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Schreiben ist nicht produktiv...

Begonnen von Termoniaelfe, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Gwee

Ich hab da nicht nur ein Problem. Mein Freund akzeptiert ja noch, dass ich schreibe, findet es aber Zeitverschwendung. Das Problem ist: Er hasst lesen. Daher ist es seiner Meinung nach sicherlich unproduktiv ein Buch zu schreiben, das eh nicht gelesen wird - zumindest von ihm(aber dazu bekomm ich ihn schon noch und wenn ich ihm das Buch abends vorlesen muss  :rofl: Gelobt seien Gute Nacht Geschichten). Warum passiert es auch immer wieder, dass solche Gegensätze zueinander finden?   :hmmm:

Meiner Meinung nach ist Schreiben sehr produktiv und förderlich - man kann es immerhin zu einem Roman bringen, der vielleicht sogar veröffentlicht wird, was bedeutet, das man Geld einsackt. Und außerdem hat Schreiben etwas beruhigendes an sich. Man kann sich ganz in einer andere Welt fallen lassen und seiner Phantasie freien Lauf lassen. Und man muss sich nicht darüber ärgern, dass die ganzen Ideen nur bei sich bleiben, man kann sie mit der ganzen Welt teilen. Und das ist doch wirklich produktiv.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

MarkOh

#76
Sehe ich auch so. Warum aber muss Schreiben überhaupt zwangsläufig produktiv sein? Wenn es einem selbst Freude bereitet kann man auch den größten Schrott schreiben. Was soll's...

Ich sag mal so, manche Leute mögen meine Bücher, andere nicht. Mir ist wichtig meine Gedanken zu Papier zu bringen und diese dann auch professionell als fertiges Buch umgesetzt zu sehen. Und wenn sich nebenbei ein paar verkaufen ist das natürlich auch nicht ganz schlecht.  :)

Moa-Bella

Darüber habe ich noch garnicht nachgedacht. Ich kann garnicht verstehen, wie einem Bücher nicht so viel bedeuten können wie mir, aber ich versuche es. Vielleicht kann ich so auch die Passion mancher Leute für Fußball nachvollziehen. Aber ist das nicht völlig egal, wenn es einen glücklich macht? Es geht nicht immer nur um produktivität.

Maran

Jeder Mensch hat so seine Vorlieben und Abneigungen - und er hat ein Recht darauf, sie zu haben. Schwierig wird es erst dann, wenn ein Freund/eine Freundin, ein Partner/eine Partnerin - oder man selbst ;) - beim jeweils anderen diese persönlichen Eigenarten nicht akzeptieren kann oder will. Den anderen sein lassen wie er ist, hat auch etwas mit Respekt zu tun - und Vertrauen - und ... eigentlich mit allem, was das Grundlegende eines Miteinander ausmacht.

zDatze

Nicht produktiv ... wenn ich mir da einige meiner Freund ansehe. Hängen vorm Fernseher oder sporteln bis zum Umfallen. Da finde ich schon, dass beim Schreiben genauso was Produktives raus kommt. Alleine schon, wenn man seine Geschichte ausdruckt und in der Hand hält, hat man einen Beweis seiner Arbeit.

Mein Freund hat mich am Anfang auch doof angeguckt, als ich mich hin gesetzt habe und meinte er soll mich ja nicht stören, wenn ich schreibe. Jetzt bekommt er immer wieder einige Ausschnitte zum Lesen (besonders lustige Dialoge) und ich finde es toll, wie ihn der Text zum Lachen bringt. Und das freut mich ja am meisten, das geb ich ganz ehrlich zu. Er lacht über meine Geschichte, weil er sie lustig findet und das macht mich unglaublich glücklich.  :vibes:
Vielleicht kann ich ihn ja doch noch zur Fantasy bekehren. Irgendwann mal. 8)

Hanna

Wow! Was für ein uralter Thread. Was hier alles vergraben liegt ... ist ja wie in einer Pyramide.

Ich hatte ja nun schon einige Partner und da war so ziemlich alles bei.

- Nr. 1 wollte mir das Schreiben verbieten
- Nr. 2 wollte mitschreiben (grusel)
- Nr. 3 wollte nichts von mir lesen, weil er Angst hatte, es könnte schlecht sein
- Nr. 4 habe ich gerade vergessen aufzuzählen. Keine Ahnung, was der davon hielt
- Nr. 5 ist noch heute ein sehr guter Beta
- Nr. 6 programmierte am Laptop während ich schrieb und ließ sich gerne vorlesen
- Nr. 7 konnte mit Schreiben herzlich wenig anfangen und mein Hobby war ihm herzlich egal
- Nr. 8 wollte immer, dass ich ihm von meinen Ideen erzählte und zerfetzte jeden Plot in der Luft
- Nr. 9 liest fast alles, was ich produziere und kann super brainstormen *knuddel+knutsch*

Produktiv ist Schreiben allemal, da man ja etwas produziert: nämlich Text ... etwas, das ich auch mal wieder tun sollte.

@Gwee: Versuch's doch mal mit Hörbüchern. Vielleicht bringen die ihn auf den Geschmack.
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Ary

Ntürlich ist Schreiben produktiv, es kommt schließlich was dabei raus. Auch wenn es nur für die Schublade oder erst mal nur für die Schublade ist, ist das Schreiben immer noch etwas Kreatives und Produktives. Jeder Absatz, den ich schreibe, beinhaltet ja auch einen Lerneffekt. Je mehr ich schreibe, umso besser werde ich. Allein dieses Lernen ist für mich schon produktiv.
Mein Mann hält von meiner Schreiberei auch nicht so wahnsinnig viel, er liest kaum (nur Fachbücher, und auch die am liebsten online) und wartet, wenn ich ein aktuelles Buch gut finde, lieber auf eine mögliche Verfilmung, statt den Schinken selbst in die Hand zu nehmen. Dennoch hat er mich vor einiger Zeit mit den Worten überrascht: "Du, ich hab da nen PLot für eine Geschichte." und das, was er mir dann erzählte, war ziemlich interessant - ob's für einen Roman reicht, weiß ich nicht, aber für eine Novelle ganz sicher, und es hat einen netten Twist und kein Happy End, auch wenn der Held das, was er tut, nur aus Liebe tut. Also - Ideen hat mein Mann, er mag nur selbst nicht schreiben - was daran liegen mag, dass er sich schon in der Schule ums Scheiben gedrückt hat. Aufsätze waren bei ihm maximal eine DinA4-Seite. Er mag beim Schreiben nicht "ausführen" und "ausschmücken", er schreibt, um Fakten festzuhalten, mehr nicht, und er schreibt so gut wie nie mit der Hand (der tippt sogar Einkaufszettel...). Eigentlich wäre er wohl der ideale Fachbuchautor.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Drachenfeder

Mein baldiger Mann fand das von Anfang an eigentlich interessant. Fantasy ist zwar nicht so ein Ding aber er liest es trotzdem sehr gerne. Vorallem weils von mir ist  ;D Nur von meinen Gedichten lässt er die Finger weg, dass ist nichts für ihn. Momentan geht er das letzte mal mein fertiges Manuskript durch und schaut nach Rechtschreib und vorallem nach Kommafehlern. Von sich aus hat er letztens mit Buchindereien telefoniert. Da ich keine Zeit habe aus dem Manuskript mehr zu machen, will er auf jeden Fall das ich mein eigenes Gebundenes habe. Mit selbstgestalteten Schutzumschlag und Hardcover. Da ist er einfach ein Engel... und nicht nur da!

Die männlichen Wesen zu vor? Hm, der eine hat nie was davon erfahren und dem zweiten war es herzlich egal.

Eins steht doch aber fest: Produktiv ist das Schreiben allemal!



Nycra

Okay, mein Vater hat immer gesagt: Kind, schreiben ist eine brotlose Kunst.

Gehindert hat mich das aber nie. Ich erinnere mich an Ferien, wo ich den ganzen Tag über meinen Blöcken gesessen und geschrieben habe. Aber das lag wohl auch daran, dass meine ältere Schwester ebenfalls eine Schreiberin ist, durch sie bin ich ja erst dazu gekommen. Witzig fand ich, dass meine Großmutter väterlicherseits mir irgendwann mal verraten hat, dass mein Papa auch ein begnadeter Geschichtenschreiber war... vermutlich haben ihre Schläge ihr das ausgetrieben, aber das gehört hier nicht her.

Mein Menne respektiert mein Schreiben. Okay, er erhofft sich meinen Durchbruch, damit er irgendwann daheimbleiben und nur noch am Haus werkeln oder sich um seine Modellbauarbeit kümmern kann  ;D . Aber das ist okay. Er liest nicht, was ich schreibe, ganz einfach, weil er total ungern liest. Das hat nix mit mir zu tun. Aber ich bastel auch nicht an kleinen Motorbooten oder -autos rum. Jedem das Seine. So hängen wir nicht ständig aufeinander und haben trotzdem Spaß zusammen. Wir sind die sprichwörtlichen Gegensätze, die sich anziehen  :knuddel:


Ich wäre auch gar nicht mehr mit ihm zusammen, wenn er meine Schreiberei schlecht machen würde. Der Mauerer hat in der Wand ein Loch gelassen, dass er dann gerne benutzen dürfte...

Gruß

Nycra

Judith

Dass Schreiben nicht produktiv wäre, konnte ich mir auch schon von diversen Seiten anhören. Nicht von meinem Ex-Freund, der hat selbst geschrieben (sehr praktisch sowas  ;D ).
Aber die Aussage an sich ist ... seltsam. Wie bewertet man denn die Produktivität von Hobbys (immerhin schreiben die wenigsten von uns hier haupberuflich)? Oder: Müssen Hobbys denn produktiv sein? Und ist Schreiben da nicht viel produktiver als fernsehen, Briefmarken sammeln oder Computer spielen?

Und dann die Aussage von Gwees Freund: Zeitverschwendung. Uff. Auch da stellt sich wieder die Frage, ob man nicht alle Hobbys theoretisch als Zeitverschwendung betrachten könnte. Wird Schreiben erst dann zu einer "sinnvollen" Tätigkeit, wenn am Ende eine Veröffentlichung steht?
Meiner Ansicht nach nicht. Wie Aryana sagt: Beim Schreiben kommt immer etwas dabei heraus, und wenn es nur für die Schublade ist.

Kuddel

Ich denke auch nicht, dass Schreiben unproduktiv wäre. Allein die Gedanken, die wir uns machen, die Recherche, die wir unternehmen. Es mehrt das Wissen in uns und bietet jedem Schreiberling ganze Welten zu erschaffen. Da sag mal einer, das sei unproduktiv.

Außerdem, Gwee: Dein Freund soll mal Markus Heitz oder Bernhard Hennen ins Gesicht sagen, dass sie unproduktiv wären. Schließlich schreiben die jeden Tag und erfreuen damit so manches Leserherz.

Mein Mann ist auch nicht unbedingt begeistert, dass ich so viel Zeit mit dem Schreiben verbringe, aber er unterstützt mich, wo er nur kann. Und nimmt es mir nicht übel, wenn er mich mal einen Abend gar nicht zu Gesicht bekommt.  ;) Außerdem liest er meine Bücher immer gerne Korrektur.

Liebe Grüße,
Kuddel
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Cherubim

Ja die seltsamen Gesichter der Leute, wenn man ihnen erzählt dass man schreibt, kenne ich auch. Bei Bekannten ist es mir mittlerweile egal bzw. ich erzähle es ihnen einfach gar nicht.
Meine Freunde binde ich einfach mit ein. Ich schreibe einen Rund-Sms mit einer Frage und bekommen mittlerweile wirklich gute Antworten.  :D

Mein Mann ist da wirklich super. Er liest zwar nicht alles was ich schreibe. (Ist absolut ok. Ich weiß, es ist einfach nicht sein Thema.) Aber er hört mir immer zu und versucht mich zu unterstützen. Abends im Bett überleben wir oft gemeinsame Lösungen. Er ist dabei eher rationaler als ich und kann mich so darauf hinweisen, wenn ich zu sehr abhebe oder komplex werde, dass es kein Leser mehr nachvollziehen könnte.

Er selbst hat auch mehrere Hobbys die im wichtig sind, so hat er auch Verständnis für meines.
Ja er ist ein Schatz.  :knuddel: Das musste einfach mal raus.

Ich glaube es wurde schon öfter gesagt, der Partner muss nicht der glühenster Fan sein, aber respektieren muss er das Schreiben. Schon allein weil es einem wichtig ist und wie kann man seinen Partner respektieren, wenn man ablehnt was diesem wichtig ist.

Ary

Ich vermute mal, dass viele, die *sagen*, schreiben sei unproduktiv, damit *meinen*, dass schreiben eine brotlose Kunst ist, man damit also nur schwerlich Geld verdienen kann.
Okay, das mag sein - aber da ich beim schreiben ja etwas produziere, finde ich es immer noch produktiv, nur eben nicht in dem Sinne, dass man damit reich werden kann. Es sei denn, man schafft es, zu einer zweiten Rowling zu werden.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Kuddel

Zitat von: Cherubim am 13. April 2010, 11:21:26
Abends im Bett überleben wir oft gemeinsame Lösungen.

Wie heftig diskutiert ihr denn die verschiedenen Lösungen? :o  ;D

Zitat von: Aryana am 13. April 2010, 11:33:32
Ich vermute mal, dass viele, die *sagen*, schreiben sei unproduktiv, damit *meinen*, dass schreiben eine brotlose Kunst ist, man damit also nur schwerlich Geld verdienen kann.
Okay, das mag sein - aber da ich beim schreiben ja etwas produziere, finde ich es immer noch produktiv, nur eben nicht in dem Sinne, dass man damit reich werden kann. Es sei denn, man schafft es, zu einer zweiten Rowling zu werden.
Ja, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch sehr gering. Da nützt es mehr, sich nach und nach einen gewissen Leserkreis aufzubauen.
Und eine brotlose Kunst ist es nur in der materiellen Welt. Wäre die Erde eine geistige Welt, wären wir reicher, als so mancher Manager.  ;)
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Tokanda

Für mich ist das Schreiben mittlerweile unbezahlbar geworden. Zum einen, weil die Zeit, die ich mir dafür nehme, wirklich mir gehört. Keine Projekte oder sonstige Verpflichtungen, während ich an meinen Geschichten werkle.
Zum anderen bekomme ich durch die Konzentration auf Plot und Text auch ganz viel zurück, nämlich Zufriedenheit. Ein tolles Geführ, das in meinem Arbeitsalltag nicht oft Platz hat. Die einzelnen Projekte folgen meist viel zu schnell aufeinander, als dass man sich groß über den Abschluss eines bestimmten Projekts freuen könnte.


Um den Bogen zu schlagen, ich persönlich halte Schreiben für unheimlich produktiv, da es mir einfach gut tut. Man könnte sagen, ich "produziere" quasi dabei jede Menge Endorphine und mein Laptop ist die "Produktionsstätte".  ;D