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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Siara

Na dann bin ich wenigstens nicht die einzige.  :rofl:

Sprachgefühl wäre ja wirklich was Wunderbares - wenn man sich denn ausnahmslos drauf verlassen könnte.  ::)
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Sternsaphir

Ja, das stimmt und dank der neuen Rechtschreibreform bin ich mir dann manchmal nicht mehr sicher, auf was ich mich da noch verlassen kann.  ;)

chaosqueen

Dein Sprachgefühl war richtig! :)

Ich hatte einen Französischlehrer, der ein Ar*** war, aber ein grandioses Sprachgefühl und Sprachwissen besaß. Der brachte uns irgendwann bei, dass die Formulierung "ich hätte gerne eine Tasse Tee" insofern falsch ist, als dass es ein versteckter Genitiv ist und völlig korrekt "eine Tasse des Tees" und in der umgangssprachlichen Kurzform "eine Tasse Tees" heißen müsste. Nein, er wollte nicht, dass wir alle so sperrig sprechen oder übersetzen, er wollte uns lediglich darauf aufmerksam machen, woher es ursprünglich kommt und wie die Sprache sich nach und nach verändert.

Vermutlich wird in einigen Jahrzehnten "er hatte ihn seines letzten Stück Kuchens beraubt" völlig legitim sein. *geht aufgerollte Zehennägel bügeln*
Oder eher: "Er hatte ihn Kuchen geklaut." ;D

Feuertraum

Zitat von: chaosqueen am 01. März 2014, 08:31:19

[...] "ich hätte gerne eine Tasse Tee" insofern falsch ist, als dass es ein versteckter Genitiv ist und völlig korrekt "eine Tasse des Tees" und in der umgangssprachlichen Kurzform "eine Tasse Tees" heißen müsste. Nein, er wollte nicht, dass wir alle so sperrig sprechen oder übersetzen, er wollte uns lediglich darauf aufmerksam machen, woher es ursprünglich kommt und wie die Sprache sich nach und nach verändert.

Diese Formulierung müsste meiner bescheidenen Ansicht nach aber falsch sein.
Bei "Eine Tasse des Tees" sprechen wir von einer bestimmten Sorte Tee, zum Beispiel, wenn die Kanne mit der dampfenden Flüssigkeit auf dem Tisch steht.
Sagt man nun aber "Ich hätte gerne eine Tasse Tee", dann ist es ja nicht bestimmt, es fehlt ja das "des".

Ansonsten aber muss ich Ihrem ehemaligen Französischlehrer recht geben. Theoretisch müsste es tatsächlich heißen: "Eine Tasse (des) Tees", aber da wären wir wieder bei dem Frage, ob man nur grammatikalisch korrekt schreiben oder doch dem Volk aufs Maul schauen sollte.
Deutsche Grammatik ist manchmal schwierig.
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Christopher

Gut das es für solche Dinge geschultes Personal gibt. Denn ich hab definitiv keine Zeit, neben der Schreibe noch die deutsche Grammatik zu meistern. Das ist ein zu weites Feld ;D
Be brave, dont tryhard.

Feuertraum

Und weil wir gerade beim Genetiv sind: Auch nicht totzukriegen ist dieser wunderschöne Satz:

ZitatWider besseren Wissens...

Bitte nicht so schreiben. Korrekt heißt es:

ZitatWider besseres Wissens

Ich weiß, es klingt komisch und verhunzt jegliche Sprachmelodie. Aber es ist sogar so im Duden verankert.
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Siara

@chaosqueen

Da komm ich gerade nicht mit  :versteck:

Wenn der Tee, in meinem Fall also der Kuchen, im Genitiv stehen muss, wäre "Kuchens" doch richtig, oder nicht? "des Kuchens"? Da aber "Stück" das eigentliche Genitivobjekt im Satz ist, muss das ebenso im Genitiv stehen. Müsste es dann nicht richtig heißen: "Er hatte ihn seines letzten Stücks Kuchens beraubt."? Und das klingt doch nun wirklich richtig sch*** 

Zitat von: chaosqueen am 01. März 2014, 08:31:19
Oder eher: "Er hatte ihn Kuchen geklaut." ;D

Hast eigentlich auch wieder recht. Dann schreibe ich einfach das. Nennen wir es futuristisch  :rofl:
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Rynn

#622
Zitat von: chaosqueen am 01. März 2014, 08:31:19
Ich hatte einen Französischlehrer, der ein Ar*** war, aber ein grandioses Sprachgefühl und Sprachwissen besaß. Der brachte uns irgendwann bei, dass die Formulierung "ich hätte gerne eine Tasse Tee" insofern falsch ist, als dass es ein versteckter Genitiv ist und völlig korrekt "eine Tasse des Tees" und in der umgangssprachlichen Kurzform "eine Tasse Tees" heißen müsste.
Da würde ich gern noch mal einhaken. So ganz stimmt das nämlich nicht; korrekt sind nämlich tatsächlich beide Varianten. :)

Neben wir doch mal das Beispiel "eine Tasse schwarzer Kaffee" und "eine Tasse schwarzen Kaffees", einfach, um ein lebensechtes Beispiel zu haben, bei dem (anders als bei "eine Tasse Tees") viele wohl denken würden: "Moment mal. Das geht doch beides." Tut es nämlich auch.
Bei "eine Tasse schwarzen Kaffees" oder "eine Tasse Tees" erhält das Wort "Tasse" ein Genitivattribut, wie hier schon richtig gesagt. Bei "eine Tasse Tee" oder "eine Tasse schwarzer Kaffee" wird "Tee" oder "schwarzer Kaffee" grammatisch als Apposition interpretiert und steht deshalb im Nominativ. Auch diese Formulierung ist aber korrekt so.

@Siara
Bei dir trifft etwas Ähnliches zu. "Kuchen" ist eine Apposition zu "Stück", "Stück" eine Mengenangabe im Singular. Bei Mengenangaben im Singular wird die Apposition nicht mit dem Bezugswort flektiert und steht standardsprachlich im Nominativ. Also heißt es korrekterweise "eines Stücks Kuchen" – das nennt man dann "inkongruenten Kasus". Anders verhält es sich, wenn ein Adjektiv dazukäme ("Er beraubte ihn seines letzten Stückes leckeren Kuchens"); dann zeigt man den Kasus üblicherweise an.

Edit:
Je länger ich über meine eigene Begründung nachdenke ("Appositionen bei Mengenangaben im Singular ohne Adjektiv"), desto mehr glaube ich, dass "eine Tasse Tees" sogar falsch ist und es immer "eine Tasse Tee" heißen müsste. ;D
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Rynn

#623
Zitat von: Feuertraum am 01. März 2014, 10:37:51
Bitte nicht so schreiben. Korrekt heißt es:

"Wider besseres Wissens"

Ich weiß, es klingt komisch und verhunzt jegliche Sprachmelodie. Aber es ist sogar so im Duden verankert.
Und sorry für den Doppelpost, aber wenn ich gerade beim Einhaken bin ... ;) "Wider besseren Wissens" ist falsch, ja, aber "Wider besseres Wissens" auch. Die Präposition "wider" fordert einen Akkusativ. Korrekt heißt es "Wider besseres Wissen", also ohne s.
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Zit

Und: Wäre es nicht auch "er hatte ihm Kuchen geklaut"? Sonst wäre es ja "er hatte ihn beklaut".
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Siara

@Rynn: Ich hatte, bevor ich die Frage hier gestellt habe, erst überlegt, ob "Apposition" der richtige Begriff ist. Aber irgendwie hatte ich es nur als mit Kommata abgetrennten Einschub im Kopf. Wissen aufgefrischt  ;D Jetzt weiß ich bescheid. Vielen Dank, dann kann ich es endgültig ändern.   

@Zitkalasa: Falls du dich auf meinen letzten Post beziehst: Das war nicht so ganz ernst gemeint, wie du in chaosqueens letztem Beitrag nachlesen kannst  ;)
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Zit

@Siara

Dass ihr scherzt, habe ich schon verstanden. Dass "er hatte ihn Kuchen geklaut" bewusst so gefühlt falsch formuliert wurde, allerdings nicht.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Siara

Oh, das hatte ich gar nicht mehr gelesen :pfanne:

Öhm, also ich hatte eigentlich angenommen, dass die Formulierung beabsichtigt war. Falls nicht, auch gut, passte ja trotzdem  ;D
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Ryadne

Hallo zusammen,

ich hab einen Text aus dem Endlektorat zurückbekommen und bin dabei über einen Satz gestolpert, der für mich irgendwie falsch klingt, nämlich:

ZitatDie Straße war menschenleer, bis auf die Maskenfrau und ihr selbst.

Ich dachte, da müsste "sie selbst" stehen, aber hab gerade noch einen Freund gefragt, der meint, "ihr selbst" ginge auch. Je häufiger ich den Satz durchgehe, desto sinnvoller kommt mir mal die eine, mal die andere Variante vor.  ::)Die Lektorin selbst kann ich leider nicht mehr fragen; was meint ihr?

Christopher

Klingt für mich im ersten Moment auch falsch. Beim längeren drüber nachdenken, isses aber so, dass es tatsächlich richtig sein könnte... Grammatikalisch belegen kann ich das nu aber nicht :P

Wäre trotzdem für die "sie selbst" Variante, eben, weil es sowohl mich als auch dich beim lesen stört. Richtig hin oder her, es reißt mich aus dem Satz raus. Und damit würde es für mich rausfliegen.
Be brave, dont tryhard.