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Soll und muss ein Autor in seinem Genre lesen?

Begonnen von Moni, 05. September 2008, 14:10:11

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Felicity

ZitatIch schreibe Fantasy und ich lese Fantasy. Es ist einfach mein absolutes Lieblings-Genre.

Meins auch. Zum Beispiel mit Krimis kann ich überhaupt nichts anfangen, warum auch immer. Ebenso wenig mit Romanen, die sich nur mit der Liebe beschäftigen, das schläft mir meist das Gesicht ein, obwohl ich eigentlich eine Romantikerin bin.

Ich habe - zumindest bin ich mir ziemlich sicher - bisher immer nur Fantasy geschrieben, allerdings meist in einem anderen Subgenre. Ich finde es gehört einfach dazu, dass ein Autor das schreibt, was er auch (gerne) liest, sonst ergibt das für mich irgendwie keinen Sinn. Wieso sollte ich denn ein Buch schreiben, das ich selbst nicht lesen würde? Da sind Selbstzweifel und Ratlosigkeit doch vorprogrammiert.  :gähn:

HauntingWitch

Ich finde, dass ein Autor auf jeden Fall in "seinem" Genre lesen sollte. Das heisst ja nicht, dass man deswegen nichts anderes lesen darf. Aber man muss schon wissen, wie das Genre funktioniert, was die gängigen Klischees sind, was als unbedingt notwendig gilt und was man getrost lassen kann, usw. Das eignet man sich nur mit lesen an.

ZitatWer von euch schreibt denn auch in einem ihm eher ungewohnten Genre bzw mit ungewohnten Anleihen? Und wie funktioniert das bei euch?

Anleihen finde ich völlig in Ordnung. Denn der Inhalt deines Textes entsteht ja auch aus Erfahrung und Beobachtungen, die du im Leben machst und diese sind ja nicht Genre-abhängig. Ich lese z.B. auch keine Romantasy und ich mag so Kitsch-Romantik nicht. Aber irgendwie geraten meine Liebesgeschichten immer automatisch grösser, als ich es eigentlich wollte. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass das schlecht oder falsch ist. Es ist einfach so, das ist wohl ein unterschätzter Teil von mir.

Wenn ich ein ganzes ungewohntes Genre schreiben wollte, würde ich aber aus genannten erst einige Bücher aus diesem Genre lesen.

Alaun

Das ist wirklich spannend, denn ich schreibe z.B. einen Genremix aus Krimi und Phantastik - und ich lese weder Krimis besonders gerne, noch überbordend viel Phantastik (nicht mehr). Ich lese eigentlich die meiste Zeit Sachbücher (oft zu Recherchezwecken oder einfach weil es mir Spaß macht) oder aber Belletristik (komme aber sehr selten dazu, weil ich gerade eben so viele spannende Sachbücher hier liegen habe ;D). Ein Problem für meinen Genremix ist es trotzdem nicht, denn ich frage mich beim Schreiben immer, was ich als Leser einer Geschichte interessant finden würde. Und daraus stricke ich dann die Story.

Drachenfeder

Man lernt unheimlich viel beim Lesen von Büchern, die nicht im eigenen Genre lesen. Ich sehe das nur positiv. Meine aktuelles Novellenprojekt liegt auch in einem Thema, dass ich selbst nicht wirklich lese  ;D



Pygmalion

Ich finde, ein Autor sollte generell viel lesen und zwar in allen Genres. Klar kann der Schwerpunkt auf dem liegen, was man selbst schreibt, damit man dort mit den Konventionen, typischen Merkmalen und Abläufen vertrauter wird. Aber auch andere Genres, können einem da wertvolle Hinweise geben, Sachen mal nicht aus dem klassischen Fantasyblickwinkel zu betrachten und so zu neuen Ansätzen zu gelangen. Nur Fantasy lese ich auch nicht, dazwischen brauche ich immer wieder andere Sachen. Das kann sowas wie "Der Hundertjährige" sein oder auch David Benioff, aber auch historische Romane. Das alles hilft mir auch unterbewusst beim Schreiben, vor allem was Formulierungen angeht.

Ich würde aber nie auf die Idee kommen mich hinzusetzen und einen Krimi zu schreiben, weil ich einfach noch keinen gelesen habe. Ich weiß gar nicht, wie das funktioniert. Gleiches gilt für Liebesromane. Aber das wäre ja dann mit dem Vorsatz, dieses Genre zu schreiben. Du schreibst ja eine Fantasygeschichte, in der Romantik vorkommt. Das ist für mich ein deutlicher Unterschied und demnach völlig ok. Ich fnde auch, dass es sowieso viel zu viele Untergenres gibt, über die sich ein "normaler" Leser vermutlich nicht die geringsten Gedanken macht. Im Buchladen stehen die Sachen bei Fantasy/SciFi. Den Unterschied zwischen Urban Fantasy und High Fantasy kriegen viele vermutlich noch mit, aber wenn dann jemand mit sowas wie "Grim und Gritty" ankommt, hörts vermutlich auch bei den meisten Autoren auf. Was ich damit sagen will, sich zu sehr auf Genrezuweisungen zu fixieren finde ich nicht sinnvoll.

Drachenfeder

Zitat von: Pygmalion am 28. Januar 2014, 14:50:42
Ich finde, ein Autor sollte generell viel lesen und zwar in allen Genres.

In allen? Oh nein, oh nein. :hand: Eine Liebesschnulze würde mich ins Grab bringen  ;D


Zitat von: Pygmalion am 28. Januar 2014, 14:50:42
Nur Fantasy lese ich auch nicht, dazwischen brauche ich immer wieder andere Sachen. Das kann sowas wie "Der Hundertjährige" sein oder auch David Benioff [...]  Das alles hilft mir auch unterbewusst beim Schreiben, vor allem was Formulierungen angeht.

Zwei sehr gute Beispiele. Das unterschreib ich!  :jau:



Pygmalion

Okay, in allen ist vielleicht zu drastisch. Ersetze das durch "in mehreren" :D

Kati

Ich finde es auch wichtiger, überhaupt zu lesen als bloß in "seinem" Genre zu lesen. Natürlich ist es wichtig, die Regeln eines Genres zu kennen und herauszufinden, wie ein Genre erzählt wird und wie es funktioniert, aber es kann wie gesagt auch neue Ideen bringen mal ein Genre zu lesen, dass man bisher nicht gelesen hat oder von dem man glaubt, man würde es nicht mögen. Ich habe jahrelang behauptet, ich mag keine Krimis. Mann, lag ich falsch. Ich habe nur nicht die für mich richtige Sorte von Krimi gelesen. Man muss ja auch sehen, dass "Krimi" oder auch "Romantasy" bedeutet, dass alle Romane gleich sind. Es gibt einen ähnlichen Aufbau, aber es gibt immer noch Abstufungen und Untergruppen selbst, wenn die vielleicht nicht einmal Namen als eigene Untergenres haben. Ein ganzes Genre abzulehnen, weil man mal ein, zwei Bücher gelesen hat, die einem nicht gefallen, finde ich schade. Besonders, wenn man in dem Genre schreiben möchte, dann sollte man vielleicht doch weitersuchen und gucken, ob es nicht doch ein paar Romane gibt, die man mag. Andersrum geht das aber leider auch: Ich mag zum Beispiel Steampunk als Genre und als Konzept sehr gern, aber ich finde wenig Bücher, die mir wirklich gefallen. Ich suche aber weiter, weil sich die Sachen, die mir gefallen würden, bestimmt irgendwo verstecken.

Das Problem ist ja auch, dass viele Leute glauben, "Kunst" würde aus sich selbst heraus entstehen, aber ohne Einflüsse durch andere Romane, durch die momentane Gesellschaft und die Erfahrungen, die man macht, kann man auch keinen Roman schreiben. Und selbst lesen, schauen, welche Autoren und Romane einen beeinflussen, und was man mit der Inspiration dann machen kann, finde ich sehr wichtig. Ohne Einflüsse und Inspirationen kann man keinen guten Roman schreiben. Ob die Einflüsse unbedingt aus demselben Genre kommen müssen sei mal dahingestellt, aber es hilft bestimmt, weil es näher an dem dran ist, was man selbst machen möchte.