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Es geht den E-Book-Piraten an den Kragen

Begonnen von Alana, 13. Dezember 2014, 00:29:06

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Snöblumma

Ich muss sagen, mich hat diese Meldung auch sehr gefreut - aber ich glaube nicht mehr daran, dass das auf Dauer etwas bringt. Die Wurzel allen Übels ist meiner Meinung nach, dass die breite Masse heutzutage zwar ohne jedes Zögern 4 Euro für einen Kaffee hinblättert, 5 Euro für Kultur aber als zu viel empfunden werden. Kunst/Kultur, ob nun Film oder Buch, sind dem Publikum in der Masse schlicht nichts wert, also wird nicht gezahlt. Daran ändert sich allein durch das Verbot herzlich wenig.

Was die Schäden aus Urheberrechtsverletzungen angeht: Klar ist nicht jeder Downloader ein verlorener Käufer. Da kommt viel Sammlermentalität hoch, keine Frage. Aber: Wenn jemand die Datei nur haben will, um sie zu haben und nicht, um auch zu lesen - welche Berechtigung hat der, das Zeug zu bekommen? Gar keine. Absolut gar keine. Da habe ich herzlich wenig Verständnis für. Der Werbeeffekt, der häufig zitiert wird, der mag da sein in Maßen, aber in der Regel werden in solchen Kreisen dann auch oft die kostenlosen Ebooks weitergereicht, und damit ist das für mich als Autor relativ Jacke wie Hose. Dann lesen zwar mehr Menschen mein Zeugs (schön), aber ich habe nichts davon (nicht schön), weil es umsonst weitergegeben wird... Werbeeffekt ist damit zwar nett und sicher vorhanden, aber so viel kann ich mir davon auch nicht kaufen. Im Übrigen finde ich das Argument des "Werbeeffekts" noch aus einem anderen Grund wahnsinnig zynisch: Ich will als Autor schlichtweg selbst darüber entscheiden, ob ich Werbung haben will und in welcher Weise. Wenn ich das erreichen will, hält mich niemand davon ab, mein Werk für eine gewisse Zeit kostenlos anzubieten. Aber mir vorschreiben zu wollen, dass ich mich nicht so haben soll, weil es doch Werbung sei - ist entweder eine Frechheit oder paternalistisches Schöngerede. Ich allein will die Kontrolle über Werbung und Verbreitung haben, und wenn ich dann der Dumme bin, weil ich Kostenloseffekte nicht nutze, ist das meine freie Entscheidung. Es gibt Musiker und sicher auch Autoren, die damit gut fahren (eine meiner Lieblingsbands zum Beispiel hat früher die Privatkopie aktiv unterstützt, weil sie damit einen Kanal hatten, um bekannt zu werden), aber das soll der jeweilige Urheber meiner Meinung nach immer noch selbst entscheiden dürfen. Ihn damit ruhigstellen zu wollen nimmt ihm die Entscheidungsgewalt über sein Werk, und das ist ein Ergebnis, mit dem ich nicht leben möchte.

Das Argument, das früher mal für mich persönlich bei Musik griff (Verfügbarkeit), das gilt bei E-Books ja definitiv nicht. Es gibt sehr viele sehr einfach zu bedienende legale Angebote, auch mit Zugriff auf viele ausländische Texte etc. Dass man also etwas ziehen muss, um irgendwie ranzukommen, greift nicht - und wenn man es sich nicht leisten kann, gibt es die gute alte Bücherei. Insofern habe ich da einfach keinerlei Verständnis für Leute, die sich am Eigentum anderer vergreifen.

In Sachen E-Bookpreise muss ich sagen, dass ich die Preise keinesfalls überzogen finde. Das E-Book kostet in der Produktion nahezu dasselbe wie das Print (Werbung, Lektorat, Korrektorat, Cover, Autor... das bleibt ja alles gleich). Papier ist nicht der Rede wert in der Massenproduktion, Lager und Transport machen vielleicht einen Euro Gesamtkosten aus. Print und E-Book ergeben damit, wenn beide gemacht werden, eine Mischkalkulation, d.h. das Lektorat wird ja nicht eh für das Print gemacht, sondern finanziert sich aus beiden Quellen. Anteilig muss also auch das E-Book diese Fixkosten reinspielen. Dazu kommt die hohe Handelsspanne der E-Book-Vertriebskanäle, die ich als Verlag miteinkalkulieren muss, die höhere Mehrwertsteuer, die sich im Endpreis auswirkt... wenn man vernünftig kalkuliert, muss das E-Book Preise haben, wie sie derzeit Verlagsebooks haben, um wirtschaftlich zu sein. Selfpublisher sind m.E. nur deshalb günstiger, weil da eben oft keine große Struktur dahintersteckt und die Preise häufig nicht absolut durchkalkuliert sind, sondern auf einer "Dazuverdien"-Basis funktionieren. Solange mehr über bleibt als der Selfpublisher vorstreckt, reicht das vielen ja durchaus aus. Für eine echte, vernünftige Selbstständigkeit dürfte es bei den wenigsten reichen, nicht bei diesen Preisen und nicht, wenn man Leistungen wie Cover/Lektorat extern einkauft. Preise im Bereich von 5-9 Euro für das E-Book, die jenseits der Bestseller ja durchaus Standard sind, sind damit meiner Meinung nach eher Ausdruck vernünftiger wirtschaftlicher Kalkulation, nicht absolute Profitgier. Leider ist das etwas, das viel zu wenig kommunziert wird, genauso wie übrigens die Tatsache, wie wenig ein Autor an einem Buch verdient bei der Arbeit, die darin steckt. Das trägt meiner Meinung nach einen ganz erheblichen Teil zu der geringen Wertschätzung bei, die Kulturschaffen erfährt. Und aus diesem Grund finde ich mittlerweile, dass die niedrigen Preise, bei denen zum Teil Selfpublishing betrieben wird, einfach nur schädlich sind - die Leute werden schlicht verdorben. Dass davon keiner leben kann, muss einem doch klar sein, aber dennoch machen es viele, weil sie ja "nur so nebenbei" ein bisschen dazuverdienen oder aus Spaß veröffentlichen und damit nur ihre Kosten decken wollen. Das macht das Umfeld für Verlage nicht einfacher...

Ach ja, ich weiß auch nicht - einfach nur mit einem Verbot wird man dem nicht beikommen, aber ich finde es gut, dass endlich etwas passiert. Das wurde tatsächlich mal Zeit, dass Leuten, die sich dann auch noch bereichern, das Handwerk gelegt wird. Letzten Endes ist und bleibt es Diebstahl geistigen Eigentums, und nur, weil die Sache einfach zu reproduzieren ist und niemand den Verlust an sich direkt bemerkt (es ist eben nicht wie wenn mir jemand mein Auto wegnimmt, dann ist es weg - sondern eben nur mein Einkommen, das sich mindert, und das nur um ein paar Cent pro Kopie, also wird es schon nicht so schlimm sein etc. etc. etc.), macht das in der Sache einfach wenig Unterschied. Ich lasse gerne mit mir diskutieren, wenn es um Freiheiten in Bereichen geht, die selbst wiederum zu kreativen Werken führen (Parodien, Fan Fiction), aber wenn jemand schlicht den Text mopst, dann gibt es von meiner Seite aus weder Verständnis noch Mitleid. Und das nicht nur, weil ich Autor bin, sondern vor allem auch, weil das Grundfesten unseres Systems des geistigen Eigentums erschüttert. Hier wird nichts geschaffen, sondern nur konsumiert und Gewinn gemacht auf Kosten anderer. Und dafür kann ich schlichtweg kein Verständnis aufbringen.

treogen

#16
Zitat von: Sascha am 13. Dezember 2014, 20:44:44
Wenn ich den Film dann auf der Tube oder Netzkino usw. schauen kann (die sind ja soweit legal, gehe ich von aus), schön.

NOPE!
Es gilt zwar nach der deutschen Rechtsprechung als legal, sich Filme von Youtube anzuschauen - aber die meisten echten Filme, die auf dieser Plattform gelandet sind, sind illegal drauf gelandet.

Zitat von: Sascha am 13. Dezember 2014, 20:44:44
Die Produktion des ebooks ist dann aber kein allzu großer Akt mehr, und es gibt weder Druck- noch Transport-, Lager- oder Großhandelskosten.

Das Problem ist nur, dass der Blödsinn nicht wahrer wird, nur weil man ihn öfter erzählt.
Große Verlage zahlen pro Stück nichtmal 1 Euro Druck-, Lager-, Transportkosten. Die Masse bleibt nach wie vor im Vertrieb hängen (bis zu 50%).
Und wer sich einbildet, das Ebook fällt mal eben so hinten aus den Druckdaten raus, der ist ebenso schief gewickelt. Bzw. falls ein Verlag mal tatsächlich die "Frechheit" haben sollte, ein Ebook einfach aus den Druckdaten rauspurzeln zu lassen, dass wird er hinterher von der Kundschaft tatsächlich tüchtig angegangen.
Und Kosten wie Werbekosten, Lektorat und Co. sind eben noch nicht wegen der Printfassung abgezahlt. Im Gegenteil. Da die Printfassung durch Ebooks teilkannibalisiert wird, müssen diese Posten aufs Ebook mitumgelegt werden.
Ist ebenso albern, wie zu behaupten, ein Auto dürfte nicht viel mehr kosten, als zwei Fahrräder - haben zusammen doch auch nur 4 Räder.

Und mir ist klar, dass nicht jeder, der ein Ebook stiehlt (ja, genau darum geht es - um Diebstahl) dieses auch gekauft hätte.
Aber es ist mein gutes Recht als Urheber zu sagen: Ich WILL, dass für mein Buch, mit dem ich Monate, Jahre Arbeit hatte, bezahlt wird. Das Format ist dabei schietegal. Und es ist mein gutes Recht als Urheber zu sagen: Wer nicht dafür zahlen wird, darf es sich auch nicht anschauen.
Punkt!
An der Stelle gibt es einfach absolut keinerlei Diskussionsbedarf.
Wenn jetzt wieder dieser alberne Blödsinn anfängt mit "Wer ein Ebook veröffentlicht, muss damit rechnen, dass es geklaut wird" dann komm ich damit: "Wer als Frau auf die Straße geht, muss damit rechnen, vergewaltigt zu werden. Wer als Mann auf die Staße geht, muss damit rechnen, totgeprügelt zu werden."
Nur weil es passieren könnte, weil es assoziale Elemente gibt, heißt das aber nicht, dass ich es als Frau, als Mann, als Urheber hinnehmen muss und sagen muss: "Hach - ist halt so. Hab ich eben Pech gehabt."
Und Nur-Leser werden ganz sicher nicht deswegen bestraft - auch wenn das so in den Medien zu finden ist. Also wenn diese "Nur-Leser" tatsächlich eine Strafe kriegen, dann weil sie tatsächlich Dreck am Stecken haben (Beispielsweise weil sie nicht nur downgeloaded haben, sondern getauscht haben)

Und ja - ich find drakonische Maßnahmen in dem Zusammenhang richtig gut.
Denn dann hört Otto-Normalverbraucher vielleicht langsam auf, sich alles zusammenzuklauen, was man irgendwann vielleicht mal gerne lesen würde.

Zitat von: Sascha am 13. Dezember 2014, 20:44:44
Und er wird sich denken: "Wenn die Verlage nicht solche Wucherpreise verlangen täten, würde ich das auch kaufen. Aber so? Bin ich bescheuert?"

Genau - und wenn ich als Verlag meine Tore schließe, weil der Postbote von nebenan keine Bücher mehr kauft, sondern sie stiehlt, dann wird er nächstes Jahr entlassen (ich brauch dann halt niemanden mehr, der mir jeden Tag 3 Pakete von der Druckerei zustellt, zig Briefe zustellt und zig Büchersendungen abholt) und jammert dann garantiert rum, weil Unternehmen nur an ihre Gewinne denken. Dabei ist es genau diese Geiz-ist-geil-Denke, die dafür sorgen wird, dass auch noch die letzten Unternehmen Deutschland verlassen werden.
Ich wurde ja auch schon von Leuten drauf angesprochen, dass meine Bücher so teuer sind. Ich ware bescheuert, in Deutschland zu drucken. Wenn ich in der Türkei drucken würde, würde ich inklusive der Transportkosten UND Zoll weniger zahlen. Dann würden sie die billigeren Bücher auch kaufen.
Haben sie recht.
Vergessen dabei nur eins - wenn jeder so assozial denkt, sind morgen alle Jobs in der Türkei.  :nöö:

Zitat von: Sascha am 13. Dezember 2014, 20:44:44
Die Reaktion der Mehrheit ist: Legal, illegal, scheißegal.

Jepp - und deswegen bin ich der Meinung: Lasset die Köpfe rollen. Ist doch scheißegel  :rofl:

Zitat von: Sascha am 13. Dezember 2014, 20:44:44
EDIT: Nachtrag: Ich sehe übrigens auch durchaus einen Werbeeffekt. EIner lädt sich ein Buch für lau, liest es und findet es so gut, daß er es anderen weiterempfiehlt.

Ich hab noch keine Rezi eines Diebes bei amazon. Alle Rezis sind bestätigte Käufe. Und ja - auch von uns waren Ebooks auf dieser Plattform.

Zitat von: Sascha am 13. Dezember 2014, 20:44:44
Ich meine nur, daß man für die Seite der User durchaus auch etwas Verständnis aufbringen kann.

Könnte man schon.
Man könnte sich auch in einen Haufen Ameisen setzten. Oder sich nackt machen, mit Honig einschmieren und danach in einem Bienenstock rumstochern.
Aber wieso sollte man das tun?

Wenn ich in Zukunft jeden Morgen vom Bäcker mein Brötchen umsonst bekomme, vom Fleischer die Wurst und vor Obsthandlung meinen Apfel, wenn ich jeden Tag frei tanken kann, wenn ich alle 10 Jahre einen Neuwagen geschenkt bekomme, wenn irgendein netter Bänker mir den Kredit fürs Haus erläßt und die Gemeinde die Kosten für die Kindertagesstätte - dann ...
Dann wäre der Moment, an dem ich Verständnis für so was aufbringen könnte.
Dann, wenn es normal wäre, dass jeder seine Arbeitskraft, seine Zeit und sein Kapital freiwillig mit den anderen teilt.

So lange das jedoch nicht der Fall ist, muss ich sagen: Ein Ebook ist genauso wie ein Buch eine Ware (gut, halt mit anderen Nutzungsrechten) und einem Preis, den der Urheber bestimmt. Und wenn jemand mit diesem Preis nicht einverstanden ist, dann hat er halt die Finger bei sich zu lassen.

Zitat von: Mogylein am 13. Dezember 2014, 20:01:17
So schön ich es finde, wenn gegen illegale Kopien angegangen wird, wenn Privatwohnungen durchsucht werden und Leute, die einfach nur in solchen Netzwerken angemeldet sind, angezeigt werden, kann ich mich nicht darüber freuen.

Auch wenn das so in den Medien gestanden hat - du kannst davon ausgehen, dass dem nicht so ist.
Denn wenn das so wäre, dann wäre das eine empfindliche Schlappe für die Staatsanwaltschaft.
Aber ich glaube nicht, dass es so ist.
Ich glaube eher, dass man über die Medien nur die Hälfte zu hören kriegt. Wäre nicht das erste Mal.

Zitat von: FeeamPC am 13. Dezember 2014, 21:45:58
Den Klauern ist es egal, wieviel ein Buch kostet, Hauptsache umsonst. Keines der Fantasy-Bücher in meiem Verlag ist teuer, Preise liegen im Regelfall unter 3,- Euro, und trotzdem war fast jedes Buch kurz nach Erscheinen auf den Klau-Plattformen zu finden. Ich verstehe vollkommen, dass die Autoren entsprechend gefrustet waren.

Eben - selbst wenn es dauerhaft 99 Cent wären, würde man auf so eine Plattform gehen. Es geht um den Sport, sch möglichst viel zusammenzuklauen.
Ich kannte vor gut 10 Jahren mal einen, der kam mit 2 großen Aktenkoffern auf Arbeit. In jeden 600 (!) DVD - mit Filmen.
Er meinte, zu Hause hätte er noch mal 4 Koffer.
Auf meine Frage, ob er die alle geschaut hätte, meinte er nur: "Nö! Aber haben will ichs."
Das ist ein perverser Sport.

Edit:
Ich wurde gerade darauf hingewiesen, dass man diesen Teil hier

ZitatWenn jetzt wieder dieser alberne Blödsinn anfängt mit "Wer ein Ebook veröffentlicht, muss damit rechnen, dass es geklaut wird" dann komm ich damit: "Wer als Frau auf die Straße geht, muss damit rechnen, vergewaltigt zu werden. Wer als Mann auf die Staße geht, muss damit rechnen, totgeprügelt zu werden."
falsch verstehen könnte.

Deswegen zum verdeutlichen:
Nein - ich bin nicht frauenfeindlich. Ich bin verbrechensfeindlich.
Und ich bin absolut nicht der Meinung, dass eine Frau an einer Vergewaltigung selbst schuld ist. Falls das in meinem Beitrag nicht klar rausgekommen sein sollte, bitte ich um Entschuldigung.
Ich finde, es ist absurd, einer Frau zu unterstellen, dass sie selbst schuld ist, wenn sie vergewaltigt wird.
Und ich finde, es ist absurd, einem Mann zu unterstellen, dass er schuld ist, wenn er getötet wird.
Deswegen habe ich diese beiden - aus meiner Sicht absolut absurden - Beispiele in einem Abschnitt mit dem anderen ziemlich absurden Beispiel gebracht. Auch wenn der Schweregrad ein anderer ist: Ich finde, es ist absurd, einen Urheber zu unterstellen, dass er selbst Schuld ist, wenn er bestohlen wird.

Ich möchte damit auch nicht Diebstahl mit Vergewaltigung und Mord auf eine Stufe stellen.
Aber wer Diebstahl toleriert, als Kavaliersdelikt ansieht, setzt auch seine ganz persönliche Hemmschwelle bezüglich anderen Verbrechen herunter.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Pestillenzia

Großes Kino, Snö und treogen. Ihr sprecht mir aus der Seele!!!

Und was die Durchsuchungen bei Leuten angeht, die nur angemeldet waren: das kann die Polizei an Manpower gar nicht aufbringen (abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass ein Richter da einen Durchsuchungsbeschluss ausstellt, aber egal). Pro Wohnung mindestens zwei Beamte, dazu noch ein neutraler Durchsuchungszeuge - überlegt mal, wieviel tausende an Polizisten man da bräuchte. Und wer soll diese tausende Anzeigen hinterher bearbeiten? Bis die letzte abgearbeitet ist, ist das Delikt vermutlich ohnehin schon verjährt und die Arbeit war für die Katz. Wenn überhaupt Straftatbestände dabei herauskommen. Deshalb konzentriert man sich auf diejenigen, bei denen Straftatbestände definitiv vorliegen, damit die Arbeit auch Sinn macht und hinterher - hoffentlich - Verurteilungen herauskommen.

Die wenigsten Journalisten haben auch nur ansatzweise einen Schimmer, was rechtlich möglich und zulässig ist. Da wird geschrieben, was man so aufschnappt, ob jetzt von Frau Müller, die von Herrn Meier gehört hat, dass Frau Huber eventuell gesehen hat, dass Herr Dünnbier ... und so weiter. Hauptsache, es klingt gut und verkauft sich. Wahrheitsgehalt? Zweitrangig.

In den Medien wird so viel Halbgares und Halbwahres verbreitet, dass mir Meldungen wie heute auf N24 schon fast wieder sympathisch sind, wenn es nur darum geht, dass Angelina Jolie Windpocken hat. Da ist es mir herzlich egal, ob das wahr ist oder nicht.

Zit

Zitat von: Snöblumma am 13. Dezember 2014, 21:48:16
Leider ist das etwas, das viel zu wenig kommunziert wird, genauso wie übrigens die Tatsache, wie wenig ein Autor an einem Buch verdient bei der Arbeit, die darin steckt.

Zu uns in die Schule kommen immer mal Verlage. Als mal einer da war und wir über E-Books sprachen und wieso die Verlage da keine Position beziehen können in Sachen Preiskalkulation war die schlichte Antwort nur: Kartellamt. Die Verlage halten still, um sich da nichts vorwerfen lassen zu müssen. Glaube, wegen Wettbewerbsverzerrungen (o. ä.).

Außerdem, was die E-Book-Sache angeht und mal gesagt werden müsste, unabhängig von dem aktuellen Thema: Viele denken, dass sie einen "Gegenstand" kaufen, eine Datei. Aber das tun sie nicht. Wer ein E-Book kauft, kauft eine Lizenz, es nutzen zu dürfen. Die Datei gibt es nur bequem für umme dazu. Insofern lässt sich ein E-Book-Kauf auch nicht 1:1 mit dem Kauf eines Papierbuchs vergleichen. Und wenn die Verlage einen Preis dafür in der und der Höhe festsetzen, dann ist das eben so.*

Persönlich ist es mir egal, wie die Situation anderer aussieht. Wenn sie ein Produkt haben wollen, sollen sie den dafür festgelegten Preis zahlen. Wenn sie es nicht können, dann gibt es das Produkt eben nicht. Punkt. Und wenn sie es sich trotzdem auf einem Weg beschaffen, der als illegal festgelegt wurde, dann müssen sie eben die Konsequenzen dafür tragen. Da gibt es imho nichts zu diskutieren.

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* Insgesamt ist die E-Book-Sache eh völlig verkorkst. Das fängt schon beim Begriff E-Book an, den ich für völlig irreführend halte, und hört bei den unterschiedlichen Behandlungen in Sachen Mwst.-Satz und Preisbindung lange nicht auf. Im Grunde müsste man das ganze Konzept "E-Book" umwerfen und neu aufziehen.

Zitat von: SaschaDie meisten lesen zwei, drei Bücher im Monat, kaum mehr, viele eher weniger.

;D Das sind aber echte Vielleser.
Der "durchschnittliche Käufer(!)" legt sich 11 Bücher im Jahr zu (2008) ... Ob er die dann aber auch alle liest und nicht die Hälfte verschenkt, ist aber fraglich. Bücher sind ja gern gesehene Geschenke, jetzt gerade auch zu Weihnachten.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Chrikue

Bin voll bei euch, dass die Rechtsbrechung voll bestraft gehört. Und Leute wie Kim Dotcom dürfen ruhig ein paar Jahrzehnte weggeschlossen werden. Und auch das Argument, dass man als Autor die Werbung haben will, die man haben will, ist voll auf meiner Linie.

Ich habe die Themen nur angeführt, weil nicht nur auf Seiten der Klauenden die Argumente manchmal ein bisschen über das Ziel hinausschießen. Und ich fühle mich auch unwohl bei dem Gedanken, mit was für Maßnahmen die illegale Weitergabe von elektronischen Datein nur verhinderbar sind. Das heißt nicht, dass ich als Autor das illegale Verbreiten meiner Werke akzeptiere. Das tue ich nicht. Sehe im Moment aber auch keine für mich akzeptable Lösung. Zwischendurch mal ein paar Plattformbetreiber wegsperren mag mal ein Zeichen sein, einer Problemlösung kommt man damit aber kein Jota näher. Jede behördliche Maßnahme gegen Produktpiraterie wirkt auf mich ungeheuer altmodisch.

Schade, dass ein Generalstreik der Autoren nur genau eine Gruppe treffen würde: die Autoren.

Alana

#20
Mir ist egal, ob es Chancen gibt, die Sache einzudämmen. Mir ist egal, warum die Leute klauen und wie groß der tatsächliche Schaden ist. Es ist Diebstahl und der muss bestraft werden. Und ja, da bin ich kompromisslos. Ich streame Filme und Serien wenn überhaupt dann nur legal, ich reiße mir teilweise ein Bein aus, um ein bestimmtes Lied auf legalem Weg runterzuladen (wenn es nicht bei Amazon verfügbar ist, kann das echt kompliziert werden) und wenn das nicht geht, dann kann ich es eben nicht haben. Basta. Vielleicht kann man Buchpiraterie nicht verhindern, aber das bedeutet auch nicht, dass man es akzeptieren muss.

Ich glaube auch, dass das wahre Problem ist, dass die breite Masse das Kopieren digitaler Inhalte nicht als Diebstahl sieht. Und genau das ist ja auch die Ideologie der Buchpiraten. Sie sagen nicht: Komm, hier kriegst du es kostenlos. Die sagen: Du hast das Recht, es dir kostenlos zu nehmen, denn digitaler Content ist Eigentum der Allgemeinheit. Und das ist das Freche daran. Lest doch mal ein Interview mit Spiegelbest. Das geht auf keine Kuhhaut mehr, was der so von sich gibt.

ZitatIch sehe übrigens auch durchaus einen Werbeeffekt. EIner lädt sich ein Buch für lau, liest es und findet es so gut, daß er es anderen weiterempfiehlt. Klar, er kann denen auch gleich die Datei geben, aber vielleicht sind auch zwei darunter, die sagen, für ein gutes Buch zahle ich auch was. Das doofe ist ja, man muß erst zahlen und dann feststellen, ob es das Geld wert war. Kritiken sind ja auch nicht immer das Maß der Dinge. Wenn aber jemand das Ding empfiehlt...

Der Werbeeffekt ist nachgewiesenermaßen nicht existent. Im Gegenteil. Piratenseitennutzer, die von einem Buch schwärmen, das man auf einer Priatenseite kriegt, gewinnen damit nur noch mehr Leute für Piratenseiten und führen sie vom legalen Buchmarkt weg.

Verständnis? Nein, ich habe kein Verständnis. Ich kann verstehen, warum die Leute so denken, aber ich habe kein Verständnis, dass sie klauen. Wenn ein Kind kein Geld für Ebooks hat, die Eltern ihm keinen Bücherei Ausweis verschaffen wollen und es nirgendwoher Bücher bekommt, dann habe ich Verständnis für Klauerei. Ein solches Kind wird aber keinen PC und keinen Ereader besitzen. Also nein. Ich habe kein Verständnis.
Alhambrana

Sascha

Wow. Ein Wespennest ist nichts dagegen. :seufz:

Also, da Snö sich wohl irgendwie persönlich angegriffen fühlte, zuerst dazu. Ich meinte durchaus nicht, daß Du Dich nicht so haben sollst. Und Du hast vollkommen Recht, wenn Du Deine Werbemaßnahmen selbst bestimmen möchtest. Ich wollte nur anmerken, daß der Werbeeffekt existieren könnte. Ich meine, Windows und ganz Microsoft ist einzig durch Raubkopien groß geworden. Erst, als jeder Depp sich diese größenwahnsinnige Spieleplattform auf die Kiste gezogen hatte und auch noch einen Haufen Software, die nur damit lief, konnte MS die Daumenschrauben anziehen. Die Qualität war sicher nicht der Grund.
Die Sache mit der Preiskalkulation: Ich treib mich jetzt seit einem knappen Jahr hier rum und weiß noch herzlich wenig bis gar nix darüber. Die User wissen also erst recht nichts davon. Die werden da noch viel drastischeres denken als ich geschrieben hab. Ja, Snö, ich denke da sollte wesentlich mehr kommuniziert werden. All die hier vertretenen, bereits veröffentlichten Autoren haben eine Website oder einen Blog. Alle Verlage ebenfalls. Es wäre mal eine Maßnahme, wenn alle Autoren und Verlage an prominenter Stelle eine Seite aufziehen würden (jeder bei sich!), die darüber informiert. Gerade aus Autorensicht! Die Leute sehen immer die Großverlage, Heyne&Co. Und die sind für sie sowas wie die Großen in der Musik- und Filmindustrie, die mit ihren Raubmordkopiervergewaltigungs-Kampagnen und teils sehr harschem Vorgehen den Begriff des geistigen Eigentums extrem negativ belegt haben. Daß es im Buchmarkt anders läuft, weiß doch keiner (Man muß nicht von jedem erst langes Nachdenken verlangen, man kann es ihm auch einfach sagen.). Wenn jetzt hier dieselben Mittel angewandt werden, ist der gesamte Buchmarkt, vom Groß- über den Kleinverlag bis zum Autor, bald genau so ein Feindbild wie die Musik- und Filmindustrie jetzt schon. Lest mal auf Heise.de die Kommentare, wenn solche Themen in den Meldungen sind. Da sind Verlage wahre Blutsauger, die Autoren nur ausnehmen und sich gewaltsam ihr Monopol zu sichern suchen. Die "Piraten" haben also wahrscheinlich auch das Gefühl, damit dem großen Bösen ein Schnippchen zu schlagen. Daß die Autoren damit auch gearscht sind, daran denken die gar nicht. Man sollte m.E. wirklich lieber besser informieren, als jetzt dieselben Saiten aufzuziehen wie die MI/FI. Wie gesagt, aus Autorensicht, denn der einzelne Autor ist in den Augen der Leute immer noch ein Mensch (und zwar der, der das Buch tatsächlich erschaffen hat, das läßt sich nicht kleinreden) und kein vermeintliches Blutsauger-Unternehmen. Kleinverlage haben auch noch einen besseren Stand, glaube ich. Aber wenn man jemanden hört, dann die Lobbyisten der ganz Großen. Ist mein Eindruck, ohne Anspruch auf alleinseligmachende Wahrheit. ;)

@Zitkalasa: Das mit dem Kartellamt klingt für mich aber dann eher so, als hätten die Verlage was zu verstecken. Spräche jetzt eher gegen sie. Oder hab ich das falsch verstanden? Beim Lesepensum bin ich wohl zu sehr von mir ausgegangen ... :buch:

Achso, @treogen: Zu Rezis kann ich gar nichts sagen. Ich lese ziemlich viel, aber habe noch nir auch nur ein einziges Buch rezensiert. Ich denke da immer mehr an Mundpropaganda im Freundeskreis. Daß man als Veröffentlicher einfach damit rechnen muß habe ich allerdings nicht behauptet und nicht gemeint. Ich muß allerdings gestehen, daß ich bei Büchern immer noch in erster Linie an Print denke, ich bin (noch dazu für einen IT-Fuzzi) wohl furchtbar rückständig. Ebooks sind für mich (gefühlsmäßig) so ein Nebenher-Dingen für Leute, die keine schweren "richtigen" Bücher mit sich rumschleppen wollen. Für Fachliteratur fein (wg. Suchfunktion usw.), Romane möchte ich so nicht lesen. Ja, ich weiß, daß ich damit relativ einsam bin und die Realität anders aussieht, ich vergesse das aber immer mal wieder ganz gerne.

Den Sammel-Sport kann ich eh nicht verstehen, kenne aber auch nur einen Menschen, der mit seiner Einstellung etwas in die Richtung geht.

Also noch mal abschließend: Wie gesagt, ich verstehe die Wut der Autoren und auch der Verleger durchaus, und ich würde, sollte ich je veröffentlichen, mich genauso drüber ärgern, wenn mir dadurch Einnahmen flötengingen. Ich will die User nicht einfach mit "paßt schon" aus der Schuld entlassen, und wer damit Geld macht, der muß wirklich bestraft werden. Meiner Ansicht nach sollte nur mehr mit Information als mit Konfrontation gearbeitet werden. Letzteres schaukelt sich nur weiter auf, das haben MI und FI ja nun ausführlich demonstriert. Wie wäre es mit einem Vorwort in jedem ebook, das aber eben nicht mit der Verbrecher-Keule kommt (denn der Leser fühlt sich nicht als solcher), sondern klarmacht, daß der Autor bitte gerne auch von seiner Arbeit leben möchte und es ansonsten eben nichts mehr zu lesen geben wird. Warum nicht auch: "Wenn Du das Buch illegal gezogen hast und es gut findest, denk mal drüber nach, ob ein gutes Buch dann nicht auch sein Ged wert ist. und wenn Du dieses hier nicht noch im Nachhinein kaufen willst, dann vielleicht wenigstens das nächste vom selben Autor. Jetzt weißt Du ja, daß er/sie gut schreibt." Nein, das ist m.E. kein schwaches Auf-Knien-Rutschen, das ist ein freundliches Ins-Gewissen-Reden ohne die "Du bist böse"-Keule.

Pestillenzia

Zitat von: Sascha am 14. Dezember 2014, 12:19:10
Meiner Ansicht nach sollte nur mehr mit Information als mit Konfrontation gearbeitet werden. Letzteres schaukelt sich nur weiter auf, das haben MI und FI ja nun ausführlich demonstriert. Wie wäre es mit einem Vorwort in jedem ebook, das aber eben nicht mit der Verbrecher-Keule kommt (denn der Leser fühlt sich nicht als solcher), sondern klarmacht, daß der Autor bitte gerne auch von seiner Arbeit leben möchte und es ansonsten eben nichts mehr zu lesen geben wird.

Ich bin auch der Meinung, dass ein großes Wissens- und Informationsdefizit auf User-Seite besteht. Aber ich vermute ein fast ebensogroßes Desinteresse daran, dieses Defizit beseitigen zu wollen.

Ein Vorwort in einem ebook würde meiner Meinung nach diesebe Wirkung haben wie die GEZ-Filmchen, die rechtlichen Hinweise vor Beginn eines Films auf DVD (die ohnehin keiner liest) oder die Aufdrucke auf Zigarettenschachteln, dass Rauchen Krebs erregen kann: nämlich gar keine.
Abschrecken oder aufrütteln lassen sich nur die allerwenigsten, der Rest - und meiner Meinung nach die überwiegende Mehrheit - ignoriert es schlicht und ergreifend. Frei nach dem Motto: Was ich nicht sehe, existiert nicht.

Snöblumma

Nun, über die Art der Kommunikation kann man sicher reden - aber letzten Endes bin ich da voll bei Alana. Es ist und bleibt Diebstahl. Ich möchte auch wahnsinnig gerne überteuerte Manolo Bahniks haben und Porsche fahren. Tja. Is nicht. Ob diese Produkte ihren Preis wert sind oder nicht interessiert bei materiellen Dingen seltsamerweise niemanden, da nimmt man es hin, dass manche Dinge Luxus sind, andere sparen erfordern und andere jederzeit verfügbar sind. Nur bei Kultur scheint die Masse zu denken, dass sie alles Recht der Welt hätte, sich einfach zu nehmen, was sie möchte, statt eben zu sparen, zu verzichten oder auf die reichhaltig vorhandenen kostenlosen Angebote wie Bibliotheken zurückzugreifen. Das ist etwas, das ich einfach nicht nachvollziehen kann, weil geistiges Eigentum für mich Eigentum ist wie jedes andere auch. Derjenige, der es erschaffen hat, soll damit auch über den Preis bestimmen dürfen, und wenn ich nicht bereit bin, den zu zahlen - dann bekomme ich sein Produkt halt nicht. Punkt, aus, Ende, keine Diskussion.

Für mich sind da ganz ehrlich die Leute, die klauen (und das sind zum Glück ja noch nicht die meisten Leser, das soll hier auch mal gesagt sein), tatsächlich die Bösen. Wie jeder Dieb, der sich am Eigentum anderer bereichert -  natürlich finde ich es wichtig, für die, die noch nicht auf die schiefe Bahn geraten sind, auch mal zu erklären, was sie damit eigentlich kaputt machen würden. Aber die, die schon weg sind, die haben in meinen Augen kein Mitleid verdient. Jedes Kind weiß, dass man das nicht tun darf, erwachsene Menschen tun es im vollen Bewusstsein der Illegalität trotzdem. Da habe ich genauso wenig Mitleid wie bei jemandem, der in der Drogerie mal eben was für zehn Euro mitgehen lässt. Diebstahl bleibt es trotzdem.

Was das Gefühl der Piraten angeht, den Großen ein Schnippchen zu schlagen: Ja, mag sein, dass sie sich tatsächlich als Befreier fühlen. Aber ich habe schon die eine oder andere Debatte mit Piraten geführt, und jedes Mal zu hören bekommen, dass ich doch einfach nur blöd sei, weil ich Geld verdienen wollte mit meinem Zeug und nicht verstehen würde, wie viel toller die Welt wäre, wenn alles umsonst wäre. Dass ich davon leben will, meine Miete zahlen muss, mein Brot und meine Kleidung, das interessiert diese Leute nicht. Das hat Treogen schon so schön ausgeführt: In dem Moment, in dem ich alles umsonst bekomme, was ich so brauche, in dem Moment bin ich auch bereit, meine Bücher umsonst herzugeben. Nur seltsamerweise sind dieselben Piraten noch nie auf die Idee gekommen, freie Brötchen für alle zu fordern... und von daher ist in dieser Sache meine Geduld einfach nur am Ende. Klar, man kann über den Tonfall diskutieren, und klar, man sollte vielleicht etwas transparenter agieren, was Kostenstrukturen angeht - aber letzten Endes ist und bleib es einfach mein Eigentum, und wie bei jedem Gartenzaun auch hat jeder andere zu akzeptieren, dass dieses Buch mein Eigentum ist. Von dieser Grundposition werde ich nicht abrücken (weil: Systemdebatten darüber, dass Kommunismus mit freier Selbstbedienung für alle bei allen Produkten doch viel toller wäre, führe ich aus Prinzip nicht), und da habe ich auch einfach kein Verständnis. Gar keines :D.

treogen

Zitat von: Manu am 14. Dezember 2014, 12:34:47
Aber ich vermute ein fast ebensogroßes Desinteresse daran, dieses Defizit beseitigen zu wollen.

Das Desinteresse ist größer.
Wer es tatsächlich wissen will, findet diese Information.
Es gibt von Autoren und Verlagen HUNDERTE Blogbeiträge, die seit Jahren auf die Preiskalkulation eines EBooks eingehen.
Ich selbst hab vor über drei Jahren einen verfasst: http://verlorene-werke.blogspot.de/2011/07/verlagsgeplauder-ebooks-technische.html

Nur der Punkt ist doch der: Wann immer es mit diesem Dieben zu einer Kommunikation kommt, ist eindeutig folgendes rauszuhören:
1.) Jeder Preis ausser kostenlos ist zu teuer.
2.) Autoren sind nur dann gute Autoren, wenn sie Spaß am Schreiben haben.
3.) Autoren, die Spaß am Schreiben haben, haben gefälligst kein Geld zu verlangen.
4.) Autoren, die Geld verlangen, schreiben nur, weil sie Geld verdienen wollen und nicht, weil sie Spaß haben wollen.
5.) Autoren die Geld verdienen wollen, sind kommerziell interessiert - das bedeutet, sie verdienen es bestohlen zu werden.
6.) Verlage sind unnütze Firmen, die Autoren und Leser ausbeuten - deswegen verdienen sie es bestohlen zu werden.

Das ist es immer, worauf solch eine Diskussion hinausläuft.
Da gab es beispielsweise die denkwürdige Diskussion, die damals eine Autorin des Luzifer-Verlages mit einer dieser Diebstahlplattformen geführt hat. Das Ergebnis war, dass alle EBooks des Verlages 2 Tage später auf der Plattform verfügbar waren.
Sorry, mit solchen Elementen kann man nicht reden, nicht diskutieren, nichts erklären. So jemand muss man tatsächlich bestrafen - und das so drakonisch, dass er in Zukunft selbst seine Unterhosen übers Sozialamt bekommt.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Alana

#25
@Sascha Aufklärung und so weiter: ja ich bin dafür. Ich bin auch nicht für die moralische Keule im Alltag. Den Dieben vorzuhalten, dass sie klauen oder gar empört in Piratenforen zu posten ist der falsche Weg. Und ja. Viele Diebe zahlen hinterher für ein Buch, das ihnen gefallen  hat,  wenn man sie darauf hinweist, dass der Autor sich darüber freuen würde. Aber ich bin trotzdem für gleichzeitiges hartes Durchgreifen und rechtliche Konsequenzen. Wenn jemand im Laden ein Buch klaut,  sagt auch keiner: ach, der meint das doch nicht so. Lass sie doch. Wir sagen ihnen,  dass klauen nicht okay ist. Dann passt das.

@treogen: Ja. So sehe ich das auch.



Alhambrana

Judith

Zitat von: Alana am 13. Dezember 2014, 23:24:17
Mir ist egal, ob es Chancen gibt, die Sache einzudämmen. Mir ist egal, warum die Leute klauen und wie groß der tatsächliche Schaden ist. Es ist Diebstahl und der muss bestraft werden.
Das sehe ich genauso, aber eine Sache, die hier noch gar nicht genannt wurde und die meiner Meinung nach durchaus mit ein Grund ist, weshalb manche Leute zu Piratenseiten gehen: die Pest namens DRM.
Wenn ein Buch DRM-verdongelt ist, führt das zu allen möglichen Einschränkungen. Für mich die schlimmste: Man kann voreingestellte Schriftarten/Seitenränder/Zeilenabstände nicht ändern. Ich weiß nicht, warum manche Verlage noch immer so dämlich sind, das bei einem ebook fest einzustellen, aber ich habe mir z.B. auch bei Majas "Geigenzauber" die Haare gerauft, weil das Schriftbild furchtbar war (nicht das Buch, das ist genial!). Es war eine fixe Schrift vom Verlag eingestellt, die ich wegen DRM nicht ändern konnte und die so feine Buchstaben hatte, dass sie nicht nur auf meinem Sony total blass wirkte, sondern ich auch wirklich Probleme mit der noch relativ geringen Auflösung des Sony hatte. Es war auf jeden Fall ein haushocher Unterschied zu meiner bevorzugten Schriftart Amasis.
Dazu kam noch ein ziemlich hoher Zeilenabstand, wodurch dann auf das 6-Zoll-Display nicht mehr viel draufpasste.

Und das sind jetzt nur mal die Einstellmöglichkeiten. Dazu kommt noch, dass man die Datei dann nicht z.B. ins mobi-Format konvertieren kann und man sich außerdem mit dem ganzen Adobe-Schmarrn herumschlagen muss. Ich persönlich hatte damit keine Probleme, aber ich bin ab und an in einem Reader-Forum unterwegs und dort tauchen immer wieder frustrierte und verwirrte Leser auf, die Probleme mit der Adobe-ID haben, die auf einmal ihre Bücher nicht mehr öffnen können, usw.
Von der Sicherheitslücke bei Adobe vor einer Weile mal ganz zu schweigen ...

Es ist im Grunde ein Trauerspiel, dass man sich als ehrlicher Käufer mit diesen Problemen herumschlagen muss, die Nutzer von illegalen Seiten nicht haben. Und da man DRM ja prinzipiell sehr einfach umgehen kann, hilft es exakt gar nichts gegen das "Klauen" von Büchern. Sinnvoll ist das eigentlich nur für die Onleihe, weil man da einen Weg finden muss, für die beschränkte Nutzungsdauer zu sorgen.

Zit

Na ja, dann würde ich auf ein anderes Format umschwenken. :omn: Ja, TeufelÜberMich, auf meinem Handy nutze ich Kindle und da kann ich Majas E-Book in allen Dingen einstellen, die Kindle her gibt. (Ich habe auch die Thalia-App, aber die ist nicht ganz so bequem in der Handhabung.) Da jetzt DRM-frei zu fordern, würde ich nicht tun.

Ermahnungen bei E-Books fände ich jetzt nicht so prickelnd, weil sie Nutzer unter Generalverdacht stellen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

treogen

Zitat von: Judith am 14. Dezember 2014, 13:47:16
Das sehe ich genauso, aber eine Sache, die hier noch gar nicht genannt wurde und die meiner Meinung nach durchaus mit ein Grund ist, weshalb manche Leute zu Piratenseiten gehen: die Pest namens DRM.

Naja - aber im Prinzip ist das nichts anderes als ein Wettrüsten.
Es wird geklaut, also erfindet man ein Mittel dagegen.
Das Mittel wird geknackt, also bastelt man an das Mittel ein Mittel dran, damit es den Knackern schwerer fällt.
Daraufhin wird ...
Den Rest kannst du dir zusammenreimen.
Am Ende bleibt der ganz normale faire Leser auf der Strecke.
Aber nicht, weil Verlage garstig sind, sondern weil es Diebe gibt, denen man es wenigstens mit irgendwas schwer machen muss.
Mir ist schon bewusst, dass das keine schöne Lösung ist.
Aber nachdem durchaus auch von Autorenseite immer wieder an Verlage herangetragen wird, dass der Verlag dafür verantwortlich ist, das geistige Eigentum des Autors in geeigneter Weise zu schützen und es schlichtweg aktuell nichts gibt, was geeigneter ist als DRM, können Verlage nichts anderes machen, als auf einen nicht ganz optimalen Schutz zu setzen.

Weißt du, nur wenige Autoren haben dafür Verständnis, wenn man sagt: "Hee, wir haben da zwar etwas, das hält ein Großteil der weniger computerversierten Leser ab. Aber ungefähr 5% von denen werden ernsthafte Probleme haben und daraufhin stinkesauer sein und in Zukunft kein Ebook mehr bei uns kaufen. Deswegen schützen wir es lieber gar nicht, sorgen dafür, dass Hinz und Kunz es problemlos hin- und hertauschen können und du als Autor und ich als Verleger - wir verkraften das schon, wenn wir auf schätzungsweise 50 % unserer Einnahmen verzichten."
Die Zahlen sind jetzt spekulativ.
Aber in der Realität sieht es doch überall so aus. Man überschlägt Kosten und Nutzen. Und wenn der Nutzen größer als die Kosten oder spätere kalkulierte Verluste, dann macht man es. Wie gesagt - wäre es nicht nötig, würde man es nicht machen.
Ich hab zu Hause auch Schlösser an den Türen. Einen richtigen Einbrecher werden sie wohl nicht abhalten - aber jeden x-beliebigen Fußgänger, der sonst einfach nur meine Türklinke runterdrücken müsste - und von denen sich mancher die Gelegenheit sicher nicht entgehen lassen würde.

www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Mogylein

#29
Zitat
Der Werbeeffekt ist nachgewiesenermaßen nicht existent. Im Gegenteil. Piratenseitennutzer, die von einem Buch schwärmen, das man auf einer Priatenseite kriegt, gewinnen damit nur noch mehr Leute für Piratenseiten und führen sie vom legalen Buchmarkt weg.

ZitatEben - selbst wenn es dauerhaft 99 Cent wären, würde man auf so eine Plattform gehen. Es geht um den Sport, sich möglichst viel zusammenzuklauen.
Ich kannte vor gut 10 Jahren mal einen, der kam mit 2 großen Aktenkoffern auf Arbeit. In jeden 600 (!) DVD - mit Filmen.
Er meinte, zu Hause hätte er noch mal 4 Koffer.
Auf meine Frage, ob er die alle geschaut hätte, meinte er nur: "Nö! Aber haben will ichs."
Das ist ein perverser Sport.

Wenn ich sowas lese, habe ich das Gefühl, dass ihr in Welten lebt, wo ihr wirklich keine Filesharer im Freundes- und Bekanntenkreis habt (was ich euch wünsche). Ich würde sagen, rund 90% meiner gleichaltrigen Kontakte aus dem wahren Leben sind mehr oder weniger digitale Piraten und so gerne das auch viele machen, man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren. Ja, sie sind alle Diebe, aber solche pauschalisierenden Aussagen bringen Nichts außer zusätzlichen Frust, weil man auf den Gedanken kommt, alle Filesharer tun das im großen Stil und alles ist verloren.
Klar gibt es sie, die Filesharer, die über 1000 DVDs runtergeladen und gebrannt haben und davon wahrscheinlich nicht ein Mal ein Drittel geguckt haben. Aber das sind echt die wenigsten. Der "durchschnittliche" Filesharer aus meiner Erfahrungsrealität - und ich habe viel mit durchschnittlichen Jugendlichen und Erwachsenen aus ärmeren bis mittelständischen Schichten zu tun, das verzerrt also natürlich meine Wahrnehmung -  schaut sich in der Woche 2 bis 3 Filme und vielleicht drei Folgen einer Serie illegal an (und etwa für einen bis zwei Kinofilme im Jahr würde er zahlen - und tut es für große Blockbuster meistens trotzdem), lädt in der Woche etwa 3 Songs (oder mal im Monat ein ganzes Album, dann aber erstmal nicht sofort wieder was) und vielleicht ein bis zwei Ebooks pro Monat runter, von dem er jeden zweiten Monat auch eins zuende liest. Die anderen hat er sich runtergeladen, weil der Titel oder das Cover so ansprechend war, aber wenn man eh schon so in der Szene steckt liest man keine Leseproben mehr, sondern lädt sich das ganze Buch einfach und guckt, ob es einem gefällt. Ist ja kein Klick mehr als die Leseprobe und wenn man es eh illegal runterladen möchte muss man dann nicht wenn es einem gefällt erst das Buch nochmal laden.
Wenn der durchschnittliche Filesharer mit jemandem über ein Buch spricht, fängt er nicht mit "Ich hab mir Buch X bei boerse runtergeladen und das war voll gut" an, sondern erzählt einfach wie jeder andere Mensch von einem Buch, das ihm gefallen hat und empfiehlt es weiter. Erst, wenn gefragt wird, woher man das kriegen kann - eindeutig gemeint illegal, weil jeder weiß, dass man auf Amazon oder im Thalia Bücher kriegt - wird eine Datei oder ein Link gesendet. Ja, manchmal geben Leute auch ihre gesamten Sammlungen an Ebooks an Freunde weiter. Aber fast alle haben mir gesagt, dass sie die Listen nur kurz angucken und wenn dann nicht genau das dabei war, was sie gerade suchen, vergammeln diese eher am PC. Der Werbeeffekt ist also fast der gleiche wie wenn jemand ein Buch normal gekauft hat - nur, wenn schon Interesse am Stehlen vorhanden ist von der Person, der das Buch empfohlen wurde, greift sie nicht.

Wenn ich sowas erzähle, dann greifen mich immer viele an, weil das so klingt, als würde ich Piraterie verteidigen oder sonstwas. Bitte lest genau, ich hab das Stehlen nirgendwo verteidigt. Ich teile einfach meine recht ausführlichen Erfahrungen mit der Piraterie-Szene, weil ich mit solchen Leuten viel zu tun habe und das, was ich von euch lese so gar nicht mit meiner Erfahrungsrealität zusammenpasst. Ja, solche Zusammensammelklauer und solche "Ich hab voll das gute Buch runtergeladen, hier, ich schicks dir"-Menschen gibt es. Aber es ist meiner Meinung nach sehr weit weg vom echten Durchschnitt. Und ich finde es wichtig, auch bei einem solchen Thema die Fakten nicht zu strapazieren. Auch wenn das an unserer allgemeinen Meinung, dass Klauen nicht richtig ist, nichts ändert.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort