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Der Umgang mit Macht

Begonnen von Sandschlange, 30. September 2022, 09:45:52

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Sandschlange

Hey Leute,

mich würde allgemein interessieren, welche Charaktere ihr bevorzugt bzw. Welche häufiger in euren Büchern vorkommen: Jene, die Macht haben/bekommen, aber sie nicht wollen? Oder solche, die Macht wollen und danach streben?
Ich hoffe ich bin im richtigen Bord für dieses Thema.  ::)

Der Frieden kennt keine Opfer.

Soly

Interessante Frage. :hmmm: Ich glaube, generell bevorzuge ich Figuren, die eher nicht nach Macht streben - entweder weil sie keine wollen, oder weil ihnen die Macht, die sie haben, ausreicht.

Ich frage mich ja ein bisschen, wie du Macht definierst.
Gerade im Fantasy-Bereich hat Macht ja gerne mal was mit Zauberkraft zu tun und ist sozusagen das Potential für die Komplexität oder Wirkkraft eines Zaubers. Es könnte aber genauso gut auch politische Macht sein.
Und dann gibt es ja auch noch "kleinere" Formen von Macht, sowas wie Informationsmacht zum Beispiel. Sobald jemand Expert:in auf irgendeinem Gebiet ist, hat si:er eine gewisse Art von Macht darüber, diese Expertise zu teilen und gegebenenfalls anderen damit zu helfen, oder nicht. Macht und Machtverhältnisse können sich also auch je nach Situation ändern.

So gesehen würde ich sagen, jeder Mensch und jede fiktive Figur hat irgendeine Art von Macht - bei manchen ist sie allumfassender, bei anderen begrenzter. Dann ist nur die Frage, ob man danach strebt, diese Macht auszubauen oder sich damit begnügt. Da sagt mir wie gesagt letzteres mehr zu und ohne jetzt gezählt zu haben, würde ich behaupten, es kommt so auch wesentlich öfter in meinen eigenen Geschichten vor.
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Malou

Hm schwierige Frage. Generell mag ich Charaktere, die keine Macht wollen, aber sie irgendwie bekommen. Sei es weil sie es "verdient" haben oder durch Erbe oder oder. Auch wenn ich finde, dass es mehr als legitim ist, Macht nicht zu wollen, finde ich es spannend, wenn solche Leute dann Macht kriegen. Ich setze es mit Verantwortung gleich. Wir alle haben irgendeine Macht oder Verantwortung, gegenüber unseren Kindern, unseren Mitarbeitern, Fremden,... Niemand kann sich vollkommen entziehen. Die Frage ist, wie man damit umgeht.

Ich finde Charaktere, die bewusst nach Macht streben oder sie zumindest nicht ablehnen aber genauso spannend. Ich denke nicht dass das automatisch einen schlechten oder moralisch "minderwertigeren" Menschen aus einem macht. Kurz gesagt: man darf Chef(in) werden wollen :)
»Anders als die Kultur, die die Unterschiede zwischen uns betont, die Menschen und Gruppen voneinander trennt, verbindet die Natur uns miteinander. In ihr sind alle Menschen gleich.« (Der Gesang des Eises, Bakic)

Dämmerungshexe

Ich weiß nicht genau, ob ich das grundlegend beantworten kann - alle meine Geschichten und Figuren entwickeln sich relativ selbstständig. In Königskinder gibt es (wie der Name vielleicht schon verrät  ;) ) einige Personen mit Macht - manche von ihnen ist es nicht genug, andere kämpfen mit der einhergehenden Verantwortung oder sind überrascht, an welche Grenzen sie trotz allem stoßen. In einer anderen Geschichte ist mein Protagonist der Bodensatz der Gesellschaft ohne Rechte oder dergleichen - ihm macht das nicht viel aus und gerade dadurch schafft er es eine ganze eigene "Macht" über sein Leben zu erlangen.
Ok, bei genauerer Betrachtung kann ich feststellen, dass viele meiner Charaktere nicht aktiv nach Macht streben. Die, die es tun, aber meist ein anderes Ziel damit verfolgen - eigentlich wollen sie die Welt in der sie leben verändern (ob zum Guten oder zum Schlechten hängt wohl von der Perspektive ab), oder Rache nehmen, ...
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Mondfräulein

Mir geht es nicht darum, wie eine Figur mit Macht umgeht, sondern wie das Buch mit Macht umgeht. Figuren, die nach Macht streben, können wirklich großartig sein. Dem Plot tun sie gut, weil sie ein Ziel haben, das sie dazu zwingt, sich dem Plot aktiv zuzuwenden. Wenn meine Figur keine Macht will, dann muss sie etwas anderes wollen, was auch super funktionieren kann, aber ich muss eben etwas anderes finden, was sie will und anstrebt. Wichtig ist dann nur, dass ich verstehe, warum sie Macht wollen. Das müssen keine guten Gründe sein, sie müssen nur nachvollziehbar sein. Denn selbst eine Figur, die aus rein egoistischen Gründen Macht will, kann gut funktionieren, wenn die Geschichte das entsprechend darstellt. Es kann aber auch spannend sein, wenn es das Ziel der Figur ist, Macht wieder loszuwerden.

Als Beispiel fällt mir Rin aus The Poppy War ein. Rin strebt immer mehr nach Macht, obwohl sie weiß, wie gefährlich sie sein kann. Wir Leser*innen wissen, wie gefährlich sie sein kann. Die Autorin gibt Rin aber sehr, sehr gute Gründe, diese Macht zu wollen, denn ihr bleibt letztendlich keine andere Alternative. Es ist ihr einziger Ausweg und deshalb ist es nachvollziehbar, dass sie danach strebt. Wir sehen aber auch die Konsequenzen. Macht wird nicht als etwas Positives dargestellt, sondern eher als das scheinbar kleinere Übel in einer ausweglosen Situation. Ich habe erst den ersten Band gelesen, aber ich bin total gespannt, wie die Bücher weiter damit umgehen. Ich finde daran spannend, dass ich Rins Streben nach Macht so gut verstehe, obwohl ich auch verstehe, warum so viele ihr davon abraten. Als Protagonistin zeigt sie gut, dass ich Figuren schreiben kann, die Macht wollen, ohne dass das Buch selbst Macht als etwas Positives darstellt.

Insofern würde ich mich fragen: Wieso strebt eine Figur nach Macht? Was will sie damit erreichen? Was hat sie dazu bewegt? Was muss sie dafür tun? Was sind die Konsequenzen für sie und für andere? Aber genauso frage ich mich: Wenn eine Figur keine Macht will, warum will sie sie nicht? Wenn sie Macht ausschlägt, was sind die Konsequenzen? Entzieht sie sich nicht einer großen Verantwortung, wenn sie sich nicht um Macht bemüht, die sie haben und für Gutes nutzen könnte?

Macht ist ein spannendes Thema und Fantasyromane sind ein tolles Medium, um es von allen Seiten zu erforschen.

der Rabe

Als ich den Thread angefangen habe zu lesen, war meine Antwort eindeutig diejenigen, die die Macht nicht wollen. Die meisten meiner Protas wollen keine Macht oder höchstens die Macht über ihren eigenen Körper. Sie wollen ein ruhiges, teilweise langweiliges und vor allem normales Leben führen.

Erst als ich den Beitrag von Dämmerungshexe gelesen habe, fiel mir auf, dass ich dieses Jahr eine Figur in meinem NaNo-Roman habe, die unbedingt Macht möchte, aber nicht böse ist. Bidri will unbedingt die Stellvertreterin der Regierung werden, weil es die Position ist, mit der sie wirklich was erreichen kann, Leuten helfen, Streitigkeiten schlichten usw. Es ist mir bis eben nicht aufgefallen, aber es ist ihr wichtig, diese Macht auch wirklich sinnvoll zu nutzen.

Die meisten Antas sind bei mir die, die Macht erreichen wollen, um sich selbst oder einer kleine Gruppe, der sie zugehören, Vorteile zu sichern und dafür über Leichen gehen oder wenigstens anderen ihre Freiheit nehmen. Es ist wohl offensichtlich, wie meine Sicht auf diese Macht aussieht. :hmmm: ;D
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Schneerabe

Ich habe irgendwie beide Extreme geschrieben/geplant.

Macht ist ein sehr spannendes Thema finde ich und Machtdynamiken sind etwas, über das ich unglaublich gern schreibe.
Am liebsten sind mir wohl Figuren die Macht haben und nach Macht streben - beides in völlig übersteigertem Ausmaß. Und dann dabei zuzusehen, wie sie sich in ihrer Arroganz und Verblendung selbst ihr eigenes Grab schaufeln. Finde ich sehr spannend. Auch ihnen Gegenspieler zu verpassen, die sie in herkömmlicher Macht unterbieten mögen, aber sie durch sowas wie Weisheit in die Ecke drängen können. xD

Auch machtlose Figuren können spannend sein, sie haben etwas unglaublich menschliches an sich, finde ich, wenn sie als Opfer der Umstände nach Lichtblicken in ihrer Dunkelheit suchen.

Auch Figuren die Macht haben, aber sie null verdient haben, die nicht reif für ihre Macht sind, finde ich persönlich interessant, aus dem selben Grund wie bei obigem Szenario, ich sehe mir gern an, wohin sowas führt. Viele Leute wollen gerne Macht und wie ein Dschinn gebe ich es meinen Figuren dann und schaue zu wann sie begreifen, dass dieser Wunsch eine miese Idee war. xD
"To hell or to Connacht."

Zit

Hm. Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich Figuren in allen Ausprägungen. Aber ähnlich wie Mondfräulein habe ich da keine Präferenzen. Mein Fokus liegt auch mehr auf Figuren, die unter Macht oder gesellschaftlichen Strukturen leiden und "die Welt" dann ändern wollen bzw. nach Wegen suchen, innerhalb der Strukturen trotzdem zu bestehen, sich zu widersetzen/ sie umzudeuten, um in der Gesellschaft dann ihren Platz zu finden. Da gibt es dann Figuren in höheren Positionen (Königskiner, Königsberater, Erzmagier, Verwaltungsangestellte, etc.) oder vom gesellschaftlichen Rand (Eremiten, Glücksjäger, Inquisitoren, Diebe, Mietklingen, Revoluzzer, etc.), die mal miteinander oder gegeneinander agieren. Und der eigentliche "Spaß" sind dann die Spannungen zwischen diesen Seiten.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Petitcreiu

Was für eine spannende Frage, sie hat schon sehr viele gute Antworten provoziert, es ist ein Genuss, sie zu lesen.

Grundsätzlich sind Figuren, die nicht (gleich) bekommen, was sie wollen immer viel dynamischer und stellen Handlung her.

Sehr spannend finde ich Figuren, die mächtig sein sollten, deren Handlungspotential aber dennoch eingeschränkt ist. Wenn man hier die Innen-und Aussenperspektive gegenüberstellt, dann ist das für die Lesenden sehr anregend. Momentan lese ich gerade Rejoice einen Sci-fi-Roman von Steven Erikson (als Fantasyautor der Malazan-Reihe bekannt). Wie hier die verschiedenen Figuren mit ihrem Machtverlust, bzw. -Gewinn umgehen, gehört zu den reizvollsten Aspekten des Buches. Da in diesem Buch plötzlich alle Ressourcenzwänge obsolet sind und körperliche Gewalt nicht mehr möglich ist, werden die Karten radikal neu gemischt.

Zitat von: Malou am 30. September 2022, 11:59:32Kurz gesagt: man darf Chef(in) werden wollen :)

Vielen Dank dafür! Der Topos, dass nur ein unwilliger König, ein guter König ist, gehört ja zu den Fantasy-Klisches. Mir kommt das immer sehr privilegiert vor, Minderheiten und unterdrückten Gruppen können sich diese Bescheidenheit schlicht nicht leisten. Dazu denke ich auch, dass die Idee falsch ist. Nicht jeder wächst an einer Bürde, die er nicht gesucht hat. Oft hören diese Romane ja auch in dem Moment auf, wo der König gekrönt wird, es wäre spannender zu erfahren, wie er damit zurecht kommt und ob die Untertan:innen mit einem Herrscher:in, der, die das Spiel versteht nicht besser bedient gewesen wären. Denn auch ein König hat viele Zwänge, denen er sich beugen muss.
,,Das Leben ist verrückt! (...)  Und ich finde das wunderbar. Wer das nicht merkt, verschläft das Schönste."

Hans Bemmann: Stein und Flöte, und das ist noch nicht alles

Vesto

Ein wirklich sehr spannendes Thema, zu dem ich mir ehrlich gesagt auch noch nie so intensive Gedanken gemacht habe. Zum einen sicherlich, da ich mit meinen Schreibbemühungen noch recht weit am Anfang stehe, zum anderen aber wohl auch, weil sich das bei mir in den Geschichten, wie auch bei @Dämmerungshexe, oft sehr selbstständig entwickelt und verändert.

Ich glaube mein persönlicher "Klassiker" ist, dass der Prota zunächst nicht nach Macht strebt, im Laufe der Geschichte aber durch sein Umfeld erlebt, wie sinnvoll es sein kann Macht zu besitzen, sodass sich das Streben nach dieser nach und nach doch noch entwickelt. Wie es von da weitergeht, dafür habe ich kein festes Muster. Mal erhält er die Macht nicht und arrangiert sich anderweitig oder er zerbricht daran. Oder der Charakter erhält die angestrebte Macht und setzt sie anschließend "positiv" ein. Oder er entwickelt sich zu einer Art Psychopath.

Ich merke gerade, dass ich vielleicht aufhören sollte, mir über das Thema weiter tiefgreifende Gedanken zu machen, da ich schon Ideen bekomme, wie ich mein aktuelles Projekt noch einmal komplett umkrempeln könnte, was diese Fragestellung anbelangt  ;D

»Man muss mit allem rechnen. Auch mit dem Guten.« - Gabriel Barylli

Sandschlange

#10
Hey Leute, vielen Dank für eure vielfältigen Antworten - da waren ja ganz viele Gedankengänge dabei, über die ich mir noch lange den Kopf zerbrechen werde! :D

Zitat von: Solmorn am 30. September 2022, 10:05:41Ich frage mich ja ein bisschen, wie du Macht definierst.
Gerade im Fantasy-Bereich hat Macht ja gerne mal was mit Zauberkraft zu tun und ist sozusagen das Potential für die Komplexität oder Wirkkraft eines Zaubers. Es könnte aber genauso gut auch politische Macht sein.
Und dann gibt es ja auch noch "kleinere" Formen von Macht, sowas wie Informationsmacht zum Beispiel. Sobald jemand Expert:in auf irgendeinem Gebiet ist, hat si:er eine gewisse Art von Macht darüber, diese Expertise zu teilen und gegebenenfalls anderen damit zu helfen, oder nicht. Macht und Machtverhältnisse können sich also auch je nach Situation ändern.

So gesehen würde ich sagen, jeder Mensch und jede fiktive Figur hat irgendeine Art von Macht - bei manchen ist sie allumfassender, bei anderen begrenzter. Dann ist nur die Frage, ob man danach strebt, diese Macht auszubauen oder sich damit begnügt.

Das sind natürlich schon mal gute Punkte. Ich habe bei meiner Frage eher an politische und/oder auch "magische" Macht gedacht, aber natürlich sind auch solche Figuren wahnsinnig interessant, die sich durch ihr Wissen auszeichnen - wie beispielsweise auch Kleinfinger von Game of Thrones. Aber an das habe ich bei der Frage gar nicht gedacht. Ich habe mich mehr auf "hierarchische Strukturen" fixiert. Ich persönlich bevorzuge es, Figuren zu schreiben, die nach Macht streben, weil sie glauben, mit mehr Macht auch bestimmte Ziele besser durchsetzen zu können. Dabei spiele ich oft auch gerne mit ihrer ,,Korruption", lasse sie ihren Weg verlieren, teilweise zurückfinden und teilweise an sich selbst zerbrechen.  Aber ich finde es auch immer wieder interessant von Figuren zu lesen, die von Anfang an Macht haben, damit aber nicht umgehen können und/oder wollen – oder auch Figuren, die vielleicht viel Macht haben, ihre persönlichen Ziele egoistisch durchführen, aber trotzdem keine schlechten Herrscher:innen sind. Aber natürlich finde ich alles dazwischen auch sehr interessant! Und auch die Wissensfrage ist eine sehr wichtige; wie eine Person mit Wissen umgeht, sagt ja auch viel darüber aus, was für eine Person es ist. Kann sie damit umgehen? Verschweigt sie bewusst Informationen, für den eigenen Vorteil oder weiht sie andere gleich ein?  Ich habe tatsächlich noch nie einen Charakter geschrieben, der seine Macht über Wissen ausübt oder damit spielt, dabei ist das eine Sache, die man sehr oft sieht – nicht nur in Büchern, sondern auch im Leben und es ist immer wieder interessant. Also danke für deine Gedanken – auch bezüglich den ,,kleineren Formen" von Macht, da werde ich auf jeden Fall noch genauer drüber nachdenken! :D


Zitat von: Malou am 30. September 2022, 11:59:32Generell mag ich Charaktere, die keine Macht wollen, aber sie irgendwie bekommen. Sei es weil sie es "verdient" haben oder durch Erbe oder oder. Auch wenn ich finde, dass es mehr als legitim ist, Macht nicht zu wollen, finde ich es spannend, wenn solche Leute dann Macht kriegen. Ich setze es mit Verantwortung gleich. Wir alle haben irgendeine Macht oder Verantwortung, gegenüber unseren Kindern, unseren Mitarbeitern, Fremden,... Niemand kann sich vollkommen entziehen.

Macht und Verantwortung ist auch ein ganz guter Punkt und es schockiert mich, dass ich das im Kontext des Schreibens noch nie bedacht habe - danke für deinen Input, der wird mir helfen, meinen noch recht einseitigen (egoistischen) König vielseitiger zu machen! Die Thematik passt denke ich ganz gut zu seiner Figur, also danke dafür! :D


Zitat von: Dämmerungshexe am 30. September 2022, 12:39:42In Königskinder gibt es (wie der Name vielleicht schon verrät  ;) ) einige Personen mit Macht - manche von ihnen ist es nicht genug, andere kämpfen mit der einhergehenden Verantwortung oder sind überrascht, an welche Grenzen sie trotz allem stoßen.

Uh, den Gedanken find ich auch ganz gut! "Macht und Verantwortung" auf der einen Seite und auf der anderen aber auch "Macht und ihre Grenzen" - das erinnert mich auch ein wenig an einen Satz von Dr. Who, bei dem er auch sagt: "Keiner gewinnt für immer" (kein direktes Zitat) - da kommt natürlich auch noch der (für die Person teilweise) plötzliche Machtverlust hinzu oder auch das Gefühl von Machtlosigkeit in einer eigentlich mächtigen Situation - auch ganz spannend!
 
Zitat von: Dämmerungshexe am 30. September 2022, 12:39:42Ok, bei genauerer Betrachtung kann ich feststellen, dass viele meiner Charaktere nicht aktiv nach Macht streben. Die, die es tun, aber meist ein anderes Ziel damit verfolgen - eigentlich wollen sie die Welt in der sie leben verändern

Und auch der Gedanke gefällt mir ganz gut - Macht als Werkzeug; und das stimmt ja auch, Macht ist ja etwas, das gerne benutzt wird, um Überzeugungen, Ideen, Ziele Und Bedürfnisse (auch gewaltsam) durchzusetzen. Dabei ist es ja auch oft so, dass Personen ihre Machtposition gar nicht bewusst reflektieren – Verantwortung oft auch ausblenden.


Zitat von: Mondfräulein am 30. September 2022, 13:53:57Mir geht es nicht darum, wie eine Figur mit Macht umgeht, sondern wie das Buch mit Macht umgeht. Figuren, die nach Macht streben, können wirklich großartig sein. Dem Plot tun sie gut, weil sie ein Ziel haben, das sie dazu zwingt, sich dem Plot aktiv zuzuwenden. Wenn meine Figur keine Macht will, dann muss sie etwas anderes wollen, was auch super funktionieren kann, aber ich muss eben etwas anderes finden, was sie will und anstrebt. Wichtig ist dann nur, dass ich verstehe, warum sie Macht wollen.

Die Autorenperspektive find ich hier auch nochmal sehr interessant und noch einmal ein ganz anderer Blickwinkel auf das Thema. Auch, dass Figuren, die nicht nach Macht streben nicht einfach so daheim rumsitzen und Däumchen drehen können oder nur im Plot hin und her geschupft werden oder damit schlimmstenfalls auch unbewegte, ziellose Figuren des Machtinhabers/der Machtinhaberin werden. Damit das nicht passiert, muss man als Autor:in natürlich wissen, was diese Figuren wollen, wofür sie kämpfen.

Zitat von: Mondfräulein am 30. September 2022, 13:53:57Die Autorin gibt Rin aber sehr, sehr gute Gründe, diese Macht zu wollen, denn ihr bleibt letztendlich keine andere Alternative. Es ist ihr einziger Ausweg und deshalb ist es nachvollziehbar, dass sie danach strebt. Wir sehen aber auch die Konsequenzen. Macht wird nicht als etwas Positives dargestellt, sondern eher als das scheinbar kleinere Übel in einer ausweglosen Situation.

Ich habe da auch noch darüber nachgedacht (nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe) - dass man als Autor:in (ob bewusst oder unbewusst) eine recht gefährliche Perspektive auf Macht übermitteln kann, wenn man z.B. Figuren, die ihre Macht missbrauchen glorifiziert, etc.
Eine Figur im Buch zu haben, die keine Macht will und das auch reflektiert darzustellen, ist irgendwo ja auch ein Weg, um zu zeigen, das Macht etwas Gefährliches sein kann, das auch an der eigenen Identität kratzt und großen Schaden verursachen kann - sowohl an anderen als auch an einem selbst.

Zitat von: der Rabe am 30. September 2022, 14:37:59Als ich den Thread angefangen habe zu lesen, war meine Antwort eindeutig diejenigen, die die Macht nicht wollen. Die meisten meiner Protas wollen keine Macht oder höchstens die Macht über ihren eigenen Körper. Sie wollen ein ruhiges, teilweise langweiliges und vor allem normales Leben führen.
Zitat von: der Rabe am 30. September 2022, 14:37:59Die meisten Antas sind bei mir die, die Macht erreichen wollen, um sich selbst oder einer kleine Gruppe, der sie zugehören, Vorteile zu sichern und dafür über Leichen gehen oder wenigstens anderen ihre Freiheit nehmen. Es ist wohl offensichtlich, wie meine Sicht auf diese Macht aussieht.

Ich finde auch ganz interessant wie du das mit der Macht siehst, weil ich da tatsächlich ein recht ähnliches Bild habe - bei mir ist Macht auch das, was korrumpiert, darum habe ich denke ich auch diesen Beitrag erstellt - weil Macht korrumpiert ja sehr oft, es muss aber nicht geschehen - wobei ich mir tatsächlich sehr schwer tue, da ein "neutrales Bild" zu bekommen. Obwohl ich in meinem Buch auch Figuren habe wie deine Bidri - also Figuren, die Macht wollen, um etwas Gutes zu bewirken. :)


Zitat von: Schneerabe am 30. September 2022, 14:51:55Am liebsten sind mir wohl Figuren die Macht haben und nach Macht streben - beides in völlig übersteigertem Ausmaß. Und dann dabei zuzusehen, wie sie sich in ihrer Arroganz und Verblendung selbst ihr eigenes Grab schaufeln. Finde ich sehr spannend. Auch ihnen Gegenspieler zu verpassen, die sie in herkömmlicher Macht unterbieten mögen, aber sie durch sowas wie Weisheit in die Ecke drängen können. xD

Macht und Weisheit gegenüber gestellt finde ich da auch interessant - ich nehme an, in diesem Kontext sprichst du vor allem von magischer Macht bzw. Kampfkraft und von politisch mächtigen Figuren, die aber nicht weise herrschen und darum auch von einem weisen Charakter schachmatt gesetzt werden können. Ich habe da die Szene von Silberzunge (ich glaub so hieß der - ich bin furchtbar schlecht mit Namen) und Gandalf im Kopf. Der arme alte Mann, dem man doch den Stab nicht wegnehmen kann -> hab ich auf jeden Fall genossen. xD

Zitat von: Zit am 30. September 2022, 17:50:34Mein Fokus liegt auch mehr auf Figuren, die unter Macht oder gesellschaftlichen Strukturen leiden und "die Welt" dann ändern wollen bzw. nach Wegen suchen, innerhalb der Strukturen trotzdem zu bestehen, sich zu widersetzen/ sie umzudeuten, um in der Gesellschaft dann ihren Platz zu finden.

Oh ja, stimmt - das ist auch noch ein sehr wichtiger Punkt, zum einen, weil es die Konsequenzen von missbrauchter Macht zeigt und zum anderen, weil man auch "andere Formen" oder wie @Solmorn schon sagte "kleinere Formen" der Macht zeigen kann - die dann auch wachsen und groß werden können. Beispielsweise eben auch durch die Bildung von Gemeinschaften, Zusammenschlüsse - auch Liebe oder Pazifismus im Angesicht von der gewaltsamen Ausübung von  Macht, was ja wiederum eine Form von Macht sein kann. Das ist  für mich auch etwas, dass mich sehr berührt, wenn ich davon lese. Also beide Seiten, sowohl das Leid als auch das Umgehen mit der Situation, die Hoffnung und die kleinen Schritte mit denen man auf eine Besserung hinzuarbeiten versucht.

Zitat von: Petitcreiu am 30. September 2022, 19:00:46Sehr spannend finde ich Figuren, die mächtig sein sollten, deren Handlungspotential aber dennoch eingeschränkt ist. Wenn man hier die Innen-und Aussenperspektive gegenüberstellt, dann ist das für die Lesenden sehr anregend.

Stimmt, da bin ich auch ein großer Fan von - ob es sich nun um König/Königin handelt, die auf irgendeine Weise abhängig von jemandem sind, der/die hierarchisch eigentlich unter ihnen stehen würde oder ob es um eine eigene Schwäche, ein eigenes Gebrechen geht, was die Figur in der Handlungsfreiheit einschränkt (- vor allem beim Antagonisten mag ich das, ganz gerne. Super mächtig, aber eingeschränkt aus irgendwelchen Gründen; gleichzeitig hängt dann aber noch das Damoklesschwert in der Luft, denn die Protagonisten glauben oder wissen, dass diese Schwäche sich irgendwann aufheben kann und/oder wird; und dann natürlich noch die Innenperspektive des Antagonisten selbst - wie geht er/sie damit um? Macht es ihn/sie menschlicher oder wird er/sie noch grausamer, weil die Angst ihn/sie einnimmt?)


Zitat von: Petitcreiu am 30. September 2022, 19:00:46Der Topos, dass nur ein unwilliger König, ein guter König ist, gehört ja zu den Fantasy-Klisches. Mir kommt das immer sehr privilegiert vor, Minderheiten und unterdrückten Gruppen können sich diese Bescheidenheit schlicht nicht leisten. Dazu denke ich auch, dass die Idee falsch ist. Nicht jeder wächst an einer Bürde, die er nicht gesucht hat. Oft hören diese Romane ja auch in dem Moment auf, wo der König gekrönt wird, es wäre spannender zu erfahren, wie er damit zurecht kommt und ob die Untertan:innen mit einem Herrscher:in, der, die das Spiel versteht nicht besser bedient gewesen wären.

Da bin ich auch ganz bei dir. Insbesondere, wenn "der unwillige König" eigentlich nie etwas mit Politik am Hut gehabt hat - ich frag mich dann halt auch immer, wie das glatt gehen kann; als ob man sich da einfach nur hinsetzt und dann regeln sich die Sachen selbst. Etwas besser ist es, wenn die Figur wenigstens irgendwie einen Bezug zur Politik gehabt hat und versteht, wie "das ganze Spiel" funktioniert.

Zitat von: Vesto am 01. Oktober 2022, 00:54:19Ich glaube mein persönlicher "Klassiker" ist, dass der Prota zunächst nicht nach Macht strebt, im Laufe der Geschichte aber durch sein Umfeld erlebt, wie sinnvoll es sein kann Macht zu besitzen, sodass sich das Streben nach dieser nach und nach doch noch entwickelt. Wie es von da weitergeht, dafür habe ich kein festes Muster. Mal erhält er die Macht nicht und arrangiert sich anderweitig oder er zerbricht daran. Oder der Charakter erhält die angestrebte Macht und setzt sie anschließend "positiv" ein. Oder er entwickelt sich zu einer Art Psychopath.

Das ist natürlich auch etwas - und ich glaube, dass es auch sehr organisch wirkt: Die Hauptfigur kommt durch persönliche Erfahrungen immer mehr zu der Überzeugung, dass es sinnvoll wäre, nach Macht zu streben, um etwas ("Positives") zu bewirken - was danach passiert, hängt mit den weiteren Geschehnissen zusammen. So wie es auch im Leben ist - ist ja nicht so, dass ich heute aufstehe und entscheide Kanzler zu sein und morgen bin ich es dann. Mir gefällt auch, dass du es für dich offen lässt, wie sich der Charakter, wenn er dann die Macht erhält, entwickelt - kann er damit umgehen oder nicht? Das wird vermutlich wiederum mit den Erfahrungen zusammenhängen, die er macht und mit seinem "Grundcharakter".
Und ja - Ideen wem sagst du das. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, diesen Beitrag fertig zu schreiben, denn mich juckt es auch schon in den Fingern. Ich werde mich jetzt gleich wieder an mein Projekt setzen. :D


Vielen Dank an alle für eure vielfältigen Antworten! Da ist sehr viel dabei, dass man beachten kann (und auch sollte), wenn man Macht thematisiert. Danke für den ganzen Input! :)

LG Sandschlange







Der Frieden kennt keine Opfer.

SebValnar

Hi,
Welche Charaktere ich bevorzuge könnte ich auch garnicht sagen, wobei der Macht Aspekt bei der Erschaffung vieler meiner Leute eine Rolle gespielt hat.

Valnar als ewiger Weltenverbesserer erkennt in sich selber eine Macht, die praktisch aber wenig nutzen/Einfluss direkt für die Welt hat. (Z.b kann er Pflanzen wachsen lassen und so sieht sich selber als Held der wenn er wollte allen Hunger bzw Bauholz Probleme der Welt lösen könnte. Diese Probleme existieren aber garnicht mehr. So lange schon nicht mehr das das als mögliches Problem garnicht infrage kommt.
Daher ist für die Normalos der Welt seine Fahigkeit außergewöhnlich aber "Macht".... nein absolut nutzlos.
-Diesen "Egotrip" den er da  durch seine vermeintliche Macht die er entdeckt hat durchmacht, der macht immer wieder unglaublich Spaß zu schreiben. Erzwungener Maßen immer mit dem gegenteiligen Sichtwinkel der Nutzlosigkeit, aber das ist schon das womit ich mich persönlich am liebsten Identifiziere.

Gegner Rimda manipuliert Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten um seine Macht (für ihn die Stellung des Anführers) zu stärken.
Nach und nach verliert er aber mehr und mehr Einfluss und sein Leben ergibt sich als fremdgesteuert.
-diese Art von Macht/-verlust und wie sie wohl auf einen Charakter wirkt hat auch richtig Spaß gemacht. Leider ergeben sich seine Perspektiven viel zu selten "lesbar" sondern nur im Hintergrund bzw als Resultat für meine Protas. Unabstreitbar lebt er "Macht ist geil". Ich fühle mich oft  Menschlich mies wenn ich mit seinen Plänen fertig bin aber naja...
Er soll ja auch nicht gut sein xD

Rimdas Schwester Grimdur hat bei mir die volle Packung Machtlosigkeit bekommen. Sie ist eigentlich die mit der stärksten Fähigkeiten, wurde aber von ihrem Bruder und ihrer Familie früh klein gehaltenen.
Sie wirkt lange Zeit geradezu niederträchtig und böse, es hat mir teilweise das Herz zerrissen wie sie als Resultat mit ihrer Außenwelt umgeht.
Da sie ab Geschichtenmitte aber schon keine nennenswerte Rolle mehr spielt musste ich mir um ihre Machtgelüste wenig Gedanken machen.
Sie wollte ihr ganzes Leben einfach nur Weg  und macht das auch.
- abgesehen von Valnars Selbstmord Szene HASSE ich ihre Parts am meisten. Macht hat leider auch immer Konsequenzen für die unten und sie sollte mein Fußabtreter werden.
Am Schluss musste ich sie retten und ihr nen perfektes Leben geben:
Es lag schließlich in meiner Macht!


Librella (im Buch Ayleen) ist die Verkörperung der Zeit, sie könnte und kann ALLES so verändern wie sie will. Valnars Fähigkeit in Nützlich. Ihr Ursprung (3Band *kicher) ist die Frage was ich mit der Fähigkeit unendlicher Macht machen würde. Sie nutzt ihre um sich selber eine Lebensgeschichte zu schreiben die "Ihre" ist. Einschließlich eingeredeter Namensänderung beim Dad  weil ihr der (erste?) Name nicht gefällt.
-Sie ist als meine Jakobs Krönung des Machtüberflusses aus meinem Stift geflossen. Bei dieser Art fand ich die Perspektive der Macht unglaublich interessant, da man mit den Auswirkungen in der Gegenwart schreibt...Da wirkt unendliche Macht plötzlich nur noch wie eine Glückssträhne bei der alle fasziniert warten das sie reißt :)

Mit Shimara hab ich natürlich auch noch das Paradebeispiel für "ich habe Macht, alle respektieren mich dafür übermäßig und beides interessiert mich überhaupt nicht".
Aber mit der Einstellung sieht man auch leider nicht oft was von ihr, daher hab ich sogar überlegt sie hier nicht aufzuzählen.
Aber doch, ich mag sie auch deswegen trotzdem xD es macht nur weniger Spaß es zu schreiben muss ich zugeben.

Im Idealfall hoffe ich natürlich das das Zusammenspiel der vielen Charaktere ein schönes Gesamtbild abgibt, wobei ich aber auch weniger den Machtaspekt im Politischen bzw psychischen ( wie mit Rimda :lehrer: ) nutze...
Oftmals für die Spannung eher die physische
"Ich hab die Keule die deine Keule im schnickschnackschnuck besiegt"
-Macht von den anderen Protas.

LG
 

Madrisa

Das ist so eine spannende Frage! Wie meine Vorredner*innen finde ich es aufschlussreich, Macht nicht zu eng zu definieren. Sondern vielleicht auch als Deutungshoheit im Sinne von: Wer setzt Normen fest; wer bestimmt jeweilige kulturelle Deutungen; wer formt die jeweils existierenden Vorstellungen? Das müssen dann nicht mal unbedingt individuelle Wesen sein, das funktioniert auch im Sinne kultureller Regelsysteme, die die "Macht" haben.
Wir könnten also die Frage noch erweitern mit: Wer hat die Macht in der jeweiligen Welt? Sind das wirklich die politisch Herrschenden? Oder welchen Regeln sind sie unterworfen? (Also ja, ich würde auch gerne in die Richtung gehen, die hier schon angetönt wurde).

Aber wenn wir es auf mehr authoritative Macht zuschneiden, fällt mir grad auf, dass die Protas in vielen meiner Geschichten zuerst Macht haben und diese dann entweder verlieren oder aufgeben müssen, sei es, dass sie ihre politischen Positionen nicht mehr wahrnehmen können oder die Deutungshoheit über ihr Leben oder ihren Körper abgeben müssen - obwohl sie dies nicht wollen. Sie müssen sich dann quasi mit ihrem "Schicksal" (ist nicht so religiös gemeint, wie es hier klingt) abfinden. Ich sehe grad, dass ich scheinbar "Verlierer*innen"-Figuren sehr mag. ;) Sie wollen Macht, aber haben sie am Ende nicht mehr. Ich denke, das geht genau in die Richtung, die du, @Sandschlange, mit Machtverlust bezeichnest.

Sandschlange

Hallo @ SebValnar!

Zitat von: SebValnar am 01. Oktober 2022, 16:07:22Valnar als ewiger Weltenverbesserer erkennt in sich selber eine Macht, die praktisch aber wenig nutzen/Einfluss direkt für die Welt hat. (Z.b kann er Pflanzen wachsen lassen und so sieht sich selber als Held der wenn er wollte allen Hunger bzw Bauholz Probleme der Welt lösen könnte. Diese Probleme existieren aber garnicht mehr. So lange schon nicht mehr das das als mögliches Problem garnicht infrage kommt.
Daher ist für die Normalos der Welt seine Fahigkeit außergewöhnlich aber "Macht".... nein absolut nutzlos.
-Diesen "Egotrip" den er da  durch seine vermeintliche Macht die er entdeckt hat durchmacht, der macht immer wieder unglaublich Spaß zu schreiben. Erzwungener Maßen immer mit dem gegenteiligen Sichtwinkel der Nutzlosigkeit, aber das ist schon das womit ich mich persönlich am liebsten Identifiziere.

Das hört sich auch super lustig zu schreiben an! Gefällt mir! :D

Zitat von: SebValnar am 01. Oktober 2022, 16:07:22Rimdas Schwester Grimdur hat bei mir die volle Packung Machtlosigkeit bekommen. Sie ist eigentlich die mit der stärksten Fähigkeiten, wurde aber von ihrem Bruder und ihrer Familie früh klein gehaltenen.
Sie wirkt lange Zeit geradezu niederträchtig und böse, es hat mir teilweise das Herz zerrissen wie sie als Resultat mit ihrer Außenwelt umgeht.

Grimdur hört sich für mich persönlich nach dem "interessantesten" Charakter an - damit meine ich eigentlich nur: Sie hört sich für mich wie die Figur an, in die ich mich verlieben würde. Ich finde es gut, dass du am Ende entscheidest, sie zu retten - und mir gefällt, wie du sagst, dass das "in deiner Macht liegt".

Zitat von: SebValnar am 01. Oktober 2022, 16:07:22Librella (im Buch Ayleen) ist die Verkörperung der Zeit, sie könnte und kann ALLES so verändern wie sie will. Valnars Fähigkeit in Nützlich. Ihr Ursprung (3Band *kicher) ist die Frage was ich mit der Fähigkeit unendlicher Macht machen würde.

Librella hört sich auch ganz spannend an - allerdings (meiner Erfahrung nach) sehr schwer spannend zu schreiben, also eine Figur, die so viel Macht hat. Ich habe ein paar Charaktere gesehen, bei denen es gut funktioniert - Dream von Sandman beispielsweise, weil er an Regeln gebunden ist, an die auch er sich halten muss, obwohl er nahezu grenzenlose Macht hat - dann natürlich auch wenn man mit Wahnsinn und grenzenloser Macht spielt und zuguter letzt den bekannten "Gott", der zwar alle Macht hat, aber sie aus (meist) unerfindlichen Gründen nicht nutzt. Wenn ich mal wieder Zeit zum Lesen habe, schaue ich mir an, wie du das mit Librella machst - ist das Buch schon veröffentlicht? :)

Insgesamt habe ich das Gefühl, du spielst sehr gerne micht der Macht der Machtlosigkeit - wenn man das so sagen kann. Wie ich schon bei Grimdur gesagt habe, gefällt mir das sehr gut. Es ist quasi wie das Regelsystem, das Dream einschränkt.

LG Sandschlange
Der Frieden kennt keine Opfer.

Sandschlange

Hallo @Madrisa

Zitat von: Madrisa am 23. Oktober 2022, 19:36:57Wir könnten also die Frage noch erweitern mit: Wer hat die Macht in der jeweiligen Welt? Sind das wirklich die politisch Herrschenden? Oder welchen Regeln sind sie unterworfen? (Also ja, ich würde auch gerne in die Richtung gehen, die hier schon angetönt wurde).

Das ist auch ein ANsatz, der mir sehr gut gefällt. Hat mich auch ein wenig an Game of Thrones erinnert - Jeffrey der glaubt, als König hat er jede Macht und Tywin, der diese Macht relativiert, aufzeigt, das der König - auch wenn es den Anschein hat - nicht alle Macht hat. Das gefällt mir ganz gut, weil man da auch als Leser auf die Suche geht, sich anschaut, wo findet sich welche Macht, wer spielt nach welchen Regeln? Gibt es vielleicht auch konkurierende Machtsysteme, verschiedene Gruppierungen, die sich ebenwürdig sind?

Zitat von: Madrisa am 23. Oktober 2022, 19:36:57Sie müssen sich dann quasi mit ihrem "Schicksal" (ist nicht so religiös gemeint, wie es hier klingt) abfinden. Ich sehe grad, dass ich scheinbar "Verlierer*innen"-Figuren sehr mag. ;) Sie wollen Macht, aber haben sie am Ende nicht mehr. Ich denke, das geht genau in die Richtung, die du, @Sandschlange, mit Machtverlust bezeichnest.

Und ja, genau das meine ich, wenn ich Machtverlust sage. Wobei ich beim durchsehen meiner Figuren bemerkt habe, dass viele "mehr Macht haben", als sie glauben und sich dessen mit der Zeit bewusst werden. Dabei ist es aber nicht immer eine stete Steigerung, sondern zwischendurch fallen sie tief, bauen auf - verlassen sich teilweise auf körperliche oder magische Macht - fallen dadurch wieder und finden dann erst den "für sie richtigen" Zugang zur Macht. Ich denke, dass es in vielen Geschichten keine lineare Entwicklung ist, grade bei den Protagonisten. :)

LG Sandschlange
Der Frieden kennt keine Opfer.