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Schreiben und Selbstständigkeit - Organisation, Planung, Motivation

Begonnen von Snöblumma, 04. Oktober 2012, 09:53:17

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Lomax

Zitat von: Linda am 04. Oktober 2012, 16:35:55Geheimtipp 1:  TV wegwerfen. Kommt eh nix Gescheites und frisst Zeit ohne Ende.
Hmpf. Und das muss ich jetzt von der Person hören, die mich angeschnauzt hat, als ich auf unbestimmte Zeit den gemeinsamen Filmabend streichen wollte ("dann kommst du ja gar nicht mehr aus deinem Zimmer")  :wart:

Zitat von: Alia am 04. Oktober 2012, 17:03:18Habe ich das jetzt richtig verstanden. Du würdest gern A und müsstest B und deshalb machst du C? Sowas ist mir noch nie passiert. Entweder ich "muss" wirklich - dann wird es gemacht. Oder aber jetzt ist "frei" und dann mache ich was ich möchte (oder Kind oder Mann oder Ponys.)
Das Gefährliche ist der Punkt, wo man nicht "muss", sondern "müsste" - weil B wichtiger ist, und weil man weiß, wenn man jetzt nicht B macht, kriegt man irgendwann mal mit B und D zusammen tierisch Stress. Aber man "muss" B halt noch nicht wirklich, weil noch ist der Stress ja nicht - dann neige ich gerne dazu, B zu verschieben, aber wegen schlechtem Gewissen auch nicht A zu machen. Auch nicht C (also "richtige" Freizeit), sondern ich vertändele die Zeit mit kurzlebigen Dingen wie surfen, Zeitunglesen, was auch immer - mit Dingen also, bei denen ich mir sagen kann, ich kann gleich problemlos damit aufhören und mich um B kümmern. Oder sie sind so unwichtig, dass sie gar nicht richtig zählen und ich darum kein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich A oder C statt B mache  ::).
  Ich dachte, das wäre eine weit verbreitete Untugend und fällt unter den Fachbegriff "Prokrastination" - überraschend, dass jemand so was gar nicht kennt.

Immerhin kann ich doch noch einen positiven Tipp hinzufügen: Wenn ich mal verreise, bekomme ich im Durchschnitt mehr getan als zuhause. Selbst wenn es eine Reise mit acht Stunden Programm am Tag ist. Keine Ahnung, warum - offensichtlich fällt es mir einfach leichter, mich hinzusetzen und zu arbeiten, wenn nicht die zahllosen Ablenkungen und Kleinigkeiten daheim bereitstehen.
  Ich hab mir schon mal überlegt, mir eine Bahncard 100 zu besorgen, nur um jeden Tag unterwegs sein und die Bahn als rollendes Büro missbrauchen zu können - ich fürchte nur, die Ausgabe kriege ich nicht wieder reingespielt.

Linda

ich unterschreibe folgendes:

Zitat von: Alana am 04. Oktober 2012, 17:04:11

-Ich rechne mir genau aus, wie viele Seiten ich pro Tag übersetzen muss, ohne wenn und aber.

- wenn ich arbeite, ist das Internet aus. Recherche wird extra gemacht, Stellen, die ich recherchieren muss, versehe ich mit einem Kommentar, damit ich sie nicht vergesse und übersetze dann einfach weiter. Außer der ganze Absatz ergibt dann keinen Sinn. Lexika habe ich offline auf meinem Handy und meinem Laptop

genau darum habe ich einen hochgezücheten Rechner zum Arbeiten und ein klappriges, altes Laptop zum Surfen, das bei jedem You-Tube-Filmchen ins Schnaufen gerät.
Da letzteres außerdem ca. 6 Minuten zum Hochfahren braucht, ist die Versuchung, bei der Arbeit was nachzuschauen oder E-Mails zu checken, gering. Das kommt als Belohnung dann hinterher. Wobei es frustet, ohne Ende, wenn dann keine Mail oder interessante Postings da sind.

Robin

Ich will ja ab einem bestimmten Punkt wirklich professionell das Autorentum betreiben, aber dazu muss ich mir noch die Disziplin antrainieren.

Was ich aber auch sagen muss ist, dass ich wohl auch einfach Abwechslung brauche. Ich bekomme jetzt mehr zustande als in der Ferienzeit - ergo brauche ich den Ausgleich. Auch wenn mir davor graust. :x
~Work in Progress~

Linda

Zitat von: Lomax am 04. Oktober 2012, 18:09:30
Hmpf. Und das muss ich jetzt von der Person hören, die mich angeschnauzt hat, als ich auf unbestimmte Zeit den gemeinsamen Filmabend streichen wollte ("dann kommst du ja gar nicht mehr aus deinem Zimmer")  :wart:

  :ätsch:  zu einem gut durchorganisierten Arbeitstag gehört auch die Freizeit(gestaltung).

Der bewusste und verantwortungsvolle Konsum einer Dro ... äh Serie ist halt auch was anderes als Zappen und Sendungen mit Werbung anschauen, was in meinen Augen Zeitvergeudung erster Güte bedeutet.

Farean

Zitat von: Churke am 04. Oktober 2012, 12:35:09
Schreiballtag...

Den kenne ich nicht. Wenn ich schreibe, dann deshalb, weil ich es tun will und Inspiration verspüre.
Dem kann ich mir nur anschließen.

Im übrigen, was mir sehr gegen Ablenkungen durch das Internet geholfen hat: ich schreibe an einem nicht-internetfähigen Rechner. ;) Mein Notebook habe ich ganz bewußt nie für den Internetzugriff konfiguriert. Wenn ich mich damit aufs Sofa setze (oder aufs Bett oder wohin auch immer), dann bin ich frei von jeder Ablenkung aus dem Online.

phoe

ZitatIm übrigen, was mir sehr gegen Ablenkungen durch das Internet geholfen hat: ich schreibe an einem nicht-internetfähigen Rechner. ;) Mein Notebook habe ich ganz bewußt nie für den Internetzugriff konfiguriert. Wenn ich mich damit aufs Sofa setze (oder aufs Bett oder wohin auch immer), dann bin ich frei von jeder Ablenkung aus dem Online.
Ich wünschte, ich könnte das auch. Ich will nicht sagen, das ich Internetsüchtig bin, aber irgendwie...naja, ein paar Tage ohne geht schon aber sonst, doch - ich bekenne mich schuldig, ich brauche das Internet.  :versteck: Und damit bin ich offen für jede Verführung.

Dann habe ich einen Sprachfehler. Ich kann schwer "nein" sagen. Und so kommt es, das ich mir viel Nebensächliches für diverse Anlässe aufhalsen lasse und zwei ehrenamtliche Posten begleite, die natürlich viel Zeit fressen - dafür kein Geld bringen.  :wums:
Ich nehme mir imer wieder vor, endlich damit aufzuhören. Doch ich lass mich immer wieder bequatschen. :pfanne:
Dabei können wir uns das eigentlich nicht wirklich leisten, theoretisch. Denn mein Mann ist in der freien Heilfürsorge und damit gibt es für mich keine Familienversicherung. Also zahlt er auch noch extra meine Krankenversicherung. Ich will es schaffen, das ich monatlich wenigstens so viel mit dem Schreiben verdiene, das ich meine KV selber zahlen kann. Das ist mein erstes großes Ziel.


Alaun

#21
Oje, das ist ein Thema für mich ...  :P

Ich habe momentan - lasst mich nachzählen - 5 freiberufliche Jobs unterschiedlicher Art. 3 davon haben mit dem Schreiben zu tun. Und meine Herausforderung ist, den Fokus immer genau auf die Tätigkeit zu richten, die ich gerade mache und mich nicht ablenken zu lassen. Ich habe 3 Wochentage für die Schreib- und Übersetzungsjobs und 2 Wochentage für meine Heilpraktikerpraxis. Ich versuche, das auch immer so strikt wie möglich zu trennen. Anfangs habe ich (wenn ich in der Praxis mal ne Stunde Leerlauf zwischen Terminen hatte) in der Zeit übersetzt. Das führte zu dem Gefühl, dass ich nichts mehr richtig mache, weil die Arbeit einfach sehr unterschiedlich ist und ich mich auf nichts richtig einlassen konnte. Folglich wird das jetzt getrennt. Ich habe aber nach wie vor das Problem, dass ich an Tagen, an denen texten dran ist, noch die Buchhaltung, Rechnungen, Vor-und Nacharbeiten etc auch für die Praxis unterbringen muss. Und das kann dann (je nach meiner Tagesform) durchaus auch mal ziemlich zerfasern.

Struktur und klare Arbeitsabläufe sind die Zauberstrategie, sonst gehts bei mir nicht. Ich bin nebenbei auch immer mal wieder auf Fortbildungen, das will auch noch eingeplant sein. Ich weiß gar nicht wie sowas gehen soll, wenn man dann auch noch Kinder hat  ???

Mein Wunsch ist, meine Jobs auf das zu minimieren, was ich wirklich gerne tue. Das sind die Übersetzungen, die Arbeit an eigenen Texten und die Praxis. Mal sehen, wie sich das in nächster Zeit entwickelt. Ich möchte mich gar nicht "nur" als Autorin etablieren, denn dafür mag ich meine anderen Tätigkeiten viel zu sehr. Mir würde etwas fehlen. Aber mehr Fokus auf das Wesentliche wäre schön. Ich arbeite dran.

Eine Gefahr, die ich bei mir ganz deutlich sehe, ist, dass ich keinen Feierabend kenne. Ich muss mich zwingen, mal nicht zu arbeiten. Gerade wenn Arbeit und "Hobby" ineinander übergehen, wenn man etwas arbeiten darf, das man leidenschaftlich gerne tut, dann passiert sowas schnell. Ich arbeite eigentlich immer und ich kann ganz schwer aus diesem Modus raus. Selbst wenn ich abends im Bett liege, lese ich Fachbücher, weil es mich eben interessiert. Und ich mir komisch vorkäme, es anders zu machen, "nur weil man eben auch mal abschalten muss". Muss man? Ich weiß, es wäre gesund, ja, aber ich finde das richtig richtig richtig schwer.

Freizeit muss ich "planen", sonst wird das nichts. Aber das geht wahrscheinlich vielen Selbständigen und Freiberuflern so.

Das Schreiben an eigenen Projekten geht leider meist zuerst zwischen den anderen Anforderungen und Deadlines unter. Da muss ich eine Lösung finden, die für mich funktioniert, ohne noch zusätzlichen Druck zu produzieren. Momentan bin ich glücklich um jede Seite, die geschrieben ist.

Alia

Zitat von: Lomax am 04. Oktober 2012, 18:09:30
  Ich dachte, das wäre eine weit verbreitete Untugend und fällt unter den Fachbegriff "Prokrastination" - überraschend, dass jemand so was gar nicht kennt.
Ich habe dann nur die Variante: Will A nicht machen und mache stattdessen B. Also zB Küche wischen statt Steuerbelege sortieren. Allerdings habe ich das eine Zeit lang dermaßen perfektioniert, dass ich irgendwann so angek.. davon war, dass ich mehrere Monate Sachen vor mir hergeschoben habe, dass ich seit gut einem Jahr versuche solche Sachen immer als erstes anzupacken. Wenn man schon davon anfängt zu träumen, dass man A macht, hört der Spaß auf. Dann lieber Augen zu und durch. Und weg mit dem Zeug. (Manchmal sind es dann ein paar Tage, wo ich beschließe, dass ich das besser aufs Wochenende lege oder ähnliches. Aber dann packe ich es eigentlich auch immer an.) Das ist das, was ich unter "Ungeheueraufgaben" im ersten Post geschrieben habe.
Was ich halt sonst manchmal noch mache ist, dass ich mit lauter unwichtigem Kleinzeugs oder kleinen Freizeitsachen den Tag vertrödel. Was aber dann dazu führt, dass ich das andere auch noch mache - bloß etwas später an dem Tag oder am nächsten Tag. Seit ich mich aber spätestens um 10 Uhr an den Schreibtisch setze, geht das auch ganz gut.
Denn dass ich dann arbeite, wenn ich einmal angefangen habe - das kenne ich auch. In dem Moment, wo Rechner im Arbeitsmodus ist und die erste Akte offen, ist eigentlich jegliche Gefahr gebannt. Daher habe ich jetzt eine "Gleitzeit" eingeführt, nach der ich irgendwann zwischen 9 und 10 am Rechner sitzen muss... Dann kann ich morgens immer noch mal ein Stündchen rumhängen, Foren lesen, Ponys tüddeln und bevor ich dann wirklich anfange. Der Tag fängt bei mir allerdings schon viel früher an. Vorher habe ich ja schon Kind versorgt und im Kindergarten und Ponys gefüttert und manchmal auch schon gemistet. Meist ist zudem die Spülmaschine oder Waschmaschine an. Manchmal brauche ich da auch einfach noch eine Runde Forum, etc.

Erdbeere

Oh, schönes Thema.

An einem Rechner ohne Internet könnte ich nicht arbeiten. Zum einen weil ich, wenn ich grad nicht weiter weiss, durchs Internet surfe, um meinen Kopf kurz zu entlasten und auf andere Gedanken zu bringen, zum anderen weil ich laufend am Recherchieren bin. Im Internet findet man so gut wie alles. Ich bin mir nicht sicher, wie ein Webstuhl genau funktioniert, aber in dem Satz, den ich grad schreibe, beschreiben muss? Internet. Ich brauche eine Referenz aus der Popkultur, weil mein Charakter gerne zitiert? Internet.
Ich gebe zu, ich kann nicht ohne das Internet. Ich verbringe Stunden auf tumblr, Twitter, im Cheezburger Network oder Youtube. Ich recherchiere laufend und auch noch während ich schreibe oder checke meinen Mail-Account.

Zum Thema an sich:
Genug Disziplin, um am Schreiben dran zu bleiben und langsam aber sicher einen Gang höher zu schalten, hätte ich. Eine Ausbildung neben dem regulären Brotjob zu machen hat in der Hinsicht sehr geholfen. Da konnte ich nicht einfach nach 10h von der Arbeit nach Hause kommen und mich vor den Rechner platschen. Erst musste gelernt werden. Und wenn grosse Prüfungen anstanden, fiel mein einziger freier Tag in der Woche eben aus und ich hab von früh bis spät konsequent gebüffelt.
Seit ich die Schule abgeschlossen habe, drängt es mich geradezu, dieses "Dranbleiben" auf das Schreiben zu übertragen. Ich merke richtig, dass ich mit dem Kopf etwas machen muss, weil ich mich sonst sehr schnell unterfordert fühle. Ich kann locker 2-3 Dinge gleichzeitig bzw. nebenher machen. Einige hier haben vielleicht schon gemerkt, dass ich seit ein paar Wochen vor Motivation nur so sprühe - und genau das ist der Punkt. Ich muss diesen Drive einfach mitnehmen, weil ich sonst in ein paar Monaten wieder in ein Loch falle und nichts mit mir anzufangen weiss. Mein Hirn braucht ständige Herausforderungen und Beschäftigungen.

Natürlich sind fehlende Deadlines ein Problem, denn ich schiebe sehr gerne hinaus. Einige Freunde nennen mich deswegen bereits "Queen of Procrastination". Aber ich hab das Glück, ein Listen-Mensch mit gutem Gedächtnis zu sein. Die meisten meiner Listen existieren nur in meinem Kopf, aber wichtige Termine schreibe ich heraus und hänge sie neben meinen Wecker. Zudem arbeite ich im Kopf sehr vieles vor: Die Hälfte meiner Diplomarbeit stand bereits, bevor ich den ersten Satz auch nur geschrieben habe.
Meine persönliche Challenge ist nun, diese Ernsthaftigkeit und Willenskraft, die ich bisher nur in Zusammenhang mit Ausbildung und Job gebraucht bzw. mir angeeignet habe, nun auf das Hobby Schreiben zu übertragen, welches bislang mehrheitlich Spass war.

Farean

Zitat von: Erdbeere am 05. Oktober 2012, 09:23:53
An einem Rechner ohne Internet könnte ich nicht arbeiten. Zum einen weil ich, wenn ich grad nicht weiter weiss, durchs Internet surfe, um meinen Kopf kurz zu entlasten und auf andere Gedanken zu bringen, zum anderen weil ich laufend am Recherchieren bin. Im Internet findet man so gut wie alles. Ich bin mir nicht sicher, wie ein Webstuhl genau funktioniert, aber in dem Satz, den ich grad schreibe, beschreiben muss? Internet. Ich brauche eine Referenz aus der Popkultur, weil mein Charakter gerne zitiert? Internet.
Ich verbringe selbst auch viel Zeit im Internet. Der Sinn meiner Methode besteht lediglich darin, diese Zeit von der eigentlichen Schreibzeit getrennt zu halten.

Wenn ich im Schreibfluß bin und auf einen Punkt stoße, für den ich erst mal recherchieren muß, merke (oder notiere) ich mir diesen Punkt, bleibe offline und schreibe weiter. In den Text kommt erst mal ein Platzhalter und eine kurze "noch zu überarbeiten"-Notiz. Wenn ich dann das nächste Mal an unseren internetfähigen Arbeitsplatzrechner gehe, arbeite ich meine Recherchepunkte ab.

Was ich nicht mehr mache, ist, während des Schreibens ins Internet zu gehen. Das ist für mich der sicherste Weg, mich zu verzetteln, zu versurfen und beim Schreiben keine halbe Seite am Tag zu schaffen, weil ich dann nämlich während der Zeit, in der ich eigentlich schreiben wollte, auf Webseiten über quietschbunte Pudelmützen für Milchkühe rumtrödele. ::) Ich bewundere jeden, der sich an einem internetfähigen Rechner trotzdem noch auf produktive Arbeit konzentrieren kann, aber bei mir ist das erfahrungsgemäß absolut nicht drin.

Snöblumma

#25
Ich finde ja die vielen Beispiele, die ihr für erfolgreiche Selbstdisziplin gebracht habt, irgendwie ermutigend. Es scheint also doch zu gehen.

Zitat von: Farean am 05. Oktober 2012, 17:55:49
Was ich nicht mehr mache, ist, während des Schreibens ins Internet zu gehen. Das ist für mich der sicherste Weg, mich zu verzetteln, zu versurfen und beim Schreiben keine halbe Seite am Tag zu schaffen, weil ich dann nämlich während der Zeit, in der ich eigentlich schreiben wollte, auf Webseiten über quietschbunte Pudelmützen für Milchkühe rumtrödele. ::) Ich bewundere jeden, der sich an einem internetfähigen Rechner trotzdem noch auf produktive Arbeit konzentrieren kann, aber bei mir ist das erfahrungsgemäß absolut nicht drin.

Das zum Beispiels schaffe ich schon gar nicht. Auch nicht, wenn ich internetfähige und nicht internetfähige Rechner trenne. Dann laufe ich eben alle fünf Minuten durch die Wohnung oder in den Computerraum an der Uni, um ins Netz zu gehen. Ich hatte eine Zeit lang kein Internet in der Uni - also habe ich mir über das Handy einen eigenen Netzzugang gebaut. Beim Internet versagt meine Selbstdisziplin mit ganz erschreckender Regelmäßigkeit.

Zitat von: Lomax am 04. Oktober 2012, 18:09:30
Das Gefährliche ist der Punkt, wo man nicht "muss", sondern "müsste" - weil B wichtiger ist, und weil man weiß, wenn man jetzt nicht B macht, kriegt man irgendwann mal mit B und D zusammen tierisch Stress. Aber man "muss" B halt noch nicht wirklich, weil noch ist der Stress ja nicht - dann neige ich gerne dazu, B zu verschieben, aber wegen schlechtem Gewissen auch nicht A zu machen. Auch nicht C (also "richtige" Freizeit), sondern ich vertändele die Zeit mit kurzlebigen Dingen wie surfen, Zeitunglesen, was auch immer - mit Dingen also, bei denen ich mir sagen kann, ich kann gleich problemlos damit aufhören und mich um B kümmern. Oder sie sind so unwichtig, dass sie gar nicht richtig zählen und ich darum kein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich A oder C statt B mache  ::).
Damit bist du nicht allein. Gerade wenn es langfristige Termine sind (Abgabetermin für A, Abgabetermin für B, und schlimmstenfalls noch eine Arbeit C ohne festen Termin), neige ich extrem dazu, diese Arbeiten als nicht wichtig einzustufen. Selbst wenn es so etwas ist wie Seminararbeiten oder die Dissertation - ist ja noch ewig hin, bis es abgegeben werden muss. Die Wäsche dagegen muss sofort gemacht werden, genauso wie der Abwasch.  :pfanne:
Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich schaffe es nicht, mich selber zu überlisten. Selbst mit Tagesorganisationsplänen und kleinen Arbeitseinheiten (also nicht: Abgabetermin Manuskript A, sondern Tagesziel Kapitel 1, erste Hälfte, Manuskript A) weiß ich ja, dass es eigentlich noch nicht dringend ist.

Ich habe ja festgestellt, dass die Anerkennung, die man sich selbst für die Arbeit gibt, durchaus eine Rolle spielt. Wenn man Geld dafür bekommt, hat man schon mal einen Anhaltspunkt für die eigene Wertschätzung. Mir hat es immer geholfen, externe Grenzen zu setzen - also Arbeiten in der Unibib von acht bis sieben, daheim dann irgendwas machen, Wäsche machen usw. Das ist bei mir inzwischen ein richtiger Mechanismus geworden, der Körper schaltet ganz automatisch von Freizeit auf Arbeiten. Funktioniert natürlich nicht, wenn man nur noch zuhause arbeitet... und sich dann von jeder Kleinigkeit ablenken lässt, die im Augenblick wichtiger ist als das Langziel.

Kleiner Nachtrag, weil es in ein paar Posts anklang: Ich dachte auch immer, das könne mir mit dem Schreiben nicht passieren. Aber seit ich feste Termine habe oder wenigstens die Aussicht auf feste Termine, fällt das plötzlich unter denselben Mechanismus. Alles ist wichtiger, die Schreibpausen im normalen Alltag (jaja, der Brotjob muss ja leider noch sein...) fallen mal eben weg, um ein Paket abzuholen, einkaufen zu gehen usw. Das hätte ich früher, als ich rein aus Spaßzwecken geschrieben habe, niemals nie nicht getan. Und plötzlich... zack, weg ist sie, die Selbstdisziplin.

Robin

Feste Schreibzeiten, die könnte ich gebrauchen. Mein Problem ist es nicht, dass ich nichts schreibe (ich habe mal meine Statistik durchgesehen und kaum einen Tag gefunden, an dem ich unter 3000 Worte hingelegt habe...), sondern dass ich zu viel schreibe - zwischen endlosem Surfen eingebettet.

Ich glaube, ich werde folgendes versuchen: nach und nach Seiten reduzieren. Ich habe ohnehin schon eine Auswahl von 9 Internetseiten auf dem Firefox-Tab, aber das ist auch noch zu viel. Vielleicht sollte ich auch in Betracht ziehen, meine RP-Seite wirklich nur zu bestimmten Tageszeiten aufzusuchen. Da geht nämlich 80% der Zeit mit Warten verloren - No-Go.

Mein Problem wäre damit also einfach nur noch, meine Schreibzeiten zusammenzuhängen. Also nicht hier und dort immer wieder ein bisschen, dann 5 Minuten im Internet hängen... Sondern vielmehr durchgehend an einem Projekt schreiben, und damit meine Konzentration mehr und mehr zu konditionieren.

Ich hab mir einen Kalender für 2013 zugelegt - mit dem Ziel, genau im Überblick zu haben, wann und wie lange ich schreibe. Die Mengen halte ich schon fest, es geht mir jetzt darum zu sehen, ob ich es durchziehen kann, an einer Sache mehr als nur 10 Minuten zu werkeln.
~Work in Progress~

Thaliope

Nachdem ich diesen Thread ja angeregt hatte ... konnte ich mich selbst lange nicht überwinden, hier selbst was zu schreiben.
Normalerweise spring ich morgens aus dem Bett, setz mich an meinen Schreibtisch und fange an zu arbeiten. Ich mag meine Arbeit, außerdem tut der latente Termindruck sein Übriges. Motivation war nie mein Problem. Eher schon, regelmäßig Pausen zu machen :)

Aber nachdem ich in diesem Jahr ständig zu viel Zeitdruck hatte und eigentlich auch ständig krank war/bin, ist mir inzwischen jede Motivation flöten gegangen. Ich muss mich zu jeder Viertelstunde Arbeit zwingen, gucke alle fünf Minuten, ob sich nicht im Zirkel oder bei Facebook was getan hat und habe schon seit ... keine Ahnung, seit wann ... mein Tagespensum nicht mehr geschafft und deshalb natürlich in der "Freizeit" immer den Druck im Nacken gehabt, eigentlich arbeiten zu müssen.

Jetzt habe ich mir ein wenig Unterstützung geholt, um Kraft und Motivation wiederzufinden, weil irgendwie muss ich ja bis Ende Februar durchhalten, und vorher noch Ende Oktober und Mitte Dezember jeweils eine Romanübersetzung abliefern, am besten in Top-Qualität natürlich.
Als sehr hilfreich hat sich gestern das Tool "Track A Minute" erwiesen. Da kann man eingeben, an welcher Aufgabe (und für welchen Kunden) man arbeitet, und dann missst das Programm (stets im Vordergrund  :darth:) die Zeit. In Stunden, Minuten, Sekunden.
Ich habe mir kleine Ziele gesteckt, jeweils eine Stunde. Aber in der dann konsequent nichts anderes gemacht. Es ist unglaublich, wie viel mehr man in einer Stunde schaffen kann. Und gestern habe ich endlich wieder mein Tagespensum geschafft, sogar zu einer christlichen Uhrzeit. Und danach hatte ich einen richtigen Feierabend, das war schön :)
Ansonsten arbeite ich halt daran, Arbeits- und Erholungsphasen trotz Termindruck in Balance zu halten, regelmäßig an die Luft zu kommen und nicht die Dinge zu vergessen, die mir gut tun und Kraft geben. Ich seh es nämlich gar nicht ein, dass mir meine Arbeit keinen Soaß mehr machen sollte.

LG
Thali