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Handwerkliches => Das Sprachbastelboard => Thema gestartet von: Schattenlicht am 11. Juni 2014, 17:26:00

Titel: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Schattenlicht am 11. Juni 2014, 17:26:00
Hey!

Mir ist ein merkwürdiges Problem beim Schreiben aufgefallen. Bestimmte Wörter oder Ausdrücke vermeide ich regelrecht, obwohl es an diesen Stellen keine geeigneten Alternativen gibt. Ich weiß nicht genau, warum ich das mache, aber ich lösche sie irgendwie automatisch weg, weil sie mich erheblich stören. Dabei handelt es sich allerdings um ganz normale Wendungen, die eigentlich nichts umgangssprachliches oder falsches an sich haben. Es stört einfach nur beim Schreiben, weil ich mich fortlaufend damit auseinandersetze einen Ersatz für diese Wörter zu finden und ich weiß nicht wirklich, was ich gegen diese Angewohnheit tun kann. Passiert einem von euch vielleicht etwas Ähnliches? Sollte man einfach auf sein "Gefühl" hören und diese Wörter weglassen, wenn sie einen stören oder führt das nur zu einer unnötigen Suche nach Alternativen?

Beispiele für diese Wörter sind bei mir:
zum ... Mal: Er war es Leid sich die angriffslustigen Argumente zum gefühlt zehnten Mal anhören zu müssen.... [Ah! Ich will es weglöschen!]
einmal: Sie hatte sich nicht einmal mehr umziehen können.
jeder: Ich glaube kaum, dass sich jeder mit diesem Thema beschäftigt. [Im Allgemeinen Wörter die mit einem kleingeschriebenen j anfangen...]

Ich weiß, dass hört sich wahrscheinlich ziemlich merkwürdig an, ich weiß auch nicht woran es liegt.  :(
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Christian Svensson am 11. Juni 2014, 17:39:52
Hallo Schattenlicht,

ZitatSollte man einfach auf sein "Gefühl" hören und diese Wörter weglassen, wenn sie einen stören oder führt das nur zu einer unnötigen Suche nach Alternativen?

1. Schreiben ist Gefühlssache. Also musst du bis zu einem gewissen Grad auf dein Gefühl hören. Schließlich bist du der Autor eines Textes und wenn dir dein Text nicht gefällt, kannst du dafür auch nicht einstehen. Trotzdem solltest du wahrscheinlich nachlesen und versuchen, herauszufinden, ob es einen sprachlichen Grund für diese deine "Unvorlieben"  ;) gibt.
2. Jeder hat bestimmte "liebste Wörter", die meistens zu häufig und nicht passend eingesetzt werden. Dafür gibt es Textanalysen, um sie auszumerzen.
3. Eine Suche nach Alternativen halte ich nicht für unnötig, sondern für einen sehr wichtigen Bestandteil unserer Arbeit. Wir suchen doch nach dem Außergewöhnlichen, dem, was unsere Texte von anderen unterscheidet. Da wird die Suche nach alternativen Satzbildungen zu einer zwingenden Notwendigkeit.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Sturmloewin am 18. Juni 2014, 23:42:26
Ich sehe das genauso.
Dich über dein Gefühl hinwegzusetzen, nur damit das Schreiben einfacher und schneller geht halte ich nicht für richtig, denn dann wirst du mit deinem Text unzufrieden sein und wenn du unzufrieden bist, werden dass die Leser schnell merken. Meiner Meinung nach sollte immer der Autor zufrieden mit seinem Werk sein und deshalb ist es wichtig, dass du auf dein Gefühl hörst und dann diese Wörter eben weglässt, selbst wenn die Suche nach Alternativen lästig wird.
Vielleicht ändern sich deine Vorlieben ja auch mit  der Zeit, wer weiß?
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Ary am 19. Juni 2014, 10:02:14
Es gibt einfach Wendungen, bei denen sich alles sträubt. Sprotte hat mir als Betaleserin schon einige Male das Wort "schauen" als Alternaivie zu sehen, blicken etc. angemarkert, weil sie es einfach nicht mag. Ich habe mich mit Händen und Füßen gesperrt, als mir eine andere Beta ein "obwohl" durch "obschon" ersetzen wollte. Grusel! Ich mag das Wort "plötzlich" nicht, weil es so plakativ ist, ich mag "erklären" als Inquit-Verb nicht, weil es mir so oberlehrerhaft vorkommt.
Alles muss passen, auch das Wort zum eigenen Schreibstil. Da hat einfach jeder seine Vorlieben.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Sternsaphir am 19. Juni 2014, 17:05:53
Ich glaube, jeder hat seine Lieblingswörter.
Solange die Textmelodie stimmig bleibt, sollte man auch dabei bleiben und erst wenn man mehrfach über dasselbe Wort stolpert, kann man ja mal über Alternativen nachdenken.

Bei mir ist es mit "blicken": Er blickte sie an, ihr Blick schweifte nach Osten, sein Blick verhieß nichts Gutes, er erblickte sie usw. usw.

Es gibt auch Wörter, die ich nicht mag. Manche erinnern mich an unliebsame Personen oder unschöne Ereignisse. z.B. "schmunzeln" hasse ich irgendwie. Ich glaube, ich habe dieses Wort in meinem letzten Buch nur ein einziges Mal verwendet (bei 380 Seiten).
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Kadeius am 19. Juni 2014, 18:22:27
Mir ist anfangs ganz oft das dumme scheinbar über den Weg gelaufen und seitdem kriege ich schon die Krätze, wenn ich nur dran denke, das jetzt zu schreiben. :D
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Malachit am 19. Juni 2014, 20:15:41
Ich vermeide "welche, welcher, welches" als Relativpronomen zu benutzen. Irgendwie ist mir das immer zu konstruiert. Mir ist klar, dass man es der Abwechslung zuliebe öfter mal verwenden soll, aber ich mach das nicht. Nee, will ich nicht. Erst wenn mir das dann ein Betaleser einsetzt, geb ich mich geschlagen.  ;D
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Siara am 19. Juni 2014, 20:19:19
Zitat von: Sternsaphir am 19. Juni 2014, 17:05:53
z.B. "schmunzeln" hasse ich irgendwie. Ich glaube, ich habe dieses Wort in meinem letzten Buch nur ein einziges Mal verwendet (bei 380 Seiten).
Lustig, das habe ich inzwischen schon von wirklich vielen gehört. Ist auch nicht gerade mein Lieblingswort, aber manchmal passt es einfach besser als die Alternativen.

Ich bin auch der Meinung, dass jeder schreiben sollte, was sich für ihn richtig anfühlt. So richtige "vermiedene" Wörter habe ich eigentlich nicht. Zwar gibt es ein paar, die ich niemals schreiben würde, weil sich mir da die Nackenhaare aufstellen ("Stube" oder "schmusen" :-X ), aber ich vermeide sie nicht aktiv. Es würde mir schlicht niemals einfallen, sie zu schreiben. Weil ich sie nicht mag, klingen sie in meinen Ohren immer unpassend, und deshalb kommen sie in keinem meiner Texte vor.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Atra am 21. Juni 2014, 10:31:02
Hey,

Zitat von: MalachitIch vermeide "welche, welcher, welches" als Relativpronomen zu benutzen. Irgendwie ist mir das immer zu konstruiert. Mir ist klar, dass man es der Abwechslung zuliebe öfter mal verwenden soll, aber ich mach das nicht. Nee, will ich nicht. Erst wenn mir das dann ein Betaleser einsetzt, geb ich mich geschlagen.  ;D
Da bin ich ganz genauso. Ich vermeide diese Relativpronomen ebenfalls und würde die auch nicht einsetzten, wenn mein Beta es vorschlägt ...  ;D

Dass jeder einige Wörter hat, die er mehr mag als andere, bzw. welche, die er vermeidet, ist ein allgemeines Phänomen. Ich vermeide z.b. "und" ganz massiv. Wenn ständig die Sätze durch ein "und" verbunden werden, ist das für mich einfach grauenhaft (zu lesen).

Ich denke auch, dass in die Thematik dazu gehört, wie groß das eigene Synonymwörterbuch im Kopf ist. Je mehr verschiedene Wörter einem zur Verfügung stehen, desto weniger wird man dazu neigen, bestimmte Wörter zu vermeiden, weil die gar nicht mehr so oft benutzt werden. Z.b. blicken. Dafür kann man auf Anhieb mind. zehn Synonyme finden (schauen, sehen, blinzeln, starren, ins Auge fassen, beobachten, mustern, gucken, glotzen, spähen, linsen, ...). Noch dazu wird das, was man in einer Situation aussagen möchte, viel genauer.

LG Atra
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Tinnue am 21. Juni 2014, 10:44:02
ZitatIch vermeide "welche, welcher, welches" als Relativpronomen zu benutzen. Irgendwie ist mir das immer zu konstruiert. Mir ist klar, dass man es der Abwechslung zuliebe öfter mal verwenden soll, aber ich mach das nicht. Nee, will ich nicht. Erst wenn mir das dann ein Betaleser einsetzt, geb ich mich geschlagen.  ;D

Und ich dahte, ich bin damit allein. Immer wieder lese ich das, wenn ich Beta mache, manchmal so oft, dass es mich wirklich wirklich stört. Es mag Situationen geben, da hört ist es vielleicht wirklich die besser (klingende) Lösung. Hin und wieder muss ich da also zustimmen und das so belassen. In den meisten Fällen aber ist ein simples "das", "die" usw. einfach besser und passt auch m.E. eher in den Satz hinein. Es hört sich sonst meistens einfach leicht geschwollen, unzeitgemäß an - und wenn das dann nicht zum Ton der Geschichte passt, rollen sich mir regelrecht die Nägel! Das ist etwas, das geht für mich gar nicht, und ich versuche es bestmöglichst zu vermeiden.

Was ich auch vermeide sind diese "plötzlich"s  o.Ä. Wobei ich da schauen muss, dass ich einen gesunden Mittelweg finde. Ich bin eigentlich der Meinung, das darf schon hin und wieder sein und begegnet mir ja auch oft genug in sehr bekannten Romanen. Ergo ist es nicht zwangsläufig ein schlechtes Wort, das man vermeiden  sollte. ("Man" ist übrigens auch schlimm:p).
Aber ihr wisst sicher, was ich meine? Wenn andere Wörter im Satz schon genügend diesen "auf einmal"-MOment ausdrücken, dann brauche ich auch kein "plötzlich". Auch dann nicht, wenn es am Satzanfang einfach schöner aussieht und klingt als nur wieder ein "Er/Sie" ...
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Patricia am 26. Juni 2014, 08:53:24
Ich habe nicht direkt Wörter, die ich vermeide. Ich muss eher bei gewissen Füllwörtern aufpassen, dass ich sie nicht zu häufig verwende (wie z. B. das leidige 'plötzlich' und ähnliches, das mir meine Betaleser immer wieder anstreichen). Erst einmal für diese Wörter sensibilisiert, entwickle ich allerdings auch eine Art Abneigung dagegen. Daher stimme ich Atra zu, dass eine große Bandbreite an Synonymen sehr hilfreich ist, um Wiederholungen und ungeliebte Wörter zu vermeiden. Deshalb nutze ich gerne die Synonymfunktion von Word und hin und wieder auch das Synonymwörterbuch des Dudens.

Ich denke, man muss aber nicht krampfhaft nach einem anderen Wort suchen. Wenn das Wort, das einem zuerst eingefallen ist, denn Sinn genau trifft, sollte man es ruhig stehen lassen, auch wenn man es selbst nicht so gerne mag ('schmunzeln' gehört bei mir übrigens auch dazu  :) ).
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Waldkatze am 26. Juni 2014, 18:26:58
Das "Problem" mit den verflixten Füllwörter kenne ich auch  ;) vor allem übertreibe ich es manchmal mit den Adjektiven.
Aber meine ganz persönliche Achilles Ferse ist das "nicht". Vorm Korrekturlesen meines aktuellen Projektes war mir nicht bewusst - ähm unbewusst, dass ich so negativ bin  :seufz:
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: canis lupus niger am 26. Juni 2014, 22:35:52
Hier in Norddeutschland ist es absolut ungebräuchlich, deshalb würde ich es niemals verwenden und hasse es sogar, in den Werken anderer Autoren darauf zu stoßen. Cornelia Funke zum Beispiel ist jemand, bei dem öfter mal jemand durch das Fenster, um die Ecke oder sonstwohin "lugt". Mich schüttelt es jedesmal!  :P
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Leann am 27. Juni 2014, 09:09:51
@ Waldkatze: Ja, das verflixte "nicht"! Genau das ist mir in meinen letzten Überarbeitungen auch sehr unangenehm aufgefallen. Wenn ich jetzt etwas neues schreibe zucke ich schon immer zusammen, wenn ich "nicht" schreiben will und suche krampfhaft nach einer Umschreibung.
So ähnlich geht es mir auch mit "sich". Klar, manchmal geht es nicht anders, aber wenn sich die Ausdrücke mit "sich" häufen, nervt es irgendwann.

Ein Wort, dass ich überhaupt nicht leiden kann und nie benutzen würde ist "erheischen". Das finde ich einfach gruselig.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Sanjani am 27. Juni 2014, 11:28:36
Guten Tag,

ich finde, an der Sache gibt es zwei unterschiedliche Aspekte.

1. Das benutzte Wort oder die benutzte Satzkonstruktion hört sich spärrig oder umgangsprachlich oder sonstwie ungünstig an. Das empfinde ich z. B. bei dem ersten zitierten Beispiel "zum gefühlt zehnten Mal". Ich finde es etwas holprig und würde das ändern wollen.

2. Ich mag das Wort oder den Satz so nicht, aber es drückt genau aus, was ich sagen möchte. Das erlebe ich im zweiten Beispiel. Sie hatte nicht einmal Zeit sich umzuziehen. Da drückt das nicht einmal m. E. was ganz Konkretes aus, das ich zwar nicht in Worte fassen kann, dass aber weg wäre, wenn man den Satz umformulieren würde, z. B. Sie hatte keine Zeit mehr sich umzuziehen. Da ist irgendwie die Zeitknappheit nicht mehr so stark spürbar.

Ich erlebe das häufig mit so dass Konstruktionen. Ich hasse das Wort "so" und benutze es leider zu häufig, aber "Seine Unruhe war so groß, dass er sich nur mit Mühe hindern konnte, auf und ab zu tigern" klingt einfach besser, als wenn man das So mit "derart" ersetzen würde. Das mach ich zwar auch manchmal, aber es klingt irgendwie seltsam und bringt nicht mehr auf den Punkt, was ich sagen will. Oder es kommt mir nur so vor.

Ich hasse z. B. er zuckte die Achseln. Das hab ich in 1000 Seiten vllt einmal geschrieben, und irgendwann wird es in einem meiner Überarbeitungsdurchgänge doch noch rausfliegen ;)

Außerdem hab ich ein exzessives "doch" Problem. Ich versuche die ganzen Dochs jetzt mit Aber oder Hingegen zu ersetzen oder den Satz komplett umzubauen, damit es passt.

Grundsätzlich schreibe ich aber erst mal das, was mir einfällt, und wenn ich merke, dass ich das nicht mag, mach ich mir direkt einen Kommentar daneben, damit ich weiß, dass ich an die Stelle beim Überarbeiten noch mal ran muss. Das klappt für mich besser als direkt beim Schreiben zu überlegen und umzusetzen. Wenn ich im Schreibfluss bin, ist es mir wichtig, auch drin zu bleiben, und durch ständiges Prüfen einzelner Wörter oder Satzkonstruktionen funzt das bei mir nicht.

LG Sanjani

EDIT: Weil ich gerade mal wieder darüber gestolpert bin - weitere absolute Hasswörter sind für mich wimmern, stöhnen und schluchzen. Das schlimme ist, dass es keine oder kaum schönere Wörter im Deutschen gibt, die genau das ausdrücken, was diese Wörter jeweils ausdrücken. Zumindest kenne ich keine.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Herbstblatt am 28. März 2021, 20:44:58
Uuuh, schaut mal, was ich rausgekramt habe, einen in meinen Augen interessanten Thread.  :D


Zitat von: Ary am 19. Juni 2014, 10:02:14
Ich mag das Wort "plötzlich" nicht, weil es so plakativ ist,

Dem schließe ich mich an. Grundsätzlich wirkt es auf mich, als hätte der Autor keinen passenden Übergang von einer Szene zur nächsten geschafft und dieses Wort als Notlösung verwendet. Das empfinde ich als eine ungeschickte Technik. Mir kamen allerdings auch schon Bücher unter, in denen es spärlich und natürlich eingebaut wurde. Ich habe auch schon öfter gelesen, dass plötzlich eines dieser Wörter ist, das man tendenziell rauskürzen sollte und wurde damit auf eine Stufe der unliebsamen Adjektiven gestellt.

Zitat von: Sternsaphir am 19. Juni 2014, 17:05:53
Es gibt auch Wörter, die ich nicht mag. Manche erinnern mich an unliebsame Personen oder unschöne Ereignisse. z.B. "schmunzeln" hasse ich irgendwie. Ich glaube, ich habe dieses Wort in meinem letzten Buch nur ein einziges Mal verwendet (bei 380 Seiten).
Geht mir ähnlich. Das Wort erinnert mich auch an eine unliebsame Person.

Zitat von: Waldkatze am 26. Juni 2014, 18:26:58

Aber meine ganz persönliche Achilles Ferse ist das "nicht". Vorm Korrekturlesen meines aktuellen Projektes war mir nicht bewusst - ähm unbewusst, dass ich so negativ bin  :seufz:
Das dachte ich bei mir auch. Seither versuche ich, die Sätze so zu umschreiben, dass dieses nicht wegfällt, aber manchmal geht es einfach nicht (haha) anders.

Ich mag das Wort gruselig nicht. Wenn ich eine düstere Atmosphäre möchte, macht diese Wort alles zunichte. Für mich klingt es nach Kinderbuch. Liegt wohl daran, dass die Fear-Street- und Gänsehaut-Bücher als gruselig vermarktet wurden, so wie andere Horrorgeschichten für Kinder... ich hatte eines, das hieß sogar Gruselgeschichten.

Und kichern. Das verwende ich nur für Mädchen oder Tratschtanten, denn damit assoziiere ich das Wort.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Manouche am 28. März 2021, 22:26:46
Danke für Ausgraben, finde ich auch interessant

Das mit dem "plötzlich" habe ich auch schon gelesen. Und ich bin da grundsätzlich gleicher Meinung, vor allem wenn irgendwie steht: Dann zuckte sie plötzlich zusammen... Für die Protagonistin ist es ja nicht plötzlich, sondern sie zuckt halt einfach zusammen. :hmmm:
Aber ich erinnere mich genau: als Kind und vermutlich auch Jugendliche, verspürte ich immer eine Art Vorfreude, wenn ich aus dem Augenwinkel sah, dass weiter unten "plötzlich" geschrieben stand. Dieses Wort kündete für mich an, dass jetzt dann gleich etwas spannendes passieren wird. Irgendwie lustig, finde ich.
Trotzdem versuche ich es jetzt auch strickte zu vermeiden.

Das mit dem "nicht" war mir bis gerade jetzt überhaupt nicht :D bewusst. ich bin jetzt gespannt, ich werde gleich ein paar meiner Seiten durchlesen und schauen, ob ich häufig "nicht" geschrieben habe.

Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Herbstblatt am 28. März 2021, 22:37:44
Zitat von: Manouche am 28. März 2021, 22:26:46

Aber ich erinnere mich genau: als Kind und vermutlich auch Jugendliche, verspürte ich immer eine Art Vorfreude, wenn ich aus dem Augenwinkel sah, dass weiter unten "plötzlich" geschrieben stand. Dieses Wort kündete für mich an, dass jetzt dann gleich etwas spannendes passieren wird. Irgendwie lustig, finde ich.


Haha, du also auch.  ;D
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Linda am 30. März 2021, 14:18:02
@Herbstblatt und @Manouche

Ich lese mit den Augen auch immer schon weit voraus - und kenne das Gefühl, dass sich etwas ankündigt, dass ich noch nicht gelesen habe, aber unbedingt will.

Vielleicht sollten wir eine Petition starten, dass
plötzlich
ab sofort  immer fett und in einer extra Zeile gedruckt werden sollte.  Statt Worte zu vermeiden, eine neue Technik zur Erzeugung von Spannung.  :rofl:
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Annie am 30. März 2021, 15:42:45
Ich weiss nicht, ob es noch jemanden so geht, aber ich mag das klassische "sagte" nach der wörtlichen Rede nicht. Das kommt mir immer etwas einfallslos vor. Hinzu kommt, dass es meiner Meinung nach die Art des Sprechens nicht so präzise rüber bringt wie z.B. ein "entwich es ihm/ihr" oder "käuchte er/ sie". Ich versuchen es daher zu vermeiden. Natürlich hat es aber auch seine Berechtigung und ist nicht immer schlecht. Wie bei "plötzlich" ist das Geschmackssache und kann auch auf natürliche Art und Weise eingebaut werden. Für mich hauchen andere Ausdrucksweise der Geschichte halt nur mehr Leben ein.
Das "nicht" finde ich nicht  :ätsch: so schlimm. Versuche es aber auch im Grenzen zu halten. Genauso, wie das obligatorische "hat"  z.B. "hat erwähnt" oder "hat gejagt'. Ich versuchen darauf zu achten in solchen Situationen "erwähnte" oder "jagte" zu verwenden. In der wörtlichen Rede kommt es da jedoch immer drauf an, ob das auch zum Charakter passt.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Manouche am 30. März 2021, 16:22:20
@Linda
ZitatVielleicht sollten wir eine Petition starten, dass
plötzlich
ab sofort  immer fett und in einer extra Zeile gedruckt werden sollte.  Statt Worte zu vermeiden, eine neue Technik zur Erzeugung von Spannung.  :rofl:

  :rofl:

@Annie
"sagte" stört mich tatsächlich nicht. Am liebsten habe ich es aber, wenn ich gar nicht erwähnen muss, wer was sagt, sondern es aus der Handlung klar ist. "keuchen, knurren etc." darf meiner Meinung nach auch gerne vorkommen, wenns wirklich passt und nicht zu häufig ;)
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Annie am 30. März 2021, 16:43:21
@Manouche
Das stimmt. Ich brauche auch nicht hinter jedem Satz einen Hinweis darauf, wer was gesagt hat, aber in längeren Dialogen kann es verwirrend sein, wenn sowas ganz fehlt :)
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Sikania am 30. März 2021, 18:27:48
Zitat von: Annie am 30. März 2021, 16:43:21
Ich brauche auch nicht hinter jedem Satz einen Hinweis darauf, wer was gesagt hat, aber in längeren Dialogen kann es verwirrend sein, wenn sowas ganz fehlt :)

Absolut. Ich versuche, es dann mit Hinweisen im Dialog klar zu machen. Aber ganz ohne Begleitsatz komme ich auf längere Strecke nie aus. (Will ich aber in der Regel auch nicht  :ätsch:)

Gegen "sagte" habe ich nicht wirklich was, da es manchmal doch auch besser ist, als immer wieder neue Varianten herauszusuchen, wenn es eigentlich nur neutral ist. Aber wie immer, die Dosis macht das Gift.
Was ich vermeide, sind (gefühlt) umgangssprachliche Begriffe wie zum Beispiel: guckte.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Mindi am 30. März 2021, 18:52:09
Sagte ist so ein Wort, das überlese ich und erfasse nur die "wichtigere" Information, nämlich wer es gesagt hat. Ich neige dann aber auch dazu, den Rest des Satzes zu überlesen.

"Blub Blub", sagte Finn und schoss sich anschließend ins Knie.

Da neige ich dazu, nur das "Finn" zu lesen und den Rest der Information als unnötig zu erfassen. Ups. Dann verliere ich ab und an den Zusammenhang. Ganz nach dem Motto - alles nach "sagte" ist überflüssiger Ballast. Ist aber vermutlich nur mein seltsames Leseverhalten. Aber prinzipiell habe ich kein Problem mit sagte, sofern es nicht 10x auf einer Seite steht.
Über Inquit-Formeln haben wir auch irgendwo einen Thread, daher schweife ich da jetzt mal nicht weiter aus, was die anderen Wörter betrifft.

Mein Nerv-Wort ist aber. Ich habe es jetzt mal nicht editiert - das würde ich normalerweise regelmäßig beim Schreiben machen und das reißt mich manchmal auch mitten aus dem Schreibfluss raus. Allein in oben dem Absatz habe ich es schon wieder 3x verwendet. Arrrg!  :brüll:
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Annie am 30. März 2021, 21:28:11
@Sikania und @Mindi
Da habt ihr Recht: die Anzahl und der Zweck macht dabei viel aus!
Generell geht's mir da aber wie dir Mindi. Ich überlesen danach auch häufiger den Rest und springe dann direkt zum nächsten Satz weiter, wodurch ich dann ggf. nochmal auf den vorherigen Satz zurückkommen muss.
"Aber" finde ich auch nicht optimal, allerdings fällt mir das eher beim selber schreiben auf als beim lesen.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Archibald am 25. August 2021, 23:51:11
Meine vermiedene Wörter in einer Geschichte:

Plötzlich schreckte Kurti hoch. Aber da war nichts. Verunsichert schleckte er ungeniert weiter an seinem Eis, als würde es kein Morgen geben.
Kati kam hereingeschlendert.
"Kurti, ich warte schon eine gefühlte Ewigkeit auf dich." Sie lächelte verschmitzt, knuffte ihm freundschaftlich in die Seite nur um kurz darauf ihr Schmunzeln zu einem ausgewachsen breiten Lächeln zu vergrößern, dass ihr weißen Zähne bestens zu Geltung brachte.
"Aber -", stammelte Kurti.
"Ich veräppel dich doch nur." Ihr Lachen perlte mit den Kohlensäurebläschen ihrer Sektflöte um die Wette, dann strich sie ihr geblümtes Cocktailkleid glatt, unter dem sich aus ihm unerfindlichen Gründen deutlich die Träger eines Tank Tops abzeichneten.
"Oh" gluckste Kurti und klemmte sich eine widerspenstige Haarsträhne hinter das Ohr. Er war ihr einen schmachtenden Blick zu, nestelte nervös an den Bändeln seines prachtvoll bestickten Lederwamses, nur um kurz darauf ein – seiner Meinung nachpfiffiges Gesicht aufzusetzen.
"Jetzt bin ich aber ganz baff".

Ich habe natürlich geschummelt, nicht alle Worte vermeide ich, versuche aber sie so wenig wie möglich zu verwenden. Wie so viele hier habe auch ich eine Aversion gegen "schmunzeln", aber auch gegen das "verschmitzte Lächeln".

Dazu kommen noch noch das "perlende Lachen", das "glucksen", aber auch das "prusten".

Viel schlimmer als das finde ich allerdings die Phrasen, wobei mein Top-Favorit zweifellos die "gefühlte Ewigkeit" ist.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Coppelia am 26. August 2021, 06:24:43
@Archibald
Das hat mich heute Morgen wirklich zum Schmunzeln bzw. zum perlenden Lachen gebracht. ;D Vieles davon finde ich auch total nervig und abgedroschen.

Obwohl es eine extra grausige Stelle ist, mag ich sie irgendwie. Vor allem das Detail mit dem Tank Top unter dem geblümten Cocktailkleid. Und wie er ein Lederwams trägt, es passt so gar nicht.  :rofl:
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Leann am 26. August 2021, 08:07:47
 ;D Sehr schön. Dieses Rumgetüddel mit den Haaren nervt mich auch oft. Hab mal ein Buch gelesen, da wurde jeder Satz im Dialog mit einer Haar-Handlung verbunden. (sagte sie und strich sich das Haar zurück, sagte er und fuhr sich durch sein blondes Haar ...).

Seit einiger Zeit vermeide ich "unfassbar". Dieses Wort begegnet mir seit Wochen unfassbar oft und es nervt mich einfach unfassbar.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Zauberfrau am 26. August 2021, 09:13:22
@Archibald :

Ja, das Wörtchen 'plötzlich' mag ich auch überhaupt nicht. Grruuuuselig!

Allerdings finde ich das Wort 'schmunzeln' eher neutral. Ich verwende es nur nicht (mir fällt kein Text ein, wo ich es wirklich verwendet hätte).

Du hast tatsächlich sehr viele "gute" Beispiele gebracht. Nur habe ich eine Anmerkung dazu: In der wörtlichen Rede ist in meinen Augen mehr erlaubt. Während im Erzähltext eine "gefühlte Ewigkeit" nichts verloren hat, könnte sie vielleicht in der Rede einer Figur durchaus passend sein, weil das eben ihrem Charakter entspricht. Andererseits sollte man mit solchen Kniffen sparsam umgehen,  weil das ziemlich schnell nervt, wenn das überstrapaziert wird. Hab mal ein Buch gelesen, wo der Protagonist den breitesten Dialekt gesprochen hat (kann auch durch andere Sprechweisen ergänzt werden - z.B. Jugendsprache oder Sprache der Leute, die nur wenig Kerzen auf der Torte haben). Irgendwann wollte ich keine Dialoge mehr lesen, weil dieses gezwungene, "wohl witzig gemeinte" Stilmittel zu häufig vorkam. Da würde ich lieber in einen hochdeutschen Text nur ab und zu ein paar färbende Wörter einbringen wollen.

Mein Fazit: Nervige Wörter im Erzähltext NEIN, in der wörtlichen Rede möglich, aber nur sehr dosiert.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Ary am 26. August 2021, 11:46:13
Ich hatte mal eine Zeitlang eine Vorliebe für das Wort "sanft". Es kam in beinahe jedem Satz meines Debutrimans vor, wesegen ich auch zu recht vom damaligen Lektor eins aufs Dach bekam.
"Glucksen" für leises Lachen oder Kichern mag ich auch nicht so sehr, aber ich schaffe es, darüber wegzulesen, wenn es nicht zu häufig auftaucht. Schlimmer als bestimmte Wörter finde ich es, wenn jemand auf Krampf versucht "show, don't tell" zu beherzigen und dann eine schräge blumige Beschreibung die nächste jagt. Das wird ganz schnell unfreiwillig komisch.
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Archibald am 26. August 2021, 13:39:21
Zitat von: Zauberfrau

Nur habe ich eine Anmerkung dazu: In der wörtlichen Rede ist in meinen Augen mehr erlaubt. Während im Erzähltext eine "gefühlte Ewigkeit" nichts verloren hat, könnte sie vielleicht in der Rede einer Figur durchaus passend sein, weil das eben ihrem Charakter entspricht. Andererseits sollte man mit solchen Kniffen sparsam umgehen,  weil das ziemlich schnell nervt, wenn das überstrapaziert wird.

Elegant umschiffen kann lässt sich das mit der Ich -Perspektive. So fängt z.B. John Streleckys: Das Café am Rande der Welt mit einem Vergleich an: "Ich kroch mit einem Tempo auf dem Highway entlang, das Schrittgeschwindigkeit vergleichsweise Formel-1-verdächtig wirken ließ."
In der 3. Person Präteritum; "Prota fuhr mit einem Tempo auf dem Highway entlang, dass Schrittgeschwindigkeit ..."  Und schon haben wir eine wertende Äußerung des Erzählers.
Allerdings sehr ich das mittlerweile nicht mehr so streng. Das ganze Show don't tell und Deep POV sehe ich zunehmend kritischer, aber das ist ein eigenes Thema.

Dass man gewisse Äußerungen besser in die wörtliche Rede packt, macht da durchaus Sinn, kann aber auch nach hinten losgehen. Ich erinnere mich an eine Rezension von Markus Heitz's "Die Zwerge", wo ein Rezensent bemängelte:
"... So wechselt der Autor fließend zwischen altertümelndem Deutsch in wörtlicher Rede und umgangsprachlichen Formulierungen in den narrativen Abschnitten. Dazu gesellen sich munter Versatzstücke mit technischem bzw. berufssprachlichem Anklang auf Soap-Opera Niveau - es ist beispielsweise bei einer Verletzung eines der Protagonisten von "beeinträchtigten inneren Organen" die Rede."
 
Zitat von: Zauberfrau
Hab mal ein Buch gelesen, wo der Protagonist den breitesten Dialekt gesprochen hat (kann auch durch andere Sprechweisen ergänzt werden - z.B. Jugendsprache oder Sprache der Leute, die nur wenig Kerzen auf der Torte haben). Irgendwann wollte ich keine Dialoge mehr lesen, weil dieses gezwungene, "wohl witzig gemeinte" Stilmittel zu häufig vorkam. Da würde ich lieber in einen hochdeutschen Text nur ab und zu ein paar färbende Wörter einbringen wollen.

Mein Fazit: Nervige Wörter im Erzähltext NEIN, in der wörtlichen Rede möglich, aber nur sehr dosiert.


Da musste ich sofort an Rita Falk und ihren Franz Eberhofer denken. Ich kann den Büchern absolut nichts abgewinnen, aber die Verfilmungen sehe ich sehr gerne. Generell bin ich aber auch kein Freund von Dialekten oder sprachlichen "Besonderheiten" in wörtlicher Rede. Ich denke, dass hat damit zu tun, dass ich keine "Erzählstimme" in meinem Kopf höre, wenn ich lese. Andere Menschen haben dass – ich nicht. Ich habe keine Erklärung dafür, außer, dass ich relativ flott lese. Vielleicht mag ich deswegen auch keine Hörbücher. In der Zeit, in der ich zuhören müsste, könnte ich das entsprechende Buch dreimal lesen.


 
Titel: Re: Vermiedene Wörter
Beitrag von: Zit am 26. August 2021, 18:49:28
"Plötzlich" Ha, ja, ich höre immer noch Qualityland 2.0 und da gabs letztens auch ein kurzes Philosophieren über das Wort "plötzlich" in Romantexten. ;D Fazit war, dass es sich manches Mal doch nicht vermeiden lässt und ganz gut passt.

Aber um noch etwas Qualitatives beizutragen:
Ich vermeide nur das Wörtchen "denn", wenn es zur Effekthascherei eingesetzt wird. So im Sinne von: "Denn was niemand weiß" etc. Macht mich einfach fuchsig, weil abgedroschen.

Zitat von: ArchibaldIn der Zeit, in der ich zuhören müsste, könnte ich das entsprechende Buch dreimal lesen.

Man kann auch Hörbücher schneller hören ... ;D