Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Weltenbau => Thema gestartet von: zDatze am 05. Dezember 2016, 21:14:24

Titel: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: zDatze am 05. Dezember 2016, 21:14:24
Hallo ihr Lieben!
Ich habe jetzt keinen Thread im Kopf, der sich mit diesem Aspekt des Weltenbaus befasst, den ich aber unglaublich spannend und teils auch schwierig umzusetzen finde. Einige von euch werden das Problem wohl kennen: Man entwirft eine Welt, schreibt ein Buch/eine Trilogie/eine ganze Serie in dieser Welt und wendet sich dann anderen Projekten und Ideen zu.

Doch mir ist es letztens erst passiert, dass ich (absichtlich? unabsichtlich?) eine weitere Geschichte in derselben Welt angesiedelt habe - jedoch in einer anderen Epoche und auf einem anderen Ecken des Kontinents. Trotzdem berühren sich viele Themen. Die Geographie verändert sich nicht großartig über 100 Jahre (außer eine Katastrophe passiert) und auch sonst findet man noch so einige Spuren der vergangenen Zeit und Kulturen wieder. Und auch das Magiesystem bleibt erhalten, wobei es sich durchaus verändern kann bzw. bei mir eindeutig verändert hat.

Durch das Vergessen, das über die Jahrzehnte hinweg um sich gegriffen hat, sind auch viele Spuren verwischt, die ich in jenem Projekt gestreut habe, das zeitlich vor dem anderen liegt. Es ist z.B. noch immer dasselbe Magiesystem, nur haben die Menschen mittlerweile vergessen, wie sie diese Magie nutzen können und wissen zum Teil gar nicht, wo sich die magischen Artefakte befinden und wie diese genutzt werden können.

Somit ergibt sich ein ganz anderer Blickwinkel auf die Welt und bei mir selbst kommt die Frage auf: Wie viel von dem vergessenen Wissen, soll ich durchblitzen lassen? Einerseis mag ich niemandem aufbinden, dass es sich um dieselbe Welt handelt und andererseits möchte ich doch diese Brotkrümel streuen, die das vorhergehende Projekt mit dem aktuellen verknüpfen und ein tieferes Gesamtweltbild erschaffen. Wie gut mir das gelingt, wird sich wohl erst zeigen.

Und nun auch meine Frage an euch: Wie handhabt ihr das, wenn ihr mehrere Romane zeitlich (einige Jahrzehnte) versetzt in derselben Welt ansiedelt? Wie viel lasst ihr von der einen Geschichte in die andere Geschichte einfließen? Erwähnt ihr die Länder/Orte/Figuren, spinnt ihr Legenden um Vergangenes? Tauchen eure früheren Figuren in Liedern oder gar in der Geschichtsschreibung auf?
Oder findet ihr es doof, wenn man als AutorIn sich so ausgibig in ein und derselben Welt austobt und ständig eine Gesichte mit x anderen Geschichten (wie nah und fern auch immer) verwoben ist?
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: KaPunkt am 05. Dezember 2016, 21:45:26
Moin!
Wie immer: Kommt drauf an ...

Ich habe erst einen Roman geschrieben (1) und dann einen, der ein paar hundert Jahre früher (2) spielt.
Vor allem, weil ich mir ohnehin Gedanken gemacht habe, wie die Welt so wurde wie sie ist.

In 1 gibt es Anspielungen auf Geschehnisse, die in 2 bei weitem präsenter sind. In zwei gibt es übrigens Anspielungen auf noch frühere Geschehnisse. Natürlich sind in 2 viel mehr Details, die in 1 nicht auftauchen, weil sie vergessen oder - noch wichtiger - weil sie für 1 unwichtig sind.
Da nähere ich mich dem Kern: Eine dichte Hisotire und Welt ist sehr gut, um eine Welt glaubhaft zu machen. Sie ist aber kein Selbstzweck. Mir soll doch bitte niemand gesamte Geschichte oder Geologie der Welt um die Ohren hauen, aber wenn eine Figur etwas über früher weiß, und dieses Wissen ihre Sicht der Welt oder ihre Entscheidungen beeinflusst, dann macht das die Welt und die Figur echter.

Ansonsten: Ja. Ich mag Brotkrumen an Infos und Querverweisen, aber auch das mag ich nicht übertrieben oder ständig. Eine Geschichte soll eigenständig sein und nicht nur ein Setzkasten für meine liebsten Erinnerungen.  ;D

Liebe Grüße,
KaPunkt
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Berjosa am 05. Dezember 2016, 21:51:26
Eins meiner Leib- und Magenthemen ...
Mir passiert das öfter, dass neue Projekte im Lauf ihrer Entwicklung an eine schon existierende Welt andocken, sei es in anderen Epochen oder anderen geographischen Regionen. Ich mache mir dann schon Gedanken, wie viel die verschiedenen Bevölkerungsgruppen voneinander wissen können. Dabei suche ich mir nach Möglichkeit terranische Vorbilder.
Gibt es bestimmte Leute, die aktiv die Vergangenheit erforschen?
Gibt es Organisationen, die schon ziemlich lange bestehen und entsprechend alte Überlieferungen haben können?
Welche Form können die Überlieferungen annehmen? Wie viel Aufwand muss man betreiben, um sie zu verstehen?
Wie (un)kompliziert ist es, in der ganzen Welt herumzureisen?
Je nachdem vergeht mehr oder weniger Zeit, bis die Vergangenheit vergessen oder zur Legende geworden ist. Vielleicht gibt es ja besondere Gründe, dass bestimmte Dinge schneller vergessen und andere genauer erinnert werden.
Natürlich spielt es auch eine Rolle, was ich von all dem in der aktuellen Geschichte brauche, aber für einen Roman kann das schon ziemlich viel sein.

Ein Problem dabei ist, dass die Gesellschaft, die "früher" lebt, nichts von der wissen kann, die "später" kommt bzw. deren Existenz am anderen Ende der Welt erst ab Jahr x bekannt ist. Nur entstehen die Geschichten nicht unbedingt in einer Reihenfolge, die der Chronologie der Welt entspricht.

Umgekehrt finde ich es spannend, so etwas zu lesen und zu sehen, was sich innerhalb der Welt wie weiterentwickelt hat.
Ich würde mich wundern, wenn ich in zwei Romanen desselben Autors zwar dasselbe Magiesystem feststellen kann, sonst aber gar keinen Hinweis darauf finde, dass es sich um dieselbe Welt handelt.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: zDatze am 05. Dezember 2016, 22:55:18
@KaPunkt Deine Aussage, dass eine Geschichte für sich alleine stehen sollte, kann ich voll und ganz unterschreiben. Die Schwierigkeit besteht allerdings (meiner Meinung nach) darin, dass man die Geschichte einerseits so losgelöst wie nur möglich betrachten und schreiben sollte und gleichzeitig doch die ganzen Verzweigungen und Anknüpfpunkte unterbringen möchte. Vielleicht als Andeutungen verkleidet, sodass die einen eine mehr Vorgeschichte bzw eine tiefere Welt vermuten und jene, die die andere Geschichte kennen, diesen Hinweis verstehen?
Mir fällt da spontan noch die Eisberg-Methapher ein, die gerne im Weltenbau verwendet wird. Die obersten 10% des Eisbergs entsprechen jenem Wissen, das man in seine Geschichte verpackt und niederschreibt. Die übrigen 90% sind Großteils unsichtbar, ein bisschen etwas kann man noch unter der Wasseroberfläche erkennen (das entspricht den Andeutungen), aber das meiste liegt verborgen (vielleicht in einer anderen Geschichte).

@Berjosa Mit der Konsistenz zwischen den Geschichten legst du den Finger auf eines der Probleme, die ich nicht so ganz benennen konnte. Danke, dass du mich darauf gestoßen hast. Auch deine Gedanken zu den Geschichtsschreibern und den möglichen Wissensquellen, finde ich toll. Dass es neben der obligatorischen Bibliothek natürlich noch viele andere Möglichkeiten gibt, um Vergangenes aufzudecken, erweitert das Potential um ein Vielfaches wie man Verbindungen zwischen Projekten schaffen kann.

Natürlich wäre die offensichtlichste Verbindung, dass man z.B. den Namen der Welt mit in den Titel bzw. Subtitel übernimmt oder irgendwo anders auf dem Buchcover vermerkt. Doch das finde ich irgendwie nicht so berauschend.

Vielen Dank für eure Inputs!
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: KaPunkt am 05. Dezember 2016, 23:08:34
Zitat von: zDatze am 05. Dezember 2016, 22:55:18
@KaPunkt Deine Aussage, dass eine Geschichte für sich alleine stehen sollte, kann ich voll und ganz unterschreiben. Die Schwierigkeit besteht allerdings (meiner Meinung nach) darin, dass man die Geschichte einerseits so losgelöst wie nur möglich betrachten und schreiben sollte und gleichzeitig doch die ganzen Verzweigungen und Anknüpfpunkte unterbringen möchte.
Möp.  ;)
Nix mit möchte.
Du hast deine alte Welt, und jetzt schreibst du etwas, was später spielt und an anderer Stelle. Verabschiede dich davon, unbedingt hier und da Hinweise streuen zu möchten, nimm deine Welt und deine Figuren ernst, wie Berjosa es beschrieben hat, und die Schnipsel werden von selbst kommen, wenn die Stelle passt. Meine Erfahrung.  :vibes:
(z.B. könnte in einem Gespräch diese alte Geschichte über den Helden erwähnt werden, der schon mal sowas ähnliches gemacht hat, aber "Das ist eh nur ein Märchen und niemand glaubt es ernsthaft")

Außerdem gibt es ja auch schon Beispiele für diese Dinge.
Herr der Ringe, Hobbit und Silmarillion
Die Heralds of Valdemar Bücher von Mercedes Lackey
Der Osten Ard Zyklus und das Mini Spin-Off 'Der brennende Mann' von Tad Williams.
Vielleicht hilft es dir, da mal bewusst nach solchen Stellen zu suchen?

Liebe Grüße,
KaPunkt
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: zDatze am 05. Dezember 2016, 23:50:00
An Tad Williams und Osten Ard musste ich auch denken, als ich den Startpost verfasst habe. Danke für deine Inputs und Hinweise.  :knuddel:
Ich werde das "möchten" mal versuchen außen vor zu lassen und die Geschichte schreiben ohne mir großartig Gedanken um alles andere zu machen, das schon passiert ist. Verkrampftes verstecken von Hinweisen und Andeutungen war auch nicht meine Intention, ich mach mir aber wohl zu viele Gedanken um alles rundherum.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Koboldkind am 12. Dezember 2016, 14:12:40
Epochen - da war ich gleich im Geschichtsbuch mit Mittelalter, Renaissance, Aufklärung, Biedermeier etc. Aber solche dicht aufeinander (aufbauende) folgende Zeiten sind vielleicht schon arg viel für eine eigene Welt, ich zumindest krieg das noch nciht hin und es ist auch die Frage, wie Zielführend das ist. So eine Story würde ich aber gerne mal lesen, eine größere Kurzgeschichtensammlung vielleicht?

ZitatUnd nun auch meine Frage an euch: Wie handhabt ihr das, wenn ihr mehrere Romane zeitlich (einige Jahrzehnte) versetzt in derselben Welt ansiedelt? Wie viel lasst ihr von der einen Geschichte in die andere Geschichte einfließen? Erwähnt ihr die Länder/Orte/Figuren, spinnt ihr Legenden um Vergangenes? Tauchen eure früheren Figuren in Liedern oder gar in der Geschichtsschreibung auf?
Woran ich aktuell schreibe, ist eine mehrere Jahre in meinem Kopf spukende Welt, eigentlich zwei. Dann ergab es sich, dass die frühere Welt die "Antike" war und die aktuellen Geschichten in der Neuzeit spielen, gut 2000 Jahre später. Verbindungen? Einerseits natürlich die Landkarte, aber auch ein paar historische Ereignisse, die z.B. eine neue Religion für später lieferte. Was zwischen diesem Ereignis und dem aktuellen Krieg sonst so passierte, keine genaue Ahnung - Völkerwanderung, Imperien gehen auf und unter, das Übliche halt ;) Es ist auch davon auszugehen, dass historische Namen in abgewandelter Form aktuell noch existieren und Geschichten erzählt werden. Das Abwandeln finde ich besonders wichtig, wäre aber nur eine schleierhafte Verbindung der beiden Epochen. Es ist etwa wie die Verbindung von uns heute zu den Römern damals (sofern sie in der eigenen Region stationiert waren).
Es gibt aktuell eine Organisation, die aktive Geschichts-kaschierung betreibt, und ein-zwei solcher Geheimnisse sind auch Dreh- und Angelpunkt von ein paar Storys. Die Organisation hat das Potential, noch mehr Historienforschung-Storys zu basteln - wenn die Romane also mal ein Welthit werden, gibts viel Futter für Fanfiction-Schreiberlinge ;D
ZitatOder findet ihr es doof, wenn man als AutorIn sich so ausgibig in ein und derselben Welt austobt und ständig eine Gesichte mit x anderen Geschichten (wie nah und fern auch immer) verwoben ist?
Nein. Solange es konsistent ist. Und eine Landkarte oder ein Zeitstrahl oder eine Dramatis Personae als Zusatz kommt. Wenn die Welt und deren historie ordentlich ausgebaut ist, und mir die Story gefällt, mag ich super gerne davon lesen. LIed von Eis und Feuer macht es ja gerade so. Die Story selbst strotzt ja nur so von Historischen Andeutungen, Märchen, Legenden und und und, und manchmal hätte ich gerne mer über diese oder jene Zeit erfahren, die Martin da aufbaut. Mit den Geschichten der Heckenritter, ca. 100 Jahre vor den Ereignissen soweit ich weiß, hat er den Schritt schon getan, und seine Fans freuen sich. (Ich gestehe, ich habe das jetzt nicht gelesen, Westeros ist auch mehr so ein Stachel im Fuß, aber die Arbeit dahinter ist absolut zu honorieren.)
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: canis lupus niger am 12. Dezember 2016, 15:22:20
Die Isrogant-Geschichten spielen alle in derselben Welt, teils aber etliche Jahre auseinander. In einem Roman kommt ein mehrhundertjähriger Rückblick vor, eine der Kurzgeschichten behandelt die Katastrophe, die den Kontinent völlig umgestaltet hat. Die Länder und Städte haben verschieden (weit) entwickelte Kulturen, die teils durch die genannte Katastrophe einander entfremdet wurden, teils in den verschiedenen Rassen bedingt sind und teils durch die großen Entfernungen bestehen bleiben. U.a. dadurch entstehen für mich der Reiz dieser Welt und der Reiz der Geschichten.

Wie @KaPunkt schon schreibt: Man muss so etwas nicht ausdrücklich erwähnen, sondern kann stehen lassen, dass "es einfach so ist". Außer natürlich, die Erwähnung hätte eine tragende Bedeutung für die aktuelle Geschichte.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Mithras am 31. Dezember 2016, 12:47:56
Genau genommen habe ich ja nur ein Projekt. Ich habe genau eine Welt, in der ein Haupthandlungsstrang angesiedelt ist, der sich durch die Jahrtausende zieht, und alle sonstigen Geschichten in dieser Welt hängen irgendwie damit zusammen. Alle Wege füren nach Alyseia [zentrale Stadt in meinem Hauptprojekt]", wie ich so gerne sage. Die Welt an sich existiert so schon seit etwa 2009, und seitdem ist so viel an Hintergrund zusammen gekommen, dass es für Dutzende Bücher reichen würde. Dass meine Schreibmoral nicht gerade die beste ist, steht an anderer Stelle... :P

Die einzelnen Geschichten sollten aber voneinander möglicht unabhängig und in sich geschlossen sein. Es sollte möglich sein, ein Buch als Einzelwerk zu lesen und nicht restlos verwirrt zu sein, weil man den Hintergrund nicht versteht. Ein bisschen Verwirrung ist in Ordnung, das macht für mich ja auch den Reiz der Geschichte aus, da so zumindest mein Ehrgeiz geweckt werden kann, tiefer in den Hintergrund einzutauchen. Als "fortgeschrittener" Leser, der sich den Hintergrund schon in den übrigen Romanen erarbeitet hat, erkennt man dann eben noch zusätzliche Details, die für das große Gesamtbild nützlich sind und für Aha-Erlebnisse sorgen, das Leseerlebnis aber nicht schmälern, wenn man sie nicht versteht.

In meinem speziellen Fall stehen momentan Spin-Offs in anderen Gegenden und Epochen derselben Welt im Zentrum, die miteinader so viel zu tun haben wie Byzanz mit den Azteken. Das ganze hat für mich auch Übungscharakter, da ich erst einmal kleinere Projekte plotten und schreiben möchte, ehe ich mich an mein Hauptprojekt wage, und gleichzeitig meinen teils sehr langlebigen Charakteren die Aufmerksamkeit widmen kann, die sie zu Recht einfordern. Das ist auch das bindeglied zwischen all den Spin-Offs und dem Hauptprojekt: Mein Lieblingscharakter erhält in all den sonstigen Geschichten einen Auftritt, mal mit eigener Perspektive, mal ohne. Das aktuelle Prpjekt ist sogar relativ wichtig für seine Charakterentwicklung, dort hat er aber nur eine Nebenrolle. Und ,omentan scheitert das leider sowieso an der Zeit und an der unzureichenden Recherche, die ich in die entsprechende Epoche bzw. Region investiert habe... ::)
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Judith am 03. Januar 2017, 11:53:10
Ich bin in meiner Welt beim Schreiben gern in unterschiedlichen Epochen und Ländern unterwegs, da ich mich auch beim Weltenbasteln sehr stark auf historische Entwicklungen, verschiedene Epochen und solcherlei Dinge konzentriere. Wieviele Berührungspunkte oder Bezüge es zwischen den Geschichten gibt, ist eigentlich nichts, was ich vorher plane. Das ergibt sich eher beim Schreiben. So sind etwa meine "Frostpfade" (im hohen Norden angesiedelt) völlig lostgelöst von meinen anderen Romanen, weil die Menschen dort etwas isolierter leben, während hingegen meine Romane auf meinen beiden Hauptinseln sehr stark miteinander in Verbindung stehen, obwohl sie zu unterschiedlichen Zeiten angesiedelt sind.

Ich persönlich liebe es auch als Leserin, wenn ich eine Welt öfter und da auch gern zu verschiedenen Zeiten besuchen kann. Ein Beispiel wäre auch Guy Gavriel Kay, der historische Fantasy schreibt, die jeweils von bestimmten Epochen/historischen Ereignissen inspiriert sind. Sein "Sailing to Sarantium" hat das spätantike Byzanz als Vorbild, in "The Last Light of the Sun" ist er ein einige Zeit später im Norden unterwegs und bei "The Lions of Al-Rassan" nimmt er Bezug auf das maurische Spanien. Mit "Children of Earth and Sky" landet man eher wieder in der Gegend von Sarantium, aber etliche Jahrhunderte später.
Auch George R.R. Martins Kurzromane rund um Duncan und Aegon, die knapp hundert Jahre vor dem "Song of Ice and Fire" angesiedelt sind, sind da ein gutes Beispiel.
Mir bereitet es da beim Lesen schon Freude, wenn es kleine Anspielungen auf die jeweils anderen Romane gibt. Wichtig ist nur, wie auch Mithras schreibt, dass das Leseerlebnis nicht geschmälert wird, wenn man diese Anspielungen nicht versteht.

Ich kann mir übrigens nicht vorstellen, mich in naher Zukunft einer anderen Welt zuzuwenden. Mit Acarneya bin ich seit mehr als fünfzehn Jahren bastlerisch beschäftigt und kratze dennoch gerade mal an der Spitze des Eisbergs. Das ist wohl einfach ein unterschiedlicher Zugang zum Weltenbau/Fantasyschreiben. Ich möchte nicht verschiedene Welten entwerfen, sondern lieber in alle möglichen Epochen und Gegenden meiner bisherigen Welt schreiberisch eintauchen - wie bei Mithras würde der Hintergrund für Dutzende Bücher reichen, wenn denn nur meine Schreibmoral mithalten würde.  ;)
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 03. Januar 2017, 19:35:21
Ich neige was sowas angeht ein wenig zu Größenwahn, das gebe ich offen zu.
Nachdem meine in unserer Welt spielende "(Prä-)historische Fantasy" insgesamt gut 10.000 Jahre umfassen soll... habe ich in meiner selbstgebastelten Fantasywelt den Anspruch, dass die allein ab dem Zeitpunkt der gezählten Zeitrechnung 10.000 Jahre Entwicklung von mir spendiert kriegt. Dabei starten wir aber schon zu einer Zeit, die recht weit entwickelt ist (Mittelalter/frühe Neuzeit von der Technik her) und das Buch, für das ich die Welt ursprünglich schuf, spielt irgendwann Jahrtausende später in einer Art magischen Postmoderne.
Und dann sprangen mich Plotbunnys an, bei denen Figuren aus meiner historischen Fantasy in meiner eigenen Welt ein wenig mehr Ärger verursachen, als ich es ursprünglich geplant habe. Das letzte sprang mich erst vor ein paar Tagen an.

Bei zehntausend Jahren halbwegs dokumentierter Geschichte wird es mit den Querverweisen innerhalb aller Romane schwierig und ich glaube, das möchte ich auch gar nicht. Sonst werden die Romane zu reinen Referenzschleudern und ich halte meine Reihen auch innerhalb eines Universums gerne so, dass sie unabhägnig voneinander gelesen werden können.

Aber ich lese sowas auch sehr gerne. Die "Darkover"-Serie von Marion Zimmer-Bradley geht auch in die Richtung und da sind die Ereignisse voriger Bände entweder irgendwo referenziert oder gelten in den späteren Bänden als Legenden. Aber (fast) jeder Band steht trotzdem für sich und man kann die Handlung verstehen, ohne alle anderen zu kennen.

Das Problem mit der Entwicklung versuche ich zu lösen, indem ich chronologisch vorgehe. Sobald ich also mit den Romanen in dieser Welt anfange, schreibe ich zuerst den, der am Frühesten spielt. Und dann schaue ich, was sich daraus für die folgenden Bände ergibt und notiere das direkt bei diesen Büchern.
Bis am Ende das Netz so weit komplett ist.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: canis lupus niger am 05. Januar 2017, 13:45:48
Am Schönsten (für mich als Leserin) finde ich es ja, wenn hinter einer Geschichte eine große und komplexe Welt steht, die ich nicht kennen muss, um die Geschichte zu verstehen, die ich aber bei Interesse besser kennenlernen kann, gerne mithilfe von "Bonusmaterial" wie Karten, Indices etc. DAS Positivbeispiel hierzu ist aus meiner Sicht Tolkiens Herr der Ringe.
Unschön finde ich dagegen, wenn Geschichten, die in derselben Welt spielen, so aufeinander aufbauen, dass man die zuvor genannten Informationen zu dieser Welt auswendig kennen muss, um chronologisch später spielende Geschichten lesen zu können. Insofern gehe ich mit Mithras und Judith konform. Jedes Buch muss für sich lesbar sein. Bei GRR Martins GoT ist das meiner Ansicht nach leider nicht der Fall. Im Vergleich dazu: HdR und der Hobbit sind jeder für sich lesbar, und das Silmarillion und die 'Nachrichten aus Mittelerde' sind Bonusmaterial für die echten Nerds.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Judith am 05. Januar 2017, 14:47:54
Zitat von: canis lupus niger am 05. Januar 2017, 13:45:48
Jedes Buch muss für sich lesbar sein. Bei GRR Martins GoT ist das meiner Ansicht nach leider nicht der Fall. Im Vergleich dazu: HdR und der Hobbit sind jeder für sich lesbar, und das Silmarillion und die 'Nachrichten aus Mittelerde' sind Bonusmaterial für die echten Nerds.
Nun ja, Buchreihen mit durchgehender Handlung sind für mich da aber schon nochmal was anderes. Ich erwarte nicht, dass ich den 3. Band einer Reihe verstehe, wenn ich Band 1 und 2 nicht gelesen habe. In der Hinsicht betrachte ich A Song of Ice and Fire als eine lange Geschichte, genauso wie HdR eine Geschichte ist. Die Dunc&Egg-Geschichten von GRR Martin wiederum kann man losgelöst von A Song of Ice and Fire lesen und verstehen (und umgekehrt). Das ist für mich eigentlich der entscheidende Punkt und so handhabe ich es auch bei meinen Romanen.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Moni am 15. März 2017, 08:55:24
Zitat von: zDatze am 05. Dezember 2016, 21:14:24
Und nun auch meine Frage an euch: Wie handhabt ihr das, wenn ihr mehrere Romane zeitlich (einige Jahrzehnte) versetzt in derselben Welt ansiedelt? Wie viel lasst ihr von der einen Geschichte in die andere Geschichte einfließen? Erwähnt ihr die Länder/Orte/Figuren, spinnt ihr Legenden um Vergangenes? Tauchen eure früheren Figuren in Liedern oder gar in der Geschichtsschreibung auf?
Oder findet ihr es doof, wenn man als AutorIn sich so ausgibig in ein und derselben Welt austobt und ständig eine Gesichte mit x anderen Geschichten (wie nah und fern auch immer) verwoben ist?

Ich liebe es mich in einer Welt, die ich quasi haarklein aufgebaut und entwickelt habe, dann auch so richtig auszutoben. Tatsächlich berücksichtige ich beim Weltenbau immer, daß ich eventuell mehr als einen Text in einer Welt ansiedeln möchte. Ich würde mich ja in meinen eigenen Möglichkeiten einschränken, wenn ich das nicht machen würde.
Je nachdem ob es Sinn macht, auch geographisch gesehen, kann sich eine Geschichte durchaus in einer anderen wiederfinden, als historischer Hintergrund zb, oder vielleicht als halbvergessene Sage oder Legende. Da kommt es darauf an, wie die zeitliche und kulturelle Entwicklung dazwischen war. Es kann auch sein, daß zwei Geschichten parallel zu einander verlaufen und sich nie berühren, einfach weil die geographische Trennung der beiden Handlungsorte so weit ist, daß es keinen Sinn machen würde, sie miteinander zu kombinieren.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Vic am 12. April 2017, 11:05:46
Ich glaube als Leser fände ich wichtig, dass ich a.) beide unabhängig voneinander lesen kann ohne ständig das Gefühl zu haben ich verpasse was - und b.), ich liebe Brotkrumen.
Also ich fänd es schon schön wenn Dinge durchblitzen und man das Gefühl bekommt da steckt noch viel mehr Wissen dahinter als man vermutet. Es sollte Lust machen mehr drüber zu erfahren, aber es sollte nicht zwingend notwendig sein um die eine Story zu verstehen dass man die andere kennt.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Tex am 02. Februar 2019, 12:10:21
Ui, genau mein Thema. Meine Geschichten spielen alle in derselben Welt, teilweise aber mehrere Jahrhunderte (oder mehr) versetzt.
Zu deinen Fragen: Gerade als Leser liebe ich es, wenn ich verweise auf frühere Geschichten, die ich bereits kenne, habe. Denn so bekomme ich das Gefühl, auch wirklich in derselben Welt zurück zu sein und nicht einfach nur auf einem ähnlichen Planeten. Auch das Vergessen ist dabei kein Problem, solange du es begründen kannst. Wissen geht immer wieder verloren, Artefakte erst recht. Du brauchst nur einen plausiblen Grund, weshalb Magie, die in den meisten Welten ja doch mindestens mal ein recht starkes Werkzeug ist, vergessen wird. Ich habe das zum Beispiel so gelöst, dass Magie eine zeitlang nicht nutzbar war, da man sich in einem Krieg gegenseitig mit allen Mitteln daran gehindert hatte, Magie zu verwenden. So waren die nun unnützen Kenntnisse der Magie nach drei Generationen verloren. Aber auch antimagischer Fanatismus o.Ä. könnten dafür verantwortlich sein.
Natürlich fließen aber auch die Personen der Vergangenheit in meine Geschichten mit ein. Gerade wenn sie legendäre Taten vollbracht haben. Hat dein Prota des ersten Buches beispielsweise nach langer Tyrannei den Kaiser gestürzt und damit den Weg zur Demokratie geebnet, in der dein neuer Prota lebt, wäre es unlogisch, wenn man nicht zumindest in einigen Legenden und Liedern von ihm hören würde.
Nun zur "Verewebung" der Geschichten: Da kommt es ganz darauf an, inwiefern die Bücher einem bestimmten Stil entsprechen und wieviel der ersten Geschichte für die Zweite wichtig ist. Ist dein erstes Buch mittelalterorientierte High Fantasy, deine zweite nun aber Fantasy Fiction o.Ä., sollten sich die Bücher auch unabhängig voneinander lesen lassen, da die Zielgruppe teilweise eine Andere ist. Siedeln sich beide im selben Genre an und sind auch stilistisches und thematisch ähnlich, kannst du mehr des ersten Bandes in den Zweiten mit einbauen und vorraussetzen, dass der Leser zuerst den ersten Band liest. Gerade das wird aber den Leser wohl nicht stören, sondern eher sogar freuen. Denn (zumindest für mich kann ich das sagen) der Leser kann sich so viel mehr mit der Welt identifizieren und weiß, was er von der Welt erwarten kann.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Trippelschritt am 08. Februar 2019, 15:29:56
Das geht mir auch so. Meine Pentamuria-Trilogie ist das Ende eines gewaltigen Zuklusses, und die Paranaea-Trilogie beschreibt den Anfang desselben. Allerdings auf einem anderen Kontinent. Es war sogar noch ein weiteres Doppelprojekt mit zwei Parallelbänden geplant, aber da kam mir eine andere Idee dazwischen, und jetzt muss ich ers teinmal unbedingt eine Wahnsinnsserie schreiben. Aber selbst in dieser Serie gibt es eine Seeschlange namens Foss, sie in den anderen beiden Zyklen auch vorkommt und damit andeutet, dass alles ohnehin immer nur ein und dieselbe Welt/Magie/Philosophie ist. Neija?

Trippelschritt
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Teben von Westend am 06. Oktober 2019, 20:26:46
Ich persönlich hab nur eins gemerkt: ich hatte in meinem ersten Roman häufig den Hang dazu, alles viel zu ausgiebig zu erklären, und das nicht gerade geschickt. Absatzweise hab ich da über die unterschiedlichen Epochen geschrieben. Mittlerweile lasse ich vieles weg bzw. konzentriere mich auf das Wichtigste, das ich dann über die Charaktere selbst einführe.

Der schicke Avatar zu meiner Linken (<---) bspw. zeigt das Wappen der Handelskompanie von Westend. Als ein Kapitän derselbigen auf das Mitglied einer Volksgruppe traf, die von der Kompanie ausgebeutet wurde, habe ich absatzlang erklärt, was genau vorgefallen ist. Heute würde ich das ganz anders machen. Der eine würde dem anderen vllt. an die Kehle springen und diese Geschehnisse nur kurz andeuten. Das reicht denke ich schon.

Ausführliche Erläuterungen hebe ich mir für den Anhang auf. Wen es interessiert, der kann ja reingucken. Wer nicht, den will ich während dem Fließtext nicht langweilen.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Yamuri am 09. Oktober 2019, 03:28:26
@zDatze:

Wie du ja weißt, hab ich ein Projekt, das sich quasi über ein Jahrzehnt hinweg zieht. Das liegt darin begründet, dass ich die Zeitabläufe realistisch darstelle, was wiederum bedeutet, eine Reise die zwei Wochen dauert, wird nicht auf einen Tag gestaucht, sondern dauert eben zwei Wochen. In diesem Projekt ist alles weniger schnellebig als bei uns und da die Konflikte überregional stattfinden, wird viel herum gereist. Berichterstattung ist nicht so einfach wie bei uns und das alles bedeutet einfach, dass sich die Ereignisse über einen längeren Zeitraum erstrecken. Meine Kapitel sind daher eher episodenhaft, aber nicht wie in einer Serie aufgebaut. Dennoch habe ich Ereignisse, die quasi vor dem Zeitabschnitt spielen, der abgebildet wird. Die Weltgeschichte ist ja schon länger.

Ich handhabe das so, dass ich einzelne Informationen einstreue, immer dann, wenn sie relevant sind für das Verhalten und wenn ich vorhabe das Ganze irgendwann vielleicht noch etwas größer auszubauen, in einem andren Buch. Die 5 Hauptbände sind ja ganz bewusst ein wenig wie eine Legendenerzählung und Ausschnitt einer Weltchronik und werden in ihrer Komposition so auch ein Einzelfall bleiben. Mir ist dabei bewusst, dass es sicher viele geben wird die das eventuell bekriteln, aber es würde sich anders falsch anfühlen.

Ich finde es übrigens toll Multiversen zu schaffen und alle Geschichten miteinander zu verweben, gerne auch Welt übergreifend. Ich habe beispielsweise in einem Projekt einfach mal erwähnt, dass ein Chara ein Buch liest, an dem ich auch schreibe, wodurch ich indirekt Werbung für andere Bücher machen kann, die ich selbst schreibe. :) Sowas finde ich auch so sehr spannend. Auch würde ich sagen: lass ruhig Aspekte aus andren Geschichten derselben Welt einfließen, oder deute Legenden an, ganz besonders dann, wenn du vorhast darüber auch zu schreiben. Kann mir vorstellen, dass das eine indirekte Werbung für die andren Bände sein kann, weil es wie ein kleiner Teaser auf ein andres deiner Projekte wäre.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: FeeamPC am 09. Oktober 2019, 15:03:01
Mehrere Epochen habe ich auch, aber ich springe in der Zeit. 7 Bände in Reihe in der "Neuzeit" mit Anspielungen auf frühere Geschichte, eine Prota darin, die einen Zeitsprung von mehr als 1000 Jahren macht und aus der Zeit vor dem Reich stammt, mehrere Kurzgeschichten, deren Inhalt sich über 1000 Jahre verteilt, jetzt eine Geschichte, die ca. 700 Jahre vor den ersten Bänden spielt, dann ein Band, der ca. 200 Jahre vor den ersten spielt, und am Schluss gehe ich die 1000 Jahre zurück in die Vergangenheit und schreibe den Anfang.
Vielleicht kommt ganz am Ende dann noch einmal eine Fortsetzung der ersten 7 Bände, da sind nämlich etliche interessante Leute, die bestimmt noch eine Geschichte zu erzählen haben.
Warum so bunt durcheinander?
Weil sich der Weltenbau erst beim Schreiben ergeben hat. Und weil die erwähnten Rückblick-Bände zu kritischen Zeiten spielen, in denen wesentliche Grundlagen gelegt wurden, die darum hochspannend sind.
Natürlich sind diese früheren Geschichten so geschrieben, dass man sie auch für sich alleine lesen kann.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Oneira am 24. Mai 2020, 17:13:48
Ich schreibe sehr gerne so, dass die handelnden Charaktere ein paar Aspekte der Geschichte des Landes lernen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Zum Teil drehen sich meine Erzählungen auch darum, dass alte Ereignisse aus der Vergangenheit jetzt wieder zum Problem werden und sich eben nur kaum noch einer daran erinnert. Heißt aber nicht, dass ich nur Geschichts-Exkurse schreibe, sondern eher Brotkrumen.
Ich habe mich bisher eher an die Idee mit den Folge-Bänden gehalten, wenn ich so eine Idee zur Geschichte meiner Welt hatte. Allerdings habe ich auch Spaß daran, einen meiner Charaktere die alten Aufzeichnungen eines Anderen finden zu lassen, der wesentlich früher gelebt hat. So lässt sich die Geschichte der Welt ganz gut mit den "aktuellen" Geschehnissen kombinieren und außerdem gibt es dann, falls ich Lust habe, auch noch die Geschichte des Landes zu schreiben, schon einen Charakter, bei dem ich ansetzen kann: Den Autor dieser alten Aufzeichnungen!
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Wahtaria am 05. Juli 2020, 10:04:23
Interessante Fragen!
Bei mir gibt es durch die Magie, die Möglichkeit in die Zeit zu reisen. Dadurch spielt die Geschichte automatisch in mehreren Epochen. Das war mir sehr wichtig, weil ich die Vergangenheit der Welt, die für meine Geschichte sehr wichtig ist, erlebbar machen wollte für die Leser. So wird es auch vorkommen das bestimmte Figuren einerseits in der Zeitreise aktiv auftauchen, aber auch in Schriften, Geschichten und Legenden behandelt werden.
Finde das sehr interessant und mag es damit zu spielen.
Auch finde ich es als Leser toll, mehrere Abenteuer in einer Welt zu erleben, auch wenn es nur wenige zusammenhängende Fäden gibt.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Oneira am 26. August 2020, 14:11:12
Zitat von: Wahtaria am 05. Juli 2020, 10:04:23
Interessante Fragen!
Bei mir gibt es durch die Magie, die Möglichkeit in die Zeit zu reisen. Dadurch spielt die Geschichte automatisch in mehreren Epochen. Das war mir sehr wichtig, weil ich die Vergangenheit der Welt, die für meine Geschichte sehr wichtig ist, erlebbar machen wollte für die Leser. So wird es auch vorkommen das bestimmte Figuren einerseits in der Zeitreise aktiv auftauchen, aber auch in Schriften, Geschichten und Legenden behandelt werden.
Finde das sehr interessant und mag es damit zu spielen.
Auch finde ich es als Leser toll, mehrere Abenteuer in einer Welt zu erleben, auch wenn es nur wenige zusammenhängende Fäden gibt.

Zeitreisen fand ich auch schon immer sehr interessant, aber ich habe irgendwie noch keine Möglichkeit gefunden, es so zu schreiben, dass es nicht verwirrend wird. Lässt du einen Hauptcharakter durch die Zeitreisen führen und alles andere passiert quasi nebenbei? Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Ich schreibe gerne aus der Sicht von mehreren Charakteren und wenn die dann unabhängig voneinander Zeitreisen antreten, wird es chaotisch. Hättest du da vielleicht einen Tipp für mich?
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Nikki am 01. Oktober 2020, 23:02:40
Ein super interessanter Thread für alle, die einen Romankomplex ins Auge fassen.

ZitatWie handhabt ihr das, wenn ihr mehrere Romane zeitlich (einige Jahrzehnte) versetzt in derselben Welt ansiedelt?

Ad hoc fällt mir ein Beispiel ein, das man auf Folgendes runterbrechen kann: Werden und Sein.

Wie meine ich das? Mein Romankomplex erstreckt sich über mehrere Jahrtausende, was in Jahr 0 gerade erst entsteht, kann im Jahr 3046 fertiggestellt oder bereits wieder zerstört sein. Im Band 2 geht die Prota an einer Statue vorbei, die in Band 3 (in einer Rückblende) erst gebaut wird.

Anderes Beispiel: Die eine Welt ist ein Matriachat, in Band 1 und Band 2 ist das einfach eine Gegebenheit, die so hingenommen wird, in Band 3 erfährt man die Entstehungsgeschichte zu diesem politischen Konstrukt, wieso und warum.

Anderes Beispiel (wow, ich habe einen Lauf): In Band 2 tritt erstmals eine Volksgruppe von Aussätzigen auf. In einem Spin-Off, quasi ein Prequel, erfährt man, dass es diese Aussätzigen nicht immer gegeben hat, sondern durch politische Zerrüttungen gewisse Abspaltungen entstanden sind und diese stigmatisiert wurden.

ZitatOder findet ihr es doof, wenn man als AutorIn sich so ausgibig in ein und derselben Welt austobt und ständig eine Gesichte mit x anderen Geschichten (wie nah und fern auch immer) verwoben ist?

Vom leserischen und schreiberischen Standpunkt her kann ich nur sagen: Überhaupt nicht. Wenn ich mir als Autor*in so viel Mühe gemacht habe, eine interessante Welt zu schaffen, wieso sollte ich ihre Möglichkeiten dann nicht ausschöpfen? Als Leserin freue ich mich, wenn das Universum weiterlebt, in das ich mich "verlesen" habe.  :)

Aber: Mir scheint, die Fragestellung ist eine andere als die obere. Nur weil zwei Geschichten in derselben Welt stattfinden, müssen sie nicht zwangsläufig miteinander verwoben sein. Die Geschichten können unabhängig voneinander im selben Universum spielen, ohne dass ihre Konflikte und Figuren einander je tangieren.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Oneira am 07. Oktober 2020, 13:57:03
@Nikki
Das mit den Prequels habe ich auch schon ins Auge gefasst, aber das ist für mich eben einfacher zu realisieren. Ich frage mich eben immer: Wenn ich in einem einzigen Buch Rückblenden und so etwas einbaue, ab wann wird es einem Leser zu verwirrend? Und ist es allgemein zu verwirrend?
Ich habe als Autor(in) die Wahl: Entweder ich verflechte in einem Werk mehrere Zeitstränge oder ich schreibe alle Zeitalter chronologisch oder ich schreibe Pre- und Sequels. Manchmal habe ich Lust auf Option 1, aber ich frage mich eben, wie ich es anstelle, dass das nie verwirrend wird. Ich habe als Autor ja einen perfekten Überblick über alle Geschehnisse vorher und nachher, aber mein Problem ist, finde ich, ich kann mich nicht in den Leser hineindenken. War das, was ich ihm jetzt erzählt habe, zu viel oder zu wenig an (verwirrenden) Verflechtungen?
Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Wie löst ihr das? Über Testleser, die euch Feedback geben?
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Nikki am 07. Oktober 2020, 14:31:30
ZitatWenn ich in einem einzigen Buch Rückblenden und so etwas einbaue, ab wann wird es einem Leser zu verwirrend? Und ist es allgemein zu verwirrend?

Darauf gibt es leider keine universale Antwort, denn: Es gibt mehr als nur den einen Leser, auf jeden Menschen wirkt jedes Wort unterschiedlich. Du kannst an Leser*innen geraten, die Rückblenden kategorisch ablehnen, oder an solche, die sie für ein elegantes Stilmittel halten.

ZitatWie löst ihr das? Über Testleser, die euch Feedback geben?

Ganz genau. Nur durch unterschiedliche Meinungen kannst du herausfinden, ob deine Intentionen fruchten. Es gibt immer 3 "Aggregatzustände" deines Texts: der in deinem Kopf (das, was du ausdrücken möchtest), der niedergeschriebene (das, was dasteht) und der gelesene (das, was Leser*innen im Kopf haben, wenn sie deinen Text lesen).

Es gilt dann immer abzuschätzen, inwieweit der gelesene Text von dem in deinem Kopf abweicht und wie viel Abweichung verschmerzbar ist. Wenn du bspw. einen rechtschaffenen Polizisten schreiben willst, ein*e Leser*in aber die Figur als Gauner interpretiert, hast du ein Problem. Wenn dein besagter rechtschaffene Polizist als jemand ausgelegt wird, der überwiegend in Grauzonen operiert, aber dennoch Opfern zu ihrem Recht verhilft, dann ist das weniger gravierend.

Nur im Gespräch bekommst du heraus, ob deine Strategie aufgeht und dann musst du überlegen, inwiefern du auf das entsprechende Feedback eingehen kannst und willst.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Churke am 07. Oktober 2020, 14:54:49
Wenn von Epochen die Rede ist, fällt es mir schwer, das als eine Welt im literarischen Sinne anzusehen, da die Epochen nur dann Sinn ergeben, wenn jede von ihnen ein eigenes Setting definiert. Sie stellen damit literarisch getrennte Welten da. Das mächtige Königreich aus der ersten Geschichte ist in der zweiten vielleicht eine Republik, in der dritten Geschichte eine Diktatur, in der vierten ein ferngesteuerter Klientelstaat usw.. Spiegelbildlich ändern sich auch die Gesellschaften und die Protagonisten.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Oneira am 16. Oktober 2020, 16:01:49
Zitat von: Nikki am 07. Oktober 2020, 14:31:30
Darauf gibt es leider keine universale Antwort, denn: Es gibt mehr als nur den einen Leser, auf jeden Menschen wirkt jedes Wort unterschiedlich.

Okay, du siehst das also auch so. Das finde ich eben immer etwas schwierig.

Zitat von: Nikki am 07. Oktober 2020, 14:31:30
Es gibt immer 3 "Aggregatzustände" deines Texts: der in deinem Kopf (das, was du ausdrücken möchtest), der niedergeschriebene (das, was dasteht) und der gelesene (das, was Leser*innen im Kopf haben, wenn sie deinen Text lesen).
Das ist mal eine treffende Beschreibung, gefällt mir!

Zitat von: Nikki am 07. Oktober 2020, 14:31:30
Nur im Gespräch bekommst du heraus, ob deine Strategie aufgeht und dann musst du überlegen, inwiefern du auf das entsprechende Feedback eingehen kannst und willst.
Was das angeht, finde ich es auch schwierig, wenn die Testleser genau solche Sachen nicht richtig in Worte fassen können. Aber solche Gespräche sind eigentlich immer ganz interessant und aufschlussreich, das stimmt.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Nikki am 16. Oktober 2020, 17:13:08
ZitatWas das angeht, finde ich es auch schwierig, wenn die Testleser genau solche Sachen nicht richtig in Worte fassen können.

Das ist wirklich von (Test-)Leser*in zu (Test-)Leser*in unterschiedlich. Manche können genau den Finger auf die Stellen legen, die (für sie) nicht funktionieren, von anderen kriegst du nur ein generelles Feedback. Sieh es aber auch so: Ein Text kann gar nicht so schlecht sein, wenn generell positives Feedback zurückkommt. Denn das bekommst du nur (von ehrlichen Leuten), wenn der Text für sie funktioniert. Ein*e Leser*in muss nicht in Worte fassen können, wieso ein Text der eigenen Meinung nach gut ist (wäre natürlich toll zu wissen, wieso und warum genau, aber das ist eher ein Bonus  ;) ärgerlich wird es nur, wenn jemand sagt "gefällt mir nicht. ist halt so.") Manche lesen genauer als andere, manche legen den Wert auf unterschiedliche Dinge, wie das Gesamtfeedback unterm Strich lautet, sollte für uns Autor*innen wichtig sein.

Jetz mal am Beispiel der Rückblenden: Du hast dich dazu entschieden, einen Roman zu schreiben, dessen markantes Stilmittel die Rückblende ist. Nun ist da ein*e Leser*in von 10 und sagt: Pfoah, Rückblenden gehen gar nicht, voll ätzend. Diese Person könnte dir womöglich sogar ein paar Stellen nennen, wo die Rückblende besonders auffällt, und bietet dir sogar Alternativvorschläge, die Hand und Fuß haben. Nun hast du dich aber dafür entschieden, deinen Roman überwiegend über Rückblenden zu konstruieren. 9 von 10 Leser*innen finden das gut bzw. haben nichts daran auszusetzen. Wirst du jetzt wegen dieser einen Person deinen gesamten Roman umschreiben? Ich würde es nicht tun, denn a) habe ich im Vorfeld die Entscheidung getroffen, ich möchte einen Roman mit Rückblenden schreiben b) beim Großteil der Leute kommt der gut an und c) selbst wenn ich ihn nach den (guten) Vorschlägen der kritischen Stimme überarbeiten würde, weiß ich eins mit Sicherheit: 9 von 10 Leuten können den neuen Roman genauso gut finden, dann kommt die 10. Person mit ihrer (vermutlich in ihren Augen berechtigten) Kritik und prompt befinde ich mich in einem Teufelskreis, in dem ich es allen rechtmachen will, aber das nie erreichen werde. Das Ergebnis wird sein, dass ich todunglücklich bin, weil ich eigentlich nur einen Roman mit Rückblenden schreiben wollte, aber die eine Kritik einer Einzelperson, die ganz andere Ansprüche und Ziele hat als ich, über das Feedback der anderen und meine eigenen Bedürfnisse als Autor*in gestellt habe.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Oneira am 19. Oktober 2020, 15:02:34
Zitat von: Nikki am 16. Oktober 2020, 17:13:08
ärgerlich wird es nur, wenn jemand sagt "gefällt mir nicht. ist halt so."

Ja, genau das meine ich. Und ich hatte auch schon Leute, die gesagt haben: Hm, ist ganz gut, aber ich kann dir nicht sagen, was du besser machen kannst. Aber das ist allgemein ein Problem, nich nur bei Rückblenden im Roman.

Zitat von: Nikki am 16. Oktober 2020, 17:13:08
9 von 10 Leser*innen finden das gut bzw. haben nichts daran auszusetzen. Wirst du jetzt wegen dieser einen Person deinen gesamten Roman umschreiben?

Hm, kommt vermutlich drauf an, ob ich das tun würde. Manchmal hat ja auch ein Testleser eine Idee, wie es ein bisschen besser geht, ohne dass ich das Problem gnaz und gar weglasse. Wenn man diesem einen von 10 Kritikern auf halbem Weg entgegen kommt, nehme ich so eine Möglichkeit gerne an. Aber kommt auch allgemein auf das Problem an...

Aber was die Rückblenden angeht: Da frage ich mich schon bei der Planung eines Romans, wie ich so etwas anstellen kann, noch bevor ich überhaupt die Möglichkeit habe, es einem Testleser vorzulegen. Mir vorzustellen, welche Möglichkeit, etwas zu schreiben, am besten ankommt, bevor ich es gemacht habe, finde ich auch schwierig.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Churke am 19. Oktober 2020, 17:13:04
Zitat von: Oneira am 19. Oktober 2020, 15:02:34
Mir vorzustellen, welche Möglichkeit, etwas zu schreiben, am besten ankommt, bevor ich es gemacht habe, finde ich auch schwierig.

Aus dem Blickwinkel der Testleser gilt das umso mehr! Ein guter Kritiker denkt in Strukturen, eine sehr seltene Fähigkeit. Er sagt dir Autor(in), was du erreichen wolltest, was davon du geschafft hast und was nicht. Bei dem Beispiel 9 vs. 1 kommt es für mich darauf an, wer diese eine Person ist. Es kann nämlich durchaus sein, dass sie recht hat, weil sie Dinge sieht, die die anderen 9 nicht sehen.
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Nikki am 19. Oktober 2020, 20:14:00
ZitatAber was die Rückblenden angeht: Da frage ich mich schon bei der Planung eines Romans, wie ich so etwas anstellen kann, noch bevor ich überhaupt die Möglichkeit habe, es einem Testleser vorzulegen. Mir vorzustellen, welche Möglichkeit, etwas zu schreiben, am besten ankommt, bevor ich es gemacht habe, finde ich auch schwierig.

Wie viele Millionen Menschen gibt es? Ungefähr so viele Lesarten gibt es. ;D Jede einzelne zu bedenken ist ein Ding der Unmöglichkeit. Doch es gibt Tendenzen, die sich bedenken lassen. Naheliegendstes Beispiel sind Genres. Jemand, der vordergründlich für ein Publikum von Liebesromanen schreibt, wird es schwerhaben, wenn das im Vorfeld inszenierte Liebespaar nicht zusammenfinden wird. Da kann sich di*er Autor*in sicher sein, was Anklang oder nicht findet. Ein Krimi/Thriller ohne Leiche wird es auch schwerhaben.

Dann gibt es Entweder-Oder-Entscheidungen: Happy End, offenes Ende, aber auch der Einbau von Rückblenden. Nichts ist per se falsch, das Meiste ist eine Frage des Geschmacks und dann des handwerklichen Könnens, jenen entsprechend umzusetzen.

ZitatBei dem Beispiel 9 vs. 1 kommt es für mich darauf an, wer diese eine Person ist. Es kann nämlich durchaus sein, dass sie recht hat, weil sie Dinge sieht, die die anderen 9 nicht sehen.

Grundsätzlich gilt, man sollte sich immer vor Augen halten, von wem kommt welche Art von Kritik. Es macht bspw. einen Unterschied, ob die Kritik, eine Szene sei zu brutal, von einer Person, die sonst nur Geschichten mit Happy Ends liest, oder aber von einem eingefleischten Horrorfan kommt. Schlussendlich liegt es an dir, wie viel Gewicht du der jeweiligen Kritik beimessen willst bzw. Lektor*in/Verlag, wenn das vertraglich so festgelegt ist.

Aber das führt jetzt zu einer ganz anderen Diskussion, nämlich, jener bzgl. Kritik und deren Konsequenzen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verflechten - was auch nur wieder eine von vielen Möglichkeiten ist, mehrere Epochen in einer Welt miteinander zu vereinbaren. Ich würde mich immer zuerst fragen: Was will ich sagen? Und im Anschluss gleich: Wie kann ich es am besten sagen, sodass andere es auch verstehen?
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Oneira am 09. November 2020, 08:39:09
Also was ich jetzt aus dieser Diskussion mitnehme:
1. Keine Scheu, eigene Ideen auszuprobieren, egal, wie komisch sie erscheinen.
2. Gute Kritiker suchen!

Danke euch!  :)
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Nikki am 09. November 2020, 13:01:02
Und: 3. Kritik annehmen. ;)

Kritiker*innen können noch so gut fundierte Kritik geben, man muss auch selbst die Fähigkeit entwickeln, diese anzunehmen. Und auch zu verstehen, wo der Unterschied zwischen guter und berechtigter und guter, aber vernachlässigbarer Kritik liegt. Um zu dem Beispiel mit den Rückblenden zu kommen: Wenn die Prämisse lautet, einen Roman zu schreiben, dessen essentielles Stilmittel Rückblenden sind, kann jede noch so gute Kritik an Rückblenden vernachlässigbar bleiben. (Vgl. den Film Memento, der ohne Rückblenden einfach nicht funktioniert).
Titel: Re: Mehrere Epochen in ein und derselben Welt
Beitrag von: Oneira am 18. November 2020, 19:13:53
@Nikki
Natürlich, guter Punkt! Ohne konstruktive Kritik wäre eigentlich so ziemlich alles recht schwierig ...