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Main Quest, unbedingt nötig?

Begonnen von Zealot, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Zealot

Hallo erstmal,
ich habe mir gerade die Frage gestellt ob es eigentlich unbedingt nötig ist, dem Protagonisten auf einen Main Quest zu schicken... ich meine die meisten Fantasy-Bücher handeln vom grossen Kampf Gut gegen Böse bei denen der Held nur einige Nebenquest löst um am Ende dem Obermotz entgegen zu treten...

Das Problem ist einfach ICh habe keinen bösen Obermotz und mein Held ist auch kein wirklicher Held. Er ist nur ein junge der durch Neugier von einem Schlamassel in den nächsten  tappt... und auch die Antagonisten sind eigentlich nicht wirklich böse, für sie passt eher der umgedrehte Spruch des Mephisto aus Goethes Faust "Ich bin der, der stehts böses will und gutes dabei tut" für meine Antas würde deswegen gelten "ich bin der, der stehts das gute will und böses dabei tut"...
also was denkt ihr?? ich weiss, ich kann schreiben was ich wil, aber würdet ihr so eine Geschichte auch lesen wollen?

Hochachtungsvoll
Zelatour :)

Dorte

Ich lese keine Geschichten mit bösen Herrschern oder Leutchen, die wegen eines höheren Ziels von A nach B latschen müssen. Das hat Tolkien sehr schön gemacht, aber der 500. Abklatsch reißt mich einfach nicht mehr vom Hocker. Dementsprechend schreibe ich sowas auch nicht - keine meiner Geschichten hat den bösen Herrscher, und bisher führt auch noch kein wichtiger Weg von X nach Z, damit Y nicht in die falschen Hände fällt/zerstört wird/den wahren Herrscher erreicht/nach Avalon kommt etc.

Ein Held, der nun planlos durch die Gegend stolpert, kommt ja z.B. in "Stein und Flöte" von Hans Bemmann vor. Das Buch fand ich nicht gut, weil Lauscher (so heißt der Held) wirklich nur rumstolpert und sich wie der letzte Depp benimmt. Andere aber fanden das Buch gerade deshalb total umwerfend, da kommt man dann halt zur Geschmacksfrage ;) Ich für meinen Teil bevorzuge starke Figuren, also Leute mit ausgeprägtem Charakter (inklusive Stärken und Schwächen). Leute, denen immer nur was passiert, mag ich nicht, weswegen ich genau so jemanden in meinem Buch als Hauptfigur genommen habe, damit er endlich mal den Hintern hochkriegt - das ist einer der Plots des Buches ;)

Kurz: wenn du ein gutes Buch ohne bösen Herrscher und Weg von Beutelsend nach Mordor schreiben kannst, dann tu das. Bitte. ;D Bitte bitte!

Astrid

#2
Die übliche Suche und Reise in Fantasyromanen ist ja als Reise zu sich selbst zu interpretieren - der unbedarfte Held stoplert in der Welt rum, lernt, Verantwortung zu übernehmen, für seine Überzeugungen zu kämpfen, lernt Verlust und Liebe kennen und wird allmählich erwachsen. Daß er dabei ziemlich häufig auf den Dunklen Herrscher trifft, der die Welt unterjochen will... nun ja... gähn. Das hat sich leider seit Tolkien so eingeschliffen, aber ich kann wirklich gut darauf verzichten. Die Seelenreise bzw. persönliche Entwicklung des Helden solltest du auf keinen Fall weglassen, aber die abgedroschene Reise von A nach B durch die mannigfaltigen Orte C, D und E mit den schlecht zusammenpassende Gefährten F, G und H kannst du dir wirklich sparen. Solange es eine innere Entwicklung gibt, kann dein Held auch das ganze Buch durch kopfüber in einem Bierbottich stecken.  ;D

Zealot

ZitatIch lese keine Geschichten mit bösen Herrschern oder Leutchen, die wegen eines höheren Ziels von A nach B latschen müssen. Das hat Tolkien sehr schön gemacht, aber der 500. Abklatsch reißt mich einfach nicht mehr vom Hocker.
eben, darum gings mir auch :) genauso schlimm finde ich inzwischen auch die Geschichten von wegen "XY aus unserer Welt, findet ganz reinzufällig ein Tor und eine andere Welt und wird dann in den Konflikt Gut gegen Böse gezogen"....
Das mit dem Stolpern war auch nur symbolisch,
gemeint... ;) Er ist ein ganz normaler junger Mann (für diese Welt) der irgendwann den Tipp bekommt einfach mal die ferne zu Erkunden ausserhalb der Stadt in der er Aufwägst. Also stellt er sich die alles entscheidende Frage, eine Frage die sich jeder von uns schon einmal gestellt hat. Eine Frage, aus deren Kraft heraus schon Weltwunder geschaffen worde sind....
und diese Frage lautet: "Warum eigentlich nicht?" ;)
ZitatDie übliche Suche und Reise in Fantasyromanen ist ja als Reise zu sich selbst zu interpretieren
wo du gerade von der reise zu sich selbst sprichst, ich merke mit unter das mein Prot mir immer ähnlicher wird...
 :o

Rei

Hmm, ich denke, es muß nicht immer der böse Herrscher am Ende sein... Hauptsache, die Geschichte hat überhaupt einen Sinn. Wenn ich A nur nach B, C, D und E tolpatschen lasse, wo sich alle über den armen Kerl kaputtlachen, weil ers zum dritten Mal nicht gebacken kriegt, seine Schuhe zu binden, dann finden die Leutchen im Dorf, die das in der Geschichte zum ersten Mal sehen noch witzig. Ich als Leser nicht mehr. Und das ist dann der Zeitpunkt, an dem ich das Buch zuklappe...

Wenn die Reise ihm aber dazu dient, sich zu entwickeln, dabei vielleicht etwas zu bewirken... Keine Ahnung, er trifft vielleicht jemanden, der ihn unter seine Fitiche nimmt, der ihm zeigt, wie man in dieser fiesen, gemeinen Welt zurecht kommt... Oder er fühlt zum ersten Mal, daß er auch sterblich ist, hat er sich doch immer für so unverwundbar gehlaten... Oder er trifft einfach die Liebe seines Lebens da draußen, heiratet sie und kehrt zusammen mit ihr nach Hause zurück...  Solche Geschichten klappe ich nciht zu und lege sie auch nicht weg (außer, sie sind grottenschlecht geschrieben...  ;)).

Au ja, das Tor... Das kann ich auch nicht mehr lesen... Schrecklich...

Zealot

Der Plot der Geschichte geht ungefähr so:
Junge wächst in den Slums einer Stadt auf -> Junge schuftet in Kohlemine -> Junge trifft alten Mann der die Welt von Ausserhalb kennt -> alter Mann sagt: "Geh raus und lerne die Welt kennen, weil hier du sterben jung" -> junge denkt sich erst "hmmm Priester sagen Welt ausserhalb schlecht und verdorben ->dann "hummm, warum nicht" -> junge geht raus und erlebt viele Abenteuer -> wird nicht verraten ;)

Schelmin

Zitatweil hier du sterben jung

Ich habe ihn erkannt! Es ist Yoda!

Nein, das ist als Anfang doch okay. Aber irgend ein Ziel sollte er für sich doch finden. Er kann es ja auf seiner Reise finden. Vielleicht hat er ja einen Traum, den er immer verdrängt hat, weil er sich dachte: das schaffe ich nie. Und jetzt wagt er es. Oder so.

Zealot

ZitatIch habe ihn erkannt! Es ist Yoda!

Nein, das ist als Anfang doch okay. Aber irgend ein Ziel sollte er für sich doch finden. Er kann es ja auf seiner Reise finden. Vielleicht hat er ja einen Traum, den er immer verdrängt hat, weil er sich dachte: das schaffe ich nie. Und jetzt wagt er es. Oder so.

deswegen steht am ende ja auch -> wird nicht verraten :p
natürlich muss auch diese Geschichte so eine Art Finale haben... aber um ehrlich zu sein, weiss ich noch nicht wie es aussieht, vielleicht fällt mir das noch ein.... ;)

Manja_Bindig

meine helden reisen gerne, deswegen reisen sie.

Schelmin

Vielleicht begibt er sich ja auf eine Suche, und weiß gar nicht genau, was er sucht. Er wird getrieben von einer Sehnsucht, aber er weiß nicht wonach. Am Ende findet er etwas ganz unscheinbares, und weiß aber, daß es genau das war, wonach er gesucht hat.


Rede ich jetzt dummes Zeug?:-/

Zealot

ZitatRede ich jetzt dummes Zeug?:-/
natürlich nicht ;)
Nun, der Grund warum sich der Char hinaus in die gefahrvolle und angeblich verfluchte Welt begibt, ist ganz banale Abenteuerlust und Neugier ;)
Das er da vielleicht das ein oder andere Geheimnis lüftet, wird sich nicht vermeiden lassen ;D

Feuertraum

Äh...im Gegensatz zu meinen Vorrednern sage ich ein ganz klares JA!
Warum?
Ich hatte während meiner Schreibausbildung 3 sehr wichtige Regeln gelernt:
1. Konflikt
2. Konflikt
3. Konflikt

Und im Prinzip läuft jede Geschichte darauf hinaus. Auch wenn Astrid sich därüber ereifert, aber ich wette, in jeder ihrer 3 Fragezeichen Bände läuft ein solcher Typus: "Gut gegen Böse" ab
Und das ist irgendwo auch gut so.

Man darf sich das Böse jetzt nicht unbedingt als alles verschlingende Macht vorstellen, aber es muß trotzdem etwas sein, was der Held als Endaufgabe hat, sein Ziel. Ansonsten würde ich als Leser mir irgendwo vera.... vorkommen.

Und was das abgeschliffene angeht.
Ja, gebe ich Ihnen recht.
Und trotzdem erscheinen Monat für Monat so viele Fantasyromane mit eben diesem Abgeschliffenen, und es wird gekauft.
Würde es nicht gekauft werden, dann würde es auch nicht mehr Erscheinen und sowohl Verlage wie auch Autoren umdenken.
Das passiert aber nicht: quad erum demonstratum: das Thema ist nicht wirklich tot.

Thats my two cents

LG

Feuertraum


Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Rei

#12
Von Adrian Mole gibts noch mehr Teile als den einen? *amazon durchwühl* Ich könnt heut noch Tränen lachen, wenn ich an die Salamischeibe denke, die tagelang auf dem Küchenboden lag...

Hmm, muß eine Geschichte unbedingt einen Konflikt mit jemand anderm beinhalten? Reicht nicht ein Konflikt, den die Figur mit sich selber hat? *grübel* Konflikt ist schließlich Konflikt. Und wenn "Ich" etwas erreichen will, "Mir" aber selbst im Weg stehe, KÖNNTE das zu einem Problem werden...  ;D

Flafi

Es ist nur halt einfacher, einen solchen inneren Konflikt auf einer Reise oder einem kleinem Abenteuer auszuarbeiten und diesen nach und nach vieleicht entstehen zu lassen oder aber halt zu lösen bzw. den Prot. reifen zu lassen.

Sicherlich, muss dies nicht in einer Geschichte Gut gegen Böse sein, aber halt verpackt in einen Rahmen mit wenigstens einem weiteren handlungsstrang, liest es sich halt besser.
Zumindest bei längeren Geschichten, also alles was über eine Novelle hinausgeht.

Ich lese z.B. seit über einem Jahr an dem Buch "Tochter des Winds" von Elisabeth Haydon, der erste Teil aus der Rhapsody Saga. Ich zwinge es mir nun hinein, weil ich einfach keine Geschichten unvollendet gelesen lassen kann. Aber in dem Buch gibt es für mich nciht soetwas wie ein Ziel. Zu Anfangs ja, da gab es einen Grund für die Reise, dies machte aber 100 von über 800 Seiten aus.... Irgendwas, dem man entgegeneifern kann, sollte für mcih da mit hinein.

Gruß
Flafi

Roland

Man sollte aber darauf achten, wenn man einen "typischen" Fantasyroman erzählt, dass es eben nicht "typisch" wirkt. Ich kann die ganzen Geschichten allmählich nicht mehr lesen, in denen immer ein Gegenstand gesucht wird. Aus Herr der Ringe mach Herr der Dolche, Kronen usw... Es gibt massenhaft Abklatsch von solchen Sachen, die groß und berühmt sind. Meist ist es nicht mit Absicht, dass es sich wie ein Abklatsch liest, aber denk dir halt etwas Bombastisches aus, von dem die Grundidee eine völlig neue ist im Gegensatz zu den üblichen Fantasyplots.


Lg Wulli!