungsweise geht ein bisschen weiter. Ich denke, jeder hat unterschiedliche Methoden, wie ihm Ideen kommen. Mir kommen eigentlich recht oft neue Ideen. Aber nicht alle davon will ich schreiben.
Kennt ihr Methoden, wie man üben kann, gute Ideen zu bekommen? Zum Beispiel, wenn man weiß, man will ein Jugebdbuch schreiben, es soll in Berlin spielen, so als Beispiel. Jetzt möchte ich mir drei Plots überlegen, die halbwegs was taugen. Wenn ich meien Gedanken einfach schweifen lasse, kommt meistens auch irgendwann etwas bei raus. Aber kann man da irgendwie gezielter vorgehen?
Die Tipps, die hier schon genannt wurden habe ich natürlich gelesen, aber wirklich weiter hilft mir das nicht.

Berjosa

Gleich drei brauchbare Plots ... uff. Um nicht durcheinander zu kommen, würde ich erstmal mit einem anfangen und mit den anderen beiden warten, bis der erste schon ein bisschen weiter gewachsen ist. Dann kommen so die grundsätzlichen Überlegungen, in welche Richtung es gehen soll: Krimi? Liebesgeschichte? Abenteuer? Mit oder ohne Fantasy-Elemente?
Dann kommt die Frage, welches Personal gebraucht wird, welche Rollen zu besetzen sind. Vielleicht meldet sich ja für den einen oder anderen Job gleich eine passende Figur.
Jetzt wird reingerührt, was ich über Berlin weiß, eventuell ein aktuelles Thema, das gerade durch die Medien geistert, oder was historisches. Gibt es da einen Ort, eine Situation, eine Frage, die mich anspringt? Auch wenn nicht, wird erst mal alles aufgeschrieben.
Dann suche ich mein Plotmodell heraus, wo von der Vorstellung des Helden bis zum Ausklang alle Zwischenschritte aufgeführt sind, und versuche, die einzelnen Stationen auszufüllen, erstmal mit Stichwörtern und Platzhaltern. Meistens ergeben sich dabei Fragen, und die Antworten führen wieder weiter im Plot oder stellen die Charaktere genauer vor. Ungefähr das Gleiche passiert noch einmal, wenn ich das Ganze in vollständigen Sätzen ausformuliere. (Die Platzhalter nehmen manchmal auch Einfluss auf die weitere Entwicklung. Wenn ich eine Figur erstmal Obelix nenne, ergeben sich daraus andere Dinge, als wenn stattdessen Geißenpeter dasteht.)
Wenn ich gar zu hartnäckig an einem Punkt hängenbleibe, hilft auch mal das MP3-Orakel weiter oder die Tarotkarten.
Oft ergibt sich auch eine Verbindung zu einer Idee, die mir irgendwann einmal zugeflogen ist, sich aber nicht weiterentwickelt hat. Kombiniert mit den neuen Elementen wird dann doch noch etwas draus.

Szazira

Hast du es schonmal mit einer Mind Map versucht?
Für Geschichten habe ich es noch nicht gebraucht, aber vielleicht hilft es dir. Bei Referaten hat es mir schwer geholfen.

Prinzipiell hast du ein Stichwort in der Mitte und bildest von dort aus verschiedene Assoziationsketten.

Sowas wie:
Berlin -> Kreuzberg -> Künstler -> Schriftsteller -> Muse -> Entführung derselben durch die Figuren des Schriftstellers

http://de.wikipedia.org/wiki/Mindmap

Sry  :hatschi: Ich überlass das Erklären für den Moment mal Tante Wiki. :40°C:

Thaliope

#50
Linda hat dazu heute einen Thread aufgemacht - ich kann ihn gerade nicht suchen (Handy ...), aber sie hat schob ein paar ganz tolle Ansätze geliefert. Vielleicht findest du ihn ja, ansonsten poste ich den Link hier später noch.
LG
Thali

Edit: Der Thread heißt Ideenfindung und -aufbereitung. Nur verlinken kann ich ihn gerade nicht, ist aber quasi direkt nebenan, hier im Board.

Adiga

Mit Platzhaltern und Stichwörtern zu arbeiten, ist für mich total ungeeinet, weil sich dadurch immer mehr Löcher in meine Geschichte schleichen, die ja doch später erst wieder irgendwie schließen müsste, aber wenn ich dann mit der Geschichte schon viel weiter bin und zuviel über das Später weiß, fällt es mir immer schwerer so zu tun, als würde ich es noch nicht wissen.

Das Nicht-Wissen brauch ich aber meistens, um überhaupt schreiben zu können, weil ich dann ein Gespür habe, wann etwas spannend ist und wo ich beginne klar übers Ziel hinauszuschießen.

Ich hab des öfteren Ideen für zustäzliche Passagen, die aber in einem Kapitel-Entwurf nicht geplant waren, meistens setze ich mich trotzdem hin und arbeite sie aus, auch wenn sich hinterher fast immer herausstellt, dass die sogewonnen Szenen nicht in die Geschichte gehören, jedoch komme ich somit zu Hintergrund Informtionen, denen ich Personen in den Mund legen kann, die dann plötzlich mit einer prisanten Zusatz Information aufwarten können, obwohl sie eigentlich nur Randfiguren waren. Manachmal ergeben sich auch richtig umfangreiche Nebenhandlungen. Für mich als Autor bringt es mir insofern was, weil ich dann weiß, währenddessen an einem Ort dies geschah, gab es an einen gewissen anderen Ort diese und jene Entwicklung, so entwickelnen sich dann manchmal gute Nebenschauplätze, und wenn man es auch nie vollständig in die Haupthandlung einbaut, gewinnt man dennoch ein tieferes Verständnis für seine eigene Welt und alles wird womöglicher eine Spur lebendiger.

Durch jede Idee, die ich gut ausarbeite, kommen oft mindestens zwei neue Ideen hinzu, mit der Zeit und dem Fleiß kommt dann irgendwann auch regelmäßig eine richtig große Idee, auf die die Geschichte richtig zu warten schien, und plötzlich wird aus einem möglicher mittelmäßgen Kapitel doch noch etwas ganz Tolles, was richtig einschlägt. Und nichts ist schöner, wie wenn sich das aktuelle Kapitel an dem man gerade Arbeit, entwickelt und besser wird als alles was man davor geschrieben hat und wenn sich das dann diese Entwicklung bis zum Ende des fertigen Manuscript durchzieht. Hat man vermutlich ein Geschichte mit der man als Autor ziemlich glücklich ist, kann ich mir vorstellen.


Franziska

Eine wirkliche Antwort auf meine Frage oben habe ich noch nicht gefunden.
Ich habe aber gerade zufällig eine Methode gefunden, die generell hilft, Ideen zu bekommen:
Cover designen. Nicht zu fertigen Texten, sondern einfach so. Ich habe das so gemacht, aus meinem riesigen Bildarchiv auf meinem PC ein paar Bilder rausgesucht, die mich gerade angesprochen haben. Diese Bilder habe ich hauptsächlich von deviantart. Da gibt es ganz viele wunderbare Fotos und Bilder. Ich habe mir einfach drei, vier vorgenommen, von denen ich dachte, dass sie sich gut als Buchcover machen würden. Dann habe ich sie in ein Programm reingenommen, den Coverausschnitt ausgewählt und den erstbesten Titel drausfgeschrieben, der mir eingefallen ist. Ich fand einige der Ergebnisse so schön, dass ich dachte: ja, dieses Buch würde ich sofort kaufen. Vielleicht auch jemand anders? Was würde ich denn auf dem Klappentext erwarten? Wer könnte die Person auf dem Bild sein? Was vermittelt das Bild für eine Stimmung? Das geht wahrscheinlich auch, wenn man sich einfach nur Bilder anguckt und sich davon inspirien lässt. Aber vielleicht ist es dann ja auch der Titel, der einem zum Bild eingefallen ist, der ausschlaggebend für eine Idee sein kann. So war es bei mir zumindest. Dann hat man nur noch das Problem, dass man sich in das Cover verliebt und es nicht verwenden kann, wenn man das Foto nicht selbst gemacht hat. ::)