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Wie böse darf ein Ende sein?

Begonnen von Thrawn, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Manja_Bindig

Gute Enden haben schon manche gute Geschichte verdorben... wobei "gut" für mich heißt, dass der Evil Overlord tot ist und der Rest geläutert. Und natürlich leben alle Helden. ALLE. Auch Boromir. Und auch Theoden. Und Gollum wird wieder zum netten Smeagol.
Und alle sind glücklich und feiern mit Erbeer-Sahne-Torte ein Riesenfest.
DAS ist ein reines Happy End (und jetzt entschuldigt, mir wird da grad sehr übel *Keramikgott anbeten geh*)

Alles andere spielt in ein bittersüßes ende hinein - mal mehr, mal weniger.
Ich mag es, wenn es mehr hineinspielt.

Kalderon

Ich bevorzuge es, wenn es realistisch bleibt. Man muss nicht absichtlich ein schlechtes oder gutes Ende vorbestimmen, wenn es gar nicht passt. Aber wenn die Logik es hergibt, dann muss man eben zwischen Happy End und Bad End entscheiden, oder ein Zwischending finden, oder den Schluss offen lassen.

Nur weil der Leser gerne ein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende haben will, werde ich bestimmt nicht meine Geschichte, die so negativ ist, dass sie wahrscheinlich sowieso kaum jemand lesen will, ganz am Schluss noch in eine Blümchenwiese verwandeln. Soetwas kann man wirklich nicht verlangen.

Manja_Bindig

Und der Leser wird es dir außerdem nciht danken, wenn du das machst.

silsi

Also ich mag's, wenn "Das Gute" siegt. Dabei kann ruhig auch "Der/Die Gute" sterben. Aber das Prinzip soll überleben.

Ich mag Geschichten, die Hoffnung machen. Schlechte Laune gibt's schon genug. Außerdem finde ich es viel leichter, düstere Sachen zu fabrizieren als überzeugend vom Schönen, Guten und Lichten zu schreiben. Auch ein düsteres Ende kann schlecht, platt und langweilig sein - es läßt sich nur besser als "gesellschaftskritisch" oder "intellektuell" tarnen.

Eines meiner Lieblingsbücher "Veronika beschließt zu sterben" ist trotz des Titels eines de positivsten Bücher, die ich kenne. Ist es nicht toll, wenn man von sich behaupten kann, dass man mit seiner Geschichte anderen Leuten ein gutes Gefühl geschenkt hat?


Papiervogel

Du nimmst mir die Worte aus der Tastatur!! :)

Maja

Ja, Veronika ist ein großartiges Buch. Hat mir mal beinahe das Leben gerettet.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kalderon

Zitat von: Maja am 21. Juli 2006, 12:08:40
Ja, Veronika ist ein großartiges Buch. Hat mir mal beinahe das Leben gerettet.

Du lebst doch noch! ???

Manja_Bindig

Eben Kalderon...

zu Stefanies Post:
Das Gute Prinzip bleibt auch bei mir immer am Leben.
Aber wer sagt, dass meine Hautfigur das "gute Prinzip" lebt? ;) *Shia tätschel*

Maja

Ich habe eine Geschichte, Seelenfeuer, bei der der Held so sehr seiner eigenen Macht verfällt, daß er am Ende die Welt und sich selbst vernichtet. Aber man kann nicht sagen, daß er auf Seite des Bösen steht - er steht so sehr auf seiner eigenen Seite, daß für Gut oder Böse kein Platz mehr ist. Die allerwenigsten streiten für das Böse. Aber Eigensucht und Gleichgültigkeit können schlimmere Folgen haben.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Arielen

Klar dürfen Geschichten Böse ausgehen, das frustriert dann zwar die Happy-End fans, aber wenn es wie in den teilweise erwähnten Beispielen passt, warum nicht. Jede Geschichte verdient das Ende, das zu ihr passt und kein total verkrampftes Hinbiegen. Die meisten sind heute auch zufrieden, wenn wenigstens irgendwo Hoffnung ist. Sprich, etwas haben die Helden erreicht, die Welt/das Land liegen dennoch in Trümmern. Aber man kann sie wieder aufbauen, auch wenn es Generationen dauert. DAS hat die Weltgeschichte bisher vorgemacht.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Steffi

Ich habe letztens eine Geschichte gelesen (zugegeben eine Fanfiction, aber die Qualität war hervorragend und ich wünschte, ich könnte annähernd so gut schreiben), in denen ein ziemlich kaputter und körperlich kranker Charakter (dem man nichts mehr als das Leben gewünscht hat)  nach einem kurzen Hoffnungsstrahl, der so über den Himmel zog, doch noch zum Schluss gestorben ist.  Er hatte es nicht verdient zu sterben und ich hatte bis zum Ende mitgezittert, dass er es doch noch schafft - und trotzdem war das Ende eher schön als traurig. Er ging in Frieden, und war nicht wirklich fort weil er in den Leben vieler Menschen eine Spur hinterlassen hatte. Ich glaube ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mich das Ende einer Geschichte noch nie so tief berührt hat.

Also war es ein böses Ende. Nur eben nicht :)
Sic parvis magna

Arielen

Zitat von: Steffi am 21. Juli 2006, 22:54:39
Ich habe letztens eine Geschichte gelesen (zugegeben eine Fanfiction, aber die Qualität war hervorragend und ich wünschte, ich könnte annähernd so gut schreiben), in denen ein ziemlich kaputter und körperlich kranker Charakter (dem man nichts mehr als das Leben gewünscht hat)  nach einem kurzen Hoffnungsstrahl, der so über den Himmel zog, doch noch zum Schluss gestorben ist.  Er hatte es nicht verdient zu sterben und ich hatte bis zum Ende mitgezittert, dass er es doch noch schafft - und trotzdem war das Ende eher schön als traurig. Er ging in Frieden, und war nicht wirklich fort weil er in den Leben vieler Menschen eine Spur hinterlassen hatte. Ich glaube ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mich das Ende einer Geschichte noch nie so tief berührt hat.

Also war es ein böses Ende. Nur eben nicht :)

vielleicht für manche, aber nicht für die Geschichte. Was "böse" ist müßten wir eh definieren. Oder hier ist vielleicht auch der Begriff "Negativ" sinnvoller.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Rei

Stimmt, ich hätte besser "negativ" als "böse" in den Titel geschrieben, da "negativ" wirklich der sinnvollerer Begriff ist. Und er entspricht auch mehr dem, was ich eigentlich gemeint habe.

Aber inzwischen habe ich mich damit angefreundet, daß die ersten Bände negativ enden. Vielleicht muß erstmal was Schlimmes passieren, damit ich dann mit dem Guten weitermachen kann. Ich denke, das gibt doch dann auch wieder Hoffnung...  :vibes:

Arielen

Das ist ja meistens so. Schau dir doch mal viele Filme oder Trilogien an. Zunächst scheint alles verloren und die negative Seite scheint zu siegen, dann aber plötzlich taucht der Hoffnungsstrahl auf, der alles zum Guten wendet. Das ist auch ein klassiches Motiv.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Lastalda

Wobei ich es wirklich auf den Tod nicht ausstehen kann, wenn sich dann tatsächlich ALLES zum Guten wendet...
Ja, ein bisschen Hoffnung, irgendetwas Positives, muss am Ende schon bleiben. Aber auch irgendwas Negatives. In welche Richtung das ganze dann ausschlägt, entscheidet die Geschichte. 

Ich finde es gar nicht schlimm, wenn die Helden am Ende eben nicht das erreichen, wofür sie gekämpft haben. So viel Leid, und alles umsonst... ja, das ist bitter, das tut weh. Aber solange ein Fünkchen Hoffnung bleibt, kann das durchaus passend sein. :)