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Woran merkt man, dass man sich verbessert hat?

Begonnen von Feuertraum, 09. Juni 2016, 22:11:29

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Feuertraum

Gestern beim Brainstorming kam eine Frage auf, über die ich momentan relativ intensiv nachgrübele: Wie/Woran kann man eigentlich erkennen, dass sich die eigene Schreiberei verbessert hat?
Den eingeworfenen Gedanken, dass man dies erkennt, wenn man seine früheren Werke mit seinen heutigen vergleicht, da fiele es einem schon auf, mag ich nicht so recht nachvollziehen. Wenn ich meine früheren "Meisterwerke" nochmal hervorziehe und sie lese, verdrehe ich die Augen über das, was ich da verzapft habe.
Wenn ich meine heutigen Werke lese, passiert mir jedoch dasselbe. Ist dies gleichzusetzen mit "überhaupt nicht verbessert"? Oder bedeutet es "nur", dass einfach die eigene Wahrnehmung einem einen inneren Zensor auferlegt, der so stark ist, dass man ohnehin alles bescheiden findet, was man verfasst hat.
Um die obige Frage zu beantworten, muss man dann nicht erst einmal klären, was überhaupt "gut" ist? Gibt es dafür überhaupt eine Definition? Gesetze? Richtlinien? Eine Latte, an der man sich messen "muss"?

Angenommen, ich würde heute anfangen, Sudukos zu lösen. Angenommen, ich fange mit den leichten an und habe das erste Rätsel in 45 Minuten gepackt (Zahl aus der Luft gegriffen). Sagen wir einfach mal, ich löse jeden Tag eines, dann habe ich vielleicht nach 3 Monaten soviel Übung, dass ich in den 45 Minuten 5 Stück schaffe.
Bedeutet also das sich verbessern, dass man schneller ist? Oder aufs Schreiben bezogen, dass man weniger Überarbeitungen braucht? Oder dass man einfach in 45 Minuten 3 Seiten schafft anstatt nur 1?

Wie sehen Sie, dass Sie sich verbessert haben? Woran machen Sie es fest? Kann man das eigentlich selber feststellen? Oder muss man sich auf Aussagen anderer Leser verlassen?

Neugierige Grüße
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Lothen

#1
Ich glaube, das Problem ist, wie Sie schon sagen, dass es keine eindeutige Definition von "gut" gibt. Sicherlich verändert sich der Stil mit der Zeit, aber ob er dadurch tatsächlich besser wird, das ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Schreiben ist eben nicht wie Sudokus lösen, sondern ein umfangreicher, kreativer Prozess. Nun ja, zumindest für mich, das mag jeder anders sehen. ;)

Bedeutet "gut", dass der Text literarische Qualität hat? Dass er gut verkäuflich ist? Dass er den gängigen Standards dessen entspricht, was als gut angesehen wird? Oder dass er Lesern gefällt?

Ich denke, was man objektiv beurteilen kann, ist die handwerkliche Komponente: Kenne ich jetzt Techniken, die ich vor Jahren noch nicht kannte? Schaffe ich es, mehr/länger/fokussierter zu schreiben? Bin ich flexibler geworden was Perspektiven, Stile oder Techniken angeht? Traue ich mir mehr zu?

Aber ich fürchte, eine eindeutige, objektive Antwort wird man nicht finden.


Jen

Ich sehe es genau wie Lothen.  :vibes: Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mich über die Jahre sehr verbessert habe. Wenn ich jetzt lese, was ich "früher" geschrieben habe, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Betrachten wir es aber mal so:

Mit sechs Jahren habe ich schreiben gelernt, meine erste "Geschichte" hatte sogarxkleinexHilfestellungenxzwischenxdenxWorten, damit meine Lehrerin die Worte auseinanderhalten konnte. Das waren wie Stützräder, die irgendwann weggefallen sind, was ich als erste Verbesserung sehe.
Viele von uns werden vermutlich die Erfahrung gemacht haben, dass sie in ihrer Vorpubertät/Pubertät ganz schönen Murks verzapft haben. Mit 10 bis 12 habe ich z.B. viele Dinge geschrieben, die eher für mich gedacht waren und deshalb kaum Struktur und Spannung besaßen. Das war eher ein Oh-Ich-Schreib-Mal-Und-Gucke-Wohin-Es-Mich-Führt. Da fehlte - mir zumindest - einfach die Sicht von außerhalb, mir war es Wurst, ob andere die Geschichte verstehen konnten.
Seit ich aber in Schreibforen unterwegs bin, habe ich eine Menge dazugelernt und irgendwie (nebenbei, unbewusst? Man weiß es nicht) angeeignet. Das reicht von Plotmethoden über Rechtschreibung/Grammatik bis hin zur Charakterentwicklung. Man selbst entwickelt sich so weit, dass man glaubt, einschätzen zu können, was "gut" ist. Bloß vergisst man dabei, dass man vor einigen Jahren (oder einigen Geschichten) schon einmal dieser Überzeugung war.

Ich bin bloß froh, nicht jung mein Debüt gefeiert zu haben. Man sollte nicht ewig warten, aber es gibt immer ein paar Dinge, die man einfach nicht drauf hat und die einem nicht auffallen, wenn man niemanden hat, der einen darauf hinweist. Mit 12 war das meine Tante (eine Lektorin), mittlerweile sind es Betaleser. Ich denke, jeder von uns hat eine Baustelle wie "Ich möchte bessere Kampfszenen schreiben" oder "Ich möchte nicht mehr unbeabsichtigt die Perspektiven wechseln" (das ist ein vollkommen zufälliges Beispiel, ich kenne echt niemanden, der damit momentan hadert; vor allem nicht mich selbst!), von daher glaube ich: Solange man selbst zufrieden ist, ist der Text "gut". Ob er aber gut ohne Anführungszeichen ist, können nur Andere sagen, und das nicht einmal immer.  ::)
Guilty feet have got no rhythm.

Tigermöhre

Ich stimme da Lothen zu.
Nach meinem Eindruck bin ich in den letzten Jahren handwerklich deutlich besser geworden. Ich verwende viel bewusster bestimmte Techniken.
Z.B. nutze ich mittlerweile gerne Klammern. Das heißt, ich greife eine Anfangsszene am Ende wieder auf, die sich passend geändert hat. Sowas habe ich früher nie gemacht. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass man das bewusst machen kann.
Auch fällt es mir deutlich leichter, Plotwendungen einzubauen und meine Charaktere zu quälen. :darth: Während ich früher meine Charaktere in 2 Sätzen von A nach B geschickt habe, werden sie jetzt von Räubern überfallen, verstreiten sich übelst, fliehen, werden schwer verletzt, und dann gerettet - von einem menschenfressenden Monster ...

Und dann ist da noch, dass ich deutlich bewusster lese. Ich kann bei Büchern häufig ziemlich gut erkennen, woran es hakt, und dieses Wissen wende ich natürlich auch bei meinen Manuskripten an.

Maubel

Ich denke schon, dass man selber feststellen kann, dass man besser geworden ist, aber nicht unbedingt, ob man jetzt schon gut, sehr gut, hervorragend oder ähnliches ist. Bisher war es bei mir so, dass ich mit fast jedem Werk eigentlich das Beste mir zu der Zeit mögliche geschrieben habe. D.h. ich war damit glücklich. Ein paar Jahre später sieht das dann schon anders aus und ich sehe, was ich für einen Mist verzapft habe  ;D Das hat sich aber erheblich gebessert. Wenn ich mir jetzt zum Beispiel Sachen von vor zehn Jahren anschaue, dann finde ich es gar nicht so schlecht. Ja, es muss noch ein bisschen am Ausdruck gefeilt werden, aber per se, nicht schlecht, während das von vor 20 Jahren in eine ganz dunkle Schublade gehört.
Und ich finde, die Stiländerung kann man schon selber bemerken. Zum Beispiel war es mir früher unmöglich lange schöne Sachen zu schreiben. Ich war immer zu knapp, meine Geschichten unglaublich kurz, aber es kam auch selten Stimmung auf, Spannung sowieso nicht und erst, als ich 2001 regelmäßig geschrieben habe, ist das besser geworden und meine Geschichten sind insgesamt runder. Was mir persönlich noch hilft, ist, dass ich ziemlich gut im Kritisieren und Analysieren bin und bis zu einem gewissen Grade gelingt mir das auch bei meinen eigenen Texten SOLANGE etwas Zeit dazwischen vergangen ist. Zu guter Letzt habe ich in den letzten Jahren auch relativ viel gelernt, was zu einem richtig abgeschlossenen Buch dazu gehört. Früher habe ich z.B. eine Geschichte aufgeschrieben und wenn sie fertig war, war sie eben fertigt und wurde "veröffentlicht". Heute weiß ich, dass da Überarbeitungen dazu kommen und wenn man die Schritte durchgeht, kommt alleine schon was besseres raus und das kann man auch spüren. Zumindest geht es mir so, dass ich momentan richtig das Gefühl habe, wie meine Geschichten mit jeder Überarbeitung besser werden und sich engmaschig zusammen ziehen, ohne dass der Stil leidet.

Zu Kriterien: Schneller schreiben ist es nicht, aber das Endresultat muss eben rund sein: realistische Figuren, spannende Plots ohne Löcher, stimmvolle Atmosphäre, natürliche Dialoge, guter Stil. Ich weiß nicht, ob man da ein bestimmtes Auge für haben muss, aber ich schaffe es mich von meinen Texten zu distanzieren und sie trotz aller Begeisterung kritisch zu betrachten. Und wenn man das kann, dann kann man auch vergleichen und im Groben und Ganzen habe ich mich doch deutlich verbessert. Ich hoffe, dass ich das auch beweisen kann demnächst ;)

Feuertraum

Guten Morgen,

vielen lieben Dank erst einmal für Ihre Antworten (und gleichzeitig eine Entschuldigung dafür, dass ich mich erst jetzt wieder melde - leider hatte ich in den letzten Tagen einiges mehr um die Ohren  :-[)

Ich finde es sehr spannend zu lesen/erfahren, dass Sie selber die Erfahrung gemacht haben, dass Sie sich verbessert haben und dass Sie es sogar mitbekamen.

@ Lothen: Sie stellen da sehr gute Fragen. Prinzipiell gebe ich Ihnen recht: irgendwo spielt der subjektive Geschmack eine entscheidende Rolle. Wenn ich zum Beispiel Person A meinen Text vorlege, zerreißt sie diesen vielleicht, während Person B den Daumen nach oben hält.

@ Maubel:Sie machen mir mit Ihrem Posting Mut, was das längere Textpassagen schreiben angeht. Ich bin (leider) mit meinen Kapiteln auch immer sehr knapp. Was andere (gute) Autoren in 15 Seiten packen, ist bei mir in drei abgehandelt (übertriebenes Beispiel, aber Sie wissen, was ich meine).
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass es mit dem Beweis klappt  :)

VG
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Guddy

Hatte mir neulich alte Texte von mir angesehen, die ich geschrieben habe als ich 12 war. Und ich war wirklich positiv überrascht, wie gut das damals schon war! Natürlich habe ich seitdem viel dazugelernt, aber ich habe meinen Stil ganz klar noch erkannt. (Klingt, als würde ich nun immer noch kindlich schreiben und mich nicht weiterentwickelt haben, aber ich finde wirklich, dass ich im Gegenteil damals schon extrem weit war.) Unglaublich schlecht war allerdings der Plot: Es gab keinen. Im Nachhinein ärgert es mich dafür nun allerdings umso mehr, dass ich damals nur ein halbes Jahr lang geschrieben und es nicht weiter verfolgt habe.

Der Schreibstil wird im Laufe der Zeit natürlich ausgefeilter und "erwachsener". Dass ich mich verbessert habe, merke ich vor allem daran, dass sich das Schreiben nun nicht mehr wie Arbeit anfühlt, sondern wie ein Tanz oder ein Spiel. Der Umgang mit Worten, Stilmitteln und Stilrichtungen wirkt verspielter; man hat sich die Freiheit im Umgang aber ja auch erarbeitet.
Und logischerweise am Plot. Der ist nämlich glücklicherweise mittlerweile vorhanden. ;)

Schnelles Schreiben ist für mich allerdings kein Kriterium. Manchmal schreibe ich unglaublich schnell, mal brauche ich für einen einzigen Absatz eine Stunde. Das hängt für mich eher mit der jeweiligen Atmosphäre, dem Eintauchen, der Szene an sich und vielen anderen Faktoren zusammen, aber zumindest bei mir persönlich nicht mit gestiegener Erfahrung.

HauntingWitch

Ich schliesse mich ebenfalls Lothen an. Allerdings habe ich bei meinem Umzug die allererste Version meines ersten Romanes überhaupt wieder gefunden und dachte so aus Spass, jetzt gucke ich mir das mal an. Ich habe das gleich wieder weggelegt, weil es so furchtbar schlecht ist. :rofl: Vor allem stilistische Dinge sind mir aufgefallen, Adjektive in Herden und ähnliches.

Feuertraum, lesen Sie Schreibratgeber? Es kommt sicher auch auf den Ratgeber an, aber ich hielt das ja lange für Unsinn und muss nun sagen, doch, das bringt schon was. Die guten Ratgeber-Autoren zeigen auf, wie Texte gemacht sind und weisen auf Dinge hin, die man beachten kann (müssen tut man natürlich grundsätzlich gar nichts ;-)). Dadurch sind mir total viele Dinge bewusst geworden, über die ich mir vorher nie Gedanken gemacht habe und durch dieses Bewusstsein stelle ich dann auch eine Veränderung in meinem eigenen Schreiben fest. Nicht, dass man während dem Schreiben permanent dran denkt, aber ich sehe es anders und habe mehr Tricks. Dadurch verbessert sich schon etwas. Ich baue z.B. schon länger keine Adjektivschlangen mehr.

Sanjani

Spannende Frage ;) Ich finde, es kommt sehr darauf an, wie groß die Schritte sind, die man gemacht hat. Ich kenne das beschriebene Phänomen natürlich auch, dass ich alte Texte lese und mir denke Herrje, so ein schlechter Text. Ich kann auch zu bestimmten Dingen sagen, was sich geändert hat, z. B. dass ich mir jetzt mehr Gedanken darüber mache, in welcher Perspektive ich eine Szene schreibe und warum. Ich habe meinen eigenen persönlichen Standard gefunden, den ich versuche einzuhalten. Ich stehe z. B. nicht auf allwissende Erzähler und verwende sie selbst nicht. Ich habe mehr gelernt, Szenen mit Details zu füllen, die Atmosphäre und Dichte rüberbringen usw.
Ich finde auch, dass das Analysieren anderer Texte hilft, die eigenen Schritte zu erkennen. Wie hier schon jemand schrieb, erkennt man, wo es hakt und warum man das nicht mag und selbst nicht so machen würde usw.

Aber, und jetzt kommt das große Aber: Ich finde, irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man vielleicht schon recht gut ist, ich will nicht sagen sehr gut, aber doch so gut, dass man regelmäßig gute Texte abliefert, ohne diese noch 25mal überarbeiten zu müssen. Und dann geht es an die Details: Mir fallen nicht die richtigen Metaphern und Bilder ein. Habe ich die nicht schon igmal verwendet? Wo sind die vielen tollen Wörter abgeblieben, die ich letztens gelesen habe?

Kurz gesagt: Momentan merke ich eher, dass ich schlechter werde oder aber ,,gleichbleibend" gut bin. Und das finde ich furchtbar frustrierend. Das mit dem Schlechterwerden ist für mich insofern ok, weil ich nicht mehr in Übung bin. Ich habe länger nicht mehr geschrieben. Und ich merke, dass es schnell wieder kommt, sobald ich mehr geschrieben habe. Aber die Verbesserung ist bei mir gerade absolute Mangelware.

VG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Thistle

Hallo,

ich habe auch sämtliche Geschichten aufgehoben, die ich seit der fünften Klasse (also im Alter von ca. 11) abgetippt habe. Zufällig habe ich die erst kürzlich rausgeholt und festgestellt, dass ich damals eine Geschichte im mittelalterlichen Setting mit Burgen, Prinzessinnen & Co. geschrieben habe, in der allerdings auch Handys, Elektronik und gesellschaftliche Zusammenhänge vorkamen, die völlig absurd waren.

Das ist meiner Meinung nach auch ein Punkt, an dem man seine Verbesserung merkt, dass man sich mehr Gedanken macht um Recherche und derlei Dinge. Damals ist mir nicht in den Sinn gekommen, dass da was falsch ist, mittlerweile kann ich nur noch den Kopf darüber schütteln.


LG Thistle

Leon

Ich merke es an meiner Denkweise wie ich an Geschichten herangehe. Die ist heute viel komplexer als zu Beginn meiner Leidenschaft dem Schreiben.

Grüßle
Leon

Akirai

Ich merke es an verschiedenen Dingen

- ich bin "schneller". Also nicht im Sinne von "schneller tippen", sondern ich liefere einfach schneller brauchbare Texte ab. Sagen wir, die Zahl der Überarbeitungsgänge hat abgenommen  ;D

- ich denke theoretisch. Früher dachte ich mir "pft, na und, Szenenhopping ...". Heute habe ich mir eine meiner alten FFs durchgelesen und die ganze Zeit nur so ausgesehen:  :gähn: . Ich sehe aber auch bei anderen Texten leichter / schneller gewisse Konstruktionsfehler.

- ich bin mutiger. Oder glaubt ihr ernsthaft, ich hätte mal dran gedacht, Kurzgeschichten bei Anthologie-Wettbewerben einzureichen?

- ich bin stolz auf mich. Einfach weil ich merke, dass ich mich (anhand der oben genannten drei Punkte) verbessert habe. Und weil mir heute auch alte Geschichten in die Hände gefallen sind, die eigentlich richtig geil waren. Vielleicht polier ich die mal auf, verdient hätten sie es jedenfalls ...

LG
Aki

Saphirenkind

Hallo ihr Lieben!

Ich bin grade auf diesen Thread gestoßen und damit auf ein- wie ich behaupte- weit verbreitetes Problem in unserer Gesellschaft. Warum muss man sich denn ständig verbessern? Diese Denkweise setzt voraus, dass man irgendwann zum allwissenden und alles könnenden Meister aufsteigt oder sich dieser Weg wie eine endlose Spirale ins Endlose fortsetzt.
Ersteres wäre- mit Verlaub- utopisch. Irgendjemanden wird es immer geben, der es anders machen würde.
Zweiteres würde bedeuteten: Der Weg ist das Ziel. Man wäre nie so weit gekommen, ohne die zwanzig Schritte vorher zu gehen.

Insofern wie wäre es damit, Feuertraum: Sehen Sie es als Steine, aus denen Sie ein Gesamtwerk bauen. Ohne die Fundamente oder die unteren Steine würde alles in sich zusammenfallen. Erst dann stände man wieder vollkommen am Anfang!

Wie gut, dass uns das als Autoren nicht passieren kann... immerhin arbeiten wir ständig an etwas. Und es ist wichtig, irgendwann ein "Ende" darunter zu setzen. Für den Moment ist es dann das Beste, was man je geschrieben hat. Rückblickend betrachtet ein weiterer Stein im großen Gefüge, dass sich das eigene Leben nennt und worauf man in jedem Fall stolz sein kann ;)

Feuertraum

Moinsen!

Vielen lieben Dank für die vielen neuen Antworten.
@ Witch: Ja, Schreibratgeber habe ich gelesen, und ich habe auch nie einen Hehl daraus gemacht, allerdings auch gesagt, dass ich mich nicht sklavisch daran halte, sondern daraus filtere, was ich für richtig und wichtig halte (so wehre ich mich gegen die Prämisse oder dem "Fakt", dass 2 Adjektive 3 zuviel sind) und breche die Regeln, wenn sie der Geschichte schaden.


Zitat von: Saphirenkind am 16. Juni 2016, 19:26:53
Warum muss man sich denn ständig verbessern? Diese Denkweise setzt voraus, dass man irgendwann zum allwissenden und alles könnenden Meister aufsteigt oder sich dieser Weg wie eine endlose Spirale ins Endlose fortsetzt.

Das ist eine interessante Frage, Sternsaphir. Ich denke, dass man sich schon verbessern sollte (zumindest in dem einen oder anderen Bereich), wenn man diesen Bereich als für sehr wichtig erachtet. Natürlich dürfte es schwierig sein, ein "wahrer" Meister zu sein, wenn man nicht wirklich weiß, wo die Meisterschaft überhaupt ihren Gipfel hat.

ZitatIrgendjemanden wird es immer geben, der es anders machen würde.

Das ist sicherlich richtig, die Frage ist jedoch: Ist "es anders machen" gleichzusetzen mit "(wesentlich) besser machen"?




Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

HauntingWitch

Zitat von: Saphirenkind am 16. Juni 2016, 19:26:53
Warum muss man sich denn ständig verbessern? Diese Denkweise setzt voraus, dass man irgendwann zum allwissenden und alles könnenden Meister aufsteigt oder sich dieser Weg wie eine endlose Spirale ins Endlose fortsetzt.
Ersteres wäre- mit Verlaub- utopisch. Irgendjemanden wird es immer geben, der es anders machen würde.
Zweiteres würde bedeuteten: Der Weg ist das Ziel. Man wäre nie so weit gekommen, ohne die zwanzig Schritte vorher zu gehen.

Man "muss" natürlich gar nichts, aber ich möchte mich ständig verbessern. Ich habe mal ein tolles Zitat von Henry Ford gelesen: "Wer immer nur tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Das hing an der Wand im Büro einer Frau, die ich als wirklich erfolgreich betrachtete und dafür bewundert habe. Das war wie eine Offenbarung für mich. Von dem her, finde ich, ja, ich möchte mich immer verbessern. Und ich stimme zu, dass man irgendwann ein allwissender Meister über alles wird, ist eine Illusion. Aber das soll auch nicht das Ziel sein. Für mich ist das Ziel eher ganz allgemein mich weiterzuentwickeln und im Leben weiterzukommen, was meiner Meinung nach die Verbesserung der eigenen Arbeit voraussetzt. Wohin mich das führt? Ich weiss es nicht, aber ich weiss, wohin es mich bisher geführt hat und darüber kann ich mich nicht beklagen.

Aber "müssen" ist eingeredet, man muss sich nicht zwingen, wenn man nicht möchte. Wenn man mit dem, was man erreicht hat, zufrieden ist oder damit, einfach immer weiter zu machen, ohne zu wissen, ob es nun besser geworden ist oder nicht, ist das auch in Ordnung. Ich denke, das muss jeder für sich entscheiden.