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Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht

Begonnen von Silvia, 13. Oktober 2017, 21:39:36

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Silvia

Der Verleger des Trikont Musikverlages wurde auf der Buchmesse von einem Besucher der Messe ins Gesicht geschlagen. Der Vorfall hat sich am Rande einer Lesung beim Verlag der "Jungen Freiheit" ereignet.

http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Mutmasslich-Rechter-schlaegt-linken-Verleger-ins-Gesicht;art675,2795610

Na super.


Die andere Seite bekleckert sich angeblich aber auch nicht immer mit Ruhm:
"In Halle 3.1 in Reihe G der Frankfurter Messehallen [...] hat der rechte Verlag Antaios seinen Stand. Bücher wie "Gibt es Germanen?", "Völkerpsychologie" oder "Identitär!" liegen in den Regalen [...] "Am Morgen hatten Unbekannte 30 Bücher des Verlags mit Kaffeesatz und einer Art Zahnpasta verdreckt, wie der Verlag per Twitter mitteilte. Man werde Anzeige erstatten."

Und was sonst noch so los war in Sachen "Aktion gegen rechte Verlage auf der Messe": http://www.hessenschau.de/kultur/buchmesse/mit-plakaten-buttons-und-offenen-muendern-gegen-rechte-verlage,rechte-verlage-102.html (hier wird auch über die Sache mit dem Antaios-Verlag berichtet)

Fledermaus

Oh mein Gott :o Ich bin gerade total entsetzt! Da kann man echt nur noch sprachlos sein, wie schrecklich! Hoffentlich wird das gravierende Konsequenzen für den Schläger haben.

Ich weiß gerade gar nicht, was ich zu den Vorwürfen gegen die Messeorganisation sagen soll. Prinzipiell macht mir einfach diese immer schlimmer werdende Spaltung der Gesellschaft in letzter Zeit unglaubliche Sorgen.

Persönlich bin ich ja, obwohl ich politisch definitiv recht weit links stehe, auch durchaus mit Leuten befreundet, die sich selbst eher rechts der Mitte sehen würden (natürlich nicht extrem, ich bin mir z.B. auch ganz sicher, dass all diese Leute auch den Vorfall zutiefst abscheulich finden würden). Das finde ich auch wichtig, eben, um dieser Spaltung ein Stück weit entgegenzuwirken. Wir diskutieren dann natürlich auch viel über Politik, um unsere unterschiedlichen Positionen besser zu verstehen, und am Ende ist es meist tatsächlich so, dass man trotz hitziger Diskussion aufeinander zugeht, und die Meinungen des anderen zumindest verstehen kann, auch wenn man sie nicht teilt. Also so eine Art Treffen in der Mitte. Ich vermute jetzt einfach mal, das so etwas auch das Ziel der gemischten Platzierung war. Also mehr Miteinander statt Gegeneinander.

Aber mit solchen Extremisten kann man natürlich nicht mehr diskutieren :'( Da gibt es dann nur noch Gewalt. Einfach nur schrecklich. Sorry, falls dieser Post jetzt etwas wirr war, mich entsetzt das einfach.

HauntingWitch

Fledermaus, du sprichst mir aus der Seele. Solche Sachen (beides, auch das mit den verdreckten Büchern) machen mich wütend und traurig zugleich. Die Buchmesse sollte ein Ort des Dialoges und der Aufklärung sein, des Miteinander und der Offenheit. Das ist einfach kein Ort, um Differenzen auf diese Weise auszutragen. Abgesehen davon, dass politische Differnzen nie auf solche Art ausgetragen werden sollten. Ich kann gerade echt nur noch den Kopf schütteln über das alles. :no:

Slenderella

 :-X
Absolut erschreckend. Beides übrigens. Klar will niemand so rechte Arschbücher haben. Aber sich deswegen direkt am Eigentum anderer Leute vergreifen? Mit Missachtung wäre man besser gefahren. So bekommen die auch nur noch unnötig Aufmerksamkeit. Wer tut denn so was?

Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Churke

Aus Erfahrung würde ich vermuten, dass das Opfer den vorangehenden Wortwechsel verkürzt wiedergibt.

Angela

Beides geht natürlich überhaupt nicht.
Ich muss keine rechten Arschbücher (danke, Slenderella) kaufen, muss das auch nicht gut finden und kann das auch sagen (wobei das auch nicht mit Anschreien und Hinbrüllen geht, das eskaliert dann alles ganz schnell), aber solche Aktionen gehen doch nur nach hinten los. Sehr unreif.


Zit

 :no: Was auch immer da vorgefallen ist, die Messe hätte besser daran getan, die Verlage einfach nicht zuzulassen. Die Sache mit den Sieg-heil-Rufen finde ich auch hart. Dachte immer, dass das unter die verbotenen Äußerungen fällt und man deswegen verknackt werden kann.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Silvia

Morgendliche Zeitungsschau im Netz: Die Hessenschau sammelt anscheinend Berichte, am Samstagabend ging es weiter.

http://www.hessenschau.de/kultur/buchmesse/buchmesse-lautstarke-tumulte-bei-antaios-veranstaltung,protest-buchmesse-100.html

Der Ticker dazu:
+++ Buchmesse-Organisatoren verurteilen "jede Form von Gewalt" +++
Nach den Tumulten vom Samstagabend haben die Organisatoren der Frankfurter Buchmesse Stellung bezogen. Es habe in den vergangenen Tagen "gezielte Provokationen, Sachbeschädigungen und tätliche Übergriffe zwischen linken und rechten Gruppierungen" gegeben, hieß es in einer Stellungnahme des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Man verurteile "jede Form von Gewalt" und werde sie "als Mittel der Auseinandersetzung nicht zulassen". Der Börsenverein ist der Veranstalter der Buchmesse und hatte rechte Verlage zugelassen. Diesen Schritt kritisierte unter anderem Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Ob der Börsenverein Konsequenzen aus den Vorfällen zieht, ist bislang nicht bekannt.

Klecks

Ich hab das gerade auch gelesen und habe mich gleich in den TiZi eingeloggt, um zu schauen, ob es hier schon einen Thread gibt. Mir fällt dazu gar nicht viel ein, außer: ekelhaft, verabscheuungswürdig, unfassbar.

Evanesca Feuerblut

Ohne Worte. Ich hatte ein wundervolles Gespräch mit einem kleinen Verlag für jüdische Kinder- und Jugendbücher auf der FBM. Und am selben Ort passiert sowas ... Ich bin wütend und vor allem unfassbar traurig.

KaPunkt

Im oben verlinkten Artikel über den Angriff auf einen Frankfurter Stadtverordneten habe ich folgenden Ausschnitt gefunden:
ZitatDie Buchmesse hatte sich bewusst dafür entschieden, die Verlage zuzulassen, jedoch auch gleichzeitig zu Protesten aufgerufen. Außerdem wurden dezidiert linke Gruppen in die Nachbarschaft gesetzt

Gut, das mag ja irgendwie demokratisch sein, aber ... die müssen sich doch vorher gedacht haben, dass das Ärger geben wird und zwar so richtig. So blöd ist die PR Abteilung des Börsenvereins doch nicht. Im Gegenteil. Für macht das ein wenig den Eindruck, als ob die Veranstalter bewusst Aggression und damit Medienpräsenz generieren wollten. Finde ich fragwürdig.

Liebe Grüße,
KaPunkt

She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Churke

Frontbericht von der Antifa:

https://www.metronaut.de/2017/10/nazis-bei-frankfurter-buchmesse-jeder-hasst-die-antifa/

ZitatDiese Vorträge konnten gestört werden. Verschiedene antifaschistische Gruppen konterten den Aussagen des AfD-Politikers Höcke: Rechts der Bühne skandierten Antifaschist:innen, dass es kein Recht auf Nazipropaganda gibt. (...) Links der Bühne hielten Aktivist:innen Plakate hoch, unter anderem: "Ihr könnt nicht schreiben, ihr könnt nur hetzen" / "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen" / "Ihr seid Nazis. Punkt.". Daraufhin rief Ellen Kositza, Ehefrau von Kubitschek und Autorin bei Antaios, die Menge per Mikrofon auf, zu antworten: "Jeder hasst die Antifa". Der Mob folgte und schrie lautstark.

Sie stören eine Veranstaltung und sehen sich dann in der Opferrolle:

ZitatRechte gingen auf die Antifaschist:innen mit den Schildern zu. Nach und nach wurden die Transparente weggerissen und weiter eingeschüchtert.

Irgendwann gibt's halt aufs Maul. :wart:


Maja

Zitat von: Churke am 15. Oktober 2017, 11:23:54
Irgendwann gibt's halt aufs Maul. :wart:
Was möchtest du damit sagen? Dass die Gewalt begründet war? Verdient? Gerechtfertigt?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Yamuri

Wir leben in einer Demokratie.
Wir schreiben das Recht auf Meinungsfreiheit groß an unsere Tür.
Es ist traurig, dass diese Meinungsfreiheit offenbar aufhört, sobald der Nachbar eine andere Meinung vertritt, die dem eigenen Weltbild zuwider ist.

Extreme sind niemals gut, aber Extreme weisen uns immer darauf hin, dass irgendwo in der Gesellschaft etwas im Argen liegt.
Extreme entwickeln sich aus einem Ungleichgewicht heraus.

Sie haben ebenso ihre Berechtigung, solange sie anderen keine Gewalt antun.
Verbale, hitzige Diskussionen würden doch genügen, warum muss Sachbeschädigung und körperliche Gewalt sein?
Es ist traurig, dass es Menschen gibt, die so ticken.
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman