• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Dreiecksbeziehungen

Begonnen von Herbstblatt, 20. September 2020, 20:38:31

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Herbstblatt

 Was haltet ihr von Dreiecksbeziehungen in Romanen? Damit meine ich, eine Charakter steht zwischen zwei Love Interests, also keine offene Beziehung oder so etwas in die Richtung. Lest ihr so etwas gern? Fügt ihr in euren eigenen Geschichten ein Love Triangle ein?

Ich persönlich mag so etwas weniger, aber ich stör mich nicht so daran, dass ich das Buch zur Seite legen würde. Ich hab nur wenige Romane gelesen, in denen eine Dreiecksbeziehung vorkommt, und in den paar ist die dritte Partei immer leer ausgegangen, hm. :-[
Wie seht ihr solche Fälle? Ist so etwas für einen Leser unbefriedigend?

Araluen

Also Beziehungsdreiecke sind mir schon häufiger über den Weg gelaufen, meist im Jugendbuchbereich. Angefangen bei der Bis(s) Reihe, über Panem, die Bestimmung, Vampire Diaries, Witches of Eastend und wenn ich länger nachdenke, fallen mir noch mehr ein. So ein Dreieck erzeugt natürlich Spannung, folgt aber soweit ich das beurteilen kann oft den immer selben Regeln. Der Edgy Typ, den Protaline (meist ist es eine Protaline in der Mitte, aber auch andere Konstellationen sind möglich) am Anfang kennen lernt, ist am Ende ihre einzig wahre Liebe. Der liebe Softy zwischendrin ist schlussendlich entweder nicht das Wahre oder ein ganz fieser Hund. Das heißt aber nicht, dass es gut gemacht sein kann.

Ein Ausschlusskriterium beim Lesen ist das Dreieck für mich nicht, auch wenn es in der Regel mindestens einem Twist den Wind aus den Segeln nimmt für mich. Das hindert mich aber nciht daran, mich auch einmal daran zu versuchen ;) In meinem Fall mit einem männlichen Prota in der Mitte und zwei hübschen Frauen in den Ecken. Am Ende kriegen alle, was sie wollen. Er seine Frau fürs Leben, eine ihren Mann fürs Leben und die andere erfüllt ihre Bestimmung und erreicht damit ihr Plotziel.

Unbefriedigend finde ich es nicht, wenn der Verlierer leer ausgeht, was aber meist daran liegt, dass solche Dreiecksgeschichten aus Sicht des Protas in der Mitte erzählt werden und man so die Gefühlswelt der anderen Beteiligten recht zügig wieder ausblenden kann.

Shin

Ich bin meistens kein großer Fan von "ich mag beide, für wen soll ich mich entscheiden"-Dreiecksbeziehungen. Vor allem nicht, wenn das der Hauptplot ist und nicht viel anderes passiert.

Aber drei Personen in einer Beziehung? Dafür bin ich immer zu haben.
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Yamuri

Ich finde das immer sehr unbefriedigend, wenn einer leer ausgeht. Wenn schon Liebe im Vordergrund steht, dann soll auch jeder, der sich jemanden wünscht, am Ende jemanden abbekommen, der/die zu ihm/ihr passt.  :bittebittebitte: Wenn am Ende eine richtige Dreierbeziehung entsteht ist das was andres, dann wäre es okay. Aber ich mag das Beziehung Thema in Büchern generell weniger als Fokus.
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

PinkPuma

Zitat von: Shin am 20. September 2020, 21:11:30
Ich bin meistens kein großer Fan von "ich mag beide, für wen soll ich mich entscheiden"-Dreiecksbeziehungen. Vor allem nicht, wenn das der Hauptplot ist und nicht viel anderes passiert.

Aber drei Personen in einer Beziehung? Dafür bin ich immer zu haben.
Geht mir ähnlich.
Beziehungsdramen, die sich nur um das ,,für wen soll ich mich entscheiden" drehen, können mich in aller Regel nicht überzeugen.
Gut gemachte Threesomes hingegen lese (und schreibe) ich sehr gerne. Sowohl Beziehungen, in denen alle drei zusammen sind als auch solche, in denen nur einer zwei Partner*innen hat.

Asterya

Ich mag es nicht mehr, wenn es die Dreiecksbeziehung das vordergründige Thema eines Buchs ist, aber als Subplot würde es mich nicht stören.
Was ich allerdings blöd finde, ist, wenn von Anfang an klar ist, wer am Ende zusammenkommen wird und die andere Person nur eine "Ablenkung" ist. Alle Figuren sollten auch außerhalb des Beziehungsdreiecks eine Rolle in der Geschichte haben, sie sollten eigene Ziele verfolgen und nicht nur über die Liebe zu jemandem definiert sein. Dann kann es auch für die Figur, die am Ende leer ausgeht, was die Beziehung angeht, noch ein gutes Ende geben, wenn ein anderes Ziel erreicht wird. So etwas mag ich dann wieder.
Was mich auch extrem stört ist, wenn eine der Figuren nur als negativ dargestellt wird, um die andere Figur aufzuwerten oder die Figur, die nicht "auserwählt" wird, am Ende von der Figur, die sich entscheiden musste, nur noch schlecht dargestellt wird.
Was ich gerne mal lesen würde, ist, wenn sich eine tatsächliche Dreierbeziehung ergibt, ich kann mich gerade aber glaube ich an kein Buch erinnern, in dem ich das schonmal gesehen habe.
Auch finde ich es schön, wenn sich die "Konkurrent*innen" gegenseitig respektieren. Man kann jemanden ja trotzdem nicht mögen, ohne die Person direkt total abzuwerten.
You wake up every morning to fight the same demons that left you so tired the night before. And that, my love, is bravery.

PinkPuma

Das sind wichtige Punkte, wie ich finde, @Asterya  :) Wenn es um die Entscheidung zwischen zwei Love Interests geht, dann will ich als Leserin auch bis zum Schluss mitfiebern können, wer es wird. Was bedeutet, dass die beiden ,,Konkurrenten" (blödes Wort in dem Kontext) ebenbürtig sein sollten, beide ihre Stärken und Schwächen haben sollten und beide das Gefühl erwecken, als könnten sie die richtige Wahl sein.
Das fand ich tatsächlich in Bernhard Hennens ,,Die Elfen" sehr schön. Da war mir bis kurz vor Schluss nicht ganz klar, ob Noroelle (hieß sie so?) sich für Farodin oder Nuramon entscheiden würde. Mir als Leserin hätten beide Entscheidungen begabt. Und dass die beiden einander trotz der ,,Konkurrenz" auf Augenhöhe begegnen konnten, war quasi das i-Tüpfelchen. :)

Zitat von: Asterya am 20. September 2020, 22:26:02
Was ich gerne mal lesen würde, ist, wenn sich eine tatsächliche Dreierbeziehung ergibt, ich kann mich gerade aber glaube ich an kein Buch erinnern, in dem ich das schonmal gesehen habe.
Im M/M-Romance-Bereich gibt es einige solche Romane. Ich hab selbst einen solchen veröffentlicht. Aber das sind eben dann auch Romances, in denen die Dreierbeziehung der Hauptplot ist.
Was mich tatsächlich interessieren würde, ist, ob es Fantasyromane gibt, in denen das thematisiert wird? :hmmm:

Barra

#7
Was @Shin sagt, sagt mir zu.  :psssst:
Und @Asterya wenn du mal eins (normaler Fantasy-Bereich) findest, sag mir Bescheid.
@PinkPuma die Drei anhimmel* Ja, wird eher wenig beachtet die Möglichkeit. Manchmal finden sich so Hinweise am Rand bei Nebenfiguren, selten beim Protagonisten.

"Dreiecksbeziehungen" sind in sofern echt irreführend. Ich würde da jetzt auch auf etwas polyamouröses hoffen und bin immer echt bitter enttäuscht,wenn die ausgelutschte "Entweder-Oder" Frage kommt. In meinem Kopf springt dann Susi an: "So mein/e liebe/r Prota wer darf es sein Kandidat A der Klischee-BadBoy, oder Kandidat B der Softy...." :lehrer:
Weniger Dreieck mehr ein Punkt zwei Linien.

Ich bin eine derjenigen die schnell die Augen rollt. Och ich schreib das eher gleich so: Im realen Leben läuft das folgendermaßen, wenn Lieschen in der 9.Klasse den Benny aus der Parallelklasse und den Steff aus der Oberstufe anhimmelt: Sie kriegt keinen, eher noch bleibt sie am Ende bei ihrem besten Freund hängen, der eh schon seit der Grundschule beschlossen hatte, sie mal zu heiraten. Und wenn mich's echt fuchst, dann werden einfach alle suspects aus der Gleichung gestrichen und wie es eben am realsten ist: Sie wartet bis nach ihrem Abschluss und oder findet kurz vorher jemanden outside the box, den sie mit zum Ball bringt.

(Entschuldigt, ich schau zu viele Serien im Moment im O-Ton, Anglizismen everywhere-beware.)

Nachtrag: Es ist aber auch nicht leicht über echte "Dreier" zu schreiben, wenn man da selbst keinen Bezug zu hat.
Also: Ist kein Wunder, dass es kaum einer schreibt, weil es nicht viele leben und wenn nicht groß drüber schreiben.

Alia

#8
Ich hab das mit einer Liebesgeschichte zu dritt ausprobiert. Ein "echter" Dreier also und kein eine Frau steht zwischen zwei Männern. Alle, die mir tatsächliches Feedback gegeben haben, sind begeistert. Und dann gibt es noch die anonymen 3* Bewerter.  :rofl: Getraut zu sagen, dass die Konstellation einer echten Triade doof ist, hat sich (bislang) noch niemand. Mit dem Ende scheinen meine Leser alle glücklich zu sein und ich hoffe, dass es nicht total vorhersehbar ist.
Ich habe das Buch aus drei Ich-Perspektiven geschrieben. Anfangs habe ich da ziemlich mit gehadert, aber ich glaube, dass es so genau richtig geworden ist. (Falls wer lesen möchte, gern PM - ist allerdings nur "normale" Romance und keine Fantasy)

KaPunkt

Zitat von: Asterya am 20. September 2020, 22:26:02
Was ich gerne mal lesen würde, ist, wenn sich eine tatsächliche Dreierbeziehung ergibt, ich kann mich gerade aber glaube ich an kein Buch erinnern, in dem ich das schonmal gesehen habe.
Ich habe letztens erst ein Buch gelesen, dass die Dreiecksbeziehung genau so aufgelöst hat und mir sehr gut gefiel. Also wirklich sehr gut. Titel:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Ich persönlich akzeptiere Romance Plots, wenn sie in der Geschichte stecken, aber es ist nur selten ein Plotstrang, der mich wirklich mitfiebern lässt. Deshalb halte ich mich aus dieser Diskussion ansonsten raus.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Alys

Ich finde solche Dreiecksbeziehungen vor allem dann nervig wenn, wie schon einige oben geschrieben haben, von Anfang an klar ist mit wem der*die Protagonist*in zusammenkommen wird, und die dritte Person nur als Ablenkung benutzt wird. Und im schlimmsten Fall noch dazu so negativ überzeichnet wird, dass es nur noch plump ist.

Wenn dagegen nach der Auflösung des Dilemmas eine der drei Personen "leer ausgeht", dann stört mich das weniger. Das ist nur realistisch. Eine vierte Person, die plötzlich am Ende als deus ex machina auftritt, nur damit die verschmähte dritte Person auch noch ganz schnell ein Happy End bekommt ... bah. Das funktioniert nur bei Shakespeare, und schon da darf man es nur augenzwinkernd akzeptieren.

Wenn sich eine echte Dreierbeziehung entwickelt, dann finde ich das auch ziemlich cool. Allerdings muss man da ehrlicherweise sagen, dass der Markt für solche Geschichten wahrscheinlich nicht sehr groß ist. Umso toller ist es, wenn sich jemand traut, das zu schreiben.
Always avoid alliteration.

Trippelschritt

Ich mag Dreiecksbeziehungen, weil sie einer Geschichte viel Pfeffer geben können. Als Zentralthema fehlt ihr aber oft die Tiefe, die gern in einer Geschichte habe.

Pintana

Geschrieben habe ich sowas auch schon. Einmal im Fantasy-Bereich, da hat sie sich quasi grade neu verliebt und dann ist der Ex wieder aufgetaucht. Da war das aber nötig, damit Fräulein Prota bis zum Ende mental an einem Stück bleibt. Die Figuren war alle ziemlich kaputt und haben quasi nur zu dritt wie eine Person funktioniert. Entscheiden musste sie sich dann nicht. Einer der beiden Trottel opfert sich für sie. Idiot ::)

Und einmal als Lovestory, da aber nur, weil s da grade eh Trend war und das so sein musste (und auch da war der zweite eigentlich der Antagonist), verkauft hat sich s zwar ganz gut, die Leser fanden's toll, platt war's trotzdem  :rofl:

Also: wenn Dreiecksbeziehung im Sinne von zwischen zwei "Optionen" stehen, dann muss das schon Sinn machen und darf für mich nicht der gesamte Plot bzw. nur zum Selbstzweck so sein.

Marius

Tendenziell reagiere ich als Leser negativ darauf. Vielleicht liegt es daran, dass Dreiecksbeziehungen nicht leicht zu schreiben sind und ich viel, viel, viel zu viel Fanfiktion gelesen habe.

Ähnliches gilt natürlich für Dreier-Beziehungen. Damit mich das überzeugt, möchte ich dann schon Beziehungsprobleme a lá: Ich hab das Gefühl, du beachtest X (im Bett) grad viel mehr als mich. Oder: "Ihr zwei macht so viel mehr zusammen!" Handwaving von solchen Problemen haut mich aus der Geschichte raus, zumindest wenn die Beziehung Fokus der Geschichte ist und nicht nur in einem Halbsatz erwähnt wird.

Vielleicht bin ich da zu zynisch, aber Menschen allgemein fällt es doch schon schwer genug, eine erfolgreiche Beziehung mit einem Partner zu führen, ein zweiter ist doch viel zu viel verlangt.  :gähn:
Das ganze gilt natürlich nicht für Phantastische Wesen, die nicht einfach nur grün angemalte Menschen sind.

Es ist für mich allerdings kein Grund, das Buch beiseite zu legen, solange es nicht ausschließlicher Fokus der Geschichte ist (habe mich deswegen auch durch Twilight gekämpft, auch wenn es völlig klar war, dass Bella niemals Jakob wählen würde.)

PinkPuma

Zitat von: Marius am 21. September 2020, 19:14:28
Vielleicht bin ich da zu zynisch, aber Menschen allgemein fällt es doch schon schwer genug, eine erfolgreiche Beziehung mit einem Partner zu führen, ein zweiter ist doch viel zu viel verlangt.  :gähn:
Sehe ich überhaupt nicht so. Ich kenne genügend polyamore Beziehungen, die wunderbar funktionieren - besser als so manche Paarbeziehung.