Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Cherubim am 26. Februar 2011, 14:26:54

Titel: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Cherubim am 26. Februar 2011, 14:26:54
Ich hoffe, mein Titel ist nicht zu verwirrend.  :hmmm:

Ich lese gerade den 3. Teil einer Krimiserie und das ist mir aufgefallen, dass die Prota auf den ersten Seiten das Aussehen von schon bekannten Personen beschreibt. Ich war erst überrascht, aber ehrlich gesagt, hätte ich nicht mehr gewusst wie die aussehen. Die Veröffentlichungen der Bände liegen immer mindestens ein Jahr auseinander.

Lange Rede, kurzer Sinn, wie haltet ihr das? Beschreibt ihr eure Protas in jedem Band neu. Oder setzt ihr das Wissen voraus? Wie gesagt, es liegt oft ein längerer Zeitraum zwischen den Büchern. Hebt ihr nur noch Besonderheiten z. B. eine Narbe oder ähnliches hervor.
Ich bin ganz erstaunt, weil mir dieses Thema noch nie bewusst geworden ist.
Wie handhabt ihr das? Ich tendiere im Moment wirklich dazu, sie zumindest kurz in jedem Band zu skizzieren.

Diese Frage kann man natürlich auch auf andere Bereiche übertragen, z. B. spezielle Fähigkeiten, die nur selten gebraucht werden usw.

Was findet ihr wichtig, in folge Bänder erwähnt zu werden? Gibt es einen Unterschied zwischen Reihen, wo die Geschichte nur locker verbunden ist, aber natürlich die gleichen Protas und richtigen Mehrbändern?

So Fragen über Fragen. Ich bin schon wirklich auf eure Antworten gespannt.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Sprotte am 26. Februar 2011, 14:39:02
Ich habe - irgendwo - gelesen, daß man bei Fortsetzungen in den ersten drei Folgebänden die Geschichte aus Band 1 ff noch einmal wiederkäuen sollte. Das gleiche trifft dann, denke ich, auch für das Aussehen der Helden zu.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Wollmütze am 26. Februar 2011, 14:50:55
Hallo Cherubim,  :winke:

Ich hab letztens von Cody McFaden erst Das Böse in Uns und danach Ausgelöscht (Thriller) gelesen, in beiden ermittelt die selbe Agentin. Als ich mit Ausgelöscht angefangen habe fiel mir das plötzlich ganz negativ auf mit der Personenbeschreibung. Da wurde jeder aus dem ganzen Team noch mal skizziert mitsamt Aussehen, Lebensgeschichte usw. Natürlich nervt das teilweise und besonders wenn es wie kopiert und in den neuen Band eingefügt wirkt, aber gerade bei Krimis und Thrillern, die alle unabhängig voneinander sind, in denen aber die selben Protagonisten ermitteln, ist es meiner Meinung nach richtig. Schließlich könnte man die auch alle unabhängig voneinander lesen.
Bei Trilogien im Fantasy Bereich nervt mich das schon mehr; denn wenn die Story fortgesetzt wird setzt man ja eigentlich automatisch voraus, dass der Vorgänger gelesen wurde.
Also:
Bücher mit den selben Protas aber neuem Plot - Ja, aber gezügelt.
Bücher mit den selben Protas und der Fortsetzung des alten Plots - Nein, das muss wirklich nicht sein.  :hand:

LG,
Wolli  ;)

Edit: Ich finde es gut wenn man es so handhabt wie in den Eragon-Büchern, in denen Christopher Paolini am Anfang jeder Forstsetzung quasi ein "Was bisher geschah..." geschrieben hat. Das konnte man dann lesen oder es eben lassen. Ich weiß nicht genau ob darin auch das Aussehen erwähnt wurde, ist schon etwas her mit dem Lesen der Reihe, aber für das Auffrischen der Handlung ist es auf jeden Fall optimal  :)
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Rakso am 26. Februar 2011, 15:00:40
Szervusz Cherubim,

ich schließe mich da meinen beiden Vorrednerinnen größtenteils an. Bei Geschichten, egal ob es jetzt die Fortsetzung oder eine völlig neue Handlung ist, habe ich es mir angewöhnt meine Protagonisten wenigstens etwas zu skizzieren. Ich würde davon abraten, den Text der im vorherigen Band geschrieben wurde zu kopieren. Viel mehr eine klitzekleine Zusammenfassung.

Ein anderer Fall wäre es, wenn an einem Charakter etwas "Neues" hinzugekommen ist. Zum Beispiel plane ich für einen Wissenschaftler, der am Ende einer Geschichte einen Arm verliert. In der (hoffentlich) darauffolgenden Geschichte bekommt er eine mechanisch-magische Prothese. Die wird natürlich erläutert und aus seiner wissenschaftlichen Sicht erläutert.

Generell tendiere ich dazu, je nachdem wie die Wahrnehmungsfähigkeiten meiner Protas sind, Veränderungen nach und nach aufzudecken.

Gruß,
Szajkó
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Derexor am 26. Februar 2011, 15:11:09
Nein, das Aussehen würde ich nicht voraussetzen. Lieber einmal mehr beschrieben, als einen verwirrten Leser mehr.
Die eigentliche Handlung würde ich, bei Szenen die sich auf sie beziehen, klitzeklein zusammengefasst wiederhohlen.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Cherubim am 26. Februar 2011, 15:32:11
Danke schon mal für eure Antworten. So wie Sprotte das geschrieben hat, könnte ich mir das auch gut vorstellen. Wer den 5. Band einer Reihe liest, ist vermutlich auch ein Fan davon und kennt die Charaktere.

@Wollmütze: Ist ja lustig. Jetzt rate doch mal, welches Buch mich auf diese Frage gebracht hat. Ich lese gerade "Das Böse in dir" von Cody Mcfayden. Die Beschreibungen müssen echt markant sein, dass sie uns beiden so aufgefallen sind.
Aber deine Antwort bezüglich Reihen und Mehrteiler würde ich wohl so unterschreiben.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Telas am 26. Februar 2011, 20:21:56
Ich halte generell nicht zu viel von ausführlichen Beschreibungen. Mir reicht es meistens, wenn der Prota in drei, vier Sätzen beschrieben wird und wenn es dann in einer Buchserie in jedem Band vorkommt, dann meistens auch nur ganz kurz. Deshalb stört es auch nicht wirklich.
Man darf aber nicht die Eventualität vergessen, dass ein Leser vielleicht einen Band kauft, obwohl er gar nicht weiß, dass er Teil eine Serie ist.
Würde er also aus Versehen Band 2 erwischen und der Prota würde nicht mehr beschrieben, dann hätte der Leser keine Chance, sich die Optik des Charakters vorzustellen.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: der Rabe am 26. Februar 2011, 20:52:59
Schwierige Frage. Ich finde es kommt darauf an. MIch nervt es meistens, wenn in den Folgebänden zu viel wiederholt wird. Einer meiner LIeblinge Luca Trugenberger hat in den Bänden 2 und 3 seiner Damlo-Reihe auf den ersten 50 SEiten ziemlich viel wiederholt, was ich total nervig fand, was man aber leider nicht überspringen konnte, weil zu viel Geschichte dazwischen war.

Eine gute Lösung wie ich finde, hat Licia Troisi bei ihrer Drachenreiterin gefunden: Den Bänden 2 und 3 hat sie Briefe vorangestellt von jeweils einem Protagonisten geschrieben, in denen das Vorangegangene noch einmal kurz zusammengefasst wird. Die habe ich sogar gerne gelesen, und danach konnte sie "unbeschwert" die Geschichte fortsetzen.

Personenbeschreibungen kann man meiner Meinung nach auch unauffällig verstecken, indem bspw. Person X ihre langen, braunen Locken zwischen den Fingern zwirbelt oder ähnliches. Aber alles noch einmal und am besten im genauen Wortlaut von Buch 1 zu wiederholen, finde ich blöd. Und ich fühle mich dann auch häufig nicht ganz ernst genommen.

Allerdings gebe ich gerne zu, dass ich dementsprechend gerne den anderen Weg nehme und zu viel voraussetze. Meine Geschichten, an denen ich gerade arbeite, bauen aufeinander auf, und dabei kann es passieren, dass ein unbedarfter Band-2-vor-Band-1-Leser tatsächlich einige Sachen nicht ganz verstehen könnte. Aber vielleicht kann man dem ja vorbeugen, indem man fett "Das ist eine Fortsetzung" auf die erste Seite schreibt. ;D  Am besten in blinkender Laufschrift...
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Runaway am 26. Februar 2011, 21:56:08
Ah, Rabe, ich stimme dir so zu. Mich langweilt sowas als Leser auch eher und als Autor... ich bin ja ein großer Freund der Fortsetzungsromane und ich versuche zwar, alles immer so zu beschreiben, daß auch ein Unkundiger nicht so dasitzt:  ???
Ich halte das aber bei mir durchaus noch für verbesserungswürdig. Darauf muß ich meine Geschichten noch mal sehr abklopfen.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Kraehe am 26. Februar 2011, 22:26:53
Hm.
Mir fiel das beim Lesen auch manchmal schon auf.
Und ich denke auch, dass es davon abhängt, wie eng die Fortsetzungen miteinander zusammenhängen sollen. Wenn sie nur lose verbunden sind, dann muss die BEschreibung halt nochmal rein. Wobei man sich ja trotzdem einen neuen Text einfallen lassen könnte ;)
Generell bin ich der Typ Leser, der Was-Bisher-Geschah's und wiederholende, nervende Beschreibungen dann eher überfliegt, sofern ich meinem Gehirn noch genug Leistung zutraue, dass der Vorband nicht zu lange her war.

Was jetzt aber das Schreiben und Wiederbeschreiben angeht...
Ich denke doch, dass man das machen kann/sollte, dann eben vielleicht etwas dezenter und nicht in großen Absätzen über ganze Seiten.
Ich meine: Prota A kann vor Prota B stehen und seine dunklen Haare bewundern, weil sie die schon immer geliebt hat, oder aber an der Narbe unter seinem Auge hängen bleiben, weil die früher noch nicht da war etc. ... ich denke halt auch, dass man das gut "unbemerkt mit reinfließen" lassen kann, in kleinerem Rahmen.
(aber ich glaube auch, dass ich keine so große Auf-einmal-Beschreiberin bin... Ich handhabe das meistens so, dass es Szenen gibt in denen vorgestellt wird und in denen die Infos dann nach und nach einfließen...)
Also:; Beschreiben ja. Aber die ausführlichste Beschreibung sollte dann doch am Anfang / im Anfangsband zu finden sein. Und wer dann - speziell Fantasy - weiterliest, sollte sich zumindest ein wenig erinnern. Muss ja auch einen Grund geben, dass man weiterliest. :)

Was das Eingehen auf Vorhandlung angeht: weiß ich nicht. Man kann was voranstellen, aber mir persönlich war das bei Eragon immer zu lang. (naja, ist eine Weile her.) Ich würde mich da doch sehr kurz halten. Vor allem, weil ich sowas ja wirklich nicht gerne selber lese... 8)
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: RubinaGela am 27. Februar 2011, 01:19:02
Ich bin auch für das unauffällige Einbauen in den Lauf der Geschichte. Aussehen funktioniert gut wie Rabe und Krähe schon beschrieben haben, die Handlung kann man in Dialogen mit unterbringen (man erzählt sich von den Ereignissen, gibt seinen Senf dazu, lästert oder schimpft über etwas - Kneipen sind dafür wie geschaffen oder auch Marktplätze... oder sonstwo eben)

Die Briefe am Anfang sind wirklich eine gute Idee.  :D  Eine andere Möglichkeit in dieser Richtung wäre vielleicht eine Proklamtion, ein Zeitungsartikel oder Bericht im Fernsehen (je nachdem wo oder wann die Story geschieht und wie solche Nachrichten da hineinpassen).

Ganz weglassen würde ich es nicht, denn der Leser hat garantiert zwischendurch andere Bücher verschlungen und einiges nicht mehr so genau in Erinnerung. Zumindest wäre eine eingebaute erneute Beschreibung wichtiger Fakten eine Erleichterung beim Wiedereinstieg.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: zDatze am 28. Februar 2011, 15:34:34
In den Krimis, die ich bisher gelesen habe, ist mir dieses Analysieren des Äußeren auch aufgefallen. Meistens etwas platt und an einem Stück. Das liegt wohl in der Natur des Protas, der ja oft auch der Ermittler ist.
Mir ist das bisher auch eher unangenehm aufgefallen, aber ich hab das auf die Eigenart der Autoren geschoben. (Außerdem bin ich nicht so belesen in den Genre. Und vielleicht habe ich bisher auch die "falschen" Krimis erwischt.) Was mich allerdings viel mehr gestört hat, war das Wiederholen der halben Lebensgeschichte. :P

Hm, man darf aber auch nicht vergessen, dass es sich bei Cherubims Buch um einen Krimi handelt. Da kann man - meiner Meinung nach - die Handhabung des Aussehens (und die Wiederholung davon) nicht unbedingt 1 zu 1 auf ein Fantasyprojekt ummünzen.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Leo am 28. Februar 2011, 20:25:50
In einer Serie würde ich das Aussehen der Protagonistin nicht noch einmal komplett beschreiben: wenn ich drei Bände einer Serie lesen würde, und mich in jedem erst durch die Beschreibung ein und desselben Charakters quälen müsste, hätte ich wahrscheinlich keine Lust, mehr zu lesen.  :P

Eine Lösung könnte die Einführung eines Personenregisters sein, in dem die Protas beschrieben werden. Wer dann das erste Mal etwas aus der Reihe liest, kann einfach nachgucken, und den Rest stört es nicht. Details können (sollten) immer noch erwähnt werden; besonders schön ist es natürlich, wenn sich die Informationen aus den verschiedenen Bänden wie ein Puzzle zusammenfügen.  ;) Die wirklich markanten Dinge können auch ruhig wiederholt werden; ebenso natürlich alles, was für den Plot relevant ist.

Wenn der Plot der einzelnen Bücher aufeinander aufbaut, würde ich stattdessen eine Einleitung "Was bisher geschah" voransetzen - wie Wollmütze es bereits geschrieben hat - und darin auch das Aussehen der Hauptcharaktere mit einfließen lassen.

Wenn es keine direkte Reihe ist, sondern einfach ein Charakter aus einem anderen Buch "recycelt" wird, ist das natürlich etwas anderes; ich persönlich mache es gerne so, dass er wie ein neuer Charakter eingeführt wird, und bei Kennern dann irgendwann der Aha-Effekt eintritt. (Das heißt: zumindest habe ich es so geplant, in der Ausführung ist es noch nicht so weit). Das sollte dann auch in beide Richtungen funktionieren, je nachdem, welches Buch der Leser zuerst gelesen hat.

LG, Leo
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: silence am 28. Februar 2011, 21:21:23
Ich schließe mich Leo an. Wenn ein Charakter recycelt wird, ist eine typische Vorstellung denke ich die beste Lösung. Es muss ja auch nicht jedesmal eine haarkleine Beschreibung sein. Man könnte auch von Buch zu Buch eine kleine Veränderung einbringen. So hat Prota A zum Beispiel eine Vorliebe für ausgefallene Frisuren, und hat in jedem Buch eine andere. So kommt man zwangsläufig dazu, eine Vorstellung zu schreiben.

Mir gefällt auch die Idee, eine Einführung in die bereits bestehende Handlung bei Folgebüchern durch einen Brief oder Nachrichten zu realisieren. Es birgt ein ziemlich großes Potenzial, welches man mit einbauen könnte. Mit den Briefen dann auch neue Aspekte beleuchten, die vielleicht auch schon auf die neue Handlung hinweisen.  :hmmm:

Aber eine direkte Einleitung "Was bisher geschah..." ? Ich glaube davon war ich noch nie ein Fan. Auch wenn ich ein Buch aus einer Reihe gegriffen habe, und dabei eines mittendrin erwischt hatte, so hab ich diese so gut wie immer übersprungen. Was allerdings auch daran liegen könnte, dass der "Stoff" viel zu trocken rübergebracht wurde. Da war nichts vom Zauber der Geschichte zu spüren, was mir in den wenigen Fällen, wo ich es doch gelesen habe, den Spass an dem Buch zumindest einstweilen gemildert hatte. Und ich bin eigentlich fast immer ohne "Was bisher geschah..." ausgekommen. Weil ich finde, das ist eine Eigenschaft die einen guten Autor ausmacht. Den Leser in die Handlung und die Geschichte einführen zu können, obwohl er die 3 bisherigen Bücher nicht gelesen hat.

Liebe Grüße
Silence
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: moonjunkie am 01. März 2011, 11:10:10
Das mit der Einleitung oder eben so einem Brief finde ich eigentlich auch ganz gut, wenn es passt. Ansonsten werde ich bei meinem zweiten Band sicher nochmal einige Details über das Aussehen der Figuren irgendwie mit einbauen. Aber nicht allzu ausführlich, denke ich. Einige wichtige Eigenarten eben.

Meistens ist es vermutlich so, dass man sich bei Reihen die Bücher in der richtigen Reihenfolge kauft. Aber eben auch wegen der großen Zeitabstände des Erscheinens (der Bücher...) finde ich es schon sinnvoll die Figuren nochmal ein bißchen zu beschreiben.

Das mit der veränderten Frisur und überhaupt so kleinen Veränderungen über die Zeit, finde ich auch eine gute Lösung. Im Prinzip sollte der zweite und dritte Band aber auch schon eigenständig zu verstehen sein, ohne dass man allzu viel von den vorherigen Büchern wissen muss. Wichtige Details sollten dann im Fluß der Geschichte untergebracht werden. So finde ich es am schönsten.

lg.
moonjunkie
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Sanjani am 01. März 2011, 22:18:38
Hallo zusammen,
ich musste gerade ein wenig nachdenken, wie ich das handhabe. Eigentlich habe ich mir noch nie explizit darüber Gedanken gemacht, v. a. da mir das Aussehen von Personen nicht ganz so wichtig ist (ich seh sie ja selber nicht ;) ). Dann ist mir aber eingefallen, dass ich einige Aspekte doch mal aufgegriffen habe, allerdings nicht alle. So erwähne ich im zweiten Band die Statur meiner beiden Protas, da sie in starkem Kontrast stehen, nicht aber die Haar- und Augenfarbe. Ich weiß allerdings noch nicht, ob das auch so bleibt, weil ich mit dem Anfang noch nicht zufrieden bin.

Was die Handlung angeht: Ich denke, bei direkten Fortsetzungen, z. B. in einer Trilogie, sollte man schon kurz erwähnen, worauf man sich bezieht. Ich habe das in den ersten Seiten ein wenig in die Geschichte eingeflochten. Ob es mir gut gelungen ist, weiß ich nicht ;) Es handelte sich dabei aber nur um ein paar wenige Sätze, ich wollte da nicht ins Detail gehen.

Das Thema ist aber m. E. gar nicht so trivial, wie ich bisher dachte, denn ewnn mich jemand fragen würde, was in dem Buch vorkam, welches ich vor einem Jahr gelesen habe, könnte ich es vermutlich nicht sagen. Mir würden die einzelnen wichtigen Aspekte aber vermutlich auf ein paar Hinweisreize hin wieder einfallen. Und so sollte es dann auch in der Fortsetzung gehandhabt werden. Wichtige Hinweisreize, aber nicht noch mal alles wiederkäuen.

LG und viel Spaß mit eueren Fortsetzungen

Sanjani
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Emilia am 01. März 2011, 22:27:05
Ich habe bisher noch keine Fortsetzung geschrieben, dafür aber ziemlich viele gelesen und aufgrund dessen mal überlegt, wie ich es am liebsten habe, ja vielleicht sogar handhaben würde / werde. Dabei ist mit schließlich aufgefallen, dass sich für mich weniger die Frage stellt,  ob das Aussehen der Figuren bei Fortsetzungen beschrieben werden soll, sondern eher, ob das Aussehen der Figuren überhaupt beschrieben werden sollen.
Denn meistens ist es doch so, dass man bei der Kombination Name plus Alter der Figur automatisch ein Bild von dieser erhält und gerne auch an ebendiesem festhält. Zumindest ist das bei mir in aller Regel der Fall.
Deshalb füge ich beim Schreiben die Beschreibungen der Äußerlichkeiten auch nur dann ein, wenn es gerade in den Text resp. in die geschilderte Situation passt. Da ist es mir dann auch egal, ob es sich hierbei um den ersten, den zweiten oder den fünfzehnten Band einer Serie handelt.

Insofern würde ich spontan antworten: Das Aussehen nur dann zur Sprache bringen, wenn es eben passt und nicht gezwungen wirkt. Ansonsten eben voraussetzen.
Und wenn es nirgends passt, dann will die Geschichte vielleicht gar nicht, dass die Figur überhaupt näher beschrieben wird. ;)
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Sookie am 03. März 2011, 19:00:52
Hallo ihr!

Also ich bin ehrlich gesagt grundsätzlich kein Fan von zu vielen Beschreibungen was das Aussehen angeht. Am liebsten mag ich es, wenn man hin und wieder mal so den einen oder anderen Kommentar einfließen lässt und das kann man in einer Fortsetzung ja ruhig weiterhin machen. Wenn das Aussehen irgendeine Besonderheit aufweist, die wichtig ist, würde ich die natürlich noch öfter und stärker hervorheben.

LG,
Sophie
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: der Rabe am 07. März 2011, 22:48:33
Zitat von: moonjunkie am 01. März 2011, 11:10:10
Aber eben auch wegen der großen Zeitabstände des Erscheinens (der Bücher...) finde ich es schon sinnvoll die Figuren nochmal ein bißchen zu beschreiben.

Ehrlich gesagt... das Problem habe ich nicht. Wenn eine Reihe erst nach 2-3 Jahren fortgesetzt wird, und ich sie unbedingt lesen muss, dann lese ich in der Regel die Vorgängerbücher noch mal, bevor ich das neue lese. Als Einstimmung sozusagen, aus Vorfreude, und auch, um mich an die vielen Kleinigkeiten zu erinnern, die derdie Autorin mit viel Liebe (hoffentlich) da vorher reingearbeitet hat. :D
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: KaPunkt am 08. März 2011, 11:23:51
Da ich das unglaubliche Talent habe, neue Reihen zielsicher mit dem zweiten Band zu beginnen bin ich sehr dafür, dass Aussehen der Figuren nochmal kurz vorzustellen.

Man kann doch wirklich nicht ausgehen, dass jeder, der Band zwei liest, Band eins auch kennt.

Liebe Grüße,
Kirsten
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Sonnenblumenfee am 08. März 2011, 14:56:20
Zitat von: Kirsten am 08. März 2011, 11:23:51
Man kann doch wirklich nicht ausgehen, dass jeder, der Band zwei liest, Band eins auch kennt.

Stimmt absolut - vor allem, weil in manchen Büchern noch nicht einmal drinsteht, welches Buch jetzt welcher Band ist. Gerade wenn ich in der Bücherei bin, habe ich nicht immer Lust (und Zeit) ins Internet zu gehen, oder eine (mitunter schwer auffindbare) Bibliothekarin zu suchen. Und wenn ich dann zuerst den zweiten Band habe, dann bin ich auch dafür, dass er so geschrieben sein sollte, dass man ihn auch ohne den ersten Band gelesen zu haben, versteht. Da gehört dann die Vorgeschichte (soweit sie relevant ist), evtl. grundlegende Informationen zur Welt und eben auch das Aussehen der Personen mit hinein. Natürlich nicht in einer detaillierten drei-Seiten-Beschreibung (die dann womöglich noch wortwörtlich mit der im ersten Band identisch ist), aber das sollte mMn auch nicht im ersten Band sein.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Runaway am 06. Juni 2011, 18:29:23
Ich stolpere gerade handwerklich über ein ganz anderes Problem: Wie soll man eigentlich das Äußere der Charaktere nochmal beschreiben, ohne in genau dieselben Beschreibungen zu verfallen? Ist das ätzend ... die haben sich alle gar nicht verändert bei mir, sind gleich groß und haben sich auch nicht die Haare gefärbt.
Wie beschreibt man die denn, ohne daß gleich der identische Text dasteht?  :brüll:
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Sanne am 06. Juni 2011, 18:36:49
Zitat von: KaPunkt am 08. März 2011, 11:23:51
Da ich das unglaubliche Talent habe, neue Reihen zielsicher mit dem zweiten Band zu beginnen bin ich sehr dafür, dass Aussehen der Figuren nochmal kurz vorzustellen.

Oha - ich hab das auch gerade fabriziert ...  :rofl:

Naja - bei mir liegen da ein paar Jährchen dazwischen und da kann ich das wohl einfach so beschreiben, wie sie sich verändert haben - müsste dann automatisch etwas anders werden, als im ersten Band, wo ich einmal die Kindheit und dann die jungen Erwachsenen drin habe. :-)
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Luna am 06. Juni 2011, 21:23:38
@ Dani
Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters. Wenn Du z. B. in der Fortsetzung neue Charas hast, könnten sie die alten doch ein wenig anders sehen und aus ihrer Sicht auch so beschreiben.   
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Berjosa am 06. Juni 2011, 21:48:41
... oder du beschreibst deine Leute in unterschiedlichen Situationen. Wenn sich jemand zum Ausgehen schick macht, liest sich das anders, als wenn dieser Jemand gerade von der Gartenarbeit hereinkommt.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Runaway am 06. Juni 2011, 21:58:06
Zitat von: Luna am 06. Juni 2011, 21:23:38
@ Dani
Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters. Wenn Du z. B. in der Fortsetzung neue Charas hast, könnten sie die alten doch ein wenig anders sehen und aus ihrer Sicht auch so beschreiben.   
Das wird mit der Ich-Perspektive wohl geringfügig schwierig ;)

Die Idee mit den Situationen ist gut... blöderweise waren die bisher völlig gleich. Blubb.  :wums:
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Nikki am 15. Mai 2021, 12:22:15
Hat jemand den Staubwedel gerufen? ;D

Da ich gerade mitten im zweiten Band meiner Serie stecke, spielt dieses Thema, ob ich will oder nicht, eine Rolle für mich.

Meine Meinung dazu ist eine ganz klare: Neues Buch, neue Handlung, neue Figuren.

Wobei neu hier natürlich relativ zu sehen ist. Fakt ist aber, die Figuren, selbst wenn sie den Leser*innen bereits bekannt sind, sind nicht mehr dieselben wie die aus dem Buch davor. Zwischen dem Anfang von Buch 1 und Buch 2 sind ein paar hundert Seiten vergangen, in denen idealerweise "etwas" passiert ist, das auch Einfluss auf bereits bekannte Figuren hatte. Die Leser*innen haben ein Recht darauf, zu erfahren, wer die Figuren in Band 2 jetzt sind und dazu gehört auch die Beschreibung des Äußeren.

Diese Beschreibung kann dazu führen, dass eine Nostalgie geweckt wird, wenn die Leser*innen sich denken, ach, da bist du ja, hast dich kaum verändert, schön, dass du wieder da bist. Die Beschreibung kann aber auch dazu führen, dass die Leser*innen sich denken, wow, was ist denn aus dir geworden? Wo ist dein Make-up? Früher immer glatt rasiert, nun Vollbart, was ist da passiert?

Die Beschreibung von bekannten Personen ist in meinen Augen unabdinglich, weil man sich a) nicht sicher sein kann, dass die Figuren tatsächlich so viel Eindruck bei den Leser*innen hinterlassen haben, um ohne eine nähere Beschreibung von ihnen auszukommen, b) es sich bei einer Fortsetzung nicht ohne Grund um ein eigenständiges Buch handelt und die Figuren ebenso als solche behandelt werden sollten, c) man einfach einen gehörigen Startvorteil verschenkt, wenn man es verabsäumt, die Leser*innen emotional an die Figuren zu binden (siehe oben).

Man kann davon ausgehen, dass Leser*innen von Band 2 Band 1 kennen, aber man sollte nicht voraussetzen, dass alle Band 1 in all seinen Details noch immer frisch gelesen vor Augen haben. Idealerweise sollte die Beschreibung von bereits geschehener Handlung bzw. bereits bekannten Figuren so ablaufen, dass die Leser*innen sich abgeholt fühlen, im Sinn von das kommt mir bekannt vor, ja genau, ich erinnere mich, dass XY passiert bzw. vorgekommen ist, aber nicht das Gefühl bekommen, als würden sie eine Zusammenfassung bzw. Nacherzählung von dem Band davor bekommen (außer es wird bewusst als Stilmittel eingesetzt).

Wovon ich abraten würde, ist eine 1:1 gleiche Beschreibung aus dem Band davor, denn - sofern diese kein Running Gag ist - so etwas mutet ideenlos und faul an. Ich wiederhole: neues Buch, neue Handlung, neue Figuren. Wer will schon etwas lesen, was bereits gelesen wurde? Wiedererkennungswert ist etwas anderes als eine schlichte Abschreibübung, dazu braucht es keine Autor*innen, das können die Leser*innen ebenso gut erledigen, wenn sie Seite XX von Band 1 aufschlagen und die Figurenbeschreibung selbst nochmal lesen. Ich kenne Bücher, da wurden Absätze 1:1 aus den vorherigen Büchern übernommen und haben sich dementsprechend als Versatzstücke gelesen, bei denen spürbar wurde, dass die schriftstellerische Anstrengung hier nicht über Copy&Paste hinausging. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass das innerhalb eines Buches der Fall war und als Leserin war ich not amused, weil das für mich einerseits ein Lektoratsfehler war, andererseits es davon gezeugt hat, wie lieblos hier heruntergeschrieben wurde und darüber hinaus das Buch so künstlich gestreckt wurde, was sich mit anderen Längen im Buch multipliziert hat und das gesamte Buch in ein fragwürdiges Licht gestellt hat.

Das führt zur anderen Frage:
ZitatIch stolpere gerade handwerklich über ein ganz anderes Problem: Wie soll man eigentlich das Äußere der Charaktere nochmal beschreiben, ohne in genau dieselben Beschreibungen zu verfallen? Ist das ätzend ... die haben sich alle gar nicht verändert bei mir, sind gleich groß und haben sich auch nicht die Haare gefärbt.
Wie beschreibt man die denn, ohne daß gleich der identische Text dasteht?

Ich finde, man sollte sich vor Augen halten, dass das Aussehen eben mehr als nur Augen- und Haarfarbe ist. Es ist eine Abstraktion einer Person. Natürlich lässt sich der Charakter einer Figur nicht einfach aus ihrem Äußeren ablesen, aber gewisse Charakterzüge schlagen sich im Äußeren nieder. Eitle Personen werden eher darauf achten, wie aus dem Ei gepellt zu wirken und wenn sie es einmal nicht tun, kann man sich fragen, was denn heute anders ist - hatte die Person keine Zeit, sich zurechtzumachen oder einfach einen schlechten Tag, um heute nicht auf die perfekt gestylte Frisur zu achten? Sportliche Figuren tragen vielleicht lieber körperbetonte Kleidung, um auf ihre Figur aufmerksam zu machen. Ich finde, gelungene Figurenbeschreibungen sind mehr als das bloße Aufzählen von Zuständen, sondern das in Kontextsetzen derselbigen.
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Mefisto am 16. Mai 2021, 08:52:37
@Nikki - Danke, dass du das hier reaktiviert hast. Ich bin gerade beim 2ten Band einer Folge. Deswegen ein sehr toller Hinweis,. Ich gehe mit dir konform das 1:1 abschreiben nicht sinnvoll und langweilig ist. Effektiv wird auch Zeit vergangen sein und da ändert sich mal die Kleidung, der Haarschnitt oder der Hüftumfang (dafür muss es nicht unbedingt eine Corona-Epidemie geben ...). Ich denke die Zeit ist da ein wichtiger Faktor denn wenn Band 2. nur wenige Tage nach Band 1 aufsetzt wird sich selten viel ändern, bei einem Monat oder Jahr oder sogar mehreren Jahren sicher einiges zusätzlich - wenn die Charaktere normal Altern und sich verändern.

Danke noch einmal für den Denkanstoß .. da muss ich noch das ein oder andere in meinem Werk anpassen ... zum Glück bin ich erst an den ersten Kapiteln ...
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Rhagrim am 16. Mai 2021, 10:46:08
Interessantes Thema, über das hab ich bisher noch gar nicht wirklich nachgedacht.  :hmmm:

Zitat von: Nikki am 15. Mai 2021, 12:22:15
Ich finde, man sollte sich vor Augen halten, dass das Aussehen eben mehr als nur Augen- und Haarfarbe ist. Es ist eine Abstraktion einer Person. Natürlich lässt sich der Charakter einer Figur nicht einfach aus ihrem Äußeren ablesen, aber gewisse Charakterzüge schlagen sich im Äußeren nieder. Eitle Personen werden eher darauf achten, wie aus dem Ei gepellt zu wirken und wenn sie es einmal nicht tun, kann man sich fragen, was denn heute anders ist - hatte die Person keine Zeit, sich zurechtzumachen oder einfach einen schlechten Tag, um heute nicht auf die perfekt gestylte Frisur zu achten? Sportliche Figuren tragen vielleicht lieber körperbetonte Kleidung, um auf ihre Figur aufmerksam zu machen. Ich finde, gelungene Figurenbeschreibungen sind mehr als das bloße Aufzählen von Zuständen, sondern das in Kontextsetzen derselbigen.

Guter Punkt! Ich frage mich, ob die Figurenbeschreibung dann nicht besser genauso dynamisch in die Erzählung mit einfließen sollte, wie das Verhalten und der Charakter der Figuren. Sodass das Aussehen immer wieder unaufdringlich erwähnt wird und gleichzeitig etwaige Veränderungen aufzeigt. (,,huh, die ist heute ungeschminkt? Was ist los?" oder ,,Oh, wow, wenn sie ihre schwarzen Haare zur Abwechslung mal nicht  zu einem Zopf geflochten hat, schimmern sie rötlich im Licht",...)
Damit würde sich auch die Frage erübrigen, ob man Figuren im nächsten Band noch einmal komplett neu beschreiben soll, da der Leser - zwar nicht auf einmal, sondern immer wieder mal so nebenbei - eh über ihr Aussehen auf dem Laufenden gehalten wird.

Würde sich für mich stimmiger anfühlen, als die obligatorische Figurenbeschreibung am Anfang, die sich meiner Meinung nach oft eher gezwungen liest und mich im schlimmsten Fall aus dem Lesefluss herausreißt (und die sich per copy & paste recyceln lässt  ::) )
Titel: Re: Bei Fortsetzungen, das Aussehen voraussetzten?
Beitrag von: Nikki am 16. Mai 2021, 11:09:17
@Rhagrim
ZitatIch frage mich, ob die Figurenbeschreibung dann nicht am besten genauso dynamisch in die Erzählung mit einfließen sollte, wie das Verhalten und der Charakter der Figuren.

Meiner Meinung nach ist das so bzw. sollte so sein. Es kommt stark auf die gewählte Perspektive an. Ich schreibe personal, in der Regel kennen sich meine Figuren über mehrere Jahre, da sie in dieselbe Klasse gehen. Wenn sie einander begegnen, reagieren sie aufeinander anders als auf solche Leute, die sie zum ersten Mal sehen. Dennoch reagieren sie, indem sie wahrnehmen und ihre eigene Wahrnehmung bewerten.

Nehmen wir als Beispiel Personen aus unserem eigenen Leben. Ihr verabredet euch mit einem Familienmitglied an einer Bushaltestelle. An welchen Merkmalen erkennt ihr bereits aus der Ferne die andere Person? Es wird etwas sein, das typisch für die Person ist. Vielleicht der knallbunte Wintermantel, um die ihr sie beneidet, aber euch nie trauen würdet, ihn selbst zu tragen. Vielleicht die dichte Haaremähne, die sich im Wind wiegt. Vielleicht an der Art, wie die Person auf die Uhr schaut, weil sie es absolut nicht leiden kann, warten gelassen zu werden.

Diese Dinge gehören zur Figurenbeschreibung und obwohl sie hundertmal bereits erlebt wurden, könnten sie in einer Szene zum ersten Mal auf diese Weise erwähnt werden, lesen sich aber dennoch organisch, da sie zum Gesamtbild der Figur passen bzw. bereits davor auf ähnliche Weise thematisiert wurden.

@Mefisto
ZitatIch denke die Zeit ist da ein wichtiger Faktor denn wenn Band 2. nur wenige Tage nach Band 1 aufsetzt wird sich selten viel ändern, bei einem Monat oder Jahr oder sogar mehreren Jahren sicher einiges zusätzlich - wenn die Charaktere normal Altern und sich verändern.

Zeit ist ein wichtiger Faktor und lässt sich gut anhand der Figurenbeschreibung veranschaulichen. Genauso gut ließe sich aber ein zweiter Teil verwirklichen, der direkt am nächsten Tag ansetzt. Damit wird alles unmittelbarer und man muss sich verlässlicher an die Details aus Band 1 halten, um die Kontinuität aufrechtzuerhalten. Wenn zum Beispiel gerade der Schlusskampf überstanden wurde, kann man erwähnen, dass Figur XY am Tag davor bei der Auswahl der Kleidung bequemere Teile ausgesucht hätte, hätte sie gewusst, was sie in den nächsten 24 Stunden erwartet. etc.

Ich finde, es gibt unzählige Möglichkeiten, (bereits bekannte) Figuren zu beschreiben, es kostet nur Hirnschmalz und Zeit, das ansprechend aufzuarbeiten und einzupflügen, ohne das es wie das Abarbeiten einer Liste wirkt.
Im Moment habe ich mich für die erste Hälfte des ersten Kapitels in Band 2 so entschieden, dass von den vorkommenden 7 Figuren 3 nicht sofort bei ihrem ersten Auftritt näher beschrieben werden. Von den anderen 4 ist eine die Hauptfigur, die momentan handlungsunfähig ist, aber das Hauptaugenmerk aller anwesenden Personen ist, die zweite ist deren Freund, der sich über sie definiert und von seinem Umfeld auch nur über sie wahrgenommen wird, die dritte ist eine neue Nebenfigur, die zur Ablenkung der anderen Figuren denkt, ihre Beschreibung dient dazu, dass sie sich für kurze Zeit nicht mit der vorherrschenden Situation auseinandersetzen müssen, und die vierte Figur ist eine, die vor allem durch ihre Wut charakterisiert wird, sodass dieses eine Merkmal meiner Meinung nach reicht.
Die anderen 3 werden erst dann näher beschrieben, sobald die momentan noch handunglunsunfähige Hauptfigur aus der Sichtweite besteht und die Figuren wieder anfangen "sie selbst" zu sein und nicht mehr alle Aufmerksamkeit auf der Hauptfigur liegt.

Hätte ich alle Figuren sofort mit ihrem ersten Auftritt beschrieben (was ich in einer Version davor durchaus gemacht habe), hätte es sich vollgestopft und unübersichtlich gelesen, weil einfach zu viele (für den Moment unwichtige) Informationen abgearbeitet worden wären.