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Wenn es kräftig stürmt und blitzt...

Begonnen von Lavendel, 29. Juli 2007, 17:52:24

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Lavendel

So, ihr Lieben!

Ihr kennt das doch sicher:

Die Frau im Nachthemd knarrt die Treppe hinauf - die flackernde Kerze mit zitternden Fingern umklammert. Als sie die gruselige Tür zum Speicher aufstößt, kracht es ordentlich. Ein Blitz zuckt über das verängstigte Gesicht, ein bösartiger Windstoß bläst die Kerze aus, und in der Dunkelheit hören wir nur noch den grauenerregenden Schrei... :laken:

Das ist nur eine Situation, in der das Wetter zum Erzeugen von Atmosphäre stereotypischerweise verwendet wird. Bei dramatischen Kämpfen oder Liebesszenen und auch bei Beerdigungen regnet es chronisch, in glücklichen Kindheitserinnerungen streicht eine laue Frühlingsbrise durchs Haar des Helden. Und dann die Sturmwolken, die sie bedrohlich symbolisch am Horizont zusammenbrauen, der Cowboy, der in den Sonnenuntergang reitet... :d'oh:

Das kann schon nerven. Wenn es schlecht gemacht ist. Und wenn es gut gemacht ist? Nervt es dann trotzdem, wenn das Wetter Gefühle widerspiegelt? Oder macht das die Situation intensiver, die Atmosphäre greifbarer?

Was meint ihr?

Vom Regenklopfen auf dem Dachfenster angeödet,
Lavendel

Chuck

Also ich finde, es ist definitiv kein Muss! Aber ich finde es super. Generell nehme ich mal den Film als Vorlage, dessen Situationen ja auch mit Musik untermalt werden, die auch für gewisse Situationen typisch sind.
Und das Wetter ist ja immer etwas im Hintergrund, was nicht direkt zur Story gehört (Back to the future mal ausgenommen). Daher stört es mich nicht und trägt für mich auch nicht zur Unlogik oder gar Unrealismus bei.

Monika

Hey Lavendel,

ich finde, wenn es gut geschrieben ist, kann das Wetter die erzeugte Atmosphäre ausgezeichnet unterstützen. Gerade in Gruselszenen aber auch um glückliche Momente zu beschreiben. Vielleicht liegt das daran, das wir uns dann besser unbewußt mit der Situation identifizieren können, denn wen hat nicht schon im Gewitter oder bei einem Abendspaziergang oder einer Nachtwanderung in einer Neumondnacht im Nebel das Grauen gepackt (insbesondere, wenn man kurz vorher ein entsprechendes Buch gelesen oder einen gruseligen Film gesehen hat). Und Die Beschreibung glücklicher Momente wird sicherlich durch Gefühle und Erinnerungen unterstützt, die wir mit angenehmen Dingen verbinden wie z.B. die erwähnte Windbrise im Haar oder der Sonnenschein auf dem Gesicht.

LG
Django

Antigone

Ich muss gestehen, da hab ich mir bis dato noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich geh grad im Kopf meine bisherigen Geschichten durch, ob da das Wetter wohl eine bestimmte Bedeutung hatte, aber wohl eher nicht.

Aber aufgrund deiner angeführten Beispiele wär ich schon versucht, mal alles absichtlich gegen diese Klischees zu schreiben: sprich, Monster, die bei strahlendem Sonnenschein zu Mittag metzeln, Helden, die ihre gesamte Kindheit im strömenden Regen verbracht haben und Cowboys, die sich nach dem Happy End im Finstern aus der Stadt schleichen... ;D

Lg, A.

Manja_Bindig

Es ist kein Muss, dass es stürmt und blitzt, wenn es gruselig ist.
In der "Tamir Triad" von Lynn Flewelling gibt es eine Szene, in der Tamir zum Turmzimmer ihrer verstorbenen Mutter hochgeht, in einer sehr stillen, ruhigen NAcht(ich weiß nicht mehr, welche Jahreszeit, ich glaube Herbst...), aber trotzdem ist schon das Hochgehen dermaßen gruselig... von dem danach rede ich erst gar nicht.

Mir ist aufgefallen, dass ich in letzter Zeit dazu tendiere, es regnen zu lassen, wenn meine Charaktere Clinch miteinander haben, einfach, weil es passt. Bei Regen geht man normalerweise nicht raus, sie hocken also aufeinander, die Stimmung ist absolut mies... und wenn einer rausgeht ins Mistwetter, ist er wirklich am Ende mit den Nerven. :) Das ist ein Fall bei mir, wo ich merke, dass ich Wetter unbewusst nutze, um eine Stimmung zu erzeugen und aufrecht zu erhalten und eine Situation zu zeigen.


Das andere ist Gewitter. Ich selbst hab eine gewisse furchtsame Faszination vor Gewittern, sie machen mir eine Scheißangst, aber sie sind auch schön.
Ein Chara von mir kam nach langer Abwesenheit im Gewittersturm zurück und wurde von meinem 12-jährigen Hauptchara draußen im Wald aufgesammelt - sie kamen beide quatschnass zu Hause an, in eine gemütliche, ruhige Atmosphäre. Der Kontrast zu draußen war deutlich spürbar, auch wenn Avol Gewitter überaus toll findet. Er mag die KRaft, die dahinter steht... tatsächlich empfindet er Gewitter - anders als ich - durchaus als positiv, das Wetter bietet mir also auch Gelegenheiten, Charas zu charakterisieren.

Außerdem erinnere ich mich an eine englische Fanfiction, die ich vor kurzem geschrieben habe, eine Songfic zu Vienna Tengs "Lullaby for a Stormy Night" - natürlich hat es geblitzt und gedonnert. Allerdings hat diese Geschichte eine unheimlich ruhige Atmosphäre in sich, das fand ich sehr faszinierend, als ich das wieder durchgelesen habe. (Kurzhandlung: Eine Mutter versucht, ihre zwei kleinen Söhne zu beruhigen, die eine Heidenangst vor Gewittern haben)


Ich benutze das Wetter eigentlich gern, wenn auch meistens unbewusst, um Situationen zu erzeugen - siehe mein Regen. Außerdem ist es doch - seien wir ehrlich - viiiiiiiel stylischer, den traurigen, verwirrten sich hilflos fühlenden Chara wortwörtlich im Regen stehen zu lassen. Ich persönlich jedenfalls lasse mich zu leicht von der Sonne wieder aufheitern...

Espérance

Man sollte es auf keinen Fall übertreiben, aber an sich ist das Wetter super geeignet um Stimmung zu schaffen.
Bei mir ist es dann zum Teil auch so, dass sich das Schicksal meiner Charas durch das Wetter ändernd. Z.B. ein Pärchen ist im Gebirge unterwegs, es fängt ein Unwetter an, der Mann stürzt in eine Schlucht, die Frau bleibt am Berg zurück, ist total am Ende und es regnet und stürmt grauenvoll.

Man soll es, wie gesagt, ja nicht übertreiben und es immer nur Regnen lassen, wenn sich der Charakter mies fühlt (er kann sich ja genauso mies fühlen z.B. wenn seine Beziehung gerade auseinander gebrochen ist, er geht nach draußen, es ist ein wunderbar sonniger Tag und er sieht nichts als verliebte Pärchen).

Aber es ist schon etwas anderes, wenn jemand in einem nebligen Moor ist und sich gruselt oder auf weitem Feld und die Sonne scheint.

Übertrieben finde ich, wenn das Wetter schlagartig umschlägt, sobald eine gute Situation ins schlechte wechselt (habe ich letztens mal in einem Film gesehen, da musste ich trotz der blöden Situation mich erstmal schieflachen).

Grey

Och ich weiß nicht ... Ich mag es auch sehr gern, wenn das Wetter ironischerweise ÜBERHAUPT nicht zur Stimmung passt ... vor allem meine derzeitig Prota freut sich dann immer besonders, aber die 'freut' sich ja sowieso über alles ... :snicker:

Artemis

Bei mir hat das Wetter auch eher weniger mit der Szene zu tun.
Eine Szene habe ich, die an der Küste spielt - es ist stürmisch, es ist kalt, und trotz allem kochen da die Hormone  ::) *hust* Ein Wunder, dass die beiden Leute sich da nicht den Hintern abgefroren haben ...

Ansonsten halte ich es mit dem Wetter stets nach Lust und Laune. Mal gießt es aus Kübeln, mal brutzelt die Sonne runter ... aber diese melodramatischen Wolkenbrüche bei Beziehungstrennungen, wenn das Mädel heulend und schluchzend im Regen steht und ihr Schatzi abhaut - neee, ist nix für mich  :gähn:

Genauso übel finde ich Gewitter bei Schlachten. Ok, das mag furchtaussehend wirken, aber ... ich will mir NICHT vorstellen, was passiert, wenn der jubelnde Sieger auf nem Hügel steht und das Schwert in die Luft hält ^^° 
Brathähnchen lässt grüßen ... dem wirds wohl den Helm an den Schädel schweißen

Nagi Naoe

Hallo, Lavendel!

Ich kann mich zu teilen Grey anschließen.
Wenn z.B. bei Beerdigungen die Sonne scheint wie nie, und meine Charaktere dann anfangen, alles zu hassen, insbesondere das Wetter, mag ich es besonders gerne ^^.
Für mich ist das Wetter gut, um Situationen zu unterstützen, oder Spannung aufzubauen oder auszuweiten, allerdings kann ich es nicht leiden, wenn dann damit übertrieben wird.

Nicht jede Situation braucht haargenau detaillierte Wetterbeschreibungen.

bis bald,
Nagi.

Lavendel

ZitatGenauso übel finde ich Gewitter bei Schlachten. Ok, das mag furchtaussehend wirken, aber ... ich will mir NICHT vorstellen, was passiert, wenn der jubelnde Sieger auf nem Hügel steht und das Schwert in die Luft hält ^^°
Brathähnchen lässt grüßen ... dem wirds wohl den Helm an den Schädel schweißen
;D
Das wäre jedenfalls die gerechte Strafe und ein klarer Fall für den Darwin Award :snicker:. (Man könnte ja mal den Darwin Award in Fiction vergeben ::))

Mir ist schon seit einiger Zeit aufgefallen, dass in meinem Buch schon seit der ersten Seite  fast durchgängig mieses Wetter herrscht (was aber auch an der Jahreszeit liegt - naja und sie hatten halt einen drückend schwülen Sommer *mehr Ausreden such*).

Aber zum Beispiel kriege ich das kalte Grausen, wenn ich eine Romanzenszene lese, in der die Liebenden im strömenden Regen voreinanderstehen und sich ihrer Gefühle bewusst werden...
Andererseits: Ich fand ja, dass die Schlachtszene in Narnia (die ja unter strahlend blauem Himmel stattfand) einfach ziemlich albern wirkte.

Ein bisschen Dramatik muss schon sein - und manchmal ist das Wetter da ja ganz hilfreich. Auch wenn es ziemlich unrealistisch ist, wenn es immer zur Stimmung passt.

Antigone

Zitat von: Artemis am 29. Juli 2007, 19:32:58
Genauso übel finde ich Gewitter bei Schlachten. Ok, das mag furchtaussehend wirken, aber ... ich will mir NICHT vorstellen, was passiert, wenn der jubelnde Sieger auf nem Hügel steht und das Schwert in die Luft hält ^^° 
Brathähnchen lässt grüßen ... dem wirds wohl den Helm an den Schädel schweißen

Mir fällt da spontan weniger die GEfahr ein, vom Blitz getroffen zu werden, als vielmehr, dass sich das Schlachtfeld in allerkürzester Zeit in ein Schlammfeld verwandelt. Wenn da ein paar hundert Füße und Hufe über eine Wiese latschen, würden die doch ziemlich bald alle im Gatsch versinken. Also, wenn ich da ein Feldherr wäre, würd ich das Ganze verschieben, bis wieder die Sonne scheint...

Lg, A.

Coppelia

#11
Ich nutze total gern das Wetter! :D

Wer kennt nicht die gruselige Spannung, die über der Welt liegt, bevor ein Gewitter losbricht? Ich werde das auch am Anfang meines neuen Projektes wieder ausführlich nutzen. Aber bitte, nicht ohne Sinn - das Wetter muss entsprechend sein, die Voraussetzungen für Unwetter müssen da sein, und die Menschen müssen vorher schon bemerken, dass es Gewitter geben wird. Nichts ist so merkwürdig wie eine plötzliche Wetteränderung, nur weil sie zur Stimmung passt. ;)

Aber ganz wichtig ist, dass die Figuren auch aufs Wetter reagieren. Wenn es kalt ist, friert man natürlich, und wenn man länger bei Kälte draußen bleibt, sterben einem die Finger ab, man versucht alles Mögliche, um warm zu werden ... wenn es heiß ist, schwitzt man, wenn es regnet, friert man und leidet vor sich hin, alles ist nass, die Hose wird von unten her nass, das Haar tropft, man will nur noch rein, bei drohendem Gewitter ist man rastlos, man schwitzt häufig auch, sieht den Himmel an, versucht abzuschätzen, wann das Gewitter kommt ... das alles klingt, als würde es sich von selbst verstehen, aber ich finde, es wird in Büchern häufig vergessen.

Eine meiner Lieblingsgeschichten beginnt im Dauerregen. Die Stimmung der Hauptpersonen ist ziemlich hoffnungslos, aber sie ertragen ihre Lage zynisch. Das Bild, wie sie wie zwei begossene Hunde in aufgeweichten Klamotten durch den Schlamm auf dem Weg waten, hat mir sehr dabei geholfen, die Stimmung zu erzeugen, die ich gern haben wollte.

Aber ich reagiere auch selbst sehr aufs Wetter, und meine Stimmung ist von ihm abhängig - unrealistisch ist das bestimmt nicht.

FeeamPC

Bei Schlachten wäre es schon der Waffen wegen angebracht, nur bei gutem Wetter zu kämpfen. Bogensehnen mögen keine Feuchtigkeit, und das Pulver der altmodischen Musketen und Vorderlader wohl auch eher nicht. Nur moderne Waffen schießen unabhängig vom Wetter (und der steinzeitliche Faustkeil des Neandeertalers war wohl auch nicht wetterabhängig).

Grey

Stimmt schon, aber auch die Leute damals konnten sich das Wetter nicht aussuchen ... und wenn du lange eine Schlacht geplant hast, sagst du die wohl nicht einfach ab, weil es regnet ... ^^

Lavendel

Aber als Autor/in hast du ja die Macht übers Wetter.
Die Frage ist: Macht man eine Schlacht mit Weltuntergangslich und ordenlich Kawumms am Himmel oder lässt man es.

Wenn ich eine Outdoor-Szene schreibe, mache ich mir immer Gedanken um das Wetter, weil es natürlich immense Auswirkung auf die Stimmung und die Atmosphäre hat. Selbst wenn Leute drinnen sitzen - es gibt Fenster. Die Frage ist einfach nur: Wo ist die Grenze zur Übertreibung?