Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Coppelia am 05. Februar 2009, 06:58:51

Titel: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Coppelia am 05. Februar 2009, 06:58:51
Mal ein Thema, das wir, glaube ich, noch nicht hatten.

Was ist für euch unfreiwillige Komik? Wie geht es los? Welche Bedingungen sind günstig für die Entwicklung unfreiwilliger Komik? Nennt ein Beispiel. ;)


Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Linda am 05. Februar 2009, 12:32:42
Hallo,

für mich ist das vor allem:

übertriebener Schwulst oder Melodramatik, nicht mal nur in der Handlung (aber da auch), sondern im Ausdruck. Adjektive mit der Schneeschippe verteilt und ohne Synonymwörterbuch.

Der mitternachtsblaue Mantel umhüllte dramatisch den bis an die Zähne bewaffneten Krieger in dessen muskelbepackter Seite 8 blaubefiederte Pfeile steckten. Trotz der Wunden und dem pfauenblauen Auge, schleppte er sich seit 28 Tagen ohne köstlich blaues Nass, ohne eine Happen Blaukraut, durch die Enzianberge. Seine Indigo-Augen loderten in blauem Feuer. Über sich nur den stahlblauen Himmel, in sich nur den innigsten Wunsch den lichtblauen Kristall der Aufopferung zu finden, um sein Land vor den schwärenden schwarzen Rittern auf ihren Rapphengsten zu retten ...


Besonders grässlich, wenn so ein Stil außerhalb des Kontextes als "genretypisch" verstanden wird.

Gleich im Bündel dazu:
Helden die Unsägliches und Unmögliches vor allem an Schmerzen und Entbehrungen ertragen. s.o. Medizinische Wunder, gebrochene Beine, auf denen man dennoch laufen kann usw. Das finde ich einfach lächerlich und Fantasy hin oder her, das ist unmenschlich und auf solche hart wie Felsgestein-Typen kann ich verzichten.

Sprachlich da sind es vor allem Redewendungen, die falsch zusammengesetzt oder verwendet werden, die mich auflachen lassen:

Der Halbelf drang derart in den Krieger ein...


statt

Der Halbelf drang in ihn ...

Ersteres ist Sex, zweiteres eindringliche Argumentation. Kleiner Unterschied.

Gruß,

Linda
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: gefion am 05. Februar 2009, 18:49:35
Sätze und Ausdrücke, die unfreiwillig eine zweite Bedeutung haben, die überhaupt nicht zum Thema passt.
Ich musste z.B. mal entsetzlich lachen, als sich ein Mann ins Kraushaar fasste - obwohl das sich laut Folgesatz auf dem Kopf befand. Aber es gibt für mich Wörter/Wendungen, die gehören in eine bestimmte Kategorie. Krauskopf nicht ... krauses Haar ist auch okay, aber ins Kraushaar zu fassen würde ich jedem empfehlen, in der Öffentlichkeit zu meiden.

Übertriebene Wörter, Superlative, auch im Satzbau oder in der Erzählung an sich - etwa superschöne superschnell Genesende, finde ich nicht unfreiwillig komisch. Bestenfalls lässt mich das kalt, schlimmstenfalls finde ich es so ärgerlich, dass ich aufhöre zu lesen.

Ich reagiere also am ehesten auf unfreiwilligen Wortwitz und Druckfehler. Längere Passagen hingegen können mich nur dann zum Schmunzeln bringen, wenn das beabsichtigt ist.

LG
Gefion
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Julia am 05. Februar 2009, 20:27:42
Weitere Beispiele: Liebesszenen, die alles andere als anregend sind.  ;D Anscheinend gibt es immer noch genug Autoren, die glauben, das viel auch viel wirkt. Da muss man manchmal Sachen lesen (und ich meine jetzt keine Nackenbeißer-Romane) ...

Bei mir im Schrank liegt immer noch ein historischer Roman, den ich eigentlich zu Recherchezwecken lesen wollte. Als ich ihn in einem unbedachten Moment einmal mittig aufschlug, sprang mir folgender Satz ins Auge:
"Sag jetzt nichts und mach's mir einfach."
Äh, ja. Ich weiß natürlich nicht, welche 300 dramaturgisch hochwichtigen Seiten dieser Äußerung vorausgingen, aber irgendwie hadere ich immer noch mit mir, dieses Buch überhaupt zu lesen.
Nicht, dass ich etwas gegen (gut geschriebene) horizontale Liebesszenen hätte - aber dieser Satz hat bei mir ein mittleres Trauma ausgelöst ...  :gähn:

Abgesehen davon sorgen bei mir aber auch immer wieder Beschreibungen am und ums Pferd für Erheiterung. Da greift der Bösewicht in die Trense (in die Zügel könnte ich ja noch verstehen), die Pferde erwidern sein Starren mit feurigem Blick oder die Dame reitet stolz mit dem Falken auf der einen und den Zügeln in der anderen Hand auf die Jagd (den heute bekannten Damensattel gab es im Mittelalter noch gar nicht - die Damen saßen seitlich auf dem Pferd, die Füße auf einem Brettchen abgestützt. Einwirkung hatten sie dabei keine, die Tiere mussten geführt werden).
Das Ganze läßt sich dann eigentlich nur noch von den Westernsätteln in den Robin-Hood-Filmen toppen ...

Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Churke am 05. Februar 2009, 20:49:19
Unfreiwillig komisch?

http://www.bundeskanzlerin.de/nn_46996/Content/DE/Podcast/2008/2008-05-10-Video-Podcast/2008-05-10-video-podcast.html

Unfreiwillige Komik entsteht, wenn der *Komiker* entweder die Wirkung seiner Worte oder seiner Person falsch einschätzt, sprich sich lächerlich macht, oder aber, wenn der *Komiker* unter anderen Wertvorstellungen leidet. Manchmal ist es auch nur der Zeitgeist...


"Äußerst wichtig für die Volkswohlfahrt ist nun doch der Umstand, daß einer frühzeitigen Heirat nach Erfindung des Pessarii cclusivi nichts mehr im Wege steht, weder Krankheit noch Armut. Wenn die Ungunst der Einkommensverhältnisse der Eheleute diesen vorläufig auch noch nicht die Erzeugung von Kinder gestattet, so übt doch an sich die Ehe, indem sie für zwei Menschen den eigenen Herd schafft und sie vor dem Schmutze der Berührung mit der feilen Liebe behütet, einen nicht zu unterschätzenden, sittlich erziehenden Einfluß aus. Frühes Heiraten ist das beste. Es verschafft Keuschheit, erzieht das Gemüt und erhält die Gesundheit."

Platen, Die Neue Heilmethode
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: eclipse am 05. Februar 2009, 21:49:09
Mir entlockt es immer ein Schmunzeln, wenn "aus alter Gewohnheit" eifrig Klischees bedient werden. Das hat den Beigeschmack von Parodie oder grauenvoll schlechten, alten, viel zu dick aufgetragenen Sword&Sorcery-Schinken und ich kann es einfach nicht mehr ernst nehmen, selbst wenn es so gemeint ist...
Klassische Beispiele dafür wären Phrasen wie "Tötet sie, tötet sie alle!" oder die berühmten Pfeil- und Kugelhagel-Szenen, in denen alle Bösewichte sterben, während den Helden kein einziges Härchen gekrümmt wird...
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Manja_Bindig am 06. Februar 2009, 11:59:05
Mein Bösewicht.
Stellenweise verhält er sich so schön klischeehaft-undurchsichtig-zwielichtig und ist immer so schön klischeehaft in Halbdunkel getaucht(in meinem Kopf jedenfalls) - und kaum flutscht ihm mal was aus den Fingern, dreht er so durch vor Wut...

Er ist putzig.
Und trotzdem mag ich ihm nciht im Dunkeln begegnen.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Steffi am 06. Februar 2009, 12:05:35
Ich lese gerade mein Rezensionsexemplar von Darling Jim und stoße haufenweise über unfreiwillige Komik. Dass Morde aus Leidenschaft passieren, kann ich verstehen. Dass es aus alles verbrennender Leidenschaft geschieht, weil jede Frau diesem Gothic-Byronic-Hero-Verschnitt verfällt bleibt im Setting des Romans einfach irgendwie...blöd.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Coppelia am 09. Februar 2009, 06:21:49
Jetzt hab ich mich noch gar nicht selbst zu dem Thema geäußert. Tut mir Leid. Ich hab das irgendwie verschusselt. :)

Ich finde, eine gewisse Voraussetzung für unfreiwillige Komik ist pathetische (oder kitschige, jedenfalls irgendwie überzogene) Sprache. Je doller die Sprache, desto eher ist etwas komisch. Komisch ist es für mich meist dann, wenn es den Erwartungen irgendwie widerspricht (wobei auch das von pathetischer Sprache ausgedrückt sein muss) oder sie in überzogener Weise erfüllt.
Die Sprache muss zum Inhalt passen.
Sehr schön sind auch unpassende Vergleiche.
Kennt ihr z. B. dem Anfang der Wolfsläufer-Romane von Tara Harper? Da geht es seitenweise unfreiwillig komisch zu, wenn die wunderschöne Heldin verletzt im Wald rumhängt. Man ist ja zuerst noch gewillt, sie ein bisschen zu bedauern, denn immerhin hält sie ihren Bruder für tot, und ihre Verletzung ist sicher schmerzhaft. Aber wenn auf jeder Seite wieder neu mit hochtrabendsten Worten und blumigsten Vergleichen geschildert wird, WIE schmerzhaft ihre Verletzung ist, muss man irgendwann doch eher kichern. Ich fand auch die Vergleiche a la "ihre Akupunkturnadeln lagen überall verstreut wie die Knochen der Toten" sehr misslungen.

Auch das Epos, das ich grad untersuche, hat starke Tendenzen zu unfreiwilliger Komik. Dabei finde ich vor allem die Darstellung von Cato immer sehr lustig. Ich hab ja schon ein paar Mal drüber geschrieben. Man darf eben einfach nicht anfangen, sich die Ereignisse bildlich vorzustellen, dann kann man sie oft nicht mehr recht ernst nehmen. Es gibt z. B. eine Episode, in der Soldaten von Giftschlangen gebissen werden und auf unterschiedliche Art grausam sterben. Es ist auch detailliert beschrieben. Ganz schlimm. Aber spätestens, wenn jemand bei lebendigem Leib weggeätzt wird, bis nur noch ein Schleimklumpen bleibt oder jemand sich aufbläht wie ein Ballon und dann platzt, konnte ich nicht mehr ernst bleiben. Ich sah im Geist eine Art Trickfilm. Manche Dinge sind einfach zu unglaubwürdig.

Ich bin allerdings relativ sicher, dass man durch eine schlichte Sprache unfreiwillige Komik fast völlig vermeiden kann. Was man damit noch nicht kann, ist, dass es komisch wirkt, wenn man es gern hätte.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Ary am 09. Februar 2009, 07:38:50
Was mich immer wieder den Kopf schütteln lässt, sind wilde Kampfszenen sowohl in Buch als auch Film, aus denen die Bösen entweder gar nicht oder von Kopf bis Fuß schlammbespritzt wider rauskommen und die Helden sehn immer noch aus wie frisch aus dem Stylingsalon. Irgendwer aus meinem Internetbekanntenkreis regte sich mal per Mail darüber auf, dass ihm die Protagonisten in den Herr der Ringe-Filmen zu dreckig waren, insbesondere der Herr Aragorn. Ich fand's endlich mal realistisch dargestellt. Jemand, der sich Waldläufer schimpft und eher selten ein festes Haus um sich hat, KANN einfach nicht picobello sauber sein.

Worüber ich auch nur noch gequält grinsend die Augen verdrehen kann, sind schwülstige Beschreibungen gutaussehender Protagonistinnen, insbesondere, wenn diese blond und blauäugig sind und Vergleiche mit Edelmetallen und blau blühenden Blümchen anfangen (veilchenblaue Augen bringen mich nicht zum Dahinschmelzen, sondern eher dazu, das Buch in die Ecke zu werfen). Schönheitsbeschreibungen wirken, wenn übertrieben, nur noch lächerlich.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Falckensteyn am 09. Februar 2009, 09:05:33
Schlechte oder nicht sinngemässe Übersetzungen lesen sich oft auch lustig. Ich habe mich letztes Jahr an ein paar Warcraft-Romane gewagt, die ich oft mit einem Schmunzeln las. Der Roman "Tag des Drachen" war sehr zweifelhaft übersetzt. An einen Satz mag ich mich noch sehr gut erinnern:

ZitatDann hatte er ihn.

Gemeint war damit, dass der Anta einen Darsteller in einem Gespräch überführte und durchschaute. Das hätte man anders übersetzen können.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Ary am 09. Februar 2009, 09:17:35
Dieser Übersetzungsmurks ist einer der Gründe, warum ich in letzter Zeit viel im Original gelesen habe, wenn denn das Original Englisch ist.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Grey am 09. Februar 2009, 10:45:17
Zitat von: Aryana am 09. Februar 2009, 07:38:50
veilchenblaue Augen bringen mich nicht zum Dahinschmelzen, sondern eher dazu, das Buch in die Ecke zu werfen

Wieso denn? Die wollen doch nur andeuten, dass die Schönheit auch noch ein Raufbold ist und ordentlich einstecken kann, wenn sie gleich auf jedem Auge ein Veilchen hat ;)
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Manja_Bindig am 09. Februar 2009, 11:06:27
@Aryana: übersetzungen - ich erwähne nur das Grauen, das man im ersten Anlauf aus Lynn Flewellings "Nightrunners" gemacht hat. ;_; Das tat wirklich weh - und komisch war es auch nicht mehr. Vor allem, da die Frau ja doch eher spärlich mit Erotik umgeht. Nicht, dass es mich stört, in einem Roman mit Plot ist es eher kontraproduktiv, wenn die Helden von einemBett ins nächste wälzen. Aber das bisschen, was da ist, sollte den geneigten Leser ansprechen und ihnm keine Lachkrämpfe verursachen, weil die Übersetzung so heulig ist.

Wo wir grad von Übersetzungen reden - ich übersetz nebenbei noch eine Geschichte ins deutsche. Und quäle mich immer wieder mit passenden Wortspielereien. Wenn ein Homosexueller z.B. "as straight as a circle" ist, verfluche ich die Deutsche Sprache dafür, nicht ähnlich dezente und ohne Probleme witzig zu gebrauchende Synonyme für "schwul" oder "Hetero" zu besitzen.
Ist zwar nicht SO witzig - die Blüten, die auf der Suche nach einer passenden Forumlierung entstehen, aber schon. (ich hab schon verdammt viele SMARTs und Trabbis von der schnurgeraden Straße in den Graben geschickt und so viele Packungen SMARTIES aufgerissen um zu gucken, ob die bunt oder einheitlich gefärbt sind, es ist wahnsinn.)
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Schreiberling am 09. Februar 2009, 15:10:45
Zitat von: Aryana am 09. Februar 2009, 07:38:50
insbesondere, wenn diese blond und blauäugig sind und Vergleiche mit Edelmetallen und blau blühenden Blümchen anfangen

Nur mir kommt es so vor, als wollten immer mehr Autoren blond-blauäugige Protagonistinnen vermeiden. Stattdessen nehmen sie jetzt einfach dunkelhaarige Mädchen mit braunen Augen. Auf Dauer auch nicht sehr viel besser.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Steffi am 09. Februar 2009, 17:58:31
Zu Übersetzungsmurks fällt mir spontan die "Gilmore Girls" Episode ein, wo sie Rorys "I need serious paper." tatsächlich mit "seriöses Papier" übersetzt haben, woraufhin Lorelais Ausführungen über depressive Bleistifte und trübsinnige Büroklammern überhaupt keinen Sinn mehr machen. Mensch, diesen false friend lernt man doch schon in der 7. Klasse...  ::)

Übrigens, unfreiwillige Komik fängt oft schon bei den Covern von Büchern an  ::)  Und ich weiß nicht, ob es Absicht des Autors war, aber den Engel aus Scar Night  "Dill" zu nennen finde ich persönlich etwas unglücklich...

Unfreiwillig komisch finde ich auch immer, wenn Geschichten gar zu offensichtlich an andere Geschichten angelehnt sind.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Felsenkatze am 09. Februar 2009, 21:28:01
Zu Übersetzungen sage ich nur: Harry Potters Charms-Prüfung im ersten Jahr, wo Professor Flitwick die Schüler einzeln in den Raum bittet "to see if they could make a pineapple tap-dance across the desk" und keinesfalls "um zu sehen, ob sie einen Ananas-Stepptanz auf dem Schreibtisch aufführen können".

Aber das nur nebenbei. Übermäßiger Schwulst und lang und breit ausgeschriebene Sexszenen mit den ungewöhnlichsten Positionen bringen mich meistens zum Lächeln - oder zum Augenverdrehen. Ansonsten: manchmal ärgert mich die Klischeekiste, manchmal amüsiert sie mich auch. Kommt aber sehr auf meine Stimmung an.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Ary am 09. Februar 2009, 22:34:36
Zitat von: Steffi am 09. Februar 2009, 17:58:31
Zu Übersetzungsmurks fällt mir spontan die "Gilmore Girls" Episode ein, wo sie Rorys "I need serious paper." tatsächlich mit "seriöses Papier" übersetzt haben, woraufhin Lorelais Ausführungen über depressive Bleistifte und trübsinnige Büroklammern überhaupt keinen Sinn mehr machen. Mensch, diesen false friend lernt man doch schon in der 7. Klasse...  ::)

Ich muss gestehen, den versteh ich jetzt nicht... ich wüsste allerdings auch nicht, wie man "serious paper" übersetzen sollte. Ich kenne die Wendung überhaupt nicht...*duck* Erklär mal! Ich will das jetzt wissen.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Manja_Bindig am 09. Februar 2009, 22:40:11
"Serious" = "ernst" oder "ernsthaft"

In dem zusammenhang braucht sie ganz einfach Papier, das was taugt(und nicht sofort was brauch). Jedenfalls hab ich es immer so verstanden, weil mir mal auch erklärt hat, dass "serious" auch "brauchbar" heißen kann.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Steffi am 10. Februar 2009, 00:02:19
Zitat von: Aryana am 09. Februar 2009, 22:34:36
Ich muss gestehen, den versteh ich jetzt nicht... ich wüsste allerdings auch nicht, wie man "serious paper" übersetzen sollte. Ich kenne die Wendung überhaupt nicht...*duck* Erklär mal! Ich will das jetzt wissen.

"Serious" bedeutet "ernst." Rory besucht eine ziemlich angestaubte und piekfeine Privatschule, in der jeder zum potentiellen zukünftigen Nobelpreisträger getrimmt wird. In dem Zusammenhang brauch sie also Papier, das zu der Ernsthaftigkeit der Schule passt (ihre Mutter möchte ihr nämlich lila Papier andrehen, weil es im Sonderangebot ist) . Die Übersetzung zu "seriös" an sich passt hier sogar fast, nur macht der ganze Dialog der darauf folgt leider keinen Sinn mehr.
;)

Unfreiwillig komisch finde ich übrigens auch, wenn ein Autor glaubt, er könne den Leser in die Irre leiten, der Leser aber dank ungeschickter Anlenkungsmanöver schon auf Seite drei weiß, wer der Schurke ist.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Manja_Bindig am 10. Februar 2009, 00:23:11
(Und man möchte hierbei erwähnen, dass ihre Mutter ein recht unorthodoxer Mensch sein kann... recht ausgeflippt. Wie übrigens die ganze Stadt. *wegen OT duck und wegflitz*)

Ich hab mich mal doch noch an "twilight" rangewagt(mein Urteil bleibt das gleiche - der Schreibstil ist wirklich nicht schlecht. WEnn mich der rest mal genauso vom Hocker reißen würde...)

Hach je. Gut und schön, wenn eine 17-jährige sich in einen Schönling verguckt.(beide sind das, was man im Fanfiction-Jargon als Mary Sue bezeichnet und schon DIE sind unfreiwillig komisch ohne Ende... man lacht über sie, um sie nicht erwürgen wollen zu müssen)
Gut und schön, wenn sie seine Attraktivität immer wieder betonen will.
Auf jeder zweiten Seite und in den schönsten, blumigen Phrasen...

Tja.
Frau Pilcher winkt mit den Reißzahn-Einsätzen.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Ary am 10. Februar 2009, 09:20:28
@Steffi: Danke! Dass serious ernst bedeutet, war mir schon klar, nur in dem Zusammenhang hab ich's einfach nicht gerafft - weil das ohne den Zusammenhang mit der besonderen Schule irgendwie auch nicht so ganz zu raffen ist.  ;)
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Kati am 28. Mai 2009, 18:33:45
Mary Sues. Da lach ich mich immer tot, oder ich ärger mich unglaublich.
Mein liebstes Beispiel für unfreiwillige Komik stammt aus dem Twilightfilm, wo Edward ihr zeigt, dass er in der Sonne glitzert. Ich fand ihre schockierte Reaktion lustig, weil er eben NICHT geglitzert hat.  ;D
Ich liebe es auch wenn gute Bücher total schlecht übersetzt werden. Da kenne ich einige Beispiele.

LG,

Kati
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Churke am 28. Mai 2009, 20:55:44
Heiligengeschichte. Kostprobe über den heiligen Hilarius, wie sie der heilige Hiernoymus überliefert:

"Ein Wagenlenker aus Gaza war auf seinem Wagen vom Teufel heimgesucht worden, so daß völlige Lähmung eintrat."
Heute würde man sagen: Vom Wagen gefallen und Rückmark verletzt.

"...und während er nur seine Zunge bewegen konnte, um seine Bitte vorzubringen, vernahm er, daß er nicht geheilt werden könne, ehe er an Jesus glaube und gelobe, seiner früheren Beschäftigung zu entsagen."
Interessanter Therapieansatz. (Hinweis: Wagenlenker galt als besonders anrüchiger Beruf.)

"Und er glaubte, legte das Gelöbnis, Christ zu werden, ab und wurde geheilt. Aber mehr noch frohlockte er über die Gesundung der Seele als über die des Körpers."
Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen.
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Nikki am 18. Juli 2021, 12:42:10
*setzt Staubmaske und Staubwedel ab* Was man hier beim Stöbern alles so findet ...  ;D

Was unfreiwillige Komik ist, kann man eigentlich nur aus der Warte der Autor*innen beantworten, wenn sie die Leseeindrücke der Leser*innen kennen. Ich kann einen Satz in einem Buch noch so komisch und "schief" empfinden, wenn ich nicht weiß, ob di*er Autor*in und Lektor*in es nicht genau darauf angelegt haben, dass der Satz so wirkt, kann ich nicht beurteilen, inwiefern die Komik unfreiwillig ist.

Mein Paradebeispiel von unfreiwilliger Komik habe ich bekommen, als das erste Kapitel meines ersten Buches noch nicht "Spuren im Schnee", sondern "Unerhörtes Rufen" als Überschrift hatte. Für mich war immer klar, dass damit ein Ruf, der nicht erwidert wird, gemeint ist. Bis mir jemand sagte, "öhm, unerhörtes wie unverschämtes Rufen?" :rofl: Das Kapitel hatte so schnell einen neuen Namen, wie ich tippen kann.  ;D

Also die Bedingungen für unfreiwillige Komik:
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: Frostschimmer am 24. Juli 2021, 20:14:02
Ich bin mir nicht sicher, ob das hier auch gemeint ist, aber unglückliche Wortverwechslungen können auch ziemlich lustig aussehen, besonders heftig ist diese Wirkung natürlich dann, wenn die Situation eigentlich ernst sein soll.
Spontan fällt mir hier ein Fall ein, bei dem jemand in Erwartung physischer und psyschicher Züchtigung vor seinem Meister stand und "angespannt versuchte, die Kontinenz zu wahren". Das gesuchte Wort war eindeutig Contenance, aber die Wirkung der Situation war natürlich dahin.
LG
Frostschimmer
Titel: Re: Unfreiwillige Komik
Beitrag von: NatNat am 17. August 2021, 11:33:10
Unfreiwillige Komik ist für mich teilweise 50 Shades of Grey.
"Ich date keine Frauen, ich ficke sie"
Alles klar. Aaaaaalles klar. :rofl:

Zusammengefasst wären es wohl tatsächlich komplett überzogene, dramaturgisch vollkommen deplatzierte Szenen. Im Animekontext nennt man sowas "edgy", was ich damit meine - ich weiß nur leider nicht, wie ich diesen Begriff erklären soll.
Unfreiwillig komisch ist es auch immer wieder, wenn ich was zum testlesen bekomme und irgendwas lese von wegen:
"Er rannte schoneinmal durch die Mauer vor."
DURCH die Mauer? Hat er sich dabei verletzt? Gab es Tote? :rofl: