Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36

Titel: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36
Mir kommt es so vor, als wäre mir in den letzten Tagen dieses Wort überproportional begegnet. Vielleicht ist es ja nur Einbildung. Wenn ich es bemerkte, kam immer noch hinterher geschoben "(das ist keine Wertung)" - wirkte aber irgendwie nach pc (political correctness,  das muss man jetzt eben sagen).

Generell taucht das Wort immer wieder mal auf, und ein ganz subjektiver Eindruck (den ich einfach nach dem Lesen generell hier zurückbehalten habe), ist, dass "Hobbyschreiber" ja eher bei keine-Vorschuss-oder-langsam-abrechnenden-Verlagen landen.
Oder dies und jenes anders machen / nicht beachten / nicht machen.

Keine Ahnung, irgendwie fühle ich mich von der subjektiv gefühlt überproportionalen Häufung etwas herunter gemacht.

Einige grandiose qualitätsvolle Bestseller aus meinem Regal sind von "Hobbyschreibern" geschrieben worden. Die Autoren gehen einem richtigen, anderen Beruf nach und zwar auch beim 3. erfolgreichen Buch oder mehr.

Manche Menschen wollen eben keine freiberufliche Arbeit oder kurzfristige Arbeitsverträge haben (und das mit den Arbeitsverträgen kann man evt auch übertragen auf Auftragsbücher), und macht sie das weniger professionell?

Oder nur in dem Fall, wenn sie noch nicht bei Goldmann oder Heyne oder Bastei Lübbe einen oder mehrere Romane veröffentlicht haben?

Das macht mich irgendwie traurig. Abgesehen  davon ist es doch so ein schönes Forum, aber dieser Beiklang manchmal...  :(


~~~

Dieser Eindruck ist bei mir über mehrere Wochen entstanden, und ich kann nicht jetzt 2 oder 3 Diskussionen raussuchen, die das hervorgerufen haben. Vielleicht könnte ich ja das Forum durchforsten und finde dann einige Diskussionen, die vermutlich am meisten für diesen Eindruck verantwortlich waren.
Aaber das möchte ich auch gar nicht. Wenn ich jetzt Zitat mit Namen etc hier reinzitieren würde, würden sich die Schreiber dieses Zitats sicher angegriffen fühlen.

Und ich will ja keinen Stress, ich will eine Diskussion ;-)
Also diskutieren wir. Habt ihr auch eine Meinung dazu?

(Hoffentlich nicht als Erstes  ":hand: Dasgehört in ein anderes Unterboard"  ^^)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Schreinhüter am 03. September 2012, 12:52:03
Ja, das macht sie weniger professionell. Aber nur im Sinne des Wortes Profession, also Arbeit und Brotverdienst. Eigentlich kommt es mir eher andersherum vor, denn wir Hobbyschreiber verstecken uns eher hinter dem Begriff, um nicht die volle Kritik ab zu bekommen. Freilich, es wird oft gemauscht mit diesen Begriffen und sicherlich kann es dem ein oder anderem so vorkommen, als würde er hier im Forum umringt von Professionellen, die einem auf die Mütze hauen wollen. Das Wort an sich täuscht allerdings nicht über die begriffliche Gestaltung des Alltages hinaus. Was ist denn schon professionell? Wie kann ein Hobby sich von dem freischälen und erwachsen zu einer ermüdend nüchternen Diagnose, nämlich Gewinn. Das muss man für sich selbst in Einklang bringen.
Ich für meinen Teil sah es nie als Hobby. Das Schreiben wurde mir in meine Wiege gelegt, es ist Teil von mir. Kaum ein Wort kann an dem Gefühl der Erfüllung kratzen. Noch kann ein Ranking mir abbilden, in welcher Liga ich spiele. So zu denken, fesselfrei von dem was andere sagen eben, hilft im Übrigen nicht nur bei so empfindlichen Künstlerthemen.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Grummel am 03. September 2012, 12:55:24
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36

Keine Ahnung, irgendwie fühle ich mich von der subjektiv gefühlt überproportionalen Häufung etwas herunter gemacht.

Warum fühlst du dich davon runter gemacht? Signalisierst du damit, dass du dich selber zu den Hobbyschreibern zählst? Wenn das so ist, dann stimme ich dir zu.
Kleines Zitat: "Der Tintenzirkel wurde im Dezember 2001 als Online-Selbsthilfegruppe für Fantasy-Autoren und solche, die es werden wollen, gegründet."
Ich zum Beispiel, würde mich niemals als Hobbyautor bezeichnen. Nachwuchsautor wäre in Ordnung. Weil hier der Nachwuchs nicht vom Alter bestimmt wird, sondern für meinen Teil durch die handwerkliche Reife.
Ohne definierte Beispiele in Form von Posts und Threads wird das hier nicht in eine Disskusion ausarten, sondern in reines Gefasel. Ich glaube kaum, dass einer der vielen Autoren in diesem Forum in Wort und Schrift einen anderen herabstellen will oder so etwas wissentlich getan hat.
Aber ich finde es trotzdem wichtig, dass du dich traust deinem "subjektiven" Empfinden Audruck zu verleihen. Denn das Ziel hier im Zirkel soll ja sein, dass wir uns austauschen und bereichern.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Fianna am 03. September 2012, 13:07:30
Zitat von: Grummel am 03. September 2012, 12:55:24
Warum fühlst du dich davon runter gemacht?
Irgendwie implizierte es für mich, dass man weniger "gut" arbeitet.
Ja, die meisten "Hobbyschreiber" in diesem arbeiten mit Vorlauf, also machen keine Auftragsarbeiten. (Wobei das eben das ist, was mir an dem Begriff aufstößt: viele Auftrags-und-Vorschuß-Autoren sind ebenfalls "nur Hobbyschreiber"; die habe ich im Zirkel selten angetroffen, denke jedoch, dass es stark an dieser Bewerbungspflicht liegt)
Sie schreiben nicht 2 Bücher pro Jahr.
Sie kennen den Markt nicht so gut oder sprechen i.d.R. (also HS in diesem Forum) nicht mit Agent/Verleger ab, was sie als nächstes schreiben sollen.

Aber das macht doch ihre Arbeitsweise nicht weniger gut.
Irgendwie habe ich das gelegentlich "zwischen den Zeilen" rausgelesen :-(

Und nein, ich habe keine Komplexe, dass ich nicht gut genug arbeite  ;D diese gefühlte Suggestion habe ich wirklich erst durchs Lesen bekommen, und das hat mich etwas erschreckt.


(Zum Glück kam noch kein "Das ist das falsche Board"-Post  ;D)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Grey am 03. September 2012, 13:11:34
Hallo Fianna,

tatsächlich sehe ich die Dinge etwas anders als du es beschreibst, und ich habe auch nicht das Gefühl, dass hier im Forum die Unterteilung so geschieht, wie du es schilderst (was wiederum, aber das wirst du dir schon denken, *mein* subjektiver Eindruck ist).

Eine Formulierung deines Beitrags hat mich vor allem stocken lassen:

Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36
Einige grandiose qualitätsvolle Bestseller aus meinem Regal sind von "Hobbyschreibern" geschrieben worden. Die Autoren gehen einem richtigen, anderen Beruf nach und zwar auch beim 3. erfolgreichen Buch oder mehr.

Das klingt nun, als wolltest du sagen, Autor sei kein "richtiger" Beruf? Das sehe ich nun aber ganz anders, denn ob nun Vollzeit oder Teilzeit in Verbindung mit einem anderen Beruf, Veröffentlichen ist Arbeit. Und ich finde auch nicht, dass Autoren, die schon mehrere Romane in Publikumsverlagen veröffentlicht haben, noch Hobbyschreiber sind. Sie verdienen Geld mit dem, was sie tun - und zwar in einem Maß, dass sie es zumindest als Zuverdienst einrechnen. Und sie werden darüber hinaus ganz sicher einen gewissen Einblick ins Verlagswesen und die dortigen Vorgänge erworben haben, was m.E. durchaus als professionelles Wissen zu werten ist. Sie gehen also dem Beruf Autor nach.

Hobbyschreiber hingegen sind für mich die, die einfach schreiben, für sich selbst, aus Spaß, um Geschichten zu erzählen und - ganz wichtig, denn schreiben aus Spaß tun wir ja alle - ohne Absichten, sich wirklich einen guten Teil des Lebensunterhalts damit zu verdienen. Das bedeutet *nicht*, dass ein Hobbyschreiber sich nicht professionell mit Verlagen, Agenturen und Veröffentlichungen auseinandersetzen kann. Die Grenzen sind da ja nicht starr, es gibt zweifellos etliche Mischformen, und daher sehe ich auch keinen wirklich Sinn darin, so eine scharfe Trennlinie zu ziehen.

Letztendlich ist es also nur eine Begriffsfrage: Sagt man statt Profiautor lieber Berufsautor, ist es wieder eine individuelle Sache, wieweit man sich professionell mit dem Schreiben und Veröffentlichen auseinandersetzt oder es eben sein lässt. Berufsautoren tun es, weil sie es müssen, weil es zu ihrer Arbeit gehört. Hobbyautoren tun es, wenn sie wollen.

Zitat von: Schreinhüter am 03. September 2012, 12:52:03
Ich für meinen Teil sah es nie als Hobby. Das Schreiben wurde mir in meine Wiege gelegt, es ist Teil von mir. Kaum ein Wort kann an dem Gefühl der Erfüllung kratzen. Noch kann ein Ranking mir abbilden, in welcher Liga ich spiele. So zu denken, fesselfrei von dem was andere sagen eben, hilft im Übrigen nicht nur bei so empfindlichen Künstlerthemen.

Schön gesagt. :)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11
Hm, ich glaube, da muss zunächst einmal klargemacht werden, wen oder was man als Hobbyschreiber versteht. In meiner persönlichen Definition mache ich die Unterscheidung nämlich nicht danach, ob jemand seinen Lebensunterhalt ausschließlich mit dem Schreiben verdient oder eher mit einem anderen Beruf, sondern ich würde die Unterscheidung eher bei den Erwartungshaltungen ansetzen.

Ein Hobbyschreiber ist für mich daher jemand, der das Schreiben primär als Hobby sieht und von sich aus keine Professionalität anstrebt in dem Sinne, dass er dem Schreiben einen größeren Stellenwert in seinem Leben einräumen möchte als einem Hobby. Das ist eine Einstellung, die ich genauso legitim finde wie wenn jemand Schreiben als seine absolute Passion begreift und am liebsten davon leben würde, wenn er es nur könnte. Diese Einstellung bringt aber - und das ist auch wiederum meine persönliche Meinung - eben mit sich, dass ein Hobbyschreiber sich stärker auf den Prozess des Schreibens an sich konzentriert und sich weniger intensiv mit den Entwicklungen des Buchmarkts, mit Verlagen und Agenturen auseinandersetzt, weil er eben eine dahingehende Professionalisierung seines Hobbys nicht anstrebt. Ich würde behaupten, dass jemand, der sich selbst als reiner Hobbyschreiber begreift, nicht unbedingt versuchen wird, einen Agenturvertrag zu bekommen, weil das nicht seiner Art des Umgangs mit dem Schreiben entspricht. Das ist vielleicht wie ein Fußballspieler, der selbst zwar auch gern auf dem Spielfeld steht, aber natürlich nicht versucht, beim nächsten Bundesligisten unter Vertrag genommen zu werden, weil er sein Hobby nicht zum Lebensmittelpunkt machen will.

Wenn es darum geht, bei was für Verlagen "Hobbyschreiber" unterkommen, wenn sie veröffentlichen wollen:

ZitatGenerell taucht das Wort immer wieder mal auf, und ein ganz subjektiver Eindruck (den ich einfach nach dem Lesen generell hier zurückbehalten habe), ist, dass "Hobbyschreiber" ja eher bei keine-Vorschuss-oder-langsam-abrechnenden-Verlagen landen.
Oder dies und jenes anders machen / nicht beachten / nicht machen.

Ich halte das für relativ logisch. Ketzerisch gesagt würde ich behaupten, dass man an große Publikumsverlage mittlerweile fast nur noch über Agenturkontakte herankommt, und das setzt wiederum eine intensivere Auseinandersetzung mit den Mechanismen des Buchmarkts und eine andere Erwartungshaltung an das eigene Schreiben voraus. Ich würde deshalb schon unterschreiben, dass Hobbyschreiber möglicherweise eher bei kleinen Verlagen bzw. im schlimmsten Fall bei Druckkostenzuschussverlagen oder BoD unterkommen (oder ihre Sachen in neuester Zeit als eBooks herausbringen, aber das ist eine andere Diskussion), weil diese Veröffentlichungsmöglichkeiten mit weniger Aufwand zu erreichen sind. Beziehungsweise - um seriöse Kleinverlage hier nicht mit anderen Modellen in einen Topf zu werfen - auch für jemanden ohne Agentur erreichbar sind.

Über die Qualität eines Hobbyschreibers sagt der Begriff meiner Meinung nach nicht zwingend etwas aus, denn auch jemand, der das Schreiben als Hobby begreift, kann Wert auf seine stilistische und handwerkliche Entwicklung legen, reflektiert schreiben, nach Kritik und Austausch suchen und sich bewusst sein, dass man als Schreiberling eigentlich in einem ständigen Lernprozess steht.

Es gibt auch Hobbyschreiber, die das Schreiben so sehr als Hobby sehen, dass sie zu reflektierter Textarbeit nicht bereit sind. Das ist aber eigentlich nur dann problematisch, wenn sie sich in einen öffentlichen Raum - wie z.B. Textkritikforen - begegnen, um Feedback zu erhalten, und ihre Erwartungshaltung dann mit der anderer Autoren kollidiert, die - auch als Hobbyschreiber z.B. - anders an das Schreiben herangehen.

Professionelle Schreiber in dem Sinne, dass sie nur vom Schreiben leben, sind doch tatsächlich die wenigsten - und daher würde ich die Grenze nicht unbedingt dort ziehen, sondern bei der eigenen Erwartungshaltung und Selbstwahrnehmung. Denn da liegt der eigentliche Unterschied, denke ich.

Kritisch sehe ich persönlich nur Schreiber, die veröffentlichen wollen, ohne zu Textarbeit und Selbstreflektion bereit zu sein - das wären dann eher die Hobbyschreiber, die sich direkt an Druckkostenzuschussverlage und BoD wenden (was im Umkehrschluss nicht heißt, dass dort nur solche Leute veröffentlichen) bzw. nur für die Schublade oder den engsten Freundeskreis schreiben.

Und dann würde ich zwischen Leuten unterteilen, die a) das Schreiben als reines, aber leidenschaftlich geprägtes Hobby betreiben, sich aber nicht unbedingt mit Themen auseinandersetzen, die jenseits von handwerklichen und schreibprozessbezogenen Aspekten liegen, bzw. b) sich vorstellen können, ihr Schreiben langfristig gesehen auf eine professionelle Ebene zu bringen, ohne dass dies bereits der Jetzt-Zustand sein muss, und die auf eine solche Professionalisierung aktiv hinarbeiten.

In diesem Sinne denke ich, dass es viele Hobbyschreiber gibt, die auf einem sehr hohen Niveau schreiben. Ich finde auch nicht, dass eine Veröffentlichung in einem Kleinverlag ohne Vorschuss weniger wert ist, da es viele überaus seriöse und engagierte Kleinverlage gibt. Professionalität, wie sie von dir beschrieben wird, Fianna, sehe ich eher als äußere Umstände, die keineswegs allein durch die eigene schreiberischen Qualität erreicht werden bzw. umgekehrt nicht unbedingt etwas über diese Qualität aussagen. Für mich hat es daher nichts Abwertendes, von Hobbyautoren zu sprechen, weil ich persönlich damit in erster Linie eine Erwartungshaltung und Einstellung meine und keine qualitative Wertung des Schreibprodukts. Wie erwähnt, würde ich innerhalb von Hobbyschreibern noch einmal nach der Ernsthaftigkeit und der Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Schreiben unterscheiden. Insgesamt sind die Grenzen fließend, auch was die Frage betrifft, wer wo veröffentlicht - und ob überhaupt.

Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Rhi am 03. September 2012, 13:15:48
Hmm...ich bin erst kurze Zeit hier im TiZi, aber so richtig aufgefallen ist mir das mit den Hobbyschreibern ehrlich gesagt nicht. Ich würde das Schreiben zwar auch zu meinem Hobby zählen, das wertet es in meinen Augen aber ganz und gar nicht ab. Und ich würde mich -wie Grummel schon gesagt hat- auch eher als Nachwuchsautor bezeichnen...
Bisher hatte ich auch noch nicht das Gefühl, dass die Hobbyautoren kritisiert wurden, sie würden nicht so gut schreiben, wie die Auftragsautoren...
Schade, dass du dich mit diesem Begriff so unwohl fühlst, aber gut, dass du dich traust, es anzusprechen.
Vielleicht kommt es auch daher, dass ich hier noch gar nicht alle Threads geschafft habe zu durchforsten, aber mir ist das so noch nicht aufgefallen.
Ich denke, es kommt doch darauf an, dass man Spaß am Schreiben hat. Das verbindet uns doch hier alle, egal ob Hobbyschreiber, Nachwuchsautor, Auftragsschreiber oder hauptberuflicher Autor...

Ich hoffe, ich konnte das jetzt einigermaßen begreiflich rüberbringen  :rofl:
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Ary am 03. September 2012, 13:16:45
Ich sehe mich selbst trotz Veröffentlichungen nur in Klein-und Kleinstverlagen nicht mehr als reiner Hobbyschreiber, habe mich aber auch in der Zeit, als ich nur für mich selbst geschrieben habe, nie "nur" als Hobbyschreiber gesehen. Ich finde es aber auch nicht abwertend und würde mich nicht angegriffen fühlen, wenn mich jemand als Hobbyschreiber bezeichnet. Ich kann vom Schreiben nicht leben, das, was ich an den Veröffentlichungen verdient habe, reicht noch nicht mal, um zu sagen, es ist mein zweites Standbein. Es ist ein nettes kleines Zubrot, aber mehr auch nicht, noch nicht.
Was aber nicht heißt, dass ich nicht mehr will. Es hat einfach nur noch nicht geklappt.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Fianna am 03. September 2012, 13:23:45
Zitat von: Grey am 03. September 2012, 13:11:34
Eine Formulierung deines Beitrags hat mich vor allem stocken lassen:

Das klingt nun, als wolltest du sagen, Autor sei kein "richtiger" Beruf? Das sehe ich nun aber ganz anders,
Da habe ich mich aber schlecht ausgedrückt. Vermutlich genauso wie die Leute, die mir ein komisches Gefühl gegeben haben ;-)

Meine ungeschickte Formulierung "richtiger Beruf" bezog sich einfach auf die schnellere Verbindung von Arbeit-Bezahlung.

Zitat von: Grey am 03. September 2012, 13:11:34Und ich finde auch nicht, dass Autoren, die schon mehrere Romane in Publikumsverlagen veröffentlicht haben, noch Hobbyschreiber sind. Sie verdienen Geld mit dem, was sie tun - und zwar in einem Maß, dass sie es zumindest als Zuverdienst einrechnen. Und sie werden darüber hinaus ganz sicher einen gewissen Einblick ins Verlagswesen und die dortigen Vorgänge erworben haben, was m.E. durchaus als professionelles Wissen zu werten ist. Sie gehen also dem Beruf Autor nach.
Das klingt für mich so, als würdest Du in dem Wort HS ebenso wie ich eine Wertung sehen.
Ich hatte diese Autoren mit eingeschlossen in dem Sinne der Einteilung, die ich im Forum bemerkte. Eine Userin schrieb erläuternd, dass diese sich durch etwas anderes hauptfinanzieren und anderswo noch eine Geldquelle haben, also nicht so darauf angewiesen sind. Gemäss dieser Definition und im Sinne "Ich habe aus dem Forum folgendes herausgelesen :-( " habe ich denBergiff ebenfalls auf die groß veröffentlichten Autoren mit Hauptberuf angewendet.


Zitat von: Grey am 03. September 2012, 13:11:34Letztendlich ist es also nur eine Begriffsfrage: Sagt man statt Profiautor lieber Berufsautor, ist es wieder eine individuelle Sache, wieweit man sich professionell mit dem Schreiben und Veröffentlichen auseinandersetzt oder es eben sein lässt. Berufsautoren tun es, weil sie es müssen, weil es zu ihrer Arbeit gehört. Hobbyautoren tun es, wenn sie wollen.

Schön gesagt. :)
Das gefällt mir auch :-)  irgendwie funktioniert hier Zitat-im-Zitat nicht automatisch, ich werds nachher mal editieren und reinschummeln.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Fianna am 03. September 2012, 13:35:00
Zitat von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11
Professionalität, wie sie von dir beschrieben wird, Fianna, sehe ich eher als äußere Umstände, die keineswegs allein durch die eigene schreiberischen Qualität erreicht werden bzw. umgekehrt nicht unbedingt etwas über diese Qualität aussagen. Für mich hat es daher nichts Abwertendes, von Hobbyautoren zu sprechen, weil ich persönlich damit in erster Linie eine Erwartungshaltung und Einstellung meine und keine qualitative Wertung des Schreibprodukts. 

Das war ja gerade nicht meine Umschreibung, sondern mein verständnis von der Umschreibung anderer  :D

Zitat von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11
Ein Hobbyschreiber ist für mich daher jemand, der das Schreiben primär als Hobby sieht und von sich aus keine Professionalität anstrebt in dem Sinne, dass er dem Schreiben einen größeren Stellenwert in seinem Leben einräumen möchte als einem Hobby. Das ist eine Einstellung, die ich genauso legitim finde wie wenn jemand Schreiben als seine absolute Passion begreift und am liebsten davon leben würde, wenn er es nur könnte. Diese Einstellung bringt aber - und das ist auch wiederum meine persönliche Meinung - eben mit sich, dass ein Hobbyschreiber sich stärker auf den Prozess des Schreibens an sich konzentriert und sich weniger intensiv mit den Entwicklungen des Buchmarkts, mit Verlagen und Agenturen auseinandersetzt, weil er eben eine dahingehende Professionalisierung seines Hobbys nicht anstrebt. Ich würde behaupten, dass jemand, der sich selbst als reiner Hobbyschreiber begreift, nicht unbedingt versuchen wird, einen Agenturvertrag zu bekommen, weil das nicht seiner Art des Umgangs mit dem Schreiben entspricht. Das ist vielleicht wie ein Fußballspieler, der selbst zwar auch gern auf dem Spielfeld steht, aber natürlich nicht versucht, beim nächsten Bundesligisten unter Vertrag genommen zu werden, weil er sein Hobby nicht zum Lebensmittelpunkt machen will.
Hm, da würde ich widersprechen. Ich würde z.B. niemals ein Vollzeitautor sein wollen (angenommen, die Optionn stünde offen), aber beobachte den Buchmarkt, die veröffentlichungsmöglichkeiten, interessiere mich für Agenturen und davor noch für alle erdenklichen Möglichkeiten, besser zu schreiben. (Ich hoffe, mein Laptop kann gerettet werden, da sind ca. 100 Lesezeichen mit Schreibtipps etc gespeichert).

Zitat von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11Ich halte das für relativ logisch. Ketzerisch gesagt würde ich behaupten, dass man an große Publikumsverlage mittlerweile fast nur noch über Agenturkontakte herankommt, und das setzt wiederum eine intensivere Auseinandersetzung mit den Mechanismen des Buchmarkts und eine andere Erwartungshaltung an das eigene Schreiben voraus. Ich würde deshalb schon unterschreiben, dass Hobbyschreiber möglicherweise eher bei kleinen Verlagen bzw. im schlimmsten Fall bei Druckkostenzuschussverlagen oder BoD unterkommen (oder ihre Sachen in neuester Zeit als eBooks herausbringen, aber das ist eine andere Diskussion), weil diese Veröffentlichungsmöglichkeiten mit weniger Aufwand zu erreichen sind.
Vielleicht hänge ich mit den falschen Leuten rum - oder den richtigen, in Bezug auf gleiche Wellenlänge etc - die streben langzeitmäßig die Dinge aus den ersten Sätzen dieses Zitats an, wollen jedoch niemals Vollzeit-Autoren sein. Naja, die meisten.

Zitat von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11Über die Qualität eines Hobbyschreibers sagt der Begriff meiner Meinung nach nicht zwingend etwas aus, denn auch jemand, der das Schreiben als Hobby begreift, kann Wert auf seine stilistische und handwerkliche Entwicklung legen, reflektiert schreiben, nach Kritik und Austausch suchen und sich bewusst sein, dass man als Schreiberling eigentlich in einem ständigen Lernprozess steht.
Ich glaube, langsam kriege ich es zu fassen: die Aussagen "Hobbyschreiber sind mit solchen veröffentlichungen ja zufrieden" hat sich vermutlich mit ganz anderes Posts von anderen Usern vermischt und mir impliziert, Hobbyschreiber würden tendenziell nicht an sich arbeiten.

Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Fianna am 03. September 2012, 13:37:16
Upps, hier steckt in OpenOffice noch eine Antwort an Grummel, bevor Grey und Malinche ihre langen tiefgründigen Posts geschrieben habe.
Da habe ich den Grummel mit Copy&Paste beiseite gepackt, weil ich mit neuem Tab keine Zitate machen konnte.

Entschuldigung Grummel,das ist keine Wertung - wirklich nicht!  :bittebittebitte:

Zitat von: Grummel am 03. September 2012, 12:55:24
Ohne definierte Beispiele in Form von Posts und Threads wird das hier nicht in eine Disskusion ausarten, sondern in reines Gefasel. Ich glaube kaum, dass einer der vielen Autoren in diesem Forum in Wort und Schrift einen anderen herabstellen will oder so etwas wissentlich getan hat.
Gerade deswegen mag ich keine Zitate suchen gehen, das gibt dann nur böses Blut.

Kann man nicht auch mit reinem "Gefasel" eine sinnvolle Diskussion führen?

~~~~ 


Dann werfe ich mal einen neuen Ansatzpunkt in die Diskussion ein: ich lese gerne bei Autoren über ihre bürgerlichen Berufe nach. Teilweise ist das etwas schwierig zu finden, da manche Autoren eher den Eindruck erwecken möchten, als seien sie Nur-Schreiber. Ich dagegen sehe es gar nicht negativ, wenn mein bewunderter Autor "nur" in seiner Freizeit schreibt, sondern empfinde es als interessant, was ich über ihre/seine Berufe finde.
Es heisst ja auch, man könne nur über das gut schreiben, was man kennt.


DAS wäre ja auch ein anderer Ansatzpunkt, den man bringen könnte: HS haben mehr Erfahrung mit allen möglichen Dingen, und das bereichert ihr Schreiben.
Sowas habe ich leider nicht so sehr hier rausgelesen :-(


Ach Mist, jetzt hab ich ja wieder die die Brücke zu den nicht-zitierten Zitaten geschlagen ^^


Also wieder zurück: interessiert ihr euch nur für das Werk an sich ("Der Tod des Autors") oder schaut ihr auch nach dem "Lebenslauf" eines Autors? Macht ihr das vor oder nach dem Lesen und beeinflusst das irgendwie, wie ihr das Buch lest?

Wenn ihr beispielsweise WISST, Michaela Müller hat Geschichte studiert - lest ihr dann den historischen Krimi mit mehr Wohlwollen, als wenn auf dem Klappentext steht, sie wäre Hausfrau oder Mathematikerin oder sowas (gewesen)?
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Linda am 03. September 2012, 13:37:37
Liebe Fianna,

da ich diesen Begriff erst gestern gebraucht habe - ja, ich unterscheide, und meine Aussage, was Bewertung von Hobby- und Berufsschreibern angeht, bleibt bestehen. Es ist keine direkte Wertung oder Qualitätsaussage weder über den Menschen noch seine Werke oder Ziele. Hobbyautoren können durchaus mehr Zeit und Mühe in ein Werk stecken und ohne Termindruck auch "Besseres" produzieren als Profiautoren (wobei Besseres nun mal subjektiv ist). Natürlich trifft auch das Gegenteil zu.
Aber auch Profis können Herzblut und mehr in ein Projekt investieren, sie müssen sich dabei aber auch noch ständig Sorgen um ihre Finanzierung machen. Deswegen glaube ich, sind sie bei Fragen wie Vorschuss, Rechteabtretung u.ä. kritischer. Sie müssen es sein, denn oft geht es ums wirtschaftliche Überleben. Es ist, anders gesprochen, ein Selbständigenproblem, das Angestellte nicht verstehen.

Um mal ein Zitat abzuwandeln: Wir sind alle Autoren und haben, denke ich, den gleichen Horizont. Aber trotzdem eine unterschiedliche Perspektive.

Wenn ich Kurzgeschichten für Kleinverlage schreibe (oder für Fanprojekte übersetze), mache ich das in der Freizeit als Hobby. Geld kommt dabei idR. ohnehin nicht herum. Es geht um Spaß, Fandom, Dabeisein, Sachen ausprobieren. Ehe ich 1999 den Geisterwolf veröffentlichte, hatte ich seit 18 Jahren geschrieben, und ca. zehn davon auch in Fanzines veröffentlicht. Ich habe selbst Anthologien und Magazine als Hobby herausgegeben. Ich habe mich immer als Autorin gesehen. Erst seit einigen Jahren bin ich aber Profi-Autorin.

Gruß,
Linda
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Grey am 03. September 2012, 13:53:53
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 13:23:45
Das klingt für mich so, als würdest Du in dem Wort HS ebenso wie ich eine Wertung sehen.

Nein, keine Wertung. Wie könnte ich? Ich kann sehr gut verstehen, dass es viele Leute gibt, die nicht vom Schreiben leben wollen, die es lieber als eine befreiende, erfüllende Freizeitbeschäftigung sehen, mit der sie vom Alltag abschalten können. Das muss jeder selbst wissen, und es macht das Schreiben nicht besser oder schlechter oder gar mehr oder weniger wertvoll. Es machen auch viele Menschen Sport, aber nicht jeder will es hauptberuflich tun. Das heißt aber nicht, dass man nicht gut sein kann oder weniger dahintersteht. Das habe ich auf keinen Fall sagen wollen. Es ging mir vielmehr darum, dass Berufsautor und Hobbyautor vermutlich viel mehr als unterschiedliche Gedankenansätze zu sehen sind, wie ja auch Malinche schrieb. Aber nicht darum, dass eines besser und das andere schlechter ist.

Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 13:37:16
DAS wäre ja auch ein anderer Ansatzpunkt, den man bringen könnte: HS haben mehr Erfahrung mit allen möglichen Dingen, und das bereichert ihr Schreiben.

Das wieder finde ich zu pauschal, denn einerseits sind, wie bereits gesagt, nicht nur Vollzeitautoren Berufsautoren. Und zum anderen wird man sich natürlich auch als Vollzeitautor mit allen möglichen Dingen beschäftigen. Wie in jedem anderen Beruf kann man als Autor Hobbies haben, sich für Dinge interessieren, Dinge kennen.
Auf der anderen Seite bin ich aber auch eine derjenigen, die immer dafür plädiert, selbst mit dem Berufswunsch "Autor" eine Ausbildung zu machen, die eben nichts mit Schreiben zu tun hat. Gar nicht mal so als "Ausweichmöglichkeit", sondern um den Horizont zu erweitern. Von daher steckt da doch ein Denkansatz dahinter, den ich durchaus unterstützen würde. Für alle Autoren, ob nun professionell oder nicht. ;)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Linda am 03. September 2012, 13:59:59
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 13:37:16

Wenn ihr beispielsweise WISST, Michaela Müller hat Geschichte studiert - lest ihr dann den historischen Krimi mit mehr Wohlwollen, als wenn auf dem Klappentext steht, sie wäre Hausfrau oder Mathematikerin oder sowas (gewesen)?

Nope. Dann läse ich überkritisch, denn dann wären Fehler kein Unwissen, sondern methodische Schlamperei.

Die wirklich wichtigen, prägenden Dinge im Leben eines Menschen Autors landen selten in Biographien, eben weil sie privat sind und es auch bleiben sollen. Es sind die Brüche, die der Kunst oft förderlich sind (jedenfalls wenn sie einen Menschen nicht zerstören).
Und es sind die vielen kleinen Gegebenheiten und Erfahrungen die formen, der duftende Streuselkuchen der Oma, die rauhe Rinde des Apfelbaums, an der man sich das Knie beim Klettern blutig gerissen hat, die Lieblingslektüre ...

Klar macht sich ein Studium toll, am besten mit Doktortitel und noch dem Orden der Ehrenlegion  ;)

Aber über den wirklichen Menschen dahinter erfährt man meiner Ansicht nach am meisten durch das Werk.

Ansonsten gilt: Papier ist geduldig - Internet noch mehr.  Autorenbios sind heute Marketinginstrumente, und so sehen sie auch aus. Nicht blenden lassen. Da fährt man mit einem gesundem Misstrauen am besten.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Alana am 03. September 2012, 14:44:38
Ich habe noch nie in solchen Begriffen gedacht, muss ich zugeben. Ich sehe aber in den Begriffen Hobbyautor und Berufsautor keine Wertung sondern wirklich nur einen Bezug auf die Ziele des Autors oder seine tatsächliche Lebenssituation. (Hobbyschreiber und Profiautor könnte ich dagegen schon irgendwie als wertend einstufen oder verstehen, dass man es so empfindet).
Hier im Forum kann ich den Eindruck aber überhaupt nicht bestätigen. Gerade das Forum und die Mitglieder vermitteln mir immer wieder den Eindruck, dass da kein Standesdünkel besteht, nur weil jemand schon veröffentlicht hat. Nirgends wurde mein Selbstbewusstsein als blutiger Anfänger so unterstützt wie hier. Die, die schon selbst veröffentlicht haben, freuen sich genauso über die kleinen Erfolge von anderen oder sprechen Mut zu, völlig unabhängig davon, was derjenige schon erreicht hat, genau wie die anderen Mitglieder. Das ist zumindest mein Eindruck.

Was für eine Biografie ein Autor vorzuweisen hat, interessiert mich als Leser überhaupt nicht und ein schlecht recherchiertes Buch verzeihe ich (bis zu einem gewissen Grad) dann, wenn es Spaß macht und gut geschrieben ist, oder aufgrund des Genres, aber nicht, weil jemand nicht das richtige studiert hat.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Runaway am 03. September 2012, 14:52:18
Kaum macht man mal kurz Mittagspause, flammt hier die interessanteste Diskussion des Tages auf und man weiß von nix ;D

Ich kann Malinches detaillierten Ausführungen in vielen Punkten nur zustimmen, denn ich sehe das genauso. Es gibt viele Zwischenstufen. Es gibt auch die unbelehrbaren Schreibgötter, die würde ich generell in irgendeine Sonderecke stecken.

Also mir würde man schon auf die Füße treten, wenn man mich als Hobbyschreiber bezeichnen würde. Ich definiere das nämlich anders. Hobbyschreiber sind für mich Leute, die halt ab und zu mal aus Spaß schreiben und sich mit keinerlei oder keinen großen Veröffentlichungsabsichten tragen. Die es halt wirklich nur für sich als Hobby machen.
Ich würde Hobbyschreiber nie als jemanden definieren, der kein Geld mit seiner Schreiberei verdient. Es gibt da halt zuviele Zwischenstufen. Genauso würde ich nicht nur die Leute als Profischreiber bezeichnen, die schon veröffentlicht sind.
Es gibt auch unveröffentlichte Profis!

Aber ich wär bei der Bezeichnung Hobbyschreiber stinkbeleidigt, denn es ist nicht mein Hobby, sondern meine ... Leidenschaft? Berufung? Auf jeden Fall etwas, dem ich seit meinem achten Lebensjahr ziemlich nonstop täglich nachgehen muss, weil ich sonst nicht glücklich bin und mich auch nicht gut fühle. Es gehört zu mir.
Ich mach das hier nicht zum Spaß!! ;D

Auf jeden Fall kannst du sicher sein, daß niemand hier in despektierlicher Weise zwischen Hobbyschreibern und Profis unterscheiden würde. Das ist hier eigentlich nur eine Unterscheidung, die ausdrücken will, welche Ziele derjenige hat. So hab ich das bislang aufgefaßt. Wertend ist das nicht gemeint.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Erdbeere am 03. September 2012, 16:35:13
Vielen von euch kann ich in fast allen Punkten voll und ganz zustimmen.

Ich persönlich habe mich nie als Hobbyautor bezeichnet. Früher vielleicht, so mit 12 oder 13, sah ich das Schreiben als Hobby, aber es hatte nie den selben Stellenwert wie zeichnen oder schwimmen. Schreiben war immer schon mehr, meine Leidenschaft, etwas, das ich einfach tun musste. Heute sage ich einfach, dass ich schreibe. Ich bin entweder Autorin oder publizierte Autorin. Punkt.

Ich vergleiche Schreiben gerne mit Sport. Bei beidem fängt man klein an, sei es bereits in der Kindheit oder als Erwachsener. Erst betreibt man es in der Freizeit, als Ausgleich und aus Spass. Man merkt, dass man besser wird, bekommt Unterstützung vom Team (in unserem Fall vom Team TZ) oder vom Trainer. Vielleicht schnuppert man Turnierluft, feiert kleine Erfolge, will mehr. Im Leben jedes Sportlers gibt es einen Zeitpunkt, an dem er Entscheiden muss, ob Sport ein Hobby bleibt oder eben mehr. Manche wollen zu Olympia. Manche wollen zu einem Publikumsverlag und Bestseller schreiben. Für beides muss man hart arbeiten, sich weiter entwickeln und vor allem Zeit investieren.

Warum muss man immer alles in "Amateur" und "Profi" unterteilen? Bin ich weniger gut in etwas, nur weil ich keinen Sponsor habe? Kann ich weniger gut arbeiten, nur weil ich Quereinsteiger bin und täglich neues lernen muss? Sind meine Texte schlechter, weil ich keinen Publikumsverlag hinter mir habe?

Einem Maler, der ein paar Bilder an einer kleinen Kunstausstellung aufhängen darf, sagt man ja auch nicht, dass er ja bloss Hobbymaler sei. Ich kenne viele Künstler. Die wenigsten haben Erfolg mit ihren Werken, doch kein einziger hat sein Schaffen jemals als Hobby bezeichnet, kein einziger. Also warum tun es Autoren?
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Fianna am 03. September 2012, 16:35:18
Zu den Autorenbiographien bzw. Hintergründen: irgendwie bin ich wohl darauf als erstes Beispiel gekommen, weil eine Amazon-Rezi mal die vielen historischen Schlampereien anprangerte.
Mir kam es gar nicht so abwegig vor, aber das Mittelalter ist nicht meine Zeit (die liegt eher weit davor), also hab ich keine Ahnung, ob gewisse Dinge schon 1100, 1300 oder erst später vorhanden waren.
In den Kommis wurde dann von wissenderen Menschen belegt, dass die angeblichen Fehler tatsächlich korrekt sind.
Daraufhin habe ich mich gefragt, ob der inkorrekt-kritisierende Rezensent da auf Teufel komm raus Fehler sehen wollte und seltsam klingende Sachen daher direkt als erfunden anprangerte - oder ob er umgekehrt im Falle eines Geschichtsstudiums in der Autorenbio wohlwollender / gläubiger gewesen wäre (er hat nur einige Beispiele gebracht, aber die haben ziemliche Unkenntnis von seiber Seite offenbart).

Natürlich sagt ein Geschichtsstudium nichts aus, da liegen Tausende von Jahren und x Regionen drin. Aber ich dachte, das hätte evt ne andere Rezension hervorgerufen (die Autorin konnte kein Geschichtsstudium zum Beeindrucken vorweisen, hatte aber  wohl anständig recherchiert)...
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Runaway am 03. September 2012, 16:40:06
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 16:35:18
Daraufhin habe ich mich gefragt, ob der inkorrekt-kritisierende Rezensent da auf Teufel komm raus Fehler sehen wollte und seltsam klingende Sachen daher direkt als erfunden anprangerte - oder ob er umgekehrt im Falle eines Geschichtsstudiums in der Autorenbio wohlwollender / gläubiger gewesen wäre (er hat nur einige Beispiele gebracht, aber die haben ziemliche Unkenntnis von seiber Seite offenbart).
Davon kannst du wohl ausgehen. Es gibt Leute, die müssen einfach an allem etwas auszusetzen haben. Und an Autoren besteht natürlich der Anspruch, daß die gefälligst zu wissen haben, wovon sie reden. Es ist wahrscheinlich auch eine Mentalitätsfrage, daß "offiziell studierten" Menschen eher geglaubt wird als denen, die "nur" recherchiert haben, was natürlich ziemlicher Quatsch ist.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Erdbeere am 03. September 2012, 16:46:38
Ganz ehrlich? Man kann es nie allen recht machen. Du kannst als Autorin nicht ein Geschichtsstudium, einen Doktor in Medizin und am besten noch einen in Quantenphysik vorweisen. Ich weiss, welche Rezension du meinst und ich habe auch die Diskussionen dazu mitverfolgt damals.

ZitatDaraufhin habe ich mich gefragt, ob der inkorrekt-kritisierende Rezensent da auf Teufel komm raus Fehler sehen wollte und seltsam klingende Sachen daher direkt als erfunden anprangerte - oder ob er umgekehrt im Falle eines Geschichtsstudiums in der Autorenbio wohlwollender / gläubiger gewesen wäre

Beispiel meine alte Deutschlehrerin: Sie wusste genau, wie gut ich schreibe. Aufsätze habe ich geliebt wie sonst nichts. Nicht ein einziges Mal habe ich von ihr jedoch eine 1 gekriegt, weil sie mir keine geben wollte. Sie hat regelrecht nach Fehlern gesucht und konnte mir nicht erklären, was an diesem oder jedem Satz falsch war, obwohl ich ihr beweisen konnte, dass der Satz grammatikalisch zu 100% korrekt war.

Es gibt immer solche Menschen. Also mach dir deswegen keinen Kopf. Sollen sie doch! Wenn du weisst, dass du richtig recherchiert hast und dir die Ergebnisse deiner Recherche von anderen Quellen hast bestätigen lassen (am besten von jemandem, der sich in dem Themenbereich auskennt), dann ist gut.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Immortal am 03. September 2012, 16:54:18
Ich bin glaube ich eine der Wenigen, die sich Hobbyschreiberin nennt.

Für mich ist das Schreiben seit jeher die Flucht aus dem Alltag. Die Flucht vor dem perfekt sein Müssens. Die Flucht vor bösen Gedanken. Die Flucht vor schlechten Gefühlen und ja, auch die Flucht vor meinen Depressionen vor 4 Jahren. Es ist etwas das mich schützt und deswegen tue ich es. Aber natürlich auch weil es Spaß macht. Aus dem selben Grund aus dem ich einmal die Woche mich auf den Pferderücken schwinge oder einmal die Woche mit meinem Hund trainieren gehe: Weil es Spaß macht. Natürlich sage ich nicht nein, wenn es im Sport an Turniere mit Hund oder Pferd geht. Aber das tue ich dann auch nur mit dem Wissen, dass dabei sein alles ist. Ebenso würde es mich freuen wenn meine Romane veröffentlich werden würde, aber ich würde mich niemals quälen und etwas schreiben, dass gerade "in" ist nur weil der Buchmarkt danach verlangt. Ich will das schreiben, das mir Spaß macht. Ich würde ebenso wenig mir später ein Turnierpferd zulegen nur damit ich auf Turniere gehen kann. Lieber kaufe ich mir ein Islandpferd mit dem ich gemütlich ausreiten kann und mir die Welt schön vom Pferderücken aus ohne Hast und Pflicht ansehen kann.

Ich verspüre nicht einmal den Wunsch hauptberuflich Autorin zu werden. Nebenher als zweites Standbein wäre schon schön, aber ich wollte schon immer Lehrerin werden und diesen Wunsch erfülle ich mir jetzt mit meinem Studium. Ich glaube sogar soweit zu gehen, dass ich lieber Lehrerin anstatt gefeierte Autorin sein möchte. Versteht mich nicht falsch, ich liebe das schreiben, aber es gibt bei mir im Vergleich zu vielen anderen noch einige Dinge in meinem Leben die mindestens genauso wichtig sind.

Hier im Tintenzirkel ist mir das noch nicht so aufgefallen, dass hier unterschieden wird. Natürlich ist der TZ schon darauf ausgelegt eben auch bei Problemen zu helfen, die nicht direkt etwas mit dem Schreiben zu tun haben, wie die Verlage o.ä. . Es gibt auch immer Ausschreibungen für Schreibwettbewerbe. Dies ist allerdings genau die Mischung, die ich mag. Ich finde es toll, dass hier hauptberufliche Autoren, Autoren, deren Nebenverdienst das Schreiben ist, ehrgeizigen Autoren, die auf Teufel komm raus veröffentlichen wollen und Autoren, die einfach nur für sich schreiben so toll nebeneinander existieren können. Man merkt die Unterschiede schon. Aber ich habe noch nie gelesen, dass irgendjemand deswegen herabgesetzt wurde.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Linda am 03. September 2012, 16:55:55
Ah, ich glaube, jetzt habe ich das Problem erkannt. Es geht nur um einen Ausdruck.

Ich hätte nicht gedacht, das sich an einem Begriff eine solche Diskussion entzündet. Hobbyautor / Hobbyschreiber verwende ich synonym. In der entsprechenden Diskussion war das natürlich zugespitzt, als Gegenpol zur behaupteten Demokratisierung des Buchmarktes.

Und auch wenn es wenig bringt, das hier zu sagen: es kam auf den Kontext an. Ich stehe aber dazu. Wenn echte Verlage nach und nach dazu übergehen, keine Vorschüsse mehr zu zahlen, wird das die Autoren, die von der Arbeit haupt- oder nebenberuflich leben, in Schwierigkeiten bringen. Nicht die 5 oder 15 Titanen in Deutschland, die wirklich alleine davon existieren. Aber die restlichen 97 % oder so.

Gute Arbeit sollte gutes Geld wert sein. Wenn das nicht so ist, wird meiner Erfahrung nach, irgendwann die Qualität leiden (das gilt für alle Bereiche).
Da es ein Überangebot an Kreativen gibt, springen dann die Hobbyisten, Amateure und Selbstverleger in die Lücke (oder besser gesagt, diejnigen, die bereit sind, für schlechtere Konditionen zu arbeiten.) Alle drei Begriffe kann man beleidigend sehen, sie sind aber einfach nüchtern so gemeint, wie das, was sie bedeuten.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Chris am 03. September 2012, 17:38:12
Um mal eine ganz andere Richtung einzuschlagen: aus meiner Sicht vermischen sich in diesen Zuschreibungen um "Hobby / Amateur" und Beruf / Profi" drei Ebenen:

Einmal die Unterstellung, dass Menschen, die etwas als Hobby betreiben, dies nicht ernsthaft tun, was ich - persönlich, eigene Meinung - gelinde gesagt für Blödsinn halte, weil man sowohl Hobby als auch Beruf mit 50, 90, 100 oder 120 % betreiben kann.

Zum zweiten - und da rollen sich auch meine Fußnägel auf, gibt es eine Gruppe von Schreibenden,  die sich kaum mit dem Handwerk und dem Markt etc. beschäftigen, sondern für sich schreiben und Kritik als Frechheit empfinden, aber gern auf andere herabsehen, die so etwas Langweiliges wie Schreibtechniken lernen wollen und eben keine Genies sind ... Mein Lieblingsbeispiel ist die Frau, die nach einer Lesung auf mich zukam und sagte: "Ich habe ja einen postmodernen Roman veröffentlicht." Woraufhin ich sofort im Boden versinken wollte, weil ja "nur" Genre-Unterhaltungsliteratur ... bis sie fragte: "Wie viel haben Sie denn für Ihre Veröffentlichung bezahlt?"

Und drittens die Frage, ob Profi-Autor/innen nur die sind, die vom "reinen" Schreiben leben können (J. K. Rowling étc.) und alle, die daneben noch einen Brotberuf haben, "nur" Hobby-Autor/innen sind. Selbst Julia Cameron, deren Schreiblehrbücher ich sehr mag und die bestimmt nicht wenig verkauft, hat nebenbei noch einen Beruf.
So wie die Prozente gestaffelt sind und der Markt ist, können vom Schreiben nur wenige überhaupt leben und richtig gut leben die allerwenigsten.

Hier finde ich es manchmal schwierig, wenn Menschen sagen, dass sie ohne Vorschuss veröffentlichen oder wenige Prozente hinnehmen, einfach weil das dazu führt, dass Verlagen mehr Stellschrauben bleiben, Verträge zu gestalten. Andererseits war ich bei meinen ersten Veröffentlichungen auch so glücklich, dass jemand meine Geschichten lesen will, dass Geld keine Rolle spielte. Inzwischen denke ich da marktförmiger, aber es hat eine Weile gedauert, was ein Stück auch daran liegt, dass Autor/in eben kein Beruf ist. Soll heißen: Beruf im klassischen Sinne des Berufsbildungsgesetzes, mit definierter Ausbildung, definierten Inhalten und Zertifikaten, sondern mit Talent und Durchhaltevermögen und Glück zu tun hat (und der Bereitschaft, sich mit dem Handwerk und dem Markt auseinanderzusetzen).

Langer Rede kurzer Sinn: Für mich ist es egal, ob jemand als Hobby- oder Berufsautor/in schreibt, solange sie oder er sich ernsthaft mit dem Handwerk, den Voraussetzungen und den Techniken beschäftigt.

Aber: schön wäre es, wenn Hobby- und Berufsschreiber/innen sich zusammen fänden und gemeinsam für bessere Verträge kämpften und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen.

Ich habe fertig  ;).

Liebe Grüße
Chris 
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Pestillenzia am 03. September 2012, 19:12:21
Ich muss zugeben, ich nenne mich selbst auch nicht gern Hobbyautor, weil dieser Begriff in meinen Augen tatsächlich so einen Anklang von "ein bisserl schreiben nebenbei" hat. Aus demselben Grund sage ich von mir auch nie, dass ich "jogge", sondern ich "laufe". Jogger sind die, die hin und wieder mal die Joggingschuhe anziehen, aber die das Joggen nicht brauchen. Die zuhause bleiben, wenn das Wetter zu warm/kalt/nass/trocken ist. Läufer finden Mittel und Wege, laufen morgens um vier, wenn es abends nach der Arbeit zu heiß ist, werden nervös, wenn sie nicht laufen können.

Ganz so weit bin ich beim Schreiben noch nicht, aber dennoch über die Stufe "Hobby" hinaus. Für mich selbst nenne ich mich "Freizeitautor", weil ich Vollzeit arbeite und nur in meiner Freizeit schreiben kann. Aber dennoch habe ich an mich selbst den Anspruch, so professionell wie möglich an die Sache heranzugehen. Ob es nun Formulierungen oder Recherchen sind - ich möchte im Rahmen meiner Fähigkeiten möglichst gute Arbeit abliefern, egal ob es irgendwann irgendwer lesen wird oder alles in der Schublade verschwindet.

Anderen gegenüber sage ich einfach, dass ich schreibe. Das Wort "Autor" lasse ich außen vor. 
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Nachtblick am 03. September 2012, 20:05:57
Ich freunde mich inzwischen vorsichtig damit an, mich in Vitas als das hinzustellen, was ich auch durch das Studium hauptberuflich tue: schreiben. Als Autor. Punktaus. Und das trotz aller Zweifel und Phasen und Rückschläge, die sicherlich jeder kennt, anständig.
Ich bin kein Profi, aber ich bin auch kein Amateur mehr, und langsam ärgere ich mich, dass die Leute automatisch annehmen, man sei Amateur, wenn man über Schreiben als sein Hobby redet. Das verhält sich, wie Pestillenzia da ganz richtig sagt, wie mit Joggern und Läufern. Ich schreibe jetzt seit acht Jahren, und die Leute neigen dazu, mich noch weniger ernst zu nehmen, weil ich 19 bin. Meist hilft es, dann zu sagen: Hey, ich studiere übrigens Kreatives Schreiben, und es ist ein offizieller Studiengang mit Eignungsprüfung. ;D
Was das Geschichtsstudium angeht: mir ist es ehrlich gesagt wurscht. Ich nehme bei studierten Leuten sogar unverschämterweise gern an, dass sie mich infodumpen, weil sie mir ihr Wissen weitergeben wollen. Dass das natürlich und zum Glück meist Quark ist, hält mich vom Vorurteilen aber nicht ab. Mich inspiriert die Hausfrau, die immer nur Krimis gelesen und dann selbst einen geschrieben hat, eher, vorausgesetzt, dass er gut ist. Das hat doch noch die alte Alles-ist-möglich-Mentalität. Und das finde ich ja gerade an Kunst so toll, frei nach Gusteau in Ratatouille: "Jeder kann kochen. Nicht jeder ist zum großen Künstler geboren, aber große Künstler werden überall geboren." ("Anyone can cook. Not everyone can become a great artist, but a great artist can come from anywhere.")
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Fianna am 03. September 2012, 22:14:58
Des mit dem Historiker war jetz nur a Beispiel ;)

Ich fand aber den Vita-Text zu einem historischen Krimi über Dechiffrierung faszinierend... Er hat da wohl jahre dran geforscht, also als hauptberuf. (Das Buch ist noch in einem Umzugskarton).

Wobei ich zugeben muss, dass ich da einige Absätze übersprungen habe im Buch. Was aber nur daran liegt, dass ich zu doof bin. Ich hätte auch niemals vor über hundert Jahren eine Sprachwissenschaft mitbegründen können; ich kann nur Dinge lernen, allenfalls noch Ideen oder Fakten analysieren und Theorien kritisieren, aber kein Rätsel raten...
... daher werde ich dies in einer Rezension auch nicht als Infodump bezeichnen. Soviel wars dann doch nicht (da dumpt Follett mehr) und der Autor kann nichts dafür, dass ich die komplizierteren Dinge gar nicht begreifen wollte.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Lomax am 03. September 2012, 23:01:59
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36Mir kommt es so vor, als wäre mir in den letzten Tagen dieses Wort überproportional begegnet. Vielleicht ist es ja nur Einbildung. Wenn ich es bemerkte, kam immer noch hinterher geschoben "(das ist keine Wertung)" - wirkte aber irgendwie nach pc (political correctness,  das muss man jetzt eben sagen).
Nun ja, ich würde das mit der "keinen Wertung" auch schreiben - und ich hoffe mal, ich hab hier oft genug bewiesen, dass ich nicht zu p.C. neige. ;)
  Ich würde "Hobbyautoren" zunächst einmal als ganz formalen Begriff gebrauchen, bezogen auf "erwerbsmäßiges/geschäftsmäßiges" Schreiben ... oder eben Schreiben als Hobby. Und, ganz un-politisch korrekt (äh, politisch un-korrekt ???) ausgedrück: Was der Schreiber erreichen will, hat für mich da erst mal gar keine Bedeutung. Sobald man anfängt, subjektive "Motivationen" etc. zu hinterfragen, wird automatisch ein wertender, vager Begriff daraus, und eben kein nüchternes, nicht-wertendes, objektivierbares und "messbares" Unterscheidungskriterium.
  Professionell im Sinne von "berufsmäßig" schreibt für mich ein Autor, der ummittelbar gezwungen ist, sich mit der geschäftsmäßigen Seite auseinanderzusetzen, sei es, weil er selbst davon lebt, weil er ein Einkommen damit erzielt (und sei es auch nur einen Teil seines Einkommens) - oder weil er so gut im Geschäft ist, dass andere Geld mit seiner Schreiberei verdienen und er also blöd wäre, sich darum nicht zu kümmern, ganz egal ob das Schreiben um Geld nun seiner "Motivation" entspricht oder nicht. Professionell nenne ich also einen Autor, der im Geschäft ist, auf welche Weise auch immer.
  Und für die anderen ist es (erst einmal) ein Hobby.
  Dass es innerhalb dieser Gruppen noch einmal zahllose Unterscheidungsmöglichkeiten gibt, ist unbenommen. Man kann unterscheiden nach "professionellem Arbeiten" - da gibt es ohne Zweifel Hobbyschreiber, die in ihrer Arbeitsweise sehr "professionell" auftreten, genau wie ich professionelle Autoren nennen könnte, die im Grunde recht chaotisch arbeiten. Als "Hobbyschreiber" kann man sich eine "unprofessionelle Arbeitsweise" vielleicht leichter erlauben als als "Profi" - aber prinzipiell ist das eine nicht an das andere gebunden. Was auch für die Qualität gilt. Und die Intention macht auch einen Unterschied - ob man nun sein "Hobbyschreibertum" nur als Durchgangsstation, als Lern- und Erfahrungs- und Bewerbungsphase sieht, oder ob man gar nicht mehr möchte. Und natürlich gibt es auch eine Menge Graustufen im Übergang zwischen Hobby- und professionellem Autor. Für die meisten Autoren hat das Schreiben wohl irgendwann als Hobby angefangen, das ab einem gewissen Punkt zu einem Beruf wurde, vielleicht auch nur zu einem Nebenberuf oder einem Zusatzeinkommen. Und ich persönlich würde sagen, dass ich neben den Dingen, die ich als "professionelles Schreiben" betrachte, immer noch Projekte habe, die ich eher als "Hobby" schreiben möchte. Man kann also durchaus auch als beruflicher Autor nebenbei in seiner Freizeit auch noch Hobbyautor sein ... schon darum glaube ich nicht, dass mit dem Begriff eine Abwertung gemeint ist.
  Nur eines kann man wohl feststellen:
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36Einige grandiose qualitätsvolle Bestseller aus meinem Regal sind von "Hobbyschreibern" geschrieben worden. Die Autoren gehen einem richtigen, anderen Beruf nach und zwar auch beim 3. erfolgreichen Buch oder mehr.
... nämlich dass die von dir genannten "qualitätsvollen Bestseller" nicht von "Hobbyschreibern" geschrieben wurden. Weil das Wort Bestseller zwangsläufig einen Zugang zum kommerziellen Markt im Sinne der oben genannten Definition professionellen Schreibens impliziert und damit ganz automatisch einen "professionellen Autor" generiert. Strikt formal und ohne Wertung. Egal, was er sonst noch so treibt; aber ein Bestseller generiert nun mal Gewinn ... und, um es auf den Punkt zu bringen: Meine Vorstellung von "Hobbyautor" und "professionellem Schreiber" ist so ziemlich deckungsgleich mit dem und so nüchtern wie das, was auch das Finanzamt zum Thema "Hobby" und "erwerbsmäßige Tätigkeit" sagen würde und hat darüber hinaus, vor allem zu literarischen Aspekten, wenig Aussagekraft.

Wer sich nun (literarisch) zurückgesetzt oder "heruntergemacht" fühlt, wenn ihm das Finanzamt beispielsweise die Vorsteuer für schreibbezogene Ausgaben streicht mit der Begründung, das wären "Hobbykosten", der mag also dasselbe empfinden, wenn hier von "Hobbyautoren" die Rede ist. Ich vermute mal, dass sogar die meisten bei solchen Worten vom Finanzamt einen Stich empfinden würden, einfach deswegen, weil vermutlich schon bei den meisten "Hobbyautoren" so viel Leidenschaft und Erwartungen mit diesem Bereich ihres Lebens verbunden sind, dass sich der Begriff "Hobby" dafür einfach nicht richtig anfühlen will.
  Aber ich denke doch, die Zurücksetzung und das Problem liegt hier im Auge des Betrachters, in dessen Empfindungen, Vorstellungen und Erwartungen, und nicht bei dem, der den Begriff einfach "geschäftsmäßig" gebraucht und dabei nicht einmal an irgendwelche künstlerischen/literarischen oder persönlich-biographischen Kategorien denkt. Das Finanzamt denkt gar nicht an all die Dinge, in denen ein Autor sich zurückgesetzt fühlt, wenn er das Wort "Hobby" hört.
  Ein Mit-Autor, der den Begriff im selben Sinne benutzt wie das Finanzamt, denkt immerhin daran und setzt deswegen mitfühlend ein "(das ist keine Wertung)" dahinter. Falsche p.C. wäre es allerdings, auf die Verwendung dieses so klaren und nüchternen Begriffes gleich ganz zu verzichten, nur weil irgendwer irgendwelche Befindlichkeiten damit verbinden könnte, die gar nicht darin stecken.
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36Dieser Eindruck ist bei mir über mehrere Wochen entstanden, und ich kann nicht jetzt 2 oder 3 Diskussionen raussuchen, die das hervorgerufen haben.
Ich denke, man muss nicht lange forsten, um zumindest die letzte Diskussion zu finden, in der der "Hobbyschreiber" auftauchte. Und die will ich dann gleich auch noch mal aufgreifen, um konkret zu werden - ehe noch der Eindruck entsteht, ich würde mich aus reiner p.C. und um nur niemandem auf die Füße zu treten auf abstrakte Definitionsfragen beschränken.
  Aber ich persönlich würde zum Thema "Hobbyschreiber" den Zusatz "das ist keine Wertung" beschränken: "... der literarischen/handwerklichen/wie auch immer gearteten Qualität der Texte oder der Arbeitsweise". Eine Wertung verbinde ich nämlich durchaus mit dem Begriff, in Bezug auf das Thema, um das es ging: Gewisse Ansichten, wie das "Geschäft nun mal läuft"/"Was man als Selbstständiger nun mal hinnehmen muss"/"Was alte Zöpfe sind, auf die man getrost verzichten kann", hört man immer nur von "Hobbyautoren" (also solchen Autoren, die bisher noch so gut wie keine Berührung mit den geschäftlichen Teilen der Schreiberei hatten).
  Ich denke, da könnte ein bisschen persönliches Erleben die Einschätzung der Dinge auf ein ganz anderes Niveau heben, besser, als es alle Erklärungen und Diskussionen zu den Themen hier im Forum können.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Lomax am 03. September 2012, 23:26:54
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 16:35:18Daraufhin habe ich mich gefragt, ob der inkorrekt-kritisierende Rezensent da auf Teufel komm raus Fehler sehen wollte und seltsam klingende Sachen daher direkt als erfunden anprangerte ...
Das mag sein. Es kann auch an etwas anderem liegen: Auch der historische Roman ist schlichtweg ein Genre mit einer recht festen Zielgruppe, und was dort als "historisch korrekt" angesehen wird, ist oft weniger der historischen Wissenschaft verpflichtet, als vielmehr den Genrekonventionen - Dingen, die als korrekt angesehen werden, weil sie einfach regelmäßig in historischen Romanen auftauchen und so dargestellt werden.
  Das hat auch seinen Sinn, denn die wissenschaftliche Historie ist oft nicht freundlich zu dem Autor oder Leser, der Gewissheiten sucht. Ich erinnere mich beispielsweise an ein Hauptseminar zur Karolingerzeit, wo ich mein Referat schön nach dem letzten Stand der Fachliteratur gehalten habe und mir dann das ganze Thema unter den Fingern zerbröselte, als ich für die schriftliche Ausarbeitung den Forschungsstand anhand der Quellen überprüfte. Und als ich mich bei meinem Professor beklagte, dass irgendwie 90% dessen, was in der Fachliteratur zu dem Thema steht, nur mehr oder minder wahrscheinliche Annahmen oder zweifelhafte Interpretationen von Quellen sind, die man auch anders verstehen könnte, kam nur die lapidare Antwort, "Jo, das ist nun mal so für die Zeit; daran müssen Sie sich gewöhnen" :o.
  Und gerade das Mittelalter war eine sehr regionalisierte Zeit. Viel von dem, was "damals" so war, war nur an manchen Orten so und anderswo ganz anders. Viele Waffen/Bautechniken/etc., die erst zu einer "bestimmten Zeit aufkamen", existierten in irgendeiner Region schon länger und wurden in Wahrheit zu der Zeit, die dafür bekannt ist, nur weiter verbreitet - oder in Regionen verbreitet, die mehr im Fokus der Geschichte standen. Ich erinnere mich da beispielsweise an eine Übersetzung, für die ich prüfen wollte, ob zu der angegebenen Zeit in dieser Region Englands die Glasfenster, die im Original erwähnt waren, dort schon existiert haben können. Da konnte ich wirklich eine Menge darüber erfahren, wie assymetrisch sich welche Fensterarten verbreitet haben und wo man überall Fenster belegt findet, die es da eigentlich gar nicht geben dürfte. Oder nur die Namen, die in einer anderen Gegend eine ganz andere Form bezeichnen und einen vollends verwirren :wums:.

Für solche "fluiden Phänomene" gibt es in der Genreliteratur wenig Verständnis, und man tut gut daran, sie in historischen Romanen zu vermeiden. Oder die Dinge, über die erfahrene Genreleser stolpern würden, rechtzeitig zu identifizieren und sie so einzuführen, dass sie akzeptiert werden - was aber eine große Vertrautheit mit den genreüblichen Befindlichkeiten voraussetzt.
  Historische Romane so zu schreiben, dass sie von den (meisten) Lesern "geglaubt werden", erfordert also eine Menge mehr als "historisch Recht zu haben" oder "Geschichte studiert zu haben". Ein Phänomen, das mich ehrlich gesagt trotz Geschichtsstudium ein wenig einschüchtert, wenn ich sehe, über welche "Fehler" die Leser sich aufregen und welche Klöpse dafür immer wieder glatt durchgehen und niemanden stören. Da weiß ich nicht, ob ich mich je in dieses Haifischbecken trauen würde, um einen historischen Roman zu schreiben  :versteck:. Da braucht man wirklich ein wahnsinniges Gespür und Fingerspitzengefühl.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Zanoni am 04. September 2012, 01:43:18
Hm ... einer der bekanntestens "Hobbyautoren" ist, glaube ich, J. R. R. Tolkien gewesen, oder?

Das nur mal als kleine Relativierung dieses Begriffs am Rande ...
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Aphelion am 04. September 2012, 03:07:09
"Hobby" oder "Laientum"  imliziert, dass man damit kein Geld verdient. Man muss aber nicht hauptberuflich schreiben, um beruflich (=professionell) zu schreiben. Deshalb finde ich, dass hier der Begriff "Hobby" zu stark (und fälschlich) gedehnt wird, gleichzeitig aber auch zu stark dichotom gedacht wird. Denn es gibt nun einmal sehr viele Abstufungen zwischen "nichts verdienen" und "Millionen verdienen". :)

Oder man betrachtet "professionell" als "gut gemacht" - dann ergeben sich ganz andere Dimensionen, die sich letztlich kaum objektivieren lassen. (Es schließen sich Fragen an wie: Kann ein Buch voller falscher Behauptungen schlecht (gemacht) sein, obwohl es sich gut verkauft und damit den Zweck erfüllt, für den der Verlag es angenommen hat? - Aber das ist denke ich ein Thema für sich und wurde auch hier im Forum immer wieder diskutiert, wenn ich mich richtig erinnere.)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Tintenweberin am 04. September 2012, 05:43:29
Zitat von: Zanoni am 04. September 2012, 01:43:18
Hm ... einer der bekanntestens "Hobbyautoren" ist, glaube ich, J. R. R. Tolkien gewesen, oder?

Danke, danke, danke! Das war genau der richtige Tipp, den ich gebraucht habe, um mit dieser Diskussion und mit meiner Rolle im großen unüberschaubaren Lager der Schreiberlinge Frieden zu schließen.

Ich würde Tolkien (und mich) zwar nicht als Hobby- sehr wohl aber als Laien-Schreiber bezeichnen (in der Analogie zu einem Laienprediger in der Kirche), denn er hat nicht für einen wie auch immer gearteten Markt geschrieben sondern einen Stoff, der ihn aus persönlichen Gründen fasziniert hat und den er aus beruflichen Gründen tief durchdrungen hatte, literarisch bearbeitet. Und er hat es ganz bestimmt nicht schlechter gemacht als jeder professionelle Schreiber und seine Erfolge kann ihm auch niemand abstreiten ...   ;)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Kaeptn am 04. September 2012, 08:58:38
Na ja, der Vergleich mit Tolkien hinkt aber ziemlich. Zum einen war er Linguist und somit was Sprache angeht kein "Hobbyist", zum anderen waren das ganz andere Zeiten, wo wohl die wenigsten Schriftsteller von ihrer Schreiberei leben konnten und das alles noch nicht so professionalisiert war wie heute.

Zur Diskussion: Ich fühle mich durch den Begriff nicht herabgesetzt. Für mich ist Schreiben ein Hobby, und wenn ich höre, wie manch ein Profi mit seiner Agentur ringt oder nur noch Pitches und Leseproben aber nix mehr fertig schreibt, dann bin ich auch gar nicht scharf darauf das zu ändern.

Allerdings wird das wort "Hobby" im normalen Sprachgebrauch aber auch gern mal abwertend benutzt (im Ruhrgebiet zumindest sagt man gern mal "das ist aber ziemlich hobbymäßig gemacht"). Lomax hat das jedoch gut auf den Punkt gebracht: Gemeint ist hier im TiZi normalerweise was in Richtung "Nicht mit den alltäglichen Nöten eines von seiner Schreiberei lebenden Schriftstellers in Berührung gekommener", und das ist nun mal etwas sperrig.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Lomax am 04. September 2012, 10:36:05
Zitat von: Zanoni am 04. September 2012, 01:43:18Hm ... einer der bekanntestens "Hobbyautoren" ist, glaube ich, J. R. R. Tolkien gewesen, oder?
Wie oben gesagt - nach meiner Definition war er kein "Hobbyautor". Spätestens nicht mehr nach der Veröffentlichung des Hobbits. Das Manuskript hat er nämlich schon an den regulären Buchmarkt gebracht ... und damit vermutlich Einnahmen erzielt, die auch fürs Finanzamt von Interesse waren ;)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: chaosqueen am 04. September 2012, 11:32:55
Ich gehöre auch zur Fraktion derer, die "Hobbyautor" nicht abwertend verstehen, sondern eben als Gegenstück zum "Profischreiber", der das hauptberuflich macht und zumindest versucht, davon zu leben.

Und, um noch mal die Bestsellerautoren mit den "echten" Berufen aufzugreifen: Ich kenne mehr als einen Menschen, der mehr als einem Beruf gleichzeitig nachgeht. Trotzdem kann beides als Profession im Wortsinne verstanden werden, selbst wenn einer der beiden Berufe mehr Raum einnimmt als der andere. Eine Freundin von mir ist freiberuflich sowohl als Burnout-Präventions-Trainerin als auch als Tauchlehrerin tätig. Ist jetzt beides Hobby, weil sie von keinem Job alleine komplett leben kann (okay, vom ersten inzwischen so halbwegs, aber das hat halt auch seine drei Jahre gedauert)?
Ist der Künstler, der zweimal in der Woche als Barkeeper jobbt, um seine Wohnung zu bezahlen, nur ein Hobbykünstler, obwohl er Ausstellungen macht, Bilder verkauft und ein Werkstattstipendium erhalten hat?

Ich hab mich von meinem Freund auch mal aus der Bahn werfen lassen, als er meine Seifensiederei als Hobby bezeichnete. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich noch mehr Geld reingesteckt als herauskam, und unter den strengen Aspekten des Finanzamtes war es völlig korrekt als "Hobby" bezeichnet. Trotzdem hat es mich getroffen, weil ich es als meinen Beruf ansehe. Andererseits habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht - ist es jetzt kein Hobby mehr, weil ich es nicht mehr ausschließlich aus reiner Leidenschaft betreibe? Ich glaube, die Grenzen sind nicht starr, denn seitdem ich einen Gewerbeschein besitze, sehe ich meine Kosmetik als meinen Beruf an, ich mache das nicht für den Hausgebrauch, sondern für den Markt, ich lasse meine Rezepte bewerten, schreibe Herstellungsdokumentationen und arbeite nach den Vorgaben der Kosmetikverordnung, die für alle gilt, die Kosmetik verkaufen möchten.
So betrachtet bin ich definitiv professionell tätig in diesem Bereich.

Solange ich mit dem Schreiben kein Geld verdiene (und die Einmal-Honorare, die ich für Veröffentlichungen von Kurzgeschichten bisher erhalten habe, rechne ich jetzt mal nicht dazu), ist es mein Hobby, egal, wie perfekt ich es betreiben mag. Sobald ich mich ernsthaft darum bemühe, zu veröffentlichen, mich mit Überarbeitungen, mit Agenturen und Verlagen, mit Exposées und allem Drum und Dran beschäftige, bin ich professionelle Schriftstellerin, auch wenn ich vielleicht anfangs noch nicht meinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann.

Derzeit bin ich also professionelle Seifensiederin und Hobbyautorin mit Ambitionen - ob ich da eines Tages die Prioritäten verschiebe und professionelle Schriftstellerin bin, die nebenbei eine kleine Seifenmanufaktur betreibt, steht in den Sternen, aber für unmöglich halte ich es nicht. ;)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Telas am 04. September 2012, 12:38:44
Ich merke immer erst wie unprofessionell ich bin wenn ich sehe, wie viele Gedanken sich die allermeisten von euch um ihre Werke machen.
Ich hingegen bin nur groß darin, mir selbst hohe Ziele zu stecken, die ich dann meistens aus mangelndem Elan nicht erreiche.
Bei mir zieht sich das Ganze wie ein roter Faden schon bei der Plotarbeit durch.
Ich habe einfach nicht die Lust, mir wochen- oder monatelang im Voraus darüber Gedanken zu machen, über was ich den schreiben könnte.
Meistens habe ich eine vage Idee, die auf zwei bis drei A4 Seiten ausgearbeitet wird und das war es dann.
Ich schreibe dann meistens im Laufe des Werkes die weiteren Handlungsverläufe auf, aber das gelingt meist nie weiter als fünfzig Seiten im Voraus.
Viel weiter entfernt von der Professionalität bin ich aber beim editieren.
Ich habe keine Ahnung, wie oft ein Autor sein Werk im Schnitt noch einmal generalüberholt, bevor er es einsendet und wie hoch der Schnitt bei veröffentlichten Werken ist.
Ich bin immer froh, wenn ich es mit Hängen und Würgen schaffe, das ganze einmal gegenzulesen und die Rechtschreib- und Grammatikfehler weitestgehend zu korrigieren. Ich weiß auch nicht, aber wenn bei mir das Wörtchen Ende unter dem Text steht, ist die Luft raus und ich will mich lieber mit was neuem beschaffen, anstatt die alten Sachen wieder und wieder durchzulesen.
Und dann noch die Sache mit der Veröffentlichung bei Verlagen... ich weiß nicht was mich am meisten davor abschreckt es zu tun. Ich meine, eine Standardabsage, die ich vermutlich für meine Texte erhalten würde, macht den Text ja nicht zusätzlich nieder, raubt also nicht direkt die Motivation, weiterzumachen. Aber vermutlich ist es wieder einmal die Scheu vor der harten Arbeit gepaart mit der Angst, vor den Augen der Lektoren als untalentiert oder so dazustehen.
Von daher lasse ich lieber die Finger vom Verlagswesen, begnüge mich mit meinen bescheidenen Hobbyschreibkünsten, ziehe den Hut vor allen veröffentlichten Autoren und ihrem Durchhaltevermögen und hoffe doch sehr, mal wieder eine Geschichte zu Ende zu schreiben ;).
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Zit am 04. September 2012, 13:47:51
Zitat von: chaosqueen am 04. September 2012, 11:32:55Sobald ich mich ernsthaft darum bemühe, zu veröffentlichen, mich mit Überarbeitungen, mit Agenturen und Verlagen, mit Exposées und allem Drum und Dran beschäftige, bin ich professionelle Schriftstellerin, auch wenn ich vielleicht anfangs noch nicht meinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann.

Interessant, dass du in diesem Fall auf den Begriff Schriftsteller zurück greifst und nicht bei "professioneller Autor" bleibst. ;)
(Siehe Ende.)

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Um von vorn anzufangen: Ja, Fianna, ich teile deinen Eindruck -- aber nicht für dieses Forum. Dass der Begriff Hobbyautor abwertend genutzt wird, kenne ich von anderen Foren/ von anderen Kreisen. Ich denke, das liegt auch daran, dass der TZ gut durchmischt ist und der Fokus hier auf dem Wie liegt und nicht auf dem Wer (hats geschrieben).

Ich stimme Lomax da zu, wenn er sagt, dass er den Begriff im Sinne des Finanzamts auffasst, das tue ich genauso. Was mir mehr Bedenken gibt, ist, dass ganz allg. in unserer Gesellschaft der Wert* einer Tätigkeit/ eines Dings durch den finanziellen Gewinn, den diese Tätigkeit/ dieses Ding erzielt, ermittelt wird. Beispielsweise kann ich mir auch anders nicht erklären, warum mir immer wieder Menschen begegnen, die gemeinnützige Arbeit belächeln.

(*Wert = finanzieller und von allen anerkannter, weil vermeintlich nachvollziehbarer, Wert; wird zugleich über den ideellen Wert gestellt)

Genauso stimme ich Malinche zu, wenn sie den Begriff Hobby mit Zielsetzungen verbindet. Und gerade der Begriff Hobby wird mit einem nicht finanziell gewinnorentierten Handeln gleich gesetzt, imo.

Bisher lässt sich also sagen: Was kein Geld bringt, ist Hobby; wer kein Geld damit verdienen will, ist Hobbyist. Und dass Hobbys ganz allgemein nicht die volle Wertschätzung erfahren wie bspw. der Beruf. (Weil der bringt ja Geld, nicht. Und weil wir den alle ja nur machen, weil wir Geld verdienen wollen. [/irony])

Worauf ich jetzt hinaus will, ist: Genau dieses gewinnorientierte Denken begegnet mir häufig außerhalb des TZ bzw. im Grunde nur. Dass auch unter dem Schreibnachwuchs nur der was zählt, der Bestseller schreibt (ja, auch ein kleiner Teil denkt, dass sich soetwas planen lässt). Dass sich der Nachwuchs nichts sagen lässt, keine Tipps annimmt von jemanden, der schon seit dreißig Jahren Erfahrungen hat und sich mit dem Handwerk vll. ebenso lange auseinander setzt -- aber eben noch nichts veröffenticht hat oder nur etwas, das ganz passabel lief.
Und dann benutzt dieser Nachwuchs den Begriff Hobbyautor, um sein Licht unter den Scheffel zu stellen, um sich selbst aus der Schublade mit den Bestsellerautoren zu nehmen, die sie so glorifizieren. Das geht ja manchmal soweit, dass sie sich selbst als "Schreiberling" betiteln. Tja, und da kommen andere, die diese Begriffe aufgreifen und abwertend benutzen.

Es ist also nicht der Hobbyist, der den Begriff negativ nutzt. Es sind andere, die sich von diesem Selbstverständnis abgrenzen wollen (weil sie sie belächeln oder andere Ziele verfolgen; wer weiß), und den Begriff als Spitze einsetzen. Und all diese Leute mischen sich auch noch in einem einzigen Forum und nur aus Erfahrung lässt sich sagen, welcher User sich wahrscheinlich wie selbst einschätzt und den Begriff Hobbyautor entsprechend wie nutzt.

Und wenn wir schon bei Begrifflichkeiten sind: Auch bei den Bezeichnungen Autor, Schriftsteller, Schreiberling (wie erwähnt), kann man, so man den will, bös gemeinte Grenzen ziehen. Man kann den Schreiberling, ob seines reduzierten Selbstwehrtgefühls, belächeln, man kann den Autor als reinen Textproduzenten bemitleiden und man kann den Schriftsteller als einzig frei und selbstbestimmt auffassen -- der aber eben zugleich finanziell kleine Brötchen bäckt. Und am Ende ist man Künstler, der über allem steht, weil nur das Brotlose das einzig Wahre ist ...

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Was mich angeht: Ich mach mir da so keine Gedanken über die Begrifflichkeiten. Wenn die Zeit kommt, so sie denn mir hold ist und kommt, wird das Finanzamt schon seine Meldung über die "freiberufliche Nebentätigkeit" bekommen; das ist das Einzige, was mir wirklich Sorgen macht.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Zanoni am 04. September 2012, 14:59:12
Zitat von: Kaeptn am 04. September 2012, 08:58:38
Na ja, der Vergleich mit Tolkien hinkt aber ziemlich. Zum einen war er Linguist und somit was Sprache angeht kein "Hobbyist", zum anderen waren das ganz andere Zeiten, wo wohl die wenigsten Schriftsteller von ihrer Schreiberei leben konnten und das alles noch nicht so professionalisiert war wie heute.
Nicht jeder, der einen Hammer halten kann (ob nun Hobbybastler, ausgebildeter Handwerker oder studierter Ingenieur für Werkzeugbau), wird damit automatisch zum Bildhauer!
Genauso, wie nicht jeder, der Germanistik oder Linguistik studiert hat, damit automatisch zum Bestsellerautor oder "professionellen" Geschichtenerzähler wird. ;-)

Es hängt halt alles davon ab, was man unter den jeweiligen Begriffen versteht. (haben wir ja schon am bisherigen Stand dieser Diskussion gesehen)

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch, was z.B. Wikipedia zum Thema "Profi und Professionalität" sagt:

ZitatProfi und Professionalität

Im Allgemeinen erwartet man von einem Profi eine formale Qualifikation und eine höhere Leistung als von einem Amateur.

Einem Profi werden professionelle Eigenschaften zugesprochen. Die Vorstellungen von Professionalität gehen im Allgemeinen mehr oder weniger weit über festgeschriebene berufliche Anforderungen hinaus: Es wird ein erhöhtes Maß an Kenntnissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, eine besondere Problemlösungskompetenz und eine ausgeprägte professionelle Distanz von einer Person erwartet, wenn sie – unabhängig von der Tatsache, dass sie über ihre Tätigkeit Einkünfte bezieht – als ,,Profi" bezeichnet wird. Es bezeichnet auch eine Rollenerwartung. Dabei bezeichnet der Begriff solche Fähigkeiten, Kenntnisse oder Verhaltensweisen, die man in Bezug auf die Ausübung oder Durchführung einer Tätigkeit von einer Person (einem ,,Profi") erwarten könnte, für die diese Tätigkeit den Schwerpunkt der beruflichen Arbeit bildet:

- die Fachkenntnis einer Fachkraft (in Abgrenzung zum Laientum oder auch zur umgangssprachlichen Verwendung des Begriffs Dilettant) und daraus folgend das Wissen um die Konsequenzen des eigenen beruflichen Handelns ("Ein Profi weiß, was er tut.") sowie die Fähigkeit zur Ablehnung von Aufgaben, die aufgrund der eigenen Fähigkeiten nicht mit ausreichender Qualität bearbeitet werden können (Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und Grenzen)
- das Können (beispielsweise das professionelle Spiel eines Musikers)
- die Ausführung einer Tätigkeit durch Personen, die für diese eine zertifizierte Ausbildung nachweisen können.

Der Ausdruck ,,sehr professionell" oder ,,ausgesprochen professionell" gilt als Kompliment für Handeln und Verhalten, das sich an besonders hohe Maßstäben messen kann und mit bestimmten Charaktereigenschaften - vielfach um eine Mischung aus Primär- und Sekundärtugenden - in Bezug gebracht wird. Vor allem der Umgang mit kritischen Situationen wird dabei ins Auge gefasst. Als diesbezügliche Charaktereigenschaften werden bisweilen Verlässlichkeit, Anstand, Fairness, Loyalität, Integrität oder Pflichtgefühl genannt, oder auch Zivilcourage im Sinne einer Bereitschaft, zu eigenen Überzeugungen zu stehen.

Ich denke, diese Unterscheidung passt auch gut zur Unterscheidung zwischen Hobbyautor und Profiautor. Ein Profi im Sinne des fachlichen Könnens ist damit jeder, der weiß, was er tut. Jeder, der ein erhöhtes Maß an Kenntnissen und Fähigkeiten besitzt und schon vorher - bevor er mit der Arbeit beginnt - weiß, was am Ende dabei heraus kommen wird. Ein Profi im formalen Sinne ist jeder, der entweder eine entsprechende Ausbildung gemacht hat, oder in diesem Beruf arbeitet und mehr oder weniger davon lebt.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Grey am 04. September 2012, 15:03:42
Hm. Aber es ist schon auch irgendwie putzig, wie Tante Wiki den Begriff mit sich selbst erklärt:

ZitatEinem Profi werden professionelle Eigenschaften zugesprochen. [...] Es wird [...] eine ausgeprägte professionelle Distanz von einer Person erwartet

Ein Profi ist also, wer professionell ist? Nicht sehr aufschlussreich. ;)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Zurvan am 04. September 2012, 15:33:20
Ich war lange Beobachter bevor ich mich tatsächlich ins Forum eingeschlichen habe und muss sagen, dass ich keinen großen Unterschied zwischen Leuten, die veröffentlichten und Leuten, die nicht veröffentlichten, bemerkt habe.

Die Begriffe Profiautor und Hobbyautor stoßen mir hierbei übel auf.
Schlussendlich sind wir alle ausnahmslos Menschen, die Austausch suchen, sonst wären wir nicht hier. Austausch führt in der Regel zu Entwicklung zum Positiven.
Selbst wenn hier jemand ist, der eher auf Teufel komm raus nicht veröffentlichen will - zu denen ich auch mal gehörte - hat er doch offensichtlich das Streben sich mit Schreiberlingen mit Qualität auseinanderzusetzen und den Willen zur Verbesserung eigener Schriftwerke.
Nachwuchsautor finde ich im Übrigen auch ein falscher Begriff. Im Grunde sagt das nur den Willen zur Veröffentlichung aus. Mit Sicherheit gibt es aber auch kategorisierte Hobbyautoren, die von Veröffentlichungen träumen, sich aber noch nicht bereit fühlen, oder nicht wissen wo und wie.

Wenn ich einen Begriff wählen müsste, wären wir alle hier ausnahmslos Träumer und Schreiberlinge.
Träumen ist die Grundlage für jedes Buch, das Schreiben ist das Medium die Träume für andere greifbarer zu machen.
Unter dem Strich wollen wir hier also alle dasselbe. Auch, wenn sich diese Masse in Alter, Charakter und Ideen teilweise sehr unterscheiden, aber gerade das macht das wirklich vielfältige Genre der Fantasy aus.

Wir sind alles Schreiber, die über gedankenloses vor uns Hertexten hinaus sind. Was unterscheidet also einen Hobbyautoren hier - außer das Veröffentlichungen existieren - von einem der betitelten Profiautoren?
Erfahrung? Geld? Qualität?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. In Sachen Verlagen ist Erfahrung mit Sicherheit zutreffend. Geld höchstwahrscheinlich.
Aber beides empfinde ich erstmal als nicht Vordergründig.
Wegen der Qualität sind, denke ich, viele hier und betrifft Nicht-Veröffentlich-Woller, wie wollende/künftige Veröffentlichende, wie Veröffentlicher. Dieser schwerwiegendste Punkt allein berechtigt in meinen Augen zu behaupten, dass wir alle hier dasselbe suchen: Hilfe, Entwicklung, Streben nach Mehr.

Ich schreibe nicht, weil es mir in die Wiege gelegt wurde. Ich schreibe auch nicht, um mein Haupteinkommen zu sichern. Ich schreibe, weil ich eine Welt im Kopf habe, die dringend nach draußen will. Die versucht sich selbst bekannt zu machen.
Vielleicht ist das ein Fluch, vielleicht ein Segen. Ganz sicher bin ich mir da noch nicht. Man kann mich als Reisender beschreiben, der immer wieder in andere Welten eintaucht und schlicht aufschreibt und aufzeichnet was er sieht. Ich bin hier, um dem Drang mehr Menschen zu erreichen nach zu kommen und mehr Menschen Zugang in meinen Kopf zu ermöglichen. Vielleicht um auch etwas nach meinem Tod hinterlassen zu können.
Der Einzige mit diesem Hintergrund bin ich mit Sicherheit nicht.
Wirklich professionell klingt das nicht. Aber diese Antwort wird sich auch nach 100 Veröffentlichungen nicht mehr verändern.

Ich denke, ich bin gegenüber denen, die bereits veröffentlicht haben, nicht zu frech, wenn ich sage, dass man nicht nur Können auf dem kreativen Markt braucht, sondern auch Glück.
Es gibt Autoren, die mit Werken Geld verdienen, wo ich mir an den Kopf greife und mich frage ob das nicht vielleicht doch ein Grundschüler geschrieben hat, aber ein Heiden Geld damit verdienen. Andererseits gibt es Autoren, die wirklich überdurchschnittlich sind, die aber einfach keinen Verlag finden, der sie publizieren will.
Wenn sich also "Profi" durch Geld äußert, dann gibt es viel zu viele verkannte Menschen auf dieser Welt und viel zu viele, die den Titel "Profi" meiner Meinung nach nicht verdienen.

Beim TZ beworben habe ich mich, um aus Erfahrunswerten anderer zu profitieren, möglicherweise auch aus Recherchequellen, Hinweise, Kritik, Meinungen. Dabei versuche ich meinen eigenen Blick zu schärfen indem ich mich mit Werken der anderen Schreiberlinge hier auseinandersetze. Das sind alles Gründe, die Professionalität fördern und ich denke, ich kann für "Hobbyautoren" und "Profiautoren" sprechen, wenn ich sage, dass es dieselben oder ganz ähnliche Gründe sind, die sie immer wieder hier ins Forum treiben.

Insofern sehe ich den Unterschied weder Real im TZ stattfindend, noch in meiner eigenen Definition - bis auf ein paar Minidetails.


@Telas:
Dranbleiben gehört zur Professionalität, das ist wahr. Aber das ist ein Element, das auch mir immer wieder wie Sand durch die Finger rinnt, weil bei mir einfach alles viel zu schnell von statten geht. Wenn ich in dem Tempo schreiben wie träumen würde, hätte ich 2-3 Veröffentlichungen im Jahr und das seit ungefähr 8 Jahren. Fertig davon ist so ziemlich gar nichts. Deshalb habe ich angefangen mich selbst zu motivieren indem ich erstmal kleinere Sachen schreibe, von denen ich ganz genau weiß, dass ich sie fertig kriege. Die magische Zahl hierfür ist 36. Ich weiß nicht wieso, aber über diese Zahl komm ich nicht drüber.
Das frustriert und führt dazu, dass man dazu neigt sich noch weniger reinzuhängen als zuvor.


PS: Meine Definitionen beziehen sich hier explizit auf dieses Forum, auf anderen Seiten ist der qualitative Unterschied zwischen Hobby- und "Profi"autor manchmal universenweit auseinander. Wobei ich da den Unterschied zwischen gedankenlosem Schund ohne Zusammenhang und Texten unterscheide, wo sich ein Schreibering reinhängt und versucht qualitative Leistungen zu erbringen.

PPS: Das ein Profi immer weiß was er tut, trifft auf den kreativen Bereich, meiner Meinung, nach nicht immer zu.  ;D

PPPS: Mein Post ist ziemlich wirr, aber ich scheitere daran ihn anständig zu strukturieren. Verzeiht und schiebt es darauf, dass ich seit mehr als 20h nichts gegessen habe und seit fast 1,5h hieran schreibe.

PPPPS: Soviel zu meiner unprofessionellen Meinung. Die wahnsinnig Ich-Bezogen zu sein scheint. :hmhm?:

PPPPPS: Wiederlesen.  :winke:
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Pestillenzia am 04. September 2012, 16:02:36
Zitat von: Zitkalasa am 04. September 2012, 13:47:51
Das geht ja manchmal soweit, dass sie sich selbst als "Schreiberling" betiteln.

So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Ich finde an dem Begriff "Schreiberling" nichts Abwertendes oder Negatives und hätte gar keine Probleme, mich selbst so zu bezeichnen.

Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Thaliope am 04. September 2012, 16:12:52
Ich glaube nicht, dass man alle Unterschiede wegdiskutieren muss, um es allen recht zu machen - und um alle Formen zu akzeptieren.

Ich würde durchaus sagen, dass es Unterschiede zwischen Hobby- und Profi-Autoren gibt. Allerdings sehe ich diese Unterschiede eher in der Arbeitsweise und Ambition als darin, ob man wirklich seinen Lebensunterhalt damit verdient. Aber natürlich - wer sich sehr regelmäßig viele Stunden am Tag mit etwas beschäftigt, wird darin beinahe zwanglsläufig besser. Vor allem, wenn er es professionell tut - worunter ich verstehen würde, dass er es nicht nur zum eigenen Vergnügen tut, sondern im Hinblick darauf, Leser zu erreichen.

Und wenn jemand einfach nur zu seinem eigenen Vergnügen schreibt, muss ich gestehen, dass ich weniger das Bedürfnis verspüre, diese Texte zu lesen, als wenn sich jemand vorher Gedanken darüber gemacht hat, wie er mir als Leser am besten nahebringt, was er mir mitgeben möchte. Aber wie gesagt, das hat in meiner Interpretation (obwohl das Wort natürlich etwas anderes nahelegt) nichts mit einer beruflichen Tätigkeit zu tun - eher mit dem Ernst und der Fähigkeit zur Selbstkritk, die man dem Schreiben entgegenbringt.


Und nur weil sich hier Hobby- und Profischreiber mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Ambitionen und auch Fähigkeiten tummeln, heißt das ja nicht, dass man sich nicht gegenseitig wertschätzen und gemeinsam in diesem Forum an sich arbeiten kann.


Ein großer Teil der Diskussion hängt wahrscheinlich daran, dass jeder mit dem Begriff "Hobby" etwas anderes verbindet, wobei sich die Erläuterungen ja in vielerlei Hinsicht trotzdem decken.

Zitat von: Zurvan am 04. September 2012, 15:33:20

Wirklich professionell klingt das nicht. Aber diese Antwort wird sich auch nach 100 Veröffentlichungen nicht mehr verändern.


Unterschätze nicht die Macht der Erfahrung ;D Man wundert sich im Nahchhinein oft sehr, wie stark sich die eigenen Ansichten im Laufe der Zeit verändern.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Grey am 04. September 2012, 16:18:13
@Zurvan
Das ist eine interessante Sichtweise. Und ich stimme dir in sofern zu, dass die grundlegende Motivation, sich hier im Forum einzubringen, das Schreiben ist, und der Austausch über das Schreiben. Unter diesem Aspekt macht es natürlich keinen Sinn, zwischen Hobbyautoren und professionellen Autoren im Sinne von Berufsautoren zu unterscheiden. Aber wenn man das Thema so weit reduzieren wollte, dass das eigentliche Konfliktthema wegfällt, bräuchte die Diskussion gar nicht erst geführt zu werden, nicht?

Wir haben ja inzwischen, denke ich, festgestellt, dass Professionalität nicht mit Qualität gleichzusetzen ist, und auch nicht mit dem Grad der Ernsthaftigkeit, mit der sich ein Autor dem Schreiben widmet. Schreiben ist so harte Arbeit, dass man wohl davon ausgehen kann, dass jeder, der es tut, viel darein investiert - aus welcher persönlichen Motivation auch immer. Aber die Unterscheidung zwischen Berufsautoren und Hobbyautoren gibt es, bei allem Idealismus, natürlich sehr wohl.

Idealismus, übrigens, ist ein gutes Stichwort, was das betrifft.

Zitat von: Zurvan am 04. September 2012, 15:33:20
Ich bin hier, um dem Drang mehr Menschen zu erreichen nach zu kommen und mehr Menschen Zugang in meinen Kopf zu ermöglichen. Vielleicht um auch etwas nach meinem Tod hinterlassen zu können.
Der Einzige mit diesem Hintergrund bin ich mit Sicherheit nicht.
Wirklich professionell klingt das nicht. Aber diese Antwort wird sich auch nach 100 Veröffentlichungen nicht mehr verändern.

Ganz sicher bist du mit diesem Denkansatz nicht allein. Genau wie viele hier eben schreiben, weil es etwas ist, was sie tun. Was zu ihnen gehört. Und natürlich bleibt einem das, unberührt davon, ob man sein Schreiben irgendwann professionalisiert im Sinne von: Ich verdiene auch Geld damit. Trotzdem geschieht es sehr schnell, dass man, sobald die Miete, das Essen, Licht und Heizung davon abhängen, ein gutes Stück dieses Idealismus aufgeben muss. Dass man sich eingestehen muss, die Geschichten, die erzählt werden wollen, sind nicht mehr der einzige Grund, aus dem ich schreibe. Man beginnt, auszuwählen, abzuwägen, aus den vielen Ideen die herauszusuchen, die man verkaufen kann, und sie denen, die augenblicklich schwerer scheinen, voranzustellen. Man reist noch immer, aber man reist auch oft auf Routen, die andere vorschlagen. Was die Reise nicht weniger schön oder aufregend macht, aber von sich aus hätte man vielleicht doch eine andere Richtung eingeschlagen. Das ist eine empfindliche Angelegenheit und ganz sicher ein Argument, eben ein Hobbyschreiber oder Freizeitschreiber zu bleiben. Sein Geld mit etwas anderem zu verdienen, und das Schreiben als intensives, erfüllendes Hobby sogar bereichernder zu finden, weil man selbst der einzige ist, der die Beschränkungen vorgibt. Hobbyautor und Berufsautor sind eben zwei Wege, die beide gleichermaßen ihre Berechtigung haben. Aber es ist nicht dasselbe. Ganz sicher nicht.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Linda am 04. September 2012, 16:26:30
Damit hier nicht immer nur die schwammige "Qualitätskarte" gezogen wird, wage ich es, auch mal ein paar andere Begriffe in den Raum zu stellen, ehe ich mich aus der Diskussion zurückziehe.

Professionell arbeiten bedeutet:

- unter hohem Druck kreativ sein
- verschiedene Arbeitsschritte und Projekte gleichzeitig zu jonglieren
- unter Zeitdruck kreativ zu sein
- Vorgaben und Themen umsetzen zu können
- Termine einzuhalten
- einen 2, 3, 4 oder 5. Anlauf zu starten und immer noch voll konzentriert zu sein
- mit Kritik und Lektorat umgehen zu können
- eine hohe Qualität der Erstfassung abzuliefern, damit der Lektor nicht zum Ghostwriter mutiert.
- Arbeitgeber finden
- Weiterbildung

Der größte Teil dieser Anforderungen gilt für jeden Freiberufler, Kreativen oder Selbständigen. Aber nicht für einen Hobbyisten.

Ein Frisör, der supertolle Fan-Graphiken auf Profiniveau macht, ist trotzdem kein Graphik-Profi.
Ein Graphiker, der echt tolle Frisuren schneidet, ist trotzdem kein ausgebildeter Friseur.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Linda am 04. September 2012, 16:30:38
Zitat von: Grey am 04. September 2012, 16:18:13

Hobbyautor und Berufsautor sind eben zwei Wege, die beide gleichermaßen ihre Berechtigung haben. Aber es ist nicht dasselbe. Ganz sicher nicht.

danke Grey!

Ergänzen möchte ich noch, dass sich beide Wege überhaupt nicht gegenseitig ausschließen und einen Gutteil der Strecke parallel laufen.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Thaliope am 04. September 2012, 16:31:40
Wo ich Greys Beitrag jetzt gelesen hab, sehe ich, dass ich einen Bereich in meinen Überlegungen ausgeklammert habe.

Mir ging es darum, auf diese abwertende Konntoation des "Hobbyschreibers" einzugehen - die immer dann gegeben ist, wenn man unprofessionelles Arbeiten unterstellt.

Dabei ist diese andere Unterscheidung natürlich mindestens genauso relevant: Die Lebens- und Schreibenswelten verändern sich massiv, wenn man vom Schreiben leben muss anstatt nur - und sei es noch so ambitioniert - darauf hinzuarbeiten, etwas zu veröffentlichen. Und aus diesem Blickwinkel bekommt der Begriff "Hobbyautor" eine ganz andere Bedeutung - die gar nicht auf die Qualität abzielt, sondern auf die Lebens- und Arbeitsumstände.

So. Jetzt hab ichs auch kapiert. Ich glaube, diese beiden Begriffsunterscheidungen fliegen hier ein bisschen durcheinander, kann das sein?

LG
Thali
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Zit am 04. September 2012, 16:39:03
Zitat von: Pestillenzia am 04. September 2012, 16:02:36
So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Ich finde an dem Begriff "Schreiberling" nichts Abwertendes oder Negatives und hätte gar keine Probleme, mich selbst so zu bezeichnen.

Die Endung -ling ist ja eine Verniedlichung. Warum verniedlicht man Dinge? Und warum verniedlicht man sich selbst? Ich verstehe die Beweggründe, warum man sich, gerade als frischer Nachwuchs, davor scheut, mit Leuten wie Eschbach in einen Topf zu werfen. Allerdings halte ich das trotzdem für keine zu fördernde Selbsteinschätzung. Nur weil ich keinen Bestseller geschrieben habe oder bisher etwas veröffentlicht, ist das, was ich schreibe, doch nicht weniger wert oder hat keine Daseinsberechtigung. (Gerade wenn viele von den Punkten, die Linda aufgeführt hat, auch auf mich zutreffen; genauso wie ich irgendwann anfing, meine Ideen zu sortieren wie Grey meinte.)
Und auch wenn man noch viel zu lernen hat, muss man sich doch nicht verstecken und sich selbst eine Art Welpenschutz geben. Auf Dauer führt das zu keine Weiterentwicklung, wenn man sich selbst nicht für voll nimmt. Vorallem: Warum sollten dann andere einen für voll nehmen?

(Das andere Extrem völlig von sich überzeugt zu sein, mag aber auch nicht so ultra-erstrebenswert sein. ;D)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Pestillenzia am 04. September 2012, 17:51:38
Zitat von: Zitkalasa am 04. September 2012, 16:39:03
Die Endung -ling ist ja eine Verniedlichung.

Ein Neuling ist doch auch kein "kleiner Neuer". Pfrüflinge werden auch nicht verniedlicht und ein Findling ist ein verdammt großer Steinbrocken... ;D
Deshalb kann ich mich dem so nicht anschließen.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Thaliope am 04. September 2012, 17:56:05
Der Duden sagt zum "-ling" Folgendes:

Zitatkennzeichnet in Bildungen mit Adjektiven – seltener mit Substantiven oder Verben – eine Person, die durch etwas (Eigenschaft oder Merkmal) charakterisiert ist
Beispiel
Konservativling; Seichtling

Mit der Verkleinerungsendung "lein" hat das vermutlich nichts zu tun.

Es wird in der Regel tatsächlich pejorativ, also abwertend benutzt. Der "Schreiberling" ist im Duden als jemand definiert, der viel und schlecht schreibt. Ich hatte immer den Eindruck, dass etwas Selbstironie mitschwingt, wenn man sich selbst als Schreiberling bezeichnet - dass man sich nicht so wichig, nicht so ernst nimmt. Und das finde ich wiederum ziemlich positiv :)

LG
Thali
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Ary am 04. September 2012, 18:12:13
Zitat von: Thaliope am 04. September 2012, 17:56:05
Es wird in der Regel tatsächlich pejorativ, also abwertend benutzt. Der "Schreiberling" ist im Duden als jemand definiert, der viel und schlecht schreibt. Ich hatte immer den Eindruck, dass etwas Selbstironie mitschwingt, wenn man sich selbst als Schreiberling bezeichnet - dass man sich nicht so wichig, nicht so ernst nimmt. Und das finde ich wiederum ziemlich positiv :)

:) Mit genau diesem Augenzwinkern nenne ich mich oft selbst "Schreiberling". Um mich selbst wirklich als professionell bezeichnen zu können, habe ich zu viel Mist gebaut und bin gerade in der Phase, in der man aus Fehlern lernt. Was nicht bedeutet, dass ich nicht auf die professionelle Schiene will - und das verstehe ich so, dass ich mit dem Schreiben irgendwann so viel Geld verdiene, dass ich es wirklich als Halbtagsjob bezeichnen kann.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Angela am 04. September 2012, 18:25:28
Ich empfinde Schreiberling nicht unbedingt abwertend oder als Diminutiv, eher als eigenes Wort wie Pfifferling. Da stelle ich mir immer so einen älteren Herren wie Bilbo vor, der mit einer Feder über das Papier kratzt.
Aber jeder wie er mag, wir sind ja nicht bei der Wortpolizei. 

Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Thaliope am 04. September 2012, 18:41:29
Zitat von: Angela am 04. September 2012, 18:25:28

Aber jeder wie er mag, wir sind ja nicht bei der Wortpolizei.


Jein ... Natürlich sind die Konnotationen - also was man mit einem Wort verbindet, welche Bilder man vor sich sieht etc. - bei vielen Leuten unterschiedlich. Aber die Denotation - also die Bedeutung im engeren Sinne - ist eigentlich schon in Wörterbüchern festgelegt. Das ist weniger eine Sache des Gefühls oder des Mögens ... Und wer "Schreiberling" ausschließlich positiv versteht, kennt einfach die offizielle Bedeutung nicht.

Das mag jetzt für viele Korinthenkackerei sein - und vor allem vom Thema hier wegführen - obwohl, eigentlich führt es auch wieder hin - denn gerade als Autor oder Schreiberling sollte man sich meiner Meinung nach über die genaue, konkrete Bedeutung von Wörtern informieren - und sich nicht nur auf sein Gefühl verlassen.

So, und jetzt geb ich hier aber auch endlich mal Ruhe ...
LG
Thali
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Zit am 04. September 2012, 19:37:25
Irrtum, sry. ;D Ich fasse es aber dennoch als "Verniedlichung" auf. Sonst wäre man ja nur Schreiber. (Was zumindest mal ein tatsächlicher Beruf war, aber nur zum Teil etwas Selbst-Verwirklichendes hatte sondern halt Dienstleistung war. So oder so nimmt man sich mit dieser Bezeichnung zurück.)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Aphelion am 04. September 2012, 20:28:32
Ich bezeichne mich auch oft als "Schreiberling", weil mir das "Schaut mal, wie extrem professionell ich bin, voll der große Autor und schon nächste Woche bin ich reich und berühmt - ach ja, Verlage, ich bewerbe mich nicht, sondern schreibe auf meine kostenlose werbunggepflasterte Homepage einen Hinweis, dass ihr mich anschreiben dürft, wenn ihr mich verlegen möchtet"-Gehabe, auf das ich immer wieder stoße, einfach nur auf die Nerven geht. Und mit solchen Leuten möchte ich nicht in einen Topf geworfen werden. Zudem kann eine Prise Selbstironie nie schaden. Es macht vieles einfacher, wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt. ;)

"Schreiberling" hat für mich zwar eine "niedere" Konnotation, aber gerade dadurch auch eine sehr ironische: Niemand, der sich für das Super-Mega-Hyper-Genie oder den garantierten (!!!1!11!einself) Bestseller-Autor von morgen sieht, würde sich so bezeichnen.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Linda am 04. September 2012, 20:36:03
Zitat von: Thaliope am 04. September 2012, 16:31:40
So. Jetzt hab ichs auch kapiert. Ich glaube, diese beiden Begriffsunterscheidungen fliegen hier ein bisschen durcheinander, kann das sein?
LG
Thali

Danke, Thali.
Das ist zumindest das, wovon ich rede ...
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Zanoni am 04. September 2012, 20:36:51
Zitat von: Aphelion am 04. September 2012, 20:28:32Es macht vieles einfacher, wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt. ;)

Das scheint mir der allerwichtigste Satz in diesem Thema zu sein!  8)
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Lomax am 04. September 2012, 21:23:36
Zitat von: Zitkalasa am 04. September 2012, 13:47:51Ich stimme Lomax da zu, wenn er sagt, dass er den Begriff im Sinne des Finanzamts auffasst, das tue ich genauso. Was mir mehr Bedenken gibt, ist, dass ganz allg. in unserer Gesellschaft der Wert* einer Tätigkeit/ eines Dings durch den finanziellen Gewinn, den diese Tätigkeit/ dieses Ding erzielt, ermittelt wird. Beispielsweise kann ich mir auch anders nicht erklären, warum mir immer wieder Menschen begegnen, die gemeinnützige Arbeit belächeln.
...
Genauso stimme ich Malinche zu, wenn sie den Begriff Hobby mit Zielsetzungen verbindet. Und gerade der Begriff Hobby wird mit einem nicht finanziell gewinnorentierten Handeln gleich gesetzt, imo.
Fairerweise muss man natürlich anmerken, dass selbst das Finanzamt bei seiner strikt an den Einnahmen orientierten Definition von "Hobby" die "Motivation" nicht ganz ausklammert - für eine gewisse Zeit wird auch akzeptiert, dass keine Einnahmen reinkommen, solange nur eine "Gewinnerzielungsabsicht" angenommen werden kann. Nur wenn die Zeitspanne zwischen Aufwand und Einnahmen zu lang wird, wird dann halt ganz pragmatisch erst mal das ganze als Hobby eingestuft - selbst wenn die Gewinnerzielungsabsicht immer noch vorhanden sein mag und vielleicht sogar irgendwann doch einmal realisiert wird.
  Das zeigt natürlich schon, dass die Grenze nicht immer so klar zu fassen ist, wie man es gerne hätte, und vielleicht auch nicht jedem Einzelfall gleichermaßen gerecht wird. Aber da die KSK mit ihren "Berufsanfängerjahren" ein ganz ähnliches Prinzip verfolgt, denke ich mal, dass es einfach der beste und praktikabelste Ansatz zu einer Trennung von "Beruf" und "Hobby" ist, den man hat.
  Insofern mache ich mir weder viele Gedanken noch ein schlechtes Gewissen, wenn ich diese Begriffswahl übernehme, sofern ich einfach Wahrnehmungen beschreibe, die von den geschäftlichen Gesichtspunkten des Schreibens abhängen. Ich sage dazu, wer sich von dem Begriff "Hobbyautor" beleidigt fühlt und damit signalisiert, dass er sich nicht als Hobbyisten sieht, sondern professionell sein will, der muss das dann erst recht wegstecken können. So ist halt das Geschäftsleben ... das zwar alle Beteiligten ihre Befindlichkeiten haben, aber nicht jeder immer darauf Rücksicht nimmt und das man trotzdem weiterhin professionell miteinander kommunizieren können muss  :snicker:
Zitat von: Thaliope am 04. September 2012, 16:31:40So. Jetzt hab ichs auch kapiert. Ich glaube, diese beiden Begriffsunterscheidungen fliegen hier ein bisschen durcheinander, kann das sein?
Jo, ohne Zweifel. Wie Zanoni schon aus der Wikipedia ganz richtig zitiert hat - all diese Dinge werden gerne mit dem Begriff "professionell" konnotiert und schwingen immer auch mit, wenn der Begriff fällt. Wie Grey widerum richtig festgestellt hat, ist diese Vorstellung von "professionell" hinterfragbar und mehr ein Gefühl als eine gute Begriffsdefinition, weswegen ich halt das rein kaufmännische Verständnis jederzeit vorziehe.
  Aber, wie man merkt, die ideelle Besetzung der Begriffe hat doch jeder auch im Hinterkopf. Da muss man halt am Kontext unterscheiden, welches Verständnis von "professionell" oder "Hobby" jetzt gemeint ist (und meistens wird das aus dem Kontext auch klar genug), und sollte sich dann auch nach Möglichkeit nicht über die Bedeutung aufregen, um die es gerade nicht geht.
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Thaliope am 05. September 2012, 08:21:08
Zitat von: Lomax am 04. September 2012, 21:23:36

  Aber, wie man merkt, die ideelle Besetzung der Begriffe hat doch jeder auch im Hinterkopf. Da muss man halt am Kontext unterscheiden, welches Verständnis von "professionell" oder "Hobby" jetzt gemeint ist (und meistens wird das aus dem Kontext auch klar genug), und sollte sich dann auch nach Möglichkeit nicht über die Bedeutung aufregen, um die es gerade nicht geht.

Ach Lomax, das ist doch mal ein schönes und vor allem konstruktives Abschlusswort dazu :)

@Linda: Freut mich  :knuddel:
Titel: Re: "Hobbyschreiber" und Professionalität?
Beitrag von: Nebeldiener am 12. September 2012, 17:50:19
Dann schliesse ich mich auch mal der Diskusion hier an:

Ich finde nicht, dass sich Hobbyautoren und Profiautoren darinn unterscheiden, dass die Profiautoren schon eins oder mehrere Bücher veröffentlicht haben, oder jetzt davon leben können.

Hobbyautoren sind für mich solche Menschen, die nur ab und zu schreiben (zu denen ich gerade gehöre). Als Beispiel nenne ich jetzt einmal meine Mutter. Sie würde gerne schreiben, sagt aber, dass sie im Job zu sehr ausgelastet sei und schaut deshalb am Abend lieber Fernseh oder liest ein Buch.
Für mich sind Hobbyautoren, die ab und zu schreiben (auch, wenn sie super Texte verfassen würden), aber gut damit leben können, wenn sie das z.B. nur eine Stunde im Monat machen.

Ein Profiautor ist für mich jemand, der unbedingt schreiben muss. Also ein Mensch der, egal wie anstrengend sein Job ist, unbedingt (fast) jeden Abend schreiben muss oder an seinem Roman arbeiten muss, weil es ihn so in den Finger juckt.

Klar gehört auch können dazu, um ein Profiautor zu sein. Wenn Menschen aber unbedingt schreiben müssen, um durch den Altag zu kommen und trotzdem (noch) nicht gut im Schreiben sind, sind sie in meinen Augen keine Hobbyautoren. Dann sind sie eher etwas dazwischen oder angehende Profiautoren.

Wenn ein Mensch ein Buchveröffentlicht, ist er ja nicht mehr Autor als vorher. Wenn es so wäre, könnte jeder das Veröffentlichen seines Buches selber bezahlen und sich Profiautor schimpfen.

Für mich macht die Zeit, die er in sein Hobby / seine Berufung steckt, den Unterschied von Hobbyautor zu Profiautor(richtiger Autor) aus.

Lg Nebeldiener