• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Sich in Charaktere hinein versetzen...

Begonnen von Robin, 20. Juli 2012, 21:59:20

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Notrya

Zitat von: HauntingWitch am 22. Juli 2012, 12:03:09
@Nur bei mir ist das nicht ein bestimmter Charakter, sondern ein bestimmter Typ von Charakter, der sich in alle meine Geschichten schleicht, meist unbewusst. Interessant ist, dass das aber immer der Charakter ist, der mir von Anfang an am Leichtesten von der Hand geht. Vielleicht ist es doch immer derselbe und ich merke es nur nicht.

Genau so eine Figur habe ich auch; es war mir bis vor kurzem aber gar nicht bewusst, erst als ich irgendwann dachte "komisch, den Satz könnte jetzt auch XY in Geschichte Z gesagt haben", ist es mir aufgefallen. ;D

Anscheinend tendiere ich auch dazu, ab und an eine Figur einzubauen, der ich eine Menge meiner Charaktereigenschaften verpasse; jedenfalls hat mir das letztens ein Freund gesagt, der eine Geschichte von mir gelesen hat. Auch das war mir gar nicht so bewusst... Ich habe auch beim Schreiben dieser Figur nicht bemerkt, dass ich mich in sie besser hineinversetzen konnte als in andere.

Ob ich mich überhaupt in Figuren hineinversetzen kann, hängt auch bei mir davon ab, wie lange ich sie schon kenne; wenn ich mit einer neuen Geschichte anfange, habe ich meist nur eine grobe Vorstellung der Figuren, der Rest ergibt sich dann im Laufe der Geschichte. Ich schreibe seit über einem Jahr an dem gleichen Projekt, und in die Charaktere daraus kann ich mich super hineinversetzen - und trotzdem steckt die Geschichte gerade fest, weil mir mittlerweile aufgefallen ist, dass, wenn ich sie so weiterschreibe, wie ich sie geplottet habe, mir gar nicht gefällt, wie meine Charaktere reagieren würden... :hmmm:

A-ya

Ich finde es immer wieder erschreckend wie oft ich mich frage, was meine Charaktere in einer bestimmten Situation tun würden - sei es beim Filme schauen oder Bücher lesen. Neulich hab ich mir nach einiger Zeit wieder Avatar angetan (die Serie - nicht den "Pocahontas-mit-Schlümpfen-im-Weltraum-Film") und mir ist die Frage sehr oft in den Sinn gekommen. Ich stelle aber auch fest, dass ich mich manchmal im RL frage, wie der eine oder andere Charakter meiner Geschichten reagieren würde, beispielsweise wenn ich mal wieder irgendwelche Idioten im Bus oder der Bahn sehe.
Was mir aber auch schon des öfteren passiert ist, das meine Charaktere sich verselbstständigen oder das ich ihnen ohne es zu beabsichtigen Charakterzüge von mir oder mir bekannten Leuten gebe.
Hineinversetzen kann ich mich allerdings in so ziemlich aller meiner Charaktere. Ich denke das ist auch wichtig um sie authentisch wirken zu lassen. Ich habe zum Beispiel ziemliche Probleme damit Charaktere zu entwickeln, die großes diplomatisches Geschick oder strategische Planung an den Tag legen müssen - da hole ich mir regelmäßig Hilfe bei Freunden und Bekannten. Ich selbst bin absolut undiplomatisch und im voraus planen fällt mir auch nicht leicht, da ich mich dann immer in zu viele Eventualitäten verrenne.

Mika

Manchmal, vor allem allerdings bei Rollenspielcharakteren kann ich mich wirklich extrem hineinsteigern. Der Chara ist aufgeregt und nervös, meine Hände werden nass, mein Herz beginnt zu rasen. Ist der Charakter traurig, fallen auch bei mir manchmal die Tränen (vor allem letzteres ist mir schon das ein oder andere Mal beim Schreiben passiert).
Ich mache mir eigentlich selten wirklich einen Plan, oder einen Charakterbogen oder ähnliches, meist lasse ich es einfach auf mich zukommen, die Charaktere sind so wie sie sind und entwickeln sich irgendwie eigenständig. Manchmal schlüpfe ich beim Schreiben in eine Prota und staune selbst wie sie auf die eine oder andere Situation reagier, oder gar Wörter in den Mund nimmt, die ich niemals verwenden würde. So geht es mir vor allem häufig bei meinem aktuellen Projekt.
Das Hineinversetzen in verschiedenste Charas war bislang bei mir eigentlich nie das wirkliche Problem, weil ich meine Geschichten immer aus mindestens aus der Perspektive von drei oder vier, manchmal auch wesentlich mehr Figuren schreibe. Ich kann gar nicht mehr ohne meine Mehrfachperspektive. Natürlich gibt es Figuren die mir leichter fallen und solche bei denen es manchmal etwas schwierig wird, aber gerade die finde ich oft besonders interessant. Ob es mir natürlich immer gelingt mich wirklich 100%ig hineinzuversetzen, sei mal komplett dahingestellt, das dürfte selbst etwas schwierig zu beurteilen sein.

Kennt ihr das andere Extrem? Ihr kreiiert einen Charakter, versetzt euch hinein und schafft es nicht sofort wieder hinauszukommen? Mir ist das bislang nur bei Rollenspielcharas passiert, aber es ist bislang wirklich unheimlich. Man befindet sich in irgendeiner Situation, reagiert und denkt sich danach: ups, das war aber jetzt nicht ich, das war mehr Charakter XY?

HauntingWitch

Zitat von: mika am 26. Juli 2012, 08:40:51
Kennt ihr das andere Extrem? Ihr kreiiert einen Charakter, versetzt euch hinein und schafft es nicht sofort wieder hinauszukommen?

Ja. Das passiert mir besonders bei Langzeitprojekten oder solchen, mit denen ich mich besonders intensiv beschäftige.

Nirathina

Zitat von: mika am 26. Juli 2012, 08:40:51
Kennt ihr das andere Extrem? Ihr kreiiert einen Charakter, versetzt euch hinein und schafft es nicht sofort wieder hinauszukommen? Mir ist das bislang nur bei Rollenspielcharas passiert, aber es ist bislang wirklich unheimlich. Man befindet sich in irgendeiner Situation, reagiert und denkt sich danach: ups, das war aber jetzt nicht ich, das war mehr Charakter XY?

Ja, das kenne ich auch. Da ich ja meistens für Fortsetzungen mitplane, beginne ich immer damit, eine Lebensgeschichte zu verfassen - und das führt zu dem von dir genannten Extrem. Bei Rollenspielcharakteren ist mir das auch schon des Öfteren passiert, mittlerweile - da ich so etwas nicht mehr mache, leider - hat sich das aber so abgeschwächt, dass es sich nur noch auf meine Buch-Charaktere bezieht. Dennoch ... bei mir ist es mittlerweile so weit, dass ich im Alltag so rede wie meine Charaktere. Meine Eltern finden das unheimlich  ;D

Ary

Zitatbei mir ist es mittlerweile so weit, dass ich im Alltag so rede wie meine Charaktere. Meine Eltern finden das unheimlich
DAS kenne ich auch. Irgendwie lustig, wie man dabit Leute vor den Kopf stoßen kann. Ich muss aufpassen, weil ich gerade ziemlich die Spitzzüngigkeit meines "Schattenpanthers" angenommen habe und sehr zum beißen neige, wenn ich genervt bin.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

canis lupus niger

#21
Zitat von: mika am 26. Juli 2012, 08:40:51
Manchmal, vor allem allerdings bei Rollenspielcharakteren kann ich mich wirklich extrem hineinsteigern. Der Chara ist aufgeregt und nervös, meine Hände werden nass, mein Herz beginnt zu rasen. Ist der Charakter traurig, fallen auch bei mir manchmal die Tränen (vor allem letzteres ist mir schon das ein oder andere Mal beim Schreiben passiert).

Ja, das kenne ich nur zu gut. Kürzlich hatte ich eine depressive Phase, unter der meine ganze Familie mitgelitten hat, weil ich einem Prota so große Probleme auf den Leib geschrieben habe.

Farean

Zitat von: canis lupus niger am 18. August 2012, 22:04:37
Ja, das kenne ich nur zu gut. Kürzlich hatte ich eine depressive Phase, unter der meine ganze Familie mitgelitten hat, weil ich einem Prota so große Probleme auf den Leib geschrieben habe.
Ups! :( Das klingt heftig. Geht es dir inzwischen wieder besser?

In der Hinsicht muß ich auch immer etwas vorsichtig sein. Für manche Charaktere, in die ich mich gar nicht so recht hineinversetzen will (skrupellose Söldner, Vergewaltiger etc.) habe ich dankenswerterweise meine Frau. Die hat in der Hinsicht ein dickeres Fell und kann mir die entsprechenden Rollen ganz gut "anspielen".

canis lupus niger

Zitat von: Farean am 19. August 2012, 13:39:18
Ups! :( Das klingt heftig. Geht es dir inzwischen wieder besser?

Na klar! Aber deswegen muss ich solche Sachen ganz zum Schluss schreiben, denn anderenfalls würde diese miese Grundstimmung sich durch das ganze Buch ziehen und den Leser daran hindern, sich mit diesem Charakter unbeschwert über Belanglosigkeiten zu freuen.

Runaway

Oooh, was für ein tolles Thema, hab ich aufgrund meines Urlaubs letztens wohl verpaßt ...

Also ich muß sagen, bei mir geht gar nichts, wenn ich mich nicht total in die Charaktere hineinversetze. Ich lebe sie. Ich stelle mir teilweise auch im Alltag vor: Was würde meine Figur jetzt tun? Was würde sie denken?

Das führt natürlich auch bei mir dazu, daß sich die Stimmungen, die ich den Charakteren auf den Leib schreibe, auch manchmal bei mir niederschlagen. Gespenstisch, aber ist so.
Beruhigend, daß es auch anderen so geht ...

Der Witz ist, wenn ich ein neues Projekt beginne, dann muß ich die Charaktere trotzdem erst mal kennenlernen und manchmal werden die dann auch anders als geplant. Manchmal tun die was die wollen!

Farean

Zitat von: Dani am 19. August 2012, 22:02:19
Das führt natürlich auch bei mir dazu, daß sich die Stimmungen, die ich den Charakteren auf den Leib schreibe, auch manchmal bei mir niederschlagen. Gespenstisch, aber ist so.
Beruhigend, daß es auch anderen so geht ...
Bei mir ist es aber auch genauso. Das krasseste, was mir in der Hinsicht mal passiert ist, war bei einem SF-Projekt. Nachdem ich den ganzen Tag beschrieben hatte, wie meine Protagonisten auf gleitenden Bürgersteigen in ihrer Stadt unterwegs waren, blieb ich beim Rausgehen am Nachmittag zunächst etwas desorientiert am Straßenrand stehen. Ich brauchte einen Moment, bis mir bewußt wurde, daß ich allen Ernstes nach den Gleitsteigen suchte und dafür die Straßenbahnschienen nicht gleich einordnen konnte... :hmhm?:

Nurelie

Ich weiß nicht...irgendwie bin ich mir nicht sicher ob ich da wirklich "der Charakter" werde. Ich wende zwar meine Schauspielerischen Vorkenntnise an und versinke manchmal so sehr im "Handeln des Charas" dass ich für andere Leute doof aussehe und schiefe fragende Blicke kassiere, aber ich versinke eben nur im Handeln des Charas. Generell fürchte ich, dass ich Gefühlsmäßig nicht sonderlich "begabt" bin...gut, ich habe einfach das Problem dass ich nicht weiß ob ich es richtig mache (ich bin Kategorie: "Nur am Beispiel kann ich erkennen wie toll ich bin." ) Naja. Ich schweife ab. Ja, also ich kann mich eher ins Handeln meiner Charas versetzen, das logische Verständnis für die Psychologie dahinter fehlt mir. Leider.

Zit

Küchenpsychologie lässt sich aber anlesen, zumindest der Urschleim. Gibt ja auch Leute, die in sowas ausgebildet werden; irgendwoher müssen die es ja auch haben. ;D
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt