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Genauigkeit des Plots

Begonnen von Beate, 06. Februar 2008, 11:45:01

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Beate

Hallo zusammen!

Nachdem ich kein bestimmtes Thema im Bereich der Fantasy anspreche, denke ich, dass ich hier richtiger bin als im Workshop. Sollte mein Denkansatz der falsche sein, bitte einfach verschieben ;).


Ich wollte mal von anderen Autoren wissen, wie genau sie ihren Plot im Vorneherein gestalten. Wird da nur grob festgelegt, wie die Ausgangssituation ist, was etwa passieren soll und was das "Endergebnis", also das (Happy) End ist, oder ist es doch mehr so, dass die Rahmenhandlung der einzelnen Szenen, die Entwicklung der Personen, die Begegnungen usw. usf. alles vorher schon überdacht wird?


Bei mir ist es so, dass ich bislang relativ konzeptlos einfach darauf los geschrieben habe. Ich wusste etwa, was passieren soll und ungefähr, wo das ganze hinzuführen hat, aber mehr auch nicht. Leider bin ich damit (fast) immer in eine Sackgasse gerannt, wo es dann nicht mehr weiter ging.

Bei meinem neuen Projekt jetzt habe ich den Plot dafür relativ genau festgelegt - was nicht heißt, dass es keinen Spielraum für neue Ideen gibt. Auch ist die Entwicklung der Personen nicht darin enthalten, sondern lediglich der Handlungsverlauf.


Ich bin schon gespannt auf eure Antworten,

liebe Grüße,
Beate

felis

Hi Beate,
mein Plot ist sozusagen dem Roman vorneweg gewachsen. Als ich anfing hatte ich 3 von 5 Hauptfiguren, den Anfang, den Schluss und die zentrale Katastrophe. Derzeit habe ich dei Szenen durchgeplottet bis zum Schluss - es fehlen noch 5 und eine, die ich vorne noch ergänzen muss, um die ich mich aber bisher gedrückt habe.

Habe dann jeweils bis zum nächsten zentralen Punkt die Szenen geplottet und Erzählern zugeordnet und dann geschrieben. Wenn ich am Wendepunkt angekommen war, wieder vorausgeplottet und dann weiter geschrieben. nach rückwärts anpassen musste ich den Plot bisher zum Glück nur ein einziges Mal. Über die Veränderungen nach vorne habe ich mich allerdings im Nachhinein schon gewundert. Immerhin sind 3 als Nebenfiguren geplante Chars unterwegs zu Hauptfiguren geworden und eine Hauptfigur wurde zum Nebenchar "degradiert"...
So viel zum Thema, wenn Charaktere sich selbständig machen.  ;)

THDuana

Hallo Beate,

Ich mache es so, dass ich beim Plot schon die einzelnen Szenen (mehr oder weniger grob) festlege, bestimme, welcher Erzähler das erlebt, wo es stattfindet und manchmal sogar zu welchem Zweck (bei mir manchmal wichtig, da ich auch Szenen reinbringe, die weder Funktion noch Sinn haben ;)). Ich habe für jede Szene eine kleine Inhaltsangabe, die ich mir vornehme, wenn ich die Szene schreiben will. Das passt ganz gut zu mir, da ich oft gern schreiben will, hätte ich aber keinen detailierten Plot, würde ich oft zu überhaupt nichts kommen, da ich dann erst einmal Ideen sammeln müsste und so weiter. Das habe ich vor einigen Monaten noch gekonnt - als ich noch ohne Logik geschrieben habe. ;D

Dass du keine neuen Ideen mehr einfließen lassen kannst, ist meiner Meinung nach nicht richtig. Denn ein Plot ist ein Gerüst von dir selbst erbaut, du kannst es nach belieben auch wieder ändern oder umwerfen. Du bist der Autor und hast die Macht, alles noch einmal komplett zu ändern. Ob du auch die Geduld und die Energie dazu hast, ist eine andere Frage.
Mir ist es schon mal passiert, dass ich in meinem Kopf geplant hatte, die eine Person sterben zu lassen. Aber während ich den Plot geschrieben habe, hat sich die Figur immer mehr gewährt und sie ist mir auch ans Herz gewachsen. Am Ende kam heraus, dass der Charakter die ganze Geschichte überlebt hat und ich muss sagen: Es hat der Geschichte gut getan. Denn sie ist nicht so "dramatisch" dadurch geworden.
Kleinigkeiten kannst du immer noch ändern, ohne gleich den Plot ändern zu müssen. Nur, wenn du Ideen hast, die in den weiteren Handlungsverlauf eingreifen, ist es etwas anderes. Aber du kannst ja auch noch umschreiben .   

Lord Bane

Ich habe mir in Stichpunkten den Fortgang der Story aufgeschrieben und die wichtigsten Charaktere als Steckbrief entworfen. Mittlerweile, wo ich etwas über 1/3 des Manuskripts ausgearbeitet habe, stelle ich fest, dass viele Charaktere sich vollkommen anders entwickelt haben als sie in den Steckbriefen beschrieben sind. Wenn ich es mir recht überlege, hätte ich dieses vorherige ausarbeiten auch lassen können, weil ich mich ja sowieso nicht daran halte  ::)

Auch sind einige Charaktere aufgetaucht, an die ich in der Planungsphase nicht einmalg edacht hatte. Keine Ahnung, wo diese komischen Gestalten plötzlich herkommen  ;D. Wenigstens entwickelt sich der Plot noch halbwegs so, wie ich es mir vorstelle. Ich habe jedoch einige Szenen drin, an die ich vorher auch nicht dachte, die sich aber in die Szenerie trotzdem harmonisch einfügen.

caity

Hallo Beate,

früher habe ich auch einfach drauf los geschrieben. Ich bin sogar fertig geworden! Allerdings war das Ergebnis alles andere als ansprechend. Im Nachhinein sind mir sehr viele Handlungsstränge aufgefallen, die ich mal irgendwann angesprochen hatte, die dann aber alle im Sand verliefen. Ich war komplett verwirrt und musste du vieles Umschreiben. Dadurch habe ich mich mehr und mehr von der Geschichte entfernt. Seitdem bin ich extrem pingelig im Schreiben meiner Plots.
Zuerst lege ich einmal grob die Ausgangs- und die Endsituation fest, dann setze ich ein paar bestimmte Punkte, die ich im Laufe des Buches erreichen möchte. Anschließend wird zwischen diese Punkte ein Netz aus Szenen gespannt, an dem ich mich beim Schreiben entlang hangle. Natürlich kann es sein, dass dann manche Szenen wegfallen, ich sie anders schreibe als ursprünglich notiert oder welche dazu kommen, aber zumindest habe ich meine Struktur, auf die ich im Zweifelsfall immer zurückgreifen kann. Das hat sich für mich sehr bewährt, so konnte ich nämlich wesentlich effektiver arbeiten und Logiklücken beseitigen. *gg*

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

felis

Ach ja, was mir noch einfällt - was sich bei mir sehr bewährt hat, insbesondere bei den zeitlich teilweise prallel ablaufenden bis zu 4 Handlungssträngen ist das Planen in einer Tabelle, wie es in der Schneeflockenmethode empfohlen wird (ich bin allerdings allein drauf gekommen). Nach unten gibts die Zeitschiene und jeder Prot erhält eine Spalte in der seine Szenen in chronologisch richtiger Reihenfolge aufgeführt werden. (1 Zeile je Szene).

Eine zusätzliche Spalte gibts für die "allgemeine Weltlage." So behält man den Überblick, was wann passieren muss, damit sich alle zu den vorgesehenen Zeiten an den vorgesehenen Orten treffen können.  ;)
Damit kann man auch sehr schön die Abfolge im Roman organisieren.

Moni

Ich weiß, ich bin ein Spielverderber, aber wir haben bereits mehrere Beiträge zum Plot in einem Sammelthread im Workshop zusammengefasst. http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=1458.0
Vielleicht hast du den Thread auch einfach nur übersehen?  8)
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

saraneth

Hallo Beate,

teils ging es mir wie dir. Ich schieb relativ orientierungslos und verrannte mich dann irgendwann. Inzwischen habe ich gelernt wenigstens die grobe Struktur festzulegen und mich dafür zu entscheiden, wie ich dahin komme, wohin ich möchte.
Mir persönlich fällt es leider sehr schwer mich an einen festgelegten Plott zu halten; ich springe immer wieder vom Zug und fahre anderswo weiter. Deswegen entwerfe ich im laufe der Zeit für einen Roman meistens drei bis vier grobe Konzepte und entscheide mich dann für eins. Was nicht heißen muss, dass es während des Schreibvorgangs nicht auch noch zu Änderungen kommt.

Ich glaube, ich bin kein besonders gutes Vorbild, wenn es ums plotten geht, auch wenn ich versuche mich an mein Geschreibsel zu halten.

Seltsamerweise verfolge ich in diesem Chaos immer einen roten Faden, der nie wirklich abreißt. Als ich noch kreatives Schreiben in der Schule hatte, war mein Lehrer jedes Mal irritiert, wie ich ohne jedes genauere Konzept einen ansehnlichen Plott auf die Beine gestellt bzw. ihn mir während des Schreibens zurechtgelegt habe. Ehrlich gesagt frage ich mich das manchmal selbst.

Fortschritte habe ich dahingehend gemacht, wie schon oben erwähnt, dass ich nun teils plane und teils frei schreibe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das so bei mir am besten geht; ich mag mich einfach nicht in enge Korsetts quetschen lassen. Das kann anderen anders gehen, ihnen ist es vielleicht sogar eine Hilfe, aber ich verliere bei einer zu festgelegten Handlung leider schnell die Lust meine Geschichte weiterzuführen. Ich gehe davon aus, dass ich sie zum Teil noch selbst entdecken möchte und mir gerade das besonders gefällt und mir großen Spaß bringt.


LG

Noctifer

Ich habe den Anfang und das Ende, dazwischen Handlungen/Informationen die ich einbringen muss, um da hin zu kommen, wo ich hin will.
Beispielsweise wichtige Begebenheiten.
Außerdem eine Zeitlinie, von vornherein lege ich mir Charakterbriefe für jeden noch so popligen Nebendarsteller an und für jeden Zauber/magischen Gegenstand.
Bis dato hat mein "Buch" 20.000 Worte und 140 Seiten Recherche/Charakterbriefe/Stammbäume/einzelne Szenen zusammen.
Ähem.
Eventuell sollte ich erwähnen, dass man mich im Bereich Recherche und Plotausarbeitung gerne "Exzentrisch" nennt.

Lord Bane

Ich frage mich, ob Planung, plotten usw. nicht von vielen Autoren überschätzt werden. Was nützt ein gut ausgefeilter Plot, wenn das Ding das rauskommt am Ende keine Seele hat? Ich denke, es ist wichtiger, dass Autoren lernen, ihrer eigenen Kreativität zu vertrauen.

Damit meine ich nicht, blindlings drauflosschreiben, sondern sich auf die Intuition zu konzentrieren, die bestimmte Zusammenhänge unbewusst herstellt. Es ist meiner Ansicht nach wichtig, genau dieses unbewusste Vorgehen nicht zu unterdrücken, da dies die eigentliche Geschichte vorantreibt.

felis

Lord Bane,
wenn man plottet, unterdrückt man ja nicht die Intuition - im Gegenteil.  ;)
Das Fortspinnen der Handlung finde ich eine ausgesprochen kreative Tätigkeit.
Es spart halt Arbeit, wenn ich mir die Reihenfolge der Szenen um zu einem bestimmten Ziel zu kommen vorher ausdenke, als wenn ich blind drauf los schreibe und dann 30% meiner Szenen in die tonne kloppen darf, weil sie überhaupt nicht zum Rest passen (ist mir bei meinem ersten Projekt passiert...)

Lord Bane

@ felis
Muss ich sowieso und bin froh, wenn es nicht 100% sind.  :rofl:

DarkDreamer

Zitat von: saraneth am 06. Februar 2008, 14:10:42
Fortschritte habe ich dahingehend gemacht, wie schon oben erwähnt, dass ich nun teils plane und teils frei schreibe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das so bei mir am besten geht; ich mag mich einfach nicht in enge Korsetts quetschen lassen. Das kann anderen anders gehen, ihnen ist es vielleicht sogar eine Hilfe, aber ich verliere bei einer zu festgelegten Handlung leider schnell die Lust meine Geschichte weiterzuführen. Ich gehe davon aus, dass ich sie zum Teil noch selbst entdecken möchte und mir gerade das besonders gefällt und mir großen Spaß bringt.

Mir geht es da genauso! Planlos drauflosschreiben hat nicht funktioniert und auch das detaillierte Plotten ist ordentlich in die Hose gegangen. Ich brauche meine Freiheit beim Schreiben, aber auch einen ungefähren Weg, der mir zeigt, wo es lang geht. Ich habe also lediglich mein Grundgerüst, in welches ich nach und nach die Story reinbaue, was beim Schreiben passiert. Ein Stück grob vorausplanen mit allen wichtigen Einzelheiten (so manches andere, was erst einmal nicht so wichtig ist, kommt dann beim Schreiben hinein), dann diesen Teil schreiben und währenddessen aber schon den weiteren Verlauf planen. Bei mir funktioniert es perfekt! Ich kann nicht zu weit vom Weg abkommen, andererseits habe ich auch noch meine Freiheit.

Beate

Hallo noch einmal!

Es erstaunt mich doch, wie unterschiedlich die einzelnen Methoden sind und sich doch so sehr ähneln. Es ist wirklich sehr interssant, eure Beiträge zu lesen, danke :).

@Duana
Ich glaub, du hast meinen Post falsch verstanden ;). Ich meinte genau dasselbe wie, ich habe es nur mit einer doppelten Verneinung (das heißt nicht, dass nichts mehr geändert werden kann) ausgedrückt. Anders formuliert würde es "das heißt, es kann jederzeit noch etwas geändert werden" bedeuten ;).


@Moni
Nachdem ich darüber nachgedacht habe, in welches Forum mein Thread gehört, habe ich tatsächlich nur das betreffende Forum (also Tintenzirkel) durchsucht und die anderen nicht, sorry! Falls sich die Threads zu ähnlich sind, kannst du sie natürlich gerne zusammenlegen oder diesen hier schließen. In Zukunft werde ich alle Foren durchsuchen.

saraneth

@ DarkDreamer: Wie lange hast du gebraucht um dich auf diese Methode einzufuchsen? Ich persönlich habe so einige Zeit benötigt um mich darauf zu spezialisieren.

Anfangs habe ich immer krampfhaft versucht zu plotten und habe damit eine Geschichte nach der Anderen über Bord geworfen, weil sie mir einfach nicht mehr interessant erschien (man wusste ja schon alles ;)).