Wer das - aus welchem Gründen auch immer - nicht leisten will oder kann (und dabei schließe ich mich selbst ein), der hat es deutlich schwerer, auf dem Buchmarkt gesehen zu werden. Ich verstehe den Frust, aber es nutzt überhaupt nichts, irgendwem - und sei es der Buchbranche - den schwarzen Peter zuzuschieben.
Ich würde hier vehement widersprechen. War das nicht schon immer so, dass man es sich leisten können musste, Kunst in welcher Form auch immer zu produzieren? Hatten nicht auch früher viele Schriftsteller/Künstler wohlhabende Eltern (die Herren Mann, z.B.), einen lukrativen und/oder jedenfalls sicheren Brotjob (ein gewisser Herr namens Goethe, oder auch ein Gottfried Benn, etc. etc.), einen Mäzen (so ungefähr jeder Maler, der für einen bestimmten Landesherren arbeitete)? Wie viele Menschen früher im Traum nicht daran gedacht haben, Kunst zu schaffen, weil sie es sich schlicht nicht leisten konnten, sondern zusehen mussten, wie sie ihr täglich Brot verdienten, werden wir nie erfahren. Und wie viele eben für den Hausgebrauch ein bisschen gedichtet / gemalt / gestickt / etc. haben, auch das werden wir mangels Reichweite nie herausfinden.
Um zum Thema des Buchmarktes zurückzukommen: Ich sehe das ein wenig zweischneidig - die Möglichkeiten sind grandios, es geht wahnsinnig schnell, etwas zu veröffentlichen, und die Flut wächst. Es ist schwerer geworden, sich ein Buch auszusuchen, weil man so viele Möglichkeiten hat (dafür findet man auch endlich etwas, das zur eigenen Nische passt), niemand kontrolliert von Vornherein die Qualität. Gerade die Qualität bei vielen SP-Büchern leidet aus meiner Sicht wirklich, und da nehme ich meine eigenen Machwerke nicht aus. Der Markt honoriert ein gutes Lektorat jedenfalls in Viellesergenres nicht unbedingt, solange die Story stimmt, also streicht man das als erstes. Aber noch jedes Buch hat durch ein gutes Lektorat gewonnen, von daher: Ja, ich glaube ziemlich fest daran, dass die Qualität von SP-Büchern im Schnitt schlechter ist als die von Verlagsbüchern, v.a. in handwerklicher Sicht.
Andererseits: Der Markt honoriert diese Feinheiten eben nicht. Also schließe ich daraus, dass diese Feinheiten vielleicht nicht in alle Genres das sind, was die Leute suchen. Warum also nicht akzeptieren, dass der ein oder andere "Mangel" eben nur von Fachleuten erkannt wird, der großen Masse an Lesern, die unterhalten wollen werden, schlicht egal ist? Das ist eben eine andere Art von Kunst, die man hier schafft. Nicht die "große", verkopfte Kunst, sondern Unterhaltungs-Kunst. Schöne Abende für diejenigen, die einfach mal abschalten wollen, was schwer genug zu schaffen ist. Für die kunstvolleren Bücher dagegen findet sich eine andere Nische, die eben noch kleiner ist (und vermutlich auch nie größer war, weil der Anteil an Menschen, die einfach nur abschalten wollen, vermutlich schlicht höher ist als der Anteil an Menschen, die in ihrer alltäglichen Lektüre mehr erwarten).
Was mich eher immer wieder verblüfft, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Literaturschaffende sich selbst ausbeuten, und das m.E. vollkommen ohne Grund. Die meisten SPler-Rechnungen gehen am Ende des Tages vermutlich nur auf, weil die Krankenversicherung des Lebenspartners da ist, die Altersversorgung über irgendeine andere Quelle läuft, etc. etc. Sprich: Die Preise sind nicht vernünftig kalkuliert, sondern eher Liebhaberei. Warum? Weil alle so günstig anbieten, klar. Aber wenn diese ominösen "Alle" insgesamt vernünftig kalkulieren würden, dann wäre es nie zu dieser Dumping-Preisentwicklung gekommen. Schließlich braucht der Markt auch Contentlieferanten, von daher ist eine gewisse Marktmacht in der Masse ja durchaus vorhanden.
Ich für mich persönlich finde die Möglichkeiten, die SP bietet, wahnsinnig spannend. Klar, ich schaffe es nicht, neben dem Brotjob etwas aufzubauen, von dem ich leben könnte. Aber immerhin versauern meine Geschichten nicht in der virtuellen Schublade, sondern haben die Chance auf wenigstens ein paar Leser. Das ist mehr, als ich ohne SP bekommen könnte. Und andersherum finde ich immer wieder Bücher, die mir wirklich gefallen, und muss nicht das lesen, was Marketingabteilungen in großen Verlagen gerade toll finden. Ja, die Bücher verschwinden in der Masse, aber immerhin sind sie in der Welt (ob das nun die Welt bereichert oder nicht, das mögen andere entscheiden - aber ich finde es schön, dass die Möglichkeiten für Bücher da sind). Ich muss mich eben damit abfinden, dass es immer ein Hobby bleiben wird.
Ob man etwas gegen die Bücherflut tun sollte? Ich denke, es wird sich schon selbst regulieren. Die Leser brauchen Orientierung, wollen die für sie jeweils passenden Bücher finden, ohne lange zu suchen, und ein gewisses Qualitätsniveau wollen Leser normalerweise ebenfalls vorfinden, sonst wird es abgestraft. Von daher glaube ich, wird der Markt sich schon zurechtruckeln, wir leben eben in einer Phase, in der alles neu ist und keiner so recht weiß, wie er diese Möglichkeiten wirklich nachhaltig nutzen kann, die sich bieten. Wenn, dann eher von Autorenseite: Zusammenhalten, sich organisieren, keine Dumpingpreisstrategien unterstützen, Kollegen nicht bewusst schädigen, etc. etc. Das ist viel hilfreicher als nach Regulierung zu rufen. Weil: Ohne Autoren kann selbst Amazon nicht.